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Mrz 2009

Ruhe da vorne! Movie-Mania 2009 (56) Heute: Adel verpflichtet

Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |

kindhearts1England 1949. Regie: Robert Hamer. Darsteller: Dennis Price, Valerie Hobson, Joan Greenwood, und acht mal Alec Guinness

Ich sollte mich endlich mal entscheiden, wie ich es mit den Titeln der “Movie-Mania” halten will: wie die meisten anderen Filme habe ich “Kind Hearts and Coronets” auf englisch gesehen. Aber mit dem Titel kann ja keiner was anfangen.

Wieder so ein Klassiker, über den ich bei einer Cocktail-Party prima hätte plaudern können, ohne ihn gesehen zu haben. Man kennt ihn einfach. Wer sich auch nur ein wenig mit Filmgeschichte auseinandersetzt, stolpert schnell über die legendäre schwarze Komödie, in der Alec Guiness gleich alle Mitglieder des Clan Ascoyne spielt.

Nun, da ich endlich Gelegenheit hatte, das angelesene Trivialwissen um die tatsächliche Auseinandersetzung mit einem der laut IMDB 200 besten Filme aller Zeiten zu erweitern, bin ich rechtschaffen ratlos. “Adel verpflichtet” ist ein komplett anderer Film, als ich erwartet hatte.

Es geht um Louis, dessen Mutter einst vom D’Ascoyne-Clan verstoßen worden war, weil sie einen Opernsänger heiraten wollte. Louis ist entschlossen, aus seinen ärmlichen Verhältnissen auszubrechen, und den (in seinen Augen) angemessenen Platz als Duke D’Ascoyne zu übernehmen. Dazu muss er den Stammbaum der Familie um die letzten acht Mitglieder beschneiden, was sich als erstaunlich einfach erweist, denn die D’Ascoynes sind ein ziemlich zerrütteter Haufen. Schwieriger ist es für Louis, seine Frauengeschichten auseinander zu dividieren – Jugendfreundin und Geliebte Sibella hat kein Interesse daran, ihren Galan der mondänen Edith zu überlassen…

Sicher, der Humor ist schön schwarz und englisch, und natürlich ist das auch fein und fehlerlos erzählt. Alex Guinness ist hervorragend, Dennis Price angemessen kaltblütig und charmant zugleich. Mag ja sein. Dennoch: in mir sträubt sich alles, wenn ich den Film einen “Klassiker” nennen soll. Er ist einfach zu banal runtererzählt, zu gerade, zu vorhersehbar, und gleichzeitig zu distanziert und etepetete.

Der permanente Voiceover von Louis begleitet uns durch den ganzen Film, und ist als erzählerische Krücke eigentlich überflüssig, denn Louis’ Plan ist ja offensichtlich. Weil unsere Hauptfigur aber niemanden hat, mit dem sie sprechen kann, muss alle Exposition ins Off verlegt werden. Das gibt “Adel verpflichtet” über weite Strecken den Anschein einer filmisch bebilderten Lesung.

Auch technisch kann “Adel verpflichtet” an vielen Stellen nicht überzeugen: Studioaufnahmen leiden unter schlecht gemalten Hintergründen, Modelle sind erschütternd offensichtlich als solche zu erkennen, und immer wieder wirken Sets künstlich und übertrieben ausgeleuchtet. Versteht mich nicht falsch: mir ist vollkommen bewußt, dass der Film 60 Jahre auf dem Buckel hat. Aber selbst im Jahr 1949 war mehr Sorgfalt möglich.

Das große Buhei, das um die Tatsache gemacht wird, dass Alex Guinness acht Rollen spielt, scheint mir übertrieben, weil es dafür weder eine dramaturgische Notwendigkeit gibt, noch einen besonderen Fokus. “Adel verpflichtet” handelt nicht von den D’Ascoynes, sie sind nur das Kanonenfutter für Louis, acht Aufhänger und Zielscheiben seiner Rache. Mehr als zwei Minuten Screentime bekommt auch keine der Figuren. Man bewundert als Zuschauer Guinness’ Leistung, aber sie hat keinen nennenswerten Mehrwert für den Film.

kindhearts3

Louis taugt als Protagonist wenig, denn er ist ein eiskalt berechnender Killer, und das nicht einmal aus gutem Grund: sein Anspruch auf den Adelstitel macht ihn nicht weniger anmaßend als die Menschen, die er aus dem Weg zu räumen gedenkt. An keiner Stelle wirkt er sympathisch, oder sein Anliegen moralisch gerechtfertigt.

Wenn Louis Vorgehensweise wenigstens brillant und niederträchtig wäre! Leider geht er bei den Morden meist einen sehr offensichtlichen Weg (Gift, Bombe, Jagdunfall), und ist nur darauf bedacht, möglichst keine Spuren zu hinterlassen. Selbst wenn wir über seine mangelnde Rechtfertigung hinwegsehen könnten – er verdient es einfach nicht, am Schluss zu triumphieren. Die Polizei, der acht Todesfälle in wenigen Wochen/Monaten auffallen müssten, wird bequemerweise komplett ausgeblendet.

Der folgende Ausschnitt zeigt gleich drei der von mir angesprochenen Probleme – die miserablen Effekte, der ständige Voiceover, und die erstaunliche Simplizität, mit der Louis die D’Ascoynes beseitigen kann:

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Erst im letzten Akt kommt ein wenig Schwung in die Bude, wenn Louis feststellen muss, dass die Frauen in seinem Leben nicht ganz so berechenbar sind wie die Männer. Es zwingt ihn, seine Pläne ein wenig zu ändern, doch selbst das ist mehr aus der Not als der Genialität geboren.

Insgesamt ist “Adel verpflichtet” durchaus kurzweilig und amüsant, aber eben absolut nicht mehr. Die “Miss Marple”-Filme mit Margaret Rutherford eignen sich erheblich besser zum Mehrfach-Konsum.

Traurig macht mich übrigens, dass aus dem schlanken und charmant-sanften Dennis Price binnen weniger Jahre ein aufgeschwemmter Trunkenbold mit schütterem Haar werden sollte, der seine letzten Schecks damit verdiente, sich in Trash-Filmem von Jess Franco zu verdingen.



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33 Kommentare
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Asmodeus
Asmodeus
25. März, 2009 11:37

Eine Frage hab ich doch mal.
Wie kommt man an dermaßen alte Filme ran?

voerdus
voerdus
25. März, 2009 11:42

Also dieser Film lief z.B. erst vor zwei Wochen Nachmittags werbefrei auf Arte.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich während dem Film eingeschlafen bin, die Besprechung hier zeigt mir aber das mein Gefühl nicht viel verpasst zu haben wohl richitg war.

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 11:59

@ Amodeus: Wie man am abgebildeten Cover sehen kann, gibt es den Film auf DVD. Oftmals kaufe ich für die “Movie-Mania” auch alte Videokassetten bei Ebay. In extrem seltenen Fällen, wenn die Filme gar nicht offiziell verfügbar sind, dürfen auch mal Bootlegs genommen werden (“Hellstrom Chronicles”, “No Blade of Grass”).

Wenn man ein Digital-TV-Paket wie z.B. das von Kabel Deutschland hat, kann man außerdem davon ausgehen, dass jeder nennenswerte Film einmal pro Jahr ausgestrahlt wird. Der Trick ist, ihn nicht zu verpassen.

Asmodeus
Asmodeus
25. März, 2009 12:08

Ok….*mal was nachschlagen*…jetzt weiß ich auch was “Bootlegs” sind 😀

Lutz
Lutz
25. März, 2009 13:25

Ich habe den Film auch vor ein paar Wochen erstmals auf arte gesehen, da dann leider allerdings auf deutsch.

Wie dir ging es auch mir so, dass ich einen komplett anderen Film erwartet hatte. Ich kann auch deine Kritik an den schlechten Effekten verstehen, allerdings war meiner Meinung nach die von dir gezeigte Szene mit den Schiffen der einzige RICHTIG schlechte Effekt. Mit dem Rest kann ich, gerade in Anbetracht dessen, dass der Film aus den 40ern stammt und von einem damals noch kleinen Studio gedreht wurde, ganz gut leben.

Anders als du konnte ich mich aber mit der Zeit auf den Film einstellen. Natürlich wird die Geschichte einfach so runtererzählt. Wenn man weiß, worum es geht, dass ein Mann 8 Mitglieder einer Sippschaft umbringen will und diese dabei noch nicht einmal Verdacht schöpfen, dass ihnen da jemand an den Kragen geht, kann man das aber gar nicht anders machen. Die Frage ist ja nicht, ob er damit durchkommt, sondern wenn überhaupt, wie er das macht und wie die Geschichte erzählt wird.

Ich fand die Morde durchweg nett und amüsant gestaltet. Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, dass das hier eben keine brüllkomische Komödie wird, sondern der Witz sehr trocken und subtil daherkommt, konnte ich mich auch darauf einlassen, dass Alec Guinness bis auf die 2 oder 3 kleinten Figuren keine als Witzfigur anlegt.

Ich bedaure an dem Film eher, dass er gerade aus den beiden Guinness-Figuren, von denen ich gerne mehr gesehen habe -der Kapitän und Lady Agatha- so wenig macht. Gerade Lady Agatha ist in ihren drei extrem kurzen Auftritten wirklich sehr gut gelungen.

Ich kann wirklich nicht sagen, dass ich enttäuscht war. Nachdem ich meine Vorerwartungen nach etwa einer halben Stunde ausgeschaltet hatte und mich auf den Film eingelassen hatte, habe ich eigentlich durchweg geschmunzelt. Louis lakonischer Kommentar zur Handlung war teilweise so böse, dass ich mich echt gewundert hatte, dass so ein Film schon damals gedreht werden konnte. “Adel verpflichtet” wird sicher nicht meine Lieblingskomödie, aber ich kann mir schon sehr gut vorstellen, ihn mir hin und wieder anzusehen.

Heino
Heino
25. März, 2009 13:28

“Adel verpflichtet” läuft wie auch “Ladykillers” oder “Leoparden küsst man nicht” und “Arsen und Spitzenhäubchen” regelmäßig auf den diversen Dritten. Ich kenne die alle noch aus den 80ern, als sowas bei ARD und ZDF Futter für die Prime Time war. Und auch wenn sein Status überbewertet sein mag, ich mag diesen Film sehr. Liegt vielleicht an meinem Hang zu zynischen Filmen oder Sentimentalität, aber trotzdem lass ich auf den Streifen nix kommen

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 13:33

@ Lutz: Nicht viel anders lautete mein Urteil ja auch: “Insgesamt ist “Adel verpflichtet” durchaus kurzweilig und amüsant”

Ich hätte gehofft, dass Louis auf mehr Probleme trifft, die Ascoynes zu beseitigen, und immer wieder improvisieren muss. Das geht mir alles zu glatt. Außerdem schneidet der Film ein Problem an, verdrängt es dann aber: Louis Arbeitgeber, der Bankdirektor, ist ein wirklich sympathischer Ascoyne, der Louis protegiert. Aber statt hier ein moralisches Dilemma zu bauen, an dem Louis fast scheitert, stirbt der Direktor praktischerweise von selbst (Louis erwähnt sogar im Voiceover, dass er glücklich ist, ihn nicht umbringen zu müssen).

Der Tod des Captains ist auch reine Drückebergerei – kaum hat Louis Probleme, einen Ascoyne zu töten, stirbt dieser von allein.

Was die Kaviar-Bombe angeht: hätte nicht spätestens DA eine polizeiliche Ermittlung stattfinden müssen? Das KANN doch nicht mehr als Unfall hingestellt werden!

Mir ist bei den Bauten insbesondere der lächerlich gemalte Hintergrund auf dem Friedhof bei Louis’ Mutter aufgefallen, und die “Ballonszene” (auch oben im Ausschnitt zu sehen).

Insgesamt hat mir das, was ich mir unter dem Film vorgestellt habe, deutlich besser gefallen als das, was ich dann gesehen habe. Aber das passiert ja häufiger.

Dieter
Dieter
25. März, 2009 13:34

Bei diesem Film ist man der Beobachter von Adels-Intrigen. Es geht wohl gerade nicht darum, den Helden als moralisch integer sondern vielmehr um eine komplette Abrechnung mit der englischen Aristokratie. Daneben ist er wohl eine Art schauspielerische Etüde für Guinness.

Mir gefällt gerade bei alten Filmen das oft bühnenhafte der Kulissen und die eher niedlichen Effekte.

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 13:37

@ Heino: “Arsen und Spitzenhäubchen” und “Leoparden küsst man nicht” (mittlerweile auch in der längeren, nur noch teilsynchronisierten Fassung) gehören zu meinen persönlichen Lieblingen.

“Insanity runs in my family – it practically gallops!” (“Arsen und Spitzenhäubchen”)

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 13:38

@ Dieter: Gegen künstliche Studiobauten habe ich auch nichts – “Arsen und Spitzenhäubchen” ist ein Paradebeispiel. Oder “Graf Zaroff – Genie des Bösen”. Aber wenn man Modelleffekte macht, kann man sich schon zumindest ein bisschen Mühe geben.

Shah
Shah
25. März, 2009 13:43

Mir kommt das in dem Ausschnitt – gerade bei den Morden – einfach so vor, als ob da Szenen fehlen. Und irgendwie finde ich es zu simpel…..nichtmal ein Showdown mit einem tötungsresistenten D’Ascoyne?

Lutz
Lutz
25. März, 2009 13:45

@ Wortvogel:
Wie ich schon sagte, ich habe über die technischen Schwächen hinweggesehen.. aber da bin ich bei älteren Filmen sowieso immer sehr gnädig. Ich habe zwar dann registriert, dass das wieder künstlich aussah, aber das wars dann auch. Ich fand ehrlich gesagt die schwarz-weiß Photografie viel schöner als dass ich die technischen Mätzchen schlecht fand.

Ich habe bei deiner Kritik das Gefühl, dass du gerade das, was den Film ausmacht, für sinnlos erachtest, nämlich den Off-Kommentar. Den finde ich aber eben inzwischen gerade gut. Zu Anfang sieht man Louis im Gefängnis und fragt sich, wie er da am Ende wohl wieder rauskommen wird und vor allem hat man so seine Vorstellung, dass die d’Ascoynes das wohl irgendwie verdient haben. Auch, nachdem er von seiner Kindheit erzählt, hat man noch den Eindruck.

Aber im Verlauf der Geschichte spürt man halt immer mehr, das wirklich Louis das eigentliche Schwein in der Geschichte ist. Einerseits will man, dass er vorankommt mit seinen Taten, aber andererseits ist man zusehends angewidert mit dem, was er da tut. Ich bin der Meinung, dass dies nur durch den Off-Kommentar so zu machen war, weil Louis ja, wie du schon sagst, niemanden im Film hat, dem er sich wirklich öffnen kann und will. Ohne den Off-Kommentar wäre dieser Zwiespalt so nicht erzeugt worden (und nebenbei wäre der Schlussgag auch nicht möglich gewesen). Ich finde daher, auch, wenn ich generell Erzähler in einem Film nicht so mag, dass dieser Film eben nur SO und nicht anders funktioniert.

Bei der Bomben-Attacke stimme ich dir zu. Allerdings ist zu dem Zeitpunkt das Geschehen dann doch schon so abgehoben, das ich das nicht wirklich registriert habe. Und vor allem wird er dann ja kurz danach sowieso vor Gericht gestellt.

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 13:55

@ Lutz: Das ist ja das Problem – in der vorliegenden Struktur funktioniert der Film nur mit Erzähler. Das gilt aber als dramaturgisch unelegant: show, don’t tell, ist die alte Autorendevise. Film ist nicht erfunden worden, damit man die Handlung (und die Personen) erzählt bekommt. Das nennt man Radio. Zugegeben: der Off-Text ist sehr elegant und süffisant geschrieben. Aber wie im oben präsentierten Ausschnitt untergräbt er die Figuren, denn wir hören dem Erzähler zu, und nicht dem Protagonisten. In der gesamten Sequenz sagt Louis selbst kein Wort.

Ich bin sicher nicht übermäßig harsch, was alte Filme angeht. Ich liebe sie, und kann mich (siehe “The General”) auch prima in den Kontext versetzen. Aber wenn ein Film als absoluter Klassiker gehandelt wird, dann ist einer meiner Maßstäbe, dass er weit über den Entstehungszeitraum hinaus funktioniert. So, wie das z.B. bei Casablanca, Bringing up Baby oder Citizen Kane der Fall ist. “Adel verpflichtet” wirkt mir zu statisch und von oben herab erzählt.

Deshalb: guter Film. Aber kein großartiger Film.

Lutz
Lutz
25. März, 2009 14:17

Nun gut, du bist hier der Autor unter uns und weißt, wovon du sprichst.

Ich stimme dir ja auch zu, dass Off-Erzähler unelegant sind. Es ärgert mich auch immer wieder, wenn ich merke, dass das gerade aus dem Hut gezaubert wurde, weil gerade kein anderes Mittel einfiel, um das, was im Film passiert, rüberzubringen.

Aber hier sehe ich das anders. Ich habe bei diesem Film nicht das Gefühl, dass der Erzähler gewählt wurde, um die Erzählschwächen glattzubügeln, sondern, dass dies sogar der Ausgangspunkt der Geschichte war, an der die Handlung aufgehängt wurde. An einigen Stellen wird aber in der Tat, da stimme ich dir zu, ein bisschen zu sehr vom Erzähler Gebrauch gemacht und man wünscht sich mal wieder einen Dialog.

Übrigens, um mich hier mal total unbeliebt zu machen: Ich halte “Casablanca” für total überbewertet. Das ist für mich wirklich der Filmklassiker, der die Zeit nicht gut überstanden hat und auf mich heute total veraltet wirkt. Ich weiß, dass ich mit meiner Meinung total allein dastehe, aber das tue ich, was diesen Film angeht, schon seit Jahren. Bei den anderen von dir genannten stimme ich dir jedoch zu.

@ Shah: Der wirkliche Kampf spielt sich zwischen ihm und seiner Jugendliebe ab.

Peroy
Peroy
25. März, 2009 14:17

“Arsen und Spitzenhäubchen” bleibt ungeschlagen…

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 14:25

@ Lutz: Bitte nicht missverstehen – die Tatsache, dass ICH das anders gemacht hätte, ist in diesem Kontext nicht von Belang. Für diesen Film wurde diese Struktur gewählt, und da von “richtig” oder “falsch” zu reden, scheint mir zwecklos. Ich wollte nicht andeuten, ich hätte einen besseren Film als “Adel verpflichtet” schreiben können.

Lutz
Lutz
25. März, 2009 14:41

@ Wortvogel
Keine angst, habs nicht missverstanden.

Du hättest das ganze in ein Science Fiction Setting gepackt! 😛

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 14:44

@ Lutz: Genau, dann hätte die Ähnlichkeit der Ascoynes auch Sinn ergeben – sind alles Klone!

Mathias
Mathias
25. März, 2009 14:52

Ich kann wirklich alle deine Kritikpunkte verstehen und nachvollziehen. Ich mag den Film aber trotzdem. Vielleicht, weil ich ihn das erste Mal gesehen habe, als ich noch ziemlich jung war und der nostalgische Gedanke an Sonntagnachmittage mit der Familie vor dem Fernseher mitschwingt. Oder ich war damals einfach noch leichter zu begeistern… Besonders beeindruckt war ich damals jedenfalls vom Ende. Das kam, zumindest für mich, unerwartet.

Ich mag einfach diese Art Filme (unqualifiziert werfe ich hier mal noch “Zeugin der Anklage” und “Hokus Pokus” (natürlich in der Version mit Curt Goetz) in den Raum) und wenn mich eine Auflösung überrascht und begeistert, dann sehe ich auch gerne mal über vorherige Schwächen hinweg.

Lutz
Lutz
25. März, 2009 15:09

@ Wortvogel
Dachte ich’s mir doch

@Mathias
die von dir genannten Filme würde ich aber nicht mit Adel verpflichtet vergleichen.
Zeugen der Anklage ist natürlich sehr geil.
Für Hokus Pokus war ich glaube ich, als ich den gesehen habe, noch zu klein. Aber irgendwie reizt der mich nicht so… das einzige, was ich davon mitgenommen habe, ist dass das Ehepaar als Hobby gerne Städtenamen konjugiert (“Ich halle an der Saale, du hallst an der Saale…”) und seitdem versuch ich immer wieder, herauszufinden, mit was für Städten das noch geht.

Mencken
Mencken
25. März, 2009 15:37

Ich habe den Film ewig nicht mehr gesehen, meine aber, daß ich den Klassikerstatus schon gerechtfertigt fand, zumindest wenn man berücksichtigt, daß ein großer Teil davon sicherlich auch auf die Tatsache zurückzuführen ist, daß hier viele Dinge erstmalig (meines Wissens) so gemacht wurden – der Mörder als Held, ausbleibende sühnende Gerechtigkeit, ein Erzähler, der 1. subjektiv ist und 2. nachfolgend zusehends fragwürdig erscheint, eine (eventuell nur im britischen Kontext) selbst in den nachfolgenden Jahrzehnten selten so offen ausgetragener Angriff auf das Klassensystem/die Oberschicht, etc.
Die Hauptfigur so unsympathisch zu zeichnen und die Opfer zumindest teilweise sogar recht nett, fand ich ebenfalls sehr bemerkenswert, da dies etwas ist, was für mein Empfinden selbst heutzutage viele schwarze Komödien doch lieber vermeiden.
Ich sehe hier sogar diverse (wenn auch natürlich schwache) Parallelen zu Watchmen, der ja ebenfalls auf viele dieser Kniffe zurückgreift.

Dennis Price kann einem übrigens sicherlich leid tun, aber wenn man schon Alkoholiker ist, dann gibt es sicherlich deutlich schlimmere Schicksale als das Mitwirken in Franco Filmen aus den 60er/70er Jahren – könnte ich mir sogar als eine der bestmöglichsten Varianten der Lebensabendgestaltung vorstellen.

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2009 15:49

@ Mencken: Alles richtig, aber der Pionierstatus macht den Film ALS FILM nicht besser – nachdem die von dir genannten Premieren mittlerweile Standard im erzählerischen Vorrat sind, haben sie allenfalls filmhistorische Signifikanz. “The Jazz Singer” war als erster Tonfilm sicher wichtig – aber es macht ihn nicht in und an sich selbst besser.

Thema Dennis Price: Stimmt schon – nackte Weiber, Jazz-Musik, und lässige Dreharbeiten unter südlicher Sonne. Karrieren können schlimmer enden.

Mathias
Mathias
25. März, 2009 16:03

@Lutz: Ich gebe zu, die Verbindung dieser Filme zueinander ist bei mir eher biographisch. Aber unter “Krimi mit mehr oder weniger komödiantischen Anteilen” könnten sie laufen. 😉

Was Du über das Konjugieren von Städtenamen geschrieben hast, kenne ich überhaupt nicht. Ich habe mal eben recherchiert. Das kommt wohl in “Dr. med. Hiob Prätorius” vor. Auch ein Buch von Curt Goetz, aber es kommt wohl auch nur in der Heinz Rühmann-Verfilmung vor und nicht in der mit Goetz selber. Ich finde die Rühmann-Verfilmungen ziemlich unsäglich.
“Hokus Pokus” ist der Film, in dem eine Frau angeklagt ist, ihren Mann ermordet zu haben. Der Film erzählt die Gerichtsverhandlung und in der ist nichts, wie es zuerst den Anschein hat. Ich kann den nur empfehlen.

Heino
Heino
25. März, 2009 17:50

@Wortvogel:ja, die beiden Streifen sind wirklich großartig. Ich mag generell S/W-Filme sehr gern, auch Schloß des Schreckens zählt immer noch zu meinen Favoriten. Und Cary Grant als hypernervöses Wrack ist einfach unschlagbar

Lutz
Lutz
25. März, 2009 21:00

@ Mathias

Ehrlich? Ich war mit immer sicher, dass das Zitat aus Hokuspokus kommt. Mist, in den letzten Tagen wandle ich mich vom Klugscheißer zum schlecht informierten Klugscheißer. Man sehe es mir bitte nach, habe ein bisschen viel Arbeit an der Backe.

Baumi
25. März, 2009 23:02

In meiner Erinnerung ist der Film ja auch ein Klassiker, aber ich hab’ ihn auch schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Mein Vater hatte damals einen Betamax-Recorder, als noch kaum irgendwer Videorecorder hatte, und die Aufnahme von “Adel Verpflichtet” fiel in jene Kindheitszeit, in der man dieselben Geschichten und Filme wieder und wieder konsumieren kann.

Von daher verbinde ich mit dem Titel jede Menge schöne Erinnerungen – wie viele davon tatsächlich mit der Qualität des Films zu tun haben? Keine Ahnung. Ich hab’ den Streifen seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr gesehen und hatte bis zu dieser Kritik völlig vergessen dass es ihn gibt. Jetzt werd’ ich ihn mir wohl demnächst mal wieder anschauen. Insofern schon mal danke für ein verschüttetes Stück Kindheits-Erinnerung.

Dieter
Dieter
26. März, 2009 07:43

Völlige Übereinstimmung mit ,,Arsen” und ,,Leoparden”.

Ich wage aber an zwei Punkten zu widersprechen:

Dass man sich mit dem Mörder als Helden identifizieren will, dies aber eigentlich nicht kann, ist wohl der Witz an dem Film. Das sind halt, vor allem eben er, skrupellose, auf sich selbst bedachte, unsympathische Typen.

Erzähler im Film halte ich für ein Stilmittel, nicht für Hilflosigkeit oder so. ,,American Beauty” funktioniert auch deshalb so hervorragend, mir fällt noch ein Film mit Denzel Washington ein, in dem er einen Dämon jagt (wie heisst das Ding nur?). Oder etwa Chaplins ,,Monsieur Verdoux”.

Dieter
Dieter
26. März, 2009 07:46

Naja, und ich mag schön gesprochene und gut geschriebene Off-Kommentare eigentlich sehr gerne. Besonders in alten Filmen.

Das hat vielleicht bei mir wie bei Mathias etwas mit den Kindheitserinnerungen zu tun.

Tornhill
Tornhill
26. März, 2009 11:22

Bin an und für sich ein Fan von sowohl Off-Kommentaren als auch Anti-Helden, aber irgendwie zündete die Mischung bei mir hier auch nicht.

Für einen eleganten Schurken ist unser Held hier einfach noch zu klein und unspektakulär und seine Erzählung entbehrt jener absolut diabolischen Kälte oder Freude, die man im Schurkenhirn sehen will und auch seine Opfer sind weder die Guten, die unserem zentralen Monster zum Opfer fallen, noch echte Unsympathen, die es nicht besser verdient haben. So bleibt der Film irgendwie zwischen allen Stühlen.

Peroy
Peroy
26. März, 2009 11:24

“mir fällt noch ein Film mit Denzel Washington ein, in dem er einen Dämon jagt (wie heisst das Ding nur?).”

Na “Dämon” halt…

Dieter
Dieter
26. März, 2009 12:56

AAAAAH!

oooh.

*schäm*

Heino
Heino
26. März, 2009 18:58

Off-Kommentar ist selten nötig und oftmals auch eher störend. Positive Ausnahmen gibt es zwar (z.B. Fight Club), aber in der Regel finde ich sie eher störend. Besonders bei TV-Serien hat das absolut überhand genommen und verdirbt mir zumindest meist den Spass (Scrubs, Pushing Daisies, Desperate Housewives usw.)

Peroy
Peroy
26. März, 2009 20:49

“Dexter”… brrrrr… *würg*