Revolverblatt Huffington Post?
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Ich mag die "Huffington Post". Sie bietet eine prima Bandbreite an Stories, hat ein paar exzellente Kolumnisten, zeigt auch mal lustige Videos und ist generell ein gutes Sammelbecken für alles, was Menschen mit halbwegs liberaler Einstellung interessiert. Ein zusätzlicher Bonus ist die seit einigen Monaten laufende "Huffington Post UK", weil mich die Vorgänge im Königreich noch einen Tacken mehr interessieren als die in Amerika. Nachdem "Huffington Post France" kürzlich gestartet ist, dürfte eine deutsche Ausgabe nur noch eine Frage der Zeit sein.
In letzter Zeit erkenne ich allerdings einen alarmierenden Trend, der die HuffPo (wie ihre Fans sie gerne nennen) wie ein klickgeiles Revolverblatt wirken lässt: Überschriften werden immer vager und sensationalistischer, um den Leser zur Lektüre zu verführen. Klar ist auch das die Aufgabe einer Headline, aber mittlerweile sind viele Aufmacher der HuffPo leere Hülsen:
Was soll das überhaupt andeuten "Bad News for Android Users"? Ist ein Virus unterwegs? Hat Google unsere Daten an den Iran verhökert? Wird Gmail kostenpflichtig? Der notwendige Blick in den Beitrag zeigt: Es geht lediglich um Listen von Handy-Herstellern, welche Geräte noch das 4.0-Update bekommen. Die Aufregung um "schlechte Nachrichten" findet sich im Artikel selbst nicht. Er hat lediglich Info-Wert.
Immer weniger HuffPo-Überschriften geben noch konkrete Hinweise auf den Inhalt des verlinkten Beitrags – und damit Antwort auf die Frage, ob man ihn lesen sollte.
Manchmal werden auch um der Knalligkeit willen bestimmte Details weggelassen, die den Gesamteindruck verfälschen. Was denkt man, wenn man diesen Aufmacher sieht?
Die gesamte Anmutung inklusive der Unterzeilen lässt vermuten, dass Shadid ermordet wurde, vielleicht bei einem Attentat ums Leben kam. Oder ins Kreuzfeuer geriet.
Die Wahrheit: Anthony Shadid starb an einem Asthma-Anfall.
Ich verstehe, dass auch die HuffPo ein Interesse daran hat, dass die Leser mehr tun, als nur Überschriften zu scannen. Aber Aufmerksamkeit heischende Phrasen verschleiern nicht nur banale Beiträge, die mich nicht interessieren – sie lenken auch von den Artikeln ab, die ich vielleicht lesen sollte. Ich hoffe ernsthaft, dass es sich nur um eine Testphase handelt, nach der die HuffPo wieder zu den traditionelleren Überschriften zurück findet.
Huffington Post Deutschland kommt. Wurde von Arianna Huffington in einem Spiegel Online-Interview kürzlich bestätigt. Allerdings suchen sie noch nach einem Medienpartner (Huffington Post France bspw. arbeitet mit Le Monde zusammen). Zuerst wird die spanische, dann italienische Ausgabe kommen. Dann erst die deutsche. Wird also noch ein paar Monate andauern.
Ich mochte am Anfang die Huffington Post sehr, allerdings hat sie sich – zumindest subjektiv – in eine zu reißerische Richtung entwickelt. Fragende Headlines wie WANN BEGINNT DER SUPER BOWL? dienen nur noch dazu, Google Suchergebnisse zu bedienen und somit für höhere Klickzahlen zu sorgen. Das ist schade. Denn gerade die Bandbreite an Kommentatoren machte diese Online-Zeitung so interessant. Kann also Dewis Kritik voll nachvollziehen. Die Headline, so wichtig für Suchergebnisse somit für Klicks und direkt für Werbeeinahmen (deren Höhe an die Klickanzahl gebunden ist), hat mittlerweile zuviel Raum eingenommen. Mehr Inhalt, weniger reißerische Buchstaben in Schriftgröße 300.
Die Huffington Post hat zwar tatsächlich einige hervorragende Kolumnisten, aber mich stört neben der reißerischen Aufmachung vor allem die einseitige Perspektive und der "Kadavergehorsam" gegenüber den Demokraten. Damit vertritt man zwar vordergründig eine liberale Einstellung, dies aber eben leider auf eine Art und Weise, die alles andere als liberal ist. Für die US-Presse sicherlich nicht vollkommen ungewöhnlich, aber auch in den USA gibt es auf beiden Seiten des Parteienspektrums Alternativen, die dies vermeiden.
Schrob das denn der Vogl selbst?
Ich nehme mal an, dass die Gastschreiber explizit hervor gehoben werden.
..bin mittlerweile beim "Freitag" gelandet
Ich verstehe, so grundsätzlich, die Kritik am reißerischen Ton der Headlines, wenngleich dieser Ton nicht überrascht. Die Berichterstattung zu Anthony Shadid ist aber doch ein schlechtes Beispiel. Ich finde die "Anmutung" des Artikels überhaupt nicht irreführend (wo wird denn suggeriert, dass er ermordet wurde?).