29
Apr 2010

BILD verwechselt Wunsch und Wirklichkeit

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

In einem ausnehmend dummen, chauvinistischen, heuchlerischen, anbiedernden und wirren Artikel versucht BILD heute unter einen Hut zu bringen, dass Aktrice Natalia Avelon sich gerne für die Männer hübsch macht, und auch ganz schön austeilen kann, aber dann doch empört ist, wenn ihr niemand hilft, weil mal ein Kerl zudringlich wird. Obwohl sie doch Penisse abschneidet.

Halt mal! Wie jetzt? WTF?

In der Tat kann BILD offensichtlich Filmrolle und Privatperson nicht auseinander halten:

“In ihrem neuen Film „Kommissar LaBréa“ (ARD, 20.15 Uhr) schneidet die schöne Brünette miesen Kerlen aus Rache ihr bestes Stück ab! Ja, Sie haben richtig gehört, Natalia Avelon kann gaaanz schön böse werden, wenn Männer keine Gentlemen sind. Wie kommt’s, hat sie selbst schon mal Erfahrung mit männlichen Rüpeln gemacht?”

Ich muss wohl froh sein, dass BILD meinen Zweiteiler “Dr. Hope” nicht mit “Unfassbar: Heike Makatsch nimmt Abtreibungen vor!” promoted hat.

Der Textpraktikant, auf dessen Konto dieserSchmu geht, sollte gefeuert werden – und bei Quotenmeter anfangen.



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Burner
Burner
29. April, 2010 17:20

“Ich muss wohl froh sein, dass BILD meinen Zweiteiler “Dr. Hope” nicht mit “Unfassbar: Heike Makatsch nimmt Abtreibungen vor!” promoted hat.”

Der war gut! LOL! Aber glaubst Du wirklich, dass dieser Artikel der Erguss eines Textpraktikanten ist? Dieser hätte dann jedenfalls den BILD-Stil bereits voll verinnerlicht, oder es schreiben dort ausschliesslich Textpraktikanten.

Baumi
29. April, 2010 17:38

Vorsicht übrigens bei der Kombination der Begriffe “Quotenmeter” und “Praktikant”: In einem der spärlichen Kommentare unter meinen ebenso spärlichen Blog-Posts brachte auch mal jemand diese beiden Dinge in einen Zusammenhang, der für QM nicht freundlich war.

Daraufhin drohte mir der allseits beliebte QM-Cheffe gleich (=nach ein paar Monaten, als er wohl zufällig darauf stieß) mit dem Anwalt, weil ich angeblich eine geschäftsschädigende Aussage verbreitet hätte…

Marcus
Marcus
29. April, 2010 20:48

@Baumi: Naja, wie sagt man so schön: nur getroffene Hunde bellen.

@Wortvogel: Und warum bei Dr. Hope aufhören? Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: “Mr. Hopkins, schmeckt MENSCHENFLEISCH wirklich nach Hühnchen?”

Außerdem verwechselt die Bildzeitung doch ständig Dinge: Stammtischparolen mit gesundem Menschenverstand, Rufmord mit investigativem Journalismus, Gerüchte mit Tatsachen, Behauptungen mit Fakten, sich selber mit einer ernstzunehmenden Zeitung,…..

Marcus
Marcus
29. April, 2010 20:52

Und Respekt dafür, dass du dem offensichtlichsten Gag widerstanden hast:

“In einem ausnehmend dummen, chauvinistischen, heuchlerischen, anbiedernden und wirren Artikel…”

“…also mit anderen Worten: einem Artikel wie die meisten anderen in dieser Zeitung auch….”

cptboa
cptboa
30. April, 2010 10:19

hahaha jaaaaa wieder ein schöner Seitenhieb auf Quotenmeter 😀

Lindwurm
30. April, 2010 10:20

Hahahaha, das ist mal wieder eine echte Perle Journalismus simulierenden Schaffens 🙂

gnaddrig
gnaddrig
30. April, 2010 10:44

Wieso? Bild schreibt doch nur, was der kleine Mann von der Straße und Otto Normalverbraucher denken, fühlen, wollen (oder denken, fühlen, wollen sollen) in einer Sprache, die diese beiden verstehen. Und dass das Publikum Schauspieler nicht von ihren Rollen trennen können, ist doch ein weitverbreitetes Phänomen. Wieso sollte Frau Avelon also nicht auch privat Erfahrung mit männlichen Rüpeln gemacht haben? Immerhin deutet der zitierte Text nicht an, sie habe privat auch schon mal beste Stücke abgeschnitten.

Wortvogel wird ja auch gaaanz böse, wenn ihm jemand Müll aufs Auto oder in den Fahrradkorb legt, hat aber noch niemanden mit seinem Baseballschläger plattgemacht, obwohl das Gerät in einem Blogbeitrag auftaucht 😉

Dietmar
Dietmar
30. April, 2010 10:50

@gnaddrig: Also wenn das das ist, was und wie die meisten Leute (Otto Normalverbraucher) denken, dann steht es um unsere Zivilisation und Kultur schlimmer als ich dachte. Nein, mal anders: Ich weiß ja nicht, wen Du so als ,,Normalverbraucher” kennst, in meinem Umfeld denkt man klarer, als dieses Gestammel der Zeitung mit den großen Lettern. Also im Zweifel mein Beileid zu Deinen Bekannten.

gnaddrig
gnaddrig
30. April, 2010 11:01

@ Dietmar: Nein, das sind nicht meine Bekannten. Ich habe einfach mal unterstellt, dass das das Selbstverständnis der Bild ist. Ich habe allerdings beim Bund und in meiner Zeit als Taxifahrer reichlich Leute kennengelernt, die Bild lesen und tatsächlich glauben (oder zu glauben sehr überzeugend spielen), das sei die einzige Zeitung, die Klartext schreibt, sich “von denen da oben” nicht einschüchtern lässt und für den kleinen Mann kämpft. Wenn was “im Blatte gestanden” hat, ist es wahr. Abiturienten, Politiker und das ganze Gesocks lügen ja sowieso nur und wollen sich auf Kosten derer bereichern, die echte Arbeit leisten (also Arbeiter und Handwerker).

Insofern ist es um Kultur und Zivilisation in weiten Teilen der Bevölkerung vielleicht schon etwas düster bestellt. Andererseits sind Theaterbesuch und Opernball auch nicht unbedingt der Kultur letzter Schluss…

Dietmar
Dietmar
30. April, 2010 11:12

@gnaddrig: Ja, das sehe ich ein.

gnaddrig
gnaddrig
30. April, 2010 11:19

@ Dietmar: Das beruhigt mich. Ich hatte schon Angst, an einen Theaterfanatiker und Opernballfetischisten geraten zu sein.

Wortvogel
Wortvogel
30. April, 2010 11:25

@ Gnaddrig: Doch der Artikel (und der von mir zitierte Ausschnitt) impliziert sehr wohl, dass Natalia Avelon Männern den Penis abschneidet. Einfach nochmal in Ruhe drüber lesen…

gnaddrig
gnaddrig
30. April, 2010 11:57

@ Wortvogel: Findest Du? Was ich da rauslesen kann klingt eher so: “Sollte Natalia Avelon auch privat von männlichen Rüpeln angemacht worden sein? Hat sie deshalb so eine starke grundsätzliche, tiefsitzende Wut auf solche Rüpel, dass sie die dann in ihrer Rolle in “Kommissar LaBréa” so überzeugend ausleben konnte?”

Die Frage „hat sie selbst schon mal Erfahrung mit männlichen Rüpeln gemacht?“ zielt m. E. darauf ab, ob sie schonmal angemacht wurde, nicht darauf, ob und wie sie dann darauf reagiert hat. Ich kann da wirklich keine Andeutung erkennen, sie habe privat schon mal an Kerlen rumgeschnibbelt.

Sie darf in dem Artikel die Frage nach ihren Erfahrungen mit männlichen Rüpeln sogar beantworten: „Leider ja! Es war an einem Spätsommerabend in […]“ Weiter heißt es in dem Artikel: „Müssen Männer auch privat Angst vor dem Sahnschnittchen haben? Avelon zu BILD: „Auf jeden Fall! Wenn ich will, kann ich ein ganz schönes Biest sein! Vor allem, wenn mich jemand nervt oder mich respektlos behandelt, dann kann ich ganz schön austeilen. Natürlich nur verbal, aber mit ordentlich Wumms dahinter.“

Sie sagt also, dass sie bei entsprechender Provokation zwar ziemlich biestig wird, das aber nur verbal. Wenn Bild die von Dir rausgelesene Unterstellung tatsächlich beabsichtigt hätte, wäre der Passus „Natürlich nur verbal, aber mit ordentlich Wumms dahinter“ sicher nicht in dem Artikel aufgetaucht. In dem Fall hätte der Redakteur die Zitate anders geschnitten oder manipuliert.

Wortvogel
Wortvogel
30. April, 2010 12:02

@ gnaddrig: Ich brauche da nichts reinzulesen. Lies einfach nochmal den oben zitierten Ausschnitt:Sie schneidet in ihrem neuen Film Penisse ab => Natalia kann demnach ganz schön böse werden.

gnaddrig
gnaddrig
30. April, 2010 12:30

@ Wortvogel: Klar, Penisse abschneiden ist ganz schön böse. Und der Artikel schließt von der überzeugend gespielten Rolle auf die Person von Natalia Avelon. Das ist natürlich unsinnig (sie bräuchte ja nur im nächsten Film eine Fußmatte zu spielen und Bild müsste gelähmt sein wie der Esel, der zwischen den zwei Heuhaufen verhungert), macht das ganze aber erst zu einer Geschichte. Jedenfalls: Selbst wenn sie tatsächlich auch im echten Leben „gaaaanz böse“ werden kann, kann man doch daraus nicht schließen, dass sie jedesmal gleich Penisse abschneidet, wenn sie mal böse ist. Und ich sehe auch nicht, inwiefern der Artikel das unterstellt. Tut mir leid, ich sehe es echt nicht.

Der Artikel bringt das Penisse-Abschneiden natürlich schön gruselig-genüsslich als Aufhänger. Aber insgesamt ist das doch recht zahm, was da steht. Etwas schmierig natürlich, aber niveaumäßig wäre da nach unten noch massig Spielraum gewesen. Ich bin wahrlich kein Freund der Bild, aber hier, finde ich, liest Du zuviel rein. Meine Meinung.

Dietmar
Dietmar
30. April, 2010 12:57

@gnaddrig: Ich finde, Du liest etwas aus dem Text weg, was aber wirklich da ist: Wenn da steht, sie schneide im Film den Penis ab, danach steht, ja, man habe richtig gelesen, sie könne nämlich als echte Person böse werden, dann setzt der Artikel sie mit ihrer Filmrolle an dieser Stelle gleich.

Im Übrigen trifft die Charakterisierung des Artikels genau. Der ist grell, ätzend und verschwurbelt.

gnaddrig
gnaddrig
30. April, 2010 13:54

Witzig, wie unterschiedlich man solche Texte auffassen kann. Wortvogel hat ja eigentlich keine Probleme mit dem Textverständnis, und ich halte mich selbst in der Beziehung auch für recht fit (zu Dietmar kann ich da so aus dem Stand nichts sagen und bin zu faul zum Recherchieren). Dass wir hier trotzdem soweit auseinanderliegen ist schon schräg.

Wortvogel
Wortvogel
30. April, 2010 14:32

Um das nochmal zu klarifizieren: Mich stört primär die doofe Gleichstellung “Im TV schnibbelt sie Penisse ab – wer hätte gedacht, dass NATALIA AVELON so böse werden kann?”. Aber sekundär finde ich den ganzen Artikel total hingeschlampt, weil er a) keinen wirklichen roten Faden hat, und b) zwischen redlicher “Was Männer sich manchmal erlauben!”-Empörung und hinterfotziger “Gell, aber wir Frauen machen uns schon gern sexy, weil die Kerle doch gucken sollen”-Nonchalance oszilliert. Frauengewalt und Flirttipps – das geht für mich gar nicht zusammen.

gnaddrig
gnaddrig
30. April, 2010 14:58

@ Wortvogel: Da stimme ich voll zu. Das ist die übliche schmierige Sittenstrolcherei in Personalunion mit bigotter Moralpusselei. Vor allem den allerletzen Absatz finde ich eklig (“Trotz dieser Drohung gibt es sicher einige Männer, die sich von der schönen Natalia eine kleine Abreibung abholen würden – und zwar freiwillig!”). Das geht so in Richtung “Ach Gottchen, ist sie nicht süß wenn sie so böse kuckt!” kombiniert mit „Vielleicht können wir ihr ja doch in den Ausschnitt greifen oder sogar unter den Rock.“

Musste im Zusammenhang mit Sittenstrolcherei grad an das geniale Have some Madeira, m’dear von Flanders and Swann denken (Den Text gibt es hier).

Dietmar
Dietmar
30. April, 2010 22:57

Irgendwie sind wir doch alle gleicher Meinung. Peace, Freunde! 🙂