30
Jul 2008

Kino-Kritik: “The Dark Knight”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Dark KnightBester Start aller Zeiten, höchstes Wochen-Einspielergebnis, 450 Millionen nach 10 Tagen – alles unwichtig, wenn ich mit einer Flasche Bier und dem Kollegen Sixtus in einem Düsseldorfer Kino sitze, um mir den neusten Batman-Film anzusehen. Der olle Flatterheinz hat es sowieso schwer, denn in meinen Augen ist “Iron Man” in diesem Jahr schon alles gewesen, was man von einer Comic-Verfilmung erwarten kann. Und “Batman begins” fand ich als Neustart der Franchise vielversprechend, aber letztlich ein wenig unbefriedigend, was Handlung und Charaktere angeht.

Egal – Vorurteile über Bord, Arsch in den Sitz, Licht aus, Film an.

Story: Eine Kampagne des Staatsanwalts Harvey Dent zur Verbrechensbekämpfung in Gotham macht den Gangs das Leben schwer. Sie lassen sich auf einen Deal mit dem irren Joker ein, der verspricht, den Bürgern der Stadt die Angst vor dem Verbrechen zurück zu geben. Dazu muss er Dent brechen – und Batman korrumpieren. Schlüssel ist in beiden Fällen die attraktive Rachel Dawes.

Kritik: 2008 wird in die Filmgeschichte eingehen. Nicht als “Sommer der Superhelden”, wie SPIEGEL online kürzlich vermeldete (gab es in den letzten Jahren eine einzige Saison OHNE größere Comic-Starts?), sondern als der erste Sommer, in dem das Versprechen der Superhelden auch eingelöst wurde. In dem Hollywood erkannt hat, dass verschiedene Helden verschiedene Erzählstrukturen brauchen. Und in dem Gespräche über die Verfilmungen unter Fans nicht mit dem Satz beginnen “Man muss natürlich Abstriche machen, aber…”

Bruce Wayne

“The Dark Knight” ist nicht einfach nur ein über weite Strecken brillanter Batman-Film. Er holt die Welt des Dunklen Ritters so nah wie nur irgend möglich an unsere eigene heran, um den Zuschauer emotional zu involvieren. Regisseur Nolan verweigert diesmal konsequent alle Konzessionen an die Burton/Schumacher-Streifen. Er befreit Gotham von allem ornamentalen Ballast, holt es aus dem puderigen Gotic-Look, in dem es bisher zu ersticken drohte. Das Universum von “The Dark Knight” ist nicht mehr beruhigend in sich geschlossen, ein Spielfeld einer Schar bunter Figuren, denen wir von außen bei ihrem närrischen Treiben zuschauen. Nolans neues Gotham ist kein studiolastiger Modell-Moloch (Chicago dient eindeutig als Vorlage), sondern Beton gewordener Alptraum, in dem Geschäft, Politik und Verbrechen schon längst nahtlos ineinander übergehen. Es eine urbane Arena, in der Menschen sterben, Loyalität käuflich ist, und das totale Chaos nur ein paar Bombenexplosionen entfernt. Hier gibt es keine Unschuldigen, und hier werden auch keine Gefangenen gemacht.

Nolan verzichtet konsequent auf die Ikonographie der Superhelden-Mythen: Kostüme werden nicht mehr zelebriert, es gibt kein übertriebenes Posing, um den Panel-Look zu emulieren, und lächerlich aufgesetztes Melodrama (siehe “Superman Returns”) macht ENDLICH echtem Drama platz. “The Dark Knight” ist eine Zelluloid gewordene “graphic novel”, kein verfilmtes Comic-Heft. Komplexe Charaktere, verschachtelte Handlungsebenen, und immer neue Twists beweisen, dass die Begriffe “anspruchsvolles Storytelling” und “Comic-Verfilmung” eben doch Schnittmengen haben können. In seiner Struktur und seiner Dynamik steht “The Dark Knight” Filmen wie Michael Manns “Heat” in nichts nach. Ich hätte Geld darauf gesetzt, dass es noch zehn Jahre dauert, bis Regisseure das Genre in solche Höhen hieven können. Ich habe mich geirrt.

Neben dem völlig neuen urbanen Look überzeugen auch die Darsteller. Ich fand es unerträglich und albern, dass überall kolportiert wurde, Heath Ledger müsse für den “Joker” posthum den Oscar bekommen. Asche auf mein Haupt: Es wäre gerechtfertigt. Ledgers Joker ist keine Witzfigur (pun intended), sondern ein gefährlicher, undurchschaubarer, und unberechenbarer Psychopath ohne jegliche Moral. Er hat letztlich kein Ziel, nur die Freude am Chaos, an der Angst. Mit ihm kann man nicht verhandeln, ihn nicht einschüchtern, oder gar resozialisieren. Er ist ein schwarzes Vakuum, perfekt verkörpert von einem Schauspieler, der erst nach seinem Tod zeigen kann, dass er immer viel besser war als “Der Patriot” oder “Zehn Dinge, die ich an dir hasse” ihm erlaubten.

Joker

Ledgers Performance erlaubt eigentlich kein Gegenüber – und doch schafft es Christian Bale, sowohl Batman als auch Bruce Wayne ausreichend Raum zu erspielen, in dem er auf das Gegenteil setzt: Reduktion. Der “neue” Bruce Wayne hat mehr Würde und Gravitas als das Alter von Bale vermuten lassen würde. Es hilft auch, dass Bruce und Batman nicht mehr zwei verschiedene Seiten einer Medaille sind – denn mit dem Joker ist die dunkle Seite Batmans bereits besetzt, und Two Face spielt mit dem gleichen Ansatz. Nein, diesmal sind Batman und Bruce Partner, der Playboy als kompetenter Helfer des Superhelden. Wenn der Film kurzzeitig nach Hongkong springt, dann fliegt Bruce, Batman quasi “im Gepäck”.

Fehlerfrei ist “The Dark Knight” allerdings nicht. In seiner Verweigerung großer Comic-Momente nimmt Nolan dem Stoff jegliches Pathos, und es sei die Frage erlaubt, ob man den Erwartungen des (auch jüngeren) Zuschauers nicht ein wenig mehr Rechnung tragen sollte. Und Nolan mag vieles sein – ein brillanter Action-Regisseur ist er nicht. Apologeten werden sagen, die Unübersichtlichkeit der Kampf- und Crash-Szenen sein gewollt, aber das macht sie nicht weniger irritierend. Ein wenig Choreographie hätte hier durchaus geholfen. Trotzdem sind diese Makel Kinderkram, wenn man bedenkt, wie weit sich Nolan hier aus dem Fenster lehnt, welches Risiko er eingeht.

“The Dark Knight” ist nicht die Fortsetzung von “Batman begins” – es ist der Neustart der Franchise, der vor zehn Jahren schon nötig gewesen wäre. Nachdem Nolan bewiesen hat, dass er Batman erfolgreich führen kann, hat er diesmal wirkliche alle Rücksicht fahren lassen, und einen düsteren Actionthriller geschaffen, der auch den Titel “Christopher Nolan’s Batman” verdient hätte. Damit drängen sich Parallelen zu Burton auf, dessen “Batman returns” auch deutlich näher an der Vision des Regisseurs war als der Erstling. Aber im Gegensatz zu Burton ist Nolan an den Figuren näher dran, versteht ihren Schmerz, ihre Ängste, und ihre Schwächen.

Wer auch nur den geringsten Zweifel hegt, dass “The Dark Knight” ein ganz neues Level erreicht, der sollte sich für eine Minute vor Augen führen, wie der Joker und Two Face in früheren Filmen präsentiert wurden – und einen direkten Vergleich anstellen. Der Begriff “da liegen Welten dazwischen” reicht schon nicht mehr aus…

Ich glaube nicht, dass sich die Frage beantworten lässt, ob nun “Iron Man” oder “The Dark Knight” der bessere Film ist. IM strotzt vor Spielfreude, spricht das Kind im Manne an, zelebriert Zerstörung und Übermut. DK ist ein Moraldrama, schwermütig und zerrissen, eher Antihelden- als Superhelden-Film. Statt sich zu entscheiden, sollten Fans lieber die Tatsache feiern, dass beide Ansätze möglich und erfolgreich sind.

Es ist ein verdammt guter Sommer für Superhelden-Fans.



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

37 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Mayana
Mayana
30. Juli, 2008 13:41

Oh…was bin ich neidisch…:-)

Der Rest muss ja leider noch warten bis zum Kinostart.

Das hört sich verdammt gut an, vielen Dank für die ausführliche Kritik/Lobeshymne.

Nils Hitze
30. Juli, 2008 14:10

Wahnsinn. Da liest die Kritik sich ja schon wie ein ganz eigener Kinofilm. Ich habe Kritiker immer gehasst, danke das du bewiesen hast das es auch anders geht.

Pierro
30. Juli, 2008 14:18

Bin begeistert: nicht nur vom erwaehntem Film auch ueber diesen Beitrag … Enorme Textlaenge, habe dennoch alles interessiert gelesen.

Bon
Bon
30. Juli, 2008 14:56

Irgendetwas über die FSK-Freigabe und Schnitte bekannt?

Andreas
Andreas
30. Juli, 2008 18:07

Hab den Film am Wochenende in London gesehen. Odeon am Leicester-Square. Digital. Hammer!! Solche Bilder habe ich im Kino noch nie gesehen. Das Kino war ausverkauft, zwischendurch gab es immer wieder Szenenapplaus. Große Klasse!

Schließe mich deiner Kritik weitgehend an. Allerdings lässt du eine Figur außen vor: Harvey Dent/Two-Face. Ich fand genau diese Figur die Schwachstelle des Films. Die Wandlung konnte ich nur ansatzweise nachvollziehen, ich fand sie zu sehr vom “weiß” zum “schwarz”. Auch die CGI empfand ich eher störend, vor allem da das Makeup des Joker so brilliant war. Bei Two-Face hat mich das computergenerierte sehr gestört, hätte mir da eine andere Makeup-Lösung gewünscht. Außerdem konnte ich seine derart drastische Wandlung nur bedingt nachvollziehen. Das fand ich etwas schade.

Zweiter Kritikpunkt: Die Beziehung von Rachel zu Harvey Dent. Sie stand zwar im Skript, aber ich habe sie auf der Leinwand nicht gespürt (was die Wandlung von Dent am Ende des Filmes umso unglaubwüriger macht, meiner Meinung nach).

Visuell und intellektuell hat mich der Film absolut gepackt. Die 2 1/2 Stunden vergehen wie im Flug, man kommt gar nicht dazu, über die verstrichene Zeit nachzudenken. Die Effekte sind wohl die besten, die ich je in Comic-Verfilmungen gesehen habe (und auch der Sound im Odeon war bombastisch). Aber auf der emotionalen Schiene hat mich der Film weniger gepackt. (Ganz im Gegenteil zu “Wall-E”, dem totalen Kontrastprogramm, das wir uns einen Tag nach THE DARK KNIGHT gegönnt haben).

Ach ja und noch etwas: Wie schaffen es Schauspieler wie Michael Caine, Morgan Freeman oder Gary Oldman eigentlich immer wieder, mit sowenig Screentime soviel Präsenz zu zeigen – und einen solchen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Großartig! Gerade Michael Caine sollte man – meiner Meinung nach – in der Beziehung heiligsprechen. 🙂

Peroy
Peroy
30. Juli, 2008 19:08

Der war auch in “Der Weiße Hai – Die Abrechnung” gut… 8)

Hendy
30. Juli, 2008 20:49

Bin wirklich schon gespannt auf den Film und deine Kritik hört sich sehr vielversprechend an.
Ich mochte bisher übrigens jede BATMAN-Verfilmung (ja, sogar die olle Serie mit Adam West!) – bis auf die Schumacher-Filme!
Die hätten ja fast sogar Comic-Verfilmungen komplett für lange Zeit den Gar ausgemacht.

Wortvogel
Wortvogel
30. Juli, 2008 23:31

@ Andreas: Ich stimme zu – Dent war ein Schwachpunkt, auf den ich auch eingegangen wäre, wenn mich Stress und Schwüle nicht abgelenkt hätte.

@ Hendy: Zu dem Adam West-Batman habe ich ja schon mal was geschrieben (kann man oben rechts mit der Suchzeile sicher noch finden).

Danke für die netten Worte – ich fand den Text jetzt gar nicht so toll. Aber ich lasse mich gerne überzeugen.

Wortvogel
Wortvogel
30. Juli, 2008 23:31

@ Bon. Keine Ahnung, was Schnitte oder FSK angeht. Sonderlich “graphic violence” hat der Film nicht, es dürfte also halbwegs glimpflich abgehen…

Bon
Bon
31. Juli, 2008 06:20

@ Wortvogel

“graphic violence” hatten Iron Man und Hulk ja auch nicht, oder? 😉

Tornhill
31. Juli, 2008 11:48

Na, das klingt doch mal gut!
Schön – ich freue mich so derartig auf den Film, dass es ein schlimmer Absturz wäre, wenn er schlecht wäre.
Natürlich könntet ihr alle auch getarnte Pappnasen sein, deren Geschmack und Wahrnehmung völlig falsch ist, aber davon gehe ich jetzt lieber erstmal nicht aus.

(Es sei übrigens angemerkt, dass auch der Angry Nerd ein zweiteiliges Batman-Special begonnen hat: http://www.gametrailers.com/player/37368.html )

Wortvogel
Wortvogel
31. Juli, 2008 12:44

@ Bon: Stimmt schon. Deswegen wage ich da auch keine Prognose.

comicfreak
comicfreak
31. Juli, 2008 12:59

..ist das in Ordnung, wenn deine Shirts erst Montag raus gehen und ich dir dafür noch ein bißchen was extra beilege?

Wortvogel
Wortvogel
31. Juli, 2008 13:07

Absolut und selbstverständlich!

Wortvogel
Wortvogel
31. Juli, 2008 16:20

Kollege Sixtus wies mich eben auf eine exzellente Analyse zum Film hin: http://tinyurl.com/55x2om

Paddy-O-
Paddy-O-
21. August, 2008 00:09

Isch! War! Drinnnn!
Super Film!
Lange nichts mehr so durchweg(!) gutes gesehen.
Ich kann mich an keine einzige Stelle erinnern, an der ich dachte “Mhh, jetzt zieht’s sich doch ein wenig”.

>> Ledgers Performance erlaubt eigentlich kein Gegenüber
Stimmt voll und ganz, grandiose Leistung! (der Pencil-Disappear-Trick ist besonders fies ^^)

Eigentlich war das gar kein Batman Film.
Zu wenig hat man ihn dafür wirklich wahrgenommen – nicht weil Bale schlecht spielt oder irgendwas gefehlt hat – die vom Vogel erwähnte Reduktion trifft es sehr gut.
Ein “Joker the movie” war es dann aber (leider) auch nicht.

Man kann es halt nicht genau festmachen.
Viel zu viele Charaktere, Joker, Alfred, Gordon, sind dafür viel zu gut rübergekommen! Respekt!
Alles war stimmig, alle Charaktere waren greifbar.

Man hätte Dent noch ausbauen können, das wäre wirklich die einzige Schwachstelle, aber dann wären’s 3 Stunden geworden…
Mein Traum: Eine Serie auf diesem Niveau.. genug Zeit auch noch Gordon weiter vorzustellen, Morgan Freeman ein bisschen toben zu lassen und andere schöne dinge zu machen.
Gebt mir Geld, gebt mir Nolan, wir machen das schon! 😉

Three Thumbs Up!
Gutes Kino, ich bin glücklich!

Xander
21. August, 2008 00:20

Ja, das war schön.

Nicht perfekt, aber gut. Two Face hätte man mehr charakterisieren können, aber latent aggressiv war er ja schon im ganzen Film, und es ist ja wie mit der Schwerkraft – “manchmal genügt ein Schubs” 😉

deflow
21. August, 2008 15:09

Nachdem ich jetzt den Film ENDLICH auch gesehen habe, kann kann ich mich der Kritik nur anschliessen.

Was ein genialer Film.

Marrtin
Marrtin
22. August, 2008 18:58

Ich habe den Film gestern im Kino gesehen.
Leider muß ich dazu sagen, dass die Überlänge des Films
keineswegs die Handlung trägt. Außer Heath Ledger, sind die Darsteller mittelmäßig in ihrer jew. Rolle. Special FX sind die Zuschauer bereits gewohnt – leider zuviel Bumm, bumm anstelle von Batmans Ironie, wie man sie aus den Comics kennt.

Fazit: Nicht sehenswet, eher schlecht als recht.

Isch bin de Batman
23. August, 2008 00:17

Habs mir gerade in Originalversion angeschaut, ein bisschen unübersichtliches Ende, ansonsten HAMMER-FILM! Danke für die nette Kritik, die ich mir im Anschluss gleich mal durchlesen musste. Paddy-O- hat allerdings komplett recht, das war eigentlich kein Batman-Film. Aber hat ja auch keiner behauptet: Schließlich heißt der Streifen ja “The Dark Knight” (-;

Mathieu
Mathieu
25. August, 2008 05:19

Muss mich Martin anschließen, ich war doch ziemlich enttäuscht von dem Film, hatte großes erwartet, stattdessen einen von Moral-Gefasel völlig überfrachteten, eher langatmigen Film ertragen müssen. Da reicht ein guter Heath Ledger nicht aus, um mich vom Hocker zu reißen.

Sonja
Sonja
27. August, 2008 13:43

Wo zur Hölle ist der Batman meiner Kindheit geblieben? COMICs leben doch davon, dass sie nicht real sind, dass sie uns in eine Welt entführen, die so nicht existiert. Ich bin und war ein großer Comic-Fan, vor allem, weil diese Art des Erzählens viel Raum für visuelle Kunst lässt. Und das hier?
Nolan macht aus einer mystischen Figur eine Art selbsternannten James Bond (Freeman als Q war echt gut…).
Ich will jetzt nicht sagen, dass mir der Film nicht gefallen hätte… super Schauspieler (allen voran mein Alltime Favourite Gary Oldman), guter Plot (vor allem der Anfang hat mich schwer beeindruckt), tolle Effekte, Musik, Sound… schwerer Fall von Matrix-Klau (:-)…

Aber sorry Leute, das ist kein Batman. Klar, der Mensch ist zerrissen, zweifelt an sich, hat sonst Probleme, einen düsteren/schwermütigen Character, jaja, aber man kann es echt auch übertreiben.Timm Burton hatte für mich den Ton schon sehr gut getroffen, auch wenn ich Michael Keaton für die totale Fehlbesetzung halte.

Also ich glaube, ich werde mir den Film nochmal im Kino im Original ansehen. Und trotzdem… ES IST KEIN BATMAN!

Wortvogel
Wortvogel
27. August, 2008 13:50

@ Sonja – deine Aussage ist richtig und falsch zugleich. Es ist Batman – aber eben NICHT der Batman deiner Kindheit (meiner auch nicht). Batman hat sich (besonders in den 80ern) sehr weiterentwickelt, das darf man nicht ignorieren. Auch der Batman der 70er war nicht der Batman von Bob Kane. Und schließlich: Denny O’Neils Batman der 70er war weit eher ein James Bond-Derivat als “Dark Knight”.

Ich halte die Diskussion für fruchtbarer, WARUM die Comic-Verfilmungen dem Zeitgeist immer deutlich mehr hinterher hinken als die Hefte. Mit Spiderman und X-Men sind die Filme formell und inhaltlich gerade mal in den 80ern gelandet, alles davor hing noch in den 60ern, bestenfalls in den 70ern.

phill54
phill54
28. August, 2008 00:18

Hi, ich hab den Blog sehr aufmerksam gelasen und habe da ein Anliegen zu dem ich gerne noch eine andere Meinung hören möchte:
Der Streifen war zweifellos das beste was ich aus dem Genre seit laaaanger Zeit gesehen habe. Ich liebe diese echte Dramatik des Films, die ihren absoluten Gipfel in einem einzigen Moment findet:

Der Moment in dem Wayne erkennen muss, dass er die Liebe seines Lebens umsonst geopfert hat. Er wollte nicht selbstsüchtig sein und einen höheren Zweck verfolgen indem er Dents Leben rettet – nur um dann zu erkennen dass auch Dent gescheitert ist.

Ich finde der Film ist bis zu dieser Sekunde so perfekt gestaltet und ausgearbeitet worden wie kein anderer Film der mir spontan einfallen würde.

Und jetzt kommt meine Kritik (sofern es mir bei diesem Meisterwerk überhaupt erlauben darf):

Leider kann der Film durch den frühen Tod von Heath Ledger nie mehr objektiv gesehen werden. Ich vertrete die Theorie dass sowohl Studio sowie Regisseur es aus Respekt gegenüber der Leistung dieses Schauspielers abgelehnt haben ihn im Film ein weiteres mal sterben zu lassen und somit weiss kein Mensch was am Ende mit dem Joker passiert: er bleibt einfach hängen. Leider Gottes steht Heath Ledger für keinen dritten Teil der Sage mehr zur Verfügung und mir ist nicht klar wie an diese Stelle angeknüpft werden kann.

Auf der anderen Seite nimmt sich der Film alle Zeit der Welt um einen perfekten Harvey Dent heranzuzüchten, einen Gegenspieler, der mit Batman auf eine enge wie tragische Weise ein ähnliches Schicksal teilt. Ein Erzfeind, der das potential gehabt hätte noch grosses zu Vollbringen. Nur leider wird er anstelle des Jokers in den letzten paar Minuten des Films für einen Showdown verheizt. Ich fand, dass ihm das nicht gerecht wird.

Wäre Heath Ledger nicht so früh von uns gegangen würde ich wetten, dass der Film dieses Ende gehabt hätte: Batman tötet den Joker in einem Akt aus Verzweiflung, Selbstzweifel, Hass und Rache. Er erlebt den dunkelsten Moment seines Sein indem er diesem Trieb nachgibt. Und dann sollte sich über dem Tod des Jokers sein Vermächtnis erheben: der Gegenspieler für den dritten und letzten Teil (wie’s zur Zeit ja üblich ist) dieser Trilogie: TwoFace.

Das wäre dem Joker gerecht geworden: über den eigenen Tod hinaus zu triumphieren…

Wortvogel
Wortvogel
28. August, 2008 00:35

@Phill54: Gute Gedanken, und grundsätzlich richtig. Aber: Batman tötet nicht. Niemals. Das ist DIE EINE Maxime, sozusagen seine Prime Directive. Es ist die Linie, die ihn von seinen Gegnern unterscheidet. Das wird in dem grandiosen Comic “The Killing Joke” schön thematisiert. Und Nolan hin oder her – einen Bruch dieser Regel würde ich KEINEM Film verzeihen.

Vor allem, weil das Thema meiner eigenen, seit Jahren geplanten Elseworld-Graphic Novel ist…

Dreamwind
Dreamwind
31. August, 2008 16:01

Keine Frage: der Film war toll. Aber mal ernsthaft: der Film hatte derarte viele Ungereimtheiten, dass es gerade so kracht. Batman unterliegt im Zweikampf dem Joker. zwar nur fast, aber dem Joker traut man es einfach nicht zu, dass er so gut in Martial Arts ausgebildet sein kann. Dann die vielen Vorbereitungen, die nötig sind um ein derartiges Scenario, wie es der Joker macht, zu veranstalten. Ein Krankenhaus wird mit Sprengstoff zugemüllt, dazu zwei riesige Fähren usw. Dazu braucht es Jahre Vorbereitung und doch mehr als Glück nicht dabei erwischt zu werden. Das mit der Sonarvernetzung der Handys ist ja auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Trotzdem fühlte ich mich irre gut unterhalten.

phill54
phill54
1. September, 2008 10:55

@ wortvogel: so tief in bin ich leider nicht im batman thema drin um sowas zu wissen.

nagut, dann wäre es aber dennoch echt stark gewesen, wenn der joker batman mit der info zurück lässt, dass dent die seite gewechselt hat und sich dann selbst in den abgrund stürzt: wissend, dass er niemals und durch niemanden dafür zur verantwortung gezogen werden kann.

das wäre fast so genial wie das wahnsinnsende von “sieben” in dem der psychopath den siebten mord als mord an sich selbst inszeniert hat.

je länger ich drüber nachdenke, desto überzeugter werde ich, dass es ursprünglich mal so gedacht war. und desto plausibler wird die theorie, da man bei heath ledgers tod zunächst auch nicht wusste, ob es vielleicht ein selbstmord war. unter solchen umständen den joker den freitod sterben zu lassen wäre vermutlich ziemlich fragwürdig aufgenommen worden…

trotzdem grossartiges kino 🙂

Major Hasenfuß
Major Hasenfuß
1. September, 2008 21:37

Der Film war die beste Comicverfilmung, die ich je gesehen habe…. Einfach großartig!
Diesen ganzen kunterbunten Mist, der vergangenen Jahre, konnte man sich ja beim besten Willen nicht antun! “Mein Batman”, war der in den Warner Bros Animes…. der war stark!
Kritik: Die Kampfszenen….. ja, dass war nicht gut bedacht…. “wum wum bam bam krack krack….” und so richtig verstehen, was da abging konnte keiner…
Unglaubwürdig! >> Die Szene, bei der der Joker die Frau aus dem “128 Stockwerk” katapultiert…… naja…
ich meine doch, trotz seines “SuperAnzuges” hätte der Aufprall wohl eher unsanfter verlaufen *g**…
Da könnte Batman wenigsten einer seiner Schnickschnack Seile auspacken! Also bitte…

Was ich als Regisseur, anders gemacht hätte…
Die Szene mit den Fähren…. “gut gegen bösen”
Die “Scheinheiligen” Bürgen, müssten nach einer Reihe von “moralischen Argumenten”, die Entscheidung treffen, den Knopf zu drücken!
Und dann(!!!) >>>> BOOOOOM !!!
Die Fähre fliegt in die Luft!

Aber nicht von den Anderen, (!!!) sondern von dejenigen, die den Auslöser tätigten!

Und der Joker bringt einen sarkastischen Kommenter…..”Uuuuiii ,…. da flieeegen siiieeee…. auf und davon…. aarrrrgghhhhaaaaaa…” oder sowas in der Art….

Das wäre der Hammer schlechthin!
Durch diese Aktion, würde der Film noch mehr an düsterer Schwermut dazugewinnen!
und die Moral von der Geschicht: ” Du sollst nicht töten” wäre hier irgendwie ironisch rübergebracht worden…..

Was meint IHR??

phill54
phill54
1. September, 2008 22:37

@majorhasenfuss
ich fand diese variante eigentlich am reizvollsten, mal ausnahmsweise die eine sache, von der jeder erwartet, dass sie explodiert, nicht in die luft zu jagen. ich fand das von der story definitiv elegant gemacht – und da stört es mich auch nicht wenn der moralische konflikt der fährenpassagiere teilweise arg aufgesetzt wirkt.

und grundsätzlcih frage ich mich bei so einem film auch nicht nach der glaubhaftigkeit eines solchen sturzes aus dem 128 stocks.

René
René
2. September, 2008 14:02

habe noch eine ganz interessante Kritik gefunden und zwar dreht die sich um die selbstauferlegte Ernsthaftigkeit des Filmes und die Rezeptionskonsequenzen, die sich daraus für den Zuschauer ergeben…

hier nachzulesen

crowny
crowny
9. September, 2008 00:10

Das mit den zwei Fähren war gewollt, glaube ich. Der Joker will einerseits Chaos anrichten und andererseits beweisen, dass in jedem Menschen etwas Böses steckt (ist natürlich auf traumatische Kindheitserlebnisse zurückzuführen, psychologische Phänomene usw.), darum ja auch der Anschlag auf den “weißen Ritter” Harvey Dent.

Joker
Joker
11. September, 2008 13:20

Toller Film und genialer Transport des Films in die Gegenwart. Aber die deutsche Synchro ist schlimm, sogar das Joker-Lachen wurde nachgemcht und ein paar Mal hatte ich das Gefühl, daß geschnitten wurde.

@René
Wenn du schon in jedem Filmforum deine Schleichwerbung verbreitest, dann bitte mit dem korrekten Link zur Batman-Kritik.

hoschi
hoschi
13. September, 2008 14:25

Also ich bin sehr entäsucht von dem Film.
Erstens fehlt das mysteriöse Flair was die ersten beiden Filme ausgemacht hat. Bei TDK könnte man meinen es spielt in New York im Jahre 2008 . Alles ist zu real und zu amerikansich und 9/11-Trauma mäßig.
Ich hätte mir lieber den alten Stil gewünscht. Der passt eher zu Batman.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Logik. Jede Szene beruht nur von hinten bis vorne auf Zufällen. Passiert Zufallshandlung A nicht kann Zufallshandlung B nicht passieren . Aber trotzdem stellt sich am ende immer heraus das natürlich der Joker alles aber auch wircklich alles wie es passiert ist geplant hat, obwohl das natürlich unmöglich ist- Das nervt auf Dauer denn es ist eifnach zu künstlich und ohne logik aber viele denken sich trotzdem “boah ist der Joker genial”.
Und aus nur jeder noch so unmöglichen Situation hat der Joker natürlcih einen Plan der in wieder daraus befreit. Das zu den meisten Joker-Plänen monatelange Vorarbeit nötig gewesen ware wie zB unbemerkt ein Krankenhaus oder 2 Schiffe mit Sprengstoff vollzupumpen spielt natürlich auch keine Rolle. von einem Tag auf den anderen hat der allmächtige Joker das ganze geplant und ausgeführt.
Oder woher weiss er dass die Richterin in ihrem eigenen Auto und alleine wegfahren soll und nicht von der Polizei weggebracht werden soll ?
Also meiner Meinung ist der Joker in diesem Film zu unrealistisch und übermenschlich und auf der anderen Seite einfach zu übertrieben auf psychisch gestört und zerbrechlich gespielt. Irgendwie nervt das auf dauer. Ich kann mich da den Lobeshymnen nicht anschließen.
Obwohl der Joker einen total gestörten Eindruck macht , wirkt er auf einem auch nie wircklich furchteinflösend – Das macht der erste Batman Teil mit dem Joker besser.
von so Späßen wie Handy-Sonar-Ortung und anderem Krimskram fang ich gar nicht erst an.

Alles in allem kein schlechter Film aber für einen Klassiker ist das ganze einfach zu oberflächlich und schlecht durchdacht. Die Figur des “achso toll gespielten” Joker gaukelt nur vor dass der ganze Film tiefgründig und intelleigent ist. Leider ist er es aber nicht.

Tester
Tester
17. September, 2008 18:14

Der Film ist wirklich wesentlich zu brutal und zudem unglaubwürdig. Der Wandel vom Ritter zu Two Face ist absolut überzogen dargestellt. Auch die Story ist nicht gerade stringent – der Teil in Hongkong passt nicht richtig zum Rest des Films. Ich verstehe den Hype um den Film nicht, auch wenn die Technik sicherlich sehr gut ist.

Siggi
Siggi
23. Dezember, 2008 01:21

Richtig, da liegen Welten dazwischen, aber nicht so, wie es im Ausgangskommentar vielleicht gemeint war. Denn tatsächlich kommt der Ledger-Joker nicht im entferntesten an den von Nicholson heran. Das beginnt schon mit der Interpratation der Rolle an sich. Der Joker muss etwas Sarkastisches haben. Etwas Bitterböses, was doch humorvoll ist. So, wie der Joker auch fast durchgehend interpretiert wurde. Bei Ledger findet man nichts davon. Das blitzt nur in den Szenen auf, die man fast 1:1 von der Verfilmung Burtons geklaut hat. Das sind die Szenen, in denen der Joker seine genialsten Momente hat. Ansonsten ist er nur ein kalter Killer, der durch die Rolle des Pinguins oder Scarecrows mit etwas mehr Anarchie ersetzbar gewesen wäre. Gerade für letzteren hätte ich mir einen würdigeren Auftritt gewünscht und man hätte an die Angstthematik anknüpfen können.
Nicholsons Darstellung mag manchem zu übertrieben satirisch sein. Die von Ledger ist eindeutig zu viel vom Gegenteil. Darüber hinaus hat der Joker nicht genug Raum im Film, sein Charakter ist widersprüchlich. Da hätte man lieber den Two-Face Part streichen sollen. Gerade er, den ich sogar überzeugender fand, wurde leider sinnlos verheizt. Schade. Hätte man da die Geburt von Two-Face weggelassen und lieber in den Joker investiert, wäre es besser gewesen. Der Joker hat seine Einmaligkeit verloren und wird seinem Namen nicht gerecht.

Auch ansonsten strotzt der Film vor Logikfehlern. Der Joker scheint ein Hellseher zu sein und darüber hinaus Batman intellektuell und körperlich überlegen. Der Ausflug nach Hong Kong passt überhaupt nicht, genau wie das Finale, was zu hektisch geschnitten und an den Haaren herbei gezogen ist. Das hat nichts Groteskes und Spannendes. Hier hätte es dem Film gut getan, auch die Ruhe des Finales vom “Original” zu klauen. Eine plötzlich herunterstürzende Glocke, vom Joker spielerisch zum Fallen gebracht, hätte gut gepasst.

Das einzige, was an Ledgers Darstellung besser ist, ist der Umstand, dass man sich vor seinem Joker fürchtet. Vor dem von Nicholson nicht.
Ich will Ledger nicht schlechtreden. Ich mag ihn nicht, aber er hat in dem Film große Klasse gezeigt. Dennoch als Joker fehlbesetzt und viel zu sehr überschätzt. Das mag maßgeblich an seinem Tod liegen.

Die Darstellung Gothams fand ich, gerade in Batman Begins, sehr abstrus. Da hat mir Burtons Gothic-Look besser gefallen. Das wirkte echter und nicht so erzwungen düster. Ganz abgesehen davon, dass die ganze Kindheitsgeschichte Batmans im ersten Film besser dargestellt wurde als in Batman Begins. Eine solche Vendetta für nen kleinen Straßenkriminellen, der längst erschossen wurde? Absurd! Da passt die gegenseitige Entwicklung der Charaktere in Batman besser. Napier erschafft Batman, Batman erschafft den Joker. Und mit dessen Tod wird der Schmerz nicht schwächer, sondern er wächst.

Batman: The Dark Knight. Er bleibt uns als der am meisten überschätzte (und zu lange!) Film 2008 im Gedächtnis. Möge uns der dritte Teil endlich einen Schurken bescheren, der das Kaliber von Two-Face, dem Pinguin oder dem Nicholson-Joker hat und dabei ein würdiges Ende erfahren wird.
Deutlich besser als der unsägliche Schumacher-Kitsch, aber abgeschlagen hinter den Klassikern von Burton, die in fast jeder Hinsicht überlegen sind.

Peroy
Peroy
30. Dezember, 2008 05:08

Gerade geguckt. Tja, schade, dann bleibt es wohl bei einem guten Batman-Film. “Batman Begins” hat zwar alles versaubeutelt, was mit den Bösewichtern zu tun hatte, aber er hat sich richtig angefühlt (in Ermangelung einer besseren Beschreibung). TDK hat jetzt den Ledger, dessen Performance alles überschattet (und dem restlichen Film kaum Luft zum atmen lässt)(dafür kanner zugegeben nix, hätte er halt nicht abnippeln sollen, die dumme Sau), verschwendet nebenbei noch Two Face (dessen Design immerhin erahnen lässt, wie ein “Darkman”-Remake aussehen könnte… und ja, irgendwann kommt das auch), und tut ganz allgemein so, als wäre er sechs Filme in einem. Nolan versaubeutelt den Streifen so etwa ab der 45sten Minute, kann keine Action inszenieren, der man folgen könnte, und fährt den Karren richtig in die Scheisse, wenn die Gyllenhaal abkratzt (die Holmes war übrigens auch nicht schlechter, die Umbesetzung hätte man sich sparen können). Wenn Sam Raimi “Spider-Man 3” mit absicht verbockt hat – und das hat er – in dem er den ganzen Comic-Scheiss bis ins Übertriebene aufgeblasen hat, dann begeht Nolan hier exakt denselben Fehler andersrum und tut so, als ob sein Batman-Streifen ein “richtiger” Film wäre, so komplett ernst und mit Aussage und so… Kumpel, bild’ dir nix ein. Das Ergebnis ist ebenso daneben, und ich kann nicht glauben, dass irgendjemand nach DIESEM Film zufrieden aus dem Kino gegangen ist…

Den Oscar kriegt der Müll aber sicherlich, so schlecht wie er ist…

Fazit: Wie “Batman & Robin” in ernst. 2/10

P.S.: @ Siggi: Auf Tim Burton scheisse ich, der hat Batman ja wohl als erster verkackt. Und Nicholsons Joler war unerträglich. Die kriegen beide auch nur 2/10

erica
erica
31. Januar, 2009 16:51

Der geilste film aller zeiten!