31
Mai 2010

Kino-Kritik: Für immer Shrek (3D)

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich werde sicher dieser Tage noch einen Beitrag machen, den ich über den Sommer an erster Stelle halte, und in dem ich darauf eingehe, in wie weit meine Voraussagen bezüglich der Blockbuster eingetreten sind, und wo ich geirrt habe. Bisher liege ich ziemlich richtig, was niemanden mehr überrascht als mich selbst.

Leider habe ich “Killers” aka “Kiss & Kill” letzte Woche verpasst, zu dem kann ich also nichts sagen. Dafür hatte ich die Zeit, in bezaubernder dreikäsehoher Begleitung den neuen “Shrek”-Film zu konsumieren.

Shrek4Story: Shrek hat eigentlich alles, was er sich nur wünschen kann: Eine liebende Frau, süße Kinder, gute Freunde, und jeder im Königreich Weit Weit Weg respektiert ihn. Allein, als Oger möchte er gerne mal wieder seine Ruhe haben, sich im Schlamm suhlen, und Leute erschrecken. Als er nach einer verunglückten Geburtstagsfeier genau diesen Wunsch äußert, bietet ihm das verschlagene Rumpelstilzchen einen entsprechenden Deal an – und ein paar kleingedruckte Details später findet sich Shrek in einer Alternativwelt wieder, in der er Fiona nie befreite, und die von Rumpelstilzchen und den Hexen mit eiserner Hand regiert wird…

Kritik: Wow, ist der erste “Shrek” auch schon wieder neun Jahre her? Wie die Zeit vergeht! Heuer muss es natürlich 3D sein, und die CGI ist in Nahaufnahmen geradezu erschreckend fotorealistisch. Obwohl die Figuren immer noch Cartoon-Charakter haben, ist ihre Gestaltung bis ins kleinste Pixelhaar perfekt. “Shrek 4” ist auch der erste Film, bei dem die Dreidimensionalität durchweg funktioniert, Spaß macht, und dem Film einen erkennbaren Mehrwert verleiht. Die Bildtiefe ist erstaunlich, und auch die Actionszenen verursachen keine Kopfschmerzen (solange der Projektor richtig eingestellt ist).

Formell ist also alles auf der Höhe der Zeit – allerdings merkt man der Franchise inhaltlich dann doch an, dass der Zahn der Zeit an ihr nagt: Das Alternativwelt-Szenario ist nach dem auch schon schwachen dritten Teil vermutlich die letzte Chance, noch ein wenig Plot aus dem eigentlich sehr limitierten Konzept zu quetschen. Das aber schaffen die Autoren zumindest, und es wird ein Maximum an Drama aus der Prämisse gewonnen.

Überhaupt ist “Shrek 4” stellenweise erstaunlich düster, und setzt deutlich mehr auf Handlung als auf Slapstick-Gags und Sprüche, um den Zuschauer über die üppige Laufzeit von 96 Minuten zu halten. Der Film wirkt erwachsener, die Figuren reifer und introspektiver, als wir das von solchen CGI-Familienfilmen gewohnt sind. Mir hat’s gefallen – aber dem Nachwuchs im einstelligen Alter würde ich vermutlich doch lieber das “Shrek”-Weihnachsspecial nochmal zeigen.

Auch optisch regiert opernhafte Schwere, es wird viel und rau gekämpft, Einflüsse von “Herr der Ringe” und “World of Warcraft” sind unbestreitbar. Ungewöhnlich lange sieht es so aus, als kämpften unsere Helden diesmal auf verlorenem Posten.

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Was mich zu den Figuren bringt: “Shrek 4” setzt wieder ganz auf den Protagonisten. Esel hat eine solide “Buddy-Funktion”, aber deutlich reduziert, und der Gestiefelte Kater bleibt ein (durchaus bezauberndes) Cameo. Die neuen Charaktere (der Rattenfänger, Rumpelstilzchen, andere Oger) bleiben relativ blass, und ordnen sich der Narrative komplett unter.

Die großen Lacher bleiben also diesmal aus, die “Shrek”-typischen Popkultur-Referenzen halten sich auch im Rahmen. Was an Humor verloren gegangen ist, wurde allerdings an Spannung gewonnen, und schon das nötigt mir einen gewissen Respekt ab.

Die generelle Frage, ob man “Shrek 4” sehen sollte, kann ich kaum beantworten. Hat man die ersten 3 gesehen, gibt es keinen Grund, hier zu kneifen. Ist man hingegen “Shrek”-Neuling, braucht man jetzt auch nicht mehr einsteigen. Im Gesamtkontext der Filme, Spiele und Specials aus dem “Shrek”-Kosmos ist “Shrek 4” gutes Mittelmaß. Man verpasst sicher keinen Sommer-Blockbuster, wenn man ihn auslässt – andererseits ist das Gros der Kino-Spektakel 2010 vermutlich liebloser und schlechter. Der Nutzwert lässt sich steigern, wenn man Nachwuchs oder Patenkinder hat, die man hier mal 90 Minuten lang ruhig stellen kann.

Kurzum: Die deutlich gereifte Franchise zwar läuft nicht mehr zur Hochform auf, überzeugt als Fantasy-Abenteuer jedoch mehr, als zu erwarten gewesen war. Ein würdiger Abschluss für “Shrek” – aber Dreamworks täte gut daran, das mit dem “Final Chapter” ernst zu meinen…

shrek-giveawaysLoben möchte ich Paramount dafür, dass sich die Pressevorstellung endlich mal wieder richtig gelohnt hat: Es gab Giveaways! Sammelfreudige Journalisten konnten sich Buttons und einen “Shrek”-typisch verpackten Kompass am Karabiner sichern. Ein echtes Highlight ist zudem das taschenbuchdicke Presseheft – so ein schönes und aufwändig gedrucktes Exemplar (Metallic-Lack!) dieser sterbenden Gattung habe ich seit Jahren nicht gesehen. Macht das den Film besser? Nein. Aber es macht die Arbeit angenehmer. Und einen Kompass am Karabiner wollte ich schon immer mal haben…

Abschließend kann ich “Für immer Shrek” auch denen empfehlen, die schon sehnsüchtig (ähem) auf meinen dritten Nibelungen-Roman warten. Bei dem haben Wolle Hohlbein und ich nämlich genau den gleichen Plot verwurstet – ein Alternativwelt-Szenario, das alle vorherigen Geschichten in Frage stellt, und den Helden in eine neue, düstere Wirklichkeit stößt. Zufälle gibt’s…

(Disclaimer: Diese Kritik wurde in einem Starbucks in Karlsruhe geschrieben)



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INeedMoney
INeedMoney
31. Mai, 2010 16:03

Nanu und StarTek hatet auch sonen ähnlichen Plot oO

heino
heino
31. Mai, 2010 20:16

Shrek 1 finde ich immer noch klasse, Shrek 2 war schon deutlich schwächer, aber noch unterhaltsam, Teil 3 einfach nur öde. Dem Trailer nach reisst Teil 4 auch keine Bäume aus, also spare ich mir den.

Comicfreak
Comicfreak
31. Mai, 2010 21:38

..ja, hier, ich, Wink, Jubel, vorfreu..

Aeh, das war natürlich auf Band drei gemünzt.

Aber Shrek vier steht ziemlich weit oben auf Juniors vorfreu-Liste.

@ wortvogel
..ich soll mich im Namen des Juniors fuer den Tipp Monsters vs. Aliens bedanken, das läuft auf dem heimischen Player in endlosschleife

Wortvogel
Wortvogel
31. Mai, 2010 21:56

@ comicfreak: Gern geschehen – und du bekommst natürlich wieder eine signierte Ausgabe 😉

Comicfreak
Comicfreak
31. Mai, 2010 23:02

:HYPERVENTILIER:

..allerfreudigstverbindlichen dank im voraus..

🙂

dLTexid
dLTexid
1. Juni, 2010 02:49

och mensch, vergiss doch einfach ab und zu mal die redaktionelle Sichtweise und geniesse einfach mal als “mal-wieder-12-jähriger” 😉 dann macht der ganze kram auch wieder spass… selbst bay ;))))

tbee
7. Juni, 2010 20:55

Hab ich was verpasst?
Was hat Shrek bzw. die Kritik mit Karlsruhe zu tun?
Und wieso ausgerechnet im Starbucks da gibts doch wirklich brauchbarere Alternativen in KA 😉
grüße
aus KA

Gregor
18. Juni, 2010 11:52

Fies, bei der Pressevorführung in Zürich gab’s keine Giveaways.
Aber stimmt, der Film setzt mehr auf Spannung und Drama als auf Humor. Nach dem ziemlich üblen dritten Teil genau der richtige Ansatz, um der Serie doch noch einen guten Schluss zu verpassen.

Chris
Chris
22. Juni, 2010 22:20

Hmm, wären Giveaways nicht mal einen eigenen Eintrag wert? Ich wollte ja schon immer mal seit “Scream 2” auch son Fanpaket beim Kinogang bekommen, aber zu mehr als Postkarten und nem Fluch der Karibik Tattoo hats bisher nicht gereicht. 🙁

Wortvogel
Wortvogel
23. Juni, 2010 10:36

@ Chris: Du verwechselst da was – Presse-Giveaways sind was ganz anderes als Publikums-Giveaways (wie es sie z.B. bei “Wickie” gab). Und sie werden immer mehr zur Ausnahme. In den 90ern war das noch eine ganz andere Liga. Ich schiffe meine Giveaways ja dann auch immer schnell hierhin:
https://wortvogel.de/2007/09/wortvogel-im-paradies/

Chris
Chris
24. Juni, 2010 15:40

Ja gut ich hab jetzt beides in nen Topf geworfen, obwohl mir bewusst war dass es da schon Unterschiede gibt. 😉