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Juni 2009
Grundlagen des Journalismus für Anfänger: Erst die Frage, dann die Antwort
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Schaut euch diese beiden Anreißer von BILD.de mal an:
Fällt euch was auf? Links ist es so, wie es sein sollte: Die Überschrift stellt eine Frage, der Anreißer gibt zusätzliche Info, und der geneigte Leser möchte auf "mehr…" klicken, um eine Antwort zu bekommen.
Rechts aber scheint ein Praktikant gewerkelt zu haben: Der Titel ist die Antwort auf die Frage im Anreißer. Warum sollte da noch jemand "mehr…" wissen wollen?!
Keine große Sache, aber eine erstaunlich auffällige Schlamperei, die ich vor 15 Jahren nicht einmal bei den Fernsehtipps für die "Super TV" durchbekommen hätte.
Mal ganz davon abgesehen, dass der Titel den Eindruck erweckt, als seien Markus Lanz einerseits und der Kaffefahrt-Betrüger andererseits zu sehen…
am beeindruckensten bei bild finde ich ja, wie grosszügig da "!" (ausrufezeichen) in den artikeln verteilt werden 😀 😉
@ joooaaa: Das geht noch besser: In den 70ern gab es Comic-Alben (ich glaube von Williams – war der ganze Marvel-Kram), die hatten scheinbar keinen Punkt im Satzkasten mehr. In den Editorials war JEDER Satz mit einem Ausrufezeichen versehen, teilweise über zwei Seiten lang!
Ja damals, da konnte man noch schreiben. War ja eh alles besser, damals vor Paris als Männer noch Männer waren und man Kaiser auf dem Schlachtfeld krönte. *eg*
Lieber Wortvogel, was bitte erwartest du von der "Bild.de"? Doch nicht etwa, dass man sich dort über Form und Stil sorgen macht. Immerhin kann man nicht unbedingt erwarten, dass die Nutzer dieser Seite noch der deutschen Sprache und ihrer Feinheiten hinreichend mächtig ist. Die Bild ist doch noch froh, dass ihre Leser wirklich nicht das eine oder andere Wort lesen können. Bild als Hörbuch oder als Comic bereitet mir alleine schon bei der Vorstellung schwäre Anfälle von Hirnkrämpfen.
,,schwäre Anfälle von Hirnkrämpfen"
Das war wohl einer 🙂
Ich glaube, bei der Lanz-Geschichte hätte das Umstellen der Bilder auch nicht viel geholfen. Die Aussage oder Fragestellung hätte es nicht geändert.
Lanz wollte nicht erkannt werden, das ist wohl klar. Ernst-August hat ein Geheimnis für seine Schlankheit.
Wird wohl eher der Grund sein weiterlesen zu wollen (wenn es denn Einen juckt).
@Dietmar:
Soll schon mal vorkommen. Scheide es aus, eahme es ein und hänge es dir an die Wand. Immerhin ist es ein echter Grinsi.
Die Ernst-August-News ist aber auch nicht ganz in Ordnung. Die Leserichtung der Bilder ist falsch: Wenn der Mann jetzt schlank ist und es vorher nicht war, dann gehört das schlanke Bild nach rechts (vorher – nachher). Jetzt sieht es so aus als, sei er dicker geworden. 😉
Gruß,
Marko
@ Marko: Natürlich kann man da pedantisch sein, und auch anmerken, dass der Anreißer und die Titelzeile des linken Artikels mit derselben Frage aufwarten. Redundant!
Ne einfach nur Springer Press. Wiederhole es bis es nicht mehr auffällt. War schon immer ein Motto von Springer.
Online-Journalismus ist oft mit der heißen Nadel gestrickt. Gibt auch erstaunlich oft bei Spon genug Rechtschreibfehler/vergessene Wörter in Texten. Geht aber auch anders, so sind mir solche Schludrigkeiten bei z.B. Süddeutsche oder der Zeit weniger aufgefallen.
@Tyler:
Heiße Nadel ist gut. Die Jungs und Mädels bei Springer sind so schnell, dass sie schon Meldungen bringen bevor sie wirklich eine Meldung ist. Der Verlust eines Zeitgefühls ist Grundvoraussetzung bei denen. Als Beispiel mag hier die Dehnbarkeit des zeitlichen Begriffes "Jetzt" angeführt werden. Das kann schon mal einen Zeitraum von mehreren Jahren umfassen. Da macht das eine oder andere vergessene Wort den Kohl nicht dick und mit der Rechtschreibung liegen wir ja alle irgendwie auf Kriegsfuß.
Achso, ich dachte, der Witz ist, dass Ernst August so schlank ist, weil er ein Kaffeefahrt-Betrüger ist und von Markus Lanz gejagt wird.