02
Jun 2012

Kultkritik: Feuer frei auf Frankie

Themen: Film, TV & Presse |

Professor Bargher ist eine Kapazität, was neuartige Raketentreibstoffe angeht. Bei einem Entführungsversuch wird er schwer verletzt und die CIA heuert seinen leichtlebigen Bruder Frankie an, als Doppelgänger die Aufmerksamkeit von Agentenkartellen und Großkonzernen auf sich zu ziehen, bis Bargher so weit fit ist, dass er in die USA ausgeflogen werden kann. In Genf und um Genf und um Genf herum schwirren Frankie bald die blauen Bohnen um die Ohren – und die schönen Frauen.

Ich stehe auf Blacky Fuchsberger. Er war der erste Nachkriegs-Actionschauspieler und brachte etwas auf deutsche Leinwände, was damals so ungewohnt wie undeutsch war: Ironie. Er war der perfekte Wallace-Kommissar (weit besser als Heinz Drache), der perfekte Abenteurer – und trotzdem immer sauber wie der Schwiegersohn aus Rheinbek. Sein Buch “Filmen ist nicht ungefährlich” fixte mich als Kind an, was die Geschehnisse hinter der Kamera angeht – ich habe es mir von ihm vor ein paar Jahren signieren lassen. Schade nur, dass Fuchsberger mit den 70ern beschloss, ins Moderatorenfach zu wechseln und allenfalls noch die Theaterbühne zu bespielen. Er hätte ein großartiger Charakterschauspieler werden können.

Warum ich all das erzähle? Weil ich vorab klarstellen will, dass meine Meinung zu “Feuer frei auf Frankie” nichts mit Fuchsberger zu tun hat. Weil “Feuer frei auf Frankie” wirklich schmerzhaft ist. Eine in jeder Beziehung billig zusammen geschusterte Euro-Produktion, die den Marktwert ihres Hauptdarstellers weidlich ausschlachtet, ihm aber letztlich zu wenig Raum und Format gibt, um die Leinwand wirklich zu füllen. Es ist der zweitklassige Abklatsch eines Fuchsberger-Actionfilms, in den sich Fuchsberger eher zufällig verirrt hat.

Das fängt schon damit an, dass der Plot wieder mal so hanebüchen ist, als wäre er als “Percy Stuart”-Episode entwickelt worden: Schon klar, dass man Barger für 24 Stunden nicht in die USA ausfliegen kann – aber das heißt doch nicht, dass man ihn im Krankenhaus praktisch unbewacht lassen muss! Und was hat das mit der CIA zu tun? Wieso wird Frankie nicht von Agenten geschützt, wie es doch zu vermuten wäre, wenn er tatsächlich seinen Bruder darstellt? Warum gibt es nicht eine einzige Szene der beiden Barger-Brüder gemeinsam – das typische Highlight jeder Zwillings-Story? Warum scheint es Frankie einen Dreck zu scheren, wie es seinem Bruder geht?

Woran es der Story mangelt, macht die Magermilch-Produktion auch nicht wett: Ein paar Verfolgungsjagden ohne größere Sachschäden, ein paar Ballereien, ein paar Balgereien, das muss als “Action” auch schon reichen. Das bisschen, was hier als “Stunts” durchgeht, absolviert Fuchsberger auf einer Arschbacke selbst, wie üblich. Und aus Kostengründen wird auch gar nicht versucht, die Handlung jemals aus dem Großraum Genf führen zu lassen. Mitunter wirkt “Feuer frei auf Frankie” wie eine hastig auf Bierdeckeln entworfene Wochenend-Produktion einer Filmcrew, die in Genf eher zufällig noch ein paar Tage frei hatte.

Wo Skript und Geld fehlen, können auch die Darsteller nichts mehr raus reißen – Fuchsberger gibt den Frankie schnöselig und unsympathisch, Eddi Arent scheint selber nicht zu verstehen, warum er in dem Film dabei sein muss und eine Abordnung von zweitklassigen Knallchargen aus der Agenten-Komparserie knirscht mit den Zähnen. Schießbudenfiguren allesamt.

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Blacky Fuchsberger war ein großer Schauspieler, der einige wirklich coole Action- und Krimiproduktionen veredelt hat. “Feuer frei auf Frankie” gehört nicht dazu.



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8 Kommentare
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Dietmar
Dietmar
2. Juni, 2012 09:25

Eddi Arena

Der große Bruder von Lilly Stage. 🙂

Wortvogel
Wortvogel
2. Juni, 2012 11:59

@ Dietmar: Das kommt bei den Texten, die ich auf Ibiza geschrieben habe, leider häufiger vor – EverNote hat eine erstaunlich aggressive und eigenwillige Rechtschreibkorrektur (die ich mittlerweile abgeschaltet habe). Die macht aus “Abby” auch gerne “Baby” (was ja so falsch nicht ist 😉 ) und aus Balgereien Ballereien.

Dietmar
Dietmar
2. Juni, 2012 12:01

Cool: Der automatisierte Rechtschreibnazi. Wer wollte ihn nicht haben?

OnkelFilmi
2. Juni, 2012 12:37

Bei Tedi gibt’s übrigens momentan eine ganze Reihe DVDs von Pidax für kleines Geld. Viele ältere deutsche Serien und Miniserien dabei, wie zB “Das verbotene Spiel” und “Jan vom goldenen Stern” (um mal die SF-Fraktion anzusprechen).

Wortvogel
Wortvogel
2. Juni, 2012 13:01

@ Filmi: Coole Sache – fahre ich gleich mal hin!

Dr. Acula
2. Juni, 2012 18:32

Alles schön und gut, aber warum musstest du unbedingt deine Visage aufs DVD-Cover klatschen?
🙂

Râlph
Râlph
31. Juli, 2012 18:28

@OnkelFilmi Schade in Köln wohl nicht.

sergej
sergej
22. September, 2012 14:49

Läuft am 4. Oktober, 20:15, das 4.