07
Apr 2010

Sex! Filme! Verboten! Zensur!

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Erstaunlich, was in den 20er und 30er Jahren als “unmoralisch” (oft per Hand) aus den Filmrollen geschnippelt wurde:

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16 Kommentare
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Dietmar
Dietmar
7. April, 2010 11:13

Da war ja etwas für Tarantinos Vorlieben dabei!

Tornhill
7. April, 2010 14:06

Immer wieder kurios, die Zensur!

Einer meiner Lieblingsfälle bleibt ja Louis Malles “Die Liebenden”, in dem eine Frau mit ihrem Geliebten durchbrennt, was den Zensoren unbehaglich erschien. Ihre Maßnahme zur Entschärfung war es, alle Szenen mit der Tochter der Heldin heraus zu schneiden, so dass sie nur noch ihren Mann, aber nicht ihr Kind verlässt – was ja aber gerade ein Punkt war, der ihr Handeln hinterfragen sollte. Im Endeffekt wurde also der Ehebruch von den Zensoren BESSER dargestellt, als es der Regisseur selbst wollte.

Stephan
Stephan
7. April, 2010 17:07

Wenn ich mich nicht täusche, ist das aber eine sehr amerikanische Version der Zensur, während im deutschen expressionistischen Film deutlich stärkere sexualisierte Szenen möglich waren.

Interessant finde ich diesem Zusammenhang übrigens den Anfang von Fest der Völker, in dem Nacktheit (natürlich im besten Propagandastil) völlig frei gezeigt werden durfte.

Wortvogel
Wortvogel
7. April, 2010 17:20

@ Stephan: Das ist nur halb richtig – natürlich handelt es sich eine sehr amerikanisch-prüde Form der Zensur, aber man darf nicht vergessen, dass vor der Einführung des Hays Codes einige wilde Sachen auf amerikanischen Leinwänden laufen durften, was Sex, Perversion, und Drogen angeht.

Hey, Douglas Fairbanks spielte 1916 in einem Film mit folgendem Inhalt mit: “Coke Ennyday, the scientific detective, divides his own time in periods for “Sleep”, “Eat”, “Dope” and “Drink”. In fact he’s used to overcome every situation with drugs: consuming it to increase his energies or injecting it in his opponents to KO them. To help the police he discovers a contraband of opium (which he eagerly tastes) transported with “Leaping Fishes”, and the blackmail of a mysterious man who wants to marry the “fish blower” girl. Will Coke be able to free the girl ?”

http://www.moviesfoundonline.com/mystery_of_the_leaping_fish.htm

Nacktheit als anthropologisches Motiv war in den USA immer ein beliebter Weg, die Zensur zu umgehen.

Lari
Lari
7. April, 2010 18:42

Das bei 0:50 sieht aus wie aus der Yoshiwara-Szene in der neu rekonstruierten Metropolis-Fassung. Falls dem so sein sollte (unwahrscheinlich), wäre interessant zu wissen, woher das für das Reel verwendete Material stammt, falls nicht, wäre zumindest interessant, wie standardisiert solche Kino-Tanzeinlagen in den 20ern waren.

Nicht vergessen sollte man bei all den belächelnswerten Schnipseln, dass unsere Vorfahren nicht allesamt derart zugeknöpft waren, sondern dass schon damals (und eigentlich seit Anbeginn der Filmgeschichte) Pornos produziert und vorgeführt wurden. Das war eine Parallelkultur, die völlig an der Zensur vorbeilief (Falls das wen interessiert: Einen Querschnitt des diesbezüglichen Filmschaffens bekommt man z.B. in der französischen Kompilation “Polissons et galipettes”).

Wortvogel
Wortvogel
7. April, 2010 19:02

@ Lari: Ich kann zu dem Thema das Buch “Censored Hollywood” von (nicht DEM) Frank Miller empfehlen, und die Doku & das Buch “Hollywood Censored”. Zur Porno-Historie “Der pornographische Film” von Seeßlen.

Lari
Lari
7. April, 2010 19:34

Immer der Seeßlen. 😛 Es gibt absolut nichts Mediales, zu dem der Mann bislang geschwiegen hätte. Aber solange das Zeug gut ist…

Wortvogel
Wortvogel
7. April, 2010 19:43

@ Lari: Ich bin gar kein so großer Fan von Seeßlen – z.B. sein Buch über deutsche Kitschkultur war praktisch unlesbar. Der verläuft sich gerne in abstrusen Analysen.

Lari
Lari
7. April, 2010 23:17

Ich habe von ihm zuletzt ein Buch über Videospiele gelesen. Das war ziemlich gut – allerdings auch schon 25 Jahre alt.

Ute
Ute
8. April, 2010 10:21

Ich musste bei dem Beitrag sofort an “Cinema Paradiso” denken.

Nevermore
Nevermore
13. April, 2010 20:01

Zensur einerseits und Kunst- bzw. Meinungsfreiheit andererseits ist immer ein zweischneidiges Schwert. Es gibt Leute, die der Ansicht sind, der Kunst- und Meinungsfreiheit sollten keine Grenzen gesetzt sein. Die tummeln sich dann bei 4chan oder Encyclopedia Dramatica, wo es von beleidigenden, menschenverachtenden, anstößigen und obszönen Inhalten nur so wimmelt.

http://news.ninemsn.com.au/technology/1025127/interview-with-top-encyclopedia-dramatica-moderator

Völlig indiskutabel sind für mich Sachen wie Kinderpornos. Ich gehe doch mal davon aus, niemand hier ist der Ansicht, diese sollten unter die Kunst- und Meinungsfreiheit fallen. Aber wo zieht man die Grenze? Heute sicher anderswo als vor 70 Jahren – aber es gibt doch Sachen, die nach wie vor tabu bleiben sollten.

Lari
Lari
13. April, 2010 22:54

@Nevermore:
Encyclopedia Dramatica ist Satire. Keiner von denen glaubt ernsthaft, dass die Juden für 9/11 verantwortlich sind, oder das Frauen es darauf anlegen, vergewaltigt zu werden. Dass das alles beleidigend, obszön und menschenverachtend ist – nun ja, das ist genau die Idee dahinter, und nicht zuletzt so funktioniert Satire nun mal.

Kunst- und Meinungsfreiheit mit einem Verweis auf Kinderpornos in Frage zu stellen, ist ausgesprochen unappetitlich. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun – willst Du die Erschaffung eines Kunstwerks oder eines Textes ernsthaft auf eine Stufe stellen mit der Produktion von Kinderpornographie? Wann in der Menschheitsgeschichte hat denn irgendwer seelischen Schaden genommen, weil er sich ein Gemälde angesehen hat?

Nevermore
Nevermore
18. April, 2010 20:49

Ich kenne einige der Leute, die auf Encyclopedia Dramatica verunglimpft werden. Da findet sich sehr viel üble Nachrede, Beleidigung und obszöner Dreck. Das alles als “Satire” zu rechtfertigen, ist in meinen Augen sehr fragwürdig. Darf “Satire” Persönlichkeitsrechte von Privatpersonen verletzen, nur weil diese so blöd waren, im Internet (zum Teil unter Pseudonymen) zu posten? Würdes du es toll finden, wenn jemand auf ED einen Artikel zu Torsten Dewi veröffentlichen würde, in dem dieser als hinterlistiger Plagiator verunglimpft wird?

Und wie ich auf Kinderpornos komme? Machen wir mal den Zwischenschritt: Wird die künstlerische (gezeichnete) Darstellung von Sex mit Minderjährigen von der Kunstfreiheit gedeckt, oder fällt das bereits unter Kinderpornographie? Beispielsweise gibt es Simpsons-“Fanart” der expliziten Sorte, in denen die Kinder es miteinander und/oder mit ihren Eltern treiben. Sollte das noch zulässig sein? Oder sollte das genau wie “richtige” Kinderpornos verboten werden?

Daß Kinderpornos schon alleine deshalb illegal sind, weil für die Entstehung zwangsläufig Minderjährige in ihrer Menschenwürde verletzt werden usw., ist mir klar. Aber ist das der einzige Grund? Würden anstelle echter Kinder vielmehr lebensecht wirkende Puppen verwendet, würde das die Umsetzung okay machen? Oder spielen da neben den Umständen der Entstehung noch andere Gründe rein, die Kinderpornos ebenfalls verachtenswert machen?

Langer Rede kurzer Sinn: Auch wenn ich allgemein für Rede-, Meinungs- und Kunstfreiheit bin, denke ich doch, es sollte eine Grenze geben. Nämlich dort, wo andere Menschen durch die bloße Umsetzung in ihrer Würde verletzt werden. Ich gebe allerdings zu, daß dies eine schwammige Formulierung ist und von jedem Menschen anders beurteilt wird. Gibt ja auch Leute, die schon normale Pornos in all ihren verschiedenen (legalen) Spielarten verbieten wollen. Meines Wissens ist in Großbritannien sogar einvernehmlicher BDSM-Sex verboten.

Fakt ist aber, die ganze Thematik eignet sich nicht für eine simple Schwarz/Weiß-Beurteilung.

Wortvogel
Wortvogel
18. April, 2010 20:55

@ Nevermore: Ich gebe dir da vollumfänglich Recht. Aber die Grenzen von Kunst, Satire und Meinungsfreiheit müssen erst im gesellschaftlichen Konsens, dann im gesetzlichen Rahmen gesetzt werden. Begriffe wie Würde (die gerne mit “Befindlichkeit” verwechselt wird) dürfen da nicht reinspielen.

Alessandro
Alessandro
21. Oktober, 2010 11:52

Ich kenne den Film. In der deutsche Version Fählen ca 20 minuten und ich kann eben nicht verstehen wieso(am Ende der Salvatore trifft doch wieder die Elena).
Also, die Zenzierung bleibt genau so unmoralisch wie zuvor.

Alessandro
Alessandro
21. Oktober, 2010 11:54

Ich kenne den Film. In der deutsche Version Fählen ca 20 minuten und ich kann eben nicht verstehen wieso(am Ende der Salvatore trifft doch wieder die Elena).