17
Aug 2012

Movie Mania 2012 (11): Devil’s Express aka Gang Wars

Themen: Movie-Mania 2012 |

USA 1976. Regie: Barry Rosen. Darsteller: Warhawk Tanzania, Larry Fleishman, Wilfredo Roldan, Sam deFazio

Story: Der baumlange Luke Curtis leitet eine Karateschule in der New Yorker Hood. Zusammen mit seinem Kumpel Rodan, der in Drogengeschäfte verwickelt ist, reist er nach Hongkong, um sein Handkanten-Karma zu verbessern. Dabei stößt Rodan auf eine Höhle, in der er ein Amulett entdeckt und klaut. Dummerweise befreit das ein altes Monsters, welches in der Höhle gefangen war und sich nun auf den Weg nach New York macht. Vor dem Licht geschützt sucht es in den Ubahn-Tunneln der Stadt seine Opfer, während in den Straßen von Harlem ein Gang-Krieg zwischen den Schwarzen und den Asiaten ausbricht. Luke und der ihm gewogene Detective Chris müssen zusammen arbeiten, damit wieder Frieden in New York herrscht.

Kritik: Oh Mann. Guddi guddi. Ich wollte den Film sehen, seit ich in dem grandiosen Blaxploitation-Sachbuch “What it is! What it was!” das Plakat gesehen habe. Gegen Ende der Blaxploitation-Welle wurden ja diverse schräge Genre-Mixes produziert (Black Superman, Blacula, Black Gestapo), aber dieser hier versprach verschärftes Entertainment – und er liefert.

Was “Gang Wars” so deliriös macht, ist die pompöse Ernsthaftigkeit aller Beteiligten – und die peinliche Wurstigkeit ihrer Leistungen. Echt jetzt: ein Hauptdarsteller, der wie Lionel Ritchie aussieht, gerne topless in einer goldfarbenen Latzhose rumrennt, markige Sprüche macht – aber im Handkantenschwingen dann nicht mal Christian Anders das Wasser reichen kann?! Und der allen Ernstes und ohne Scheiß Warhawk Tanzania heißt? Das ist großes Tennis.

Nicht weniger albern die Monster-Plotte, die eher hintenrum mitläuft und nur die multiplen, sehr fußlahmen Schlägereien zwischen den Gangfights überbrücken soll. Augenscheinlich hat man sich nicht mal die Mühe gemacht, das Konzept auch nur minimal zu durchdenken: ist es nun ein Dämon, der Menschen übernimmt? Eine physische Kreatur, die sich im Körper einnistet? Highlight ist sicher die “Besessenheit” des chinesischen Geschäftsmannes, der das Monster nach Amerika schmuggelt – man hat dem armen Kerl einfach weiße Augen auf die geschlossenen Lieder gepinselt!

Technisch herrscht das blanke Grauen, ungleich schlimmer als das stolpernde Dingsbums im Halbdunkel der Tunnel: Geschnitten wurde “Gang Wars” mit einer Axt, der Soundtrack wechselt abrupt mit den Locations und wenn das Bild mal nicht unscharf ist, ist es zu duster. Immer wieder hat man das Gefühl, der Regisseur hat gerne mal die Super8-Kamera seiner Jugend aus dem Auto gehalten, um die verfallende Schönheit von Harlem einzufangen. Es tut dem Film auch nicht gut, dass es ihn nur in relativ beschissenen inoffiziellen Kopien gibt, bei denen das farblose Matschbild eine unheilige Allianz mit dem blechernen Ton eingeht.

Nun kann man legitim einwerfen, dass “Gang Wars” und “Cross” demnach seelenverwandter Rotz sind Es stimmt schon: beides sind Low Budget-Filme, die ein ansonsten eher maues Genre mit Fantasy-Elementen aufzupimpen versuchen. Beide wurden mit vielen lokalen Mitstreitern vor Ort gedreht, beide versuchen sich an aktuelle Trends zu hängen, beide warten mit Overacting und zuviel Attitude auf. Beide hadern damit, nie die Balance zu finden, die eigentlich spannenden Elemente sind in beiden nur Deko. Maue Action dominiert hier wie dort, ohne dass ein befriedigendes Finale den Nachspann einläutet. Warum bewerte ich also den einen positiv, während ich den anderen verreisse?

Ehrlich gesagt? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil “Gang Wars” ein schmutziges Kind seiner Zeit ist, das nie eine Chance hatte, mehr als Trash zu sein. Vielleicht ist “Gang Wars” genau das notwendige Drittel kürzer als “Cross”. Vielleicht stimmt der Afro-Soundtrack milde, vielleicht sind es die Chinesen-Gangs, die ausschließlich aus Bruce Lee-Klonen zu bestehen scheinen. “Cross” scheitert eigentlich nur am mangelnden Bemühen der Autoren, eine gute Geschichte zu erzählen. “Gang Wars” scheitert an sich selbst – und zwar so glorreich, dass man nicht anders kann als hingucken und kichern.

Warhawk Tanzania ist mein neuer Gott! He will ice you!

Fazit: Großartiges Monster/Neger-Crossover mit miserablen Martial Arts, einem albern arroganten Helden in goldener Latzhose und viel Lokalkolorit aus dem New York der 70er. Gäbe es den Streifen in besserer Qualität – er wäre verdienter Kult.

Und jawoll – diese Perle ist komplett (wenn auch holländisch untertitelt) bei YouTube zu finden – keine Sorge, der Film selbst ist DEUTLICH ansehbarer als der ihm voran gestellte Trailer:

http://www.youtube.com/watch?v=r6Ide4vblQ8

P.S.: Immerhin einer aus der Crew hat es zu einer beachtlichen Karriere gebracht – “assistant camera” Stefan Czapsky hat später diverse Tim Burton-Filme als Director of Photography betreut.



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3 Kommentare
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Peroy
Peroy
17. August, 2012 16:35

“Warhawk Tanzania”… was Kampfficker Lüdenscheid wohl dazu sagt…

VideoRaider
17. August, 2012 19:12

We moeten goed opletten.

DMJ
DMJ
20. August, 2012 12:46

Yay, der klingt wahrlich famos!
Sowohl ist das Augenlidermonster toll, als auch klingt Warhawk Tanzania, der Goldlatzhosenträger des Todes nach einem Vorbild für die ganze Familie.