05
Jun 2009

Random Charts (3): Good Company

Themen: Neues, Random Charts |

vanessahessler Ich dachte mir, heute schreibe ich mal was gegen den Zeitgeist.

Unternehmen machen die Umwelt kaputt, bespitzeln ihre eigenen Mitarbeiter, beuten kleine Kinder in Indonesien aus, und betteln sofort beim Staat (= bei uns), wenn es mal nicht gut läuft.

So der Tenor heutzutage. Das mag auch alles zutreffen. Trotzdem befinden wir uns nach meiner Erfahrung nicht in einer Service-Wüste, in der Herden von schwarzen Schafen ihr Unwesen treiben. Es gibt sie noch, die kompetenten Hotlines, die freundlichen Berater, das Interesse am Wohl des Kunden. Nicht als Einzelfall, sondern als Firmenpolitik.

Aus diesem Grund zähle ich hier einfach mal fünf Unternehmen auf, mit denen ich seit Jahren zu tun habe, und mit denen ich vorbehaltlos zufrieden bin. Jedes Einzelne hat mein Leben leichter gemacht, mir Zeit und Geld gespart.

Alice: Ich bin ca. 2004 zu Alice-DSL gewechselt – aufmerksam geworden (logo) durch die Plakate mit Vanessa Hessler. Der Wechsel von der permanent patzenden Telekom gestaltete sich erwartungsgemäß stressig. Los ging es mit einer doppelten DSL-Flatrate, mittlerweile surfe ich mit 16mbit, und genieße die Telefon-Flatrate. Die Leitungen sind stabil, Probleme gibt es selten, und die Hotline ist nach kurzen Wartezeiten meist kompetent und freundlich, sollte doch mal was sein. Die Möglichkeit, zum Monatsende zu kündigen, ermöglicht immer wieder den Umstieg auf den aktuellsten und preiswertesten Tarif. So zahle ich heute ungefähr halb so viel wie 2004 – bei achtfacher Geschwindigkeit, und besseren Telefon-Konditionen. Die Rechnungen ziehe ich mir online – je weniger Papier, desto besser.

1822 direkt: Ich war seit meinem vierten Lebensjahr bei der Commerzbank. Gedankt wurde mir das nie, im Gegenteil: schlechte Konditionen, schlechter Service – und immer, wenn ich umzog, schloss die nächstgelegene CB-Filiale mit Sicherheit innerhalb der nächsten sechs Monate. Ich stieg notgedrungen erst auf Banking per Post, dann auf (sehr hakeliges) Online-Banking um – nur um festzustellen, dass die Commerzbank dafür plötzlich Extragebühren haben wollte. Klasse: ich erspare der Bank Kosten für Filialen und Mitarbeiter, und soll zum Dank noch drauflegen. Zum Glück hatte mein Bruder gerade alle reinen Online-Banken verglichen, und empfahl mir die Ing DiBa und die 1822 direkt. Mittlerweile bin ich seit vier Jahren bei der 1822 (gehört zur Frankfurter Sparkasse), und kann mich nicht beschweren: das Online-Banking ist einfach und übersichtlich, die Hotline super nett, und dank der PDF-Kontoauszüge habe ich das Gefühl, meine Finanzen erheblich besser im Blick behalten zu können. Bei den Zinsen für Guthaben ist die 1822 auch immer vorne mit dabei. Besonders lobenswert finde ich, dass die Bank anruft, wenn es für mich eine Möglichkeit gibt, z.B. durch Umschichtung von Geld auf das Tageskonto, mehr Zinsen einzustreichen. Es ist für mich kaum vorstellbar, dass ich früher mal zur Filiale latschen musste, um Geld zu überweisen. Und die Unsicherheit, Bankgeschäfte ohne persönlichen Kontakt abzuwickeln, ist schon lange verflogen.

Interhyp: Ich wickle gerade meine dritte Hypothek über diesen Finanzmakler ab. Früher war es ein Horror: bei verschiedenen Banken vorstellig werden, Angebote reinholen, vergleichen, und sich ja nicht bei den Details bescheißen lassen. Trotzdem bleibt immer der nagende Zweifel, ob man nicht am Ende doch über den Tisch gezogen wurde. Das ist jetzt vorbei: Ich gehe zur Interhyp-Niederlassung hier in München, gebe denen alle meine Daten, und habe nach ein paar Stunden das beste Angebot, das deutsche Banken zu machen bereit sind. Das kann ich mit einem Blick auf die aktuellen Hypotheken-Trends sogar überprüfen. In allen drei Fällen hat die Interhyp für mich deutlich mehr rausgeholt, als die Hausbanken anboten – und das mit speziellen Parametern, die mein persönliches Finanzgebahren reflektieren. Früher gab es die Interhyp nur über Telefon und Online, und da war ich sehr skeptisch, weil ich bei so großen Aufgaben doch lieber “eye to eye” verhandele – aber seit die Interhyp Filialen hat, habe ich auch Sachbearbeiter, deren Namen und Gesicht ich kenne.

Air Berlin: Das mag jetzt für euch weniger relevant sein, aber als Journalist weiß man AB schnell zu schätzen: man bekommt einen Presserabatt von 50 Prozent, und kann simpelst per Email buchen – einfach Termine an die Pressestelle schicken, und ein paar Stunden später kommt das elektronische Ticket. Und einen Direktflug nach Ibiza bietet AB auch an. Perfekt.

Barmenia: Man lobt seine Krankenkasse viel zu selten, aber ich habe Grund dazu. Mitte der 90er bin ich in die Private gewechselt – ich verdiente gut, und es gab viel Geld zu sparen. Zwei Jahre später stellte sich heraus, dass meine gesamten Zähne in einer Spezialklinik behandelt werden mussten – unter Vollnarkose, im OP. Von den zu erwartenden Kosten hätte ich mir damals einen Wagen der oberen Mittelklasse kaufen können. Natürlich war die Barmenia nicht verpflichtet, alles zu übernehmen, es gab sogar jährliche Limits – den Rest musste ich selber aufbringen. Es folgten Dutzende Telefonate mit dem Sachbearbeiter der Barmenia, der teilweise sehr kreative Vorschläge machte, damit ich mehr Kosten auf die PKV abwälzen konnte: “Legen Sie die erste OP in den Dezember, die zweite in den Januar – dann zahlen wir von beiden Behandlungen 75 Prozent, statt von der zweiten nur 50, weil Sie die Jahres-Höchstgrenze überschritten haben”. So ging ich an meiner Zahn-OP nicht pleite. Drei Monate später rief ich den Sachbearbeiter an, um mich zu bedanken. Er war sichtlich baff: “Ich bin seit 35 Jahren in dem Beruf, aber es hat sich noch kein Kunde je bedankt. Für die sind wir immer nur die Bösen”. Und auch seitdem habe ich mit der Barmenia keine Probleme – im Gegenteil: da ich selten zum Arzt gehe, bekomme ich regelmäßig prima Rückzahlungen meiner Beiträge.

Ich will nicht behaupten, dass diese Unternehmen generell Engel sind, oder aus reiner Menschenfreude so arbeiten – mit Sicherheit haben einige von euch u.a. mit Alice-DSL schon schlechte Erfahrungen gemacht. Ich wollte aber der theoretischen Verärgerung über “die da oben” mal ein paar praktische Beispiele entgegen setzen.

Das ist wie mit der Polizei: als alter Gesamtschüler bin ich gewöhnt, “die Bullen” für den Gegner zu halten – ich kann mich aber nicht erinnern, im direkten Kontakt mit Streifenbeamten jemals Probleme gehabt zu haben (außer der Tatsache, dass die Herren in München gerne so tun, als wäre jedes Gespräch mit dem Bürger eine unzumutbare Belastung).



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Sven
Sven
5. Juni, 2009 15:10

Mal was positives von Alice, sowas liest man auch selten. 🙂

OnkelFilmi
OnkelFilmi
5. Juni, 2009 15:24

Und wieviel hast Du jetzt für diese Werbung kassiert? 😉 😛

Brandenburgerin
5. Juni, 2009 15:27

Wir sind auch bei Alice, kann mich nicht erinnern, jemals was negatives darüber gehört zu haben.

Sven
Sven
5. Juni, 2009 15:39

Man liest nur negatives über Alice, ich kann es aber nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass dies das erste mal ist das es nicht Negativ ist. Liegt aber natürlich auch daran, das wenn man zufrieden ist es nicht jeden mitteilen will.

Wortvogel
Wortvogel
5. Juni, 2009 15:40

@ Filmi: schön wär’s…

@ Brandenburgerin: Wenn du mal Alice DSL googelst, findest du viele unzufriedene Kunden. Ich finde allein schon die Kündigungsfrist bemerkenswert – wenn die jemals wirklich zicken, gehe ich halt woanders hin.

Dr. Acula
5. Juni, 2009 15:45

Meine Telefon-/Inet-Loyalität gehört MNet. Wer es schafft, einen Vertrag von Adresse A nach Adresse B umzuziehen und dabei den bestehenden Vertrag bei Unternehmen C an Adresse B zu kündigen, aber die Telefonnummer von Vertrag C/Adresse B auf Adresse A mitzunehmen, ohne eine einzige Nachfrage oder Komplikation, verdient Respekt.

Dr. Acula
5. Juni, 2009 15:45

Ersetze letztes “Adresse” durch “Vertrag”.

Wortvogel
Wortvogel
5. Juni, 2009 15:51

@ Doc: MNet hat generell einen recht guten Ruf.

Dr. Acula
5. Juni, 2009 16:09

@Vogel
Jedenfalls kein Vergleich zu Telekom oder, würg, Arcor.

Wortvogel
Wortvogel
5. Juni, 2009 16:12

@ Acula: Kabel Deutschland (von denen ich mein Digital-TV beziehe) bietet mir regelmäßig die doppelte Surf-Geschwindigkeit an (32 mbit) – zum gleichen Preis wie Alice. Aber das System läuft stabil, und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Geschwindigkeitssteigerung im Alltag was bringt. Ergo: if it ain’t broke, don’t fix it.

Stephan
Stephan
5. Juni, 2009 16:16

1822? Wo ziehst Du Bargeld? Die sind doch nicht bei der CashGroup dabei, oder?

Ansonsten möchte ich aus pers. Erfahrung noch O2 hinzufügen – überaus freundliche, stets kompetente Beratung. Diverse Haglikeiten wg. Rechnungen (auch wenn sie von mir verschuldet waren) effizient ausgebügelt. Zerstörte Mobiltelephone (Wiesn – der Tod meiner Handies) anstandslos ersetzt. Das mag daran liegen, daß ich seit mehr als 10 Jahren dort Kunde bin (bereits bei Viag Interkom), positiv überrascht bin ich trotzdem jedesmal.

Wortvogel
Wortvogel
5. Juni, 2009 16:21

@ Stephan: Ich habe von der 1822 eine “debit charge card” (vergleichbar mit einer Kreditkarte), die an JEDEM Automaten gebührenfrei Geld abheben kann. Und eine EC-Karte habe ich auch, die ist aber mehr für den Einkauf gedacht.

Choddy
Choddy
5. Juni, 2009 16:30

Ich höre ehrlich gesagt von allen Telefonanbietern nur schlechtes. Ich selbst bin bei Arcor und total zufrieden. Der Service ist okay und bisherige Tarifwechsel liefen problemlos. Leitungausfälle oder Leistungseinbrüche hatte ich noch nie und das mit Youporn hatte sich ja auch wieder schnell erledigt 😀

Baumi
Baumi
5. Juni, 2009 18:40

Über Alice hör ich Schlechtes eigentlich nur in Bezug auf die Telefon-Qualität. (Ist vielerorts VOIP – mit all den Hässlichkeiten, die das mit sich bringt.) Schlechten Berichten über den DSL-Anschluss selbst bin ich bisher noch nicht begegnet.

Und was die Münchener Polizei angeht: SInd nicht *alle* irgendwie uniformierten Bayern per Gesetz verpflichtet, unfreundlich zu sein? Kommt mir zumindest so vor, wann immer ich mit den Sicherheitsbeamten am Münchener Flughafen konfrontiert werde.
(Münze in der Tasche gelassen, Metalldetektor piept. Zurück, Münze aufs Röntgenband, wieder durch, Detektor bleibt still. Trotzdem durfte ich jetzt das volle Programm mit Schuhinspektion, Abstast-Orgie und allem drum und dran über mich ergehen lassen, während mein Rucksack und Laptop schön mitnahmebereit am Ausgang des Röntgenapparats lagen. Offizielle Begründung: “Es hat ja beim ersten Mal gepiept…”)

Wortvogel
Wortvogel
5. Juni, 2009 18:44

@ Baumi: Meiner Erfahrung nach sind Polizisten z.B. in Berlin und im Ruhrpott freundlicher und entspannter. Dabei ist in Bayern die Kriminalitätsrate viel geringer, die bräuchten also gar nicht so sehr stressen.

Heino
Heino
5. Juni, 2009 20:11

Ich habe durch meine früheren diversen Arbeitsstellen sehr viel mit dem Service diverser Firmen zu tun gehabt und es gibt wirklich einige großartige Läden, die den Begriff “Service” wirklich leben. Dazu gehören z.B. Kettler, Big (die mit den Kinder-Spielzeugtraktoren), Römer, Storchenmühle, aber auch Lego und Playmobil. Die haben immer schnell geholfen und nie gezickt.

Als Kunde hab ich selbst recht gute Erfahrungen mit meiner Krankenkasse gemacht, die sind immer nett, schnell und kompetent. Mit Netcologne bin ich im Grossen und Ganzen auch zufrieden, nur die Hotline ist eine Zumutung.

Tobias
Tobias
5. Juni, 2009 20:40

Kabeldeutschland ist toll, solange man seinen Vertrag nicht kündigen will.
Ich habe meinen mehrfach verlängerten Vertrag außerordentlich geküdigt, weil ich ins Ausland umgezogen bin. Seitdem schickt mir Kabeldeutschland Mahnungen nach GB, weil man mir nicht glaubt, dass ich da wirklich wohne.

Montana
Montana
6. Juni, 2009 03:17

Der Wortvogel hängt also am Kabel. Ich hätte gedacht, eine Sat-Schüssel käme seinen multiplen medialen Interessen eher entgegen. Mindestens Multifeed oder sogar eine Drehanlage. Kabel, tse, wie langweilig…

Apropos Internet über Kabel: Bedenke, dass Du Dir dort die Bandbreite mit Anderen teilen müsstest (shared medium). Also Vorsicht bei Versprechungen hinsichtlich der Geschwindigkeit. Kommt auf die Anzahl der Teilnehmer an Deinem Knoten an, ob davon in Stoßzeiten wirklich etwas zu bemerken ist.

@Baumi: Für die Flughäfen ist nicht die Landes-, sondern die Bundespolizei zuständig. Und die Münchener gleich gar nicht, denn der Flughafen “Franz Josef Strauß” liegt nicht in München. Vielleicht sind ja die Bayern an sich unfreundlich. Behaupten würde ich das natürlich nie. 😉

Choddy
Choddy
6. Juni, 2009 08:41

Find ich eh komisch, auf den paar Flughäfen, die ich bisher besucht habe, wurde ich immer von Securitas-Leuten in die Mangel genommen :o)

Bluescreen
Bluescreen
6. Juni, 2009 09:23

Als Kunde der Telekom kann ich mich nicht beschweren. Bin dort seit acht Jahren unter Vertrag und es gab nie Probleme, die Leitung ist stabil und man hat mich unaufgefordert von DSL2000 auf DSL6000 raufgestuft, als die 2000er-Verbindung aus dem Angebot genommen wurde. Duza zahle ich jetzt viel weniger.

Auch über die Commerzbank kann ich mich nicht beklagen (ausser, dass hier in Hattingen keine Filiale zu finden ist, für Spezialfälle). Aber Online-Banking reicht mir.

Möglicherweise habe ich auch einfach nur Glück an die Richtigen Sachbearbeiter gekommen zu sein. Denn Eines ist sicher und da spreche ich aus Erfahrung weil ich aus dem Dienstleistungssektor komme: Man muss dem Kunden helfen wollen, nicht nur täglich seine Arbeit machen.

Und ich hatte genug Hotlines/Supporter (von HP, Acer, Dell, Intel u. A.) an der Strippe denen einfach nur anzuhören war, dass sie kurz vorher auf Jobsuche waren. Sowas zersetzt Kundenseitig natürlich die Kompetenz der jeweiligen Firma.

Ich glaube nicht so sehr an die “Servicewüste Deutschland”. Hey, mittlerweile haben manche Tankstellen sogar wieder Tankwarte. Da geht so Einiges… man muss dem Kunden aber auch nicht so weit in den Hintern kriechen bis man ihm einen Magendurchbruch verschafft. Das ist ein Herantasten von beiden Seiten.

Kleine Tips für alle die bei einer grossen Hotline anrufen wollen/müssen: Sollte der Gesprächspartner nicht kooperativ oder ein wenig patzig sein, Gespräch beenden und eine halbe Stunde später anrufen. Mit etwas Glück bekommt man einen besser gelaunten Supporter mit mehr Verständnis ans Rohr. Die besten Zeiten dort anzurufen sind am Vormittag, nicht zu früh (zu früh sind sie genervt, danach sind sie motiviert) und in der letzten halbe Stunde vor Torschluss (oft winken die dann jeden Fall durch weil sie sich nur auf den Feierabend freuen).

Sirk
Sirk
6. Juni, 2009 16:09

Dass du den Presserabatt von AirBerlin mitnimmst – keine Frage. Aber dass du ihnen dann tatsächlich auf den Leim gehst und hier verkündest, wie klasse AirBerlin ist… finde ich irgendwie schmierig.

Stephan
Stephan
6. Juni, 2009 16:22

@Montana
Mia san ned unfreindlich, mia san grantig. Und wenns Eich ned basst, kennts ja wieda geh…

Wortvogel
Wortvogel
6. Juni, 2009 16:56

@ Sirk: Was hat das mit “auf den Leim gehen” zu tun? Wo ist das schmierig?

Oder wolltest du einfach mal ein wenig stänkern?

viewer
viewer
6. Juni, 2009 16:57

Ich will über die Interhyp gar nicht klagen, sehr freundliche und bemühte Mitarbeiter. Aber als Vermittler von Krediten müssen sie sich sehr an die Vorgaben der Banken halten. Als freier Selbstständiger oder mit befristeten Arbeitsvertrag bekommt man dann nicht immer die besten Angebote (In meinem Fall hieß es, dass sie 80% der Banken von vornhinein ausschließen müssen).
Bei einem direkten Kontakt zu einer Bank aber, wurde mir dann der von mir gewünschte Kredit doch gegeben, den die Interhyp mir trotz mehrmaliger Nachfrage nicht anbieten konnte.

Wortvogel
Wortvogel
6. Juni, 2009 17:03

@ viewer: Meine Erfahrung war eher umgekehrt – die Interhyp fand Banken, die auf meine speziellen Bedürfnisse eingingen, die ich selber nie gefunden hätte. Es war nämlich wie bei dir: als freier Autor hätte ich eine deutlich schlechtere Hypothek bekommen – aber es fand sich eine Bank, die den Wert der Immobilie selbst deutlich höher wertet als das Einkommen des Besitzers. Aber es ist nicht auszuschließen, dass im Einzelfall das Gespräch mit der Bank hilft. Aber möchtest du mit 30 Banken verhandeln?

Sirk
Sirk
7. Juni, 2009 15:18

@Wortvogel: Presserabatte sind doch nichts anderes als verdeckte Schmiermittel. Und wenn du diese in Anspruch nimmst UND anschließend die Firma deswegen hier lobend erwähnst… dann hat die Schmierung ganz offenbar funktioniert. Und das finde ich schmierig.

Wortvogel
Wortvogel
7. Juni, 2009 23:05

@ Sirk: Ich ahne, diese Diskussion wird mir schnell zu dumm werden, aber sei’s drum: schmierig wäre es allenfalls, Air Berlin zu loben, aber den Presserabatt zu verschweigen. Und wenn du den Beutrag aufmerksam liest, wirst du merken, dass ich vor allem den Service und die Streckenplanung von AB mag. Der Preis ist ein Bonus, den ich selbstverständlich mitnehme (warum auch nicht?).

Es gibt keinen kausalen Zusammenhang: ohne den Rabatt wäre AB trotzdem eine gute Airline, und auch ohne mein Lob hätte ich den Rabatt bekommen.

Es wird ja auch umgekehrt kein Schuh draus: darf ich AB NICHT erwähnen, weil ich einen Rabatt bekomme? Du hast offensichtlich kein Vertrauen in die Integrität von Journalisten (oder in meine), das ist aber dein Problem. Ich kenne praktischen keinen akzeptablen Schreiber, der sich mit Zuckerl ködern lässt (von Blieswood mal abgesehen, aber der ist bei der BILD).

Bin ich von Alice geschmiert worden? Von der 1822?

Wenn du mal einen glaubwürdigen Zusammenhang zwischen Presserabatt und meiner Arbeit belegen kannst, darfst du gerne von Schmierigkeit reden. Ansonsten ist das ein Pfeifen im Wald.

Montana
Montana
8. Juni, 2009 07:29

Auch wenn es nicht an mich gerichtet war.

“Du hast offensichtlich kein Vertrauen in die Integrität von Journalisten”

Journalisten selbst offenbar auch nicht. Im Medienkodex des “Netzwerk Recherche” heißt es:

“6. Journalisten verzichten auf jegliche Vorteilsnahme und Vergünstigung.”

Es wird schon einen Grund geben, warum dies einer von zehn Punkten ist. Natürlich wollen die Firmen mit den Rabatten “gut Wetter” machen. “Mediale Landschaftspflege”. Was denn sonst?

Vielleicht ist es noch nicht mal so sehr die Hoffnung auf gute Presse, die die Firmen antreibt, sondern die Angst vor negativer, wenn sie die Rabatte nicht gewähren. Die Konkurrent tut es doch auch.

Versteh mich nicht falsch. Dass Du AirBerlin gut findest, nehme ich Dir ab, nicht jedoch, dass Du das “Geschmäckle” von Presserabatten allgemein nicht erkennst.

Aber es spricht für Dich, dass Du mit offenen Karten spielst.

Wortvogel
Wortvogel
8. Juni, 2009 11:10

@ Montana: Diese Diskussion gab es vor Jahren mal auf der leider nicht mehr existenten Webseite Mehrzweckbeutel. Ich bin ziemlich sicher, dass der Codex vom “Netzwerk Recherche” sich nicht auf Presserabatte bezieht, sondern auf Vergünstigungen, die im konkreten Zusammenhang mit dem Beruf geboten werden. Wenn also ein Sender eine neue Serie präsentiert, zahlt die Zeitung die Reise zur Präsentation, nicht der Sender (das war übrigens zu meiner GONG-Zeit komplett anders). Man lässt sich keine DVD-Boxen oder Spielekonsolen schenken, und bezahlt auch das teure Dinner mit dem Superstar zum Interview selbst.

Im Übrigens ist das vielerorts eine Nebelkerze: Im investigativen Jounalismus wird das vielleicht berücksichtigt, die Yellow Press hingegen lässt sich alles bezahlen, was geht. Aber das bedeutet eben NICHT, dass der Journalist damit automatisch gekauft ist. Als ich beim GONG war, wurden mir u.a. Reisen nach Fuerteventura, Mallorca und London bezahlt – deswegen anders über das Produkt zu schreiben, darauf wäre ich gar nicht gekommen.

Presserabatte sehe ich als einen ganz anderen Bereich, weil es nichts mit meiner Arbeit zu tun hat. Ich bekomme auch einen Rabatt auf die Bahn-Card, und kam kostenlos ins Phantasialand. So what?

Ich erkenne durchaus, woher die Befürchtung des “Geschmäckles” kommt, halte sie aber nach 20 Jahren Arbeit in der Branche für überzogen. Nichtsdestotrotz würde ich dafür stimmen, wenn man das radikal abschafft.

Ich verwehre mich jedoch gegen die alberne “wenn dann”-Argumentaton von Sirk, mein Lob für AB wäre ein Beweis meiner Käuflichkeit (zumal der Begriff “schmierig” in dem Kontext natürlich dämlich ist).

Sirk
Sirk
8. Juni, 2009 11:53

Lieber Wortvogel, nichts liegt mir ferner, als dir blöd ans Bein zu pinkeln. Da du dich aber selbst immer wieder auch mit der Rolle von Journalisten und anderen Medienmachern in der Gesellschaft beschäftigst, wollte ich dich einfach auf das “Geschmäckle” (hierbei vielen Dank an Montana, der meine Gedanken dazu schön auf dene Punkt gebracht hat!) hinweisen, den das hat. Ich wollte mit keinem Wort behaupten, dass du dich hast kaufen lassen, sondern nur auf den “Hautgout” hinweisen, des es hat, wenn du positiv über ein Unternehmen hinweist, dass dir einen geldwerten Vorteil bietet.

Ich weiß nicht, wie du zu dem NDR-Magazin Zapp stehst, aber schau doch einfach mal hier:
http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/archiv/ethik_journalismus/zapp2970.html

Und übrigens: ich habe tatsächlich a priori erst einmal kein Vertrauen in die Integrität von Journalisten. Sind nämlich auch nur Menschen.

Und damit ist auch gut. Mach dich lieber wieder an einen schönen Blog-Eintrag!

Wortvogel
Wortvogel
8. Juni, 2009 12:39

@ Sirk: Wenn du mir nicht ans Bein pinkeln willst, solltest du dir vielleicht Formulierungen wie “Aber dass du ihnen dann tatsächlich auf den Leim gehst und hier verkündest, wie klasse AirBerlin ist… finde ich irgendwie schmierig” zweimal überlegen. Der Ton macht da die Musik. Als Frage wäre das zum Beispiel erheblich weniger überheblich gewesen.

“ich habe tatsächlich a priori erst einmal kein Vertrauen in die Integrität von Journalisten” – ein beliebtes Problem unserer vertrauensmüden Gesellschaft. In meinen Augen aber grundverkehrt. Gesunde Skepsis gerne, aber grundsätzliches Misstrauen ist destruktiv.

Montana
Montana
8. Juni, 2009 21:04

Dass jetzt alles bis ins Letzte aufzudröseln, würde zuweit führen. Wer zahlt heute noch Listenpreise fürs Auto? Müsste ich als “korrekter” Journalist auf den vollen Preis bestehen?!?

“Ich bin ziemlich sicher, dass der Codex vom “Netzwerk Recherche” sich nicht auf Presserabatte bezieht, sondern auf Vergünstigungen, die im konkreten Zusammenhang mit dem Beruf geboten werden.”

Ich denke, da sind die Grenzen enger. Mach doch mal eine Presseanfrage. 😉 Nein, im Ernst:

“Ich erkenne durchaus, woher die Befürchtung des ‘Geschmäckles’ kommt, halte sie aber nach 20 Jahren Arbeit in der Branche für überzogen. Nichtsdestotrotz würde ich dafür stimmen, wenn man das radikal abschafft.”

So wollte ich Dich hören! 🙂

Marko
9. Juni, 2009 12:35

Ich bin maßlos enttäuscht von Alice (bei mir hiess das Unternehmen noch “Hansenet”, als ich da zum ersten Mal hingewechselt bin). Ich kam um 2000 rum von der Telekom und wurde von Hansenet freudig empfangen, alles ging flott und reibungslos. Toller Service, kostenfreie Hotline, nette Menschen am Telefon.

Dann zog ich jobbedingt weg und musste den Vertrag kündigen. Als ich nach einem halben Jahr wieder zurück zog, wollte ich mich gern wieder von Hansenet gut bedienen lassen. Das Resultat: Ich war sechs Wochen lang ohne Telefon und Internet, weil Alice-DSL den gewünschten und zugesagten Termin verdödelt hatte. Schadensbegrenzung Fehlanzeige. Die Hotline ist mittlerweile kostenpflichtig, selbst eine Störungsmeldung kostet Geld (super!). Die Typen an den Hotlines halfen mir nicht EINMAL weiter; es gäbe Probleme bei der Umstellung auf die neue Adresse, man arbeite an dem Problem, bla. Der Gipfel war, daß ich entnervt persönlich zur Hansenet-Geschäftstelle gefahren bin, um dort mit jemandem zu sprechen — und in der Empfangshalle wieder einen Telefonhörer in die Hand gedrückt bekam, um dann wieder mit jemanden von der Hotline sprechen zu können. Klasse. Ich fragte mich damals ernsthaft, ob in dem Gebäude überhaupt jemand arbeitete, denn außer den Empfangsdamen hatte ich niemanden zu Gesicht bekommen.

Kurzum: Alice hat sich innerhalb weniger Jahre von einem kleinen, hippen DSL-Anbieter zu einem Telekom-Klon entwickelt, zumindest was den Service und die Kundenfreundlichkeit angeht. (Und inzwischen höre ich sogar vermehrt Stimmen, daß sich hingegen der Telekom-Service deutlich verbessert haben soll.)

Ich werde in zwei Wochen auf wilhelm.tel umgestellt. Das ist ein kleiner, feiner lokaler DSL-Anbieter, mit dem ich schon positive Erfahrungen sammeln durfte (netter Service, kostenfreie Hotline, tja …) — und bei dem ich zudem noch nun für eine 100 MBit-Leitung inkl. Telefonflat weniger zahlen werde als für die klägliche 6 MBit Leitung, die ich aktuell von Alice habe.

Nie wieder Alice, dankeschön.

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
9. Juni, 2009 12:40

@ Marko: Solche Geschichten habe ich schon oft gehört – deswegen war es mir auch so wichtig, darauf hinzuweisen, dass meine Erlebnisse nicht repräsentativ sein müssen.

Fast die gleich Leier kenne ich von der Telekom (von mir selbst, beim Umzug 2002), von Arcor, von 1&1, etc.

Und tatsächlich sind Unternehmen meistens dann am Besten, wenn sie noch relativ klein sind, aber auf dem Weg nach oben. Dann ist der Ehrgeiz ein ganz anderer. Ich weiß noch, wie ich meine ersten Bücher bei Amazon in den USA bestellt habe – 1996. Da bekam man bei Fragen persönliche Emails der Kundendienst-Mitarbeiterinnen (meine hieß Shirley), und immer wieder gab es kleine Geschenke (zu Weihnachten ein cooles Mousepad mit Marx Brothers-Zitat).

Marko
9. Juni, 2009 12:43

Natürlich. Wer weiß, wie ich in drei Jahren über wilhelm.tel rede. 😉

Trotzdem, Alice hat mich schon recht arg verärgert. Deren ignorante Arroganz war für mich subjektiv schlimmer als seinerzeit die der Telekom.

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
9. Juni, 2009 12:50

@ Marko: Der Vorteil lokaler Unternehmen ist halt, dass man sie besser greifbar hat – und bei Alice könnte ich ja jederzeit kündigen, wenn die zicken. Versuch das mal bei einem Unternehmen, bei dem du einen 2 Jahres-Vertrag hast…

Die Telekom wurde für mich 2002 zum Hassobjekt, als die meinen Umzug total vergeigt haben. Ich war zwei Monate lang ohne Internet, und die dummen Ausreden würden Aktenordner füllen. Irgendwann habe ich getan, was man immer tun sollte, um ein Unternehmen unter Druck zu setzen: ich bin lästig geworden. Ich bin einfach in den T-Punkt-Laden um die Ecke gegangen, zweimal am Tag, habe laut schwadroniert, und Besserung verlangt. Eine Verkäuferin hat angefangen zu heulen, wenn sie mich kommen sah. Die versicherten mir immer, selber nichts mit meinem Internet-Anschluss zu tun zu haben, woraufhin ich gönnerhaft antwortete: “Das glaube ich Ihnen sogar – aber ich mach es jetzt zu IHRER Verantwortung, jemanden zu finden, der zuständig ist”. Drei Tage ging das so, dann war der Anschluss freigeschaltet.

Marko
9. Juni, 2009 12:53

Uhm ja, das ist vermutlich der schlaueste Weg. Da war ich dann doch zu feige für. 🙁

(Leider gab es aber auch keinen “Alice-Laden” zu der Zeit (gibt’s heute sowas?), und die Geschäftsstelle war halt ein Tresen mit Telefonen … -_- )

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
9. Juni, 2009 12:59

@ Marko: Wie ich oben schon schrieb: ich hatte bei der 1822 Sorgen, zu seiner Bank zu gehen, die keine Filialen hat. Und auch bei der Interhyp war ich erst beruhigt, als die hier in München eine Geschäftsstelle aufgemacht haben. Hotlines sind im Notfall immer scheiße – weil die schlicht und ergreifend auflegen können, wenn ihnen dein Anruf nicht passt. Du hast praktische keine direkten Druckmittel. Ich bevorzuge Firmen, denen ich das Leben zur Hölle machen kann, wenn sie nicht spuren. Schade, wenn es nötig ist…

trackback

[…] Vor 13 Jahren zählte ich, um der permanenten Kritik etwas entgegen zu setzen, ein paar Firmen auf, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht hatte. ALICE als Internetanbieter existiert nicht mehr, AirBerlin auch nicht, auf Motel One, 1822, Interhyp und die Barmenia lasse ich aber bis heute nichts kommen. […]