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Mrz 2010

“Dr. Hope”-Quoten auf arte: Wir können das Haus als gerockt betrachten

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich war gestern Abend im Theater. Shakespeare: “Viel Lärm um nichts”. Exzellente Inszenierung.

Ich konnte nur hoffen, dass zur gleichen Zeit viele Menschen vor dem Fernseher sitzen, um sich “Dr. Hope” anzuschauen. arte ist sicher nicht der Maßstab, aber ein guter Indikator für das Zuschauerinteresse allgemein.

Auf der Zielgeraden gab es nochmal gemischte Gefühle: SPIEGEL online gönnte sich einen Verriss, während die FAZ sehr positiv urteilte.

Weil ich samstags nicht regulär an die Quoten komme, bat ich Thomas Lückerath von DWDL, die Quoten zu vermelden, wenn sie gut sind – und sie mir per Email zu schicken, wenn sich eine Meldung nicht lohnt.

Ich war heute auf der Autobahn, auf dem Weg nach Düsseldorf, als mir die Zahlen durchtelefoniert wurden.

Ihr habt es schon gehört: Die Quoten sind da – und sie sind exzellent.

1,2 Millionen Zuschauer, darunter viele aus der werberelevanten Zielgruppe – und zum zweiten Teil stiegen die Quoten sogar, was einen Rückschluss zulässt, wie es den Leuten gefallen hat.

Es rumort in mir, ich kann damit gar nicht recht umgehen. Das Gefühl, nach sieben Jahren nicht “für die Katz” gearbeitet zu haben, ist überwältigend. Die Wut, dass es mir an einigen Stellen so schwer gemacht wurde, ist noch nicht verraucht. Und die Frage, was dieser Erfolg mittelfristig bedeutet, ist nicht zu beantworten.

arte war die Kür, ZDF nächste Woche ist die Pflicht.



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Tom
Tom
20. März, 2010 20:38

Zugegeben, ich werde diesen Film erst auf DVD sehen. Aber zwei Sätze im Spiegel-Verriss sind mir aufgefallen: “Allerdings nimmt es der Film mit den Fakten doch nicht so genau. Bridges Adams kriegt zum Beispiel kein zweites Kind.”

Also hat die tatsächliche Person ein zweites Kind bekommen, nicht jedoch in der Verfilmung? Aber ist das nicht die übliche Straffung, die ganz normale künstlerische Freiheit, wenn man eine Biographie oder einen umfangreichen Roman verfilmt?! Man konzentriert sich halt auf die Hauptperson und die Charaktere, die ihre Entwicklung zeigen oder begünstigen, dafür werden andere Charaktere weggelassen oder mehrere zu einem verschmolzen.

Am meisten haben sie aber offenbar an Heike Makatsch auzusetzen; also hadere nicht zu sehr damit, die Quoten waren ja offenbar gut, und positive Kritiken gibt es auch.

Dennoch: Wie gehst Du mit Verrissen persönlich um? Ich stelle mir vor, das sind feine Nadelstiche, die man nie ganz verdrängen kann. Jedenfalls ginge es mir so.

Dietmar
Dietmar
20. März, 2010 20:53

@Tom: Ich komme ja über diesen ,,Girlie-Vorwurf” gegenüber Heike Makatsch nicht hinweg. Das wäre vor gut einem Jahrzehnt vielleicht noch irgendwie im Ansatz möglich. Aber heute? Vor allem, weil die Kritikerin kurz darauf kritisiert, dass Makatsch zu alt für eine Studentin sei.

Auch die Nebenrollen waren glaubhaft besetzt und sehr schön gestalltet. In unglaublich kurzer Zeit bekam man einen Einblick in die Lebensumstände, Nöte und Motivation der Personen.

Das was mir an den hier veröffentlichten kleinen Beschreibungen, beispielsweise des Hauses gegenüber, so ausgesprochen gut gefällt, stimmige, sorgfältig formulierte Bilder, zieht bei ,,Dr. Hope” bis in Nebenfiguren hinein. Mindestens handwerkliches Können auf allen Ebenen muss man erkennen und attestieren, finde ich. Also läuft die Kritik von SPon in meinen Augen voll daneben.

Brandenburgerin
Brandenburgerin
20. März, 2010 23:18

Ich habe noch keine ernstzunehmende positive Kritik bei SPon gelesen. Man hat dort immer das Gefühl, dass die denken, eine Kritik muss schlechte Kritik beinhalten.

Nach meiner Meinung sind die Filme sehr gelungen! Ich habe den ersten Teil leider halb am Telefon verquatscht, aber zum Glück gibt es ja ZDF 😀

Die Orte und Personen sind sehr schön gezeichnet und Makatsch schafft es die Persönlichkeitsbeschreibung, die ich zu Hope gelesen habe, sehr gut umzusetzen.

Ein toller, entspannter Samstagsabendfilm – warum in zwei Teilen, wird sich mir nie erschließen.

Wortvogel
Wortvogel
21. März, 2010 00:32

@ Tom: So ist das in der Tat. Ein Verriss schmerzt mehr als zehn Lobhudeleien. Man kann es nie abschalten, aber man lernt (muss lernen), damit umzugehen. Schlimmer wird es, je unberechtigter die Kritik empfunden wird. Wenn jemand meinen Dialogen Probleme hat oder der Tatsache, dass einige Charaktere sehr ungleich altern – bon. Aber wenn jemand z.B. Heikes oder Justus’ Leistung schmäht, dann bringt mich das auf die Palme.

Gerade Justus: Wie er starr und gebrochen zusehen muss, wie Hope ihn verlässt, wie er mit dem Finger schnippt, um seine Tochter aus der Kutsche zu befehlen – das ist ganz exzellent.

Burner
Burner
21. März, 2010 10:03

Kurz und knapp: Glückwunsch, das sieht sehr gut aus!
Höchste Zeit, Deine Browser-Startseite zu wechseln. 😉

Stormking
Stormking
21. März, 2010 10:58

Auch wenn mich der Film ganz ehrlich gesagt thematisch nicht im geringsten interessiert, trotzdem herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg. Vielleicht bekommst Du dadurch ja die Gelegenheit, mal wieder in “unserem” Genre zu arbeiten? Da wäre ich dann sicher auch wieder unter den Zuschauern.

Shah
Shah
21. März, 2010 11:10

Als ob Spiegel irgendwas loben würde, was kein französischer Schwarzweißphilosophenfilm ist, den keine 100 Menschen kennen……

Aber Gratulation zum Erfolg. 🙂

milan8888
milan8888
21. März, 2010 11:35

Catwoman ist doch fast zum Film des Jahrhunderts hochgelobt worden

Dietmar
Dietmar
21. März, 2010 11:39

Klar: Das war eine sexy Frau in Latex …

milan8888
milan8888
21. März, 2010 11:42

Leder – und das Kostüm war (und ist) Müll

Wortvogel
Wortvogel
21. März, 2010 11:51

Na klar – was Hope gefehlt hat, war Fetischmode und Sexszenen. Dass ich DA nicht drauf gekommen bin 😉

Lutz
Lutz
21. März, 2010 15:46

Herzlichen Glückwunsch auch von mir. Freut mich, dass der Zweiteiler bisher gut angelaufen ist.
Ich konnte den Film ja, wie bereits mitgeteilt, bisher noch nicht sehen, werde mir die beiden Teile aber vermutlich auf dem ZDF anschauen.

Jack Crow
Jack Crow
21. März, 2010 16:55

Jo, herzlichen Glückwunsch, da kannst du stolz drauf sein – über eine Millionen bei arte, die Welt ist doch noch nicht ganz verloren… 😉

Nardon
Nardon
21. März, 2010 18:32

Habe eben festgestellt das sich Dr. Hope auch schon auf den Taschbörsen tummelt. Muss wirklich beliebt sein der Film.

El Lumpo
El Lumpo
21. März, 2010 21:01

@Nardon: Die Meinung des Wortvogels dazu würde mich ja auch mal interessieren…

Wortvogel
Wortvogel
21. März, 2010 22:25

@ Nardon/Lumpo: Ich bin nicht in der Position, das zu kritisieren. Da ich wenig Schnittmengen mit dem erhofften ZDF-Publikum sehe, mache ich mir auch wenig Sorgen. Lieber wären mir die Downloads allerdings NACH der ZDF-Ausstrahlung.

Montana
Montana
22. März, 2010 08:00

Oh ha. Gegen den zweiten Teil läuft im Das Erste der Pokal-Halbfinalkracher Schalke – Bayern. Ich werde aufzeichnen müssen. Das Spiel natürlich. 😉

Sollte noch jemand in Konflikte kommen: Es besteht Hoffnung, arte gibt nicht auf. Am Freitag, 2. April laufen dort beide Teile nochmals ab 15:05.

Baumi
22. März, 2010 08:58

@Wortvogel:
Aus reiner Neugierde (und nicht als irgendwie getarnter Versuch illegale Downloads zu rechtfertigen):

Schon klar, dass Du keine Vetragsdetails ausplaudern kannst, aber aus Deiner Haltung schließe ich mal, dass für hiesige Autoren selbst bei so einem Großprojekt die DVD-Tantiemen einen eher kleinen Teil der Einnahmen ausmachen. Stimmt das in etwa?

Harryzilla
Harryzilla
22. März, 2010 11:37

Herr Zilla gratuliert natürlich auch recht herzlich.
Jetzt ist hoffentlich wieder Zeit für das Band-Buchprojekt 🙂

Wortvogel
Wortvogel
22. März, 2010 11:49

@ Baumi: Von den DVD-Erlösen sehen wir gar nichts das ist der Fluch des “total buy out” und der Tatsache, dass es in Deutschland keine Autorengewerkschaft gibt…

Stefan
22. März, 2010 13:05

Herzlichen Glückwunsch! Es ist doch ein wunderbares Gefühl eine jahrelange Arbeit zu Ende gebracht zu haben UND es interessieren sich Leute dafür. Oder hätte SpON überhaupt etwas geschrieben, wenn es nicht interessant gewesen wäre. 🙂

Dietmar
Dietmar
23. März, 2010 00:33

Nachrichtlich: Herr Dr. Mäckler hat den ersten Teil aufgrund der Diskussion gesehen und das Drehbuch gelobt. Ihm hat der Film wegen der Inszenierung, insbesondere der Lichtgestaltung, nicht gefallen.

Also: Ich hatte wohl den falschen Eindruck, dass Herr Dr. Mäckler einen festgefahrenen Standpunkt hätte.

Montana
Montana
23. März, 2010 01:16

Halbzeitansprache…

*** ACHTUNG, SPOILER VORAUS! ***

Ich kann mir schon vorstellen, warum sich dieser Frau noch niemand annahm. Alles viel zu unglaubwürdig, zu dick aufgetragen. Und da wurden wirklich noch Dinge gekürzt? Unfassbar.

Ehrlich: Hätte ich nichts über den wahren Hintergrund gewusst, ich hätte abgeschaltet. Die Dichte an “WTF?!?”-Momenten ist nur schwer erträglich.

Der schlimmste: Hope geht zur “Wunderheilung” in die Berge. In die Berge! Aus Frankfurt!!! Ja, klar, jetzt fehlt nur noch Clara… Oh, wer kommt denn da? Moment mal… Nein, das geht nicht. Gar nicht! Das tat beim Zuschauen förmlich weh.

Ich gehe bis zur Kaiserin! Logisch, Karlsruhe war noch nicht zuständig, und natürlich macht sie ihre Drohung wahr. Eine kurze Ansprache, und der Prof bekommt versiegelte Post. Das kann man niemandem für bare Münze verkaufen, einer England-freundlichen Hoheit zum Trotz. Okay, wer könnte Heike Makatsch schon einen Wunsch ausschlagen? Mit Uschi Glas hätte die Szene nicht funktioniert. 😉

Der Film war technisch gut gemacht, keine Frage, schauspielerisch toll, vor allem August Zirner als reichstreuen Betonkopf fand ich großartig.

Man hat den Dialogen den Zwiespalt der Autoren zwischen zeitgenössischer und moderner Sprache allerdings angemerkt. Die Mixtur klang teilweise etwas zu aufgesetzt. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Das war mehr “weder, noch” als “sowohl, als auch”.

Liegt vielleicht auch daran, dass ich Blog-vorbelastet darauf besonders geachtet habe, oder vielmehr, dass ich vom Schreiben keine Ahnung habe. Denn inhaltlich waren die Dialoge gut, die Pointen lässig eingebaut. Witzig, ohne die Situation zu verraten. Respekt!

So, und jetzt freue ich mich auf die Fortsetzung. Will doch sehen, wie Dr. Hope Carl Benz persönlich ein Auto aus den Rippen quatscht. Wundern würde mich das nicht. 😉

Wortvogel
Wortvogel
23. März, 2010 08:48

@ Montana: Tatsache ist aber nun einmal: so hat es sich zugetragen. Hope war tatsächlich so ungewöhnlich und willensstark. Sie hat auch die Bücher von Bebel übersetzt, und Lenin versteckt – das konnten wir alles gar nicht mehr unterbringen.

Beschwer dich beim Leben für diese “Unglaubwürdigkeit”.