26
Apr 2012

B-Film Basterds 2012 RAW (4)

Themen: B-Film Basterds, Film, TV & Presse, Neues |

Kommen wir zu ein paar abschließenden Impressionen, Gedanken und Anekdoten vom unterhaltsamen, schrägen und allemal wiederholenswerten B-Film Basterds Festival 2012. Danke an Chaosmonger für den Großteil der schicken Fotos.

Ich bin natürlich wieder im Motel One abgestiegen – diesmal allerdings im ANDEREN Motel One, das leider 20 Minuten Fußweg vom Kino entfernt liegt. Auf dem fast ebenso langen Weg von der Rezeption um Zimmer 146 bin ich drei mal falsch abgebogen. Warum? Weil die Hinweisschilder mit den Zimmernummern in meinen Augen ungünstig gestaltet sind:

Beim obigen Beispiel bin ich natürlich tranig nach RECHTS abgebogen. Die Zahlen und der Pfeil, die nach links weisen, sollten bitte auch linksbündig gesetzt werden. Lernt man sowas nicht im Grundkurs für grafisches Design?

Auf dem Fußmarsch zum Kino hielt ich mich zur Orientierung einfach an die Innenseite der Nürnberger Stadtmauer. Hübsche Häuschen in Backstein, Kopfsteinpflaster, malerisch, malerisch. Als Münchner Mann von Welt hatte ich offensichtlich bei den Nürnberger Provinzgirls echt Platzvorteile, denn ich wurde mehrfach angepfiffen oder aus Fenstern freundlich gegrüßt. Es ist meiner grenzenlosen Naivität zu zu rechnen, dass mir nicht augenblicklich klar war, dass ich hier auf der Rotlichtmeile der Stadt gelandet war – und dass die Damen in den Schaufenstern mehr an meinem Geld als an meinem Glück interessiert waren. Zumindest waren hier mehr “happy ends” zu erwarten als bei den vor mir liegenden Filmen…

Es stellte sich heraus, dass Doc Acula keinen Plan B hatte, um die Filme (unter anderem den Eröffnungsfilm “Raumschiff Alpha”) aus meinem Kofferraum zum Kino zu transportieren. Schlimmer noch: er hatte nicht mal einen Plan A. Also mussten wir durch die Gegend kurven und ich wurde vom Gast zum Handlanger des Festivals befördert. Immerhin konnte ich dadurch mit ansehen, wie der Film seiner Bestimmung zugeführt wurde – DAS ist ein Bild, das künftigen Generationen von Filmfreaks vermutlich nichts mehr sagen wird:

Badmovies (und Wortvogel) hatte gerufen – und siehe, das Pack kam:

Nicht wenige zahlten sogar Eintritt für das Privileg, sich gleich mehrere Sinnesorgane multipel vergewaltigen zu lassen. Dabei war auch wieder der “harte” (using the term loosely) Kern aus dem Badmovies-Forum. Alles Helden vor dem Herrn, deren Gesichter ich mir mittlerweile merken kann, deren alberne Nicks ich aber ständig durcheinander bringe: Damien Crowley, Chaosmonger, Chainsaw Horst? War Manhunter da? Der Magician? Ich weiß es doch auch nicht.

“Moderiert” (using the term loosely again) wurde das Geschehen von Doc selbst. Das nasale Gestammel mag man für ein solches Festival angemessen finden, den Lon Chaney-Gedenk-Gesichtsausdruck gab es kostenlos obendrauf:

Jau, das ist der Doc beim Verteilen der T-Shirts und Poster. Es geht mal wieder ein doller und besonderer Dank an Leserin Comicfreak, die den druckreifen Teil des Merchandisings übernahm und bei den “Hard Rock Zombies” das finale “s” vergaß – es macht die Sache nur authentischer.

Wie gesagt: Doc versuchte mehrfach, mit abstrusen Quizfragen DVDs unter das Volk zu bringen. Die meisten schafften es nicht mal über die erste Reihe hinaus, in der ich mittig platziert war, um konsequent MTS3K-ig zu kommentieren. Ich betrachte es durchaus als Leistung, bei “Perrak” die komplette Dialogzeile “Dafür braucht man ein großes Auto – und muss alt und reich sein!” EXAKT vorhergesagt zu haben.

Das Kino füllte sich für gewöhnlich zu zwei Dritteln, was über den Daumen gepeilt 30 bis 40 Zuschauer bedeutet. Ich könnte WELTFILME nennen, die weniger hatten. Bei den “Hard Rock Zombies” war es sogar rappelvoll. Kurioserweise scheinen Horrorfans generell einen Rechtsdrall zu haben, denn wenn noch Plätze frei waren, befanden sich diese praktische immer auf der (vom Projektionsraum aus gesehen) linken Seite:

So sehr ich mich freue, die ollen Nasen von Badmovies und FFF zu sehen – es ist doch immer ein besonderer Kick, wenn jemand kommt, den man nicht so häufig sieht. Da ist zum Beispiel Leser Anderl, der sich von meinen Beiträgen nach Nürnberg hat locken lassen – oder Reini von “Deliria Italiano“, der unverständlicherweise auf Giallos steht, was seinem ansonsten astreinen Charakter aber keinen Abbruch tut:

Der Samstag war mit sechs Filmen am Stück Großkampftag und als ich weit nach Mitternacht zum Parkhaus am Kinocenter schlurfte, erwartete mich noch ein metallener Schurke in dieser Gestalt:

Ein Parkautomat. Gut, das sollte zu schaffen sein, bin ich doch in der Bedienung von Kästen mit Knöpfen recht versiert. Geld hatte ich ebenso dabei wie diverse Plastikkarten.

Zuerst wurde der Versuch, mit EC- oder Geldchip zu zahlen, torpediert:

Ich stelle mir bei sowas nicht mal mehr die Frage, WARUM das nicht möglich ist – es mag  zu kundenfreundlich sein. Aber ich war ja bei der Bank gewesen, somit sollte sich die Sache mit einem 50er erledigen lassen.

Mitnichten:

Okay, meine EC-Karte und meine Scheine wollte der Automat also nicht. Praktischerweise befand sich ich Untergeschoss des Parkhauses ein 24 Stunden besetztes Wachhäuschen. Ich stiefelte also die Treppe hinunter, nur um mich belehren zu lassen, dass der Herr hinter dem Panzerglas viele Aufgaben haben mag – Scheine wechseln gehört aber nicht dazu. Ich solle doch zur Kinokasse gehen.

100 entnervte Meter weiter war ich froh, dass die Kinokasse noch nicht geschlossen hatte und mir relativ stressfrei “den Fuffi klein machte”, wie man so sagt. 2 Zwanziger, 2 Fünfer. Passt. Damit wieder zurück zum Parkautomaten. 12 Euro sollte ich zahlen, zwei hatte ich klein, also mussten noch zehn in die Maschine gefüttert werden. Ich schob einen Fünfer ein – es surrte, passt. Ich schob einen zweiten Fünfer ein – nix surrte, nix passte. Nach dem fünften erfolglosen Versuch entdeckte ich, dass ein weiterer Aufkleber auf dem Automaten mir galt:

Das ist in einem Maße willkürlich und kundenfeindlich, dass ich mir schwor, den Automaten am nächsten Tag mit einem Vorschlaghammer zu besuchen, wenn er nun meinen Zwanziger auch noch ablehnte. Das Risiko wollte er wohl nicht eingehen und ich konnte ENDLICH ins Hotel fahren.

Ich hatte schon erwähnt, dass ich die erste Nacht wegen meiner Erkältung nicht besonders gut geschlafen habe. In der zweiten Nacht schlief ich besser – bis gegen 4 Uhr früh ein Pärchen im Nebenzimmer anfing zu rammeln, dass die Wände wackelten. Gut, sowas kann ich aussitzen. Dauert erfahrungsgemäß nicht lange. Blöd nur, dass die beiden offensichtlich eine Vorliebe für postkoitalen Smalltalk hatten und hinterher quatschten, dass nicht weniger die Wände wackelten. Ich besann mich eines Klassikers und haute mit dem Schuh gegen die Wand. Es wurde schlagartig still.

Wäre ich nicht so müde gewesen – ich hätte das mit einem MP3 dokumentiert.

Am nächsten Morgen wurde mir klar, dass das Pärchen nebenan angesichts der ungeheuer suggestiven Motive auf dem Zimmerfußboden gar keine andere Wahl hatte, als sich fleischlichen Exzessen hinzugeben:

Wenigstens war der Sonntag programmatisch eher ein Leichtgewicht – nur noch “Sadomona” stand auf dem Programm, eingeläutet von einem ausgiebigen Brunch im “O’Shea’s”, in dem ich übrigens den Shepherd’s Pie sehr empfehlen kann. Es kamen die üblichen Verdächtigen zu launiger Runde beisammen, trotz des Festivalerfolges lud der Doc allerdings niemanden ein und jeder musste für sich selber zahlen:

Nach dem extrem unterhaltsamen “Sadomona” gab’s zum Abschied vom Doc noch mal einen dummen Gesichtsausdruck

und die nonchalante Mitteilung, ich müsse nun VIER Filme mit zurück nach München nehmen. Vorher mal fragen? Nicht doch. Der Wortvogel macht’s ja.

Nicht nehmen ließ sich der “harte” Kern der Badmovies-Leser und Kommentatoren das gemeinsame Erinnerungsfoto in Paco-Gedenkpose, auf dem ich mir nicht ausreichend schwarz gekleidet vorkomme:

Kurzum: a good time was had by all.

Die Rückfahrt nach München gestaltete sich ereignislos, was ich angesichts meiner Müdigkeit auch zu schätzen wusste. Allerdings gab es doch einen Unfall samt Feuerwehr und schwerer Rauchentwicklung zu begaffen:

Ich fand das sehr symbolisch, hatte ich in den letzten drei Tagen doch viele rauchende Wracks gesehen – und damit meine ich die Filme und nicht etwa den nikotingeilen Doc und Konsorten…

Nächstes Jahr wieder.



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

9 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Will Tippin
Will Tippin
26. April, 2012 22:56

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal eine passende Gelegenheit für einen ein Hinweis auf dieses Video finde
http://youtu.be/3hq5ScfEUw8

Gregor
27. April, 2012 00:27

“War Manhunter da?”

Nächstes Jahr will ich es wieder einmal hinbekommen. Angesichts des Festivalberichts reut’s mich richtiggehend, nicht dagewesen zu sein …

bullion
27. April, 2012 09:26

Jetzt seh ich erst, dass das im KommKino war… naja, nächstes Jahr vielleicht… 😉

Comicfreak
Comicfreak
27. April, 2012 13:21

“Es geht mal wieder ein doller und besonderer Dank an Leserin Comicfreak, die den druckreifen Teil des Merchandisings übernahm und bei den “Hard Rock Zombies” das finale “s” vergaß – es macht die Sache nur authentischer.”

*mist*

..aber der Doc hat den Sicherheitskorrekturabzug unterschrieben!

Wortvogel
Wortvogel
27. April, 2012 13:24

@ Comicfreak:

a) natürlich liegt der Fehler beim Doc – bei wem sonst?!
b) Fehldrucke sind unendlich wertvoller als fehlerfreie Originale!

Comicfreak
Comicfreak
27. April, 2012 15:53

@ Wortvogel

😉

..nächstes Jahr sorg ich dafür, dass nur ein einziger Fehldruck in deiner Größe im Karton liegt..

:)
:)
29. April, 2012 00:34

stimme wortvogel zu. fehldrucke sind 1. wertvoller und 2. sympathischer 😉 @Comicfreak

Reini
2. Mai, 2012 13:09

….hmm… ich sollte mich mal als Model für Bierwerbung bewerben. 😉

Wortvogel
Wortvogel
2. Mai, 2012 13:14

@ Reini: Dafür müsstest du zuerst mal das Talent haben, das Etikett in die Kamera zu halten!