23
Jun 2012

Dafuq: “Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich habe mich damit abgefunden, dass man bei den Realverfilmungen nach Christian Clavier und Clovis Cornillac mit Edouard Baer schon wieder einen neuen (optisch recht faden) Asterix besetzt hat. Und dass der Film in 3D daher kommt, darf niemanden überraschen.

Die Inhaltsangabe lässt mich allerdings stutzen:

“Unter dem Kommando von Julius Cäsar (Fabrice Luchini) haben die ruhmreichen Legionen Roms mittlerweile auch Britannien erobert. Nur ein Dorf leistet dort noch erfolgreich Widerstand, kann aber nicht mehr lange standhalten. Die Königin der Briten (Catherine Deneuve) schickt deshalb ihren Berater Teefax (Guillaume Gallienne) nach Gallien um Hilfe zu holen. Denn da gibt es ein anderes kleines Dorf, das für seinen mutigen Widerstand gegen die Römer bekannt ist. Die Gallier lassen sich nicht lange bitten und schenken Teefax ein Fass ihres magischen Zaubertranks. Als Begleitschutz mit dabei: der schlaue Asterix (Edouard Baer) und der bärenstarke Obelix (Gérard Depardieu). Deren Begeisterung bald wieder Römer zu verkloppen wird nur dadurch getrübt, dass der nervige Neffe des Gallier-Häuptlings, Grautvornix (Vincent Lacoste), mitkommen soll. In der Zwischenzeit war der wütende Cäsar nicht untätig: Er hat die wilden, auf der See erprobten Normannen als Söldner angeheuert. Kurzerhand entführen sie Grautvornix. Und dann verlieren Asterix und Obelix zu allem Überfluss auch noch das Fass mit dem kostbaren Zaubertrank. Auf einmal werden Gallier, Briten, Normannen und Römer in eine verrückte Jagd verwickelt, von der die Rettung eines ganzen Landes abhängt…”

Wenn ich das richtig verstehe, kombiniert der Film also die Alben “Asterix und die Normannen” und “Asterix bei den Briten”. Obendrauf gibt es ein paar neue Figuren – eine englische Königin 50 vor Christus???

Das ist seltsam, ist es nicht?

Andererseits – vielleicht passt es ja. Die bisherigen Verfilmungen litten meiner Ansicht nach primär an der zu sklavischen Umsetzung der Alben, “dank” derer man praktisch jeden Dialog und jede Szene mitsprechen konnte.



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Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 08:47

Die bisherigen Verfilmungen litten meiner Ansicht nach primär an der zu sklavischen Umsetzung der Alben, …

Da widerspreche ich mal: Die bisherigen Verfilmungen, ob Zeichentrick oder Real, litten an Humorlosigkeit. Sie erreichen an kaum einer Stelle eine ähnliche Gag-Dichte wie die Comics, und als Purist muss ich sagen, die Comics bis zum “Großen Graben”. Danach zeigt sich zunehmend, dass Uderzo ohne Goscinny eben nur maximal halb so genial ist. Und wenn die Filme die Vorlagen verlassen, werden sie in meinen Augen geradezu schmerzhaft unlustig. Mein damals kleiner Neffe hatte tatsächlich Albträume, als Asterix nach dem Spinnen-Bad welche aus dem Mund gekrabbelt sind. Obelix als intelligenter Poet, der an Cyrano anlehnend souffliert? Das ist für einen nicht zündenden Gag so sehr unnötig out of character, dass man diese Idee verprügeln möchte. Und Uderzo hat die Filme sozusagen begleitet. Der hat wie Lucas sein eigenes Werk nicht verstanden.

Es ist aber wie bei etwa Star Wars auch hier: Verkaufszahlen, Erfolg etc., jaja. Bohlen hat auch Erfolg. Ich kann nur sagen, bei den Filmen habe ich mich immer gelangweilt, die Comics amüsieren mich immer. Bis zum erwähnten.

Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 08:57

Oh, ich könnte jetzt ärgerliche Fehler aufzählen! Warum zum Henker verfügen die Realverfilmungen nicht über die emotionalen Flügel am Helm des Asterix? Das ist eine Charaktermerkmal der Figur, das sich heute doch leicht bewerkstelligen lässt. Warum kommentiert und begleitet Idefix die Szenerie nicht, sondern ist einfach nur “niedlicher Hund”? Wo sind die Gags im Hintergrund?

Jedes Mal bin ich in diese Schwachmathen-Filme gegangen (denn bei Depardieu kann man nicht viel falsch machen) in der Hoffnung, jetzt gelingt denen aber mal etwas, und jedes Mal habe ich mich geärgert.

jimmy1138
jimmy1138
23. Juni, 2012 09:22

“eine englische Königin 50 vor Christus???”

Zwar ein bißchen später, aber so weit daneben ist das nicht – http://de.wikipedia.org/wiki/Boudicca

Und zur “sklavischen Umsetzung” – auch wenn die ersten zwei Filme, die ich gesehen habe, nimmer ganz so frisch in Erinnerung sind: eher nein. V.a. wenn ich an Darth Vader im zweiten Teil denken muß. Der erste Teil war auch ein Mischmasch aus einigen Bänden.
Das Hauptproblem war mMn eher, daß die Gags zu plump waren – oder vielleicht zu französisch, d.h., daß in der Übersetzung was verloren geht.
Abgesehen davon: Caesar und Asterix wechseln sie munter aus, Obelix – ist Depardieu da tatsächlich die richtige Besetzung? – bleibt. Interessant ist ja am Plakat – kein einziger Schauspieler wird genannt (zumindest so, daß man’s ohne Lupe lesen könnte): Depardieu braucht man nicht nennen, den kennt wohl jeder, Rest uninteressant…

Marko
23. Juni, 2012 09:32

@ Dietmar: Ich erhoffe mir einen ähnlichen “Befreiungsschlag” wie bei Tim und Struppi durch einen liebevoll (und kompetent) umgesetzten CGI-Film. Nicht, dass meines Wissens einer geplant wäre, aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt …

Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 09:53

@Marko: Ich würd´s den Galliern wünschen.

McCluskey
McCluskey
23. Juni, 2012 10:21

Ob sowas in Europa finanzierbar ist?

Wortvogel
Wortvogel
23. Juni, 2012 10:30

@ McCluskey: Mittlerweile sicher.

@ Dietmar: Ich gebe dir absolut Recht, was die schönen Details und Insider-Gags der Alben angeht. Die waren in den Realfilmen nicht drin. Aber die Story war eben so sklavisch umgesetzt, dass jeder von uns sie doch schon 20 mal gelesen hatte, oder? Es gab für mich da keinen Mehrwert – ähnlich wie beim Zeichentrickfilm zu “Das kleine Arschloch” oder den “Otto”-Filmen. Da war nichts neu, nichts wurde erweitert.

Kurios ist, dass der Normannen-Plot des neuen Films vor einigen Jahren schon für den letzten, eigentlich technisch sehr schönen Trickfilm verwurstet wurde:
http://www.youtube.com/watch?v=4ThNGsPKujU

heino
heino
23. Juni, 2012 10:34

Ich liebe die Asterix-Hefte, aber die Real-Verfilmungen sind mir ein Graus. Das ist die Sorte französischer Humor, die völlig an mir vorbei geht. Und mal ehrlich:die ersten Filme gab es schon als beinah perfekte Umsetzung in Zeichentrick, da waren die Real-Filme schlicht unnötig. Und der Rest ist mir einfach zu hysterisch darauf bedacht, geradezu zwanghaft witzig zu sein und ist es gerade deshalb nicht.

Jim
Jim
23. Juni, 2012 11:09

Hätte man sich nicht etwas lateinisches zu “Fish & Chips” einfallen lassen können? Warum hat Asterix so einen schwachen Bart? Warum gibt es eine Königin, wenn Cäsar das ganze Land schon erobert hat? Seit wann heuert Cäsar überhaupt besiegte Volksstämme an? Werden sie nicht dazu versklavt?
Die roten Brieftaubenzellen auf dem Plakat finde ich wiederum ziemlich fesch…

HomiSite
23. Juni, 2012 11:44

Ich habe die Comics natürlich auch früher gelesen, aber nie besonders ausführlich. Insofern hab ich da keine Vorbelastung bzw. deswegen interessierten mich auch die Filme bisher nicht. Klar, früher hat man die Zeichentrickversionen gesehen, aber irgendwann liefen die quasi jedes Wochenende auf Sat.1, da war die Luft raus. Bei den Realverfilmungen ist mir nur der Ägypten-Teil im Kopf und den fand ich ganz witzig, weil der so abstruse/bekloppte (ja, platte) Witze hatte. Und Monica Bellucci.

PS: Ein sprechender Idefix wäre aber sicher irritierend.

Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 12:00

@HomiSite: Idefix spricht nicht aber kommentiert/begleitet das Geschehen durch kleine Nebenereignisse (ab “Tour de France”, das in Deutschland in falscher Reihenfolge erschienen ist, sodass Idefix schon vorher da war).

Mr_E
Mr_E
23. Juni, 2012 12:13

Ich habe die Comics nie gelesen.
Die (ersten beiden) Asterix-Realfilme sind zusammen mit “Die Purpurnen Flüsse”, “Stadt der Verlorenen Kinder” und “Die fabelhafte Welt der Amelie” meine Lieblingsbeispiele dafür daß die Franzosen recht regelmäßig KINOfilme hinbekommen und wir nicht.

Den zweiten Asterix habe ich nur wegen Bellucci gesehen. Was eine gute Entscheidung war.

Peroy
Peroy
23. Juni, 2012 12:16

“Den zweiten Asterix habe ich nur wegen Bellucci gesehen. Was eine gute Entscheidung war.”

Ach, der war super…

Mr_E
Mr_E
23. Juni, 2012 12:36

“Ach, der war super…”
Ich hab den glaube ich letztes Jahr gesehen und erinnere mich an Bellucci, ihre Kostüme und die Kulissen. In der Reihenfolge. Sonst nichts.

Dr. Acula
23. Juni, 2012 13:10

Die Realfilme sind schlichtweg überflüssig.

Peroy
Peroy
23. Juni, 2012 13:53

Grandios sind die…

Man muss halt Franzose sein, um die zu kapieren…

Mr_E
Mr_E
23. Juni, 2012 13:54

Ich wußte gar nicht, daß Du Franzose bist 😉

Peroy
Peroy
23. Juni, 2012 14:06

Jetzt weißt du’s.

schnuffel
schnuffel
23. Juni, 2012 14:08

Die einzig gute Realverfilmung war der erste. wobei ab Filmmitte die Luft raus war. “Asterix: Mission Kleopatra” ist schon von Anfang an schlecht gewesen, und konnte sich in keinster Weise an den überragenden Zeichtrick zur selben Vorlage messen. Über den dritten brauchen wir nicht reden. Das war eher “Brutus bei den olympischen Spielen feat. Asterix & Obelix”. Die Zeichentrick Verfilmungen sind ab “Asterix und Kleopatra” bis einschließlich “Asterix bei den Briten” kann man uneingeschränkt empfehlen, die anderen kranken an schlechter Synchro (“Asterix bei den Galliern”) oder schlechtes Drehbuch (“Asterix: Operation Hinkelstein”) oder schlicht und ergreifend belanglose Stories gepaart mit schlechten Ideen/Witzen und unnötigen Romanzen (der Rest).

An Stelle der Filmemacher würde ich mir als Vorlage Comics raussuchen, in den ich Verweise auf moderne Popkultur einbauen kann, ohne das es störend auffällt, und die noch nicht verfilmt wurden. Als Beispiel fällt mir “Asterix auf Korsika” ein. Da kann man sicherlich mit ein wenig Geschick ganz leicht Anlehnungen an bekannte Mafia-Filme einbauen.

Mr_E
Mr_E
23. Juni, 2012 14:24

“Asterix auf Korsika” – Ähem… meinst Du Sizilien?

Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 14:28

@Mr_E: Das Album lautet auf Korsika.

Mr_E
Mr_E
23. Juni, 2012 14:32

Sorry, ich habs ungenau geschrieben: Ich meinte Sizilien wegen des Mafia-Vergleichs.

Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 14:39

Das ist so logisch, dass ich nicht drauf kommen kann. 🙁

(Aber ich freu´ mich halt, wenn ich ein wenig schlaumeiern kann.)

Mr_E
Mr_E
23. Juni, 2012 14:44

Ich schrieb ja: Ich war vorher zu ungenau.

schnuffel schlug eine Umsetzung von “Asterix auf Korsika” vor und wollte “Anlehnungen an bekannte Mafia-Filme einbauen”. Damit verbindet man ja nun eher Sizilien.

Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 14:46

Das habe ich verstanden! Ich weiß manchmal nicht, wie ich das mache, aber ich habe das verstanden. Etwas spät, aber, hey, was will man verlangen?

Mr_E
Mr_E
23. Juni, 2012 14:47

Sehr gut. So denkt wenigstens einer von uns beiden mit 😉

Dietmar
Dietmar
23. Juni, 2012 15:01

🙂

milan8888
milan8888
23. Juni, 2012 15:11

Ich verbinde Korsika mit Frankreich – weiß aber nicht was das mit Mafiafilmen zu tun haben soll.

Manuel
23. Juni, 2012 15:40

Ich gehe davon aus, dass “die Königin der Briten” einfach ein Fehler von irgendeinem Schreiberling ist und im Film gar nicht so vorkommt, sondern sie Häuptling des Dorfes ist, das Widerstand leistet. Die Queen wäre nämlich sicherlich nicht nur für ein Dorf zuständig und würde erst dann Asterix zu Hilfe rufen.

Howie Munson
Howie Munson
23. Juni, 2012 15:48

“Im Auftrag ihrer Majestät” ist dann aber schon relativ eindeutig in der Verantwortung vom Verleih und damit ist wohl kaum Majestix gemeint.

jimmy1138
jimmy1138
23. Juni, 2012 21:51

@Manuel:
Deneuve wird auf IMDB als “Cordelia la reine d’Angleterre” gelistet.
Im Trailer (besser Teaser) wird’s deutlicher

http://www.youtube.com/watch?v=cOLB8_SFrYM

Ausstattung ist mMn ganz daneben und CGI dürften sie von “Total War: Rome” geklaut haben…

Sigur Ros
Sigur Ros
2. Juni, 2023 10:20

Wenn ich das richtig verstehe, kombiniert der Film also die Alben “Asterix und die Normannen” und “Asterix bei den Briten”.

Das ist ja nicht neu, manche der früheren (Zeichentrick-)Verfilmungen waren auch schon seltsame Zwitter aus zwei Bänden.

eine englische Königin 50 vor Christus???

Das ist seltsam, ist es nicht?

Auch das ist nicht wirklich neu oder seltsam, auch die Comics haben sich ja nie sklavisch an die historische Realität des jeweiligen Landes gehalten, sondern immer Bezüge zur Gegenwart eingebaut, aber so, dass sie trotzdem glaubhaft im historischen Kontext verankert waren. Gerade “Bei den Briten” war da ja ein hervorragendes Beispiel, wie man britische Eigenheiten von Fünfuhrtee über britischen Rasen und schlechtes britisches Essen bis zu den Beatles lustig darstellt und es sich dennoch passend in den historischen Kontext einfügt.

Die Real-Verfilmungen waren allerdings auch noch nie mein Ding. Comics und Cartoons in Realfilm umzusetzen ist ja eh eine sehr heikle Angelegenheit, da fällt mir eigentlich kein einziges wirklich gelungenes Beispiel ein, und die Asterix-Realfilme sind da ein gutes Beispiel, wie man es nicht macht. Klar, die Optik ist stylish und die Darsteller gut, aber der Inhalt und Humor ist überwiegend Müll – zu klamaukig, zu französisch, halt die Art von Humor, die nur die Franzosen verstehen und lustig finden können. Es wird wirklich höchste Zeit, dass Asterix mal wirklich neues Leben eingehaucht wird – den Comics wie den Filmen. Lucky Luke und Spirou & Fantasio wurde unter neuen Autoren neues Leben eingehaucht, und Tim & Struppi erfuhr mit dem CGI-Film frischen Wind. Verglichen damit lebt Asterix noch viel zu sehr vom Glanz früherer Tage und wirkt mittlerweile doch etwas angestaubt. Bislang lag das natürlich auch daran, dass Uderzo da immer seine schützende Hand drauf hatte und alles streng überwacht hat – jetzt, wo er ja leider nicht mehr unter uns ist, kann man hoffen, dass Asterix künftig mehr kreativen Freiraum bekommt.