Movie Mania 2012 (6): Seven in Darkness
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Story: Sieben Passagiere sitzen in einem kleinen Flugzeug auf dem Weg zu einer Konferenz nach Seattle. In einem schweren Sturm stürzt die Maschine ab, die sieben überleben – doch sie haben ein Handicap: sie sind samt und sonders blind. Gemeinsam machen sie sich auf den gefährlichen und unberechenbaren Weg – ja, wohin eigentlich?
Kritik: "Seven in Darkness" weist nicht nur eine ungewöhnliche Story auf, sondern auch einen ungewöhnlichen Background – er war der erste "TV movie of the week", den der Sender ABC produzieren ließ und basiert auf dem Roman "Against Heaven’s Hand" von Leonard Bishop.
Nun muss man Abstriche machen, wenn man sich TV-Filme ansieht, die über 40 Jahre alt sind. Weder technisch noch inhaltlich konnte man damals große Sprünge machen, die Produktionen sollten ein vornehmlich älteres Publikum für zwei Stunden spannend unterhalten. Ein Wert über die Erstausstrahlung hinaus war nicht eingeplant, viele der Filme wurden auch nicht nennenswert international verkauft. Sie waren Futter, manchmal durchaus ambitioniert, aber nie bahnbrechend oder experimentell. Zu meiner Freude hatten die Macher ein Faible für phantastische (oder zumindest ungewöhnliche) Stoffe.
Der bekannteste TV-Film der Reihe ist sicher "Duell" von einem jungen Steven Spielberg – ein Film, der bis heute nichts von seiner erzählerischen Wucht und Reinheit verloren hat. Auch die Serien "Der sechs Millionen Dollar-Mann" und "Starsky und Hutch" debütierten hier mit ihren Pilotfolgen.
Aber zurück zum Film. Technisch reißt "Seven in Darkness" keine Bäume aus – die Flugszenen sind mit einem erkennbaren Modell gedreht, der Absturz wird nur kurz angerissen und danach stapfen die Protagonisten auch schon durch den Wald, für den in verschiedenen Szenen relativ auffällige Studiobauten einspringen müssen.
Inhaltlich hält man sich streng an die Vorgaben des "Stranded"-Subgenres aus der Katastrophenfilm-Schublade. Es gibt Reibereien, Romanzen, stille Helden und laute Arschlöcher. Natürlich können nicht alle den Nachspann erleben. In wie weit es überhaupt plausibel ist, dass ausgerechnet und ausschließlich die Blinden den Absturz überleben, sei dahin gestellt.
Die Darsteller sind durch die Bank TV- und Show-Veteranen, die nicht alle unbeschadet aus dem Melodrama kommen. Die Fähigkeit, glaubhaft "blind" zu spielen, wurde offensichtlich nicht jedem in die Wiege gelegt. Die sehr hübsche Lesley Ann Warren hat das Problem, die Passagiere mit einem grausigen Song beruhigen zu müssen – was in Kombination mit ihrer Stevie Wonder-schen Kopfschwenkerei hysterisch komische Erinnerungen an "Airplane" weckt.
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Überhaupt ist "Airplane!" ein Problem für "Seven in Darkness", denn genau diese Sorte Film haben die ZAZ-Jungs ja kongenial parodiert. Immer wieder drängt sich die Verarsche auch bei unpassenden Spannungsmomenten in die Erinnerung.
Aber der kleine TV-Film schafft es in 75 Minuten, sich von den gewollten und ungewollten Vergleichen zu befreien, eine solide Spannungskurve zu entwickeln und schließlich durchaus packend zu unterhalten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er seinen Charakteren zwar seifenoperige, aber durchaus plausible Entwicklungen zugesteht. Außerdem gibt es immer wieder Situationen, in denen wir als Zuschauer mit ansehen müssen, wie unsere blinden Helden sehenden (oder eben nicht sehenden) Auges an der möglichen Rettung vorbei und direkt in die Gefahr laufen. Irgendwann sind die offensichtlichen Schwächen nicht mehr störend, sondern charmant.
Fazit: Ein bescheidener TV-Klassiker, der zwar auf keinem Level mit Produktionen wie "Lost" mithalten kann, aber dank seines interessanten Gimmicks auch nach mehr als 40 Jahren noch zu unterhalten weiß.
Den Film gibt es übrigens in voller Länge auf YouTube. Ihr könnt euch also prima selber ein Bild machen – den grauenvollen Song gibt es ab Minute 11:
http://www.youtube.com/watch?v=A9MQCzAJPNw
Mich würde interessieren, ob der in den 70ern bei uns im Fernsehen lief.
Die Grundidee ist tatsächlich nicht schlecht. Gerade im visuellen Medium Film hätte man damit fast immer ein wenig Suspense, da man ja immer mehr weiß (weil eben sieht) als die Figuren.
Die Grundidee find ich auch durchaus reizvoll. Lesley Anne Down fand ich in "Fackeln im Sturm" reizvoll. Aber hier meinste wohl doch eine andere Lesley Anne, oder? 😉
"In wie weit es überhaupt plausibel ist, dass ausgerechnet und ausschließlich die Blinden den Absturz überleben, sei dahin gestellt."
War wohl’n Blindflug… … … MUAHAHAHAHA !!!
Ja, klingt sehr interessant und noch nicht wie hundertmal gelesen, der Inhalt. Ich habe dein Fazit auch erst mit dem Hinweis auf das grauenvolle Lied gelesen, bevor der ganze Artikel dran war. Gedanklich kam mir auch ein spontanes "Wurde sowas nicht in 'Airplane' verarscht?" in den Sinn.
Und da du ihn erwähnst: "Duell" ist selbstverständlich unkaputtbar und bis heute eines von Spielbergs besten Werken – konsequent auf das Wesentliche eingedampft (abgesehen von dem Telefonat mit seiner Frau) und mit einer Spannung, die seitdem in kaum einem anderen Film noch einmal in so mitreißender Form und zugleich so einfachen Mitteln erreicht wurde, ständig in Bewegung und selbst in den wenigen Ruhepausen wie im Lokal schon allein aufgrund des sich in die Panik reinsteigernden inneren Monologs der Hauptfigur nie auf die Handbremse tretend.
Ein perfekter Film mit – nebenbei bemerkt – reichlich Elementen, die man auch dem Horrorgenre zuordnen kann.
nur weil’s mir gleich ins Auge gesprungen ist:
@ Howie: Korrigiert, danke!