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Mai 2009

Weekend Wolverine Watch (6. Update)

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

wolv1

So, jetzt wollen wir doch mal schauen, ob sich Filmpiraterie wirklich auf die Einspielergebnisse eines Films auswirkt.

“Wolverine” ist ein geradezu bezaubernd perfekter Testkandidat: seit einem Monat gibt es eine ausgezeichnete Raubkopie im Internet, die Kritiken sind unterdurchschnittlich (Metacritic kommt auf 44 Prozent), und es ist dem Verleih nicht gelungen, die Presse vor der Premiere effektiv an die Kette zu legen.

Erste Prognosen anhand der Kartenvorbestellungen prophezeien bis zu 92 Millionen. Boxofficeguru vermutet, “Wolverine” könnte 85 Millionen am ersten Wochenende einspielen. Das Studio hat seine Erwartungen von 80 auf 75 Millionen reduziert. Die Konkurrenz munkelt, es wäre mehr drin – bis zu 100 Millionen. Nikki Finke weiß wie immer Bescheid.

Sollte das Ergebnis tatsächlich bei 80+ liegen, kann man davon ausgehen, dass “Wolverine” sein Geld wieder einspielt – trotz der Kritiken, trotz der Kopien. Ich wüsste gerne, womit sich die Verleiher dann in Zukunft rausreden wollen.

In Woche 2 geht es für den Film sowieso bergab – “Star Trek” startet.

Zwar muss ich am Samstag zu einer Hochzeit – trotzdem werde ich die Zahlen über das Wochenende verfolgen, und immer wieder hier einstellen. Spannend wird es auf jeden Fall.

Update Samstag: Ein starker Freitag mit 35 Millionen (inklusive 5 Millionen von Mitternachts-Vorpremieren) lässt auf 85, eventuell 90 Millionen Dollar für das Wochenende schließen.

Update Sonntag: 31 Millionen am Samstag, das lässt auf 89 Millionen für das Wochenende schätzen.

Update Sonntag Abend: Boxoffice Mojo rechnet die ausgewerteten Zahlen auf 87 Millionen hoch. Endgültige Zahlen am Montag.

Update Sonntag Nacht: Blickpunkt Film spricht es offen aus:

blickpunkt Update Sonntag Nacht 2: Beyond Hollywood meldet zusätzlich satte 73 Millionen von den internationalen Märkten. Mit 160 Millionen kann der Film nicht in den Miesen bleiben, auch wenn er nächste Woche abstürzt, und auf DVD floppt (was auszuschließen ist). Damit ist auch das Sequel eigentlich nur noch Formsache.

BULLSHIT-UPDATE: Wie vermutet, rechnet sich Fox jetzt die Zahlen schön – alle vier Millionen illegalen Downloads werden als nicht verkaufte Kinokarten gerechnet, und schon hätte der Film “eigentlich” über 100 Millionen Dollar am ersten Wochenende machen müssen.



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Tinitus
1. Mai, 2009 20:34

Also ich glaub nach wie vor nicht an das Märchen des fehlenden Umsatzes durch Raubkopien. Wer sich mit Internetkopien auf PC oder Fernseher zufriedengibt, hätte sich den Film eh nich im Kino angeschaut. Aber vielleicht erzählt er seinen Freunden von dem tollen Film und die denken dran wenn sie das nächste Mal ins Kino gehen. Oder erzählt ihnen was für ein Schrott das ist und die Kumpels sind beim nächsten Kinobesuch dankbar dafür. Letzteres ist aber eigene Schuld. Entweder man bringt nen guten Film oder man lebt mit den Konsequenzen. Am Beispiel Wolverine sieht man ja was passiert, wenn der Film nur mittelmässig gewertet wird. Man muss den leuten Maulkörbe anlegen und lügen. Und Leute die die grosse Leinwand und den Sound im Kino lieben können über Filesharing nur die Nase rümpfen. Bestes Beispiel ist “Iron Man”. Den hab ich erst im Kino gesehen und ihn mir dann auf DVD gekauft. Kommt auf dem Fernseher einfach nicht so gut.

PS: Wie gut Wolverine wirklich ist, werd ich mir nächste Woche mal anschaun.

Brigitte
Brigitte
1. Mai, 2009 21:03

Ich muss sagen, nach dem Hype und dem Trailer war ich richtig begeistert. Dann kamen die ersten Klagen und man tröstete sich damit, dass es ja nur ein Rohschnitt war. Jetzt nach Wortvogels Review ist jegliches Interesse weg.
Und ich bin ehrlich gesagt dankbar.

Peroy
Peroy
1. Mai, 2009 21:13

Ich finde das immer so peinlich, wie die Meute einem, der (salop gesagt) ‘s Maul aufreißt immer hinterherrennt… der mensch ist halt ein Rindvi… äh, Herdentier… 8)

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
1. Mai, 2009 22:30

Sollte Wolfi seinen Job an der Kinokasse gut machen, werden die Sklaventreiber sicherlich behaupten, dass links überholende U-Boote auf Highways schuld an den vermutetem Rückgang der Einnahmen an der Kinokasse sind. Rollmöpse würden leider nicht so gut passen, sie sind einfach zu klein und überholen können die auch nicht.

Helge
Helge
1. Mai, 2009 23:40

was ist an brigittes aussage auszusetzen? man informiert sich und entscheidet dann selbst – man braucht kein genie zu sein, um zu sehen, dass man besser nicht in scheisse tritt, da sonst die schuhe stinken…

Buche
Buche
1. Mai, 2009 23:53

Peroy tritt wahrscheinlich trotzdem nochmal rein, könnt ja sein, dass es bei ihm nach Rosen riecht – Deppen gibt´s immer wieder 🙂

Dieter
Dieter
2. Mai, 2009 00:30

,,Ich finde das immer so peinlich, wie die Meute einem, der (salop gesagt) ’s Maul aufreißt immer hinterherrennt… der mensch ist halt ein Rindvi… äh, Herdentier…”

Ich finde das immer so peinlich, wie es immer Pseudo-Freigeister gibt, die reflexartig grundsätzlich ,,dagegen” sind.

Ich lese diesen Blog eben auch wegen der fundierten Kritiken, die meine Kinobesuche beeinflussen. Das wird Dir fern liegen, Peroy: aber die Logik sagt, man kann einen Film ansehen oder es lassen. Etwas wenig Wahlmöglichkeit, um Herdentrieb oder ,,Meute-Verhalten” festzustellen.

Ah, ich vergaß: Du sprichst ja lieber mit der Kalkwand. Und schreibst des öfteren ganz schönen Stuss.

Peroy
Peroy
2. Mai, 2009 00:33

Wenn ich einen Film sehen will kann meinetwegen der Papst sagen, dass der scheisse ist, ich guck’ ihn mir trotzdem an…

Dieter
Dieter
2. Mai, 2009 00:59

Hat niemand was gegen. Ich am allerwenigsten. Es ist nur reichlich bescheuert, jemanden als Rindvieh oder Herdentier zu bezeichnen, der sich durch ARGUMENTE einer Kritik, nicht von einem Papst-Wort die Meinung gebildet hat, einen Film nicht zu sehen.

Tinitus
2. Mai, 2009 01:08

Vor allem hat der kleine Peroy vor lauter Geheule ganz übersehen, dass Torsten den Film trotz allem als sehenswert empfohlen hat. Und nu bin ich mal gespannt warum der Peroy den Film plötzlich doch nich sehen will. 😀

STEVE MASON EARLY 3-DAY ESTIMATES
STEVE MASON EARLY 3-DAY ESTIMATES
2. Mai, 2009 08:50

hm, die erste zahl wäre $34.75M am freitag (inklusive der donnerstagpremieren). hochgerechnet aufs wochenende könnte das einspielergebnis bei etwa $86M liegen.

Buche
Buche
2. Mai, 2009 12:33

Hmmm, ich bin für eine Funktion, mit der man seinen Kommentator-Namen registrieren kann.

Wenn der Wolf auf english in der Gegend läuft werde ich ihn mir anschauen.

Gustav
Gustav
2. Mai, 2009 14:33

“Ich finde das immer so peinlich, wie es immer Pseudo-Freigeister gibt, die reflexartig grundsätzlich ,,dagegen” sind.”
LOL, erinnert mich an die Goth-Kinnas aus Southpark: Da gibt´s einen der ist so ein “non-conformist”, dass er sich sogar gegen die nonkonformisten stellt 😀

Stephan
Stephan
2. Mai, 2009 14:39

Und jetzt? Soll der Verleih sich freuen, weil die breite Masse Urheberrechte mit Füßen tritt? Weil das ja sowieso nur Kavaliersdelikte sind?

Sorry Torsten, diese Relativierung von Raubkopien finde ich nicht gut…

Tornhill
2. Mai, 2009 15:40

“Relativieren” ist ein gutes Stichwort: Momentan wird ja von Verleiherseite so getan, als würden hier Hungersnöte und Wirbelstürme ausgesät, weil böse, geizige Filmfreaks gewaltsam Filmkopien an sich bringen und dabei noch schnell dem alten Vorführer, der zwei Jahre vor der Pensionierung steht, in die Kniescheiben schießen.
Da tut es dringend und immer wieder Not, mal auf die Verhältnissmäßigkeiten zu verweisen. Gibt ja schon einen anderen Beitrag hier, der dazu einige Argumente bringt.

Thomas
Thomas
2. Mai, 2009 16:08

Ich habe mit meinem Kinobesuch am Donnerstag auch meine 8 Euro für die arme Filmindustrie gespendet.
Sie scheinen ja nicht mal mehr Geld dafür zu haben, in einem Blockbuster gescheite Effekte einzubauen.
Die Klingen von Wolverine sehen jedenfalls
stellenweise aus wie aus dem Ü-Ei….

Paralyta
Paralyta
2. Mai, 2009 16:46

@Stephan
Und jetzt? Soll der Kinozuschauer jetzt vor Ehrfurcht erzittern, weil der Verleiher Phantastilliarden hochrechnt, die ihm wegen der geleakten (aber unfertigen) Kopie einer durchschnittlichen Comic-Verfilmung entgangen sind?

Sorry Stephan, diese Stigmatisierung von unauthorisierten Filmkopien ist schlichtweg überzogen. Immer davon auszugehen, dass alle Nutzer von solchen Kopien potenzielle verhinderte Zahler sind, ist genauso vermessen zu denken, wie der Gedanke, dass jede weitere Kopie ein Anreiz ist sich den Film doch im Kino anzusehen oder die DVD zu kaufen.

Dass durch den Downlod/Upload und die Nutzung von Schwarzkopien Urheberrecht gebrochen wird, sei unbestritten, schließlich begeht man eine Art Leistungserschleichung.
Es gibt eben Leute, die schauen Filme und zahlen gerne dafür und es gibt welche, die schauen Filme, aber zahlen ungern.
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass man durch die komplette Eindämmung von Raubkopien kaum bedeutend zusätzlichen Gewinn einfahren könnte. Die Nie-Zahler würden in einem solchen Szenario einfach auf die FreeTV-Ausstrahlung warten oder sich die DVD ausleihen. Man würde durch ein komplettes Verbot jedoch den Werbeeffekt, den Schwarzkopien haben, unterbinden. Man würde so verhindern, dass Leute Filme laden und schauen, die sie nie gesehen hätten und dann doch ins Kino gehen oder die originale DVD kaufen.

Wie gesagt, rechtlich ist die Sache lupenrein und spricht gegen solche unerlaubten Internetkopien. Aber mir kann keiner weißmachen, dass der gesamte relative (und hochgerechnete) Verlust der Medienindustrie (Videospiele-, Musik- & Filmindustrie) nur an Schwarzkopien liege. Nur selten wird die voranschreitende Zersplitterung des Mainstreams, die intensive Nutzungs des Internets, das Aufkommen von neuen Freizeitbeschäftigungen und Medien oder die konjunkturelle Lage in diese Kalkulation einbezogen. Immer wird nur von Prognosen ausgegangen, die dann leider wieder drastisch unterboten wurden und dies dann dem Sündenbock Internet/Raubkopie zugeschoben wird.

Ein Beispiel:
Die Musik-Industrie ist seit dem letzten Jahrzehnt arg gebeutelt worden, die Verluste der CD-Verkäufe und des Gesamtumsatzers sind drastisch. Wieso wird aber fast nur auf “Raubkopien” als verantwortlichen Faktor geprügelt? Wieso rechnet man mal nicht folgende Punkte hinzu:

– CDs sind in den letzten Jahren teurer geworden (Alben kosteten vor 10 Jahren 20-30DM, heute sind Preise um die 18€ normal – Sonderangebote außen vor); wen der durchschnittliche Kunde pro Jahr z.B. 40€ für CDs ausgibt, so sind dass heute schon automatisch mindestens eine CD weniger.
– iTunes und Co. bieten Download-Musik für größtenteils 99ct pro Lied (bei Singles spart man 5€), bei Alben (oft bis zu 8€). Zudem sind hier die Margen kleiner, da die Anbieter neben den Service- & Vertriebskosten auch verdienen wollen
– die Diskographien vieler Sammler sind in den letzten Jahren immer kompletter geworden, der Umstieg von Vinyl auf CD bei vielen Doppelt-Käufern abgeschlossen – es wird weniger gekauft, weil der Großteil der Platten schon im Schrank steht
– Klingeltöne und die Handynutzung allgemein fressen insbesondere bei den Teenangern ein großes Loch ins Budget. Da wird aus Ermangelung an Taschengeld eben weniger CDs gekauft
– auch Videospiele kosten Geld und werden bei der besonders umworbenen jungen Zielgruppe immer beliebter
– die Videoverkäufe auf DVD sind in den letzten Jahren explodiert (kein Vergleich zu den Hochzeiten der VHS)
– Youtube bietet seit Jahren die Videos der Musikkünstler kostenlos an. Auch hier verdient die MI wesentlich weniger pro Abruf
– Radiostationen und Musiksender kaufen augenscheinlich günstige Pakete, zumindest äußert es sich immer drastischer daran, dass täglich die selbe Rotation gespielt wird (und das über Wochen)
– die unzähligen Webradios nehmen den traditionellen Radiosender durch ihre Vielzahl und Spezialisierung die Hörer weg und zahlen oft nur einen kleinen Obulus an RIAA und GEMA
– das Auftauchen von “freier Musik”, die der MI kein Geld bringt

Dieter
Dieter
2. Mai, 2009 17:24

@Paralyta: Wow! Das sind interessante Argumente!

Stephan
Stephan
2. Mai, 2009 18:36

@Paralyta et al.
Keines Eurer Argumente verfängt. Es ist mir völlig egal, ob der Musik-, Spiele- oder Filmindustrie durch Raubkopien irgendein Schaden entsteht.

Um es mit Walter zu sagen:
Das ist nicht Vietnam – hier gibt es Regeln!

Eine dieser Regeln ist, daß Raubkopien illegal sind. Das kann man jetzt doof oder knorke finden (ich finde es richtig), aber man muß sich daran halten!

Das Feindbild der großen bösen Industrie die die armen Verbraucher ausbeutet mag für manche nett sein, wenn man sich aber mal von seinen jugendlichen Anarchophantasien verabschiedet, wird es recht schnell fad.

Heino
Heino
2. Mai, 2009 19:25

@Stephan:hier hat doch niemand behauptet, dass Raubkopien legal wären. Es geht nur darum, dass die Filmindustrie sie als alleiniges Argument für fadenscheinige Berechnungen unglaubwürdiger Verlustzahlen heranzieht, wo die Ursachen für jeden klar denkenden Menschen auf den ersten Blick weit vielfältiger sind. Und du predigst hier de Bekehrten, denn du wirst unter den regelmässigen Besuchern dieses Blogs keine Raubkopierer finden. Echte Raubkopierer gehen sowieso selten bis gar nicht ins Kino, da sie für die Filme ja nicht zahlen wollen.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
3. Mai, 2009 08:27

@Stephan:
Leider hast du mit deinem “Hier ist nicht Vietnam – hier gibt es Regel!” nicht ganz Recht. Es mag Regeln geben, aber selbst die auch so gesetzestreuen Medienkonzerne geben einen Dreck auf Regeln wenn es ihrem Profit nützt.

Ich halte es daher ehr blauäugig mit dem alten Testament. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und natürlich trifft es immer die falschen.

Regeln sind nur solange gut, solange sie befolgt werden und zwar von allen.

Wortvogel
Wortvogel
3. Mai, 2009 13:29

@ Stephan: Wie einige Leser ausgeführt haben – du hast dich da vergaloppiert. Niemand bestreitet die Illegalität von Raubkopien. Ich habe das in den Artikeln zum Thema auch mehrfach betont. Die tatsächlichen Schäden werden von der Industrie aber immer nur hochgerechnet, bis in den Fantastilliarden-Bereich, und für die Berechnungen gibt es keine transparente und plausible Grundlage.

“Wolverine” bietet nun die einmalige Chance, am lebenden Objekt die Auswirkungen der Piraterie zu erforschen.

Natürlich muss man vorsichtig sein: man KANN argumentieren, OHNE Raubkopien hätte “Wolverine” viel MEHR eingespielt. Da aber selbst Branchen-Experten (ohne Einbeziehung der Raubkopien) 85 Millionen erwartet hatte, scheint das unredlich.

Ich denke, es lässt sich aber nun relativ sicher sagen, dass Fox durch die Existenz einer weit verfügbaren und qualitativ hervorragenden Raubkopie kein substanzieller Schaden entstanden ist. Das ist besonders deshalb wichtig, weil die Schäden ja als Hebel benutzt werden, um gesetzliche Regelungen und das Strafmaß festzulegen.

Es lässt sich schwer argumentieren, dass der erste Raubkopierer von “Wolverine” fünf Jahre in den Knast muss, wenn sich der Schaden augenscheinlich im Bagatellbereich bewegt.

Tornhill
3. Mai, 2009 13:57

An den REGELN rüttelt hier keiner, sondern nur an dem hohen moralischen Anspruch, mit dem sie vorgebracht werden.
Ich bin kein Rechtspositivist und nur weil etwas Gesetz ist, ist es darum für mich nicht automatisch richtig. Das heisst, ich sollte ihm zwar folgen, um das Funktionieren des Systems am Laufen zu erhalten, aber es kann trotzdem moralisch falsch sein. Und im vorliegenden Fall LÜGT die Industrie einfach, und legt mit vielen Anti-Raubkopierer-Spots eine äußerst fragwürdige Haltung zur Menschenwürde (Stichwort Knastvergewaltigung als gerechte Folge des Raubkopierens) an den Tag, so dass ich mir bestimmt kein Bein für ihre Rechte ausreisse.

Wie gesagt: Keiner hier fordert zum Raubkopieren auf (ich selbst bin Sammler und will Originale), aber man muss deren verlogene Propagandaschlacht einfach relativieren, wenn einem irgendwas an Wahrheit gelegen ist.

Stephan
Stephan
3. Mai, 2009 14:49

@Torsten (und andere)
Unter diesen Gesichtspunkten ziehe ich zurück – ich hatte Deinen Beitrag anscheinend falsch verstanden. Hätte mich auch gewundert – Dir sollte ja auch am Schutz geistigen Eigentums gelegen sein.

Heino
Heino
3. Mai, 2009 15:12

Was man allerdings am Beispiel von Wolverine recht gut verfolgen kann, ist die Wirkung vo Mundpropaganda. Wenn dem Film irgendwas das Genick bricht, dann die zahlreichen Verrisse von Leuten, die sich den Streifen tatsächlich bereits im Kino angetan haben und ihren Unmut sehr deutlich äussern. Und damit meine ich nicht die Kritiker (die halten eh keinen Menschen vom Kinobesuch ab), sondern die ganz normalen Bekannten, die de Film schrecklich finden. Bisher wurde der Streifen in jedem der von mir besuchten Foren ausschließlich als übel dargestellt, und da sich da Leute tummeln, bei denen ich einschätzen kann, inwieweit ihr Geschmack meinem entspricht, hat das für mich sehr viel mehr Gewicht als alle professionellen Negativkritiken, die sich im Umlauf befinden.

Wortvogel
Wortvogel
3. Mai, 2009 15:29

@ Heino: Da bin ich nicht sicher. Nicht nur “offizielle” Filmkritiker, sondern auch praktische alle Fan-Webseiten haben “Wolverine” verrissen. Dem Einspielergebnis (zumindest in den USA) scheint auch das nicht geschadet zu haben.

Dieter
Dieter
3. Mai, 2009 19:03

@Stephan: Daran sollte sich gelegentlich der eine oder andere Kommentator mal ein Beispiel nehmen: Ist es denn so schwer zu sagen, oh, da habe ich mich geirrt oder etwas falsch verstanden?

Ich finde das prima von Dir!

Tornhill
3. Mai, 2009 21:12

Ja, ich bin auch gerade ganz gerührt – so wird der Stephan nie ein Peroy. 😉

Dieter
Dieter
3. Mai, 2009 22:55

@Tornhill: Einer reicht ja auch. 🙂

Basti
4. Mai, 2009 10:09

Ich habe meinen 8,10 Euro Zehn Beitrag zu den Zuvielen Millionen Euro einahmen beigetragen. Und freue mich über die wunderschönen Landschaftsaufnahmen die diesen Film nicht wirklich besser gemacht haben!!!

Stephan
Stephan
4. Mai, 2009 11:40

@Tornhill
Ach, menno – jetzt hast Du meinen Lebenstraum als Aushilfsperoy zerstört.

tumulder
4. Mai, 2009 16:32

Ich frage mich ja auch schon seit langem, warum die Unterhaltungsindustrie sich so sehr gegen eine anscheinend doch vorhandene Nachfrage stemmt. Wo kann sich der nicht computeraffine Mensch seinen Ipod oder Mp3 Player befüllen lassen, wenn nicht beim Urheberrecht verletzenden Verwandten oder Bekannten. Wieso werden Menschen, die nicht ins Kino gehen möchten, was nicht unbedingt dem Igel in der Tasche geschuldet sein muß, den Tauschbörsen erfahrenen Arbeitskollegen überlassen. Der Markt ist doch da, er muß nur erschlossen werden. Ich würde mich freuen beim nächsten Stöbern in der riesigen CD Abteilung des nächstgelegenen Saturn, oder wo auch immer, zwischen den Optionen wählen zu können, die neue CD von Star Sailor kaufen zu dürfen oder einfach meinen Mp3 Player direkt an der Theke befüllen zu lassen. Ich denke, ich bin nicht der einzige, der so denkt.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 16:42

@ Tumulder: Warum solltest du eine CD kaufen, wenn du einen MP3-Player hast? Warum gehst du in einen Saturn, wenn du MP3 bequem zu Hause bei Amazon oder iTunes kaufen kannst? Ist ja nicht so, dass die Industrie sich weigert, dir MP3s zu verkaufen…

tumulder
4. Mai, 2009 17:05

@wortvogel
Ich spreche da ja auch weniger für mich, der ja ein computeraffiner Mensch ist, als für den ganzen Batzen an Menschen, die eben nicht mit Amazon, iTunes und Co. umgehen können oder wollen. Z.B. meine 58 jährigen Mutter. Man glaubt ja gar nicht wie stolz die auf ihren Mp3 Player ist, und wie traurig sie immer ist, wenn sie mal eine Woche warten muß bis ich ihr ihre neue Norah Jones CD aufgespielt habe. Und sie möchte ihren Player auch nicht mehr missen. Doch sich jetzt extra mit dem Internet, USB Kabel und Co. rumschlagen, dazu hat sie einfach keine Lust. Nicht daß sie den Umgang damit nicht verstehen würde, sie interessiert sich einfach nicht dafür.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 17:10

@ Tumulder: Das ergibt doch trotzdem keinen Sinn – warum spielst du dann deiner Mutter nicht die Musik von Amazon oder iTunes direkt auf? Warum den Umweg über eine CD aus dem Laden gehen?

Ich halte die Zielgruppe der Menschen, die zwar MP3-Player haben und bedienen, aber keine MP3s von einem Ordner in den anderen verschieben können, für eher gering – und aussterbend. Dass sich die Industrie da nicht die Beine ausreißt, um in allen Läden der Welt neue Hardware und Software zu installieren, scheint mir nachvollziehbar.

Und die Industrie ist auch nicht dafür verantwortlich, dass deine Mutter mit der Hardware umgehen könnte, es aber einfach nicht WILL.

milan8888
milan8888
4. Mai, 2009 17:17

Ich kenn ne 17jährige mit iPod aber ohne Computer – die bekommt den halt dann von Freunden bespielt weil sie dazu keine Möglichkeit hat.

Heino
Heino
4. Mai, 2009 17:57

@Wortvogel:hast recht, da lag ich mit meiner Einschätzung leider daneben. Und so wird Fox dafür belohnt, aus einem guten Stoff, der noch einige gute Filme hätte hervorbringen können, das schlechtest Mögliche gemacht zu haben:-((

tumulder
4. Mai, 2009 18:20

@wortvogel
Und die Industrie ist auch nicht dafür verantwortlich, dass deine Mutter mit der Hardware umgehen könnte, es aber einfach nicht WILL.

Ja dann soll die Industrie sich aber auch nicht beklagen, daß die Umsätze seit Jahren einbrechen, obwohl potenzielle Kundschaft zur Genüge vorhanden ist. Sorry, was ist das denn für eine techno darwinistische Einstellung? Wer neue Technik zum Musikhören nutzen möchte, muß auch Windows oder Mac OS bedienen können? Es gibt aber doch offensichtlich immer noch einen ganzen Batzen Menschen, deren Computerkenntnisse nicht über das Stöbern bei Ebay oder das gelegentliche Schreiben von e-mails hinausgeht. Die Leute, deren Kenntnisse hier weiter gehen, finden in aller Regel doch auch den Link zur Tauschbörse, mittels der das gewünschte Album schneller auf dem Rechner, als die Bankverbindung bei Amazon eingegeben ist. Darum geht es mir.

Und um Deine eröffnende Frage mal zu beantworten. Meine Mutter fragt mich doch nicht, ob ich ihr eine CD bei Amazon downloaden könnte? Die sieht sie im Geschäft und greift sofort zu. Impulskauf nennt man so etwas, als ob sie vorher von der Existenz des Albums gewußt hätte …;)

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 18:32

@ Tumulder: Techno-Darwinismus wäre, wenn deine Mutter mit den Geräten nicht umgehen könnte (was nach deiner Aussage nicht der Fall ist – sie WILL bloß nicht).

Was hält dich davon ab, deiner Mutter zu sagen, dass sie künftig im Laden keine CD mehr kaufen soll? Sie braucht sich ja bloß den Namen der CD zu merken. Und du ziehst sie dann direkt vom PC auf den Player.

“Ja dann soll die Industrie sich aber auch nicht beklagen, daß die Umsätze seit Jahren einbrechen, obwohl potenzielle Kundschaft zur Genüge vorhanden ist.” – die Umsätze brechen in dem von dir benannten Beispiel ja nicht weg, solange deine Mutter nicht raubkopiert. Und das tut sie doch nicht, oder?

Ich kann einfach dein Beispiel nicht nachvollziehen: wo ist in diesem Szenario das Versäumnis der Industrie, wo ihr Verlust? Deine Mutter verlagert das Problem ihrer Technik-Unwilligkeit auf dich – und was genau hat die Industrie damit zu tun? Bezahlt wird doch trotzdem.

Stellen wir mal zwei neutrale Szenarien nebeneinander:

– Szenario 1: Es gibt eine gewisse Menge Menschen, die zwar mit MP3s und MP3-Playern umgehen können, aber nicht mit iTunes oder Amazon. Die wollen, statt es zu lernen, lieber weiter in Läden gehen, und sich dort bedienen lassen. Für diese Menschen richtet die Industrie weltweit in allen nennenswerten Läden für Milliarden Euro Kosten Hard- und Software ein, damit sie sich ihre Geräte befüllen lassen können. Und dann hofft man allerorten, dass die Profite im Laden gekaufter MP3s die Investitionen (und die laufenden Kosten) irgendwann decken.

– Szenario 2: Die Industrie geht davon aus, dass Menschen sich früher oder später umstellen, weil die Befüllung eines MP3-Players über das Internet halt doch die elegantere Lösung für alle Beteiligten ist, und man für den technophoben Rest keine komplett neue Vertriebsstruktur bauen muss. Die wenigen Menschen, die AUS GENAU DIESEM Grund meinen, Raubkopien nutzen zu müssen, werden als Kollateralschaden verbucht.

Was hältst du für wahrscheinlicher?

tumulder
4. Mai, 2009 20:04

Die wollen, statt es zu lernen, lieber weiter in Läden gehen, und sich dort bedienen lassen.

Was ich als die normalste Sache der Welt betrachte. Findest Du es nicht komisch, daß Unterhaltungselektronikmärkte Hardware verkaufen, deren Content sich der Kunde zu Hause per Internet beschaffen muß. Wäre es dem Handel selbst nicht lieber, die Kosten für CD Transport, Lagerung und Regalauffüllung einsparen zu können und stattdessen die gleichen Umsätze mit viel kleineren Verkaufsflächen zu erzielen? Den von dir veranschlagten Milliardeninvestitionen steht doch ein nicht zu unterschätzendes Einsparpotenzial gegenüber. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die großen Märkte kein Interesse daran haben, wenn sie gleichzeitig die eine oder andere Etage in den Innenstädten entweder ganz aufgeben oder für Aktionsware nutzen könnten. Die Musikindustrie würde am liebsten das Zeitrad zurückstellen und dem Fraunhofer Institut die Erfdingung des Mpeg-1 Audio Layer 3 gerichtlich verbieten lassen. So eine Angst hat sie vor der Kopie. Amazon und iTunes sind da doch nur die Fliege in der Not, die mittlerweile wenigstens halbwegs sättigt, aber ihr keinesfalls wirklich schmecken dürfte. Sonst würde es doch 8 Jahre nach Einführung des iPods und 14 Jahre! nach dem ersten Mp3 Player überhaupt mehr als die gerade mal 4 oder 5 ernstzunehmenden legalen Download-Portale für Musik geben. Ich bekomme Musik im Handel ja noch nicht mal auf einem USB Stick oder einer Speicherkarte angeboten. Es ist einfach so, daß sich eine ganze Industrie gegen einen technischen Umstieg stellt, der in der Bevölkerung schon längst stattgefunden hat. Selbst bei denen, die mit dem Internet ansonsten nicht viel anfangen können. Wenigstens darin sollten wir uns einig sein.^^

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 20:18

@ Tumulder: Abgesehen davon, dass du auf meine Argumentation null eingegangen bist, sind wir uns auch beim letzten Punkt nicht einig: Die Industrie verdient mit Musik-Downloads bereits Milliarden. Da hat man in den 90ern vielleicht gepennt, aber das ist lange vorbei. Du verlangst keinen Schritt vorwärts, du verlangst einen halben zurück: obwohl sich heute jedermann MP3s am PC laden kann, möchtest du eine teure physische Infrastruktur, damit die Leute für etwas in den Laden rennen, was sie zu Hause haben können.

Mal abgesehen davon, dass dieses System ganz andere Fragen aufwirft – wer kauft noch CDs, wenn er MP3s nehmen kann, die er ja wiederum auf CD brennen kann? Sollen alle Saturn-CD-Abteilungen auf ein Terminal reduziert werden, an dem man sich einen Stick befüllen kann? Was in dann noch der Unterschied zum PC im Internet-Café?

Vor allem aber unterstellst du der Industrie widersinniges Verhalten – warum sollten die Unternehmen ein Interesse haben, lukrative Vertriebswege wie den von dir beschriebenen NICHT zu eröffnen? Da wird kein Schuh draus. Wäre die Industrie der Meinung, da gäbe es Geld zu verdienen, wäre sie auch dabei. Bei MP3 war es aber genau andersrum: jahrelang war das Format primär geeignet, Profite zu vernichten, und darum wurde es von der Industrie bekämpft. Wenn man sich an Gesetze und Lizenzen halten muss, kann man halt nicht ganz so schnell und bequem reagieren wie die Raubkopierer.

Nochmal ganz konkret die Frage: worauf basiert deine Annahme, es gäbe eine tragfähige, lukrative und dauerhafte Zielgruppe für MP3s, die nicht aus dem Netz geladen, sondern im Geschäft auf die Player überspielt werden? Hast du da Zahlen? Marktforschung?

tumulder
4. Mai, 2009 21:31

Vielleicht öffnet Dir ja dieser Heise Artikel einen anderen Blickwinkel auf die Internet Revolution. Ich weiß, Umfragen sind mit Vorsicht zu genießen, aber ein Trend ist doch durchaus abzulesen.

Da hat man in den 90ern vielleicht gepennt, aber das ist lange vorbei. Wie lange? 1, 2 oder 3 Jahre? Noch einmal meine Gegenfrage, wieviele ernstzunehmende legale Download-Möglichkeiten für Musik gibt es? Und wo und von wem werden die eher unbekannten beworben? Für Musicload gab es mal einen Werbespot im Fernsehen, stimmt.

wer kauft noch CDs, wenn er MP3s nehmen kann, die er ja wiederum auf CD brennen kann?

Ja das ist doch eigentlich meine Frage. Einerseits klagt die Industrie über einbrechende Umsätze beim CD Verkauf, rechnet dies den illegalen Mp3s im Netz zu, weigert sich jedoch legale Mp3s außerhalb des Netzes anzubieten, wo sie direkt neben den illegalen Angeboten zu finden sind. Wenn das nicht widersinnig ist, was dann?

Vor allem aber unterstellst du der Industrie widersinniges Verhalten – warum sollten die Unternehmen ein Interesse haben, lukrative Vertriebswege wie den von dir beschriebenen NICHT zu eröffnen? Da wird kein Schuh draus. Wäre die Industrie der Meinung, da gäbe es Geld zu verdienen, wäre sie auch dabei.

Nein, die reagiert erst, wenn es sich nicht mehr verhindern läßt auf den Zug aufzuspringen. Wie lange hat es denn z.B. gedauert, bis auch die großen Markenhersteller von DVD Playern ihre Geräte DivX fähig machten? Erst als sie sich den Druck durch die Billig Konkurrenz beugen mußten, deren Geräte schon längst mit der Möglichkeit protzten aus dem Internet heruntergeladene Filme ohne weitere Bearbeitung abzuspielen. Warum kann Apple den iPod und gleichzeitig den iTunes-Store zu einer Erfolgsgeschichte machen und Sony als Rechteinhaber und Elektronik-Platzhirsch versucht noch nicht einmal etwas gleichwertiges aufzubauen. Man erschrickt ja geradezu, wenn man einen Sony Mp3 Player in der Hand hält. Dabei hatten die ja mal mit den Walkman eine starke Marke auf dem Markt. Musicbox (Sony) startete erst letztes Jahr. Wie lange gibt es den iTunes Store? Sony läßt sich den Markt also erst fünf ganze Jahre von einem Konkurrenten abgrasen, bevor sie selbst aktiv werden. Da kann es dann ja nichts zu verdienen gegeben haben. Denn nach deiner These ist die Industrie ja sofort da, wenn es was zu verdienen gibt. Wahrscheinlich gibt es dann auch bei den laut oben verlinkter Umfrage knappen 58 Prozent der deutschen, die privat nie ins Internet gehen, aber doch wohl in ein Geschäft, nichts zu holen. Gewagte Geschäftsprognose, sag ich da einmal.

Peroy
Peroy
4. Mai, 2009 21:32

Ich will CDs. Körperlose MP3s sind scheisse.

tumulder
4. Mai, 2009 21:47

Du verlangst keinen Schritt vorwärts, du verlangst einen halben zurück: obwohl sich heute jedermann MP3s am PC laden kann, möchtest du eine teure physische Infrastruktur, damit die Leute für etwas in den Laden rennen, was sie zu Hause haben können.

Da magst Du vielleicht in gewisser Weise Recht haben, aber ich glaube auch fest daran, daß sich der Markt für vernünftige Mp3 Player anders gestallten würde, würde das kompatible Datenformat gleich nebenan einen Gang weiter angeboten. Zum iPod Classic gibt es ja sozusagen überhaupt keine adäquate Alternative. Creative hat es ja mittlerweile aufgegeben, Apple etwas wirklich attraktives entgegenzustellen.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 21:49

@ tumulder: Das artet mir eigentlich zu sehr aus, aber bitte…

Dass 58 Prozent der Deutschen unter 14 privat nicht ins Internet gehen, hat mit dieser Diskussion nichts zu tun, weil es keine Hinweise darauf enthält, wie viele dieser Menschen MP3-Player haben, und dafür Musik erwerben möchten. Und nur um die Kombination dieser beiden Faktoren geht es hier. Ich kann mich also wiederholen: “worauf basiert deine Annahme, es gäbe eine tragfähige, lukrative und dauerhafte Zielgruppe für MP3s, die nicht aus dem Netz geladen, sondern im Geschäft auf die Player überspielt werden?”

Und selbst wenn ich aus Spass mal unterstellen würde, diese 58 Prozent wären potentielle Käufer digitaler Musik, dann könnte ich immer noch entgegen halten, dass es bedeutend lukrativer wäre, diese Zielgruppe zum Internetzugang zu überreden, weil sie dann nämlich Kunden nicht nur für Musik, sondern auch für alles andere wären, was sich über das Netz anbieten lässt. Es erspart mir außerdem den Aufbau eines weiteren Vertriebsnetzes, wie schon erwähnt.

WIEVIELE Download-Portale es gibt, ist von keinerlei Relevanz, solange die vorhandenen alles bieten, was der Nutzer will. Nicht zu vergessen: Shops wie iTunes bieten unendlich MEHR Musik als jeder Laden. Auch hier gibt es keinen Grund, Kunden nachzulaufen, die sich dem Angebot verweigern.

Thema Werbung (hat auch nichts mit dieser Diskussion zu tun, aber bitte); Welcher Besitzer von MP3-Playern kennt iTunes oder Amazon NICHT?

Du verwechselst außerdem Hersteller und Verkäufer – Shops wie iTunes kamen u.a. so schwer in die Pötte, weil die Musikfirmen wegen der Rechte zickten. Das hat aber WIEDER nichts mit dieser Diskussion zu tun, denn es würde bei einem Angebot im Laden nicht anders aussehen.

Und letztlich: bei der Frage der Divx-DVD-Player wirfst du die Interessen der Hard- und Software-Hersteller in einen Topf. Hardware-Hersteller haben ein Interesse, ihre Geräte für möglichst viele Formate zu öffnen, um sie attraktiv zu machen. Software-Hersteller wollen die von ihnen bevorzugten Formate durchsetzen. Da es bis heute praktisch keine legalen kommerziellen Divx-Angebote gibt, war der Bau von Divx-kompatiblen DVD-Playern eine Konzession an die Raubkopierer. Was damit bewiesen ist, darfst du mir gerne mal erklären. Und auch, was das mit dem MP3-Verkauf in Ladengeschäften zu tun hat.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 21:51

“Zum iPod Classic gibt es ja sozusagen überhaupt keine adäquate Alternative. Creative hat es ja mittlerweile aufgegeben, Apple etwas wirklich attraktives entgegenzustellen.” – was soll DAS denn heißen? Es gibt Tausende verschiedene MP3-Player dutzender Firmen, von 1GB bis 500GB, videotauglich oder nicht, mit WLAN und Spiele-Emulatoren, eingebaut ins Handy oder den USB-Stick. Auf keinem Hardware-Gebiet hat der Kunde derartige Auswahlmöglichkeiten.

tumulder
4. Mai, 2009 23:12

@wortvogel

Ich fasse mal kurz zusammen.

Also für den Vertrieb von Ware ist es nicht ausschlaggebend, wenn 58% der potenziellen Kunden den Laden nicht betreten wollen, in dem die Ware verkauft wird? Potenzieller Kundschaft sollte man nicht hinterherlaufen? Es ist nicht ausschlaggebend in wievielen Läden Ware verkauft wird? Du glaubst tatsächlich jeder Besitzer eines Mp3 Players kennt iTunes und Amazon? (Ich kenne zumindest schon mal meine Mutter und noch ein paar andere, die deinem Bild nicht entsprechen. Aber die gehören halt zu einer aussterbenden Generation.) iTunes hatte anfangs Probleme, da die Rechteverwerter (Musikindustrie) sich quer stellten. Die Industrie ist aber überall wo sich Geld verdienen läßt. Die Verluste durch Raubkopien werden als Kollateralschaden angesehen, gleichzeitig befürchtet (um mal wieder topic zu kommen) der Verleih von Wolverine große Umsatzeinbußen durch die schon lange im Netz stehende Raubkopie des Filmes und knebelt die schreibende Zunft an eine Sperrfrist, da die ja verraten könnte, daß die Kinoversion sich nicht extenziell von dieser Raubkopie unterscheidet. Ich weiß, das hat jetzt alles wieder nichts mit dem großen Wehklagen über einbrechende Umsätze der Unterhaltungsindustrie zu tun, die lieber noch zehn oder vielleicht zwanzig Jahre warten möchte bis endlich alle eingesehen haben, daß sie sich einen Internetanschluß zulegen müssen, um in den Genuß ihrer Ware zu kommen, was ja auch schließlich eleganter ist. Wenn dir jetzt deine Auftraggeber wegbrechen (was ich dir in keinem Fall wünsche), wartest Du dann auch auf den Anruf eines neuen Auftragsgebers, oder versuchst Du von alleine neue Kontakte zu knüpfen? Und damit soll jetzt wirklich Schluß von meiner Seite sein. Genug gespamt für heute Abend.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 23:23

@ tumulder: es mangelt dir immer noch am Verständnis für Statistik.

“Also für den Vertrieb von Ware ist es nicht ausschlaggebend, wenn 58% der potenziellen Kunden den Laden nicht betreten wollen, in dem die Ware verkauft wird?” – das unterstellt, dass 58% die Ware nicht kaufen, weil ihnen der Laden nicht passt. Das ist nicht nur nicht belegt, sondern praktisch auszuschließen.

Beliebiges, aber vergleichbares Beispiel: Ca. 95 Prozent der Deutschen kaufen sich dieses Jahr KEIN neues Auto. Was für eine Dummheit der Branche, eine so große Zielgruppe zu ignorieren! Wenn ich die wäre, würde ich VOR JEDES HAUS DER REPUBLIK ein Autohaus bauen lassen, mit kostenlosem Kaffee und Supermodels!

Nur: es würde vermutlich nicht mehr Autos verkaufen, sondern nur unglaublich viel Geld verbrennen.

Ich sage es gerne nochmal: Aussagekräftig wäre eine Zahl von Nicht-Internetusern, die TROTZDEM Mp3-Player besitzen, UND MP3s kaufen wollen. Und diese User müssten sich dann entscheiden, MP3s im Laden zu kaufen, und zwar in einer Menge, die JENSEITS der Kosten der Dateien den Aufbau dieses Vertriebsnetzes rechtfertigt.

“ch kenne zumindest schon mal meine Mutter und noch ein paar andere, die deinem Bild nicht entsprechen. Aber die gehören halt zu einer aussterbenden Generation.” – aussterbende Generation, richtig. Die Branche macht keinen Schritt rückwärts, der Milliarden kosten würde.

“Wenn dir jetzt deine Auftraggeber wegbrechen, wartest Du dann auch auf den Anruf eines neuen Auftragsgebers, oder versuchst Du von alleine neue Kontakte zu knüpfen?” – ganz genau. Die Leute kaufen kaum noch Musik im Laden, laden lieber aus dem Internet, und die Branche ist dem Ruf gefolgt. Deshalb verdient sie im Internet Milliarden. Your point being?

Stephan
Stephan
5. Mai, 2009 12:27

@tumulder
Wenn Du das so große Potentiale siehst, wäre es vielleicht sinnvoll, mit dieser Idee etwas aufzuziehen bzw. an größere Unternehmen heranzutreten…

Heino
Heino
5. Mai, 2009 19:40

@tumulder:bei Sony irrst du definitiv, das ist zwar eine extrem kundenunfreundliche Firma, die auch immer ihre eigenen Formate durchsetzen will, aber die hatten schon anno 2000 den meines Wissens nach ersten MP3-Stick (für 800 DM) auf dem Markt. Und das weiss ich zufällig genau, weil ich die Dinger damals im Media Markt selbst verkauft habe.

Überhaupt glaube ich nicht an deine potentiell vorhanden Käuferschicht für MP3-Befüllung im Saturn. Der Grund dafür ist ganz einfach:die Leute unter 50 Jahren haben fast ausnahmslos einen Rechner und Internetzugang und wissen, wie sie ihren Player gefüllt bekommen. Und die Leute über 50 kennen sich damit vielleicht nur bedingt aus, sind dann aber in der Regel auch nicht daran interessiert und machen es genau so wie deine Mutter, sprich:sie fragen ihre Kinder oder Enkel.

Ausserdem gibt es durchaus noch andere Möglichkeiten als I-Tunes oder Amazon. Viele meiner Bekannten schwören z.B. auf Napster.

Dieter
Dieter
10. Mai, 2009 17:57

Ich war jetzt ja nun zum zweiten Mal in ,,StarTrek” (btw habe ich auch auf Imrahils Kritikpunkte geachtet). Ich lebe in in einer ländlichen Flächengemeinde mit einer Kernstadt, ungefähr 23.000 Einwohner. Das Kino hat drei Säle, zwei hervorragend, Sound-System auf neuestem Stand mit so jeweils ca. 400 Sitzplätzen. Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass der Besuch schwach war, wenn ich da war. Das schob ich darauf, dass ich Filme oft erst sehe, wenn sie schon eine Weile laufen. Jetzt bei ,,StarTrek”, der ja sehr gute Kritiken hat und auch Kinogänger anspricht, die keine Trekkies sind, waren bei der Vorpremiere ca. 20 Leute im Kinosaal! Gestern, also am ersten Wochenende auch maximal 30! Als ich ,,The Dark Knight” sah, war das Kino nicht einmal halbvoll, ,,Die Hard 4.0″ desgleichen usw, usf. Gestern sprach ich den Betreiber an. Er sagte mir, dass seine studentischen Hilfskräfte und Schülerinnen, die im Verkauf stehen, versucht haben in ihrem Umfeld Werbung zu machen. Die Reaktion sei gewesen, den Film kenne man schon. Wohl von Raupkopien, meint der Betreiber.

Wortvogel-gestählt präsentierte ich das aktuelle Einspiel-Ergebnis von ,,Wolverine”. Seine Reaktion: Auch dieser Film floppte in unserem Kino mit der gleichen Begründung. Er sieht das Problem in eine Art, wenn ich das verkürzt ausdrücken darf, speziell deutschen Geiz-ist-geil-Mentalität.

,,Watchman” wird bei uns nicht laufen (und ich habe mich so gefreut), die Vortsetzung von ,,StarTrek” wohl auch nicht mehr, ob er den Betrieb überhaupt noch halten kann, weiss er nicht.

So überzeugend ich Deine Argumentationen auch immer finde, Torsten, aber jetzt denke ich doch, dass an der Vermutung des Kinobetreibers etwas dran sein könnte; das Kino lief immer gut, besteht jetzt in der zweiten Betreiber-Generation und wurde nach dem Krieg eröffnet.

Dieter
Dieter
10. Mai, 2009 17:59

,,Fortsetzung”! Herrgott, Mann!

War echt nur ein Tippfehler.

Wortvogel
Wortvogel
10. Mai, 2009 18:07

@ Dieter: Das kann aber nicht an den Raubkopien liegen. Ich denke eher, die Landbevölkerung orientiert sich um, was die Freizeitgestaltung angeht. In den Großstädten ist das nicht so dramatisch. Aber auch da ist die absolute Zahl der Kinos ja im Sinkflug (siehe meinen Artikel über die Düsseldorfer Kinogeschichte).

Kurz gesagt: Es gibt das Problem der schwindenden Besucherzahl, es gibt das Problem der Raubkopien – aber in meinen Augen gibt es keinen Beweis für einen direkten kausalen Zusammenhang der beiden.

Dieter
Dieter
10. Mai, 2009 18:13

,,Ich denke eher, die Landbevölkerung orientiert sich um, was die Freizeitgestaltung angeht.”

Das heißt, man sieht keine Filme mehr im Kino an. Kino ist out.

Das ist so jenseits meiner Bedürfnisse und Interessen, dass ich mir das gar nicht vorstellen kann. 🙂

comicfreak
comicfreak
7. Februar, 2010 16:24

..wahrscheinlich schreibe ich jetzt hier was, das 500 andere in den letzten Monaten schon gesagt haben, und bitte deshalb im Vorfeld um Verzeihung.

Mittlerweile (zumindest auf der Wolverine-DVD) werden Raubkopierer nicht mehr als zuverlässig erwischt werdende Kriminelle dargestellt, sondern als freundlose Einzelgänger, die einsam im Kellerloch endlose Stunden mit Downloads verbringen, während die coolen Typen mit ihren Freunden Party machen und sich die Original-DVD reinziehen.

Zudem ist auf der Kauf-DVD ein Code, mit dem man sich digitale Kopien erlaubt sichern kann.

Jetzt hat sich das Thema böse Raubkopierer wohl hoffentlich bald erledigt.

@ Wortvogel:
der Film war genau so grandios und so unsagbar grottig wie von dir prophezeit. Danke.