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Apr 2009

Lustige Zensur-Synchro im US-Fernsehen: “Du verflachtes Erdloch!”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Im Flieger habe ich mal “4 Hochzeiten und ein Todesfall” gesehen. Die Szene, in der Hugh Grant zu spät aufwacht, und drei Minuten lang nur noch und wiederholt “fuck!” schreit, war nachsynchronisiert worden. Er rief nun permanent das akzeptablere “bugger!”. Sitzen ja schließlich auch Kindern im Flugzeug.

Kuschel-Neuvertonung ist in den US nicht unüblich, besonders bei Filmausstrahlungen im Free TV. Es gibt halt Kraftausdrücke, die sich nicht einfach wegschneiden oder runterdrehen lassen, ohne dass es brutal auffällt.

Oft werden auch beim Dreh schon verschieden unflätige Versionen gedreht.

Heute ist mir ein besonders hübsches Beispiel untergekommen. Der geneigte Filmfan wird sich erinnern: Samuel Jacksons Attitüde in dem arg gewollten Trash-“Klassiker” “Snakes on a plane” reduziert sich irgendwann auf ein gepfeffertes “I’ve HAD IT with these motherfuckin’ snakes on this motherfuckin’ plane!”.

So geht’s natürlich nicht:

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Meist, aber nicht immer sprechen die Stars diese Nachvertonung selber – es ist Bestandteil ihrer Verträge.



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Tom
Tom
20. April, 2009 22:30

Ich kann nicht einmal genau verstehen, was er sagt … “Monkey”, “Money” …?

Aber sehen wir mal das Positive: Im Flieger wirst Du *keine* Version dieses Films zu sehen bekommen. 😉

Wortvogel
Wortvogel
20. April, 2009 22:32

@ Tom: “Monkey fighting snakes on this Monday to Friday plane!”, wenn ich das richtig verstehe…

Peroy
Peroy
20. April, 2009 22:46

Ist bei dem Film auch scheissegal… *shrug*

Lutz
Lutz
20. April, 2009 23:33

@ Wortvogel: Ja, so würd ich das auch verstehen.

Übrigens: Diese Version von “4 Hochzeiten und ein Todesfall” habe ich auch damals auf dem Transatlantikflug gesehen. Ich hatte damals noch nicht so die Ahnung von “Airline-Versions” und war ein bisschen baff, als ich ein Jahr später den Film nochmal im Englischunterricht sah.

@ Peroy: Mag sein, aber wenn man bedenkt, dass diese Zeile die bekannteste Zeile des Films ist, die nur auf Grund des Fan-Brimboriums im Internet nachträglich gedreht wurde, wird es trotzdem umso lächerlicher.

manhunter
21. April, 2009 00:11

“Oft genug sprechen die Stars diese Nachvertonung selber – es ist Bestandteil ihrer Verträge.”
Wow, awsome!

Und hier noch ein Comic zum Thema:
http://www.mitchclem.com/mystupidlife/16/

gwildor
gwildor
21. April, 2009 01:19

Auch gut: Kill Bill in der Ami-Kabel version “My name is Buck and i´m ready to party!”

Lutz
Lutz
21. April, 2009 05:41

Noch eine kleine Korrektur am frühen Morgen:

Hugh Grant schreit im Original nicht “Shit”, sondern “Fuck”. Habs mir heut nacht nochmal zu Gemüte geführt.

Außerdem habe ich vorhin nochmal auf imdb reingeschaut und dort gelesen, dass ausgerechnet bei “Four Weddings” eben nicht nachsyncronisiert wurde, sondern von vornherein alles in mehreren Fassungen mit verschieden schwerwiegenden Schimpfwörtern gedreht wurde, da man vertraglich dazu verpflichtet war, eine Version zu drehen, die im amerikanischen Fernsehen laufen könnte. Keine Ahnung, wie glaubwürdig das ist, aber ich fands einfach zu witzig, dass es gerade das von dir genannte Beispiel trifft, und daher wollte ich das einfach einmal mitteilen.

Wortvogel
Wortvogel
21. April, 2009 10:37

@ Lutz: Danke, habe ich im Artikel korrigiert.

Im vorliegenden Fall glaube ich aber an eine Nachsynchro, weil die verwendeten Begriffe doch erstaunlich nah am Wortklang von “motherfuckin” sind.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
21. April, 2009 12:57

ja ja wenn der Mund stuhlt und Ödipus zur Tat schreitet. Ich persönlich finde es nur noch lachhaft und bigott.
Kein Wunder, dass die Amies glauben der Retter der Welt zu sein und denn noch folgern was das Zeug hielt.

Lutz
Lutz
21. April, 2009 17:38

@ GKP

Demgegenüber hast du es sehr gut drauf, die deutsche Arroganz gegenüber anderen Wertvorstellungen auszudrücken.

Ich find dieses Schimpfwörter-Umdeuten ja auch doof. Genauso bescheuert ist es aber, das alles immer gleich auf ein Klischee zu projizieren, das in dieser Form keinen Bestand hat. Die USA spielen sich nicht zuletzt deshalb als der Retter der Welt auf, weil andere Länder wollen, dass sie diese Rolle übernehmen. Große Teile der amerikanischen Bevölkerung bevorzugen eher eine Form von Isolationspolitik. Die von dir gezogene Verbindung, dass Amerikaner keine Schimpfwörter im Fernsehen dulden, aber die Retter der Welt sein wollen, ist also nicht nur von vornherein schon bekloppt, sondern auch noch falsch.

OJ
OJ
21. April, 2009 19:37

Ebenfalls via IMDb, aber aus einer anderen TV-/Airline-Version: “Do you see what happens when you find a stranger in the Alps?”

(http://www.imdb.com/title/tt0118715/trivia)

OnkelFilmi
21. April, 2009 20:43

@OJ: Hat Manhunter schon weiter oben in Form eines Cartoons von Mitch Clem (Wann geht endlich Nothingnicetosay weiter?!) erwähnt.

Und Audiozensur ist ganz normal im US Network TV (Cable kann sich da ein klein wenig mehr erlauben). Da wird neben Kraftausdrücken wie “motherfucker”, “fuck” oder “shit”, so ziemlich alles entfernt, was auch nur irgendwie jemandem vor den Koffer fahren kann. So müssen zB Kotz- und Furzgeräusche dran glauben (zB bei “Blazing Saddles”), aus “Nigger” wird “Brother” (selbst wenn es unter Schwarzen als nicht derogatives Wort benutzt wird), Küsse auf “stumm” geschaltet, sofern ein Schmatzgeräusch zu hören ist, Musikvideos massivst gebleept, usw usf.

manhunter
21. April, 2009 21:28

“(Wann geht endlich Nothingnicetosay weiter?!)”
Wenn Clem wenigstens “My Stupid Life” öfters updaten würde, aber der entwirft ja lieber Plakate und CD-Artworks, hrmpf. Nach eigenen Aussagen ist er mit NN2S mehr oder weniger fertig, aber die Hoffnung stirbt zuletzt – der Comic würde ja nicht zum ersten Mal wieder auferstehen.

OnkelFilmi
21. April, 2009 21:44

Eben. 2004 war schonmal Schluss, 2005, und 2006 ebenso. Schade auch um die Coffee Achievers, diese Spiegelwelt-Version von Blake und Fletcher hatte durchaus was…

Baumi
21. April, 2009 23:01

Erinnere mich noch, dass ich 1992 in den USA mal “Friday the 13th” nachmittags auf FOX gesehen habe – soweit ich es beurteilen konnte, war bei der Gewalt wenig bis gar nicht geschnitten worden, zumindest war einiges dabei, das man so in Deutschland nicht vor 22:00 hätte zeigen dürfen. Dafür war aber penibel jedes “shit”, “fuck” oder “asshole” auf der Tonspur ausgeblendet worden.

Noch absurder war es bei “The Wonder Years”: Im Dialog nennt Kevins großer Bruder ihn mit schöner Regelmäßigkeit “butthead” – was anscheinend “sauber” genug ist, um nicht zensiert zu werden. Trotzdem wurde es in den Untertiteln für Hörgeschädigte durch “idiot”, “moron”, “jerk” oder irgendwas Ähnliches ersetzt. Welches Wort genau es war, weiß ich nicht mehr; auf jeden Fall etwas ohne die fäkale Konnotation.

Lutz
Lutz
22. April, 2009 02:44

@ Baumi
Das ist auch aus vielen Amerikanern echt nicht rauszubekommen. Ich habe darüber schon mit so vielen Amerikanern diskutiert und auch, wenn ich eben auch eine Menge liberaler Landsleute kenne, die das eben so sehen wie ich, ist es trotzdem so, dass viele es wesentlich harmloser finden, wenn Gewalt im Fernsehen gezeigt wird, als wenn böse Worte oder Sex zu sehen sind.

Mein Eindruck ist, dass es vielen Leuten unangenehm ist, wenn die Kinder dazu Fragen stellen könnten oder Schimpfworte etc nachahmen könnten und das dann ein schlechtes Bild auf das Elternhaus werden könnte. Und der Gedanke, dass sich gewalttätige Bilder in den kleinen Gehirnen festsetzen könnten, ist nur zu einem geringen Teil da, bzw wird oftmals mit einem “We live in a violent world” oder auch “Kids know what is real and what’s not” beiseitegewischt.

Mein Gastbruder hatte schon mit 8 Jahren alle bis dahin erschienenen Friday the 13th, Helloween und Nightmare on Elm Street Teile gesehen.