16
Apr 2009

Das wird Folgen haben – Neue Serien (4): Die Grabbelkiste für den ganzen Rest

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Heute halte ich mich ein wenig knapper, weil das Thema nicht ausufern soll – und weil die meisten hier vorgestellten Serien auch keine langen Arien wert sind.

“Whitechapel”

Fangen mit der Serie an, die meine einleitenden Worte eigentlich Lügen straft – “Whitechapel” ist ziemlich gut. Aber die Serie hatte nur drei Folgen. Darum braucht man nicht viele Worte verlieren. Es geht um einen jungen und ehrgeizigen Chief der Londoner Polizei, der mit seine Bande von faulen Veteranen eine Mordserie aufklären will, die sich immer deutlicher als ein Remake der Taten Jack the Rippers herausstellt. Ein Imitator? Ein Fan? Eine Reinkarnation gar?

whitechapel

Von den neu gestarteten Krimiserien in England hat mir diese eigentlich am besten gefallen, denn sie spielt nicht nur mit einer faszinierenden Grundidee, sondern füllt diese auch noch mit interessanten Charakteren, und diversen gelungenen Thriller-Elementen.

All das kann man leider von…

“Law & Order UK”

… nicht sagen. Es ist sowieso schwer zu sagen, warum es nötig war, die altersschwache Franchise von Dick Wolf nach Großbritannien zu exportieren.

laworderuk

Echte TV-Junkies haben es sofort gesehen: den jungen Ermittler gibt Jamie Bamber, aka “Apollo” aus “Battlestar Galactica”. Und wieder einmal kommt seine Charakterisierung über “farblos” nicht hinaus. Damit steht er allerdings nicht allein: Freema Agyeman (immerhin “Martha Jones” in “Dr. Who”) ist hier geradezu erschütternd schwach.

Es hilft nicht, dass für “Law & Order UK” alte Skripts der US-Vorlage recycelt wurden, die teilweise 15 Jahre auf dem Buckel haben. Und die Vororte von London sind nicht ansatzweise so interessant anzuschauen wie New York. So wirkt die Serie nicht wie ein Spinoff, sondern wie ein zweitklassiger Aufguss.

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Mit einem schrägen Trend bei den englischen Serien will ich mich an dieser Stelle nicht auseinandersetzen: Remakes. “Survivor 2008”, “Minder 2009” – ein Haufen Klassiker des Insel-Fernsehens werden derzeit ausgegraben, abgestaubt, und neu verpackt. Scheint so, als gehen auf der anderen Seite des Ärmelkanals auch langsam die Ideen aus…

“Stormworld” / “Aaron Stone”

Bei diesen beiden Serien handelt es sich um Science Fiction-Produktionen. Bevor ihr aber begeistert in die Hände klatscht und “au prima!” ruft – die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche.

“Stormworld” setzt die Tradition der australischen Genre-Serien fort, die teilweise thematisch erstaunlich breit angesiedelt sind. Man hat “down under” ja auch durchaus Platz genug, um epische Geschichten zu erzählen. Es geht um zwei Freunde, die mit einer Yacht in einer anderen Dimension landen, in der die Erde praktisch völlig unter Wasser steht, und die Reste der Zivilisation schwer umkämpft sind.

stormworld

Klingt nicht schlecht, ist aber letztendlich eher banal erzählt, mit wenig überzeugenden Spezialeffekten, und milchgesichtigen Darstellern.

“Aaron Stone” klingt zumindest auf dem Papier interessanter: Unser titelspendender Held ist ein absoluter Crack bei einem neuen Computerspiel, und stellt fest, dass dieses von einer geheimen Organisation als Rekrutierungswerkzeug genutzt wird. Man heuert ihn als Superagenten an, und er bekommt alle Waffen aus dem Spiel auch in Wirklichkeit.

Das könnte actionreich und fetzig sein, scheitert aber komplett an der Tatsache, dass die Autoren keinerlei Ahnung von Computerspielen und Computerspielern haben, und den durch die Bank zu alten Protagonisten (die 16 sein sollen, aber wie 22 aussehen) Dialoge in den Mund legen, für die man sich bei TKKG schon schämen würde. Was hier als “cool” verkauft wird, lädt massiv zum fremdschämen ein:

http://www.youtube.com/watch?v=BfEPS563_NA

“Roommates”

“Roommates” wäre gerne “Friends”: Mark zieht in eine WG, weil er heimlich in Katie verknallt ist (was ich verstehen kann), aber es gelingt ihm partout nicht, die Freundschaft in eine Beziehung umzubiegen.

Das ist alles harmlos, begrenzt witzig, und sicher geeignet, die Wartezeit auf die Ofen-Pizza zu überbrücken. Mehr aber auch nicht.

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Bei den Darstellern ist mir aufgefallen, dass Dorian Brown aussieht wie die TV-Variante von Jessica Biel, und dass David Weidoff vermutlich der illegitime Sohn von John Malkovich ist.

“Surviving Suburbia”

Von der Kritik verrissen, beim Publikum erschreckend gut angekommen: “Surviving Suburbia” ist die Rückkehr von Bob “Full House” Saget ins Genre der Familien-Sitcom. Und viel generischer geht es wohl nicht – er spielt des latent genervten Vater, der von seiner Brut andauernd untergebuttert wird, und sich mit dem neureichen Nachbarn herum schlagen muss.

Nun sollte man meinen, dass für einen Veteranen wie Saget ein paar der besseren Schreiber angeheuert werden. Dem ist augenscheinlich nicht so: “Surviving Suburbia” ist 21 Minuten witzfreie Zone. Geeignet allenfalls für Leute, die sich bei “According to Jim” totlachen.

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“In the Motherhood”

Wenigstens hat diese Magermilch-Sitcom über Mütter in der Vorstadt eine halbwegs interessante Geschichte: entwickelt wurde sie nämlich (mit anderen Darstellerinnen) als Web-Serie auf YouTube, bis an den Rand gefüllt mit Product Placement.  Der Erfolg veranlasste die Macher, es auch mal im “richtigen” Fernsehen zu versuchen.

“In the Motherhood” ist nicht halb so schlimm (oder frauenaffin), wie das Konzept vermuten lässt: Die Darstellerinnen sind allesamt Vollblutkomikerinnen (Cheryl Hines, Megan Mullally), es wird mitunter auch ziemlich gehässig, und ich stehe auf Rachael Harris, die hier die arrogante Chefin spielt. Sicher kein neues Highlight des Genres, aber besser als “Surviving Suburbia” allemal.

Statt eines Promos zeige ich euch hier mal eine der Web-Episoden mit der Original-Besetzung.

http://www.youtube.com/watch?v=UkewJlZRKPo

Das muss für heute reichen – im letzten Teil widme ich mich dann dem neuen Trend zur Improv-Sitcom.



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Peroy
Peroy
16. April, 2009 12:34

Bob Saget macht jetzt wieder Familien-Dreck…? Ach, Mist… 🙁

aCks
aCks
16. April, 2009 13:02

Die Briten sind also doch nicht immmer auf dem Laufenden. Wenn die jetzt erst auf die Idee kommen “law and order” zu kopieren (oder muss man hier schon von einer Parodie reden?), dann muss man RTL ja schon fast innovativ nennen. Immerhin sind die ja schon vor gefühlten hundert Jahren auf diese Idee gekommen.

Wortvogel
Wortvogel
16. April, 2009 13:18

@ aCks: Das ist nicht ganz richtig: es handelt sich bei “Law & Order UK” um einen offiziellen Spinoff, keinen Ripoff.

Dieter
Dieter
16. April, 2009 13:20

Ich bin für ,,Law & Order Kasachstan”.

Wortvogel
Wortvogel
16. April, 2009 13:28

Kalkofe hat ja schon “Isernhagen Law” gemacht….

Dieter
Dieter
16. April, 2009 13:32

Danke für den Tipp!

Wieder mal etwas an mir vorbei gegangen. Arbeite wohl zuviel …

Dr. Acula
16. April, 2009 13:35

@Vogel
Isernhagen Law – GROSS… allerdings nicht ganz so groß wie Bad Oeynhausen Cops (“die einzige Krimiserie, die vor sich selber Angst hat”).

aCks
aCks
16. April, 2009 15:19

@ Wortvogel: War “Isernhagen Law” nicht eher eine Persiflage auf “L.A. Law”?

Wortvogel
Wortvogel
16. April, 2009 15:21

@ aCks: Habe ich was anderes behauptet?

aCks
aCks
16. April, 2009 15:41

@ Vogel: Nein! Es las sich nur so, als meintest du, “Isernhagen Law” bezöge sich auf “Law And Order”.

Heino
Heino
16. April, 2009 17:37

Echt eine dürftige Season, die da auf uns zurollt. Fast nur Wiedergekäutes oder vom Stil her altmodischer Kram. Da freut man sich doch über jede gute Serie, die noch ein weiteres Jahr schafft

manhunter
16. April, 2009 18:18

Wow, ich bin ja überrascht, dass Saget nach seiner Stand-Up-Routine überhaupt noch kompatibel mit familienfreundlicher Unterhaltung ist. Sehr seltsam anzusehen…

comicfreak
17. April, 2009 15:21

..also, “Aaron Stone” klingt (synchronisiert) nach der idealen Einsteigerkost für den Junior, der gerade mäkelt, weil KiKa “Cosmic Quantum Ray” abgesetzt hat, als er es endlich richtig aussprechen konnte.

Dieter
Dieter
18. April, 2009 08:39

@comicfreak: Ja, ja, aber ,,Batman” gucken wollen!

Diese Kinners … 🙂

Nobby
Nobby
18. April, 2009 21:27

Mal kurz etwas kritischeres:
Private Anliegen hin oder her, ich würde mir hier wieder etwas mehr Profil vom Wortvogel wünschen. Klar, die zahl- und umfangreichen Film- und Serienrezensionen lese ich dank des leserlichen Schreibstils nach wie vor gerne, aber der Grund, warum ich mich damals entschieden habe, diesen Blog regelmäßig zu verfolgen, waren doch eher die spannenden Branchenberichte eines Filminsiders und ähnliche Raritäten. Denn, und so viel Ehrlichkeit muss sein, Sammlungen von YouTube-Videos, das zum guten Ton gehörende BILD-Bashing und andere Nerd-Inhalte find ich in jedem anderen x-beliebigen Blog auch. Wo ist das Alleinstellungsmerkmal hin?