21
Apr 2009

Stumm auch am Stammtisch? Wolverine – Maulkorb für Medienjournalisten

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

wolverine

Bei Telepolis bin ich gerade auf einen interessanten Artikel gestoßen – wie es aussieht, verlangt Fox von Journalisten, die in dieser Woche an einer Pressevorführung von “Wolverine” teilnehmen, die Unterschrift unter eine weitreichende Sperrfrist-Erklärung.

Ich hatte über das Thema ja bereits geschrieben: Sperrfristen sind mittlerweile üblich, aber deshalb nicht weniger übel. Sie schaden primär dem nicht tagesaktuellen Printjournalismus, der nun endgültig keine Chance mehr hat, einen Film vorab kompetent zu besprechen. Die Kollegen der Wochen- und Monatszeitschriften, die man in diesen Vorführungen trifft, sind also eher aus Gewohnheit überhaupt eingeladen worden – und kommen auch nur aus Gewohnheit. Das eigentliche Ziel des Screenings, kritische Berichterstattung zu erlauben, ist damit ad absurdum geführt worden.

Die Blogger wird’s nicht stören, die können auch noch drei Stunden vor dem Deutschlandstart noch eine Kritik online stellen.

Soweit alles nicht neu.

Die Sperrfrist-Erklärung von Fox ist aber besonders restriktiv – bis in Bereiche hinein, die jedes erträgliche Maß sprengen: “Darüber hinaus bestätige ich, dass mein Artikel / meine Kritik und/oder meine eigene Meinung zu dem Film, die in der Teilnahme an dieser Vorführung begründet sind, nicht vor dem 27. April 2009 in Printmedien wie Zeitungen oder Illustrierten, im Rundfunk, wie TV oder Radio und /oder in Neuen Medien wie Blogs, Foren oder Webseiten veröffentlicht, verbreitet und/oder an Dritte weitergegeben werden.”

Kurzum: Ich darf mir den Film ansehen – ich darf aber niemandem vor dem 27.4. meine Meinung sagen. Streng genommen dürfte ich nicht mal auf die Frage meines Chefredakteurs “Und – wie war’s?” antworten.

Ich denke, damit ist eine Grenze überschritten. Das ist kein verständlicher Schutz von Verleihinteressen mehr, sondern eine provokante Missachtung der Wechselbeziehung Presse/Vertrieb. Es ist der hässliche und offensichtliche Versuch, neben der gedruckten Kritik auch die Mundpropaganda zu knebeln.

Was mich am meisten ärgert: Gerade “Wolverine” hat bewiesen, dass die professionelle schreibende Zunft ihren Teil des Deals einhält: es gab exakt EINEN Journalisten, der nach dem Auftauchen der Arbeitskopie eine (durchaus positive) Kritik veröffentlichte – und prompt seinen Job verlor. ALLE anderen Kinokritiker weltweit (ich eingeschlossen) entschieden sich, dem Verleiher nicht in den Rücken zu fallen, und die millionenfach umlaufende Raubkopie zu ignorieren.

Das Problem: Fox kommt vermutlich damit durch. Man wird die Einhaltung der Sperrfrist-Erklärung nicht bis in die letzte Konsequenz verfolgen, um keinen Präzedenzfall zu provozieren (es ist zweifelhaft, ob die Erklärung vor Gericht Bestand hätte), und die Journalisten werden es hinnehmen. Man sieht von einer Verfolgung ab – behält sich aber die Möglichkeit als Drohkulisse vor. Das reicht in den meisten Fällen schon aus, um für Räson zu sorgen.

Nötig wäre in so einem Fall eine konzertierte Aktion von Journalisten, Zeitschriften, Verlagen, etc. – die Pressevorführungen müssten leer, die Sperrfrist-Erlärungen ununterschrieben bleiben. Aber dazu wird es nicht kommen. Es fehlen die Logistik und der Wille zum Widerstand.

Die Verleiher machen aus dem “Partner Journalist” den “Gegner Journalist”. Mittelfristig vergiftet das die Arbeitsatmosphäre – die langfristigen Konsequenzen wird man abwarten müssen.



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Brandenburgerin
21. April, 2009 13:30

Also geht man dann nur in diesen Film, um ihn vor allen anderen zu sehen? Wozu machen die Filmverleiher das überhaupt, wenn kein Journalist seinen Senf abgeben darf?
Als Cineast schau ich mir die Filme an, die ich vom Plot her interessant finde, egal wie die Kritiken aussehen.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 13:39

@ Brandenburgerin: Natürlich darf Senf abgegeben werden – aber eben erst NACH der Sperrfrist. Für Radio, Tageszeitungen, Internet, etc. reicht das.

Ich gehe selber ja auch hin – und sei es nur, um Geld zu sparen. Schreiben musste ich (u.a. für TVpiccolino) schon vor drei Wochen über den Film.

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 13:49

Deinem Chef kannste schon sagen, wie der Film deiner Meinung nach war. Es geht ja um “Printmedien”.
Ist ja nix neues, das Studios und Verleiher besonders Blogger und allgemein das Internet von oben herab betrachten, obwohl sie es besser wissen müssten. FOX hat unter Onlinekritikern mit den schlechtesten Ruf, da sie sich recht “arschig” verhalten (keine Screenings, Knebelverträge usw.).
Frage mich, warum das Netz/der PC von GEZ und scheinbar auch von Verleihern noch immer als “Neues Medium” bezeichnet wird. Das lässt schon tief blicken.
Ich denke, solche Maßnahmen wären gar nicht nötig, wenn die Studios drauf verzichten würden, Scheißfilme zu produzieren…ach ja, in einer perfekten Welt…denn dann müssten sie auch nicht versuchen, die negativen Kritiken so lange wie möglich herauszuzögern.

manhunter
21. April, 2009 13:50

Hui. Ich geh diese Woche auch an die PV des Streifens, mal gucken, ob das wirklich so ist. Meine Besprechung kommt zwar sowieso erst am Tag vor dem Kinostart raus, aber eine totale Sperrfrist ist schon happig.

Dr. Acula
21. April, 2009 13:59

Man sollte als Journalist dann einfach die Sperrfrist weiter fassen und gar nicht über Wolverine schreiben…

qapla
qapla
21. April, 2009 14:03

Wie ist das denn bei Star Trek? Da sind ja schon einige Premieren gelaufen( u.a in Berlin) aber bisher kaum Reviews veröffentlicht. Gibt es da auch ne Sperrfrist? Und warum berichten dann trotzdem einige wenige?

Soll das denn Hype anheizen?

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 14:04

@ Jack: Du liegst in beiden Fällen falsch:

– Ich bin auch Printjournalist, und die Erklärung sagt deutlich, dass man seine Meinung nicht an Dritte weitergeben darf

– Die Erklärung behindert eben eher die Printjournalisten, nicht die Online-Schreiber.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 14:05

@ quapla: Premieren sind keine Pressevorführungen. Sperrfristen heizen keinen Hype an. Man kann natürlich Sperrfristen ignorieren, und hoffen, nicht erwischt zu werden.

Stephan
Stephan
21. April, 2009 14:21

@Torsten
Was schreibst Du denn dann in so einer “Kritik” wie für TVpiccolino (sag nicht ich soll sie mir kaufen ;))?

“Wolverine, Comiccharakter, bekannt aus X-Men I-III, Hugh Jackman ist der Typ von den Oscars, Raubkopie entwichen”? Oder wird erwartet, daß Du so tust, als hättest Du den Film gesehen?

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 14:28

@Wortvogel: Dann hab ich den Printteil wohl falsch verstanden und würde jetzt sicher ne Klage am Hals haben. Verlasse mich mal auf dein Urteil.
Dein Argument über die Behinderung der Printjournalisten kann ich schon nachvollziehen und du hast auch vollkommen recht. Ich meinte allerdings die Einstellung der Vertreiber zu Internetkritikern/Bloggern/Sites, dass sie nämlich noch immer nicht so ernst genommen werden, wie sie es eigentlich verdient hätten.
US-Blogger berichten darüber, dass sie ausdrücklich von Screenings ferngehalten wurden, gerade weil sie im Web tätig sind. Das geht zwar an deinem Artikel vorbei, wollte es jedoch erwähnen.
Auf jeden Fall hat Wolverine ne Menge kostengünstige Werbung bekommen. Da Fox allerdings mit der Sperrfrist so rumzickt, gehe ich stark von nem schlechten Film aus.
Nebenher: Die Macher von Star Trek haben in Austin, TX ein advanced screening veranstaltet, bei dem Spock zu Gast war und ausdrücklich darum gebeten, dass die Teilnehmer (on- und offline) über den Film berichten. Es geht also auch anders – der soll aber auch gut sein.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 14:31

@ Stephan: Ich schreibe dann über die Produktion, lasse aber meine Meinung außen vor. Das geht. Und ist leider das, was der Verleih will.

@ Jack: Klar machen die ein Screening ist Austin – weil da Ain’t It Cool News sitzt, das wichtigste Meinungsmedium für alle Fans. Die wissen, auf welcher Seite ihr Brot mit Butter beschmiert ist…

Stephan
Stephan
21. April, 2009 14:39

@Just_Jack
Bis zu einem gewissen Grad kann ich den Verleih aber auch verstehen. Die Domain “filmkritik-online” ist schnell für 3EUR im Monat gesichert und schwupps bin ich Filmkritiker. Das kann es ja irgendwie auch nicht sein…

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 14:47

@Wortvogel: ANGEBLICH wurde es nicht als Screening für diesen Film verkauft, sondern als big screen Vorführung von “Wrath of Khan” mit 10 Minuten vom neuen Star Trek. Kann schon sein, dass ain`t it cool die tatsächliche Info bekommen hat.
Einige Schreiber für ain`t it cool sollen ja…leicht zu beeinflussen sein und gern mal ein gutes review für ne Sonderbehandlung raushauen, jedoch hoffe ich in diesem Falle einfach mal auf das Selbstvertrauen und Wissen der Macher, nen guten Film gemacht zu haben, über den das Publikum bescheid wissen soll. Die Wolverines sehen das scheinbar anders, zeigen nur ihren kick ass trailer und versuchen scheinbar, alles negative über den Streifen vom bezahlenden Zuschauer fernzuhalten. Vielleicht ist es auch einfach nur Schadensbegrenzung. Denke aber, dass dies, falls der Streifen gut ist, falsch ist und nur der richtige Weg wäre, wenn der Film einen X3-Abklatsch darstellt.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 14:53

@ Jack: Ich oute mich da gerne – ich fand X3 klasse. X2 war ein Problem.

@ Stephan: Vollkommen richtig. In den Pressen sitzen auch immer ein paar Helden, die ihr vom Provider zugeteiltes Billig-Blog als Rechtfertigung heranziehen, sich “Filmkritiker” zu nennen. Andererseits: warum sucht man sich keinen Maßstab (z.B. Zugriffszahlen, genuine visits, etc.), um die Spreu vom Weizen zu trennen? Und wie hier neulich einer der Betreiber vom Movie Maze richtig sagte – viele Verleiher kennen mittlerweile den Unterschied zwischen dem Parasiten, der nur gerne kostenlos ins Kino möchte, und dem echten Online-Kritiker.

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 14:59

@Stephan: Es gibt aber etablierte, seriöse Seiten, die sich ihren Ruf hart erarbeitet haben, so wie es einst einen Roger Ebert gab, der sich auch erstmal dorthin kritisieren musste, wo er jetzt (bzw. vor einigen Jahren noch) steht/stand.
Klar ist es ärgerlich, wenn schlechte Seiten die quotenmeter nach oben schaffen, aber ich geh immer von nem aufgeklärten Zuschauer aus, der sich diverse Kritiken reinzieht und weiß, welcher Kritiker am ehesten mit ihm geht.
Dass eine große Zahl von Zuschauern einfach nur ins Kino geht, weil der Trailer “geil” ist, sich von ” `Atemberaubendes Kino` (Bild)” auf der DVD-Box beeindrucken lassen und denken, “I Am Legend” sei ein guter Film…naja, das gibt es eben auch.
Was ich damit sagen will: Wenn man ein gutes Produkt abliefert, kann es einem euch egal sein, dass einige schwarze Schafe es kaputt reden, denn die “weißen Schafe” und das Produkt selbst sind die besten Fürsprecher.

Peroy
Peroy
21. April, 2009 15:12

“Dass eine große Zahl von Zuschauern einfach nur ins Kino geht, weil der Trailer “geil” ist, sich von ” `Atemberaubendes Kino` (Bild)” auf der DVD-Box beeindrucken lassen und denken, “I Am Legend” sei ein guter Film…naja, das gibt es eben auch.”

Der Wortvogel denkt aber auch, “I Am Legend” sei ein guter Film…

Dr. Acula
21. April, 2009 15:31

‘n schlechter Film sieht jedenfalls anders aus.

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 15:35

@Peroy: Der Vogel und ich haben sicher nicht die gleichen Geschmäcker und jeder von uns kann belegen, warum er etwas mag oder nicht mag. Wir stehen bei X-Men, den neueren Bonds und Battlestar Galactica auf verschiedenen Seiten. Vielleicht auch bei I Am Legend. Kann ich grad nicht belegen. Auf jeden Fall können wir beide aus nem Film rausgehen und unser Urteil weiter fassen als “gut” oder “schlecht”, sondern auch die diversen Graustufen zwischen schwarz und weiß abdecken. Hab I Am Legend als Beispiel gewählt, weil ich diesen Film als Blockbuster ansehe, bei dem für mich persönlich ne Menge gegen den Baum gegangen ist und ich sauer aus dem Kino raus bin, teilweise auch, weil die Prollgucker “…den Film wegen die Zombies und die Explosionen und so krass fanden – und weil Will Smith voll heiß ist…”.

Peroy
Peroy
21. April, 2009 15:36

Isser ja auch…

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 15:37

@ Jack: Mach einfach die Probe aufs Exempel: https://wortvogel.de/?p=808

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 15:57

Ok, habs jetzt gelesen. Will auch gar keine große Diskussion über den Streifen entfachen, nur soviel: die negativen Seiten, die du erwähnst und zu denen ich noch ein paar hinzufügen würde, mindern für mich die immerhin schon wenigen positiven.
Aber wie gesagt: Wir rutschen grad wieder vom eigentlichen Thema, nämlich “verschärfte Sperrfrist” weg.
Ich denke, es ist affig, Journalisten den Maulkorb umzubinden, da es darauf abzielt, das Publikum so spät wie möglich über schlechte Filme aufzuklären und weiterhin die Waage zwischen Kapital und Moral zu Ungunsten der Moral beschwert. Natürlich soll niemand rauskommen und sagen: “Hey Leute, der Film ist kacke, aber bitte guckt ihn euch trotzdem an.”, aber man kann ja von vornherein sagen, dass die Macher von “Disaster Movie” kein Geld mehr bekommen, um mehr Geld zu machen, da dass, was die abliefern von allen Seiten als “schlecht” abgestempelt wird.
Wenn du den jetzt auch gut findest, musst du mir begründen, warum.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 16:07

@ Muss ich nicht: https://wortvogel.de/?p=3333

🙂

rumo
rumo
21. April, 2009 16:15

@wortvogel:
im umkehrschluss bedeutet die klausel aber auch, dass man seine meinung nach der vorführung nicht an die pressebetreuer weitergeben darf. wäre sicher der effektivste und direkteste weg solche unsinnigen klauseln zu boykottieren.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 16:20

@ rumo: kaum. Die zucken mit den Schultern, sagen “Wir findens auch nicht so dolle, ist aber eine Anweisung von ganz oben”, und damit ist die Sache erledigt.

rumo
rumo
21. April, 2009 16:28

wenns nur ein einzelner macht, sicherlich. wenn aber alle, oder ein großteil der kollegen mitmacht, haben die pressebetreuer nicht viel in ihren bericht zu schreiben, außer ein einhelliges vermerk auf die sperrfristklausel.
das ist dann zwar unangenehm für die pressebetreuer, bewirkt aber vielleicht doch ein kleines umdenken bei den verleihern selbst.

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 16:28

Hätt mich auch sehr gewundert, wenn der hier gut weggekommen wäre.
Weiß ja nicht, wie der Kontakt unter euch Schreibern ist, aber wäre es denn möglich, Screenings geschlossen zu boykottieren. So ne Art Streik, bis die Gängelei aufhört oder gäbe es da zuviele Streikbrecher?
Dass ihr fast geschlossen Entscheidungen treffen könnt, hat ja die Weigerung Wolverine ein review zu verpassen bewiesen. War das ein Gewissensentscheid oder eher die Angst vor den Konsequenzen?

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 16:38

@ rumo: ich glaube das nicht.

@ Jack: Siehe oben – das klappt nicht. Zumindest in meinem Fall war es ein Gewissensentscheid, mit “Wolverine” nicht anzusehen.

OnkelFilmi
21. April, 2009 16:47

@Just_Jack: Die Vorführung des neuen Star Trek fand nicht einfach “nur” in Austin, TX statt – sie fand im Alamo Drafthouse statt. Dem Stammkino der AICN-Belegschaft, in dem Leute wie Quint selbst Filmvorführungen organisieren. Das war kein Dienst am normalen Fan, denn das hätte man dann auch irgendwo anders machen können, sondern zielte direkt darauf ab, unter dem Mäntelchen des “surprise screening”, Kritiken auf AICN plazieren zu können. Das war “planting” allererster Kajüte…

Just_Jack
Just_Jack
21. April, 2009 17:01

@OnkelFilmi: Es wurde jeder zugelassen, nicht nur Presse. War sicher nicht komplett altruistisch von den Machern, aber man kann ihnen kein fan- und presseunfreundliches Verhalten vorwerfen: “Ok, ihr kriegt den Film und Spock in scharfer Atmosphäre. Wir haben nen guten Film gemacht, berichtet darüber.”
Natürlich könnte man unterstellen, dass AICN quasi ein Exklusivscreening im Tausch gegen ne gute Kritik bekommen hat, aber auch andere Seiten/Blogger berichten positiv und auch die Premierenreviews sind positiv.
Daher unterstelle ich Paramount einfach, dass sie die Werbemaschinerie in einer Stadt angeleiert haben, die diese Werbung weiterträgt und es war an sich ne coole Aktion. Jeder hat dabei was gewonnen und wenn der Film am Ende tatsächlich gut ist, dann hab ich an der Strategie nichts auszusetzen. Zeigt definitiv Vertrauen in den Film (vom Studio aus). Anders als im Falle Wolverine, wo selbst potentiell gute Kritiken abgewürgt werden.

mgkoeln
mgkoeln
21. April, 2009 17:09

Der Witz bei FOX ist ja, dass mittlerweile teilweise Sperrfristen gesetzt werden, die Wochen NACH dem US-Kinostart liegen. Da wird es dann wirklich absurd…

Reptile
Reptile
21. April, 2009 17:43

Haben die wirklich so viel Angst? So viel das es ihnen wert ist auch auf mögliche gute Presse zu verzichten?
Vom Gefühl her glaube ich Wolverine könnte ein guter Film werden aber nach solchen Aktionen bekommt man Zweifel.

Lutz
Lutz
21. April, 2009 17:47

@ Wortvogel.

Vielleicht verstehe ich das nicht ganz, aber in wiefern ist das denn noch eine Verschärung gegenüber den anderem Restriktionen? Wie du sagst gibt es ähnliche Sperrfristen schon länger. Nun ist doch aber eine Filmkritik immer eine Meinung. Warum ist es dann schlimmer, dass da jetzt drin steht, dass die eigene Meinung nicht mehr vorher veröffentlicht werden darf? Für mich dummen Laien klingt das, als sei es dasselbe mit anderen Worten.

Lutz
Lutz
21. April, 2009 17:50

Noch mal kurz zur Verdeutlichung: ich verstehe das nicht so, dass man darüber gar nicht reden darf, weil das letztendlich kein Schwein nachprüfen kann, was im privaten Rahmen geredet wird, es sei denn, man hängt den Journalisten bis zum Erscheinungsdatum Mikrophone um. Ich verstehe es weiterhin nur als Begrenzung auf einen Rahmen, in dem diese Meinung veröffentlicht wird.

Das ist auch scheiße, aber für mich eben keine große Änderung zu dem Vorherigen.

Mencken
Mencken
21. April, 2009 18:00

Ein Boykott scheint mir als Antwort etwas schwach zu sein, sinniger wäre vermutlich das abgestimmte Verfassen ausnehmend negativer Kritiken. Wenn es möglich ist (und gewünscht), über den Film zu schreiben, ohne ein persönliches Urteil abzugeben (sich also etwa auf die Produktion zu konzentrieren), sollte das auch keine moralischen Probleme für diejenigen schaffen, die den Film dann vielleicht sogar ganz gut fanden.

Lutz
Lutz
21. April, 2009 18:03

@ Mencken.

Damit würde sich doch aber die Branche erst recht in Verruf bringen. Was bringt einem eine Filmkritik, wenn sie bewust und möglicherweise entgegen der wirklichen Meinung negativ verfasst. Damit macht ein Kritiker sich doch unglaubwürdig und letztendlich auch belanglos.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
21. April, 2009 18:07

@Wortvogel: –> “Darüber hinaus bestätige ich, dass mein Artikel / meine Kritik und/oder meine eigene Meinung zu dem Film, die in der Teilnahme an dieser Vorführung begründet sind, nicht vor dem 27. April 2009 in Printmedien wie Zeitungen oder Illustrierten, im Rundfunk, wie TV oder Radio und /oder in Neuen Medien wie Blogs, Foren oder Webseiten veröffentlicht, verbreitet und/oder an Dritte weitergegeben werden.”

Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Also legen wir mal los und treiben Arschlöcher in den Wahnsinn. Zunächst einmal bis du nicht Autor des Artikels, zweitens du berichtest oder besser du läßt von Gerüchten berichten.

Die Jungs aus der Rechtsabteilung stehen ja auf Worte mit der goldwaage wiegen, dann sollten sie mal früh aufstehen.

Das Scenario. Du Autor gehst nicht zur Pressevorführung oder wie immer die das schimpfen, schreibst aber den Artikel. Du hast die Sperrfrist hast du nicht unterschrieben, so mit bist du nicht bebunden. Ein anderer geht hino oder du besorgst dir sonst wie die Info über den Film und fettich ist das ganze.

Da hätten wir dann Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und das dein Recht auf Quellenschutz. Wenn du jetzt noch einen Chef mit Rückrad hast, dann ist die Miete schon halb bezahlt.

So und jetzt fragt ich FOX warum keine Sau mehr ins Kino geht.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
21. April, 2009 18:08

PS:

Da heute schon mächtig auf der Making of Tube druck liegt, ist meine Meinung über den Film schon mal nicht die beste. Ich werde mir das Teil nicht im Kino anschauen und mir wahrscheinlich auch die DVD schenken.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 18:16

@ Lutz: Früher war es üblich, ARTIKEL vor Ablauf der Sperrfrist zu verbieten. Jetzt ist es sogar die Äußerung der eigenen Meinung gegenüber Dritten. Das hat eine ganz andere Qualität.

Mencken
Mencken
21. April, 2009 18:30

@Lutz: Klar, die Idee ist ja (den Verleihern) zu demonstrieren, wie sehr derartige Praktiken Kritiker letztendlich obsolet machen, nur daß ich beim Verfassen negativer Kritiken eher eine “unmittelbare Betroffenheit” auf Verleihseite erreichen kann, als mir dies mit einem Boykott möglich wäre.
Außerdem muss die Öffentlichkeit ja nichts mitkriegen, insofern wäre eine Rufschädigung zumindest mittelfristig nicht gegeben. Bei Musikrezensionen sind derartige Aktionen übrigens schon seit Jahren üblich (wenn auch nichgt als abgestimmte Massenaktionen), beschwert hat sich bisher aber auch noch niemand.

milan8888
milan8888
21. April, 2009 18:33

Vielleicht sollte dann einfach etwas breiter darüber berichtet werden das keine Kritik über den Film geäußert werden darf. Ist ja dann eine indirekte schlechte Kritik die auch ohne Teilnahme an der Pressevorführung zustande kommen kann.

Lutz
Lutz
21. April, 2009 18:40

@ Mencken

Ich würde trotzdem, bevor ich etwas möglicherweise Unwahres verbreite und dadurch meine Glaubwürdigkeit in Verruf bringe. eher dafür, gar keinen Review zu dem Film zu schreiben und stattdessen jedes Mal anstelle der Kritik einen Bericht darüber bringen, auf welche Weise in diesem Fall wieder eine vernünftige Berichterstattung verhindert wurde.
Das ist nur leider sicher in Printmedien kaum durchzusetzen und außerdem, so denke ich, scheren sich die Studios darum trotzdem einen Scheiß.

Mencken
Mencken
21. April, 2009 19:39

Milan8888 hat es schon gesagt – die Art von negativer Berichterstattung, die mir vorschwebt, würde sich eben um den “Maulkorb” drehen und sozusagen analog zur gewünschten “positiver Hype mittels Berichten über die Produktion” Berichterstattung laufen, die derzeit ja häufig zu finden ist. Ist eigentlich recht einfach, man braucht nur zu erwähnen, daß z.B. derartige Maßnahmen nur Vorzeichen eines schlechten Films sein können usw.
Den Vorwurf, Unwahrheiten zu verbreiten, kann man dann kaum anbringen.

Jorge
Jorge
22. April, 2009 07:02

Vielleicht hat die Sperrfrist ja gar nicht in erster Linie den Sinn, die Zuschauer vor schlechten Filmen zu schützen, sondern zu verhindern, dass übereifrige, besserwisserische und selbstverliebte „Journalisten“ ihre exponierte Position nutzen, dem Zuschauer durch zuviel Information über den Film den Kinogang zu verderben? Wenn ich zig oder sogar hunderte Millionen Dollar in eine Geschichte investiert hätte, dann würde ich auch alles daransetzen, dass diese Kategorie von Lohnschreibern wenigstens bis zum offiziellen Kinostart den Mund hält.

Die Filmschaffenden investieren Monate, oft sogar Jahre intensiver Arbeit ins Storydesign, und dann verrät mir so ein …loch in seiner Kritik den entscheidenden Wendepunkt?! Ist mir oft genug passiert, auch bei Publikationen, die es eigentlich besser wissen sollten. Insofern würde ich als neugieriger Zuschauer eher die Position vertreten, dass die Studios alles in ihrer Macht Stehende tun, um mir einen genussvollen Kinoabend zu verschaffen.

Und nebenbei, ich bin kein X-Men-Fan, aber selbst ich habe eine Ahnung, um was für eine Art Film es sich handelt. Und ich muss den Plot des Films nicht kennen, um mich für oder gegen dessen Besuch zu entscheiden. Im Gegenteil, ich möchte so wenig wie möglich über den Plot wissen, damit ich mich nicht des narrativen Aha-Erlebnisses beraube. Und deshalb kann ich der restriktiven Informationspolitik der Studios nur applaudieren!

Dr. Acula
22. April, 2009 08:27

@Jorge
Der Unterschied zwischen einer Filmkritik und einer Inhaltsnacherzählung ist dir geläufig?

Wortvogel
Wortvogel
22. April, 2009 09:28

@ Jorge: GENAU! Weil Bravo und Cinema manchmal zuviel vom Film verraten, sollte die journalistische Disziplin der Filmkritik abgeschafft werden! Mehr noch: keine Inhaltsangaben mehr in TV-Zeitschriften und auf DVD-Boxen! Keine Mannschaftsaufstellungen in der Bundesliga vorab verkünden – ich sehe doch selber, wer dann auf den Platz aufläuft! Keine Synopsen mehr bei Amazon! Löschung aller Kritiken der IMDB! Zwangsschließung von Webseiten wie Badmovies.de!

Meiomei, der Tag fängt ja gut an…

milan8888
milan8888
22. April, 2009 11:17

Für meinen Geschmack verrät mir der Wolverine-Trailer der aktuell im TV zu sehen ist schon zuviel von der Story.

Dr. Acula
22. April, 2009 11:21

Dass die Kunst, vernünftige Trailer zu fabrizieren (also solche, die nicht die Story von A bis Z verraten und ALLE großen Szenen beinhalten), verloren gegangen ist, ist ein ganz anderes Problem 🙁

OnkelFilmi
22. April, 2009 12:20

@Wortvogel: Und nicht zu vergessen die Filmtitel! Dieser miese Spoiler James Cameron, nannte seinen Film einfach “Titanic” – da wusste dann doch gleich jeder, daß das Schiff untergeht, das hat den ganzen Storytwist kaputtgemacht! Der hätte den lieber “Film auffem Schiff” nennen sollen!

Dieter
Dieter
22. April, 2009 13:16

@Dr. Acula: Und das Schwierige dabei ist, diesen ,,Vorabinformationen” aus dem Wege zu gehen.

Eigentlich gehe ich gerne in Filme, bei denen ich gar nicht weiß, was mich erwartet. Das gelingt eigentlich gar nicht mehr. Aber wenn es gelingt, macht es mir besonders viel Spaß. (Ich habe mich bei ,,Gostbusters” tatsächlich gegruselt …).

manhunter
22. April, 2009 14:24

Komm grad von der PV. Jupp, wir mussten den Zettel unterschreiben. Die Herren Kritiker haben vernehmlich gegrollt, spontane Boykotts gab’s dann aber doch nicht.

Wortvogel
Wortvogel
22. April, 2009 14:26

@ manhunter: Also – jetzt nichts Falsches sagen! 🙂

Ich selber gehe morgen hin.

manhunter
22. April, 2009 14:34

Jedenfalls ist’s schwer genug, sich zurückzuhalten, grmpf.

manhunter
22. April, 2009 14:48

Oh, und das ist natürlich noch bemerkenswert:
nur Online-Journalisten mussten das Embargo unterschreiben (zudem gäbe es die Möglichkeit, eine Ausnahme zu beantragen – da meine Kritik sowieso erst nächste Woche hochgeschaltet wird, verzichte ich mal drauf).
Ausserdem ist eine Äusserung im privaten Umfeld NICHT verboten (“Dritte” wurden jedenfalls nicht erwähnt, nur “print media”, “broadcast outlets” und “digital platforms”).
So jedenfalls hier in Zürich.

Dr. Acula
22. April, 2009 15:10

Elende Sonderrechte für Eidgenossen…

Stephan
Stephan
22. April, 2009 15:51

Nur um das mal klarzustellen:
Selbstverständlich kann der Verleih NICHT verbieten, im privaten Umfeld über den Film bzw. dessen Qualität zu sprechen.

Jorge
Jorge
22. April, 2009 16:34

@ wortvogel: Ich wollte dir nicht den Tag verderben, drum präzisiere ich meine Aussage nochmal. In einer Fernsehzeitung rechne ich mit einer Inhaltsangabe, ja, ich erwarte sie geradezu. Auch wenn ich gezielt im Internet nach Inhaltsangaben recherchiere, freue ich mich über gelungene Zusammenfassungen. Man darf mir sogar den Cast verraten, wenn man mich auf einen Film aufmerksam macht. Aber wenn man mir das Ergebnis verrät, verdirbt mir das ungefähr so den Spaß am Film, wie es dir vermutlich den Spaß an einem hochklassig besetzten Fußballspiel verderben würde (oder zeichnest du die Spiele auf, liest dann einen Spielbericht, um sie erst anschließend anzuschauen?) Ich bezog mich mit meinen Äußerungen nur auf Neustarts, mit dem Plot von „Pretty Woman“ kann man von mir aus die Innenstadt tapezieren.

Seriöser Filmjournalismus meistert diese Gratwanderung; aber du als Insider weißt sicherlich besser als ich, dass nicht alle Rezensionen von seriösen Journalisten geschrieben werden, die sich einem gewissen Arbeitsethos verpflichtet fühlen, und die sowohl Respekt vor den Filmschaffenden, als auch vor den (potentiellen) Zuschauern haben. Und dass Produktionsgesellschaften sich vor denen schützen, halte ich für legitim.

@ Acula: Ja, im Gegensatz zu einigen „Filmjournalisten“ ist mir der Unterschied zwischen einer Kritik und einer Inhaltsnacherzählung geläufig 😉

@ OnkelFilmi: Der Zusammenprall mit dem Eisberg in „Titanic“ ist kein Storytwist, sondern Bestandteil der Welt des Films, weil er zum Weltwissen (vermutlich fast) aller Zuschauer zählt. Die Story wird von ganz anderen Ereignissen strukturiert, die den Schiffsuntergang lediglich zum Hintergrund haben.

Wortvogel
Wortvogel
22. April, 2009 17:22

@ Jorge: Es bleibt inakzeptabel, nur weil einige Kollegen nicht spoilerfrei schreiben können, die Gängelung der ganzen Branche gut zu heißen.

Ich war ja in den 80ern selber pissig, wenn besonders “Cinema” und “Bravo” Inhaltsangaben bis zum Schluss durcherzählt haben. Vermutlich hätte der Bravo-Bericht über “Sixth Sense” so begonnen: “Bruce Willis spielt einen Verstorbenen, der einem Jungen hilft, der sich von Geistern bedrängt fühlt.”

manhunter
22. April, 2009 17:42

Wobei auch die vom Feuilleton gern mal spoilern (beim Tagesanzeiger und bei der Neuen Zürcher Zeitung jedenfalls immer wieder mal). Trotzdem ist eine “Journalisten-Bändigung” deswegen natürlich Unsinn.

“Nur um das mal klarzustellen:
Selbstverständlich kann der Verleih NICHT verbieten, im privaten Umfeld über den Film bzw. dessen Qualität zu sprechen.”

Also, ich mein einfach das “und/oder an Dritte weitergeben” halt.

OnkelFilmi
22. April, 2009 17:59

@Jorge: “Der Zusammenprall mit dem Eisberg in „Titanic“ ist kein Storytwist, sondern Bestandteil der Welt des Films, weil er zum Weltwissen (vermutlich fast) aller Zuschauer zählt”

Da scheinst Du in einer anderen Welt zu leben als ich. Die normale Welt, da draussen vor meiner Haustür, die namens NRW, kennt dieses Weltwissen nämlich nicht. Bei “Titanic” habe ich nach dem Kino mehr als nur einmal “Also, daß das Schiff doch untergeht, das hätte ich jetzt nicht geglaubt” gehört, und ebenso ging’s bei “Walküre” – “Wieso hat das Attentat denn nicht geklappt? Der Hitler ist doch tot, oder nicht?”. Diese Liste könnte man nahezu beliebig mit jedweden geschichtlich verankerten Filmstoffen weiterführen, die in den letzten 10-15 Jahren verfilmt wurden. Es gibt immer mehr als nur eine Handvoll Leute, die nicht den blassesten Schimmer von der historischen Vorlage haben, und dann nicht fassen können, daß Situation XY passiert ist.

Und das traurige daran? Es ist nichtmal nur die Fraktion U25 die so strunzendoof ist…

Stephan
Stephan
22. April, 2009 18:04

@OnkelFilmi
Vor allem müsste der Kapitän doch spätestens nach der Wiederholung wissen, daß da so ein doofer Eisberg ist..

Wortvogel
Wortvogel
22. April, 2009 18:13

@ Stephan: Ich hatte oben ja schon erwähnt, dass vermutlich kein Verleiher es darauf ankommen lassen würde, die Klausel juristisch zu überprüfen.

@ Filmi: Tell me about it. I war mit einem Date in “Romeo & Julia”. In der Schlussszene dreht sie sich zu mir und sagt tränenerstickt: “Der stirbt doch jetzt nicht etwa, oder?”

Dr. Acula
22. April, 2009 18:15

@Vogel
Ach, so liebevoll Hollywood mit Vorlagen umgeht, würde mich ein Happy End bei R+J grundsätzlich nicht überraschen…

manhunter
22. April, 2009 18:20

“Ich hatte oben ja schon erwähnt, dass vermutlich kein Verleiher es darauf ankommen lassen würde, die Klausel juristisch zu überprüfen.”

Klar, Blaulicht und lebenslänglich ist eher weniger zu erwarten, egal, was in dem Embargo-Wisch jetzt genau “verboten” wird.

Stephan
Stephan
22. April, 2009 18:54

Was für Maßnahmen werden eigentlich im Falle der Nichteinhaltung angedroht?

OnkelFilmi
22. April, 2009 20:26

Ludovico-Methode mit “Hinter Gittern – Der Frauenknast” auf Dauerrotation…

Jorge
Jorge
22. April, 2009 21:26

@ Wortvogel: Ich heiße die Gängelung der ganzen Branche absolut nicht gut. Aber wie sähe ein praktikabler Kompromiss aus, um deine sehr schöne 80er-Jahre-Bravo-Rezension von „Sixth Sense“ wirksam verhindern zu können? Oder ein Beispiel aus neuerer Zeit: „Einfühlsames Drama um eine ehrgeizige Boxerin, die nach einem Sturz im Ring ins Koma fällt und ihren Trainer mit der schwersten Entscheidung seines Lebens konfrontiert.“ Nur weil ich diese Informationen nicht hatte, konnte mich der Film voll treffen, und für diese Erfahrung bin ich allen Beteiligten dankbar. Aber sicherlich ist nicht nur eine derartige Rezension im Umlauf. Freiwillige Selbstbeschränkung, oder das Vertrauen auf die journalistische Kompetenz aller Beteiligten scheint ja nicht auszureichen.
@ OnkelFilmi: Na gut, vielleicht war mein „fast alle“ etwas zu optimistisch gedacht. „Viele“ wäre (hoffentlich) treffender gewesen. Aber gerade für die Unwissenden tragen die Wissenden eine besondere Verantwortung und sollten dafür sorgen, dass auch jene beim Kinobesuch auf ihre Kosten kommen. Obwohl der Untergang des Schiffes für viele vermutlich selbst dann überraschend käme, wenn sie tags zuvor darüber gelesen hätten.

Übrigens steigt auch mir immer noch das Wasser in die Augen, wenn „Romeo und Julia“ sich dem Ende nähert. Gefühle sind doch stärker als der Intellekt, da spürt man die Erhabenheit unserer tierischen Herkunft.

Wortvogel
Wortvogel
22. April, 2009 21:34

@ Jorge: Natürlich hast du die Gängelung der Branche gut geheißen: “Und deshalb kann ich der restriktiven Informationspolitik der Studios nur applaudieren!”

Warum sollte es einen Kompromiss geben müssen? Wenn manche Kollegen Arschlöcher sind, und zuviel verraten, dann kann man sich darüber beschweren. Beim Verleger, beim Verleiher, beim Autor selbst. Oder man liest keine Kritiken mehr vorab. Es ist nicht das Problem anderer Journalisten, die sich nicht so verhalten, das irgendwie anzugehen. Es ist ja auch nicht die Pflicht von guten Komponisten, die CDs von Dieter Bohlen zu verhindern. Der mündige Bürger muss sich selber drum kümmern.

Jorge
Jorge
23. April, 2009 06:05

@Wortvogel: Nee, habe ich nicht. Ich habe die restriktive Informationspolitik gutgeheißen. Die einen empfinden sie als Gängelung, die anderen empfinden sie als legitimen Interessenschutz der Filmschaffenden. Das liegt im Auge des Betrachters. Aber ich räume gerne ein, dass ich als seriöser Filmjournalist die ganze Sache ebenfalls als Gängelung empfinden würde. Wahrscheinlich würde ich aber auch denken: Okay, einige meiner unfähigeren Kollegen haben die Sache verbockt, jetzt muss ich halt damit leben, dass diese Leute ihr 200-Millionen-Dollar-Baby schützen wollen, denn ich würde genau dasselbe tun.

Und die Verantwortung auf den mündigen Bürger abschieben zu wollen, funktioniert meiner Meinung nach nicht. Der mündige Bürger ist genauso eine Chimäre wie der rationale Agent der Wirtschaftswissenschaften. Und wo der uns hingeführt hat, können wir ja gerade erleben. Du kommst nicht drumrum: Als privilegierter Wissender in einer Informationsgesellschaft hat man eine gewisse Verantwortung. Als Filmjournalist ist es die, seine Leser mit ausgewogenen Informationen zu versorgen, die allen Beteiligten den Spaß am Spiel nicht verderben. Sonst guckt irgendwann keiner mehr zu.

Dieter
Dieter
23. April, 2009 08:19

@Jorge: Ich halte es für absolut falsch, den Film-Journalisten solche Verbote an den Hals zu hängen. Pressefreiheit ist doch noch irgendwo ein wichtiger Begriff, oder? Das Spoilern ist lästig, und wieviel Information gut, bzw. ab wann sie zuviel ist, ist auch eine Frage des handwerklichen Könnens.

Die Verleiher verraten häufig genug selber vorab zuviel von dem jeweiligen Film. Ich möchte jetzt nicht mit naiven Ideen kommen, wie man darauf hinwirken könnte, dass die Journalisten nicht zuviel verraten. Aber eines ist ganz klar: Ein quasi Berufsverbot durch Sperrklauseln ist unglaublich.

Wortvogel
Wortvogel
23. April, 2009 10:25

@ Jorge: Das ist alles kompletter Unfug, weil deine Argumentation schon im Ansatz falsch ist: Nenn mir EINEN Film, dessen Einspielergebnis jemals durch Spoiler in Filmkritiken gefährdet wurde. Einen. Du dramatisierst ein nicht existentes Problem. Auch im konkreten Fall fürchten die Verleiher nicht etwa, dass INHALTE verraten – es geht um die MEINUNG der Kritiker. Ich könnte den kompletten Inhalt von “Wolverine” vom Presseserver ziehen und abdrucken – da hätte Fox kein Problem mit.

Es ist sehr bedenklich, DEINE Unfähigkeit, Spoilern auszuweichen, in eine Pro-Journalisten-Gängelung umzumünzen. Da wird nämlich auch dein zweiter Absatz sehr deutlich: es gibt keinen mündigen Büger (dich inklusive), also muss das am besten “von oben” geregelt werden. Dein Weltbild verdirbt mir schon wieder das Frühstück.

Dr. Acula
23. April, 2009 10:58

Tsssk… um halb elf frühstücken, da ist doch sogar schon die Knoppers-Zeit vorbei…

Stephan
Stephan
23. April, 2009 11:15

@Jorge
Du könntest nach Nordkorea ziehen – da muß keiner selbst entscheiden, was gut oder schlecht für ihn ist. Das muß das Paradies für Dich sein.

Mencken
Mencken
23. April, 2009 14:17

Ich frühstücke sogar jetzt erst, kann aber ansonsten nur zustimmen – Gängelung von oben zu fordern oder für legitim zu erklären geht natürlich gar nicht und die unterstellten Motive der Filmschaffenden existieren so selbstverständlich auch nicht.

Jorge
Jorge
24. April, 2009 01:16

@ Wortvogel: Hätte nicht gedacht, dass du so einen empfindlichen Magen hast 😉 Darüberhinaus finde ich es bedenklich, dass du von meiner Meinung zu diesem Thema auf mein Weltbild und meine Unmündigkeit schließen zu können glaubst. Ich darf dir versichern, mein Weltbild ist noch reichhaltiger. Bei meiner Mündigkeit bin ich mir bisweilen nicht so sicher, aber ich arbeite daran. In erster Linie ging es in meiner Argumentation auch nicht um das möglicherweise verringerte Einspielergebnis (es dürfte auch ziemlich schwierig sein, einen Kausalzusammenhang zwischen verspoilerten Kritiken und einem Einnahmeverlust an der Kinokasse herzustellen. Interessanter wäre die Frage, ob negative Kritiken einem Film jemals das Einspielergebnis vermasselt haben). Im Kern habe ich egoistisch argumentiert, als interessierter Kinogänger, der nicht um ein schönes Erlebnis gebracht werden will. Und ich glaube nicht, dass ich da der einzige bin.

@ Dieter: Natürlich ist die Pressefreiheit wichtig. Aber ich bin auch der Meinung, dass eine Freiheit zu etwas mit einer Verantwortung für etwas einhergeht. In diesem Fall mit der Verantwortung für angemessene Berichterstattung im Sinne aller Beteiligten, auch des interessierten Kinogängers (naiv, ich weiß, weil irgendeiner sich immer schlecht behandelt fühlen wird). Ein quasi Berufsverbot kann ich nicht erkennen, nur weil man Journalisten in einzelnen Fällen dahingehend verpflichtet, mit ihrer Berichterstattung über ein Ereignis zu warten, bis dieses Ereignis auch tatsächlich stattfindet. Wenn es jedoch zutrifft, wie mgkoeln schreibt, dass die Sperrfristen bis auf Wochen nach dem Kinostart ausgedeht werden, dann ist das sicherlich eine willkürliche und unangemessene Behinderung der Berufsausübung. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass es rechtliche Konsequenzen hätte, wenn man trotzdem über den Film schriebe.

@ Filmrezensionen zu “X-Men: Wolverine”: Ist ja auch komisch, dass die Filmverleiher kein Vertrauen mehr haben, wenn eine illegale Kopie ihrer Arbeit durchs Netz geistert.

@ Stephan: Vielen Dank für deinen vernünftigen Vorschlag, ich werde drüber nachdenken.

Peroy
Peroy
24. April, 2009 01:23

“Im Kern habe ich egoistisch argumentiert, als interessierter Kinogänger, der nicht um ein schönes Erlebnis gebracht werden will. Und ich glaube nicht, dass ich da der einzige bin. ”

Doch. Glaubst du, du hast da ein Geburtsrecht drauf, oder was ? Wer nicht wissen will, was in einem Film passiert, der liest nicht die Foto-Strecke in der Bravo, so einfach ist das…

Mit genau dem gleichen Recht könnte ich fordern, dass jeder Film, den ich mir ansehe, gut zu sein und mir zu gefallen hat… lachhaft… 😕

Jorge
Jorge
24. April, 2009 01:40

@ Peroy: Schön, dass noch jemand wach ist. Woher weißt du, dass ich doch der einzige bin? Hast du alle anderen gefragt? Und ich bezweifle, dass die Forderung nach einer angemessenen Berichterstattung gleichzusetzen ist mit der Forderung, jeder Film, den ich mir anschaue, müsse gut sein. Ab und zu greift man halt in die braune Masse, daran habe ich mich gewöhnt. Aber falls doch eine Perle drin verborgen sein sollte, würde ich sie gerne selber finden.

Darüberhinaus, wie auch Dieter angemerkt hat, reicht es inzwischen nicht mehr aus, die Bravo-Fotostrecken zu vermeiden, es ist fast unmöglich, den Vorabinformationen aus dem Weg zu gehen (wozu ich ebenfalls die Trailer und Infos der Studios selber zähle). Ein wirksamer Filter, der es mir erlaubte unbedarft durch die Welt zu schlendern, ohne hinterrücks von der Auflösung einer Filmgeschichte getroffen werden, der wäre wirklich schön. Hupps, da gibt es ja sogar einen: Die sogenannte Sperrfrist-Erklärung. Ist doch alles in Ordnung 😉

Dieter
Dieter
24. April, 2009 09:01

@Jorge: Ich finde, so wird da kein Schuh draus: Wenn, wie Du sagst, Freiheit zu etwas auch gleichzeitig Verantwortung dafür bedeutet (was wohl richtig ist), dann ist es falsch, diese Freiheit beschneiden zu wollen. Es geht ja bei diesem Maulkorb nicht um das Eingrenzen von zu viel Information, sondern um einen Eingriff in die Presse- und Meinungsfreiheit. Man mag sagen, es seien ja nur Filme und nichts von Bedeutung, aber ich meine, das geht so nicht!

Mich nerven die Spoiler. Mich nervt auch Stefan Raab. Mich nervt so vieles. Lebensrisiko in einer freiheitlichen Gesellschaft.

Peroy
Peroy
24. April, 2009 13:01

“Ein wirksamer Filter, der es mir erlaubte unbedarft durch die Welt zu schlendern, ohne hinterrücks von der Auflösung einer Filmgeschichte getroffen werden, der wäre wirklich schön. Hupps, da gibt es ja sogar einen: Die sogenannte Sperrfrist-Erklärung. Ist doch alles in Ordnung”

You don’t get it… du hast kein Anrecht darauf, vor irgendwas geschützt zu werden. Mensch… 😕

Stephan
Stephan
24. April, 2009 13:15

@Dieter
Es handelt sich selbstverständlich nicht um einen “Eingriff in die Presse- und Meinungsfreiheit”. Ob es sich um eine Sauerei handelt, steht auf einem anderen Blatt (zu dem ich mir noch keine abschließende Meinung gebildet habe).

Mencken
Mencken
24. April, 2009 14:13

Ich hatte bisher eigentlich nie ein Problem damit, potentielle Spoiler einfach zu umgehen.
Selbst wenn dies nicht der Fall wäre, würde sich nichts ändern – ich habe genauso wenig einen Anspruch auf Spoilerfreiheit, wie ich einen Anspruch darauf habe, im Radio oder Fernsehen von schlechten Sendungen verschont zu werden (und dies ist der Punkt: “Mit Spoilern” bedeutet für Jorge letztendlich nur “schlecht”, bzw. “gefällt mir nicht”, dies gilt aber offensichtlich nicht für die breite Mehrheit der Bevölkerung (sonst würde die Berichterstattung nämlich anders aussehen) und hier über verzweifelt ihr Produkt schützen wollende Filmschaffende ein Hilfsargument zu konstruieren (und mehr ist es nicht, wenn es letztendlich nur darauf hinausläuft, daß der Kinogänger “beschützt” werden soll) ist schlichtweg unsinnig.

Mencken
Mencken
24. April, 2009 14:15

@Stephan: Nicht ganz richtig, auch wenn ich in diesem Fall solche Formulierungen überzogen finde. Die Pressefreiheit sieht aber eindeutig vor, daß auch übermässiger Einfluss von privater Seite unterbunden werden soll/muss.

Jorge
Jorge
24. April, 2009 15:34

@ Peroy: Mensch, mach dich doch mal locker. Man wird doch wohl mal träumen dürfen, von einer Welt ohne Spoiler, ohne Stefan Raabs, ohne vollgeschissene Gehwege und lobotomierte Zweite-Reihe-Parker. Ich verstehe dich ja, das globale Dorf ist ein Informationsdschungel voller Rebellen, Outlaws und sonstigen Freemindern, jeder ist auf sich allein gestellt, da überlebt nur der Schnellere, denn es gibt kein Gesetz, es gibt keinen Richter, es gibt keinen Henker, es gibt nur den freien Fluss der Information, der von niemandem behindert werden darf. Did I get it?

Stephan
Stephan
24. April, 2009 15:40

@Mencken
Es handelt sich um eine rein privatrechtliche Vereinbarung zwischen dem Vertrieb und den an der Vorführung teilnehmenden Journalisten (mutmaßlich mit einer Vertragsstrafe bewehrt).
Einen Aufsatz über die mittelbare Drittwirkung von Grundrechten (und insb. deren Grenzen) mag ich grade nicht schreiben 😉

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
24. April, 2009 17:51

Um es noch einmal zu schreiben, zu diesem Affentheater gehören zwei. Wenn der Verleih, der alte Hai, möchte, dass ich mir den Film anschaue, dann sei dem so. Will er, dass ich meine Meinung zu dem Film erst am Tage des Filmstartes veröffentliche, so sei es. Wenn zwischen Preview und allgemeinem Filmstart ein paar Wochen oder Tage liegen, habe ich als Filmjournalist vielleicht die Zeit mal etwas genauer hinzuschauen und etwas besser zu schreiben als sonst. Ein guter Film ist auch noch 3 Tage nach dem Anschauen ein guter Film. Ein Blockbuster ist meistens nach einer durchschlafenen Nacht schon vergessen.

Meine Kritik an den Verleihern? Ganz einfach. Macht einen besser Job als beim letzten mal und schaut euch mal an was Kino vor 30 – 40 Jahren war. Da gegen ist das heute nur noch ein abgestandener Schatter vergangener Zeiten.

In diesem Sinne

Peroy
Peroy
24. April, 2009 17:57

Vor 40 Jahren gab’ weder Video noch DVD, der Vergleich hinkt doch auch bis Timbuktu…

Mencken
Mencken
24. April, 2009 18:40

@Stephan: mag sein, lange her, daß ich sowas wissen musste. Mir ging es eher darum, wie die Situation aussehen würde, wenn man die Idee konsequent durchdenkt, also davon ausgeht, daß Sperrfristen und “Spoilerverbote” die Norm sind und Nichtbeachtung auch mit entsprechenden Strafen belegt wird. Sollte dies zu einer Situation führen, in der wirklich nur noch Produktionsberichte und PR veröffentlicht werden können oder Aktualität überhaupt nicht mehr gegeben ist, meine ich, daß da durchaus mittelbare Drittwirkung gegeben sein kann (in dem Moment, indem “unwillige” Journalisten de facto nicht länger ihrer Arbeit nachgehen können), ist aber ja auch egal, darum ging es ja eigentlich nicht.

@Jorge: Eine Welt ohne Raab usw. fände ich auch super, aber nicht um den Preis einer zwangsweisen Entfernung – Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden usw.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
24. April, 2009 18:57

@Peroy:
Vor 30 – 40 Jahren war Kino noch ein Ereigniss auf das ich mich als kleiner Junge gefreut habe wie der Schnellkönig. Heute ist Kino eine Verarsche vor dem Herrn. Da laufen Spoiler in making ofs und Trailer die eigentlich den ganzen Film vorwegnehmen.

Vor dreizig Jahren waren Filmankündigungen noch etwas was ankündigte und dich nicht erschlug. Heute wirst du von der Werbung für Blockbuster erschlagen und teilweise sind die Werbungskosten der Blockbuster größer als die eigentliche Produktion.

Damals, in der guten alten Zeit, war auf sicher nicht alles golden was glänzte, aber zumindest hat der Markt die gröbsten Versager nicht auf den Zuschauer losgelassen. Wirklich gute Filme liefen über mehr als 30 Wochen im Kino und waren nicht nach 14 Tagen schon wieder verschwunden. Aussenseiter wie Blues Brothers liefen Jahre im Programkino und Tote tragen keine Karos brachten es auf über 52 Wochen im Hauptsaal eines Kinos. Nenne und zeige mir heute einen Film der das bringt oder eine Industrie die das noch will. Können könnte sie schon, aber der schnöde Mommon ist halt mit Scheiße für die Massen schneller und vor allen Dingen einfacher zu machen.

Ausserdem kommt 2001 auf der Klotze zu Hause, selbst wenn sie 3 meter in der Diagonale hat, nicht wirklich gut. Das ist ein Film für die 4. Reihe oder den ersten Rang. Das ist KINO und nicht TV oder DVD.

Die 10 Gebote oder Ben Hur in der Idiotenbox sind nur bessere Sandalenfilme, im Kino ist das Kunst.

IN diesem Sinne hinke ich auch gerne nach Timbuktu und zurück.

Peroy
Peroy
24. April, 2009 19:40

“Heute ist Kino eine Verarsche vor dem Herrn. Da laufen Spoiler in making ofs und Trailer die eigentlich den ganzen Film vorwegnehmen.”

Dann guck’ sie nicht.

“Vor dreizig Jahren waren Filmankündigungen noch etwas was ankündigte und dich nicht erschlug. Heute wirst du von der Werbung für Blockbuster erschlagen und teilweise sind die Werbungskosten der Blockbuster größer als die eigentliche Produktion.”

Von zweieinhalb Trailern im TV, einer Handvoll Poster und kurzen Making Ofs zu mitternächtlicher Stunde oder am frühen Sonntag Morgen fühle ich mich nicht erschlagen…

“Damals, in der guten alten Zeit, war auf sicher nicht alles golden was glänzte, aber zumindest hat der Markt die gröbsten Versager nicht auf den Zuschauer losgelassen.”

Bullshit. Erstens lief schon immer Scheisse, zweitens liegt die Wahrheit im Auge des Betrachters…Wirklich gute Filme liefen über mehr als 30 Wochen im Kino und waren nicht nach 14 Tagen schon wieder verschwunden. Aussenseiter wie Blues Brothers liefen Jahre im Programkino und Tote tragen keine Karos brachten es auf über 52 Wochen im Hauptsaal eines Kinos.”

Gratuliere, zwei Filme ausgesucht, die ich zum Kotzen finde. Wenn die nach zwei Wochen verschwunden wären, hätte ich nichts dagegen gehabt.

“Nenne und zeige mir heute einen Film der das bringt oder eine Industrie die das noch will. Können könnte sie schon, aber der schnöde Mommon ist halt mit Scheiße für die Massen schneller und vor allen Dingen einfacher zu machen.”

Dann hat die Scheisse ihre berechtigung. So einfach ist das.

“Ausserdem kommt 2001 auf der Klotze zu Hause, selbst wenn sie 3 meter in der Diagonale hat, nicht wirklich gut. ”

Das heißt “Glotze”. Außerdem bin ich der Meinung, dass “2001” nirgendwo gut kommt… höchstens als Einschlafhilfe…

“Das ist ein Film für die 4. Reihe oder den ersten Rang. Das ist KINO und nicht TV oder DVD.”

Bullshit zum Zweiten.

“Die 10 Gebote oder Ben Hur in der Idiotenbox sind nur bessere Sandalenfilme, im Kino ist das Kunst.”

“Idiotenbox” (“Klotze” ?) ist Polemik und sagt mehr über dich aus, als über das Thema. Gratuliere.

“IN diesem Sinne hinke ich auch gerne nach Timbuktu und zurück.”

Mach’.

Mencken
Mencken
24. April, 2009 19:53

Sehe ich auch nicht so, Titanic, Herr der Ringe, oder Gladiator usw. sind doch auch Beispiele für Filme, die 1. ein Kino brauchen und 2. auch überaus erfolgreich und lange liefen.
Kultfilme wird es auch immer geben und die durchschnittliche Filmqualität war früher mit Sicherheit auch nicht besser, da hilft heutzutage oftmals auch nur der nostalgische Blick.
Die Spoiler und Making of Klagen verstehe ich auch nicht, kann mich da an schlimmere Beispiele aus den 80ern erinnern (z.B. diese Kinosendung im ZDF, die gerne mal komplette Enden gezeigt hat) und es zwingt einen ja niemand, sich den Kram anzusehen.
Ich glaube immer noch, daß der einzige Unterschied darin besteht, daß man selbst früher einfach jünger und begeisterungsfähiger war. Wirklich aufgefallen ist mir das beim letzten Indiana Jones Film, den in meiner Vorstellung die Leute unter 30 alle super fanden, der bei den Fans der ersten Stunde aber eher oftmals nicht so gut ankam, hauptsächlich weil die dieselbe “Magie” erwartet haben, ohne zu berücksichtigen, daß sie ja auch schon längst nicht mehr dieselben Leute sind (und ehrlicherweise mittlerweile auch nicht mehr zur Hauptzielgruppe gehören).

Dieter
Dieter
25. April, 2009 08:44

,,… und die durchschnittliche Filmqualität war früher mit Sicherheit auch nicht besser,…”

Dafür gibt es ja auch belegende Rezensionen in diesem Blog. Schrott gab es zu allen Zeiten.

@Stephan: Zugegeben, ich bin kein Jurist. Einen Vertragsschluss gleichwertiger Partner sehe ich da aber nicht, denn wenn die Journalisten dieser Sperrklausel nicht folgen, gibt es doch unangenehme Konsequenzen; stand da nicht etwas von Kündigung? Ich halte das für rechtswidrig wie etwa Haustürgeschäfte unter Umständen, bestimmte Mietklauseln und anderes mehr.

Abgesehen davon ist das hohl ohne Ende: ,,Liebe Journalisten, kommt, seht unseren Film, macht Werbung, aber äußert keine eigene Meinung!” Wo leben wir denn?

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
25. April, 2009 13:13

@Menken: Ich gebe dir Recht, es gibt auch heute noch Filme, die ein Kino brauchen und ja, es gab auch früher Schrott im Kino. Mit sicherheit schaue ich heute anders Kino als vor 30 Jahren und leider bleiben nur die guten Erinnerungen haften. An schlechtes mag sich der Mensch halt nicht so gerne erinnern.
Ich persönlich habe die Fernsehreihe “Kennen Sie Kino!” mit Helmut Lange immer genossen. Zeigte sie mir doch was ich alles nicht gesehen habe und doch sehen wollte aber nicht durfte (Altersbeschränkung? Geldmangel?). Im Nachhinein empfinde ich solche Sendungen ehr als eine Werbung für das Kino und nicht, wie heute, für einen bestimmten Film.
Leider gibt es heute solch liebevoll(?) gemachte Sendungen von Könnern nicht mehr. Heute werden Trailer zusammen geschnippselt und mit Off-Kommentaren versehen. Werbung halt und Top 10 gesabber.
Wie ich schon weiter oben anmerkte ist für mich ein Making of vor dem Start eines Filmes ein fast unzweideutiges Zeichen für einen Schrottfilm geworden. Auch hier mag es Ausnahmen geben, aber die bestätigen ehr die Regel.
Ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Starwars Film erinnern. Ich sah nicht die Premiere aber ich sah den Film in der ersten Woche. Ich sah den Film dann mehrmals. Mein ganzes Taschengeld ging dafür drauf. Ich war happy und hatte meine Droge gefunden. Heute schaue ich mir nur noch selten Film im Kino an. Nicht nur weil mir die Film von heute als medialer Overkill nichts mehr sagen, sondern weil sie einfach zu teuer an der Kasse sind und ich immer noch wie eine Ölsadine in einem Kino hocken muß und ich mich frage wofür ich hier eigentlich bezahle?
Es tut mir leid aber in meinen Erinnerungen ist selbst die Werbung im Kino vor dreizig Jahren irgendwie geiler gewesen. Wer aus Hamburg kommt mag sich an die Werbung von Lampen Prediger erinnern wollen. Kult, einfach nur Kult. Oder die Langnese Eis Werbung ” Like ice in the sunshine!” Killer vor dem Herrn.
Na ja von heute mochte ich nicht anfangen, denn wie gesagt ich gehe nicht mehr all zu oft ins Kino. die Durchschnittlich 30 Euro spare ich mir für nen besseren und meistens auch unterhaltsameren Abend.

@Peroy: Junge Hüpfer wie du sollten sich den grünen Schmeim hinter den Ohren abwischen, sich die Ohren trocken legen lassen und älte Knacker wie mich mit Respekt behandeln. Ansonsten lasse ich dich meine Rente Löhnen und das wird teuer.

IN diesem Sinne

Peroy
Peroy
25. April, 2009 20:12

“Wie ich schon weiter oben anmerkte ist für mich ein Making of vor dem Start eines Filmes ein fast unzweideutiges Zeichen für einen Schrottfilm geworden. Auch hier mag es Ausnahmen geben, aber die bestätigen ehr die Regel.”

Und weil es Making Ofs zu jedem Film gibt, ist demnach heute alles Schrott… super…

Peroy
Peroy
25. April, 2009 20:15

“@Peroy: Junge Hüpfer wie du sollten sich den grünen Schmeim hinter den Ohren abwischen, sich die Ohren trocken legen lassen und älte Knacker wie mich mit Respekt behandeln. Ansonsten lasse ich dich meine Rente Löhnen und das wird teuer.”

Kannst du “Verschwindet von meinem Rasen ihr Bälger !” sagen und dabei ein bisschen mit der Faust wedeln… ?

Dieter
Dieter
25. April, 2009 20:15

@Grinsi: Ich vermisse logische Stringenz …

Peroy
Peroy
25. April, 2009 20:32

“@Grinsi: Ich vermisse logische Stringenz …”

Die kannst du von ihm nicht einfordern, dann FÜÜÜHÜÜÜRR IIIHHHIIIIIEEEEENNNN issesso…

milan8888
milan8888
25. April, 2009 20:40

»ich immer noch wie eine Ölsa[r]dine in einem Kino hocken muß«

In den letzten zwanzig Jahren sind die Kinositze (und Armlehnen) doch erheblich breiter und bequemer geworden und an der Beinfreiheit könnte sich auch so manche Fluggesellschaft ein Beispiel nehmen.

OnkelFilmi
25. April, 2009 22:46

@GKP

“Vor 30 – 40 Jahren war Kino noch ein Ereigniss auf das ich mich als kleiner Junge gefreut habe wie der Schnellkönig. Heute ist Kino eine Verarsche vor dem Herrn. Da laufen Spoiler in making ofs und Trailer die eigentlich den ganzen Film vorwegnehmen.”

Erstmal: das heisst “Schneekönig”. Nicht Schnellkönig.
Heute nehmen also die Trailer den ganzen Film vorweg? Irgendwie scheinst Du da eine doch arg verzerrte Wahrnehmung zu haben. Der durchschnittliche Kinotrailer läuft heute um 1:30 – 2:30 Minuten. Schnell geschnitten, mit knackiger (oft auch aus anderen Filmen “geborgter”) Musik, und ein paar Moneyshots um dem Zuschauer endgültig den Mund wässrig zu machen. Vergleich das dann doch mal mit den Trailern vergangener Jahrzehnte. Nimm zum Beispiel die 80er – im Durchschnitt um die 4 Minuten lang, mit grossem Voiceover und massig Szenen aus dem Film. Und zwar nicht nur Schnipsel, sondern teils KOMPLETTE Szenen. Beispiel gefällig? Nahezu alles, was aus deutschen Landen kam, also “Supernasen” und Co., Spencer/Hill-Filme, französische Actioner mit Belmondo und Delon. DA wurde mehr gezeigt als heutzutage. Oder gehen wir doch noch einen Ticken weiter zurück in der Zeit – die Fünfziger. Die Hochzeit von Musicals á la “Westside Story” oder “Brigadoon”, oder Monumentalfilmen wie “Die 10 Gebote” oder “Ben Hur”. Das waren schon teils keine Trailer mehr, das waren Kurzfilme. Trailer von 5 Minuten und aufwärts waren da keine Ausnahme, und da wurden dann nicht nur ein paar Ausschnitte gezeigt, sondern nahezu der gesamte Film vorgekaut, mit einem Sprecher und Texttafeln, die dem unbedarften Zuschauer klarmachten daß dieser Film “5 Jahre in Produktion!” war, oder daß “9000 Komparsen!” daran beteiligt waren. Da wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt, jede Zahl bemüht, mit jedem Superlativ um sich geworfen. Der “neueste, grösste, atemberaubendste, unglaublichste, wunderbarste, erschreckendste und herzzerreissendste Film von Meisterregisseur XY, mit dem Idol von Millionen, dem Star von ABC, der DF Millionen eingespielt hat, mit dem kommenden Superstar, der wunderschönen, atemberaubenden YZ in der Rolle der UV”… Sehen sie “Den Riesenerfolg, der 2 1/2 Jahre am Broadway in New York lief, und die Kritiker verzauberte”. Zeig mir auch nur einen aktuellen Trailer, der ähnlich überlang, selbstverliebt und großkotzig daher kommt.

“Vor dreizig Jahren waren Filmankündigungen noch etwas was ankündigte und dich nicht erschlug. Heute wirst du von der Werbung für Blockbuster erschlagen und teilweise sind die Werbungskosten der Blockbuster größer als die eigentliche Produktion.”

Vor dreißig Jahren war die Kinowerbung kein bischen subtiler als heutzutage. Heute hängt an den Multiplexen ein riesiges Banner der Filme – damals wurde von Kinomalern eben ein 10×10 Meter grosses Bild an die Wand gemalt, oder es wurde ein riesiges Plakat mit mehreren Rollen an die Aussenwand gekleistert. Wo ist da der Unterschied? Evolution, aber das war’s auch schon. Plakate? Hingen damals wie heute in Schaukästen, in den Kino-Foyers, oder in der Stadt an den Litfaßsäulen. Der Unterschied hier? Damals wurde noch gemalt, oder später geairbrusht, heute gibt es fliegende Köpfe mit Photoshop. Künstlerische De-Evolution, sonst nichts. Und ob die Werbekosten heutzutage schlussendlich grösser sind, als die Produktionskosten, wage ich auch zu bezweifeln, zumindest, wenn es um die grossen Blockbuster geht. Sony hat bestimmt keine 300 Millionen in die Werbung zu “Spiderman 3” investiert. Gibt es Filme, bei denen die Werbung das Budget übersteigt? Ja, aber grösstenteils bei geringbudgetierten Filmen, von denen sich die Studios ein grosses Einspiel erhoffen, wie zB “The Signal” (aber das war auch kein Wunder, denn der Film hat nichtmals 20000 Dollar gekostet).

“Damals, in der guten alten Zeit, war auf sicher nicht alles golden was glänzte, aber zumindest hat der Markt die gröbsten Versager nicht auf den Zuschauer losgelassen. Wirklich gute Filme liefen über mehr als 30 Wochen im Kino und waren nicht nach 14 Tagen schon wieder verschwunden. Aussenseiter wie Blues Brothers liefen Jahre im Programkino und Tote tragen keine Karos brachten es auf über 52 Wochen im Hauptsaal eines Kinos.”

Oh, Herr, lass Hirn vom Himmel regnen. Langsam glaube ich wirklich, daß Du irgendwo aus einem Dimensionsrift heraus postest, denn Deine Realität scheint sich doch arg von der, in der der Rest von uns lebt, zu unterscheiden. In den 50er bis frühen 90er Jahren lief MASSIG Ausschuss in den Kinos. Ach was, es lief MASSIG hinterletzter Dreck in den Kinos. Du wirst ja nicht müde zu betonen, daß Du ja älter bist, als der Rest von uns – bist Du also in den 70er und 80er Jahren mit Scheuklappen durch die Welt marschiert, oder hast nie das Programmkino Deiner Wahl verlassen? Es lief damals nicht nur Dreck in den bundesdeutschen Lichtspielhäusern, dieser Dreck belegte auch die grössten Säle und die vordersten Plätze in den Kino Top Ten! Du warst doch damals offensichtlich bereits volljährig. Erinnerst Du Dich da vielleicht noch an “Bilitis”? “Zärtliche Cousinen”? Die “Emanuelle”-Reihe? Oder mal um am unteren Rand des ganzen zu kratzen: die “Schulmädchen-Report”-Filme und all ihre billigen Kopien? Die “Schwedinnen” und “Oberbayern”-Filme? Das sind nämlich die von Dir erwähnten Filme, die MONATELANG in den Kinos liefen, und in die Karawanen von Zuschauern strömten! Oder die “Otto”-Filme? Die “Eis am Stiel”-Reihe? Und da habe ich noch all die italienischen Zombie- und Kannibalenkracher aussen vorgelassen, wie auch all die italienischen und französischen Comedy-Zoten mit Leuten wie Franco Franchi oder Pierre Richard, oder die billigen Karateklopper á la “Schlitzauge” und Co. Der Ausschuss war damals weitaus grösser als heute. Auf jeden “Die Blechtrommel” (1979) kam ein “Woodoo”, ein “Nackt unter Kannibalen”, ein “Schlitzauge sei Wachsam” und ein “Eis am Stiel, Teil II”. Auf jeden “Ghandi” (1983) ein “The Riffs 2”, ein “Atlantis Inferno”, ein “Das Frauenlager”, ein “Spider Murphy Gang”, ein “Gib Gas, ich will Spaß!” und ein “Porkys 2”. Das “Dreck:Gut”-Ratio war damals ungemein höher als heute…

Die Erinnerung scheint bei Dir da doch so einiges arg verklärt zu haben…

“Nenne und zeige mir heute einen Film der das bringt oder eine Industrie die das noch will. Können könnte sie schon, aber der schnöde Mommon ist halt mit Scheiße für die Massen schneller und vor allen Dingen einfacher zu machen.”

“Scheisse für die Massen”. Dir ist schon klar, daß sowohl “The Blues Brothers” als auch “Dead Men don’t wear plaid” SCHEISSE FÜR DIE MASSEN war? In Deinem Kopf mögen das ja die furchtbar armen kleinen Underdogs sein, jeder für sich der “little film who could”, aber Du scheinst da etwas auszublenden: Aykroyd, Belushi, Martin waren STARS. Carl Reiner und John Landis keine Regie-Debütanten, sondern Filmemacher, die mit Filmen wie “The Jerk” oder “Animal House” HITS abgeliefert hatten. Und vor allem wurden beide Filme nicht von kleinen, halsstarrigen Studios produziert, sondern von UNIVERSAL PICTURES! Einem Major-Studio. Halten wir das also mal fest: Stars, Hit-Regisseure, Major-Produktionen. Worum mag es denen denn wohl gegangen sein? Um Kunst? Nein, um den von Dir erwähnten MAMMON. Geld, Asche, Knete, Moneten, Peseten, Dollars, Bling Bling, Five Dollar Bill y’all!

Die Filme liefen nicht in den Kinos, weil sie gut waren (und insbesondere die Blues Brothers sind arg überbewertet), sondern weil es Leute gab, die reingingen, und ihre Märkelchen ins Säckelchen der Kinobetreiber, und somit der Verleiher gaben. Das Geld war der Faktor. Solange man noch irgendwie ein paar Mark damit verdienen konnte, liess man eben weiterlaufen. Solange man Geld verdienen konnte, und nichts neues kam, das man stattdessen zeigen konnte. Und ausserdem liessen viele Kinos ältere Filme auch nur deshalb bis zum endgültigen Riss des Zelluloids laufen, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten konnten, was neues vom Verleiher zu nehmen. Damals gab es nämlich im Gegensatz zu heute, keine fest vorgeschriebenen Mindestlaufzeiten, bzw keine Muss-Abnahme. Und davon abgesehen gibt es auch heute noch genug Filme, die über Ewigkeiten in den Kinos laufen. In meinem Stamm-Programmkino läuft zB immer noch “Waltz with Bashir” – seit fast einem halben Jahr. Anderswo läuft noch “Unsere Erde” – Start: Februar ’08. Und im Pott läuft auch immer noch “Bang Boom Bang” – als der startete, hatte ich noch arschlange Haare, und meine Ex Schiss vor dem Y2K-Bug…

“Ausserdem kommt 2001 auf der Klotze zu Hause, selbst wenn sie 3 meter in der Diagonale hat, nicht wirklich gut. Das ist ein Film für die 4. Reihe oder den ersten Rang. Das ist KINO und nicht TV oder DVD.”

“Glotze”, nicht “Klotze”, und den Fernseher mit der drei Meter Diagonale möchte ich gerne mal sehen. Und daß “2001” über Projektor (mit dem Du die von Dir erwähnte Diagonale erreichst) nicht mehr gut ist, bezweifle ich mal extremst.

“Die 10 Gebote oder Ben Hur in der Idiotenbox sind nur bessere Sandalenfilme, im Kino ist das Kunst. ”

Merke: nicht jedes Wort lässt sich 1:1 aus der englischen in die deutsche Sprache übertragen, und lässt Dich, wenn Du’s doch tust, wie den ersten Teil eben jenen Wortes aussehen. Im Verbund mit dem Rest des Satzes auf jeden Fall. Wenn man sich wie Du erst über den Inhalt eines Filmes auslässt, darüber daß früher alle Filme besser waren, und dann das “wo” der Aufführung eines Filmes schlussendlich über den Film an sich stellst… Arm, ganz, ganz arm.

“IN diesem Sinne hinke ich auch gerne nach Timbuktu und zurück.”

Da gehe ich zum ersten (und hoffentlich einzigen) Mal in meinem Leben mit Peroy konform: mach.

OnkelFilmi
25. April, 2009 23:24

“Ich persönlich habe die Fernsehreihe “Kennen Sie Kino!” mit Helmut Lange immer genossen. Zeigte sie mir doch was ich alles nicht gesehen habe und doch sehen wollte aber nicht durfte (Altersbeschränkung? Geldmangel?). Im Nachhinein empfinde ich solche Sendungen ehr als eine Werbung für das Kino und nicht, wie heute, für einen bestimmten Film.
Leider gibt es heute solch liebevoll(?) gemachte Sendungen von Könnern nicht mehr. Heute werden Trailer zusammen geschnippselt und mit Off-Kommentaren versehen. Werbung halt und Top 10 gesabber.”

Ich meine mich zu erinnern, daß die Kinoshows meiner Jugend (u.a. mit Isolde Tarrach) genau aus den Sachen zusammengestellt waren, die Du bemängelst. Ein paar Trailer, ein Host mit ein paar Kommentaren und Ansagen, Top Ten runtergezählt, ein paar Interviews und ein wenig Material vom Set. Nicht mehr, nicht weniger. Da steckte nicht in erster Linie die Liebe zum Film drin, sondern Werbung, und bei der Sendung mit Lange der sogenannte Bildungsauftrag (den die ÖR damals noch breiter auslegten als heute), irgendwie musste man ja das Programm füllen. Irgendwie romantisierst Du die Vergangenheit doch recht extrem.

“Wie ich schon weiter oben anmerkte ist für mich ein Making of vor dem Start eines Filmes ein fast unzweideutiges Zeichen für einen Schrottfilm geworden. Auch hier mag es Ausnahmen geben, aber die bestätigen ehr die Regel.”

Dir ist schon klar, daß wöchtenlich mehrere Making Ofs im Nachtprogramm der deutschen (Privat-)Sender laufen? Und zwar zu so thematisch unterschiedlichen Filmen wie “Crank 2” bis zu “Die weisse Rose”. Zu sagen, daß ein Film, nur weil ein Making Of im TV läuft schlecht ist, ist so falsch wie idiotisch, und zeigt nur ein weiteres Mal, daß Du mit Scheuklappen durch die Welt irrst, und die Dinge nur so siehst, wie Du sie sehen willst, bzw, daß Du sie Dir so zurechtdrehst wie Du sie willst. “Let the Right one in” hatte ein Making Of. “Waltz with Bashir” hatte ein Making Of. “Milk” hatte ein Making Of. “Slumdog Millionaire” hatte ein Making Of. Ausnahmen? Nein, die Regel. Aber so ist das eben, wenn man nur das schlechte sehen will.

“Heute schaue ich mir nur noch selten Film im Kino an. Nicht nur weil mir die Film von heute als medialer Overkill nichts mehr sagen, sondern weil sie einfach zu teuer an der Kasse sind und ich immer noch wie eine Ölsadine in einem Kino hocken muß und ich mich frage wofür ich hier eigentlich bezahle?”

Mal sehen: heute sind die Kinosäle grösser, haben Air Conditioning, die Sitze sind breiter und durchweg gepolstert (ja, ich erinnere mich noch allzu gut an Kinos mit reinen Holzsitzen!), man hat mehr Beinfreiheit, die Bildqualität ist besser, der Ton besser, man hat kaum noch Laufstreifen und Cigarette Burns, die Säle werden nach jeder Vorstellung gesäubert… Ja, alles Gründe heutzutage gerade NICHT mehr ins Kino zu gehen. Wo kommen wir denn da hin, mehr Komfort und Qualität geboten zu bekommen. Moderner Scheiss. Bah, Humbug! Lass mich raten, Dein Vorname ist Ebenezer, stimmts? Denn wenn ich mal ganz ehrlich bin, an diese allseits bekannte Figur des werten Herrn Dickens erinnerst Du mich. Alles schlecht, alles scheisse. Bah, Humbug! Das Kino ist heute teurer als damals? Klar ist es teurer als damals, aber was erwartest Du? Daß die Preise stillstehen, nur weil es Herr GKP will? Kaufst Du auch kein Brot mehr, weil es heute nahezu doppelt so teuer ist, wie noch vor 30 Jahren? Ich sag ja: SCROOGE!

“Es tut mir leid aber in meinen Erinnerungen ist selbst die Werbung im Kino vor dreizig Jahren irgendwie geiler gewesen. Wer aus Hamburg kommt mag sich an die Werbung von Lampen Prediger erinnern wollen. Kult, einfach nur Kult. Oder die Langnese Eis Werbung ” Like ice in the sunshine!” Killer vor dem Herrn.”

Da haben wir wieder die romantische Verklärung. “Like ice in the sunshine” war vor allem eins – ein Kind seiner Zeit. Rückblickend mag es “cool” erscheinen, aber es gibt auch Leute, die rückblickend NDW, Schlaghosen und Rheumatischchen “Killer vor dem Herrn” finden. Und die Werbung war allgemein geiler? Ich vermisse nicht die endlosen Standbild und Kommentar-“Spots” von lokalen Autohändlern, Friseuren oder Kneipen. Selbst der keifende “Mach Dei’ Handy aus!”-Bajuware ist erfrischender als dieser kleinbürgerliche Mist.

“Na ja von heute mochte ich nicht anfangen, denn wie gesagt ich gehe nicht mehr all zu oft ins Kino. die Durchschnittlich 30 Euro spare ich mir für nen besseren und meistens auch unterhaltsameren Abend.”

30 Euro? Zum saufen geht man für gemeinhin in die Kneipe, nicht ins Kino. 30 Euro gebe ich nichtmals aus, wenn ich mit ner Frau zusammen ins Kino gehe.

“Junge Hüpfer wie du sollten sich den grünen Schmeim hinter den Ohren abwischen, sich die Ohren trocken legen lassen und älte Knacker wie mich mit Respekt behandeln. Ansonsten lasse ich dich meine Rente Löhnen und das wird teuer.”

Brauch er nicht, Dich holt eh der Geist der zukünftigen Weihnacht…

Peroy
Peroy
25. April, 2009 23:52

“Ich vermisse nicht die endlosen Standbild und Kommentar-”Spots” von lokalen Autohändlern, Friseuren oder Kneipen.”

Was heißt vermissen? Die gibt’s heute in jedem kleineren Kino, das kein Multiplex ist, noch !

OnkelFilmi
26. April, 2009 00:12

Dann ist NRW weiter als das Saarland, ich hab sowas schon lange nicht mehr gesehen…

Peroy
Peroy
26. April, 2009 00:34

Und in BW gibt’s das auch…

OnkelFilmi
26. April, 2009 00:36

Alles das gleiche, hinter Siegen fängt der Busch an…

Dieter
Dieter
26. April, 2009 11:14

@OnkelFilmi: Dass Du Dir die Zeit nimmst, das so intensiv zu bearbeiten! Respekt!

Sebastian
26. April, 2009 16:29

“Nahezu alles, was aus deutschen Landen kam, also “Supernasen” und Co., Spencer/Hill-Filme, französische Actioner mit Belmondo und Delon.”

Dieser Satz ist witzig, ist doch der einzige Kalauer, den ich von den Supernasen behalten habe, der, dass sie sich zeitweise in einem Kurort namens Bad Schpenzer aufhalten.

Just_Jack
Just_Jack
26. April, 2009 20:38

Sehr schöne Argumentation Onkel Filmi. Wie oft hast du denn während des schreibens den Satz: “Wann kommst du denn endlich ins Bett?” gehört?

Just_Jack
Just_Jack
26. April, 2009 20:39

@ Sebastian: Ich glaub, der Kurort lag am Terrence Hill.

Peroy
Peroy
27. April, 2009 05:59

Da sieht man’s mal wieder, auch die beschissensten Komödien haben noch zumindest einen guten Gag auf Lager… vgl. den Tür-Joke bei “Die römische Kanone”. Für den wurde wohl ein externer Drehbuchautor engagiert… 8)

Dieter
Dieter
27. April, 2009 07:18

@Peroy: Jetzt könntest Du diesen super Joke doch mal spoilern; für alle, die sich solche Filme nicht antun …

Peroy
Peroy
27. April, 2009 07:36

Oh Gott, der ist schwer zu erzählen und funktioniert eigentlich nur, wenn man ihn sieht…

Peroy
Peroy
27. April, 2009 07:40

Jetzt hat den auch keiner auf youtube hochgeladen… mpf…

Also, Leslie Nielsen steht am Podest und beendet seine Rede, verabschiedet sich und will gehen, er dreht sich nach links und sagt “Nein, das ist die Wand, die Tür ist da hinten” dann dreht er sich um und geht nach rechts durch die Tür…

Ja, man muss es halt sehen… so erzählt ist der lame, aber bei der Stelle hab’ ich mich echt bepisst… 8)

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
27. April, 2009 09:15

@all:
Ich bleibe dabei, in den letzten 30 Jahren hat das Kino eine nicht unbedingt vorteilhafte Veränderung durch gemacht. Filme haben im Durchschnitt eine Verweildauer in den großen Kinos von weniger als 4 Wochen und werden dann in kleiner verlegt.
Die Qualität der Filme bzw. der erzählten Geschichten wird schlechter.
Beispiele dafür findet ein jeder hier zu Haufe, da ja alle hier einen großen Teil ihrer Freizeit mit Kino/Film verbrinigt. Ich bin nur ein Otto Normal. Für mich war und ist Kino etwas besonderes, darum ist mein Anspruch vielleicht auch etwas anders als der hier vertretene.
Ja ich bin nostalgisch veranlagt und ja ich verkläre die Vergangenheit und nein ich will nicht die Schuhschachtel Kinos der 80′ wieder haben.

Vielleicht war “Kennen Sie Kino!” in etwa das selbe wie die heutigen Kinosendungen, aber bekanntlich macht die Mischung das besondere einer Speise aus.
Und mir kann sagen was einer will, “Making of…” ist und bleibt eine im Auftrag der Filmproduzenten hergestellte und aus dem Werbetopf bezahlte Dauerwerbesendung für einen Film. Und mit verlaub ich kenne nur wenige Sendungen im Fernsehn in denen mehr Lobhudellei und Opium unters Volk verteilt wird wie dort. Talkshows mit Politikern und die BILD sind vielleicht noch etwas schlimmer.

Ich schreibe diese Sichtweise wohl einem sehr angestaubten Sehverhalten im Kino zu. Ich mag diesen irrsinigen Schnitt in den neuen Produktionen einfach nicht. Ich habe bei den neueren Film immer das Gefühl als wäre alle hinter der Kamara auf Speed. Da gibt es nur noch in Ausnahmen lange Kamarafahrten und ungeschnittene längere Passagen. Es hat den Anschein, als müsse alles in Schnipsel von weniger als 20 Sekunden zerhackt werden, damit die Kids es auch noch ansehen. Die könnten ansonsten nach der Fernbedienung greifen wollen und einfach auf einen anderen Kanal zappen wollen.
Aber egal. Wahrscheinlich war und bin ich naiv und Kino soll wie Fernsehn sein oder so.
Schade eigentlich, denn Kino könnte eine Alternative sein.

PS:
Würde sich mein Einkommen in dem selben Verhältniss gesteigert haben wie die Kinopreise in den letzten 30 Jahren, würde ich hier nicht schreiben sondern schreiben lassen. Es sei denn, es gibt hier jemanden der eine Kohnsteigerung von etwa 300% in den letzten 30 Jahren mit gemacht und zwar netto.

Mich würde mal interessieren was ihr hier so für ne Kinokarte auf den Tisch legt. bei mir sind es zwischen 12 und 15 Euro pro Nase.

Peroy
Peroy
27. April, 2009 09:30

“Die Qualität der Filme bzw. der erzählten Geschichten wird schlechter.”

Blablablabla…

“Mich würde mal interessieren was ihr hier so für ne Kinokarte auf den Tisch legt. bei mir sind es zwischen 12 und 15 Euro pro Nase.”

Bei “Knowing” im Saarland waren’s 4,50€, in BW sind’s gemeinhin 7,50…

Aiv
Aiv
27. April, 2009 10:49

“Mich würde mal interessieren was ihr hier so für ne Kinokarte auf den Tisch legt. bei mir sind es zwischen 12 und 15 Euro pro Nase.”

Am Kinotag unter 5 € für Parkett. Sonst zwischen 5 und 8 €.

Dieter
Dieter
27. April, 2009 10:58

@Grinsi: Das stimmt nun mal zum größten Teil nicht: Es fallen mir haufenweise Filme mit langen Szenen ein. Genauso originelle Geschichten, die gut auserzählt werden. Wer Beispiele will, sollte vielleicht mal in´s Kino gehen, anstatt sich über zu hohe Preise, schlechten Komfort und mangelnde Qualität (was alles nicht stimmt; Onkel Filmis Antwort bitte mal lesen) zu beklagen.

@Peroy: Soetwas liegt an Nielsons Timing; ich kann es mir vorstellen.

Shah
Shah
27. April, 2009 11:12

6,50 als student. nur hat Cinestar Bamberg nur an einem Tag Studi-Preise. Was ich scheiße finde. ÜBerall sonst isses jeden Wochentag so.

Und ja, Loge muss schon sein.

Wortvogel
Wortvogel
27. April, 2009 11:14

@ alle: Ich denke, hier liegt ein brutaler Anfall von falscher Nostalgie aus der “früher war alles besser”-Klischeekiste vor. Das ist so albern wie falsch. Die Qualität der Kinos, was Sessel, Beinfreiheit, Sound und Bild angeht, hat sich enorm verbessert. Die Preise sind gestiegen (wie bei ALLEM). Es gibt 90 Prozent Schrott zu sehen. Das ist allerdings keine Steigerung.

Mich nerven heute eigentlich nur zwei Dinge: Filme haben im Kino eine zu hektische Rotation (nach fünf Wochen ist eigentlich jeder Streifen “durch”), und es gibt zu wenig Platz für ausländische, aber nicht amerikanische Filme. Es wurde ja schon erwähnt: früher gab es auch italienische Sex-Komödien, und immer die neusten Filme von Delon, Bemondo, Hill & Spencer zu sehen. Außerdem war mehr Platz für B-Filme (“Hercules” mit Ferrigno lief damals groß im Kino!). Heute ist das alles sehr monopolisiert, die kleinen Streifen kommen direkt auf DVD.

Nathan
Nathan
27. April, 2009 11:26

@GrinsiKleinPo:

Zitat: “Es sei denn, es gibt hier jemanden der eine Kohnsteigerung von etwa 300% in den letzten 30 Jahren mit gemacht und zwar netto.”

700% in den letzten neun Jahren – da guckst du. Insgesamt ist deine Sicht der Dinge so stark nostalgisch eingefärbt, dass ich sie mal kurz durch die Realitäts-Waschstraße jagen würde. Kostet selbst inflationsbereinigt nicht so viel.

Jenseits der Nischen-Ignoranz, die der Marktwirtschaftlichkeit geschuldet ist, funkioniert die Erlebniswelt Kino besser denn je zuvor. Sie stünde auch besser da, würde nicht gleichzeitig die Erlebniswelt Heimkino so gigantisch fix aufholen.

Dieter
Dieter
27. April, 2009 11:46

@Wortvogel: Delon, Belmondo, Richard, Gabin und einige andere vertraute Gesichter, bei denen ich die Namen im Augenblick nicht weiss: Ich habe das Gefühl, man konnte sich im französischen Film ohne viel Aufwand gut auskennen. Jetzt ist es eher so, dass ich französische Akteure nur dann kenne, wenn sie auch mal in amerikanischen Produktionen mitwirken. *Nostalgie an* Es gibt einfach keinen Jean Gabin mehr *Nostalgie aus*