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Mrz 2009

Ruhe da vorne! Movie-Mania 2009 (33) Heute: Screamers – The Hunting

Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |

screamers1USA 2009. Regie:  Sheldon Wilson.  Darsteller: Gina Holden, Greg Bryk, Jana Pallaske, Lance Henriksen u.a.

Viele Reviews von „Screamers – The Hunting“ fangen mit der These an, dass es wirklich kein DVD-Sequel zum Original gebraucht hätte. Da würde ich widersprechen – gerade WEIL „Screamers“ ein anspruchsloser, mittelmäßig budgetierter B-Reißer war, eignet er sich hervorragend für eine Fortsetzung. Schließlich ist er von der Skript-Qualität bis zu den Trickeffekten nicht allzu schwer zu kopieren. Die Möglichkeiten eines DVD-Sequels werden hier nicht überfordert.

Kurioserweise ähnelt das Setup von „Screamer – The Hunting“ meinem eigenen „Sumuru“: Astronauten landen auf einem kleinen Planeten, zu dessen menschlicher Kolonie vor langer Zeit die Verbindung abgebrochen ist. Die Zeit drängt, denn der Planet wird in wenigen Tagen durch einen Meteoritenhagel unbewohnbar. Doch leider entpuppt sich die Evakuierung als schwieriges Unterfangen.

So weit, so in Ordnung. Das Ziel ist für die Truppe klar gesetzt, mit den Screamers gibt es Gegner, die jederzeit unvermittelt angreifen können, und durch einen Mangel an Treibstoff können die Astronauten auch nicht einfach so wieder abhauen. Das hat bei „Sumuru“ funktioniert, bei „Aliens“, und in 50 Jahren geht der Plot vermutlich immer noch.

Auch technisch kann sich der Film sehen lassen: Die Locations in Neufundland (!) sehen angemessen „alien“ aus, ganz anders als die ewig gleichen Nadelholz-Steppen in und um Vancouver, in denen solche Streifen ja gerne gedreht werden. Die CGI ist extrem sauber und detailliert, hier macht sich die komplette digitale Produktionsstrecke positiv bemerkbar. Die Sets sind hübsch, auffallend farbig, und bei den Screamers selbst wird selten länger draufgehalten, als die gerade noch akzeptablen Action-Effekte und Explosionen ratsam erscheinen lassen. Es gibt die für so einen Film notwendigen Splatter-Effekte, ohne dass die Produktion in Blutmatsch watet (wieviel in der 16er-DVD hierzulande übig bleibt, weiß ich natürlich nicht).

Was „Screamers – The Hunting“ allerdings von der ersten bis zur letzten Minute torpediert, ihr ahnt es schon: ein strunzdummes Skript, in dem sich wirklich jede Figur so dämlich wie nur irgendmöglich verhält. Ich bin es ja gewöhnt, dass Raumschiff-Besatzungen einen IQ knapp unter dem Sonderschulabschluss haben, aber was hier vor sich geht, ist Charakter-Sabotage ersten Ranges: Die Überlebenden des Planeten sagen unserer Crew, dass die Screamer mittlerweile auch wie Menschen aussehen können. Unsere „Heldin“ findet zwei Minuten später drei eingesperrte Kids, die um Freilassung flehen. Natürlich schaltet sie das Strahlenfeld ab. Und überraschenderweise entpuppen sich die Kids als die vor drei Minuten genannten Screamer! Damit ist die „Heldin“ (ich kann das hier echt nicht ohne Anführungszeichen schreiben) für das folgende Massaker an den (nun nicht mehr) Überlebenden verantwortlich. Sie entschuldigt sich eher lässig dafür, worauf der Anführer der Überlebenden sagt: „Tut uns leid, dass wir euch nicht vertraut haben.“

Wiebittewasjetzt???

screamers2 Man möchte ab diesem Moment den Astronauten eigentlich permanent eine reinbügeln, weil die sich pausenlos verhalten, als hätten sie gestern den aufrechten Gang entdeckt. Zusammenbleiben, um nicht einzeln massakriert zu werden? Fehlanzeige. Auf Steinboden bleiben, damit die Screamer nicht von unten kommen können? Geht auch ohne. Keinem plötzlich auftauchenden Crewmitglied vertrauen, dass man eben noch hat sterben sehen? Wieso denn.

In dieser Zukunft sind ausgebildete Elitesoldaten offensichtlich so smart wie geile Teenager, die im alten Henderson-Hause Party machen, und von denen einer plötzlich sagt: „Habt ihr das Geräusch im Keller auch gehört? Ich seh mal nach“. Die verdienen ihren Tod, und den „Darwin Award“ gleich obendrauf. Sowas soll sich gefälligst aus dem Genpool raushalten.

Außerdem besteht die ganze Besatzung des Raumschiffes aus faden TV-Gesichtern, die nicht wirklich mitreißen. Uniformen/Ausrüstungen an, und schon sieht „Screamers – The Hunting“ über weite Strecken wie eine Doppelfolge „Stargate“ aus. Aus dem Rahmen fällt eigentlich nur die Deutsche Jana Pallaske, weil sie irgendwie aussieht wie die Goth-Schwester von Scarlett Johannsson. Und bevor wieder jemand fragt: keine Nacktszenen.

Weder das „schockierende“ Ende noch der Gastauftritt von Lance Henriksen kann da noch was retten: „Screamers – The Hunting“ ist trotz der edlen Produktion zu banal, zu eierlos, zu dusselig, zu blah. Das ist umso erstaunlicher, da Autor Tejada-Flores einige bessere Fetzer abgeliefert hat: “Screamers”, “Fright Night 2”, „Beyond Re-Animator“, etc.

Abschließend drücke ich es trotzdem mal vorsichtig aus: Wer seit „Starship Troopers 3“ wieder Blut geleckt hat, was Science Fiction-Splatter angeht, bekommt bei „Screamers – The Hunting“ zumindest einen realen Gegenwert für die DVD-Leihgebühr. Kein guter Film, aber schick und seiner Pflichten bewusst. Angesichts des Mangels an Alternativen darum bedingt empfehlenswert.

http://www.youtube.com/watch?v=MZ-QVFtWmT0



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21 Kommentare
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Peroy
Peroy
2. März, 2009 17:31

“Henderson-Hause”

Sollte wohl mal Englisch werden…

Wortvogel
Wortvogel
2. März, 2009 17:32

Nein, das ist richtig so.

Peroy
Peroy
2. März, 2009 17:36

Klar…

Asmodeus
Asmodeus
2. März, 2009 19:17

“Uniformen/Ausrüstungen an, und schon sieht „Screamers – The Hunting“ über weite Strecken wie eine Doppelfolge „Stargate“ ”

Ich mag Stargate, ich glaube ich schau mir dass hier tatsächlich mal an 😉

Lindwurm
2. März, 2009 20:23

Welchen Rückschluss lassen extrem dämliche Handlungsweisen von Filmfiguren zu? Dass der Autor doof ist oder dass er sein Publikum für doof hält?

Wortvogel
Wortvogel
2. März, 2009 20:42

@ Lindwurm: Gute Frage – eine Antwort habe ich nicht. Ist sicher auch nicht immer gleich.

Dieter
Dieter
2. März, 2009 23:19

@Peroy: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod …

Dieter
Dieter
2. März, 2009 23:23

@Lindwurm: Ich vermute mangelnde Sorgfalt, sich eine vernünftige Dramturgie auszudenken. IRGENDWIE muss doch die Besatzung eine Katastrophe in Gang setzen und gleichzeitig dem Zuschauer erklärt werden, was genau nicht zu tun ist (,,Nie nach Mitternacht füttern und Kontakt mit Wasser vermeiden”, was dann prompt missachtet wird).

Tinitus
3. März, 2009 01:17

@Dieter: Also ich hatte schon genug Kunden, die sich an beides gehalten haben. 😀

Dieter
Dieter
3. März, 2009 09:07

Du machst mir Angst … 🙂

Grinsi KleinPo
Grinsi KleinPo
3. März, 2009 09:42

Ich persönlich ziehe ja Aliens vor, an deren Käfigen der Hinweis prangt “Fütterungszeiten unbekannt”.

Die fehlende Großhirnrinde bei so manch einer B-Movie Raumschiffbesatzung führe ich auf traumatische Kindheitserlebnisse der Autoren zurück. Ausserdem kann es auch ein Zeichen von Realsatire sein. Militärs sind nicht gerade berühmt dafür intelligent mit potentiell gefährlichen Situationen umzugehen. Da zu noch einen reichliche Portion von Orden- und Heldengeilheit und peng das perfekte Alienfutter(freilaufend) ist geschaffen. Naürlich wirkt sowas sehr befremdlich auf den Zivilisten, der eine Großhirnrinde hat. Aber dafür haben wir die Möglichkeit uns im Genpool zu verbreiten und die Hirnlosen verfüttern sich an die Aliens. Auch ein Weg Ballast los zu werden, oder?

Tornhill
Tornhill
3. März, 2009 13:54

Oha, Jana Pallaske?
Irgendein schlechter Mensch bei BM bezeichnete sie mal als “die Schwarzhaarige mit den Schlauchbootlippen”, das geht mir jetzt jedesmal durch den Kopf, wenn ich ihren Namen höre…was schade ist, da die eigentlich total meinen Geschmack trifft.

(Der erste “Screamers” hat bei mir übrigens erschreckend wenig Erinnerung hinterlassen…in meinem Regal steht aber immerhin Dicks “Unmöglicher Planet”, wo die Vorlage drin zu finden sein müsste…bin mal gespannt.)

Peroy
Peroy
3. März, 2009 14:09

Ich dachte übrigens Dan O’Bannon hätte “Screamers” geschrieben, nicht Miguel Dingsbums-Flores…

Grinsi KleinPo
Grinsi KleinPo
3. März, 2009 16:26

@Peroy: Das Zauberwort heist Co-Autor oder Autorenpartnerschaft.

btw sowas wie screamers wird nicht geschrieben, sowas wird hin gerotzt. Mehr oder weniger handwerklich begabt.

Peroy
Peroy
3. März, 2009 16:28

Der erste “Screamers” war spitze. Eure Meinungen könnt ihr bei euch behalten.

Grinsi KleinPo
Grinsi KleinPo
3. März, 2009 16:50

können schon nur das mit dem wollen klappt halt noch nicht so gut. Ich gebe dir aber in so weit Recht, als das der erste Versuch ansehnlich war, auch wenn er einige Macken hatte. Mich würde aber sehr die Geschichte von P.k. Dick interessieren, auf der der Plot von Screamers basiert. Wenn man bedenkt, das Tatal recall gerade mal 3 Seiten lang ist, könnte dies hier eine ebenso großartige Perle sein.

Heino
Heino
3. März, 2009 18:30

Der erste Screamers hält sich ziemlich eng an die Vorlage, bis auf das absolut bekloppte Filmende, das den Streifen direkt mal kräftig nach unten zieht. Und leider ist der Film auch ziemlich geschwätzig, aber immer noch eine bessere Umsetzung als z.B. Paycheck

Wortvogel
Wortvogel
3. März, 2009 18:37

Und “Next”.

Peroy
Peroy
3. März, 2009 19:17

Beide okay, “Impostor” war Müll…

The_Vanguard
The_Vanguard
4. März, 2009 13:47

Das erste Screamers verlegt die Handlung schon mal von einer Erde, auf der sich die Menschheit bis knapp an die Ausrottungsgrenze bekriegt, auf einen fremden Planeten – allein dadurch wird leider schon viel dramatisches Potential verschenkt. Zudem fehlt der Dick-typische Twist am Ende, der der Story zum Schluß noch eine ganz überraschende zusätzliche Ebene verleit. Eine vorlagengetreue Umsetzung würde sich meiner Meinung nach immer noch lohnen.

Die Geschichte heißt im Original übrigends “Second Variety” (dt. “Variante Zwei”) und erschien zuletzt in der Minority Report Anthology bei Orion Books.

Peroy
Peroy
4. März, 2009 13:52

“Ausrottungsgrenze bekriegt, auf einen fremden Planeten – allein dadurch wird leider schon viel dramatisches Potential verschenkt. Zudem fehlt der Dick-typische Twist am Ende, der der Story zum Schluß noch eine ganz überraschende zusätzliche Ebene verleit.”

Dafür hatte der Film allerdings einen wirklich gelungen-fiesen Schluss-Gag in Petto…