02
Okt 2012

Dying is easy, comedy is hard: Dirk Bach, du wurdest noch gebraucht!

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich kannte Dirk Bach nicht, hatte in meinen 20 Jahren in der Branche auch keinen peripheren Kontakt zu dem Schauspieler und Comedian, der gestern im Alter von 51 Jahren überraschen verstorben ist.

Es liegt nicht daran, dass ich es nicht versucht hätte.

Dying is easy, comedy is hard, sagt man. Darum scheitern auch viele große Schauspieler, wenn sie rollen-untypisch komisch sein sollen. Andersrum wird leichter ein Schuh draus: in vielen Komikern schlummert erstaunliches dramatisches Talent. Bei Dirk Bach sowieso, der hat ja weltweit Theater gespielt.

Und genau daher kam mein Idee, das Image des “lustigen schwulen Dicken” zu konterkarieren, in dem ich ihm eine Rolle auf den Leib schreibe, in der er das genaue Gegenteil ist: ein introvertierter Feingeist mit bestem Geschmack, der Lärm hasst und knallige Farben. Ich skizzierte das Konzept für eine Krimiserie mit dem Titel “Detektei Voss & Schlichting”, genau abgestimmt auf Bach und seine Persona.

Das war 2007.

Ich kontaktierte die Pro GmbH, eine Produktionsfirma von Alfred Biolek, die auch das Künstlermanagement von Dirk Bach übernommen hatte. Mit einem Producer traf ich mich dann hier vor Ort im Starbucks auf der Leopoldstraße. Ich erklärte ihm meinen Plan, Dirk Bach eine Krimiserie auf den Leib zu schneidern, die ihm die Möglichkeit geben sollte, seine Bandbreite im Fernsehen zu erweitern. Tatsächlich war es angeblich genau das, was Bach auch vorschwebte.

Ich reichte in der Woche darauf ein kurzes “pitch paper” bei der Pro GmbH ein, damit Bach & Konsorten etwas “schwarz auf weiß” hatten. Das Feedback war sehr positiv, Bach (dem Hörensagen nach) sehr angetan von der Idee und dem Konzept.

Allein, es sollte nicht sein: Das “Dschungelcamp” und diverse Bühnen- und Hörbuch-Engagements nahmen Bach immer stärker in Beschlag und die Pro GmbH ging 2010 in die Insolvenz. “Voss & Schlichting” fiel durch die Ritzen. Weil das Konzept maßgeschneidert war, machte ich mir auch nie die Mühe, es anderswo (oder für anderswen) zu präsentieren.

Und nun ist Dirk Bach tot. Schade.

Zumindest kann ich euch noch das allererste “pitch paper” präsentieren, das ich vor fünf Jahren für “Voss & Schlichting” verfasst habe. Später habe ich das Konzept noch einmal überarbeitet, weil ich die Figur Schlichting etwas zu simpel fand. Aus ihm wurde dann ein abgehalfterter Soap-Schönling, den Voss à la “Remington Steele” anstellt, weil ihn als “kleiner Dicker” keiner ernst nimmt. Zu dumm nur, dass Schlichting gefallen daran findet, auch im echten Leben den harten Detektiv zu spielen…

.

Detektei

Voss & Schlichting

Mord ist (k)eine Kunst

Tagline

Düsseldorf: „Monk“ meets „Kottan ermittelt“ zwischen Königsallee und Altstadt

Pitch

Detektei Voss & Schlichting“ ist eine amüsante Krimiserie mit ungewöhnlichen und widersprüchlichen Charakteren, die viel Reibungsfläche und Platz für Situationskomik bieten, ohne jemals den Ernst der Ermittlungen zu hintertreiben. Die Hauptstadt am Rhein ist die ideale Kulisse für unsere beiden Spürnasen, denn sie repräsentieren die beiden typischsten Seiten Düsseldorfs: Ex-Polizist Jürgen Schlichting steht für die rheinische Lässigkeit und die Vorliebe für Altbier und Fortuna Düsseldorf. Bestsellerautor Benjamin Voss hingegen fühlt sich zwischen Opernhaus und Kunstsammlung NRW wohl und trinkt im Sommer seinen Champagner auf der Kö.

Auch privat könnten Voss und Schlichting verschiedener nicht sein, und in jeder Episode kollidieren ihre Vorstellungen davon, was „normal“ ist. Dabei scheint Voss meist die schlechteren Karten zu haben, ist er als exzentrischer Krimiautor doch relativ weit vom Alltag der „kleinen Leute“ entfernt. Doch Jürgen Schlichting lernt schnell, dass man Voss nicht unterschätzen darf – zu einem scharfen Verstand gesellt sich bei ihm ein gewisser einfühlsamer Charme, der mehr Türen öffnet als die groben Sohlen von Schlichtings klobigen Schuhen.

Schlichting und Voss sind zwei, die sich über gar nichts einig sind – die Wahl des Radiosenders im Auto ist ebenso Anlass zu großen Debatten wie die richtige Anlaufstelle für den Snack zwischendurch. Wenn Voss in Schlichtings vollgemüllten Wagen steigt, bringt er seinen Krümelsauger mit.

Voss & Schlichting“ ist KEINE High Tech/American Style/Adrenalin-Serie im Stile von „CSI“ oder „Post Mortem“. Die Fälle sind spannend, werden aber nicht minutiös ausgeschlachtet. Man kommt an den Ton der Serie eher heran, wenn man an eine Krimivariante von „Edel &Starck“ denkt. Zusätzlich zu den in sich geschlossenen Fällen der Woche werden private Handlungsstränge der Hauptfiguren über die Staffel hinweg weiter entwickelt, mit ganz eigenen Highlights und Showdowns…

Setup

Der kultivierte und etwas verschrobene Benjamin Voss ist ein erfolgreicher Krimi-Autor der ganz edlen Sorte – doch er hat seit vier Jahren keinen neuen „Kommissar Sanftleben“-Roman mehr geschrieben (den genauen Grund dafür erfahren wir im Laufe der Serie). Der Verlag sitzt ihm im Nacken und heuert die resolute Alida Fürst an, um als Voss’ Assistentin ein Auge auf den wertvollen Zeilenmetz zu haben.

Der raubeinige Jürgen Schlichting ist ein kleiner Privatdetektiv mit einer guten Nase, aber einem ganz schlechten Ruf – weshalb er auch Schulden hat und keine Putzfrau für seine herunter gekommene Detektei in einem Hinterhof in Gerresheim. Auch an der „Privatfront“ hat Schlichting Probleme: Seine langjährige Lebensgefährtin Vanessa Stern hat ihn vor die Tür gesetzt und das Besuchsrecht für die gemeinsame Tochter Sariah ist noch nicht ausbaldowert.

Voss und Schlichting sind Männer, deren Wege sich nie kreuzen würden – und wenn sie es täten, gäbe es nur Ärger. Aber eine Mordserie an reichen Industriellen beherrscht die Schlagzeilen der Hauptstadt am Rhein. Jedes der Opfer wurde in Altbier ertränkt (eine Leiche wird im Fass entdeckt). Voss erkennt, dass der Modus Operandi des Täters aus seinem zehn Jahre alten Bestseller „Dunkles Wasser“ stammt. Doch die Polizei glaubt ihm kein Wort, hält ihn für einen publicity-süchtigen Schmierenschreiber. Daraufhin heuert Voss ausgerechnet den windigen Schlichting an. Warum Voss nicht einfach selber recherchiert, stellt Schlichting fest, als sie in die Nähe der ersten Leiche kommen: Der Krimiautor wird ohnmächtig. Blut kann er gar nicht ab. Und dennoch: Sein herausragendes Allgemeinwissen und sein exzellenter Geschmack lassen ihn Spuren finden, wo selbst die Spezialisten versagen.

Es gelingt dem ungleichen Paar, einen Pharma-Referenten als den Serienkiller zu entlarven – doch dabei gerät Schlichting selber in die Falle. Ausgerechnet der überforderte Benjamin Voss muss erkennen, dass sich die schriftstellerische Theorie nicht immer in die kriminalistische Praxis übertragen lässt. Doch er kann über seinen Schatten springen und gemeinsam mit Schlichting macht er den Killer dingfest.

Damit ist der Fall abgeschlossen, und die Zusammenarbeit zwischen Voss und Schlichting eigentlich beendet. Jeder geht seine Wege – Benjamin zurück in die schöne, aber leere Villa und Jürgen zurück in seine Stammkneipe. Auch wenn es keiner von beiden zugeben will: Sie sind ein gutes Team gewesen.

Es ist Voss, der am nächsten Tag den ersten Schritt macht: Er entrümpelt die sowieso leerstehenden Räume im Erdgeschoß seiner mondänen Villa, schraubt ein Messingschild „Detektei Voss & Schlichting“ an das Tor, und schleppt den verkaterten Schlichting zur Besichtigung. Der Detektiv hat keine Ahnung, was der pummelige Schriftsteller von ihm will und Voss muss es en detail erklären: „Sie – Schlichting. Ich – Voss. Wir – eine Detektei.“

Schlichting findet die Idee natürlich Quatsch und er hält es sowieso mit Clint Eastwood: „ich arbeite allein“. Andererseits wäre es schön, mal wieder ein funktionierendes Telefon zu haben. Und keine Schulden. Er lässt sich darauf ein – „auf Probe“, wie er betont.

Und was hat Voss davon? Er kommt endlich wieder unter Menschen und findet mehr als genug Material für eine neue Krimi-Reihe. Diesmal soll der Protagonist jedoch kein ruhiger Onkel-Kommissar auf dem Land sein, sondern ein knallharter Schnüffler im Großstadt-Dschungel.

Voss und Schlichting werden das wohl ungewöhnlichste Team im Düsseldorfer Raum. Ihre Fälle haben immer eine „schräge“ Note und die Verdächtigen kommen zumeist aus den Randzonen. Und beide finden immer wieder Gründe, warum Alidas Hilfe bei den Fällen auf jeden Fall zur Autorenbetreuung von Benjamin Voss gehört…

In den folgenden Monaten stellen sie fest, dass ihre Zusammenarbeit weit über die Mordfälle hinaus funktioniert: Jürgen Schlichting hat ein Talent dafür, Voss’ nervige Assistentin (die auch immer wieder in die Fälle reinpfuscht) auf Abstand zu halten – und „Onkel Benni“ kann für Schlichting bei Vanessa und Sariah Boden gut machen. 

Dabei sind beide Männer aber immer darauf bedacht, den Schein zu wahren: Keiner würde zugeben, dass er den anderen respektiert, vielleicht sogar braucht…

Figuren

Benjamin Voss, 47: Erfolgreicher Krimiautor der „Kommissar Sanftleben“-Romane. Lebt zurückgezogen in seiner Oberkasseler Villa. Extrem kultiviert, Kunst-Mäzen und Opern-Liebhaber, wenn auch mit geheimen Freuden (seine Lieblingssendung ist die „Muppet Show“). Viele oberflächliche Bekannte in der Oberschicht von Düsseldorf, aber praktisch keine wirklichen Freunde. Hätte auch Sternekoch oder Dirigent werden können. IQ irgendwo jenseits der 180. Steckt zu Beginn der Serie in einer Schreibkrise. Fasziniert von allem, was mit Mord zu tun hat, kann allerdings kein Blut sehen (Leichen noch weniger – Schlichting muss ihm alles beschreiben). Wir werden im Laufe der Zeit herausfinden, dass ihn der gewaltsame Tod seiner geliebten Frau Sandra vor vier Jahren aus der Bahn geworfen hat. Voss hat immer ein ledernes Notizbuch dabei, um Ideen für seine Romane zu notieren. Dabei murmelt er gerne Krimi-Phrasen („Sein Gang war lässig, doch unter der Haut spielten die Muskeln eines Tigers, der zum Sprung ansetzt“), was in den meisten Fällen krass an der Wirklichkeit vorbei geht.

Benjamin Voss bewundert Jürgen Schlichting – seinen Pragmatismus, seine Männlichkeit, seine Autorität. Doch manchmal wünscht er sich, sein „Partner“ würde sich auch mal die Schuhe abputzen, bevor er Dreck in die Detektei schleift… 

Jürgen Schlichting, 42: Detektiv. Hat ungefähr die Lebenseinstellung von Schimanski, allerdings weniger erfolgreich. Seine Methoden sind rau – für jeden Mörder, den er fängt, flattert gewöhnlich eine Klage wegen Beleidigung oder Körperverletzung ins Haus, die sein Honorar auffrisst. Ein guter Tag endet für ihn mit einem Altbier und ohne die Erwähnung des Wortes „Gerichtsvollzieher“. Lebte fast 20 Jahre mit Vanessa Stern zusammen, muss nun aber mit einem miesen Apartment in Flingern vorlieb nehmen. Gibt den Plan nicht auf, Vanessa und seine Tochter Sariah zurück zu erobern – hat aber nicht die geringste Ahnung, wie das gehen soll. Schlichting hat kein Problem damit, ein T-Shirt eine Woche lang zu tragen. Wenn man Ärger hat, ist er der Kumpel, zu dem man immer gehen kann. Könnte erfolgreich sein, wenn er wenigstens ab und an mal die Spielregeln einhalten würde. No way.

Sein „Partner“ Benjamin Voss geht ihm mitunter schwer auf die Nerven, aber im Grunde genommen kann er ihn gut leiden – der permanente Verweis auf das Geld, welches Voss in die Agentur einbringt, ist nur eine faule Ausrede.

Vanessa Stern, 40: Mitinhaberin der „Schmidts Katz“, einer Derendorfer Kneipe. Hat das Gefühl, ihre besten Jahre an Jürgen Schlichting verschwendet zu haben – auch wenn die gemeinsame Tochter Sariah ihr ganzer (ebenfalls gemeinsamer) Stolz ist. Eine immer noch gutaussehende, sehr resolute Frau, die einfach nicht auf der Stelle treten will. Natürlich liebt sie Jürgen noch – aber sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als es zuzugeben. Freut sich, dass Benjamin Voss einen so positiven Einfluss auf Sariah hat.

Alida Fürst, 28: Verlagsfachfrau der Metro Publishing, abgestellt als persönliche Assistentin (und Aufpasserin) für Benjamin Voss. Sie wäre gerne taff, aber in Wirklichkeit kann sie weder mit dem Intellekt von Voss, noch mit der rüden Art von Jürgen Schlichting umgehen (den sie mehr bewundert, als sie zugeben mag). Trotzdem tut sie ihr bestes, damit Voss seinen Pflichten nachkommt, und ab und an auch mal einen Roman fertig stellt. Voss und Schlichting benutzen die junge Frau gerne als Handlanger(in), wenn es bei ihren Fällen mal eng wird. Auf diese Weise wird sie nach und nach ungewollt die Sekretärin der Detektei.

Weitere Charaktere:

  • Sariah Stern (13), die Tochter von Vanessa und Jürgen. Kommt gerade in ein ganz schwieriges Alter, mit dem Jürgen gar nicht umgehen kann. Rebelliert gegen alles und es ist Benjamin Voss, der ihr aufzeigt, wie man seine Energien in Talent umsetzt.
  • Kurt Meisel (32), Streifenpolizist. Eine ehrliche Haut, der jeden Tag auf der Bolkerstraße versucht, Düsseldorf sauber zu halten. Ohne seine Kontakte zur Szene wäre Jürgen oft aufgeschmissen. Kurt entgeht nichts.
  • Mario Quintus (36), ein ziemlich schleimiger Reporter der lokalen Tageszeitung „Blitz-Bote“. Oft genug ein Ärgernis, kann sein Einfluss aber auch von Nutzen sein – wenn der Deal stimmt. Würde zu gerne den Platz von Jürgen in Vanessas Leben einnehmen.

Das Kuriose daran: HEUTE wäre es vermutlich viel leichter, das Konzept zu verkaufen – SAT.1 versucht, den Erfolg von “Der letzte Bulle” zu wiederholen und die ARD hat für den Vorabend gleich eine ganze Reihe von “Schmunzel-Krimis” entwickeln lassen.

Ich war einfach zu früh dran – und nun ist es zu spät.



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Dietmar
Dietmar
2. Oktober, 2012 10:15

Ich habe Dirk Bachs überkandidelte Art nicht gemocht. Das hier hätte mein Bild von ihm ändern können. (“Edel & Starck” mochte ich auch eine Weile, bis das zu sehr abglitt.)

milan8888
milan8888
2. Oktober, 2012 10:16

»Schlichting hat kein Problem damit, ein T-Shirt eine Woche lang zu tragen.«

Ich glaub deswegen wollte das keiner drehen…

Der Karsten
Der Karsten
2. Oktober, 2012 11:10

»Schlichting hat kein Problem damit, ein T-Shirt eine Woche lang zu tragen.«

Klingt eher nach Thiel im Münsteraner Tatort. ^^

Die Nachricht hat mich gestern auch überrascht. Dirk Bach konnte zwar durchaus nervig sein mit seiner Art, aber bei “Frei Schnauze XXL” und “Schillerstraße” war einfach super.

Thor
Thor
2. Oktober, 2012 11:27

Hihi, ich musste gerade irgendwie dabei an “Common Law” denken, zumindestens was die Gegensätze angeht 🙂
Ich hätte es gerne gesehen.
Schade drum, aus zweierlei Sicht.

G
G
2. Oktober, 2012 11:59

Ich finde es schade, dass Dirk Bach so oft auf die Rolle des “lustigen, kleinen Dicken” reduziert worden ist. Man hat bei ihm immer wieder gemerkt, dass er durchaus auch mehr drauf hätte, aber das konnte er der breiten Masse (nein, ich meine nicht seinen Bauch) viel zu selten zeigen.

Mencken
Mencken
2. Oktober, 2012 12:39

Ich habe gerade bei Dirk Bach eigentlich immer eher gedacht, daß hier jemand ist, der eben ansonsten absolut nichts drauf hat. Seine jetzt überall erwähnte Theatererfahrung ändert an diesem Eindruck wenig, das nächste Stück hätte es ja hier im Schlossparktheater in Berlin gegeben und dort wird eigentlich immer nur “Comedy” auf unterstem Niveau für Senioren dargeboten, womit zumindest der “lustige, schwule Dicke” Dirk Bach perfekt gepasst hätte.
Wie dem auch sei, sein Image hat er ja nun wahrlich ausgiebig gepflegt und wohl auch recht gut davon gelebt, größeres Bedauern über fehlende Möglichkeiten, seine verborgenen Talente vorzuführen, will sich daher bei mir nicht wirklich einstellen.

Damit aber auch genug, immer etwas unschön, sich negativ über Verstorbene zu äußern.

heino
heino
2. Oktober, 2012 13:33

@Mencken:ich habe Dirk Bach mal anno 1994 im Theater in der Hauptrolle eines klassischen Drama-Stückes gesehen (irgendwas mit “Bürger…” im Titel), der konnte schon durchaus mehr.

Das Pitch Paper erinnert mich rehct stark an Castle, nur ein ordentlicher Beckett-Ersatz fehlt:-)

Wortvogel
Wortvogel
2. Oktober, 2012 13:34

@ Heino: Das paper ist älter als “Castle”.

heino
heino
2. Oktober, 2012 13:41

Ich hab ja auch nicht gesagt, du hättest abgeschrieben. Nur, dass es Ähnlichkeiten gibt. So wie zwischen Castle und “Auf die harte Tour”. Ist halt eine Kombination, die in ähnlicher Variante immer wieder auftaucht.

Wortvogel
Wortvogel
2. Oktober, 2012 13:48

@ heino: Ich habe auch nicht gesagt, du hättest gesagt, ich hätte gesagt… ääähhh, wie war noch mal die Frage?

Ich sah das Konzept immer näher bei “Remington Steele” und “Moonlighting”, aber ich bin auch alt.

heino
heino
2. Oktober, 2012 14:01

He, die kenn ich auch beide:-)

nulpe
nulpe
2. Oktober, 2012 14:19

Ein mensch der dich zum Lachen gebracht hat, wird niemals Sterben.
Ruhen Sie in Frieden Herr Bach.

Dr. Acula
2. Oktober, 2012 14:41

@mencken

Wobei da jetzt aber auch irgendwo wieder der Unterton mitschwingt, dass man sich in Deutschland gefälligst dafür zu entschuldigen hat, Komödie zu machen…

Mencken
Mencken
2. Oktober, 2012 15:36

@Dr. Acula: So aber bestimmt nicht gemeint. Nur für schlechte Komödie sollte man sich entschuldigen (gerne auch ausserhalb Deutschlands) und was Bach gemacht hat, würde ich nahezu ausnahmslos unter “Bodensatz” einordnen.
Wenn man sich aber schon nicht entschuldigt und das Geld und den Ruhm gerne mitnimmt, dann sollte man aber zumindest den Anstand haben, nicht noch darüber zu jammern, daß man seine tollen Fähigkeiten nie zeigen kann, weil die Masse einen ja nur in seichten Rollen sehen will (was ich Bach aber auch nicht unterstellt habe, dieses nachträgliche Bedauern kommt ja von anderen Leuten). Niemand hat Bach gezwungen die “Comedy-relief Tunte” beim Dschungelcamp zu spielen, gibt ja auch genügend Leute die dergleichen ablehnen, selbst wenn sie nicht noch “weltweite Theatererfahrung” samt diverser Alternativen haben.

Dr. Acula
2. Oktober, 2012 15:40

Es ist aber auch unfair, Bach auf sein Dschungelcamp-Engagement zu reduzieren. Der Mann machte Musical, Boulevardtheater, Drama, Hörbuchlesungen unterschiedlichster Genres, Sitcom, Sketchcomedy, Sesamstrasse…

Spandauer
Spandauer
2. Oktober, 2012 16:24

Vornweg: Mit 51 ist definitiv zu früh, Ruhe in Frieden.

Wer die Muse hat mal Wikipedia zu befragen, wird sehen wie vielfältig die Unternehmungen von Dirk Bach waren.
Wer auch noch sich die Zeit nimmt und seine Statesments zum “Dschungelcamp” zu lesen, wird merken, dass er wusste was er tat und wem er es “antat”. Aber in Dtl. gibt es ja zum Glück noch die Trennung in “E” und “U” und wehe eine(r) wechselt das Fach.

@Menken (OT)
“…Schlossparktheater in Berlin gegeben und dort wird eigentlich immer nur “Comedy” auf unterstem Niveau für Senioren…”
Herrlich! So differenziert, ohne Unterstellungen, ohne Verallgemeinerungen und ohne “persönlich” zu werden kommen nur wenig aus. Sie vergaßen noch zu erwähnen, dass Dieter Hallervorden (Palim-Palim) ja Intendant ist und Hallervordern kann ja auch “nur” “U” (ausgenommen Millionenspiel, Springteufel…).
Wer Ironie findet darf Sie behalten.

Mencken
Mencken
2. Oktober, 2012 16:34

@Dr.Acula: Warum ist das unfair? Zu Lebzeiten hat Bach sich ja auch nicht daran gestört (jedenfalls nicht genug, um dies zu ändern), daß man ihn hauptsächlich als Dschungelcamp-Moderator kannte und üblicherweise wird man nun mal für die Dinge in Erinnerung behalten, mit denen man am erfolgreichsten war.

Mencken
Mencken
2. Oktober, 2012 16:39

@Spandauer: Wo unterstelle ich den oder werde persönlich (und gegenüber wem)?

Hallervordens ernsthafte Arbeiten kenne ich auch, aber auch Hallervorden würde vermutlich sofort zugeben, daß er am Schlosspark Theater nur leichte Unterhaltung für Senioren abliefert. Wäre ja auch arg deprimierend, wenn das Schlosspark Theater tatsächlich repräsentativ für die Berliner Humorproduktion wäre.

Spandauer
Spandauer
2. Oktober, 2012 16:47

@Mencken (wird immer mehr OT, sorry)
Ich halte die Bezeichnung “Comedy auf unterstem Niveau für Senioren” schon für ziemlich “persönlich” und “unterstellt”, z.B. gegenüber den Besucher des Theaters, oder den Schauspielern.

Nachgeschoben heisst es “leichte Unterhaltung” (#18), das klingt doch schon anders als #6.

Aber von meiner Seite können wir es gerne lassen.

John
2. Oktober, 2012 17:30

Tatsächlich kannte meine Mutter Bach, da sie mit ihm – damals war er 15 – am Kölner Theater arbeitete. He will be missed.

Mencken
Mencken
2. Oktober, 2012 17:30

@Spandauer. Ist sicherlich polemisch, aber auch klar lediglich meine Meinung. Unterstellen tue ich niemandem etwas und persönlich ist es meines Erachtens auch nicht, weil ich ja keine bestimmte Gruppe anspreche (“Senioren” ist als Oberbegriff viel zu weit).

Aber belassen wir es dabei, mir ging es nur darum, daß Bachs aktuelle Theaterprojekte auch nicht gerade nahelegen, daß man ihm Unrecht tut, wenn man ihn lediglich als Dschungelcamp Pausenclown würdigt.

Baumi
2. Oktober, 2012 17:59

@Mencken: M.W. hatte Bach auch nie ein Problem damit, in dieser Nische zu sitzen – d.h. er hat sich zumindest nie öffentlich darüber beklagt. Hätte er es getan, ich hätte wahrscheinlich auch gedacht: “Augen auf bei der Rollenwahl.” Doch ihm war wohl selbst klar, was er ga getan hatte.

Dass jetzt, nach seinem Tod, von anderen erwähnt wird, dass es da noch eine andere Facette gab, finde ich legitim. Niemand darf sich wundern, wenn sich Leute hauptsächlich an das erinnern, was am erfolgreichsten war, aber es gibt auch keine Pflicht einen Menschen nur darauf zu reduzieren.

Hanno
2. Oktober, 2012 21:40

In Deutschland ist es für den klassischen Bühnenschauspieler nun einmal sehr schwierig, wenn man im Comedy-Sektor wahr genommen wurde, Redakteuren klar zu machen, dass man auch dramatisch kann. Die Briten, Franzosen und Amerikaner trauen sich da mehr (in Frankreich heißt [Bühnen-]Schauspieler ‘comédien’).
Dirk Bach war so authentisch nah an sich dran, der war ein großer Tragöde, was meiner Ansicht nach die beste Voraussetzung für einen guten Komiker ist. Ich denke an Gert Fröbe, Gustav Gründgens, Heinz Schenk, Ilja Richter, Dieter Hallervorden und Dieter Thomas Heck (beide in “Das Millionenspiel”), Gottfried John, Harald Juhnke, Hape Kerkeling, Gerhard Polt, Olli Dittrich. Diese Liga ist nicht zu vergleichen mit den Gesichtsakrobaten und Mundartchauvinisten, die auf RTL und SAT1 verbrannt werden. Die haben alles das, was den wirklich komischen Schauspieler ausmacht: Pathos, Intelligenz und Tragik, eine seltene Mischung. (‘Switch Reloaded’ ist vielleicht virtuos, aber ‘Pastewka’ ist intelligent und deshalb wesentlich witziger. Leider auch viel unbeliebter, aber da haben wir’s wieder.)
Wenn bei komischen Formaten keine Brüche durch die Figuren gehen, bleibt es simpel und nicht selten dämlich. Wenn der Komiker sich unangreifbar macht, wird er vorhersehbar. Wenn mögliches Scheitern durch Zappelei und Hyperaktivität verdrängt wird, ist der Komiker ein Arschloch. Schließlich das größte Indiz für einen miesen Komiker: er macht Witze auf Kosten anderer (Barth, Ceylan, you name it).
Dies alles traf auf Dirk Bach nicht zu, trotz ‘Dschungelcamp’, da gehörte es zur Versuchsanordnung. Und selbst dort konnte ihm niemand böse sein.
Ich habe Bach 2008 bei einem ‘Cover Me’-Konzert kennengelernt, wo wir gemeinsam ein Boney M.-Medley gesungen haben. Er war ungelogen der unkapriziöseste Mensch hinter der Bühne, hatte für alle Marotten seiner Kollegen ein Lachen übrig, hatte für jeden ein offenes Ohr und war sehr großzügig. Noch weniger Allüren geht gar nicht. Trotzdem hochkonzentriert, phänomenal vorbereitet und spontan komisch. Die lebende Antiklimax zu seiner öffentlichen Figur.
Ein Mann von Seltenheitswert, er wird vermisst werden.

Dietmar
Dietmar
3. Oktober, 2012 00:39

@Hanno: Schöner Kommentar, finde ich. Inhaltlich passt zu Deiner Analyse, dass ich “Sechserpack” auch erst gucke (allerdings immer nur gelegentlich), seit ich weiß, dass Du dabei bist und was Du so schreibst. Da scheinen offenbar also nicht nur Redakteure gewisse Schwierigkeiten damit zu haben, Schauspieler in allen Facetten wahrzunehmen.

(Und diesen Kommentar habe ich nur geschrieben, damit alle merken, dass ich nicht nur beim Wortvogel schleimen kann.)

Flay
Flay
3. Oktober, 2012 09:00

Seine Fernsehformate waren mir zugegebenermaßen immer zu schrill und bunt, aber die Hörbücher sind echt gut, riesiger Stimmumfang und glasklare Aussprache. RIP.

Dietmar
Dietmar
3. Oktober, 2012 09:18

@Flay: Ich musste damals mit meinem noch kleinem Kind “Der kleine Eisbär 2” im Kino sehen. Da war Bach die Stimme des Pinguins. Das war tatsächlich gut, sogar der Gesang im zweistimmigen Duett.

DMJ
DMJ
3. Oktober, 2012 12:41

Meine Trauer über ungenutzte Möglichkeiten Bachs hält sich auch in Grenzen, da die Mitwirkung am für mich Dschungelcamp einfach ein Ausschlusskriterium ist. Wie bei irgendwelchen Proll-Rappern, bei denen alle darauf hinweisen, dass sie ja so klug seien und x-Abschlüsse hätten: Damit müssten sie es eigentlich besser wissen, als das zu tun, was sie tun.

Aber wie auch immer: Höchst interessant, mal wieder in den Schreiberalltag zu gucken und zu sehen, wie so ein Setup formuliert wird. In der Tat erstaunlich ähnlich dem erst nachher startenden Trend, da würde ich mich vielleicht wirklich nach einem anderen kleinen Dicken umgucken und es nochmal versuchen.

Aber shame on den Wortvogel, dass er den schlechten Gag ausließ und “Schlichting etwas zu simpel”, statt zu schlicht nannte. ;P

reptile
reptile
11. Oktober, 2012 22:36

SAT 1 startet doch bald Der Snopp und der Cop oder so ähnlich,

Wortvogel
Wortvogel
11. Oktober, 2012 22:39

@ reptile: Snob. Ist mir auch aufgefallen.

dermax
dermax
11. Oktober, 2012 23:27

“Meine Trauer über ungenutzte Möglichkeiten Bachs hält sich auch in Grenzen, da die Mitwirkung am für mich Dschungelcamp einfach ein Ausschlusskriterium ist. ”

Sorry, seh ich anders, auch ein Dirk Bach muss(te) ja Rechnungen bezahlen und warum man dann gleich den Stab über ihm bricht, weil er ein bisserl Trash-Fernsehen macht, seh ich ned ein, speziell wenn er da dann auch noch in der Lage ist, positiv aufzufallen.

Howie Munson
Howie Munson
12. Oktober, 2012 07:41

Ist mir neu, dass er selbst das in der Sendung auch erleiden mussste, über das er sich dann mit seiner Co-Moderatorin lustig gemacht hat… aber ich hab da auch nicht nicht viel von gesehen, gilt für Bach insgesamt, seien TV-Auftritte waren nie mein Geschmack, von daher halte ich mich da raus.