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Mai 2012

Cinema anno 1984: Die BILD-eske Hybris von Europas größter Filmzeitschrift

Themen: Film, TV & Presse |

In den letzten 10 Tagen habe ich bereits diverse alte Ausgaben der Cinema gelesen und bin dabei auf so viele bemerkenswerte Details, Artikel und Argumente gestoßen, dass es sich lohnen mag, einen größeren Beitrag über die gesammelten Absurditäten jeweils eines Jahrgangs zu schreiben.

Nicht vorenthalten wollte ich euch bis dahin das wohl heuchlerischste Cover, mit dem die Cinema je auf Leserfang ging – aus nachvollziehbaren Gründen erst nach dem Break:

 

Das erinnert an die Tradition der BILD, sich über Sex- und Gewaltbilder zu echauffieren, in dem man sie vollformatig abbildet und bis ins Detail analysiert.

Hat Valerie Karprisky es nötig, sich für “Die öffentliche Frau” gänzlich nackig zu machen? Hat Cinema es nötig, daraus gleich das Cover zu zimmern? Hat der Wortvogel es nötig, dieser Tatsache einen eigenen Blogbeitrag zu widmen?

Versteht mich nicht falsch – Titten auf dem Cover sind prima und bei Cinema in den 80ern eigentlich an der Tagesordnung gewesen, aber diese gespielte Empörung bei gleichzeitiger Vermarktung ist beschämend.

Stay tuned.



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viewer
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1. Mai, 2012 08:29

Ähnlich war es mit der Titelstory zu “Showgirls” in den 90ern: ein 15seitiges Special voller Titten, dann dem Film aber genau das vorwerfen. Diese Ausgabe war damals, war das letzte Cinema-Heft das ich mir gekauft habe.

Dietmar
Dietmar
1. Mai, 2012 08:58

Wenn ich schöne Frauen sehe, setzt bei mir augenblicklich eine mit Leseschwäche einhergehende Reduktion der Wahrnehmungsfähigkeit ein. Ich habe also kein Problem. *debil grins*

Howie Munson
Howie Munson
1. Mai, 2012 11:02

Ist sie im Film nur ganz weit im Hintergrund in dieser Pose zu sehen oder wieso ist das Gesicht so weichgezeichnet?

und war der Film auch abgesehen vom “skandal” so schlecht, als das die Titelfrage gerechtfertigt ist?

Wortvogel
Wortvogel
1. Mai, 2012 11:09

@ Howie: Das Foto war in einer miesen Qualität, was die Cinema nicht davon abgehalten hat, es zu drucken.

Was den Film angeht: eine dieser schmierigen Obsessionen angeblich hoch anspruchsvoller und künstlerischer Regisseure, für die sich in den 70ern und 80ern einige der besseren Schauspielerinnen freimütig demütigen ließen (siehe auch “Die Venusfalle”, “Last Tango in Paris”, “Die flambierte Frau”, etc.).

Zwenti
Zwenti
1. Mai, 2012 14:08

Ohne hier jetzt eine Grundsatzdiskussion losbrechen zu wollen, aber ist es euch schon mal aufgefallen, dass es fast keine Schauspielerin gibt welche sich nicht schon einmal (in jungen Jahren) ausziehen “musste”!?! Egal ob eine Helen Mirren, Susan Sarandon, Catherine Deneuve,… etc.

Ich meine versteht mich nicht falsch ich habe, aus rein männlicher Sicht, absolut nichts dagegen und in Serien wie z.B.: True Blood oder Game of Thrones sind das immer nette “Ablenkungen” von der Handlung!

Aber traurig ist es schon. Männer müssen, für ihre Karriere niemals blank ziehen, Frauen haben aber scheinbar ohne jenen Faktor sehr schlechte Karten. Anders lässt es sich für mich nicht erklären warum, wie oben schon angedeutet, Frauen, wie Maria Schneider, sich dermassen demütigen lassen.

Wortvogel
Wortvogel
1. Mai, 2012 14:16

@ Zwenti: Die Grundsatzdiskussion wäre durchaus mal führenswert. Sicher muss man da nicht alles in einen Topf schmeißen: die Mirren war bekannt dafür, sich GERNE auszuziehen. Die Kinski wohl auch. Es ist aber durchaus auffällig, dass Filme wie “Die flambierte Frau” keinem anderen Zweck zu dienen scheinen, als die Sexualität der Hauptdarstellerin zu vermarkten. Außerdem scheint das Auswalzen von Sex- und Nacktszenen zwar dem männlichen Trieb zu gefallen, aber im Gegensatz zu Action, Gewalt oder Effekten unterfüttert es in den seltensten Fällen die Handlung. Rein vom Bauch her würde ich auch konstatieren, dass es eine bestimmte Sorte pseudo-intellektueller Regisseure ist, die gerne auf der Leinwand ihre Altherrenphantasien auslebt. Meist mit Darstellerinnen, die gerade mal ein Drittel so alt sind wie sie selbst.

Das heißt natürlich nicht, dass Sexualität im Film nicht auch wichtig sein kann – siehe “Wenn die Gondeln Trauer tragen”, wo der Sex eine sehr klare Aussage über das Protagonistenpaar fällt. Oder bei “Embrace of the Vampire”, den man ohne die Nacktszenen von der Milano gar nicht gucken bräuchte.

Andrea Bianchi
Andrea Bianchi
1. Mai, 2012 15:42

Findet Ihre LvA es eigentlich gut, wenn sie soetwas wie “Titten auf dem Cover sind geil” schreiben?

Ich finde soetwas sollte man für sich behalten, wenn man ne Frau hat.

Peroy
Peroy
1. Mai, 2012 15:42

“Das heißt natürlich nicht, dass Sexualität im Film nicht auch wichtig sein kann – siehe “Wenn die Gondeln Trauer tragen”, wo der Sex eine sehr klare Aussage über das Protagonistenpaar fällt. Oder bei “Embrace of the Vampire”, den man ohne die Nacktszenen von der Milano gar nicht gucken bräuchte.”

Boah, die beiden Filme im selben Atemzug genannt… Alter…

Peroy
Peroy
1. Mai, 2012 15:43

“Findet Ihre LvA es eigentlich gut, wenn sie soetwas wie “Titten auf dem Cover sind geil” schreiben?

Ich finde soetwas sollte man für sich behalten, wenn man ne Frau hat.”

Oh je… 😀

Andrea Bianchi
Andrea Bianchi
1. Mai, 2012 15:45

Naja ist natürlich Ansichtssache. Aber wenn man ne Frau hat, finde ich soetwas ein bisschen stillos.

Peroy
Peroy
1. Mai, 2012 15:50

“Naja ist natürlich Ansichtssache. Aber wenn man ne Frau hat, finde ich soetwas ein bisschen stillos.”

Ja, schon. Und die ganzen Porno-Trailer erst… tststs…

Wortvogel
Wortvogel
1. Mai, 2012 15:55

@ Andrea: Und ich finde, es geht Sie schlicht nichts an.

Marcus
Marcus
1. Mai, 2012 16:08

“Rein vom Bauch her würde ich auch konstatieren, dass es eine bestimmte Sorte pseudo-intellektueller Regisseure ist, die gerne auf der Leinwand ihre Altherrenphantasien auslebt. Meist mit Darstellerinnen, die gerade mal ein Drittel so alt sind wie sie selbst.”

Wohl wahr. (Wir sehen DICH an, Bertolucci!)

Andererseits: würden sie ihre Altherrenphantasien auf der Leinwand stattedessen mit Darstellerinnen ihres Alters ausleben, wäre ja auch keinem geholfen. 🙂

Anderes Thema: was wurde eigentlich aus Valerie Kaprisky?

Achim
Achim
1. Mai, 2012 17:26

Laut Wikipedia hatte sie vor diesem Film in seichten Erotikfilmen mitgespielt. Wieso soll sie dann nicht auch für einen “ernsthaften” Film blank ziehen.

Und was ich noch loswerden wollte:

BUUUUUUSCH!

Rex Kramer
2. Mai, 2012 07:50

Skippy, das BUSCHkänguruh. Juhuuu!

Howie Munson
Howie Munson
2. Mai, 2012 08:02

Naja ist natürlich Ansichtssache. Aber wenn man ne Frau hat, finde ich soetwas ein bisschen stillos.

wieso hat ihre Lebensabschnittsgefährtin denn was dagegen?

Und natürlich sind Titelbilder Ansichtssache, ansonsten würde ja weißer Karton mit schwarzen Aufdruck reichen….

Tom
Tom
2. Mai, 2012 13:29

Filme wie “Die Venusfalle”, “Die flambierte Frau” oder “Die öffentliche Frau” in einen Topf mit “Last Tango in Paris” zu werfen zeugt von einer recht großen Ignoranz. Nacktheit und Sex-Thematik ist nicht automatisch Altherrenphantasie…

Exverlobter
Exverlobter
2. Mai, 2012 13:49

Fuck,das war mir eine Lehre.
In Zukunft sollte ich Wortvogel nur noch in den eigenen vier Wänden besuchen.

milan8888
milan8888
2. Mai, 2012 13:57

Sonja Kirchberger eine der besseren Schauspielerinnen?

Wortvogel
Wortvogel
2. Mai, 2012 15:51

@ Tom: Dass einige der Filme einen höheren künstlerischen Wert haben, streite ich nicht ab. Mir geht es um die Motive und die Mittel.