19
Jul 2009

Der Babystrich im Spiegel deutscher und amerikanischer Kinokultur

Themen: Film, TV & Presse |

Ich kann mich auch über Kleinigkeiten amüsieren.

Nehmen wir mal den deutschen Trashfilm “Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo”, der in unglaublich schmieriger Weise versucht, den Nackedei-Film der frühen 70er durch knallharte Drogenszenen der “neuen Welle” zu aktualisieren (und dafür eine gerade mal 12jährige Katja Bienert skandalös schamlos ausbeutet):

Nun vergleiche man das mal mit dem Cover der englisch synchronisierten Fassung “Train Station Pickups” vom US-Videorelease:

Trainstation_pickups_f

Hinter beiden Covern den gleichen Film zu vermuten, verlangt mehr Phantasie, als ich aufzubringen in der Lage bin…



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

19 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
19. Juli, 2009 23:58

Ich sach mal, so aus der Hüfte geschossen, Tarnung ist alles. Den Film mit dem deutschen Cover würde ich nicht mal mit nem Feuerhaken anfassen. Das US-Cover ist da schon um einiges ansprechender. Das deutsche Cover zeigt aber leider den Müll den man bekommt, was die Entäuschung bei letzterem Cover um so größer werden läßt.

Muriel
20. Juli, 2009 00:20

Erschütternd eigentlich, dass deutsche Titel sogar dann um Längen schlechter sind, wenn es sich bei ihnen um die Originale handelt. Überraschend natürlich nicht.

Lari
Lari
20. Juli, 2009 10:42

Nu ja, mit dem deutschen Poster wollte man sich halt an den damals gerade aktuellen Diskurs anhängen. Das beschränkt sich offenbar aber wirklich nur auf eben dieses Poster, den Titel und den Handlungsort (und ein bisschen Heroin-Subplot). Den Film hab ich zwar nicht gesehen, aber der Trailer lässt schon durchblicken, dass das Bahnhof Zoo – Szenario zwar ein Aufhänger ist, der Film aber ansonsten aussieht wie jeder x-beliebige Schwabing-Report aus der Zeit (und, da von Lisa-Film produziert, vermutlich auch mehrheitlich in München und Umgebung gedreht wurde).
Das US-Artwork ist, äh, zeitloser.

Wortvogel
Wortvogel
20. Juli, 2009 10:54

@ Lari: Das sehe ich nicht so – der Film (und ich habe ihn tatsächlich gesehen) gibt der Drogenplotte durchaus Raum, und das Poster ist repräsentativ (es fehlen nur nackte Tatsachen, was mich ehrlich verwundert).

Die US-Artwork ist an keiner Stelle zeitlos – die Klamotten des Mädchens sind eindeutig der Mitte der 80er zuzuordnen, und die amerikanischen Züge täuschen die falsche Lokalität vor.

Lari
Lari
20. Juli, 2009 11:20

Stimmt. “Zeitlos” meinte ich in dem Sinne, dass es sich, anders als das deutsche Poster, nicht an eine tagesaktuelle Debatte anbiedert.

Den Look des Trailers habe ich als verhältnismäßig bunt und sauber in Erinnerung – das hatte so gar nichts von der Tristesse des Uli Edel – Originals. Hm, wobei das Poster bei genauerem Hinsehen diese auch gar nicht verspricht, sondern einfach nur ein paar Bravo-mäßig gestylte End-70er-Schulmädchen vor ein abgefucktes Stock Footage – Foto vom Bahnhof klebt. Was irgendwie ja auch die exploitative Intention der Macher adäquat wiedergibt. :mrgreen:

dLTexid
dLTexid
20. Juli, 2009 14:26

ist der Film (habe ihn noch nie gesehen) eine originalgetreue Umsetzung des Buches (vor einiger Zeit gelesen, und als ziemlich bedrückend empfunden)?

wenn ja, trifft das deutsche Poster den Inhalt m.E. ganz gut.

Das Ami-Poster lässt einen Film in Richtung “Ferris macht blau” vermuten, nur halt mit einer Ferrine.

pa
pa
20. Juli, 2009 16:19

Äh, dlTexid, ich glaube nicht, daß es sich hier um um die Kinder vom Bahnhof Zoo handelt, sondern um einen Trittbrettfahrer.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
20. Juli, 2009 16:22

@dLTexid: Solltest du das Buch “Christiane F.” meinen, dann nein. Der Film “Die Kinder vom Bahnhof Zoo” ist hier auch nicht gemeint. Der deutsche Titel täuscht einfach nur. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Wortvogel
Wortvogel
20. Juli, 2009 16:59

@ Texid: Dass hier nicht “Christiane F.” gemeint ist, sollte auch durch den begleitenden Text klar werden. Aber wer liest schon, was ich mir hier ausblute?

Marko
20. Juli, 2009 17:22

“Aber wer liest schon, was ich mir hier ausblute?”

Geht’s nicht ein bisschen leidender? 😀

Gruß,
Marko

OnkelFilmi
20. Juli, 2009 19:27

Neu auf YouTube und MySpace: “Torsten is Emo”!

Wortvogel
Wortvogel
20. Juli, 2009 19:42

Emo Torsten is emo….

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
20. Juli, 2009 20:27

@Wortvogel: Das Leid des Künstlers. Keiner versteht ihn und die Welt ist gemein und unfair. Tja, sterbe früh und hinterlasse deinen Erben wertvolle Rechte an deinem Werk. MJ hat es uns ja wieder einmal vorgemacht. Du kannst dir sicher sein, dass du als toter Künstler von einem gewissem Ruf verstärkt gelesem wirst und wenn es nur für den Nachruf ist.

Mencken
Mencken
20. Juli, 2009 21:03

Das US-Cover sieht für mein Empfinden sehr nach “young adult” Mädchenliteratur aus, die deutsche Version trifft den Bravo / Pop/Rocky Stil der frühen 80er Jahre aber auch ganz gut, insofern könnte man da vielleicht was von Gemeinsamkeit gerade aufgrund vordergründiger Unterschiedlichkeit konstruieren.

Den deutschen Titel finde ich aber wesentlich besser.

Dietmar
Dietmar
20. Juli, 2009 23:24

,,Tja, sterbe früh und hinterlasse deinen Erben wertvolle Rechte an deinem Werk.” Das funktioniert selbst bei den guten nicht immer. Abgesehen davon, dass man selbst davon nicht allzuviel hat.

Wortvogel
Wortvogel
20. Juli, 2009 23:28

@ Dietmar: Ich halte es da mit Woody Allen: “Ich möchte Unrsterblichkeit dadurch erlangen, dass ich nicht sterbe.”

Dietmar
Dietmar
21. Juli, 2009 00:05

@Wortvogel: Ich halte es mit Queen: ,,Who wants to live forever?”.

Oder mit dem Alten Testament: ,,Und er starb alt und lebenssatt.”

In umgekehrter Reihenfolge, was die Bedeutung betrifft.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
21. Juli, 2009 10:05

@Dietmar: Irgendwas ist ja immer sonst würde es ja keinen Spaß machen, gelle?

Btw, nenne mir einen Künstler, der zu lebzeiten bekannt war und hinreichend kommerziellen Erfolg hatte und dessen Erben heute nicht einen gewissen Obulus erhalten. Ich stelle mal die Behauptung auf, dass die am besten verdienenden Künstler, die toten sind. Elvis, Tolkien, MJ um nur einige zu nennen. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Soederberg
Soederberg
22. Juli, 2009 19:21

Sehe ich das eigentlich richtig, dass in der US-Version Katja Bienert dann Katja Carroll heisst?