16
Mai 2011

Disposable Dozen (6): Meat Loaf – To Hell and Back

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Meat LoafUSA 2000. Regie: Jim McBride. Darsteller: W. Earl Brown, Deedee Pfeiffer, Zachary Throne, Tom Wood, Jeff Freilich.

Story: Eine unglückliche Kindheit, der Traum von der Bühne: Meat Loaf Aday ist entschlossen, seinen Weg zu machen. Sein unglamouröses Aussehen und seine opernhaft-bombastische Stimme sind eher ein Hindernis – bis er auf den Komponisten Jim Steinman trifft, der ihm pompöse Rocknummern auf den Leib schreibt. Meat bekommt, was er immer wollte und bleibt doch unglücklich. Er reibt sich auf bei dem Versuch, seinem Publikum alles zu geben, verspielt den Erfolg des Albums “Bat out of Hell”, tingelt irgendwann nur noch durch zweitklassige Hallen. Da taucht Steinman wieder auf – mit der Idee für “Bat out of Hell 2: Back into hell”…

Kritik: 2000 war wirklich ein denkbar schlechtes Jahr, eine TV-Biographie über Meat Loaf zu produzieren, denn der Triumph, mit dem der Film 1993 endet, war zu diesem Zeitpunkt längst wieder verpufft. Meat Loaf hat den Erfolg von “Bat out of Hell 2” nicht in dauerhafte Chart-Präsenz ummünzen können, und wie in den 80ern wurden seine Alben in den 90ern stetig schwächer. Hinzu kommt, dass seine Stimme mittlerweile kaum noch in der Lage ist, Steinmans Anforderungen gerecht zu werden. Ergebnis: Der “Aufstieg – Fall – Wiederkehr”-Rockmär hätte man 2000 schon ein “-Versenkung” dranhängen müssen. Kein Wunder, dass der Film kaum die Wellen machte, die er 1993 sicher verursacht hätte, als Meat der große Comeback-Meister war. Mittlerweile blamiert er sich als Teilnehmer von Reality TV-Shows wie “Celebrity Apprentice”.

Drehbuchautor Ron McGee gelingt es zudem nicht, über die Kraft von Meat Loafs Präsenz und Musik hinaus etwas Saft aus der schwachbrüstigen “rags to riches”-Story zu pressen. Einsichten in die Psyche von Meat oder Steinman gibt es nicht, die gesamte Story hätte man sich anhand von ein paar Presse-Clippings zusammen stoppeln können. Der Versuch, Meat über die Beziehung zu seiner Frau zu definieren, scheitert einfach daran, dass hier kaum Konflikte gezeigt werden können (sicher auch, weil man den Dargestellten nicht auf die Füße treten konnte/wollte). Das Skript bleibt an der Oberfläche, gibt eine mager zusammen gefasste Readers Digest-Version der Rocker-Biographie. Da kann auch die Regie von Jim McBride nichts retten, der seit “Great Balls of Fire” und “Atemlos” wirklich sensationell abgestürzt ist.

Trotzdem ist “To Hell and Back” an keiner Stelle langweilig, und das liegt an der immer noch mitreißenden Musik – und der geradezu chamäleonhaften Darstellung von W. Earl Brown, der Meat Loaf glaubwürdiger spielt, als Meat Loaf es wohl selbst gekonnt hätte. Er hat nicht nur das Aussehen, sondern auch die Manierismen und die manische Performance des beleibten Superstars einfach drauf. Sowas habe ich seit Val Kilmer als Jim Morrison in “The Doors” nicht mehr gesehen.

Fazit: Bescheiden budgetierte und zu eierlose Rocker-TV-Biographie, die dank großem Soundtrack und einer überzeugenden zentralen Performance trotzdem gut unterhält.



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5 Kommentare
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Marcus
Marcus
16. Mai, 2011 18:59

Halbzeit.
Wehe Dir, wenn Nr. 12 nicht “Showgirls: Exposed” ist…. 😈

PabloD
PabloD
16. Mai, 2011 19:37

“Der Film ist heute nicht mehr leicht auf DVD zu bekommen”
Reicht ja, wenn man 3sat empfangen kann 😉

Wortvogel
Wortvogel
16. Mai, 2011 19:44

@ Pablo: Ich schaue seit Jahren kein reguläres Fernsehen mehr. Und wenn doch mal was kommt, gehe ich über Mediatheken oder Webstreams. Mein Fernseher ist eigentlich nur noch dafür da, Videos von DVD oder USB-Stick abzuspielen.

Jeff Kelly
Jeff Kelly
17. Mai, 2011 00:05

Lustig, der lief letztes WE erst im Fernsehen und ich bin beim durchzappen manchmal kurz hängen geblieben.
Ich hätte schwören können, dass es der echte Meat Loaf war, so gut hat der Hauptdarsteller seine Sache gemacht. Der Rest des Films ist aber am Besten unter “Belanglos” einzuordnen.

DMJ
DMJ
17. Mai, 2011 13:14

Habe ihn auch letztens auf 3Sat gesehen und war schwer enttäuscht. Es stimmt, der Hauptdarsteller ist phänomenal “echt”, aber der Film so dünn, wie sein Held gerade nicht.
Wenn er mit der Whiskeyflasche in der Hand durch die verregneten Straßen torkelt und die geisterhaften Stimmen seiner Vergangenheit um ihn ertönen (bis er schließlich auf die Knie fällt), oder seine Rede am Ende bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung mit einem Pathos inszeniert wird, als wäre es die Rückkehr Christi, weiß man nicht, ob man den Film selbst, oder schon seine Parodie sieht.
Am Ende geht einem die Hauptfigur dann nochmal ordentlich auf den Zeiger, wenn er – nach überraschendem Comeback und Platz 1 der Charts – wie ein kleines Kind heult und wütet, dass er bei dem Grammy, den er gerade gewonnen hat, nicht auftreten kann. Wenn er und seine Frau dann klagen, dass man ihn immer und immer wieder fertigmache, wartet man direkt auf das “Alle sind gegen mich und ich wäre am liebsten tot, dann wird es euch nämlich leid tun, dass ihr so gemein zu mir wart, RABÄÄÄÄÄH!”