06
Okt 2010

Cloudtrusting: Ein Erlebnisbericht

Themen: Neues |

Ich schreibe diesen Beitrag in den Firefox-Browser unter Windows XP auf meinem Macbook, weil ich gerade ein paar Wartungsarbeiten laufen lasse, für die das Microsoft-OS besser geeignet ist. Wenn alle Programme Vollzug melden, werde ich den Entwurf dieses Beitrags speichern, mein Macbook in OSX neu hochfahren, Chrome starten, und weiter daran arbeiten.

Eventuell mache ich das Feintuning (Recherche, Formatierung) morgen in der Redaktion. Auf dem Mac dort läuft Safari. Die Bilder dafür brauche ich nicht auf meinen USB-Stick ziehen, die liegen sowieso in meiner Dropbox.

Mein Name ist Torsten Dewi. Ich lebe in der “cloud”.

Systemchaos

Der Umstieg war durchaus eine bewusste Entscheidung. Ich arbeite in einer Woche mitunter auf fünf verschiedenen Geräten, unter drei Betriebssystemen, mit ebenso viel Browsern. Spätestens mit dem Kauf meines Macbooks wurde es immer schwieriger, Daten und Programme auf allen Systemen kompatibel und aktuell zu halten.

Der Wendepunkt war die eigentlich banale geplante Installation von Thunderbird auf dem neuen Macbook. Als ich das korrespondierende Icon bei Ninite anklicken wollte, hielt ich plötzlich inne. Ich war es bis dahin gewohnt, meine Emails vom Server zu ziehen, sie mit automatischen Filtern und händisch zu sortieren und regelmäßig Backups herzustellen. Damit war ich allerdings auch gezwungen, zwei parallele Systeme zu fahren: Auf dem Heimrechner das gut sortierte Postfach von Thunderbird, unterwegs das totale Chaos des unstrukturierten Gmail-Eingangs. Das schien mir jetzt widersinnig.

igoogle-sandbox Hinzu kam, dass ich gerade entdeckt hatte, wie praktisch iGoogle ist, die individualisierte Homepage von Google. Es ist ja so, dass man bestimmte Fremdrechner nicht beliebig an die eigenen Bedürfnisse anpassen will/darf. Da hilft es, wenn eine Internet-Startseite (nach Login) die eigene Passwörter, Bookmarks, Kontakte und Mails bereit stellt, und nebenbei noch relevante Infos wie Wetter, News und Flugzeiten liefert.

Und schließlich: Je mehr ich unterwegs war, desto mehr nervte mich die Tatsache, dass mein in Thunderbird integrierter Kalender oft genug hilflos Erinnerungskästchen aufpoppen ließ, wenn ich nicht vor dem heimischen Monitor saß.

Kurz und gut: Ich fand meine gesamte Kommunikations-Strategie halbgar.

Es wuchs die Bereitschaft, mich dem “System Google” testweise komplett zu unterwerfen. Denn egal welches OS, welcher Browser, welche Hardware – online bin ich immer. Und damit ist das größte Problem der exzessiven Google-Nutzung irrelevant.

Ganz oder gar nicht

Wenn ich was mache, mache ich es richtig. Also nicht bloß Gmail, sondern Google Text & Tabellen, Google Kalender, iGoogle, Picasa – sogar dem Chrome-Browser wollte ich eine zweite Chance geben, nachdem er mich anfänglich nicht überzeugt hatte. Wichtig ist bei einer solchen Aktion: Nicht auf halber Strecke die Lust verlieren. Ja, die meisten Produkte und Dienste von Google SIND einfach zu bedienen, aber erst die teilweise aufwändige Individualisierung macht sie wirklich alltagstauglich. Vieles, was allein nur begrenzten Wert hat, wird sehr nützlich, wenn man die Google-Dienste verzahnt.

Kehrseite der Medaille: Die Biosphäre, die Google durch die Verzahnung seiner Produkte schafft, ähnelt der Sackladung an Programmen, mit denen mein Macbook ausgeliefert wurde (iTunes, iCal, Mail, iPhoto, etc.). Einmal drin, kommt man nur schwer wieder raus. Es macht keinen Sinn, auch einen eventuell besseren Kalender-Service zu nutzen, wenn der sich nicht so nahtlos in das Google-Environment integriert. Es ist eine sanfte, eine bequeme Abhängigkeit. Wie gefährlich sie ist, wird sich zeigen.

Zwei Dinge vorab: Wer der Cloud nicht vertraut, kann natürlich seine relevanten Programme und Daten auf einem USB-Stick portabel in der Hosentasche tragen. Das ist auch sicher nicht schlecht. Aber dann ist man wieder blöd dran, wenn man plötzlich vor einem Linux-Rechner sitzt, das portable Open Office aber nur auf Mac oder Windows läuft. Außerdem habe ich Angst, einen Stick zu verlieren und/oder zu waschen. Letztlich: Man muss den Stick dann jeden Abend sichern, denn ein Daten-GAU ist bei sowas natürlich nie auszuschließen. Ich vertraue den Redundanzen von Google mehr als meinen eigenen.

Es ist auch ein legitimes Argument, dass man Google nicht so viele Daten füttern dürfe, wie es für den effizienten Gebrauch der Dienste notwendig ist. Das stimmt. Ich musste Nutzen und Risiken abwägen. Für mich ganz persönlich habe ich dann entschieden, dass es okay ist.

Der Umstieg gestaltete sich zeitaufwändig, aber trotzdem relativ einfach: Kontakte in Gmail importieren, nachpflegen (oft werden die Daten nicht korrekt in die korrespondierenden Felder aufgenommen), iGoogle-Seite mit Widgets für Posteingang und Kalender pimpen, häufig gebrauchte Texte in Google Text & Tabellen hochladen. Dabei stellen sich die ersten Vorteile schnell ungefragt ein: Gmail erkennt einen Termin in einer eingehenden Email und schlägt vor, diesen gleich in den Kalender einzutragen. PDF- und Word-Dateien werden erstaunlich zuverlässig von Text & Tabellen geöffnet, ohne dass ich den Browser verlassen muss. Ping – eine Freundin chattet mich an. Ich wusste gar nicht, dass Google sowas hat. Auch die praktische “To do”-Liste entdecke ich eher zufällig.

Aber der Reihe nach.

Gmail / Googlemail

gmail

Dreh- und Angelpunkt bei Google ist natürlich Gmail selbst. Die eigenwillige Art der Präsentation mag viele User abschrecken, und in der Tat: Erst seit ich den Dienst kräftig gepimpt habe, kann er mit einem desktop-basierten Mailprogramm halbwegs mithalten. Dazu sollte man die Einstellungen sorgfältig durchackern, vor allem die Schalter in den “Google Labs”, von denen ich über die Hälfte aktiviert habe. Design, Aufbau, Struktur, Verhalten – so ziemlich alles lässt sich anpassen. Die Browser-Erweiterung “Better Gmail” ergänzt das noch – es ist mir ein Rätsel, wieso Google nicht von selbst drauf kommt, bei Anhängen statt der doofen Büroklammer das korrekte Icon der Dateiendung anzuzeigen. Und nach fünf Jahren hat der Konzern auch ENDLICH auf die User gehört, denen die ach so clevere “Konversationsansicht” zu unübersichtlich ist – man kann sie jetzt abschalten. Die durchweg recht netten Designs erlauben genau soviel Individualisierung, wie so einem komplexen Dienst gut tut. Mir gefällt auch, dass Anhänge mittlerweile per drag & drop eingefügt oder abgelegt werden können.

Der Chat ist nicht meins, den habe ich deaktiviert, und auch Google Buzz steht auf “off”. Ich sehe momentan die Vorteile darin nicht. Kann sich aber ändern. “Better Gmail” erlaubt, viele der inaktiven Bereiche ganz auszublenden, was für ein deutlich aufgeräumteres Interface sorgt.

Natürlich muss man sich bei Google an die Label (statt regulärer Ordner) gewöhnen, und es ist ratsam, mit vielen automatischen Filtern den eingehenden Mails Struktur zu geben – aber hat man sich erstmal eingearbeitet, ist Gmail an Effizienz kaum zu überbieten. Die potente Suchmaske erlaubt es, auch obskure Mails schnell aufzuspüren, und bei 7 GB Speicher ist es albern, irgendwas zu löschen. Und damit sind wir auch schon bei meinem einzigen wirklichen Kritikpunkt: Google versucht regelrecht zu verhindern, dass man Daten aus dem Mailspeicher löscht. Es wäre Minimalanforderung, dass man Anhänge aus der Mail speichern und dann LÖSCHEN kann. Fehlanzeige. Oder eine Suchfunktion nach Größe der Mailanhänge, um Speicherfresser gezielt zu eliminieren. Fehlanzeige. Hier zeigt die Datenkrake ihr unfreundliches Gesicht.

Besser ist da schon die Integration der anderen Google-Dienste in Gmail: Terminvorschläge werden erkannt, Google Maps und You Tube-Videos gleich in der Mail angezeigt. Die Übersichtsseite hat bequeme Links zu den Kontakten, dem Kalender, dem Chat, und der To Do-Liste. Wer sich mit iGoogle nicht anfreunden kann, kommt auch mit Gmail als Ausgangspunkt gut klar.

Kalender

Der Kalender von Google ist sicher nicht mit Outlook oder Lightning vergleichbar. Er ist so rudimentär und schmucklos, dass er wirklich nicht zum Verweilen einlädt. Auch die Eingabe-Maske ist eher “basic”. Aber er tut, was soll, bedient sich bei den Daten von Gmail, und hat mich bisher noch nicht hängen lassen. Klares Plus: Man kann den Kalender für andere Google-User freigeben – so sieht meine Freundin immer, ob ich gerade in einer Pressevorführung sitze.

iGoogle

Die iGoogle-Seite verführt zum Schnickschnack, und ich empfehle jedem User, nach ein paar Wochen zu checken, welche Widgets er wirklich benutzt. Dann kann man auch mal wieder was löschen. Besonders, wenn man viel auf fremden Rechnern arbeitet, kann eine gut sortierte iGoogle-Seite schnell unverzichtbar werden. Ich binde mittlerweile sogar Cloud-Services wie Xmarks, Dropbox und Evernote dort ein. Die Canvas-Funktion erlaubt es, Widgets zu vergrößern, so dass sie fast als eigenständige Apps funktionieren. Dieses System steckt aber noch in den Kinderschuhen, und ist allemal ausbaufähig.

Chrome

google-chrome_468Der Umstieg auf Google Chrome hat mir mehr Kopfzerbrechen gemacht. Ich bin ein alter Firefox-Junkie, und habe meinen Browser mit einer erstaunlichen Menge an Erweiterungen angepasst (derzeit an die 20). Never change a winning team. Nun ja, aber probieren wollte ich es dann doch mal. Und siehe da: Mittlerweile sind praktisch alle nennenswerten Erweiterungen auch für Chrome verfügbar, und die Cloud-Addons tauschen auch die Daten von Firefox und Chrome problemlos aus. Will sagen: Wenn man Xmarks für Chrome installiert, holt es sich die Favoriten ab, die man auf dem Firefox gespeichert hatte. Das machte den Umstieg viel reibungsloser, als ich befürchtet hatte. Es gibt viele pfiffige Detailideen, bei denen auch Firefox alt aussieht. Die Geschwindigkeit und der cleane Look von Chrome haben mich zusätzlich überzeugt.

Zwei Kritikpunkte habe ich allerdings: Es gibt immer noch keinen akzeptablen Download-Manager für Chrome. Das ist nicht nachvollziehbar. Und es wäre angemessen, den Bitten vieler User folgend eine Seitenleiste mit Favoriten zu ermöglichen. Dieses Manko war lange Zeit mein Hauptgrund, nicht auf Chrome umzusteigen. Aber es ist wie mit so vielen Dingen: Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass Chrome die Favoriten in Ordnern über dem Hauptfenster ablegt, sieht man durchaus die Vorteile ein.

Besonders wenn man viel in der Cloud arbeitet, kann man es sich nicht leisten, dass der Browser abstürzt – die Stabilität durch separierte Prozesse ist hier eindeutig ein Plus (das von der Konkurrenz ja auch kopiert wird).

Fazit: Chrome ist ein guter, schneller Browser, der bis auf kleine Ärgerlichkeiten dem Firefox das Wasser reichen kann, und praktisch alles bietet, was der Vielsurfer sucht.

Picasa

picasa Googles Bildprogramm Picasa verwende ich nur, weil es auf dem Mac keine brauchbare Alternative gibt. Es wäre immer noch mein Traum, eine ordentliche Portierung der PC-Software wie Irfanview oder Xnview zu haben. iPhoto ist mir erheblich zu aufgeblasen.

Das Problem ist, dass iPhoto und Picasa nicht meinem Nutzungsprofil entsprechen: Ich will Bilder nicht thematisch oder per Zeitleiste sortieren, ich brauche keine Gesichtererkennung, virtuelle Ordner, oder die Möglichkeit, online Galerien zu präsentieren. Das ist alles Ballast. Ich muss große Bildmengen schnell verwalten, ohne die Festplatte vollzumüllen, und einzelne (oder mehrere) Fotos bearbeiten können. Die Funktionsvielfalt von Picasa ist für mich Overkill, und die Bedienung sehr umständlich. Hier setze ich darauf, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt, der das abfedert.

Text & Tabellen

Google-DocsNatürlich ist Google Docs kein vollwertiger Ersatz für ein Office Paket. Das soll und braucht es aber auch nicht zu sein. Geschätzte 90 Prozent der Texte, die ich schreibe, benötigen keine aufwändige Formatierung. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass “Text & Tabellen” mich nicht mit einer Funktionsflut überwältigt. Dafür bringt es Werkzeuge für Online-Kollaboration mit, die mir gefallen: Alle zwei Wochen erstelle ich eine neue Liste der Filme, die auf den Kinoseiten der Blattgold-Redaktion vorgestellt werden sollen. Diese Liste brauche ich gar nicht mehr an die Redakteure zu schicken: Sie ist für diese Mitarbeiter freigegeben, und kann immer aktualisiert über einen Link aufgerufen werden. Das spart mir durchaus Arbeit.

Wenn ich wirklich mal ein aufwändigeres Dokument erstellen muss, ist Open Office nie weit.

Fehlendes, Überflüssiges, Zusätzliches

Zusätzlich gibt es einige Google Services, die ich sowieso schon genutzt habe, und die jetzt besser integriert sind: Google Suche, Google Maps, You Tube. Nicht im täglichen Gebrauch befinden sich bei mir der RSS-Reader und die Blogger-Plattform. Mich kriegt so schnell keiner von WordPress weg! Für Google Sketchup habe ich schlicht keine Verwendung, und Google Desktop ist auf einem Mac dank Spotlight relativ redundant.

Will man wirklich effizient in der Cloud leben und arbeiten, gibt es noch ein paar weitere Tools, die nicht von Google stammen, sich damit aber gut ergänzen: Evernote für größere Notizen und als “Verwahranstalt” gesammelter Bilder und Texte aus dem Netz, Xmarks zur Synchro der Favoriten (wird evtl. demnächst eingestellt), LastPass für Passwörter und Formulare, Dropbox als Online-Speicherplatz, etc. Das meiste hiervon kann Google auch, aber momentan viel zu reduziert und unkomfortabel.

Was fehlt, ist GDrive. Seit Jahren bitten (betteln!) die Fans um einen anständigen Online-Speicherplatz, der es ihnen erlaubt, auch größere Mengen an Daten in die Google-Biosphäre zu heben. Das würde außerdem sichere Backups des heimischen Rechners erlauben. Immer wieder gibt es Gerüchte zu dem Thema, und dem gesunden Menschenverstand nach dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Google tatsächlich ALLE Daten und Dateien eines Users aufnimmt. Wie toll man das findet, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Auch im Bezug auf den Datenschutz hätte ich ein paar Wünsche: Es müsste leichter und vollständiger möglich sein, alte Datenbestände und Einstellungen zu löschen. Außerdem sollte das System ein Backup auf den heimischen Rechner erlauben, das sich mit herkömmlicher Software auch weiter verarbeiten und indexieren lässt (z.B. bei Emails). Ein Desktop-Client für Gmail, der leichtere Offline-Arbeit erlaubt, ohne gleich alles runterladen zu müssen, wäre auch schön (die Offline-Funktion von Gmail ist derzeit eher ein Scherz). Aber das alles läuft dem Geschäftsmodell von Google zuwider, und ist in absehbarer Zeit wohl kaum zu erwarten.

Fazit

Ich arbeite jetzt seit zwei Monaten relativ konsequent in der Cloud, und damit in der von Google geschaffenen Biosphäre, die ein Hybrid aus Betriebssystem, Software, und Online-Diensten darstellt. Und wie beim Erlernen jedes neuen Betriebssystems muss man sich Zeit nehmen, sich einlassen, darf nicht sofort frustriert das Handtuch schmeißen, nur weil man den richtigen Button nicht sofort findet. Die Menge an Aufgaben, die man Google überlassen kann, bedingt auch eine klare Struktur beim User.

Es gilt: Je mehr man sich einlässt, desto mehr kann man rausholen. Google ist so mächtig und nützlich, wie man es ihm erlaubt. Dabei ist es allerdings nie so eigenmächtig wie die Apple-Produkte, die gerne ohne Rückfrage auf Datenbestände anderer Programme zugreifen, und sich davon Backups anlegen, die auf der Festplatte kaum mehr zu finden sind.

Hat man alle seine Daten und Arbeitsabläufe auf Google umgestellt, wundert man sich manchmal, warum Menschen noch haufenweise Programme auf ihren Rechnern installieren, die sie dann an die Hardware ketten.

Die Problematik einer Firma, deren Geschäftsmodell die Auswertung primär privater Daten ist, sollte bekannt sein. Man muss Google nicht vertrauen. Andererseits habe ich bisher noch keinen konkreten Grund gefunden, es nicht zu tun. Ich fühle mich dank der Google-Produkte tatsächlich freier, flexibler und besser organisiert. Sie sind Plattform- und Provider-unabhängig, kostenlos, und werden laufend weiter entwickelt.

Das seht ihr doch garantiert anders, oder?



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JoDerBaer
JoDerBaer
6. Oktober, 2010 13:47

Ja, ich sehe das anders. Als Computertechniker einiger Steuerberater und Anwälte liegt mir Datenschutz am Herzen, und ich habe (bis jetzt prohibitive) Bauchschmerzen dabei, einem undurchsichtigen Dienst wie Google private Mails, Daten usw. anzuvertrauen. Das einzig akzeptable wäre ein AES-verschlüsseltes Online-Backup mit einem Imaging Programm, aber dafür habe ich nicht die korrekte Upload-Bandbreite…
Solange ich kann, werde ich an der Datenhaltung im eigenen Haus festhalten, wobei da ja auch schöne Lösungen möglich sind (per VPN rein und auf dem Smartphone einen Exchange-Client starten u.ä.)
Gruß
JDB

Wortvogel
Wortvogel
6. Oktober, 2010 13:51

@ Jo: So kann man das sehen. Bei mir ist das Level der Vertraulichkeit sicher ein anderes als z.B. bei Anwälten. Es stellt sich aber dennoch die Frage, was GENAU die Befürchtung ist. Wird Google deine Daten an die Konkurrenz verschachern? Den amerikanischen Geheimdienst? Werden sie dein Konto plündern? Mir fehlt da ein Szenario.

VPN, Smartphone, Exchange-Client – das ist für den Normaluser einfach zu komplex, und genau deshalb bietet Google seine Dienste für die Massen an.

Lars
Lars
6. Oktober, 2010 14:24

Ich hab exakt die selben Probleme mit Google wie JoDerBaer: Google ist eine Datenkrake und man hat keine Kontrolle darüber, wie die Daten in der Cloud genutzt werde und wer darauf Zugriff hat (US-Geheimdienste halte ich z.B. gar nicht mal für so unwahrscheinlich). Google ist hierbei natürlich nur ein Anbieter und die Probleme gibt es bei allen Cloud-Anbietern. Sensible Daten werde ich definitiv bei mir behalten (auch wenn ich “nur” ITler bin) und nicht in die Cloud auslagern (kommt dann natürlich auch “drauf” an: Die Photos der letzten Party hab ich z.B. bei Microsoft in der Cloud gespeichert, damit meine Freunde auch drauf zugreifen können; private Korrespondenz oder würde ich aber nicht dauerhaft bei Office Live speichern).
Und das Synchronisationsproblem habe ich ähnlich gelöst: Alle Daten sind im eigenen Exchange- bzw. Sharepoint-Server und es gibt dann mehrere Wege sich damit zu synchronisieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich lediglich zwei Systeme habe (stationäre Workstation und Notebook für unterwegs).
Das das für Otto-Normalverbraucher zu aufwendig ist, ist klar, aber ich möchte es nicht mehr missen.

Roland
Roland
6. Oktober, 2010 14:53

XnView für Mac OS: XnViewMP ( http://newsgroup.xnview.com/viewforum.php?f=60 ) – noch Beta, aber vielleicht schon ausreichen für dich.

Christian
Christian
6. Oktober, 2010 14:54

Für Bookmarks in der Cloud hätte ich Delicious als Alternative.
Mich wundert dass du kein Smartphone erwähnst – mit meinem Android Handy kann ich bis auf Google Docs (die lassen sich im Moment nur anschauen, das bearbeiten soll demnächst kommen) alles nutzen, wobei ich private Adressen und Termine (noch) nicht in der Cloud habe.

JoDerBaer
JoDerBaer
6. Oktober, 2010 15:14

Es sind viele Szenarien denkbar.
Es wird gegen Dich ermittelt (natürlich unberechtigt) und die Staatsanwaltschaft beschafft sich alle Dokumente Deiner “Cloud”.
Es werden Sicherheitslücken gefunden und Deine “Cloud” wird manipuliert oder für rechtswidrige Aktivitäten genutzt.
Sämtliche US-Behörden werden wohl Zugriff haben oder bekommen (zumindest bei den nicht-US-Bürgern, weil da kein Rechtsschutz besteht).
Alle Dokumente werden verschlagwortet und Google kann Dir dann besser passende Werbung liefern (wird so schon gemacht!), weil Du ja über Browser, MAC-Adresse usw. identifiziert bist.
Es liegt für Google zumindest Dein komplettes Privatleben offen, und es ist leider so, wenn die Daten mal da sind wird auch jemand sie haben wollen, und sei es auch nur ein Spanner-Admin.
So schön das Ganze auch wäre, aber 1984 – Big Brother ist da ja Kinderkram dagegen…

Wortvogel
Wortvogel
6. Oktober, 2010 15:31

@ Roland: Danke für den Hinweis – ich hatte das vor ein paar Monaten mal ausprobiert, aber es ist laufend abgestürzt (wie Cocoa bei mir auch). Aber die neue Version ist zumindest schon mal nutzbar. Massive Mängel hat die BildBEARBEITUNG allerdings noch.

@ Christian: Ich bin kein Handy-Typ, ob smart oder dumb. Ich kommuniziere bevorzugt schriftlich, mit großer Tastatur, und einem Bildschirm, der auch für Filme reicht. Aber das mag sich ändern.

@ Jo: Mal die Kirche im Dorf lassen. “1984” handelt nicht nur von der totalen Überwachung (die es hier ja noch lange nicht gibt), sondern auch der totalen Unterdrückung. Das ist mir alles noch SEHR theoretisch…

HomiSite
6. Oktober, 2010 15:39

Natürlich ist so ein Cloud Workspace sehr komfortabel und kann effektiv sein. Ich bin (noch?) Fan meines Desktop-PCs mit ausgesuchten Programmen, aber es nervt schon, wenn man für unterwegs Daten manuell auf USB-Sticks oder Online-Speicherplatz schieben muss – auf automatisierte Cloud-Späße habe ich mich noch nicht eingelassen (Dropbox scheint mir da noch zu unflexibel?).

Das große Problem ist natürlich die Interoperabilität. Auch bei meinen teils exotischen Programmen funzt einiges nicht so reibungslos (ich nutze bspw. Opera, der immerhin eigene Cloud-Syncs anbietet), bei Online-Lösungen wird’s noch schwerer. Da liegt der Komplettwechsel zu einem Anbieter nahe. Trotzdem vermeide ich bisher zu viel Daten bei einem Anbieter – ich brauche auch bisher nicht allzu viele mobile Daten. Daher nervt’s auch, wenn man oft zum Verknüpfen seiner Konten aufgefordert wird.

Torsten, nutzt du gar nicht RSS-Feeds oder nur nicht Googles Reader? (Bei mir laufen Feeds, Mail und IRC in Opera.) Als PW-Manager habe ich den Password Safe im Einsatz (sicher nicht so advanced wie KeePass oder LastPass), als Notizsammlung Scribble Papers. Meine paar Termine landen in UK’s Kalender. Als gutes Desktop-Suchtool auf Windows ist Everything zu nennen – wenn man nur nach Dateinamen sucht.

Wortvogel
Wortvogel
6. Oktober, 2010 15:48

@ Homisite: Ich bin kein RSS-Fan, auch Chat bzw. IRC brauche ich nicht. Für kleinere Notizen reicht die Haftnotiz-Funktion des entsprechenden iGoogle-Widgets. Everything ist klasse, benutze ich auf allen meinen Windows-Installationen auch.

Doch, Dropbox ist SEHR flexibel. Man kann sogar von unterwegs Dokumente reinlegen, damit die zuhause automatisch gedruckt werden 😉

Brandenburgerin
6. Oktober, 2010 19:57

Ich wehre mich noch ein wenig alles so auszulagern, obwohl ich schon lange damit liebäugle…

@Homisite: Dropbox ist der Knüller und ultrafelxibel!!

@Wortvogel: Dieses Konversationsfaden fand ich am Anfang auch sehr seltsam, aber mittlerweile kann ich nicht mehr ohne…

HomiSite
6. Oktober, 2010 21:35

Dropbox: Ich meinte den Tatbestand, dass man meines Wissens nur einen einzige Order angeben kann, der gesynct wird. Ist das nicht so? Und kann man Dateien auch einfach ohne Syncing in die Dropbox schieben (also Storage)?

Brandenburgerin
6. Oktober, 2010 21:52

@Homisite: das mit dem einen Ordner stimmt allerdings. Diese Tatsache kommt aber nicht gegen die Vorteile an… Schade finde ich auch, dass es selbst bei den Bezahl-Versionen nicht die Möglichkeit mehrerer Ordner gibt.

Pures Storage gibts nicht, aber ist das schlimm?

joersch
joersch
6. Oktober, 2010 22:38

passt nicht hier rein…aber irgendwie hab ich grad das Bedürfnis darauf hinzuweisen:
http://www.youtube.com/user/TVsCraigFerguson#p/u/5/J1tfgdXKTiw

tb
tb
6. Oktober, 2010 23:20

@Wortvogel (#7)

““1984″ handelt nicht nur von der totalen Überwachung (die es hier ja noch lange nicht gibt), sondern auch der totalen Unterdrückung. Das ist mir alles noch SEHR theoretisch…”

Du kannst auch warten, bis Du es praktisch erlebst.
Totale Überwachung (wenn auch nicht von jedem einzelnen), in dem Sinn, als dass Personen/eine kleinere Gruppe diese hat, ist momentan sicher eher unwahrscheinlich. Aber praktisch möglich. Und wie weit das monentan auch genutz wird, weiss wohl niemand so genau.
Hat Dein Laptop ne Kamera? Mikrofon? Um diese ganzen Google-Dienste nutzen zu können, brauchts ja meist Javascript und Flash, und bei den meisten Nutzern dürfte das auch generell erlaubt sein. Damit erlaubt man, dass auf dem eigenen Rechner weitere Programme (als der Browser selbst) ausgeführt werden. Diese *sollten* zwar keine Rechte haben wie z.B. beliebig Daten von der Festplatte zu lesen (und zu versenden), durch Fehler der SW sind solche Beschränkungen aber immer wieder mal umgehbar, oder auch komplette Kontrolle des Rechners möglich.
Die so mögliche Nutzung einer schon vorhandenen Kamera macht eine Überwachung sogar etwas leichter 😉
Bei Flash z.B. gibts doch ständig Updates, die kritische Fehler fixen…

Und auch von wegen theoretisch, viele Rechner sind ja schon Teil einer Überwachung – durch Botnetze. Wahrscheinlich überwiegend für reine Bereicherungsabsichten (Kontos plündern, missbrauchen etc.), nur beschränkt sich die Möglichkeit der Nutzung ja nicht darauf.

Dietmar
Dietmar
7. Oktober, 2010 08:14

Ich brauch keine Science Fiction. Ich komme hier schon nicht mehr mit.

Wortvogel
Wortvogel
7. Oktober, 2010 08:24

“Totale Überwachung (wenn auch nicht von jedem einzelnen), in dem Sinn, als dass Personen/eine kleinere Gruppe diese hat, ist momentan sicher eher unwahrscheinlich. Aber praktisch möglich.”

Nein, denn dazu bräuchte es eine totalitäre weltweite Diktatur mit einem fehlerlosen Überwachungssystem. Der gesamte Aufbau unserer Gesellschaft, mit freien Wahlen und konkurrierenden Systemen, spricht dagegen.

Wenn meine Webcam die Gefahr birgt, mich ungefragt zu filmen, dann klebe ich ein Kaugummi drauf. Und im Gegensatz zu Orwell sprengt dann nicht zehn Minuten später die Geheimpolizei meine Wohnungstür auf.

Hier werden unglaublich viele Sachen in den Big Brother-Topf gerührt, die damit nichts zu tun haben: Botnetze? Flash? Webcams? Da wird selbst in einem hypothetischen Szenario kein brauchbarer Überwachungsstaat draus.

Ich bitte noch mal darum, die Kirche im Dorf zu lassen – nur weil heutige Technologien in einem fiktiven Konstrukt Werkzeuge eines (un)denkbaren Überwachungsstaates sein könnten, macht das die BRD noch lange nicht zu einer Diktaktur à la Orwell. Und nein, wir sind auch nicht auf Weg zu einer solchen.

“So schön das Ganze auch wäre, aber 1984 – Big Brother ist da ja Kinderkram dagegen…” – das ist alberne Paranoia, die ausschließlich destruktiv ist, und der von uns selbst geschaffenen Gesellschaft nicht gerecht wird.

Andersrum wird ein Schuh draus: Es liegt an jedem, die real existierende Freiheit zu verteidigen, sich schlau zu machen, eigene Daten mündig zu verwalten. Nicht “Orwell ist hier!” schreien, sondern “Ich bin keine Nummer!”.

Dietmar
Dietmar
7. Oktober, 2010 10:16

Klar leben wir längst in einem Überwachungsstaat. Wir haben das nur nicht bemerkt, weil wir pausenlos von hochfliegenden Flugzeugen mit Chemikalien besprüht werden. Aber man kann die SEHEN! Jaha!

Und in den Geldscheinen gibt es Silberstreifen, die speichern, bei wem sie gerade sind und wofür sie verwendet werden.

Außerdem ist die Erde flach.

JoDerBaer
JoDerBaer
7. Oktober, 2010 10:53

Nochmal: Die Überwachung findet bereits statt. Deine eMails, die beim Provider liegen, _können_ ohne Probleme und leider auch ohne Richtervorbehalt von der Exekutive gelesen werden. Da gibt es Zeugenberichte drüber, wie einem die eigenen eMails von Polizisten um die Ohren gehauen wurden. Es werden widerrechtlich Bewegungsprofile Deines Handis angelegt, auch schon vor der großen Vorratsdatenspeicherung. _Mit_ der Vorratsdatenspeicherung kommen dann so Sachen auf wie “Top-Terrorist verwählt sich, kommt bei Dir raus, einige Stunden später wird Deine Bude gestürmt und durchsucht, und Du landest lebenslang auf einer Sympathisanten-Liste” usw.
Wenn das alles an die große Glocke gehängt würde, damit es auch Wortvogel mitbekommt, wäre es ja schon wieder kontraproduktiv.
Ein guter Schulfreund von mir ist bei der Kriminalpolizei, und von ihm stammt der sinngemäße Ausspruch “Wenn die Stasi unsere heutigen Möglichkeiten gehabt hätte, die hätten jeden Tag geweint vor Freude”.
Ich gehe davon aus, daß Verschlüsselung in den nächsten 5 Jahren verboten wird, damit die Vollüberwachung möglich ist…
Und ich brauche mich nicht als Spinner hinstellen lassen, denn bis heute war es immer so: Wo eine Technologie existiert oder Datenbestände anzapfbar sind, wird sich jemand finden der das nutzt, ob legal oder illegal.

JoDerBaer
JoDerBaer
7. Oktober, 2010 11:00

Und wo klappt denn die Kontrolle durch das Volk? Ein Gericht hat grade die “Käfige” von Heiligendamm als unrechtmäßig verurteilt. Und dann? Was passiert? Nichts, niemandem wird deswegen der Prozeß gemacht, keine Schadenersatzzahlung (oder sowas lächerliches wie “Ein Tag unberechtigt inhaftiert, hier haben sie 10 EURO [aus der Staatskasse wohlgemerkt, also zahlen wir alle das auch noch]), keiner muß dafür büßen, nein, im Gegenteil, die Dinger werden einfach weiterverwendet.

Jetzt kommt demnächst der Einwand: Ändere doch was dran, laß Dich wählen usw.
Da kann ich nur sagen, habe ich probiert, aber selbst auf Ortsratsebene wird schon gekungelt und gemauschelt, und ohne extreme moralische Verbiegung kommst Du nie im Bundestag an. Soviel zu den Möglichkeiten, “was zu ändern”.

Wortvogel
Wortvogel
7. Oktober, 2010 11:08

@ Jo: Ich stemple dich nicht als Spinner ab – ich halte nur deine Ansichten für übertrieben. Wir haben immer noch Gewaltenteilung, freie Wahlen, den Rechtsweg. Klar kann man das alles mit “Das ist doch nur ILLUSION, Opium für die dummen Massen!” wegwischen, aber das stimmt einfach nicht. Zu einer umfassenden Kontrolle wie im Fall von “1984” ist der Staat gar nicht in der Lage. Dass er sich per data mining auf die Suche nach Querschlägern macht, ist so verständlich wie bedenklich. Aber es ist ja nicht so, dass es dagegen keine starke Opposition gäbe.

“Wenn das alles an die große Glocke gehängt würde, damit es auch Wortvogel mitbekommt, wäre es ja schon wieder kontraproduktiv.” – der Satz ist aus gleich zwei Gründen albern:

– Reine Paranoia: Die Verschwörung existiert, gerade WEIL ich sie nicht sehen kann
– Implizierter Wissensvorsprung: Wenn DU wüsstest, was ICH weiß…

Ich vertraue dem Staat so wenig wie Google, aber wie schon bei der Diskussion über Kachelmann: Ich mag nicht permanent mit der Unterstellung durch die Welt laufen, dass jeder mich ficken (im US-Sinne von “screw”) will. Google will/braucht mich als Kunde, nicht als Opfer.

Marcus
Marcus
7. Oktober, 2010 11:54

@Dietmar, #15:

You and me both, brother…. 😉

@Jo:

“Nochmal: Die Überwachung findet bereits statt. Deine eMails, die beim Provider liegen, _können_ ohne Probleme und leider auch ohne Richtervorbehalt von der Exekutive gelesen werden. Da gibt es Zeugenberichte drüber, wie einem die eigenen eMails von Polizisten um die Ohren gehauen wurden. Es werden widerrechtlich Bewegungsprofile Deines Handis angelegt, auch schon vor der großen Vorratsdatenspeicherung.”

Das behauptest Du. Nenn Er seine Quellen.

Außerdem sind die beiden wichtigsten Worte in Deinem Beitrag “können” (und ich bin ziemlich sicher, du meinst “könnten”) und “widerrechtlich” (eben DAS ist der Unterschied zu dem “Überwachungsstaat”, den Du postulierst).

Paddy-o
Paddy-o
7. Oktober, 2010 13:06

@ Torsten:

Danke für diesen extrem anschaulichen Bericht und Hinweise auf die vielen nützlichen Tools!

Bin seit Start des Dienstes GMail Nutzer und hab das Ding schon als Ablage für so ziemlich alles misbraucht.
Wir haben im Studium ganze Projekt- und Abschlussarbeiten über GoogleDocs bearbeitet – die kollaborativen Möglichkeiten sind einfach genial!
Jeder der schon mal einen längeren Text parallel von mehreren Leuten hat gegenlesen lassen wird das zu schätzen wissen.
Und in meiner Dropbox landen auch sehr viele Dokumente von Gruppenarbeiten, oder schlicht weg Daten, die auf jeden Fall (hardwareunabhängig) gesichert werden müssen.

Wo bekommt man als Privatperson schon so ein zuverlässiges Backup und Versionierungssystem für Dokumente (Gdocs) und Dateien (Dropbox)….

Als Normalo-User profitiere ich schon immens davon – den eventuellen Risiken muss man sich eben, wie du anscheinend ja auch, bewusst sein.
Aber ich will mir gar nicht ausmalen, wie ungleich effizienter und zuverlässiger der IT-Betrieb des mittelständischen Consulting-Unternehmens in dem ich jobbe, mit all diesen Möglichkeiten laufen könnte.

Aber DA werden all die Datenschutzrisiken eben für viele unhaltbar. Wenn ich die Kontrolle über und physische Speicherung meiner Daten komplett an andere abtrete.
Und sich als Unternehmen solch ein Angebot selbst zu schaffen bzw zusammenzustellen wäre einfach zu teuer.
Würde uns aber jede Menge Arbeit ersparen 😉

Lars
Lars
7. Oktober, 2010 13:16

@Paddy-o: Gerade bei Firmen wird es aber richtig kritisch, da die Amerikaner den Ruf haben, ihre Geheimdienste durchaus auch mal zur Wirtschaftsspionage einzusetzen. Beispiel (wo es wohl aber nicht direkt bewiesen werden konnte): http://www.google.com/search?q=Echolon+Wirtschaftsspionage
Wer als Firma sensible Daten bei Google & Co speichert handelt in meinen Augen schon mehr als fahrlässig…

Paddy-o
Paddy-o
7. Oktober, 2010 14:19

@Lars:
Dass es fahrlässig ist, ist die allgemeine Ansicht und auch meine Meinung – das wurde leider nicht deutlich.
Im Grunde ist es für Unternehmen (und Politiker sowieso) schon grenzwertig auf BlackBerrys zu setzen. Hier nimmt man den Kontrollverlust (und Angreifbarkeit) durch Umleitung aller Mails über die RIM-Server für ständige Erreichbarkeit in Kauf.
Skype ist bei uns auch tabu – eben weil es geschlossen über das System des Anbieters läuft.

Denke aber im Endeffekt macht es auch keinen großen Unterschied, ob man nun ein eigenes, kostenintensives System hat, oder seine Daten ‘mutwillig’ Anderen zur Pflege/Speicherung/Verarbeitung übergibt.

Man muss dem JoDerBaer auf jeden Fall Recht geben wenn er sagt, dass sobald ein Missbrauch von Daten technisch möglich ist, man davon ausgehen kann, dass dieser auch passiert.

Lars
Lars
7. Oktober, 2010 14:34

Blackberry ist ein sehr schönes Beispiel, da dort ja schon staatliche Spitzelserver in einigen Ländern (IIRC Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und bald Indien) stehen, welche den staatlichen Stellen ermöglichen, die Kommunikation über Blackberrys mitzuhören.

gnaddrig
gnaddrig
7. Oktober, 2010 17:04

@ Wortvogel (#16): Natürlich ist Deutschland keine Diktatur und kein Überwachungsstaat. Obwohl sich Letzteres langsam ein bisschen zu ändern beginnt, jedenfalls gibt es genügend Bestrebungen in der Richtung, auch von EU-Seite. Aber das mal außen vor.
Es ist doch aber tatsächlich so, dass niemand weiß, wer alles auf Deine Daten zugreifen kann. US-Geheimdienste sicher, möglicherweise auch Israelis, Russen, Chinesen, Mafia. Dass von denen jemand Interesse gerade an Deinen Daten hat, ist zunächst unwahrscheinlich. Aber wer weiß, wer mal über Dich stolpert. Klar ist das sehr abstrakt und hypothetisch. Aber eine Datenwolke im Internet, und sei es gut gesichert bei Google, kann man sicher leichter hijacken als Deinen PC zuhause, wenn Du den halbwegs gut sicherst. Soweit, dass jemand bei Dir einbricht und sich an Deiner Hardware zu schaffen macht, wirst Du es als vergleichsweise harmloser Schreiberling wohl nicht bringen – das ist riskant und kostet schon richtig Geld. Aber jemanden aus der Ferne auf Deine Daten anzusetzen ist vergleichsweise billig. Deshalb bin ich, was Daten im Netz angeht, auch eher zurückhaltend. Nicht weil ich eine akute Bedrohung sehe, sondern weil ich kaum Kontrolle über meine Daten habe und nicht beeinflussen kann, ob sich wer anders in mein Zeug reinhackt.

Ansonsten klingt das schon sehr benutzbar, was Du da schilderst. Ich kann gut verstehen, dass das Paket attraktiv ist.

Tricheur
Tricheur
7. Oktober, 2010 17:34

Hab jetzt nicht alle Kommentare gelesen. Bin auch Google-Alles-Nutzer. Die Sachen, die du beschreibst funktionieren einfach wunderbar integriert und es ist alles von überall verfügbar. Das i-Tüpfelchen ist dann das Android-Telefon, welches vollständig integriert die ganzen Dienste in der Handfläche zugänglich macht. Du hast übrigens die Google-Dienste Maps, Navigation und Youtube vergessen, die die Anwendungssuite komplettieren und für mich inzwischen unersetzlich sind.

Klar sehe ich die Risiken des Datenmißbrauchs. Aber ich habe mich entschlossen, das Experiment zu machen und volles Risiko zu gehen. Die Vorteile sind mir einfach zu gut, um auf Nummer sicher zu gehen.

Peter Krause
8. Oktober, 2010 16:42

@Jo:
“Alle Dokumente werden verschlagwortet und Google kann Dir dann besser passende Werbung liefern (wird so schon gemacht!)”

Du meinst, die zeigen mir Werbung, die mich interessieren könnte, statt Haftcreme und Slipeinlagen?
Schrecklich.

floham
floham
9. Oktober, 2010 11:07

Vorweg – ich habe zwar noch nicht so komplett auf “cloud” umgestellt, aber das meiste funktioniert bei mir ähnlich (und ähnlich gut!)

Habe letztens allerdings einen tollen Satz gelesen, der die Nutzung dieser ganzen neuen kostenlosen Dienste sehr gut beschreibt:

“If you’re not paying for it, you’re not the customer. You are the goods being sold”

🙂

Tyler
Tyler
23. Oktober, 2010 15:10

Etwas spät, aber fürs Protokoll:
“Dabei ist es allerdings nie so eigenmächtig wie die Apple-Produkte, die gerne ohne Rückfrage auf Datenbestände anderer Programme zugreifen, und sich davon Backups anlegen, die auf der Festplatte kaum mehr zu finden sind.”

Diesen Vorwurf verstehe ich nicht, weil die Daten ja in den Programmen zu finden sind. Wie z.B. iPhone intern Bilder oder iMovie Film-Projekte speichert/handhabt sollte für den Enduser genauso egal sein, wie auch es auch egal ist wie ein Mail Programm abgerufene Mails speichert. Man navigiert nicht im Windows Explorer mit einem Hex Editor bewaffnet zur “Outlook.pst” Datei um eine Mail zu finden oder es kümmert einen nicht dass Apple Mail die Mails einzeln als *.eml speichert. Oder eben wie Google/Flickr/Youtube ihre Dienste auf dem Server organisieren. Stattdessen ist das Programm, der Dienst, selbst das User Interface zu den Daten.

Bei Apple ist übrigens beachtenswert, dass es keinen Lock-In gibt. Die iLife und iWork Programmen benutzen Standard-Formate und haben alle die Fähigkeit zum Export, zum Beispiel von Apple Numbers zu Microsoft Excel.

Aber:
Wie weit dieses uralte Paradigma von Apple/Microsoft/Linux von installierten Programmen auf dem persönlichen PC tragen wird finde ich hochspannend. Kann sein, dass in der Zukunft mit Überall-Internet die (Google?) Cloud unsere allnährende Mutter sein wird. Und der Browser zum Betriebsystem wird (und damit genauso komplex wie ein OS). Vielleicht aber auch nicht. Ein Beispiel ist Twitter: Twitter gehört einer gleichnamigen Firma. Es ist aber auch ein “Medium”, ähnlich Email, mit zahllosen Clients, Apps, Browser-Extensions und Plugins etc. Ich benutze das Programm “Tweetie” dafür an meinem Mac, die offizielle Twitter App auf meinem iPhone und bei einem Freund oder im Internetcafe würde ich die Webseite ansurfen. So würde ich die Entwicklung der diversen Webdienste gerne sehen, dass man von verschiedenen optimalen Clients zugreifen kann auf z.B. Google Calendar oder Yahoo Calendar oder XYZ Calendar.