Movie Mania 2012 (43): Ronal der Barbar
Themen: Movie-Mania 2012 |Dänemark 2011.Regie: Philip Einstein Lipski, Kresten Vestbjerg Andersen, Thorbjørn Christoffersen
Story: Ronal ist ein eher schmächtiger Typ, der mit den anderen Barbaren seines Volkes nicht mithalten kann. Seine große Chance zur Bewährung bekommt er, als die Krieger vom bösen Volcazar entführt werden. Zusammen mit dem nervigen Barden Alibert macht sich Ronal auf den Weg, um das Schwert des Barbaren-Urvaters Kron zu finden, das Volcazar besiegen kann. Dabei bekommt er es mit Amazonen, Elben und einer schönen Schildmaid zu tun…
Kritik: Ein dänischer CGI-Film, der die Barbarenepen der 80er parodiert – immer wenn man glaubt, schon alles gesehen zu haben…
Ich gebe zu: “Ronal” war eine Notlösung. Es war spät, ich war müde und für einen anspruchsvolleren Film hat es gestern einfach nicht mehr gereicht. Da wirft man auch mal Sachen in den Player, die nur Augenpopcorn sein sollen. Weil “Ronal” eigentlich auf dänisch produziert wurde, musste ich mich zwischen der englischen und der deutschen Tonspur entscheiden. Ich habe die deutsche genommen.
“Die Qualität der Animation ist eher mau” ist ein Satz, der sehr schnell fällt. Weil es eben auffällig ist, wenn die CGI mal nicht von Pixar oder Disney kommt. Aber das mag damit zu tun haben, dass es bisher nur sehr wenig auf breiter Front veröffentlichte Low Budget Computer-Trickfilme gab und damit die Messlatte so verdammt hoch liegt. Im Grunde genommen muss man die Animation und das Rendering der Modelle bei “Ronal” genauso wenig mit “Merida” vergleichen, wie man die Effekte von “Sumuru” mit “Star Wars” vergleichen sollte. Begrenzte technische Möglichkeiten schaffen eben nur begrenzte Ergebnisse.
Aber selbst wenn man das im Hinterkopf behält, kann “Ronal” in dieser Hinsicht kaum überzeugen. Mangelnde Details, fade Texturen, staksige Bewegungen? Geschenkt. Aber die Charaktere sehen einfach so lieblos gestaltet aus. Sie haben allesamt die gleichen anatomischen Grundlagen und Gesichtszüge aus dem Baukasten, sind weder pfiffig noch liebenswert. Hier wurde nicht bei der Technik geschlampt, sondern beim Design. Und das sollte keine Frage des Geldes sein.
Findet man sich damit ab, dass hier eben leider keine potente Indie-Konkurrenz zu den großen US-Studios aufgebaut wird, kann man sich der inhaltlichen Seite von “Ronal” zuwenden. Und es wird niemanden mehr überraschen, wenn ich sage, dass auch Story und Dialoge bestenfalls rudimentär sind. Die Handlung hält sich so strikt an die Vorgaben der 0815-Fantasy, dass man mit minimalen Änderungen in der Erzählhaltung auch einen “ernsten” Film draus hätte machen können. Der Humor beschränkt sich auf banalsten Slapstick, überdreht-unflätige Dialoge (“Hey, Muschi-Uschi!”) und SEHR viel Homo-Erotik, was aus mir nicht ersichtlichen Gründen wohl total lustig sein soll. Ey, voll schwul, ey.
“Ronal” schafft es einfach nicht, Begeisterung für die Geschichte oder die Figuren zu wecken. Genau einmal war ich positiv überrascht – als Ronals Love Interest Zandra die Seiten wechselt, weil es in ihrem Stamm Tradition ist, sich dem Mann zu unterwerfen, der einen besiegt. Hier macht der Film mehr aus dem Konzept als “Red Sonja”, aus dem es stammt.
Wenn man “Groo der Barbar” von Sergio Aragones für eine unterschätzte Perle des Comic-Humors hält, kann man “Ronal der Barbar” vermutlich etwas abgewinnen, an jedem höheren Anspruch scheitert diese eher semi-professionelle Produktion wie ein Rollstuhlfahrer an der Spanischen Treppe in Rom.
Ich wollte zum Abschluss mal wieder empfehlen, sich “Ronal” nur im Kreise guter und leicht betrunkener Freund anzuschauen, aber ehrlich gesagt: da funktionieren die “Ator”-Filme immer noch besser. Weil sie lustiger sind, obwohl sie gar nicht lustig sein wollen.
Fazit: Ein billig animierter CGI-Film, der mit ein bisschen Slapstick und pubertären Sprüchen versucht, aus Fantasy-Klischees eine Parodie zu stricken, ohne das Talent oder die Technik dafür zu haben. Milde unterhaltsam.
So “gut” wie dieser Trailer ist “Ronal” leider an keiner Stelle:
Ich glaub das kann man auch 1:1 über Zambezia schreiben. Vogel-CGI aus Südafrika.
Ich habe den letztes Jahr bei den Nordischen Filmtage in Lübeck gesehen und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Auf alle Fälle wollte ich ihn dann, wie damals Free Jimmy, unbedingt noch mal sehen. Und auf Deutsch. Allerdings ist der Humor schon recht platt, aber mir hat einfach die Einleitung schon so gut gefallen, so viel Blut, so viel Lachen.
Das 3D war übrigens auch wieder völlig überflüssig.
@ Robert: “Free Jimmy” (den ich ja auch schon besprochen habe) hat aber eine deutlich packendere Story und interessantere Charaktere.
@Wortvogel: das auf jeden Fall und er ist auch wirklich schön Verrückt.
uff 2007 hast Du den besprochen, da war ich noch nicht hier 😉
was ist eigentlich aus “die olsenbande” in 3d geworden?
“Hier wurde nicht bei der Technik geschlampt, sondern beim Design. Und das sollte keine Frage des Geldes sein.” – Nicht in dem Sinne, dass man in dem Fall am falschen Ende spart. Durchaus in dem Sinne, dass solche Gestaltungsgeschichten einen Riesenhaufen Schotter kosten. Wenn ich die Leute, die die Figuren entwerfen und die, die dann die CGI-Modelle daraus bauen, nur für jeweils ein paar Tage bezahlen kann, dann kommt halt nix Spektakuläres dabei heraus.
@ Lukas: Ja und nein. Natürlich wird das Produkt besser, wenn mehr Zeit für den Feinschliff des Designs da ist. Andererseits hat ein talentierter Designer (wie ein guter Autor) ein Mindestlevel an Kreativität. Da werden auch Schnellschüsse nie schlechter als “gut”. Die Figuren bei “Ronal” leiden nicht an der Simplizität, sondern an der mangelnden Bereitschaft, sie zu definieren.
Richtig, nur: ein talentierter Designer kostet mehr als ein durchschnittlich fähiger (Was nicht heißen soll, dass Idioten keine Mondpreise nehmen und Genies nicht auch mal für ein Taschengeld arbeiten).
@ Lukas: Ich hätte erwartet, dass sich bei “Ronal” dänische Top-Designer profilieren können und daher eher für den Ruhm als die Kohle arbeiten.
Die Sache mit den Schwulenwitzen… kann es sein, dass dies auch die Zielgruppe des Films ist? (–> siehe Filmplakat). An welcher Stelle wurde bei der physischen Ausgestaltung der Charaktere denn am meisten gespart?
@ Georg: Im Gesicht – Augen, Lippen, Nase. Und nein, ich halte das nicht für Absicht mit den Schwulenwitzen. Dafür ist die Story auch in ihrem Finish zu hetero erzählt.
“Dafür ist die Story auch in ihrem Finish zu hetero erzählt.”
Wie, “Finish”, is’ doch’n dänischer Film… XD
“SEHR viel Homo-Erotik, was aus mir nicht ersichtlichen Gründen wohl total lustig sein soll.”
Dasselbe habe ich damals zu Bullies entsprechenden Filmen gesagt.
Schwul tun =/= Comedy.
(Auch: Bayrisch reden =/= Comedy. Und beides zusammen macht es nicht besser.)
@noyse #5
http://youtu.be/AElBLEkrowY
😉
@mcclusky geilomat ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben dass das Teil seinen Weg zu uns findet.
Mächtig gewaltig.
Vergessen: Erscheint am 21. September auf Blu Ray. Die dänische Wikipedia vermeldet im Übrigen für Oktober 2013 einen zweiten Animationsfilm.