Christopher Hitchens: 1949-2011
Themen: Neues |Das Drecksjahr 2011 lässt auch auf der Zielgeraden nicht locker.
“The only position that leaves me with no cognitive dissonance is atheism. It is not a creed. Death is certain, replacing both the siren-song of Paradise and the dread of Hell. Life on this earth, with all its mystery and beauty and pain, is then to be lived far more intensely: we stumble and get up, we are sad, confident, insecure, feel loneliness and joy and love. There is nothing more; but I want nothing more.”
“Beware the irrational, however seductive. Shun the ‘transcendent’ and all who invite you to subordinate or annihilate yourself. Distrust compassion; prefer dignity for yourself and others. Don’t be afraid to be thought arrogant or selfish. Picture all experts as if they were mammals. Never be a spectator of unfairness or stupidity. Seek out argument and disputation for their own sake; the grave will supply plenty of time for silence. Suspect your own motives, and all excuses. Do not live for others any more than you would expect others to live for you.”
P.S.: Und Walter Giller ist auch tot.
Oh nein!
Der war mir in meiner “Neuorientierungs-Phase” enorm wichtig.
Scheiß Krebs!
Walter Giller durfte ein Alter erreichen, das ich Hitchens auch gewünscht hätte.
Lasst uns seine Leiche essen !
…und so seine Kraft in uns aufnehmen!
Joe “Captain America” Simon ist vorgestern übrigens ebenfalls verstorben (Der hatte allerdings schon fast ein Jahrhundert abgefrühstückt). Es reißt dieses Jahr echt nicht ab.
Konnte den Namen nicht zuordnen, aber nach Recherche kann ich zumindest sagen, dass ich sein “Die Akte Kissinger” gelesen habe (so ein Buch, wonach man sich nicht gut fühlt, wenn man sich vergegenwärtig, wo solche Leute heute [unbehelligt] stehen).
Für jeden Satz, den ich mag, gibt es einen, en ich entschieden ablehne.
@Andy: Dann bist Du ja ein ganz großer Denker …
Da muss man wohl kein großer Denker sein um sich an Sätzen zu stören wie “der 2.Irakkrieg ist notwendig, um die Werte des Säkularismus, des Feminismus (!!) und der liberalen Demokratie zu verteidigen” (lt. Wikipedia). Als hätten wir nicht schon genug Kriege aus religiösen Motiven, jetzt noch welche aus anti-religiösen, nein danke.
Aber de mortibus nihil nise bene. Gehört wohl in eine andere Diskussion.
@Teleprompter: Na, dann mal los: Für jeden (!) Satz, den man mag, einen, den man entschieden ablehnt …
@ Teleprompter: ich brauchte auch eine Weile, um zu verstehen, was Hitchens meint. Er war (radikal, aber nicht wirklich unbegründet) der Ansicht, dass wir gegen den radikalen Ismal nicht nur unser Welt-, sondern auch unser Menschenbild verteidigen. Es ist eben nicht okay, Grundrechte bei uns durchzusetzen, aber in anderen Regionen schulterzuckend “andere Länder, andere Sitten” zu seufzen. Nach Hitchens haben wir das Recht und die Pflicht, einzugreifen.
Das kann man anders sehen – aber es ist kein Zeichen eines brillanten Intellekts, das zu tun.
Ja, Hitchens war nie Pazifist und seine Ablehnung des Islam (samt Befürwortung von Präventivschlägen usw.) auch nur folgerichtig.
Problematischer sind eher seine Haltung zum Zionismus und zu David Irving, aber das braucht an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden.
“Problematischer sind eher seine Haltung zum Zionismus und zu David Irving, aber das braucht an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden.”
Wieso nicht ? Mach’ doch…
Für die Haltung zum Irak-Krieg gibt es auf vernünftiger intellektueller Basis keine Entschuldigung. Das war eine völkerrechtswidrige Invasion auf Basis einer eigentlich beispiellosen Lüge.
“Für die Haltung zum Irak-Krieg gibt es auf vernünftiger intellektueller Basis keine Entschuldigung. Das war eine völkerrechtswidrige Invasion auf Basis einer eigentlich beispiellosen Lüge.”
Na ja, solange es geilt…
“Für die Haltung zum Irak-Krieg gibt es auf vernünftiger intellektueller Basis keine Entschuldigung.”
Also lieber mit den Schultern zucken und wegsehen? Das wäre nach Hitchens’ Sicht genauso falsch, wie nicht bei zwei Kindern dazwischen zu gehen, die sich mit Baseballschlägern blutig kloppen.
@ realstar: so weit würde ich nicht gehen. Man muss Hitchens Meinung nicht teilen, aber ich sehe durchaus ein, dass es eben doch einen Unterschied macht, ob der Iran oder Deutschland Atomwaffen besetzt. Staaten sind nicht “gleich gut” und wenn ein Regime grundsätzlich zerstörerische Absichten nach innen wie nach außen trägt, dann kann man sich allemal fragen, mit welchen Mitteln das bekämpft werden muss.
Ich lehne den Krieg gegen den Irak ab, weil er von den falschen Leuten aus den falschen Gründen geführt wurde und wird. Nichtsdestotrotz gibt er dem irakischen Volk die Chance, noch einmal neu anzufangen. Und da haben die Amerikaner Recht – der Tod von Saddam Hussein ist kein Verlust für die Welt.
“Also lieber mit den Schultern zucken und wegsehen? Das wäre nach Hitchens’ Sicht genauso falsch, wie nicht bei zwei Kindern dazwischen zu gehen, die sich mit Baseballschlägern blutig kloppen.”
Wir reden hier wohlgemekrt vom zweiten Irakkreig, nicht dem ersten wo man noch zugute halten konnte das mit dem Einmarsch in Kuwait eine provokative Aktion seitens Husseins vorrausging.
Wieviele Kriege willst du führen bis alle undemokratischen Machthaber, Juntas, Frauenhasser und Unterdrücker weg vom Fenster sind? So kommen wir nicht weiter, es gibt ein Völkerrecht und auch eine Souveränität der Staaten in die, auch wenn es weh tut, nur im äusserten Fällen eingegriffen werden darf. Wer sich ausserdem einbildet man könne im Kampf gegen Islamismus allein im Irak oder Afghanistan ein Exempel statuieren ist schlichtweg illusorisch.
“Wieviele Kriege willst du führen bis alle undemokratischen Machthaber, Juntas, Frauenhasser und Unterdrücker weg vom Fenster sind?”
Ich? Gar keine. Aber ich räume ein, dass Hitchens’ – in meinen Augen nicht dumme – Sicht der Dinge diesbezüglich durchaus nachvollziehbar ist.
@ realstar; “es gibt ein Völkerrecht und auch eine Souveränität der Staaten in die, auch wenn es weh tut, nur im äusserten Fällen eingegriffen werden darf” – und wer definiert die äussersten Fälle? Du?
Muss ein “äusserster Fall” immer “clear and present danger” sein? Reicht es nicht, wenn Oppositionelle in Massen gekillt werden, Frauen gesteinigt, Kinder indoktriniert? Wenn die Bevölkerung verhungert, weil sich die herrschende Kaste die Entwicklungshilfe des Westens lieber auf Schweizer Bankkonten umleitet? Haben wir, Souveränität hin und her, nicht eine verdammte PFLICHT, menschliches Leben zu schützen, auch wenn es außerhalb unseres direkten Einflussbereiches liegt?
“Muss ein “äusserster Fall” immer “clear and present danger” sein? Reicht es nicht, wenn Oppositionelle in Massen gekillt werden, Frauen gesteinigt, Kinder indoktriniert? Wenn die Bevölkerung verhungert, weil sich die herrschende Kaste die Entwicklungshilfe des Westens lieber auf Schweizer Bankkonten umleitet? Haben wir, Souveränität hin und her, nicht eine verdammte PFLICHT, menschliches Leben zu schützen, auch wenn es außerhalb unseres direkten Einflussbereiches liegt?”
Du hast durchaus Recht, aber erstens gibt es genannte Zustände auch in Staaten bei denen man nicht behaupten kann es sein ein diktatorisches Regime an der Macht und zweitens muss man es, nicht nur hinsichtlich der internationalen Regulierungen, richtig machen. Wenn man im millitärischen Einsatz mehr Zivilisten tötet als zuvor umkamen und im Prinzip ein zerstörtes Land mit Machtvakuum zurücklasst ist damit auch wenig geholfen. Es muss Wege geben das leiser zu machen. Ein Regime konspirativ zu stürzen kann funktionieren, das haben gerade die USA mit zahlreichen Gehemdienstaktionen bewiesen. Und dass die Situation sich auch verschlechtern kann ist bekannt. Internationaler Druck und Sanktionen können auch etwas bewirken (wenn es ernsthaft und nicht bloss halbherzig durchgezogen wird).
@ realstar: Wenn die vergangenen 40 Jahre etwas gezeigt haben, dann doch dies: Sanktionen und heimliche Aktionen nützen wenig. Sie haben weder Khomeini stürzen können, noch Hussein, noch Assad oder Ghaddafi.
Ob man bei einem militärischen Einsatz mehr Zivilisten tötet als erwartet, ist ja nicht abschätzbar. Selbst die schärfsten Kritiker haben ein derartiges Debakel wie im Irak nicht vorhersehen können. Es ist IMMER ein Risiko.
Ich will der militärischen Intervention nicht das Wort reden – ich kann nur nachvollziehen, dass man sie mit entsprechendem historischen und moralischen Background durchaus als Option sehen kann.
was ist mit Syrien?
was ist mit Bahrein?
was ist mit Russland?
was ist mit Nordkorea?
was ist mit Somalia?
(nicht vollständige Aufzählung)
was ist mit guantanmo?
was ist mit dem ersten Golfkrieg als man den selbst hochgerüstete IRAN nicht mehr toll fand und dann den IRAK und Saddam unterstützte?
Was mit Afghanistan in den 80er?
sorry die Amerikanische “Intervention” ist meist nicht die Lösung, sondern oft Teil des Problems und zudem sehr selektiv aufgrund welche Vorraussetzungen man eingreift oder es eben nicht tut.
@Howie Munson
So sehr ich Pispers auch mag und auch hier in vielen Punkten größtenteils zustimme, vergisst er einfach mal so zu erwähnen, wieso die Amerikaner so gehandelt haben, wie sie gehandelt haben.
Es war damals die Zeit des Kalten Krieges, in dem beide Seiten Umstürze in anderen Ländern planten, Aufständler und Rebellen mit Geld unterstützten und nach und nach weltweit direkt wie indirekt mehrere Stellvertreterkriege geführt haben. Damit kann man nicht die Unterstützung von faschistischen Diktaturen insbesodere in Südamerika schön reden, aber es macht deutlich, wie viel Angst die Amis vor dem Russen hatten. Kaum einer redet mehr davon, dass die Sowjetunion nach Afghanistan maschiert sind und die USA (aus Angst davor, dass das Land “rot” wird und die danebenliegenden Länder wie Dominosteine nach und nach mitfallen) die afghanische Bevölkerung unterstützt haben.
Wenn man das außer acht lässt, dann man sich es sehr leicht, aber man hat ein nettes Feindbild und dann hat der Tag zumindest Struktur (frei nach Pispers).
Ich bin übrigens auch der Ansicht, dass der Irakkrieg von den falschen Leuten, mit den falschen Motiven geführt wurde. Man hätte Saddam schon 10 Jahre zuvor den garaus machen sollen, eben als er Kuwait überfallen hatte. Damals ist man aber vor den brodelnden Konflikten zwischen den unterschiedlchen islamischen Gruppierungen zurückgewichen, da man befürchtete zwischen den Fronten zerrieben zu werden. Das müssen die heutigen Soldaten nun ertragen.
Ich will hier wirklich nicht allen US-Soldaten lupenreine Motive zugestehen
@Howie Munson
So sehr ich Pispers auch mag und auch hier in vielen Punkten größtenteils zustimme, vergisst er einfach mal so zu erwähnen, wieso die Amerikaner so gehandelt haben, wie sie gehandelt haben.
Es war damals die Zeit des Kalten Krieges, in dem beide Seiten Umstürze in anderen Ländern planten, Aufständler und Rebellen mit Geld unterstützten und nach und nach weltweit (direkt wie indirekt) mehrere Stellvertreterkriege geführt haben. Damit kann man sicher nicht die Unterstützung von faschistischen Diktaturen (insbesodere in Südamerika und dem Nahen Osten) schönreden, aber es macht deutlich, wie viel Angst die Amis vor dem Russen hatten.
Kaum einer redet mehr davon, dass die Sowjetunion nach Afghanistan maschiert sind und die USA (aus Angst davor, dass das Land “rot” wird und die danebenliegenden Länder wie Dominosteine nach und nach mitfallen) die afghanische Bevölkerung unterstützt haben. Das dies eben auch nur auf den Kalten Krieg zurückzuführen ist, wie viele andere Konflikte in dieser Zeit, scheint in Vergessenheit zu geraten.
Wenn man das aber außer acht lässt, dann macht man es sich sehr leicht; aber man hat ein nettes Feindbild und dann hat der Tag zumindest Struktur (frei nach Pispers).
Ich bin übrigens auch der Ansicht, dass der Irakkrieg von den falschen Leuten, mit den falschen Motiven geführt wurde. Man hätte Saddam schon 10 Jahre zuvor den garaus machen sollen, eben als er Kuwait überfallen hatte. Oder man hätte ihn am besten erst gar nicht erst aufrüsten sollen. Damals (nach dem Sieg gegen Saddam) ist man aber vor den unterschwellig brodelnden Konflikten zwischen den unterschiedlichen islamischen Gruppierungen zurückgewichen, da man befürchtete zwischen den Fronten zerrieben zu werden. Das müssen nun die heutigen Soldaten ertragen. Man sollte aber nicht den Fehler begehen jeden Anschlag und jedes zivile Opfer den Amerikanern in die Schuhe zu schieben: der Konflikt zwischen den Schiiten und Sunniten schwellt schon seit Jahrhunderten und es wird weiterhin versucht durch neue Anschläge auf die Zivilbevölkerung diesen Konflikt immer wieder anzufachen. Natürlich gab es unter Saddam kaum Übergriffe untereinander (Saddams Gasangriff auf die Schiiten mal ausgeklammert), aber das ist auch nur seinem Terrorregime geschuldet, das schon bestanden hat bevor die Amerikaner ihn aufrüsteten und gegen den Iran losschickten.
Und das Amerika keine weiteren Konflikte mehr führt, liegt schlichtweg dran, dass das Land 1. kriegsmüde ist, 2. kein Geld mehr hat (Ölvorkommen und Co. reichen nicht um einen Krieg zu finanzieren) und 3. wohl kaum jemand mehr bereit ist mit ihnen einen weiteren Krieg führen möchte, solange es noch andere Optionen gibt, die noch nicht ausgeschöpft worden sind.
Dann schau dir die anderen Teile an…. es wurde Osama unterstützt… und wieso ist die irrationale Angst der Amis vorm Kommunismus im fernen Osten eine ausreichende Begründung für Krieg??
und von wegen die Russen wären einmarschiert und hätten die armen Afghanen zum Kommunismus gezwungen….
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Afghanistans
Erstens genau das hab ich gesagt die Amerikaner haben Saddam unterstützt obwohl er kein Menschenfreund war und zweitens kam er erst an die Macht, nachdem der Schah im Nachbarland fliehen musste… (war bestimmt nur Zufall)
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Irans#Mohammad_Reza_Pahlavi
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Iraks#.C3.84ra_Saddam_Hussein
Das du selbst zugibst das die Amerikaner Saddam hochrüsteten obwohl sie wußten, dass er menschenverachtender Diktator war, zeigt doch nur, dass es besser gewesen wäre, wenn die Amerikaner weder den Schah noch Saddam noch Osama hochgerüstet hätten…
Ich weiß, 2011 ist sowohl für mich als auch für den Wortvogel ein Drecksjahr gewesen. Aber immerhin ist ein weiterer Autokrat dem Jahr zum Opfer gefallen. In Memoriam, lieber Führer (hüstel) ;-). Gaddafi und Bin Laden begrüßen dich bereits in den ewigen Jagdgründen.
http://www.youtube.com/watch?v=6MUoxmwBqi4
“Problematischer sind eher seine Haltung zum Zionismus und zu David Irving, aber das braucht an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden.”
War der Irre nicht Antizionist und hat sich selbst noch als jüdisch geborener bezeichnet?
Wie kann man bloß Pispers zitieren, wenn gerade über Hitchens diskutiert wird?