28
Jun 2010

Kino-Kritik: Knight and Day

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Knight and Day poster USA 2010. Regie: James Mangold. Darsteller: Tom Cruise, Cameron Diaz, Peter Sarsgaard u.a.

Story: June Havens will eigentlich nur zur Hochzeit ihrer Schwester fliegen. Dummerweise teilt sie den Flieger mit Superagent Roy Miller – und einer Rotte von Kollegen, die ihn wegen vermeintlichen Verrats ausschalten wollen. Eine Actionsequenz später wacht June in ihrem Bett auf. Aber wie es scheint, ist ihr Schicksal mit dem von Roy auf erstaunliche und lebensbedrohliche Weise verknüpft…

Kritik: Ich hatte ja vor zwei Tagen schon geschrieben, dass “Knight & Day” in den USA für alle Auguren überraschend mau angelaufen ist. “Toy Story 3” blieb an der Spitze, sogar von der Adam Sandler-Komödie “Grownups” wurde er regelrecht deklassiert. Dabei hat man oberflächlich nichts falsch gemacht: zwei attraktive Superstars in vertrauten Rollenmodellen, ein ebenso unterhaltsames wie breites Genre, exotische Locations, und ein Regisseur, der E- wie U-Dramaturgie aus dem Effeff beherrscht. Dazu knallige Trailer und eine große Marketingkampagne maßgeschneidert für den Blockbuster-Sommer.

Schaut man sich das Endergebnis an, erklärt sich das maue Einspiel schnell: “Knight and Day” ist ein mauer Film. Oder, um es etwas korrekter zu formulieren, ein milder Film. Ich bin ziemlich sicher, dieses Attribut noch nie in einer Kinokritik verwendet zu haben, aber hier passt es. An keiner Stelle ist der Streifen so packend, so witzig, so romantisch, wie Trailer, Besetzung und Budget versprochen haben.

Das soll eben nicht heißen, dass er schlecht ist. Cruise und Diaz machen ihren Job gut, es gibt ein paar sympathisch schräge und auch romantische Momente, und Durchhänger hat “Knight and Day” auch keine nennenswerten. Man kann nicht behaupten, es handele sich um eine Mogelpackung – eine Action-Comedy-Romanze wurde uns versprochen, eine Action-Comedy-Romanze hat Fox geliefert.

Nur halt sehr “middle of the road”. Standard. Pflichterfüllung. Mindestmaß. Fingerübung.

Als lobenswert aufgefallen ist mir eigentlich nur der extrem smoothe und entspannte Soundtrack von John Powell.

Knight and Day

Schaut man mal unter die glänzende Haube dieses Hollywood-Straßenkreuzers, kommen auch schnell ein paar unschöne Materialmängel zum Vorschein: Insgesamt 10 Autoren haben über mehrere Jahre an dem Projekt gearbeitet, Regisseur inklusive. Das bemerkt man an vielen Inkonsistenzen, tonalen Brüchen, ins Leere laufenden Details, und unausgegorenen Nebenfiguren. Sowohl der Aufhänger (ein McGuffin der ganz blöden Sorte) als auch der Antagonist könnten kaum farbloser sein. Die Actionszenen sind zwar kompetent inszeniert, aber gerade zum Schluss hin geht dem Budget die Puste aus – ein wirkliches Finale gibt es nicht, und eine direkte Konfrontation zwischen Held und Bösewicht erspart uns “Knight and Day” frustrierenderweise.

Ich war erschrocken, welche technischen Patzer sich dieser erhoffte Blockbuster erlaubt: So schlechte Greenscreen-Arbeit und schlampiges Digital Compositing habe ich seit “Sound of Thunder” nicht mehr gesehen. Das fällt in manchen Szenen mehr (Salzburg), in manchen weniger (Highway-Jagd) auf. Da hätte man noch fünf Millionen in die Effekte investieren sollen.

Vielleicht ist die schwankende Effektarbeit auch ein Zeichen der problembehafteten Dreharbeiten. Man braucht nur mal auf den radikal wechselnden Bartwuchs von Jordi Mollà achten, um zu wissen, dass hier nicht alles “aus einem Guß” gedreht wurde:

knight1

Wie dem auch sei: Für einen fast schon mit der Brechstange auf Erfolg getrimmten Hollywood-Blockbuster der A-Klasse (oder wäre hier S-Klasse passender?) ist “Knight & Day” enttäuschend halbgar, und bietet über solide Unterhaltung hinaus wirklich gar nichts, was bemerkenswert wäre.

Da finde ich es irgendwie sympathischer, wenn sich ein Film-Underdog wie “Killers” an dem Thema hoch arbeitet, als wenn sich ein Premium-Produkt wie “Knight and Day” daran runter wirtschaftet.

Nächstes Mal bitte mehr anstrengen!

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17 Kommentare
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Peroy
Peroy
28. Juni, 2010 10:59

“Da hätte man noch fünf Millionen in die Effekte inszenieren sollen”

Investieren…

Wortvogel
Wortvogel
28. Juni, 2010 11:11

@ Peroy: Done.

Lari
28. Juni, 2010 12:24

Die Mängel in der Effektarbeit sind aber eher Symptom für die grundsätzlichen Probleme der Produktion als Ursache für das finanzielle Absaufen des Films, oder? Bei auf perfekte Effekte bauendem Jungskino wären Greenscreen-Patzer fatal, aber bei solchen Pärchenfilmen wird das doch kaum zum Einbruch der Zuschauerzahlen führen.

Wortvogel
Wortvogel
28. Juni, 2010 12:59

@ Lari: Du sprichst hier ein grundsätzliches Problem an: Ich weise in meiner Kritik zwar auf die Schwächen der Ausführung hin, aber die sollen meine Meinung erklären, nicht den Flop des Films. Kein inhaltlicher oder technischer Mangel ist den Zuschauern vor dem ersten Wochenende schließlich bekannt.

Letztlich kann man bei sowas immer nur sagen: Augenscheinlich wollte das Publikum DIESEN Film in DIESER Konstellation zu DIESEM Zeitpunkt nicht en masse sehen.

Achim
Achim
28. Juni, 2010 13:39

“Durchhänger hat “Knight and Day” auch kein nennenswerten.”
keinE nennenswerten?

Jetzt weiß ich auch, was ein McGuffin ist, Google ist mein Freund, und Wikipedia auch.

Auf dem ersten Bild, mit der SuperMoto, die Rindviehcher sehen mir irgendwie nach nicht allzu guter CGI aus, jedenfalls auf dem Bild. Oder sind die Hauptdarsteller da rein montiert, das Bild sieht für mich einfach falsch aus, das muss man natürlich so machen, aber auf den ersten Blick sehen darf man es eben nicht. Auch nicht bei einem Standbild.

Wortvogel
Wortvogel
28. Juni, 2010 14:00

Rechtschreib-Nazis, grmbrlm…

Achim
Achim
28. Juni, 2010 14:06

Wir alle machen Fehler, ich auch.
Es sollte nicht oberlehrerhaft kommen, nur helfen, den tollen Beitrag zu perfektionieren.
Wenn einer meinen Blog lesen würde, wäre ich ihm dankbar, auf Fehler hingewiesen zu werden.

Wortvogel
Wortvogel
28. Juni, 2010 14:10

@ Achim: Weiß ich doch. Ich freue mich über jede Korrektur. Aber ein bisschen Grummelei sei erlaubt.

Marcus
Marcus
28. Juni, 2010 20:24

@Achim: jetzt, wo du es sagst – stimmt, das Bild sieht irgendwie aus wie das Werk eines Menschen, der sehr gut mit Photoshop umgehen kann. Und für bewegte Bilder in einer Major-Produktion wie der hier heißt das übersetzt: nicht gut.

@Lari und Wortvogel: gab es jemals einen Film, von dem man mit einiger Sicherheit sagen kann, er ist hauptsächlich wegen zu schlechter Effekte an der Kinokasse abgeschmiert? Ich wüsste keinen – bei so Zeug wie “Catwoman” und “Sound of Thunder” waren die technischen Defizite ja immer nur ein kleiner Teil des Problems.

Ach ja: danke, dass mir das Geld fürs Ticket gespart hast, Wortvogel. Für Mittelmaß gehe ich schon lange nicht mehr ins Kino.

@alle: puh, ist das heiß…..

pa
pa
29. Juni, 2010 09:35

Vielleicht liegen die mauen Einnahmen ja auch an Cruise? Ich selber hege fast keine größere Antipathie für einen Schauspieler, als für den. Liegt größtenteils an seinem Scientology-Gedöns und in den USA wird sein Oprah-Auftritt (auf der Couch springend) wohl auch noch dem einem oder anderem im Gedächtnis sein.

Ich glaube, dem sein “Stardom” ist irgendwie verbraucht und sich einfach neu zu erfinden, braucht Zeit und gelingt nicht jedem.

xanos
xanos
30. Juni, 2010 13:54

Angeblich hängt MI:4 auch stark davon ab, wie er jetzt abschneidet. Wenn schon solche Zweifel am Kasseneffekt eines Darstellers vorhanden sind, dann sind sie meist wohl berechtigt.

Kinofan
30. Juni, 2010 23:14

hahaha was für ein Kommentar verlauf

hanna
hanna
9. Juli, 2010 17:35

Ich bin mal gespannt wie der Film in Deutschland startet, vielleicht läuft er ja hier besser! Ich finde auch, dass das Poster gestellt aussieht, aber in den USA wurde glaub ich mit dem zweiten Poster geworben:
http://www.moviemaze.de/media/poster/3330/knight-day.html
da wurde dann gesagt, des sei schlecht, weil man die Hauptdarsteller darauf nicht erkennt…

Naja ich schau ihn mir trotdem an!

lg
hanna

Melly
Melly
15. August, 2010 16:28

melly will wissen ob fil gudd !! ja
ich türke nix gut deutsc ja
aslo bidde schnelle andwort ja danke
viele gruße großer döner!!
bitte mit allem

heino
heino
26. November, 2012 17:30

Gestern aus Mangel an Alternativen im TV gesehen und ja, das ist Ding ist der Inbegriff des Wortes Durschnitt. Alles schonmal gesehen, oft besser gemacht. Immer noch nen Tacken besser als “Kiss and kill”, aber wirklich gebraucht wurde der nicht. Halt was für langweilige, verregnete Sonntage.

Peroy
Peroy
26. November, 2012 18:15

“Gestern aus Mangel an Alternativen im TV gesehen und ja, das ist Ding ist der Inbegriff des Wortes Durschnitt.”

C-Durschnitt, E-Durschnitt oder F-Durschnitt… ?

Wortvogel
Wortvogel
26. November, 2012 18:29

@ heino: So steht’s ja auch geschrieben.