Fantasy Film Fest 2010: Redline
Themen: Fantasy Filmf. 10, Film, TV & Presse, Neues |
REGIE Takeshi Koike
STIMMEN Takuya Kimura / Yu Aoi / Tadanobu Asano
ANIMATION Madhouse
DREHBUCH Katsuhito Ishii / Yoji ENOKIDO / Yoshiki SAKURAI
Story: Die Völker einer zu großen Teilen befriedeten Galaxie ergötzen sich an so genannten Redline-Wettkämpfen. Im Underground rund um diese illegalen Autorennen tobt das wahre Leben: Hier treffen die abgebrühtesten Zocker und schlimmsten Finger aufeinander; hier werden Helden geboren und genauso rasch wieder von der Seitenbande gekratzt. JP ist ein solcher Star-Rennfahrer, und heimlich verliebt in seine Konkurrentin Sonoshee. Nach einer höllischen Vorrunde, die beide mit einigem Glück überleben, wird nun mit Spannung der halsbrecherische Hauptevent auf dem Planeten Roboworld erwartet. Doch die Obrigkeiten, die den mörderischen Fun mit allen Mitteln vereiteln wollen, sind ihnen dicht auf den Fersen…
Kritik: Als "Die Zukunft der Animation" preist sich hier ausgerechnet ein Streifen an, der über weite Strecken auf traditionelle 2D "cell animation" setzt, mit allenfalls ein paar Background- und Bewegungs-CGIs. Wollen doch mal schauen, ob da was dran ist…
Tatsache ist: Hyperkinetischer, hypernervöser, hyperaktiver, und generell "hyper" kann Animation wohl nicht mehr werden. "Redline" ist eine Attacke auf den Sehnerv, atemberaubend schnell, gnadenlos überfrachtet, und hemmungslos exzessiv. Es knallt, kracht, und blitzt an allen Ecken und Enden, kaum ein Moment bleibt der zuschauerlichen Pupille, um sich mal auf was zu fokussieren. Es ist die Glorifizierung reiner Geschwindigkeit, eine Kerze am Altar des Speed-Orgasmus. Pumpende Bilder, pumpende Rhythmen.
Und genau da liegt auch das Problem: Geht man am Anfang noch begeistert in das erste Rennen, wenn die hochgradig detaillierten Alptraum-Vehikel durch kilometerlange Kurven rutschen, während sie mit Raketen aufeinander ballern, sinkt das Interesse mit fortschreitender Laufzeit dann doch gewaltig. Die Charaktere sind ungefähr so sorgsam definiert wie die Protagonisten des Videospiels "Streetfighter 2" (und ähnlich kostümiert), die Story kaut trotz aller "bells & whistles" nur die einfachsten Rennfilm-Klischees durch, und spätestens auf "Roboworld" geht dann auch jede Bereitschaft verloren, so etwas wie nachvollziehbare Realität darzustellen. Weil aber keine der Figuren "real" erscheint, erzeugt auch keine der Figuren beim Zuschauer reale Emotionen. Es bleibt alles quietschbunte Plastikoberfläche.
Es ist durchaus kein Zufall, dass der Trailer praktisch nur Szenen aus dem ersten Rennen zeigt, das noch halbwegs eine Ähnlichkeit mit uns bekannten Autorennen aufweist.
Über jeden Zweifel erhaben ist allerdings die Animation, die ich SO dynamisch, SO detailliert, und SO smooth bisher noch nicht erlebt habe. Wenn es einen Beweis braucht, dass traditionelle Technik in diesem Sektor noch nicht tot ist, dann ist er mit "Redline" erbracht.
Man kann "Redline" genießen, wenn man sich auf ihn wie auf eine Achterbahnfahrt einlässt. Augen auf und durch. Kreischen erlaubt. Lässt man allerdings das Gehirn nicht im Leerlauf, muss man damit rechnen, irgendwann gelangweilt auf die Uhr zu schielen – trotz aller hysterischen Bemühungen auf der Leinwand, den Zuschauer mit immer größerem (und albernerem) Spektakel zu fesseln. Um es mit Scooter zu sagen: Hyper, hyper!
8 Punkte für die Technik, aber nur 4 fürs Storytelling.
P.S.: "Redline" bekommt den Orden für die sinnfreiste Zurschaustellung von Brüsten des ganzen Festivals.
Die Story war mir dieses eine Mal sowas von egal. Als in der zweiten Hälfte das Redline-Rennen losging, hab ich nicht mal mehr die Untertitel gelesen. Meine Fresse, war das ein Ritt! 8)
Hier gibt es übrigens ein Fünf-Minuten-Reel, das einen besseren Eindruck als der Teaser vermittelt: http://www.youtube.com/watch?v=UFkkNxXuqQ0
@Lukas: Danke für den längeren Trailer. Da weiß ich wenigstens eindeutig, dass das nix für mich ist. Zuviel Gezappel und physikbefreites Rumgehopse.
Aber was die Animation angeht: Hut ab! Das setzt echt Maßstäbe.