29
Sep 2009

Have fun in cat heaven, Janis…

Themen: Neues |

Sad “cat content” ahead…

janis

Janis ist tot. Der Tierarzt hat heute morgen einen Tumor in ihrem Bauch entdeckt, und um ihr Qualen zu ersparen, wurde sie eingeschläfert.

Janis war die Katze meiner Ko-Autorin und guten Freundin Katrin.

Ich habe Janis kennen gelernt, als Katrin sie gerade frisch vom Züchter geholt hatte. Ihren Namen bekam sie von Janis Joplin.  Ein kleine, bezaubernde, neugierige, aber nie aufdringliche Thai-Katze mit wasserblauem Silberblick.

Es ist nicht so, dass sie “zu früh abberufen” wurde. Janis war 18 Jahre alt. 18 gute, freundliche, fitte, geliebte wie liebende Jahre. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft sie auf meinem Schoß saß und sich kraulen ließ, an Sonntagen bei Wein und guten Gesprächen. Janis war nicht nur dabei – sie gehörte dazu.

Man soll Tiere nicht allzusehr vermenschlichen, und einen emotionalen Nachruf, als wäre die eigene Oma verstorben, finde ich fehl am Platz. Aber ich möchte zum Abschied ein paar Sachen erzählen, an die ich mich immer erinnern werde.

Janis war verspielt, ohne hektisch zu sein. Oft, wenn wir so beieinander saßen, holte sie aus der Küche ihre klingelnde Spielzeugmaus, und legte sie vorsichtig einen Meter vor mir auf den Boden. Sie setzte dazu einen betont zurückhaltenden Gesichtsausdruck auf, als wollte sie sagen: “Ich weiß, ihr entspannt euch gerade schön, und ich will dabei auch wirklich nicht stören – aber nur so als Angebot lege ich euch mal mein Spielzeug hin. Ganz unverbindlich. Nur falls ihr zufällig gerade mal lustig mit was werfen wollt”. Ich wollte immer.

Wie die meisten Katzen verbrachte Janis 90 Prozent ihres Lebens mit schlafen und putzen. Hielt ich sie im Arm, wenn ihr Sauberkeitsfimmel durchbrach, putzte sie meine Hand und meinen Unterarm gleich mit. Ihre Zunge war rau und warm, und es schien ihr zu gefallen, auch mal was anderes als Haare abzuschlecken.

So gerne Janis sich beschmusen ließ – ihr absoluter Lieblingsplatz war die marmorne Platte über der Heizung in Katrins Wohnzimmer, wenn es draußen kalt wurde. Die Katze änderte dann spontan ihren Aggregatzustand, und wurde zu einer Flüssigkeit, die schnurrend vom warmen Stein zu tropfen drohte. Von dort aus konnte sie uns auch prima beobachten.

Vor ein paar Jahren war Janis mal vom Balkon im zweiten Stock gefallen – im Alter hatte ihr Gleichgewichtssinn nachgelassen. Ganze elf Tage blieb sie verschwunden. Dann fand ein Nachbar sie in seinem Keller – arg abgemagert, ein wenig angekratzt, aber lebend und dankbar. Sie wurde danach noch anhänglicher – Wohnungskatze Janis hatte gelernt, dass “die Welt da draußen” ihr wenig Komfort zu bieten hatten.

In den letzten zwei, drei Jahren zeigten sich Altersschwächen: Janis verlor ein paar Zähne, und wenn man sie vom Küchentisch scheuchte, landete sie nicht mehr ganz so elegant wie früher. Grundsätzlich blieb sie aber gesund, verspielt, und jung im Herzen. Sie zog dann mit Katrin nach Bad Dürkheim in ein großes altes Haus. Ich habe sie danach nicht mehr gesehen. Katrin sagte mal, dass Janis sehr schnell spitz gekriegt habe, wo in dem Haus zu welcher Uhrzeit die Sonne durchs Fenster auf den Boden scheint. So sei sie dann den ganzen Tag über von Zimmer zu Zimmer gewechselt, immer auf der Suche nach einem hellen Fleck für ein Nickerchen.

Ich glaube, man kann kein besseres Leben gehabt haben als Janis. Und in so einem Leben mehr geben als Janis, das dürfte auch schwierig sein.

Der Katzenhimmel hat heute ein ganz besonderes neues Mitglied aufgenommen.

goddess



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

17 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Julian
29. September, 2009 23:09

Mein Beileid. Was wäre die Welt nur ohne die lieben Viecher, die uns begleiten?

Katrin
Katrin
29. September, 2009 23:14

…wen wundert es eigentlich, dass meine Tochter als erstes Wort “Katze” sagte? Okay, sie nannte Janis Mä. Aber sie hielt es wohl für wichtiger Janis zu rufen, als mich. Schade, dass ab morgen keiner mehr kommt. Und: Danke, Torsten. Schöne Erinnerungen an Janis.

Dr. Acula
29. September, 2009 23:25

Wie ein großer Filosof (vermutlich mit Schnurrhaaren und Fell) sagte, man kann ohne Katze leben, aber warum sollte man?

Ein sehr schöner Nachruf.

Dietmar
30. September, 2009 00:28

Ich bin kein großer Freund von Haustieren, vor allem, weil ich keine Zeit dafür habe, mich vernünftig um sie zu kümmern. Dennoch kann ich mich an alle Katzen meines Elternhauses erinnern, weiß ihre Namen und ihre Eigenheiten. Auch gab es da besondere Tiere, die mir nahe standen.

Wenn ich Rentner bin, kommt eine Katze in´s Haus.

Moss
Moss
30. September, 2009 01:41

Hier, keine 60km östlich von Bad Dürkheim, regiert ein inzwischen 15jähriger Perserkater namens Jimmy Hendryx (sic!) (s)einen Haushalt, in dem gnädigerweise nebst seiner direkten Bediensteten auch deren Lebensgefährte und dessen komisches Hundewuselvieh geduldet werden Das meiste oben Geschriebene könnte auch auf ihn zutreffen, zumindest sinngemäß.

Ein sehr schöner Nachruf auf eine Persönlichkeit, die ich gern noch kennengelernt hätte. @ Katrin: mein Beileid.

Julian
Julian
30. September, 2009 06:33

Mein herzliches Beileid. Von cat-lover zu cat-lover.

CthIngo
CthIngo
30. September, 2009 10:34

Im Katzenhimmel wird sie unsere Ninja und Leo treffen. Und Lady. Und Paula. Und all die anderen Katzen aus meiner Vergangenheit.
Herzlichstes Beileid…

Perry
Perry
30. September, 2009 13:20

Katzen hatte ich nie, aber dafür musste ich mich schon von drei Hunden verabschieden. Der dritte starb lange vor seiner Zeit – er wurde vergiftet.

Ist immer hart, ein Tier zu verlieren.

Mathias
Mathias
30. September, 2009 15:24

Vermenschlichen hin, Katze her… Ich finde Du hast zur Erinnerung an ein Wesen wundervolle Worte gefunden. So möchte man doch in guter Erinnerung bleiben. 🙂

Peroy
Peroy
30. September, 2009 15:30

Ich denke, es gibt keinen Gott ? Dann gibt es auch keinen Katzen-Himmel…

Wenn schon, denn schon.

Moss
Moss
30. September, 2009 16:45

@Perry: Drei Hunde hab es hier in den letzten 22 Jahren auch schon, Roxy ist #4; aber zuerst kam ein schwarzer, freiheits- und couchliebender Kater namens Paul zu mir.

Und: ja. Sie geben sich einfach so völlig.

@Peroy: der Katzenhimmel, das ist die immergrüne Spielwiese am Fuß der Regenbogenbrücke, wo sie auf uns warten, bis wir nachkommen (der Hundehimmel und der Hamsterhimmel und noch ein paar andere Himmel sind gleich nebenan). Und Gott braucht es da keinen — auf der anderen Seite wartet nur die Entropie auf uns alle.

Asmodeus
Asmodeus
30. September, 2009 17:23

“Der Katzenhimmel hat heute ein ganz besonderes neues Mitglied aufgenommen.”

Glaubst du das wirklich? Oder beruhigst du dich damit selbst?
Das war eine ernst gemeinte Frage, absolut ohne Ironie oder Sonstiges.

Wortvogel
Wortvogel
30. September, 2009 21:31

Der Katzenhimmel ist ein “literary device”, ein Stilmittel.

Asmodeus
Asmodeus
1. Oktober, 2009 09:02

Also glaubst du, dass dieses wunderbare Wesen jetzt einfach….weg ist?

Wortvogel
Wortvogel
1. Oktober, 2009 09:59

@ Asmodeus: Natürlich.

Asmodeus
Asmodeus
1. Oktober, 2009 10:57

Ok, danke für die Antworten.
Hat mich nur mal so interessiert.