08
Mrz 2010

Kurze Oscar-Gedanken

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich habe die Verleihung nicht geschaut. Ich finde das nicht spannend, mein Schlaf ist mir wichtiger, und blöderweise liege ich auch meistens meilenweit daneben mit meinen Voraussagen. Es ist allemal ausreichend, morgens beim Frühstück die Tabelle mit den Gewinnern zu studieren.

Dieses Jahr kann ich nur sagen: Respekt. “Hurt Locker” als bester Film und beste Regie, das entspricht meinem Verständnis von Fairness. Und dass “Avatar” alle relevanten technischen Oscars bekommen hat, ist genauso gerechtfertigt wie die Tatsache, dass ihm die wirklich wichtigen Auszeichnungen versagt blieben. Ich hätte vermutlich den Rest des Tages mit den Zähnen geknirscht, wenn dieses Öko-Eso-Wellness-Spektaktel als bester Film des Jahres 2009 in die Geschichte eingegangen wäre.

Christoph Waltz? Freut mich. War aber nun wirklich keine Überraschung. Sandy Bullock? Das hätte ich nicht gedacht – harte Konkurrenz, eher banaler Film. Ich gönne ihr die Statue, weil sie die Chuzpe hatte, am Tag zuvor die Goldene Himbeere für “All about Steve” persönlich in Empfang zu nehmen. Ob Jeff Bridges seinen Oscar nur wegen der darauf angelegten Kampagne bekommen hat, ist mir egal – er hätte ihn früher schon verdient.

Anzumerken sei, dass Waltz vor ein paar Jahren noch in einer Handvoll Schundstreifen des von mir verehrten, und leider 2009 verstorbenen Harry Alan Towers mitgespielt hat: “Terror im Orient Express”, “She”, “Queen’s Messenger”, “Dorian”.

Es fällt auf, dass die zwei am meisten geehrten Filme (“Hurt Locker” und “Push”) mit sehr amerikanischen Sujets in Deutschland kaum Wellen gemacht haben.

Eben wollte ich allerdings zum Mörder werden: Bei mir lief (eher zufällig) der Lokalsender Radio NRJ. Da brachte es die launige, aber unerträglich inkompetente Moderatorin fertig, Kathryn Bigelow (“Near Dark”, “Blue Steel”, “Point Break”) als “praktisch unbekannte Regisseurin” und “junge Frau” (sie ist 59) zu bezeichnen. Den Namen konnte sie auch nicht aussprechen.

Ich verlange ein interaktives Feature, über das man diese merkbefreiten Äther-Schwätzer auf die Schnauze hauen kann…



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Dr. Acula
8. März, 2010 08:13

NRJ ist ja nun wirklich ein Sender für diejenigen, die nicht ahnen, dass es ein Leben vor Lady Gaga gab…

Mein Wort zu den Oscars ansonsten: passt so. 10 Richtige ist zwar nicht überragend, aber die Tendenz hat gestimmt 😉

Thomas Thiemeyer
8. März, 2010 08:28

Rundum zufriedenstellende Preisvergabe.
Dass Avatar gegen Hurt Locker leer ausgeht, halte ich für gerechtfertigt, auch wenn ich den einen lieber mochte als den anderen. Aber hier geht es um mehr als pures Entertainment. Außerdem steht die Bigelow schon seit langem auf meiner Liste der besten und talentiertesten Regisseure. Und toll aussehen tut sie auch noch 🙂
Auf die Liste gehört auf jeden Fall noch “Strange Days”, ein echter Kracher. Muss ich mir mal wieder ansehen…

Wortvogel
Wortvogel
8. März, 2010 08:32

@ Thomas: Ich finde Bigelows Oeuvre sehr gemischt – “Near Dark” war fantastisch, “Point Break” hart an der Perfektion, aber “Blue Steel” und “Strange Days” haben mich komplett kalt gelassen.

Dietmar
Dietmar
8. März, 2010 09:09

Beste Kamera für Avatar gefällt mir irgendwie nicht so richtig. Es ist wirklich schwierig zu sagen, ob das Führen einer virtuellen Kamera nicht doch etwas sehr deutlich Anderes ist, als das einer realen.

Dr. Acula
8. März, 2010 09:13

@vogel
Ein “Strange Days”-Schmäher? Steinigt ihn! *grummel* (“Blue Steel” war in der Tat aber mäßig).

Lars
Lars
8. März, 2010 09:15

Fairerweise muss man aber sagen, dass Bigelow für den Otto-Normalverbraucher eher unbekannt sein dürfte, was aber außer für Cameron und evtl. noch Tarantino bei allen anderen Regisseuren ebenfalls der Fall sein dürfte.

Die Vergabe der Oscars geht aber absolut in Ordnung und entspricht auch größtenteils meinen Erwartungen (15 Richtige), wobei ich auch mit Avatar als Best Picture hätte leben können, da der Film den größten Einfluss aller im letzten Jahr erschienenen Filme haben wird.

Dietmar
Dietmar
8. März, 2010 09:27

@Lars: Inwiefern? Ob das Kino dem ,,Computer-Pfad” folgen wird, glaube ich noch nicht so richtig. Inhaltlich oder erzählerisch kann Avatar keinen Einfluss ausüben.

Lars
Lars
8. März, 2010 09:43

Avatar hat großen Einfluss auf die Verbreitung von 3D-Filmen. Nach dem Erfolg von Avatar haben die anderen Studios haufenweise 3D-Filme in Auftrag gegeben bzw. die Konvertierung von fertigen 2D-Filmen in 3D beauftragt, so dass wir ab dem Sommer sehr viele neue 3D-Filme sehen werden. In technischer Hinsicht hat Avatar das Uncanny Valley erfolgreich durchschritten und die Realisierung von gewaltigen computergenerierten 3D-Welten mit vertretbarem Kostenaufwand ermöglicht. Hier werden bald noch andere Filme kommen, die auf der gleichen Technik wie Avatar aufbauen (z.B. die Tim und Struppi-Verfilmungen).

Aufgrund des mit dem Film verbundenen Risikos (nicht wenige haben ja den größten Flop des Jahrzehnts vorhergesagt) und den großen technischen Entwicklungen, die das Produzententeam angestoßen hat, wäre es aus meiner Sicht daher durchaus zu vertreten gewesen, wenn der Film den Produzentenoscar (sprich: Best Picture) bekommen hätte.

Wortvogel
Wortvogel
8. März, 2010 09:46

@ Lars: Aber das ist doch Unfug! Die Auszeichnung heißt “Bester Film” und nicht “Wegweisendster Film” oder “Wichtigster Film” oder “Erfolgreichster Film”…

Dr. Acula
8. März, 2010 10:00

Zustimm. Dann bräuchte man eher eine Kategorie wie “most innovative picture”.

Sigbert
Sigbert
8. März, 2010 10:22

Wieso hat Avatar nicht den Oskar als bester Animationsfilm gewonnen? *duck und renn*

Wortvogel
Wortvogel
8. März, 2010 10:27

@ Sigbert: Die Frage ist gar nicht mal so illegitim. Subtrahiert man die Sequenzen mit den echten Schauspielern, bleibt locker ein 90minüter aus Animation.

Lars
Lars
8. März, 2010 11:00

@Wortvogel: Im Best Picture kommen halt alle Sachen zusammen und jeder darf dort gerne seine eigene Beurteilung abgeben. Neben dem künstlerischen Aspekt (der bei Avatar ja auch nicht wirklich zu kurz kommt, wenn man von der Story absieht) kann man auch das Gesamtpaket und den Einfluss und die Auswirkungen eines Films berücksichtigen und daher wäre aus meiner Sicht auch ein Oscar für Avatar gerechtfertigt gewesen. Der Oscar für Hurt Locker ist aber auch gerechtfertigt und ich wollte nur ausdrücken, dass ich mit beiden Entscheidungen hätte leben können und The Hurt Locker hat auch meine Stimme im Tippspiel bekommen…

Wortvogel
Wortvogel
8. März, 2010 11:07

@ Lars. Nein. Einfach nein. “Driving Miss Daisy”, “The English Patient”, “Gladiator” und “Chicago” sind nach Meinung der Acdemy “Best Pictures” gewesen, und keiner der Filme kann beanspruchen, auf irgendeinem Level wegweisend gewesen zu sein. Darum geht es schlicht nicht. “Wegweisend” ist als Konzept auch zu vage.

Dietmar
Dietmar
8. März, 2010 11:15

@Lars: Avatar spielt nicht in der gleichen Liga wie beispielsweise die genannten Filme. Beste Filme müssen einfach mehr Tiefe haben, finde ich.

Marko
8. März, 2010 11:28

“Beste Filme müssen einfach mehr Tiefe haben, finde ich.”

Avatar hat doch sogar 3D-Tiefe! 😉

Gruß,
Marko

Peroy
Peroy
8. März, 2010 11:28

“Strange Days” war so ein Müll…

Thomas Thiemeyer
8. März, 2010 12:40

@Peroy: Danke. Ich dachte schon, wir wären mal einer Meinung. Jetzt ist die Welt für mich wieder in Ordnung…

Tornhill
Tornhill
8. März, 2010 13:01

“Wegweisend” ist vor allem deswegen ein schlechtes Oscar-Kriterium, weil es einfach zu sehr auf die Zukunft ausgerichtet ist – und wenn nun morgen Schluss mit 3D ist und Hollywood das Dogma-Fieber bekommt, war “Avatar” definitiv NICHT wegweisend.
Ich glaube auch nicht, dass es so kommt, linearprognostisch tippe ich auch darauf, dass er wegweisend sein WIRD, aber Preise sollte es für Leistungen und nicht für Potentiale geben (Hallo Mr. Obama!).

Die Verleihung habe ich aus den gleichen Gründen wie der Wortvogel nicht gesehen (dafür heute Nacht übrigens geträumt, der gute Mann hätte einen Herzinfarkt – ähm…°_°), Tipps gebe ich für gewöhnlich auch nicht ab (schon, da ich zuviel gar nicht gesehen habe).

Dieses Jahr bin ich aber voll zufrieden!
“Avatar” kriegt die technischen Preise, die es verdient (und ja, auch eine virtuelle Kamera ist eine Kamera), mein Intimfeind Haneke geht leer aus, Waltz kriegt den verdienten Preis und die Bigelow verehre ich auch schon lange, so dass ich es ihr – wie auch immer “Hurt Locker” sein mag, vollkommen gönne!

(Wobei ich “Strange Days” für ihren besten halte, gefolgt von “Near Dark”, dann “Point Break” und “Blue Steel”.)

Thomas Thiemeyer
8. März, 2010 13:06

Die größte Enttäuschung war für mich “K-19: The Widowmaker” mit Liam Neeson und Harrison Ford.

Dietmar
Dietmar
8. März, 2010 13:22

@Tornhill: ,, … und ja, auch eine virtuelle Kamera ist eine Kamera”

Warum, verstehe ich allerdings nicht: Ich würde sagen, Kamera-Arbeit ist der Umgang mit Technik um das Optimale aus den Bedingungen zu holen (etwa aus den Lichtverhältnissen). Am Computer programmiert man halt die Idee. Ich sehe da einen deutlichen Unterschied (im Gegensatz zur Academy), lasse mich aber gerne überzeugen, wenn Du Lust hast.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
8. März, 2010 13:58

Sehe ich genauso wie Dietmar, “Avatar” den Oscar für die beste Kamera zu geben, war ein offener Schlag ins Gesicht eines jeden Kameramanns. Es soll auch immer die Technik und die damit verbundene Arbeit mit dem Oscar gewürdigt werden, und jetzt seien wir doch mal ehrlich – wo war da die großartige Arbeit? Der Mann hat seine Einstellungen geplant, und dann den Programmierer gesagt “Rendere das mal genau so!”. Und wenn ich später etwas nicht gepasst hat, konnte er es einfach, und ohne grössere Probleme nochmal neu rendern lassen. Wo liegt die grössere Leistung? In einer künstlichen Welt, ohne physikalische Restriktionen die “Kamera” einen Shot über mehrere Canyons auf das Gesicht der Hauptdarsteller fliegen zu lassen, oder sich inmitten einer Massenszene mit hunderten Statisten mit der Steadicam seinen Weg zum Hauptdarsteller zu bahnen, ohne dabei mit jemandem zusammen zu prallen, oder zufällig Crew und Equipment ins Bild zu bekommen? Was hat mehr Blut, Schweiss und Tränen, und unsere Wertschätzung verdient? Eine virtuelle Kamerafahrt durch einen Dschungel, oder Michael Ballhaus’ Arbeit in der Ballszene in “Age of Innocence”? Klar, “Avatar” war nicht nur CGI, es gab auch Szenen mit echten Darstellern, aber selbst die waren doch zu mehr als 95% rein vor der Greenscreen gedreht, so daß all die Probleme, die man on Location, oder auch nur on Set hat, all die damit verbundene Vorbereitungsarbeit, einfach wegfallen.

Vor allem aber hat die Academy mit dieser Auszeichnung vor allem eins getan – sie hat die Büchse der Pandora geöffnet, denn jetzt MÜSSEN sie auch zB Pixar Filme bei den Nominierungen für beste Kamera oder auch besten Schnitt zulassen. Wenn sie es nicht tun, mit dem bisher stets vorgebrachten Argument, daß es ja “nur” Animationsfilme sind – dann zeigt das nur mal wieder die doppelten Standards, mit denen in Hollywood gearbeitet wird. Denn seien wir mal ehrlich, wenn “Avatar” für den besten Schnitt nominiert, und einen Oscar für die beste “Kamera” erhält – hätte dann nicht letztes Jahr auch “WALL-E” einen Oscar ausserhalb der Animationskategorie verdient gehabt?

Marko
8. März, 2010 14:04

@ OnkelFilmi: Interessante Überlegungen. Ich muss gestehen, daß es mir als Konsumenten egal ist, ob eine Kamerafahrt gerendert oder unter schwierigen Bedingungen real gefilmt wurde; wichtig ist mir nur, daß sie gut wirkt. Ich persönlich bewerte die kreative Leistung, sich so eine Fahrt auszudenken höher als die Umsetzung, und von daher sind “virtuelle Kameras” für mich gleichwertig mit echten.

Und, ja, “Wall-E” hätte einen Kamera-Oscar verdient in meinen Augen.

Gruß,
Marko

Tornhill
Tornhill
8. März, 2010 14:31

Okay, ich gebe zu, da bringt ihr mehr technische Details (Licht u.ä.) ein, die ich so nicht bedacht hatte. Für mich zählt da im Grund eigentlich nur die Bildgestaltung zu, welche ja weiterhin zu erledigen ist, aber ihr habt recht, man sollte nachdenken, wie man das handwerkliche Zeug berücksichtigt.

Stormking
Stormking
8. März, 2010 14:39

Wer meint, eine virtuelle Kamerafahrt sei mal eben so mit ein paar Mausklicks hingezaubert, der hat von der dahinterstehenden Arbeit genauso wenig Ahnung wie er hier anderen vorwirft. Genau wie reelle Kameraführung auch braucht man eine Menge Fachwissen und Erfahrung. Eine von einem Laien erstellte virtuelle Kamerafahrt sieht ebenso dilettantisch aus wie ein klassisches Urlaubvideo.

Ansonsten sehe ich es so ähnlich wie Marko und Tornhill: Für mich als Zuschauer zählt vor allem die Bildkomposition, die handwerklich saubere Umsetzung setze ich bei Profis einfach voraus.

Thomas Thiemeyer
8. März, 2010 15:07

Ich kann die Diskussion nicht nachvollziehen. Im Illustrationsgeschäft wird auch nicht unterschieden, ob die Bilder analog, mit Pinsel, Farbe und Leinwand, oder digital, am Grafiktablett entstanden ist. Wobei es im ersten Fall sicher die größeren Einschränkungen (man denke nur an die Unumkehrbarkeit eines Pinselstrichs) gibt.
Das Ergebnis ist das was zählt.

Peroy
Peroy
8. März, 2010 15:08

“Ich finde Bigelows Oeuvre sehr gemischt – “Near Dark” war fantastisch, “Point Break” hart an der Perfektion, aber “Blue Steel” und “Strange Days” haben mich komplett kalt gelassen.”

Die waren ja auch scheisse.

Marko
8. März, 2010 15:13

@ Thomas Thiemeyer: Ich kann die Diskussion sehr wohl nachvollziehen, gerade WEIL es im Illustrationsgeschäft genauso ist: Das “gemeine Volk” wertet handgemalte Bilder immer noch höher als digital erstellte. Ein Bild kann noch so gut sein, erst eine “Das-hab-ich-per-Hand-gemalt”-Äusserung adelt das Bild. Auch ich finde, daß Ergebnisse entscheidend sind, aber, wie gesagt, ich glaube nicht, daß das die meisten ebenso sehen — wer bspw. am Computer koloriert, der malt nicht in “echt”, und das ist weniger “wert”. Das krieg’ mal aus den Köpfen der Leute raus. 😉

Gruß von Illustrator zu Illustrator 😉 ,
Marko

Stormking
Stormking
8. März, 2010 15:26

@Marko:

Kenne ich. Habe seinerzeit im Kunstunterricht für eine Art “Abschlußprojekt” Computergrafik benutzt. Das schwierigste dabei war, der Lehrerin klar zu machen, daß der Computer das eben nicht “alles selber macht”, sondern auch nur ein Werkzeug darstellt.

Ist am Ende aber trotzdem ne Eins geworden. 😉

Thomas Thiemeyer
8. März, 2010 15:38

@Marko.
Wann bekommt das “gemeine Volk” schon mal ein Original zu sehen? Höchstens, wenn es eine entsprechende Ausstellung besucht. Im täglichen Gebrauch (Konzeptzeichnungen, Buchumschläge, Coverart) wird doch eh nur mit Screenshots oder Ausdrucken gearbeitet.
Auch bei Preisen und Auszeichnungen wird schon lange kein Unterschied mehr gemacht.

Und eine virtuelle Kamerafahrt bleibt trotzdem eine Kamerafahrt. Der Kameramann einer virtuellen Kamera muss sich genauso Gedanken um Blende, Brennweite, Tiefenschärfe und Beleuchtung machen, wie der einer “echten”.

Wortvogel
Wortvogel
8. März, 2010 15:43

Ich denke, hier geht das Problem tiefer als virtuell vs. real. Theoretisch braucht ein CGI-Film gar keinen Kameramann mehr, weil der Regisseur das alles selber machen kann (und im Fall von Cameron wohl auch weitgehend tut). Die Arbeitsteilung ist nicht mehr nötig. Demnach kann man argumentieren, ob Cameron nicht auch selbst den Kamera-Oscar verdient hätte. Und ist der CGI-Techniker, der für den realistischen “look & feel” der Kostüme sorgt, weniger Oscar-würdig als der Typ, der am Bildschirm die Muster und den Schnitt auswählt?

In meinen Augen hat die Academy hier ein unnötiges Faß Würmer aufgemacht – man sollte einfach mal eine Grundsatzerklärung zum sich wandelnden Produktionsablauf erarbeiten.

Marko
8. März, 2010 15:45

@ Thomas: Ich kann nur aus meinen Erfahrungen berichten, und die besagen, daß es natürlich faktisch keinen Unterschied macht, ob man als Illustrator das Werkzeug “Computer” oder das Werkzeug “Stift” benutzt. Allen Leute, die in irgendeiner Weise mit Computern arbeiten, ist das klar.

Wer aber mit Computern nichts am Hut hat, und das sind immer noch sehr, sehr viele, dem ist eine handgezeichnete Zeichnung mehr wert als ein ausgedrucktes Scribble — einfach, weil es erkennbarer “handgemacht” ist.

Insofern kann ich die Diskussion, ob eine virtuelle Kamerafahrt weniger wert ist als eine real gefilmte, sehr gut nachvollziehen, da der Kreis der eingeweihten Kenner von 3D Software noch kleiner ist als der, die am Rechner Photoshop benutzen, um ein Bild zu malen. Viele Leute glauben einfach noch, daß man dem Computer nur sagen muss, was er rendern soll, und der macht das dann schon.

Mich wundert, daß Dich das wundert …

Gruß,
Marko

Thomas Thiemeyer
8. März, 2010 16:06

@ Marko:
Halt, halt, de facto macht es sehr wohl einen Unterschied ob man als Illustrator analog oder digital arbeitet. Der Unterschied lautet “Unumkehrbarkeit”. Wer mit Medien wie Aquarell o.ä. arbeitet, weiß, dass ein einmal gesetzter Strich nicht wieder ungeschehen gemacht werden kann. Daraus ergeben sich Fehler, die im Verlauf einer Illustration ein Rückschlag, aber auch ein Vorteil sein können. In der digitalen Illustration bist du da sehr viel flexibler. Du kannst experimentieren und wenn dir etwas nicht gefällt, machst du es einfach wieder ungeschehen.
Früher habe ich mich darüber aufgeregt, dass dieses Kriterium bei Preisverleihungen nicht berücksichtigt wurde, heute ist mir das nicht mehr so wichtig. Denn das Gespür für Komposition und das “Auge” für eine interessante Szene muss in beiden Fällen vorhanden sein. DAS ist es was einen guten Illustrator und einen guten Kameramann ausmacht. Und DAS ist es auch, was ausgezeichnet werden sollte. Da ist es völlig wurscht mit welchem Werkzeug du arbeitest.
Hat aber etwas gedauert, bis ich das begriffen habe 😉

Stormking
Stormking
8. März, 2010 16:08

> Viele Leute glauben einfach noch, daß man dem
> Computer nur sagen muss, was er rendern soll,
> und der macht das dann schon.

Warum muß ich nur gerade an Scotty und die Maus denken?

reptile
reptile
8. März, 2010 16:30

Wenn ich da an die Oskars 1998 denke….
Da hat Titanic voll abgeräumt, auch als bester Film unter anderem gegen Good Will Hunting.

Da hat trotz der einfachen Story bei Titanic das Paket wohl mehr gepasst und die Jury gerockt.

HAB
HAB
8. März, 2010 17:04

Sehr nett heute in der Früh auf Ö3 die Aussage des Filmfachmanns:
Hurt Locker hat nur deswegen gewonnen, weil Weltfrauentag war und die Juroren deswegen ein Zeichen setzen wollen. Wäre nicht Weltfrauentag gewesen, wäre Avatar vorne gewesen.

Und ach ja: Österreich ist Oscar.

Dietmar
Dietmar
9. März, 2010 09:12

Zur Kamera: Auch wenn es offenbar auch eine Kunst ist, Kamerafahrten am Computer zu gestalten, bleibt der wesentliche Unterschied, dass man am Computer alle Bedingungen selber in der Hand hat und bei Problemen probieren kann, bis es sitzt.

Wenn man diese nicht bezweifelbare Leistung mit einem Oscar würdigen will, bräuchte es nach meiner Meinung eine neue Kategorie. Etwa ,,virtuelle Bildgestaltung” oder ,,virtuelle Bilddramaturgie” oder ähnliches.

Als Kameramann käme ich mir nach dieser Verleihung etwas veralbert vor und wäre wohl verärgert.

Stormking
Stormking
9. März, 2010 09:36

@Dietmar: Alle Bedingungen selber in der Hand zu haben macht die Arbeit aber nicht unbedingt leichter. Das scheint hier das große Verständnisproblem zu sein.

Wortvogel
Wortvogel
9. März, 2010 09:45

@ Stormking: Ich sehe das wie Dietmar. Klar ersetzt der Computer weder Kreativität noch Vision, aber wer mir erzählen will, dass es genau so komplex ist, 200.000 Synthespians per Maus auf dem Monitor rumzuschieben, als wie 100.000 Komparsen in der indischen Mittagshitze mit Megaphonen zu koordinieren (“Ghandi”), der überschätzt die Leistung der CGI-Techniker doch ziemlich. Harte Arbeit hin oder her – die sitzen gut bezahlt in einem klimatisierten Raum und pushen Pixel.

Marko
9. März, 2010 10:00

@ Wortvogel: Aber hart arbeiten kann jeder. Es geht doch um das Talent, oder nicht? 100.000 Komparsen kann man genauso sinnlos verheizen wie gut bezahlte Pixelschieberei. Entscheidend ist doch, was man daraus macht, und das, finde ich, ist unabhängig vom Werkzeug.

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
9. März, 2010 10:26

@ Marko: Eben nicht. Das Talent ist nur EIN Aspekt. Die körperliche Leistung, die Stressfähigkeit, die Teambereitschaft, die Organisationsfähigkeit, die Flexibilität – das zeichnet einen guten Kameramann aus. Wir vergeben den Oscar ja auch, weil wir die Mühe “hinter den Bildern” ahnen. Und bei CGI reduziert sich das auf die reine Vision. Ob der CGI-Künstler dabei in der Karibik in einer Hotellobby sitzt, oder ob er ein autistischer Höhlentroll ist, spielt keine Rolle. Man kann durchaus argumentieren, ob der Verlust der körperlichen/physischen Komponente (also auch der Fingerfertigkeit) keine Rolle spielen sollte. Aber das mag ich mir nicht vorstellen.

Was die oben besprochenen Zeichnungen angeht: Das ist wieder was anderes. Da geht es nicht um “Authentizität” einer handgemalten Zeichnung, sondern um die Einzigartigkeit, die den besonderen (nostalgischen?) Wert ausmacht. Auch der beste Zeichner kann nicht zweimal EXAKT das gleiche Bild malen. Jedes ist ein Original. Einen PC-Scribble kann man allerdings in beliebiger Zahl vom Drucker ausspucken lassen. Und genau deshalb sammle ich Original-Artwork.

Dany
9. März, 2010 10:29

Manchmal komme ich mir bei diesem ganzen Waltz-Theater vor wie im falschen Film (oder wie der einzig Erleuchtete in der Masse Verblendeter..) ;
Natürlich ist er ein guter (Theater-)Schauspieler, und im ersten Kapitel von IB, in dem er die ganze Palette von “freundlich/schmierig” bis zu “eiskalt/gnadenlos” durchgibt, ist er ja auch grandios, aber im Rest des Films quatscht er nur noch viel zu viel rum (Strudel-Szene) oder ist gar ein Knallcharge (“Bingo!”-Szene). Das ist aber nicht sein Fehler, sondern der des Drehbuchs …
Also gebt ihm meinetwegen den Oscar für das erste Kapitel von IB (das zeigt, wie die ganze Rolle hätte ausfallen müssen), aber hört auf, so zu tun, als wär das eine Jahrhundert-Rolle in ‘nem Jahrhundert-Film …

So, das musste mal raus ..!
🙂

Marko
9. März, 2010 10:31

@ Dany: Gerade die Strudel-Szene fand ich grandios, weil Waltz dabei eine ungeheure Form von Bedrohung ausstrahlt, während er scheinbar belangloses Zeug von sich gibt. In meinen Augen ist das große Schauspielkunst. Stell Dir mal Schweiger in der Situation vor …

Gruß,
Marko

Dietmar
Dietmar
9. März, 2010 10:33

@Stormking:

Ich mag nicht bewerten, was schwieriger und leichter ist. Ich kann beides nicht. Ich meine nur, es ist etwas anderes und sollte deshalb nicht mit dem gleichen Preis bedacht werden.

In meiner Vorstellung halte ich echte Kamera-Arbeit für schwieriger und ,,wertvoller”. Im Making-Off des letzten Star-Trek-Films wurde beschrieben, wie die Absprung-Szene über Vulkan kameratechnisch gestaltet wurde. Das finde ich großartig. Man hätte das auch per CGI machen können. Hätte mich aber eher kalt gelassen, was keine Rolle spielen soll, vor allem aber hätte ich das nicht als Leistung des Kameramannes oder der Kamera angesehen.

Dietmar
Dietmar
9. März, 2010 10:37

@Dany: Ab in die Ecke und kräftig schämen! Wer die grandiose Leistung Walz´ (und, wie ich finde, Brühls) nicht erkennt, hat gar keine Ahnung von Schauspielerei.

Dany
9. März, 2010 10:40

@Marko

Ok, Einwand bezüglich der “Strudel-Szene” akzeptiert (auch wenn die Bedrohung nicht wirklich bis zu mir durchdrang), aber den “Bingo!”-Quatsch (oder den “Italienisch-Kurs”..) fand ich einfach nur Scheisse, und das hat Landa’s Antagonisten-Wirkung für mich stark getrübt …

Ich hätte mir die Rolle halt einfach anders gewünscht, weniger vielseitig (jawohl!), etwas eindimensionaler “böse” …

Dany
9. März, 2010 10:41

@Dietmar

Meinen ersten Beitrag wohl nicht richtig gelesen …
😉

Dietmar
Dietmar
9. März, 2010 10:47

@Dany: Doch, absolut.

Aber wenn Du deutlich machen willst, dass Du Basterds nicht für einen Jahrhundertfilm hälst und so weiter, wo ich Dir nicht widerspreche, dann ist es Unsinn, das zu erklären, indem Du sagst ,,Manchmal komme ich mir bei diesem ganzen Waltz-Theater vor wie im falschen Film ” und ,,Natürlich ist er ein guter (Theater-)Schauspieler, … aber im Rest des Films quatscht er nur noch viel zu viel rum … ist gar ein Knallcharge”. Auch wenn Du das dann dem Drehbuch zuschreibst: Eine Knallcharge ist jemand, der aus der Rolle nichts machen kann.

Dany
9. März, 2010 10:59

Waltz kann gar nichts dafür, dass ihn das Drehbuch teilweise zum Knallchargen (nach meiner Definition des Begriffs..) macht …

Ich fände den Hype gerechtfertigter, wenn Waltz in IB mehr Gelegenheit gehabt hätte, seine Schauspielkunst zu zeigen …

Wortvogel
Wortvogel
9. März, 2010 11:00

Ich gebe Dany begrenzt Recht. Den Film fand ich ja, wie ihr wisst, nicht durchweg brillant (freundlich ausgedrückt), und in der Tat gründet sich meine Begeisterung für Waltz’ Leistung primär auf die erste Szene. Der Rest ist dann nur noch Standard. Aber die erste Szene reicht für den Oscar allemal.

Gwildor
Gwildor
9. März, 2010 11:43

den dümmsten spruch hat Norbert Körzdörfer heut in der bild losgelassen:”Der 82.Oscar war eine sensation und eine tragödie. Der großartigste film seit jahrzehnten, Avatar, wurde gedemütigt. Gewonnen hat ein film den keiner kennt.”

Wortvogel
Wortvogel
9. März, 2010 11:48

@ Gwildor: Wundert dich das bei Körzdörfer? Lies bloss mal meine Artikel über den…

Sein Problem: ER, der große KinoEXPERTE, hat außer bei den Nebenrollen in fast allen Kategorien komplett daneben gelegen. Das geht ja nicht.

Will sagen: nicht er hat sich geirrt, sondern die Academy.

Dietmar
Dietmar
9. März, 2010 11:52

Ich finde es auch gemein, Filme zu demütigen. Der Film wird jetzt bestimmt ganz traurig sein.

milan8888
milan8888
9. März, 2010 11:56

”Der 82.Oscar war eine sensation und eine tragödie. Der großartigste film seit jahrzehnten, Avatar, wurde gedemütigt. Gewonnen hat ein film den keiner kennt.”

Im Gegensatz zu Avatar hab ich den Film den keiner kennt gesehen.

Sir Richfield
Sir Richfield
12. März, 2010 11:07

Ich bin nebenbei auch der Meinung, dass hier im großen Stil die Arbeit der “Höhlentrolle” unterschätzt wird.
Aber vorher nehme ich mal Wortvogels Beispiel auf:
Wo ist der Unterschied, ob ich mit einem Megaphon einen Haufen Komparsen anbrülle oder einen Haufen Pixelschubser? Gut, in der Sonne schwitze ich.
Die Arbeit haben in dem Fall die Komparsen, weniger der Regisseur.
Ich will die Arbeit der Komparsen damit nicht runtermachen. Ich habe Respekt vor Leuten, die sich für’n Appel und ein Ei in der Sonne anbrüllen lassen, weil sie falsch stehen. (Witzigerweise endet dieser Respekt dann bei den meisten Leuten bei der Bundeswehr, die nun auch nix anderes machen. Aber ich schweife ab).
Der Wortvogel hat auch recht damit, dass eine Szene aus dem Computer immer wieder so aussehen wird.
ABER.
Die Szene muss erst einmal erstellt werden. Der Weg dahin ist mitunter genauso anstrengend. Und auch da werden Fehler gemacht, die dann einfach im Bild gelassen werden.
Nehmen wir mal ein “einfaches” Beispiel: Optimus Prime. Das Erstellen der Artwork dieses Autobots wird sicher einige Zeit in Anspruch genommen haben und zeugt von der Feder eines kreativen Menschen, diversen Paletten Red Bull und verbrauchten Radiergummis.
Jetzt muss die Figur nur noch realisiert werden.
Wir haben hier einen humanoiden Roboter, der aus unzähligen (man sieht in dem scheiss Film ja nix) Einzelteilen besteht, die sich alle bewegen lassen und harmonisch in jegliche Animation passen müssen. Da reden wir noch nicht von der Transformation.
Jegliche Oberfläche des Models will mit “Farbe” versehen werden. Beim Rendering geht man davon aus, dass man pro Oberfläche mindestens fünf aufeinander abgestimmte Bilder braucht. (In loser Reihenfolge: Farbe, Bump, Normal, Transparenz, Transluzenz, Reflektion, Shader, HDR…) und das bei “simplen” Modellen. Alleine für Optimus Windschutzscheibe (Inkl. aller “Kaputt&Dreckig” Stufen) müssen schon Tage ins Land gezogen sein.
Fehlerkorrektur ist bei solch komplexen Modellen auch nicht “einfach so” möglich. Dafür arbeiten zu viele Personen parallel dran. Verschiebt der Mann, der die Windschutzscheibe macht, eine Ecke, kann es sein, dass die in einem Frame der Animation nicht mehr passt. Gefällt dem Regisseur die Form des Drecks nicht, müssen alle o.a. Texturen angepasst und wieder aufeinander abgestimmt werden. Einfach einen Aschenbecher auf den Millenium Falcon kippen ist nicht mehr. Gerade unsaubere Dinge brauchen die meiste Arbeit (und vor allem Zeit).

Bei einer Massenszene ist auch nicht das Aufstellen einer Armee (Herr der Ringe) das Problem. Dafür gibt es in der Tat Algorhytmen (die auch jemand mal geschrieben haben muss). Aber irgendjemand muss diese Armee mal erstellt haben. Auch die Kostüme gelten nicht. Es ist einfacher, 2000 T-Shirts aus China zu bestellen und das ganze Team ein paar mal drüber laufen zu lassen, als individuellen! Verschleiß am PC zu generieren.

Will ich einen dreckigen Penner im Hintergrund eines Films haben, dann reiße ich den von der Straße, geb dem zehn Dollar, damit der sich genau DA hin setzt.
Will ich einen dreckigen Penner animieren, muss jemand einen dreckigen Penner modeln. Das dauert deutlich länger und kostet mehr Geld, weil es mit mehr Aufwand verbunden ist.

Ebenso bei Avatar. Wo kamen denn die Na’vi her? Wie wurde es geschafft, dass die nicht völlig ins Uncanny Valley gefallen sind, weil die Arme nicht komisch in den Gelenken abknickten (guckt Euch ein paar Videospiele an, damit ihr wißt, was ich meine). Oder weil man sich mal Gedanken über Muskeln machen musste. Oder Hautstraffung, ohne dass die Pixel gestreckt werden.

Es hat schon seine Gründe, dass man nicht schon längst ausschließlich auf CGI setzt. Ein Schauspieler aus Fleisch und Blut ist immer noch günstiger und simpler zu handhaben als einer aus dem PC.

Das gilt natürlich nicht für alles. Ein Hochhaus zu sprengen ist auf dem Computer intelligenter, da es doch schneller geht, eine Szene zu rendern, als ein Hochhaus noch mal schnell aufzubauen. Bzw. es sieht “echter” aus, als ein Modell eines Hochhauses mit einem Knallkörper zu sprengen.
Bevor jetzt einer sagt: “Aber da liegt doch die Kunst des Pyrotechnikers, einen Knallkörper so zu berechnen, dass der Rauch in die Richtung, etc.” Auf dem Computer sagt man auch nicht einfach “Hier Bumm” und alles wird gut. Dahinter stehen auch Leute (Mathematiker), die wissen müssen, wie Rauch halbwegs realistisch aussieht.

Wer glaubt, ein Film aus dem PC sei simpel und nicht einzigartig, der glaubt auch, dass es einfacher sei, ein Buch auf dem PC zu tippen, statt auf der Schreibmaschine. Man steht nur vor anderen Herausforderungen, nicht vor weniger!

Das gesagt, finde ich allerdings auch, dass gerade Kamera eine seltsame Kategorie ist. Der Kameraflug über eine CGI Landschaft an sich ist tatsächlich einfacher zu handhaben als in echt. Die wahre Kunst hier lag im Erstellen der Landschaft, nicht im Anlegen des Kamerapfades. (Der nun wirklich recht simpel im Vergleich ist)
Mir wäre auch nicht aufgefallen, dass sich die Kameraführung großartig von “normalen” Filmen abgehoben hätte.
Aber ich habe ja auch keinen Einfluss auf die Verleihung der Oscars. Ich habe nicht mal Interesse an der verleihung.

Wortvogel
Wortvogel
12. März, 2010 11:43

@ Richfield: Das ist alles richtig – aber komplett am Thema vorbei. Für die von dir genannten CGI-Leistungen gibt es bereits einen Oscar – den für Spezialeffekte. Da gehört die Anerkennung auch hin. Wir reden aber für den Oscar für die beste Kameraführung. Und der Kameramann hat eben gar nichts damit zu tun, ob das Character Model einer Figur sich realistisch bewegen kann. Der Kameramann ist für Licht, Perspektive, Ausschnitt, Komposition, Bildbewegung zuständig – meist in Zusammenarbeit mit dem Regisseur. Gerade bei Regisseuren wie Cameron, die als Multitalente 80 Prozent der Jobs selber machen können und wollen, wird die Arbeit dann mehr auf “Regisseur und Spezialeffekte-Ingenieur” verlegt, und der Kameramann gerät zunehmend in den Hintergrund.

Lutz
Lutz
12. März, 2010 13:02

Der Waltz Oscar ist meiner Meinung nach schon berechtigt.

Bei “Cinematography” bin ich übner die Wahl von “Avatar” ebenfalls gespalten. Ich denke aber, dass der Oscar eher verliehen wurde für die Entwicklung dieser speziellen 3-D Kamera als für die Kameraführung im Film an sich. Ob allein das den Oscar rechtfertigt? Ich finds jedenfalls schade für die anderen Nominierten, gerade für “Das weiße Band”, auch wenn ich bei dem eh nicht damit gerechnet hätte, dass er den Oscar für die beste Kameraführung bekommt.

Ich gehöre übrigens zu denjenigen, die sich jedes Jahr mit ein paar Freunden die Nacht um die Ohren schlagen, um die Oscars zu sehen. In diesem Jahr hat es sich allerdings nur begrenzt gelohnt. Ich fand die Show um Einiges langweiliger als in den letzten Jahren.

Dietmar
Dietmar
12. März, 2010 13:21

@Lutz: Ah! Natürlich, das kann es sein!

Ich weiß zwar noch nicht, ob das der ,,richtige” Oscar für solch eine Entwicklung ist, aber Sigourney Weaver hat (bei Ferguson glaube ich) auch rühmend davon gesprochen.

Peroy
Peroy
12. März, 2010 13:36

“Ich fand die Show um Einiges langweiliger als in den letzten Jahren.”

Ich fand das war die bislang am wenigsten unerträgliche Oscar-Verleihung. Das Großkotzige und Aufgeblasene hat zwar noch latent durchgeschimmert, aber ein paar Nazi-Witze und die Abwesenheit musical-mäßiger Gesangs-Einlagen haben geholfen. Abgesehen davon konnte man sich auch diese Verleihung nicht am Stück, aber dafür (mit Pausen) immerhin bis zum Ende ansehen… das war nicht immer der Fall…

Ich würde ja auf die Knie fallen, wenn die mal den ganzen überflüssigen Bullshit und die selbstgefällige Sülze wegcutten und die Show auf knappe zwei Stunden eindampfen würden… aber eher fliegen mir Affen aus dem Arsch, als dass das passiert…

Zum Thema “Inglourious Basterds” und Christoph Waltz sage ich nur folgendes: Der Film hat zugegebenermaßen eine Million Fehler, aber selbst wenn abgesehen von Waltz’ Performance ALLES an dem Streifen scheisse wäre, dank ihm wäre er trotzdem noch gut…

Wenn oben schon die Kellner-Szene erwähnt wurde: Man achte mal auf den sekundenkurzen Gesichtsausdruck, als der Ober ihm lieblos die Sahne auf den Strudel klatscht… allein dafür hat er schon den Oscar verdient… 8)

Dietmar
Dietmar
12. März, 2010 13:56

Bin komplett Peroys Meinung.

Muss ja gesagt werden dürfen.

Aber ich sage zudem noch: Brühl!

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. März, 2010 16:53

@Lutz: “Ich denke aber, dass der Oscar eher verliehen wurde für die Entwicklung dieser speziellen 3-D Kamera”

Dafür gibt es die “Scientific & Technical Awards” der Academy, die jeweils zwei Wochen vor der eigentlichen Oscar-Verleihung stattfinden.

Peroy
Peroy
12. März, 2010 17:12

Ich kapiere nicht ganz, warum sich jetzt jeder hier den Kopf zerbricht, warum “Avatar” beste Kammera gewonnen hat…

War doch so sicher wie das Amen in der Kirche…