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Okt 2010

McDoofe Kino News dem Boll-Wahn verfallen

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

mcdoof1Wie wohl die meisten meiner Zeitgenossen lese ich die McDonalds Kino News nur im Notfall, wenn ich vergessen habe, eigene Lektüre bei meinen seltenen Filialen-Besuchen mitzubringen. Fastfood-News für Fastfood-Kunden: bunt, mainstreamig, konsumorientiert, und kaum einer wird es mit nach Hause nehmen, um seine Sammlung aller Ausgaben vollständig zu halten.

Unkritische Begeisterung, ungefiltert aus den Pressemitteilungen der großen Konzerne, das ist das Konzept. Eigentlich schade, würde doch gerade die Unantastbarkeit des profitunabhängigen Blättchens tatsächlichen journalistischen Tiefgang erlauben. Die Zeitschrift von WOM hat jahrelang bewiesen, dass es besser geht.

Gestern habe ich mal wieder ein Exemplar in die Finger bekommen, und NATÜRLICH musste ich mich wieder aufregen. Tut ja sonst niemand.

mcdoof2

Man darf sich nicht wundern, wenn die Kino News den Sänger Tiemo Hauer (wer?) mit euphorisch-leeren Hülsen wie “Mit seiner zweiten Single startet er voll durch” und “Es spricht für Tiemo Hauer, dass er ob des plötzlichen Hypes  um seine Person auf dem Teppich blieb” feiert. So spielt man halt den Trendsetter strikt nach Vorgabe der Musikkonzerne. Es erinnert auch ein wenig an die Hauspostille von Airberlin.

Etwas auffälliger ist da schon der seltsam unmusikalische Jubelartikel unten auf der selben Seite. Thema: Beim Computerversand Alternate gibt es jetzt auch Apple-Produkte. Nirgendwo steht Anzeige.

Anzeige steht auch nicht über der nächsten Seite, allerdings ist sie nicht mit einem redaktionellen Beitrag zu verwechseln. Und wer wirbt hier? Genau:

mcdoof3

Es würde sich vielleicht der Presserat für sowas interessieren – wenn denn irgendjemand die “McDonalds Kino News” als Presseprodukt ernst nehmen würde.

Ich schreibe diesen Beitrag allerdings aus einem anderen Grund: Es gibt eine Kritik zu Uwe Bolls “Max Schmeling” zu zitieren. Meine Meinung kennt ihr ja schon.

mcdoof4

“Ex-Weltmeister Henry Maske portraitiert in Uwe Bolls Biopic ‘Max Schmeling’ einen der größten Sportler des vergangenen Jahrhunderts auf höchst eindrucksvolle Weise

“Diese zu erzählen, hat sich nun Regisseur Uwe Boll aufgemacht, der bisher durch eher wilde Game-Verfilmungen wie “Alone in the Dark” und Schwerter des Königs” von sich Reden machte, nun aber zeigt, dass er auch ein dramatisches Biopic zu inszenieren weiß.”

“Als besonderer Geniestreich erweist sich dabei die Besetzung der Titelrolle mit einer anderen deutschen Box-Legende: Henry Maske.”

“Dabei ist der stets als ‘Gentleman’ betitelte ehemalige Halbschwergewicht-Weltmeister nicht nur in den Boxsequenzen ein Garant für sportliche Authentizität, sondern zeigt auch ein enormes Talent als Schauspieler.”

(Hervorhebungen von mir)

Es würde mich ernsthaft interessieren, ob man solche Zeilen kaufen kann – und wenn ja, was sie kosten (außer der Seele des Schreibers).

P.S.: Der “1955 Burger” hat mir auch nicht geschmeckt.



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Anderl
2. Oktober, 2010 19:12

Ist das Ding nicht ohnehin ein Werbeblatt und damit eine Ausweisung von Werbung überflüssig? Oder gibt’s da drin auch nicht-gekaufte Inhalte?

Marcus
Marcus
2. Oktober, 2010 19:46

Grund. Gütiger. Ich bin ja sehr für diskriminierungsfreie Personalpolitik, aber muss man Blinde wirklich als Filmkritiker beschäftigen?

Und bevor es ein anderer tun muss, erbarme ich mich und mache den offensichtlichen Gag:

“Der “1955 Burger” hat mir auch nicht geschmeckt.”

Abgelaufenes Haltbarkeitsdatum, nehme ich an?

aCks
aCks
2. Oktober, 2010 20:39

@ Marcus: Ich wusste gar nicht, dass Uwe Boll erblindet ist! Allerdings würde das natürlich den einen oder anderen seiner Filme erklären.

Andy
Andy
2. Oktober, 2010 21:26

Ich habe es schon einmal gesagt: Uwe Boll meiner Meinung nach ein guter Produzent in der Vergangenheit!!aber als Regisseur….eine Katastrophe!!
Aber viel schlimmer der 1955 Burger schmeckt nicht?? Und ich hatte mich schon so auf
das ”Geschmacksexperiment” gefreut.
Obwohl ich eher zu Burger King tendiere.

milan8888
milan8888
2. Oktober, 2010 21:42

Bleib bei Burger King. Der 55er würde vielleicht schmecken wenn er aussähe wie auf dem Bild – bei meinen beiden Verköstigungen sah er aus als hätte in Hasselhof zubereitet und es war dann auch nur Matsch rauszuschmecken

Dirk
2. Oktober, 2010 22:53

Danke für das PS. Denn ich hatte echt überlegt, den mal zu probieren – muss ich jetzt ja nicht mehr. 🙂

umimatsu
umimatsu
2. Oktober, 2010 23:07

@ Wortvogel

Auf zu Burger King und in deren unkritischer (Werbe-) Postille die Rezension zu Bolls neuestem Streifen lesen!

reptile
reptile
2. Oktober, 2010 23:17

McDonalds Burger schmecken mir zu steril.
Wie ein Bulletten Brötchen.

Burger King’s Whopper ist das wahre. Schön rauchig gegrillt.

Achim
Achim
2. Oktober, 2010 23:31

Also ich habe ja noch nicht den aktuellen King des Monats gegessen, der ist echt lecker, aber den 1955er muss ich auch noch probieren, und die Fritten sind zwar noch nicht so gut wie bei BK, aber sie ham bei meinen letzten beiden Proben ein wenig Geschmack gehabt.

Wortvogel
Wortvogel
3. Oktober, 2010 09:53

@ umimatsu: Werde ich tun.

@ Reptile: Besonders das Fleisch schmeckt bei McDonalds fad und pappig. Da ist mir jeder Leberkässemmel lieber. Aber ich bin sowieso eher der Chicken-Typ (chicken? Näh, nich schicken – hier essen!).

charlotte sometimes
3. Oktober, 2010 11:40

Dass Das Blättchen Maske zum neuen Oskargewinner stilisiert wundert mich gar nicht, denn dem gehört eine McDoof Filiale in Leverkusen (die direkt am Stadion). Ist also im Prinzip Eiigenwerbung um drei Ecken.

Wortvogel
Wortvogel
3. Oktober, 2010 11:51

@ Charlotte: Interessante Info, danke!

Kerstin
Kerstin
3. Oktober, 2010 13:13

der 1955 ist im prinzip ein big tasty (darum gibts den auch im moment nicht).
davon ab geht mcdonalds auch nur in holland, da ist der salat frisch, das brötchen fluffig (nicht pappig) und das fleisch saftig (nicht totgepresst). ka was mcd in deutschland gegen seine kunden hat…

DMJ
DMJ
3. Oktober, 2010 14:10

Au ja, Vergleichsstest mit dem Burger King-Blättchen, das könnte interessant werden! 😀

Ich meine…sie haben die bessern Burger, also vielleicht auch die besseren Schreiber…gnihi…

Nardon
Nardon
3. Oktober, 2010 14:16

Keine Ahnung ob es sowas in München gibt aber in Giessen geh ich nur noch in das Chevy´s.
Die Bürger sind um längen besser als bei BK und McD zusammen.

Peroy
Peroy
3. Oktober, 2010 17:16

“Die Bürger sind um längen besser als bei BK und McD zusammen.”

Scheiss auf’s Volk, wie ist das Fressen ?

Jeff Kelly
Jeff Kelly
3. Oktober, 2010 18:16

In Franken gibts bei McD den Nürnburger mit fränkischen Bratwürstchen belegt.

Ein Sakrileg! Möchte nicht wissen wie viel Umsatz das gekostet hat

Will Tippin
Will Tippin
4. Oktober, 2010 00:02

@Jeff: Den gibts nicht nur in Franken sondern auch in Rheinhessen. Hab den mal getestet, ist mir aber irgendwie zu bizarr. Der 1955er ist allerdings gar nicht mal schlecht.

Skrymir
Skrymir
4. Oktober, 2010 14:19

Wer schonmal ein Fertiggericht mit “Nürnberger Bratwürsten” gegessen hat wird um den Fraß von McD einen großen Bogen machen.. Das kann nur noch schlimmer sein und somit schon beinahe ein Brechgarantie.

ps. mit “Henry Maske – hölzerner als Holz!” hätte man den Film ja auch schlecht bewerben können…

Dietmar
Dietmar
4. Oktober, 2010 19:23

Danke für diesen Artikel. Dadurch habe ich Deine Film-Kritik wahrgenommen, die mir vorher durch die Lappen gegangen ist. Wie ich es fertiggebracht habe, dort trotzdem zu kommentieren, ist eines der großen Rätsel vielleicht der Menschheit gar …

Marcus
Marcus
4. Oktober, 2010 19:39

@Dietmar: für die einen ist es Alzheimer, für die anderen eines der großen ungelösten Rätsel der Welt. 😉

Dietmar
Dietmar
4. Oktober, 2010 19:47

Hab´ ich Dir schon mal gesagt, dass du echt gemein sein kannst? Kann mich grad´ nicht dran erinnern …

Marcus
Marcus
4. Oktober, 2010 20:26

@Dietmar: Das habe ich doch die Tage schon aus weitaus berufenerem ( 😉 ) Mund zu hören bekommen:

“Wer einen Marcus in seinem Leserstamm hat, muß für den Spott nicht selbst sorgen.”

Du weißt noch, von wem? (Kleiner Tipp: Schwarzer-Thread. #180.)

Andererseits: es ist ja nicht so, dass ich dich nicht um die Fähigkeit beneiden würde, dein Gehirn so sorgfältig von allem Boll-content zu reinigen…

Dietmar
Dietmar
5. Oktober, 2010 08:40

@Marcus: Vergesslichkeit kann Vorteile haben. 🙂 Der Gute ist ja wieder da und wird solange herumpöseln, bis ihm keiner mehr antwortet, was er dann als gloriosen Sieg interpretieren wird. Ähnlich macht das die Tea-Party in Amerika und siehe da, es gelingt ihnen mit absoluten, sich selbst widersprechenden Nonsens die demokratische Ordnung in´s Wanken zu bringen; am Großartigsten ist ja die junge Frau, die Masturbation für Ehebruch hält und dagegen ankämpft. Was für ein wichtiges politisches Thema …

Marcus
Marcus
5. Oktober, 2010 11:01

@Dietmar:

“Masturbation ist Sex mit jemandem, den man wirklich liebt.” ( (c) Woody Allen)

Und bei dem, was die beiden da im Schwarzer-Thread verzapfen, bin ich schon lange ausgestiegen.

Jeff Kelly
Jeff Kelly
7. Oktober, 2010 01:30

Btw ich war heat beam Burger King. Die feiern den Film genau so: irgendwas mit unvergleichlich

Dietmar
Dietmar
9. Oktober, 2010 20:53

Jetzt habe ich gerade in meiner Fernsehzeitung gelesen, dass der Film ohne Nachsynchronisation in die Kinos kommt: ,,Zwar zeichnet Boll Schmelings Leben von 1930 bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges atmosphärisch dicht nach, doch Maske ist einfach kein Schauspieler. Und das sieht man in jeder Szene, die nicht im Boxring spielt.”

Marcus
Marcus
9. Oktober, 2010 21:54

Ich war diese Woche auch beim Mac. Der 1955-Burger war ganz gut, aber solange es den Royal TS gibt, muss der 1955 wegen mir nicht auf die reguläre Speisekarte.

Und der Milchshake zum Maxi-Menu war echt lecker, auch wenn eine große Coke UND der Shake zusammen ziemlicher Getränke-Overkill sind.