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Mrz 2009

Kritikchen ohne Durchblickchen

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

shopaholic

Der SPIEGEL schreibt seit jeher gerne mal kompletten Unfug, wenn es um Popkultur geht – Musik, Filme, Videospiele: da ist das Verständnis der zuständigen Redakteure oft begrenzt.

Dieser Tage hängen sich viele Kritiker an der ironisch unzeitgemäßen, aber komplett belanglosen Kinokomödie “Shopaholic” auf. Eine kaufgeile und naive Protagonistin als erfolgreiche Wirtschaftsweise eines Business-Magazins? Wie geschmacklos. Wie unangebracht. Wie…

Wie passend. Zu unterstellen, Uschi die Frisöse hätte den Karren an der Wallstreet schlimmer vor die Wand gefahren als die “Experten”, scheint zumindest diskussionswürdig.

Aber darum geht es mir nicht – und SPIEGEL online auch nicht: Hauptsächlich wird mokiert, dass hier unerträgliche Weibchen-Stereotypen transportiert werden, die mit feministischen Ideen unvereinbar sind. Vermutlich, weil Frauen in Wirklichkeit nicht gerne einkaufen gehen, von der Liebe träumen, und einen tollen Job wollen.

Das alles würde ich ja noch durchgehen lassen, wenn Autor Daniel Haas ein wenig mehr Ahnung hätte von dem, was er da schreibt.

Beispiel 1: “Frauenfilme, mit ihrer gut vermarktbaren Mischung aus Humor und Herzschmerz, Zeitgeistgespür und Großstadtflair, gelten als sicheres Investment an der Box-Office-Börse. “Sex and the City – der Film”, “Mamma Mia!” und Anfang dieses Jahres “Twilight” bescheren den Studios Einspielerfolge”.

Zuerst einmal hätte ich gerne das Großstadtflair von “Mamma Mia!” erklärt. Und dann den Humor von “Twilight”. Herrgottchen, es gibt doch wirklich hunderte passende Beispiele, von “Der Teufel trägt Prada”, “Beim ersten Mal”, bis “The Breakup”, etc. Eine Vampir-Soap für Teenager und ein Musical vor griechischer Inselkulisse gehören wirklich nicht dazu.

Und ein sicheres Investment sind solche Filme auch nicht – da frage Herr Haas mal bei den Produzenten von “Little Black Book”, “Uptown Girls”, “Just my luck”, und “New York Minute” nach. Besonders aktuelles Beispiel: Diane Englishs “The Women”, immerhin mit Meg Ryan, Eva Mendes, und Annette Benning.

Wären Frauenfilme ein sicheres Investment – jeder würde sie produzieren. Aber unter dem Strich sind Frauenfilme ebenso riskant wie jedes andere Genre auch – wenn man das Genre überhaupt nach der Zielgruppe definieren will (es redet ja auch niemand von Männer- oder Teenager-Filmen).

Beispiel 2: “In den Worten von Diane Purkiss, einer Feminismusforscherin an der Universität Oxford: “Das ganze Genre verblödet.” Gemeint sind Romanzen wie “Er steht einfach nicht auf dich”, “Marley & Ich” und “Bride Wars – Beste Feindinnen””.

Ob Diane Purkiss diese Filme meint, oder nur Daniel Haas, kann ich nicht beurteilen – falsch bleibt es trotzdem. Zumindest “Bride Wars” ist anti-feministischer Müll, das ist richtig. Und als solcher wurde er in Amerika auch durchweg verrissen.

Aber sowohl “Marley & me” als auch “Er steht einfach nicht auf dich” basieren auf Bestsellern, die GEGEN die üblichen Klischees arbeiten. “Marley & me” ist nicht einmal eine Romantic Comedy, sondern der Film über ein schon verheiratetes Paar, dessen Zusammenleben durch einen übermütigen Hund auf die Probe gestellt wird.

Beispiel 3: “”Shopaholic” ist der Film, den sich die Lehman-Brüder ausdenken würden, sperrte man sie mit einem Pfund Haschisch und einem sexistischen Drehbuchautoren in ein Zimmer ein.”

Tja, nur leider wurde “Shopaholic” (Buch wie Drehbuch) von Frauen geschrieben. “Sex and the City” (die Vorlage) auch. “Bride Wars” ebenso. “The Women”? Dito.  Über den vermeintlichen Seximus der AutorINNEN wird leider kein Wort verloren.

Beispiel 4: “Für solche Spießer hätte selbst die leutselige Carrie Fisher aus “Sex and the City” nur ein mokantes Lächeln übrig gehabt.”

Prinzessin Leia in “Sex and the City”? Echt? Ist natürlich Quatsch – selbst als Nicht-Gucker weiß ich, dass die unerträgliche Blondine Carrie Bradshaw heißt.

Die Wikipedia definiert “leutselig” übrigens wie folgt: “Als Leutseligkeit bezeichnet man das gemütvolle, auch joviale Verhalten von hochgestellten Personen gegenüber Untergebenen “. Wie das hier in den Kontext passt, ist mir ein Rätsel.

Beispiel 5: “Selbst in diesem Punkt war “Sex and the City” weiter: Die Erfüllung wurde immer aufgeschoben. Sicheren Lustgewinn brachte nur der Kauf des nächsten Paars Schuhe.”

Du meine Güte. Die Erfüllung wurde aufgeschoben, weil es sich bei “Sex and the City” um eine Serie handelte, und da müssen die Zuschauer aus Prinzip auf die nächste Woche vertröstet werden. Im Film hat Carrie Bradshaw dann konsequenterweise ihren Mr. Big geheiratet. Hier werden Pumps mit Plateauschuhen verglichen.

Tut mir leid, aber bei derartig zusammengeschlampten Artikeln verliere ich jede Lust, SPIEGEL und SPIEGEL online im Freundeskreis weiter zu verteidigen. Wenn solche Artikel mal “paid content” werden, verlange ich mein Geld zurück.

Und Herr Haas? Es heißt “chick flick”, nicht “chic flick”.



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milan8888
milan8888
11. März, 2009 13:53

In der gedruckten Ausgabe gehts ja noch aber online scheint es wohl keinen Lektoren zu geben.

zu-schauer-lich
zu-schauer-lich
11. März, 2009 13:56

naja, spon halt! was erwartest du da?

jedoch: Frauenfilme sind irgendwie doch ein Genre, würde ich jetzt einfach mal behaupten. Sie sind die Restkategorie, das, was bleibt, wenn man alles andere einem Genre zugeordnet hat. natürlich spaltet sich das genre der frauenfilme auf: romatische komödie, frauenschicksal, aufbauendes frauen-freundschaft-drama usw. usf. (vielleicht ist der frauenfilm aber auch nur eine ganz perfide form von horrorfilm; mich zumindest gruselts bei manchen dieser dinger mächtig)

Achim
Achim
11. März, 2009 14:03

Herrlich, wunderbar! Deine Seite ist echt die perfekte Ergänzung zu BildBLOG.
Aber Carrie Bradshaw ist nicht unerträglich, sonst hätte ich weder keine Folge noch den Film nicht verpasst!

Wortvogel
Wortvogel
11. März, 2009 14:15

@ zu-schauer-lich: Ich erwarte von SPon zumindest inhaltlich richtige Artikel – ob ich der Aussage zustimme, steht auf einem anderen Blatt.

Frauenfilme sind kein Genre, weil der Begriff Genre (Horror, Kriegsfilm, Krimi) sich auf den Inhalt bezieht, nicht die Zielgruppe. Einzige Ausnahme: Der Kinderfilm. Das ist nötig, weil die Tauglichkeit für diese spezielle Zielgruppe plakativ genannt werden muss. Es kann allein deshalb keinen “Frauenfilm” als Genre geben, weil ich z.B. Romantic Comedies sehr gerne anschaue. Dein Ansatz als “Restkategorie” greift nicht, weil die meisten von dir genannten Sub-Genres sich eben doch zuordnen lassen. Ein Horrorfilm (wie “Twilight”) kann eben AUCH Frauenfilm sein, wenn man über die Zielgruppe redet.

Man kann den Begriff “Frauenfilm” durchaus verwenden – aber er ist kein Genre.

Miriam
Miriam
11. März, 2009 14:40

Oh danke vielmals,

das sie Daniel Haas mal einen reingedrückt haben.
Wenn er Filme zerreisst geh ich erst recht rein, weil er a) keinen geschmack und b) wohl nie gute laune hat 😉

einfach nochmal danke
Liebe Grüsse
Miriam

Lutz
Lutz
11. März, 2009 14:41

@ Wortvogel:

Jetzt hast du mir das Wort aus dem Mund genommen. Das mit dem nicht-auf-die-Zielgruppe-beziehen-außer-beim-Kinderfilm war das Einzige, was mir im Moment noch dazu einfiel.

Stimme dem Artikel voll zu.

Wortvogel
Wortvogel
11. März, 2009 14:47

“Chick Flick” und “Carrie Bradshaw” hat Haas (oder der zuständige Praktikant) mittlerweile korrigiert – kommentarlos, wie üblich.

Julian
11. März, 2009 15:03

Tja, Vollprofis bei der Arbeit halt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Text aus durch Textchef oder Schlussredaktion unwissentlich verfälscht wurde – wobei das bei Online eher unwahrscheinlich ist, stimmt schon. Andererseits, vielleicht ist Herr Haas ja auch jemand, der gar nicht mit (solchen) Filmen kann und sich karrieretechnisch nur auf der Durchreise sieht? Keine Ahnung, ich kenne ihn natürlich nicht. Aber ein Mindestmaß an Mühe muss schon sein, das kann man drehen und wenden, wie man will.

Mencken
Mencken
11. März, 2009 15:16

Ich bin eher überrascht (und nicht mal mehr sicher, ob ich es löblich finde), daß überhaupt noch jemand SpiegelOnline verteidigt.

Wortvogel
Wortvogel
11. März, 2009 15:33

@ Mencken: Ich beteilige mich gewöhnlich nicht am trendigen SPIEGEL online bashing – als “one stop shop” ist SPon seit 1996 meine Startseite, und das wird sich in absehbarer Zeit kaum ändern. Für mich erreicht die Seite zwar nicht das Niveau des SPIEGEL, liegt aber immer noch deutlich über den meisten anderen News-Seiten. Und leichter zu navigieren ist sie sowieso.

Peroy
Peroy
11. März, 2009 16:39

“Ein Horrorfilm (wie “Twilight”)”

Ob “Twilight” tatsächlich ein Horrorfilm oder nicht doch eine Fantasy-Schmonzette ist, darüber liesse sich auch wieder prächtig streiten… ich erinnere mal an die MoH-Episode “Homecoming”… für mich war es (dank Zombies) Horror, für einige andere nicht…

Mencken
Mencken
11. März, 2009 17:10

@Wortvogel: Mir war gar nicht klar, daß Spiel Online bashing zur Zeit so trendig ist – ich hatte eher den Eindruck, daß die Seite einfach zu beliebig ist, um größere positive wie negative Reaktionen auszulösen und war daher überrascht.

wut, wut in da butt
wut, wut in da butt
11. März, 2009 17:14

Halt! Ich hab bei “Twilight” richtig lachen müssen…

Grafkoks2002
11. März, 2009 19:03

Moin,
in einem Punkt gebe ich dem Spiegelmann genau das: Einen Punkt! Er sagt (im übertragenen Sinn, zwischen den Zeilen), das Kino feminsiere sich. Da ist was dran. “Sex and the City”, “Mamma Mia”, “Twilight”, “High School Musical 3” – das waren schon gute Geschäfte für die Produzenten. Und es sind Filme für ein weibliches Publikum.
Stell dir vor, so um das Jahr 2000 wäre ein Autor, nennen wir ihn mal Torsten, zu einem Produzenten gegangen und hätte ihm gesagt: “Hömma, ich habe so eine geile Idee – wir verfilmen ein Abba-Musical, geben die Hauptrolle der Meryl Streep, und weißt du was: Wir machen einen Sommerfilm daraus. Nicht Spiderman, nicht Batman, nein – Abba ist das Sommerthema und Meryl Streep unser Star!”
Wie wäre das wohl angekommen?

Wortvogel
Wortvogel
11. März, 2009 19:25

@ GrafKoks: Sehr gut, wenn ich die Rechte gehabt hätte. Das Musical war damals schon ein Hit. Nicht anders als die Verfilmungen von “Chorus Line” und “Grease”, die ebenfalls auf ein weibliches Publikum zielten.

Wo war bei “Mamma Mia!” denn das Risiko? Jeder hat schon von dem Musical gehört, jeder kennt die Songs, Pierce Brosnan spielt mit, Amanda Seyfried im Bikini, und Meryl Streep nicht. Und teuer war das Teil auch nicht.

Es gab immer schon viele Filme für ein verstärkt weibliches Publikum – “Pretty Woman”, “Cramer vs. Cramer”, “Moonstruck”, “Steel Magnolias”, etc. Den “Trend”, den einige Branchen-Auguren letztes Jahr ausgemacht haben wollten, sehe ich nicht.

Sheera
Sheera
11. März, 2009 20:03

Also mich schreckt allein schon das Kinoplakat ab: Unterste Schiene. Wenn das Plakat schon so unlustig ist bezahle ich dafür bestimmt kein Geld.

Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass zur Zeit (also die letzten Paar Jahre und die nächsten) ständig nur *solche* Filme gedreht werden. Es wird auf Klischees nur so herumgedroschen – und das soll ich dann bitteschön toll und ideenreich finden? Nein danke.

Ich weiß schon, dass mir durch meine Verweigerungshaltung was das Kino angeht warscheinlich die eine oder andere Perle durch die Lappen geht, aber damit kann ich leben. Hellboy II z. B. war gut. Den hab ich mir aber nicht freiwillig angesehen (ehrlich gesagt stehen mir die ganzen unzähligen und zum Großteil billigen Comicverfilmungen bis *hier*), sondern mein Schatz hat mich dazu überredet. Ich war angenehm überrascht: Das Ding hat eine Story, die stringent erzählt wird. oO

Leider eher die Ausnahme: Die meisten Hollywoodstreifen sind billig: Kosten viel, haben teure Schauspieler, null Story und zeigen eigentlich nur den aktuellen Stand der Computeranimation und -nachbearbeitung. Billig. :-/

Wortvogel
Wortvogel
11. März, 2009 20:08

@ Sheera: Stimmt alles. Ist nur nicht Thema.

Lutz
Lutz
11. März, 2009 20:55

@ wortvogel

“Es gab immer schon viele Filme für ein verstärkt weibliches Publikum – “Pretty Woman”, “Cramer vs. Cramer”, “Moonstruck”, “Steel Magnolias”, etc. Den “Trend”, den einige Branchen-Auguren letztes Jahr ausgemacht haben wollten, sehe ich nicht.”

Mit dem Trend, so wie ich das verstanden habe, ist eher gemeint, dass Frauen mit ihren Freundinnen in speziell an Frauen gerichtete Filme gehen. Zuvor wurde zwar anerkannt, dass sich romantische Komödien und Musicals eher an ein weibliches Publikum richten, diese dann aber mit ihren Männern in den Film gehen, weil Frauen bei Dates letztendlich das Kinoprogramm bestimmen.

Während bei Jungen und Männern schon lange anerkannt und für die Zielgruppenforschung mit einbezogen wurde, dass die auch mit ihren Kumpels ins Kino gehen, wurde dies offenbar bei Frauen bisher nicht so richtig getan (oder es ist niemandem aufgefallen). Und als “Sex and the City” rauskam, wurde das auf einmal zu einem neuen Trend hochgepusht.

Aber hast recht, ich halte das dennoch größtenteils für Mumpitz.

andreas
andreas
11. März, 2009 21:04

Ich vermute, Herr Haas hat den Film nicht komplett gesehen. Was in diesem Fall kein großes Problem ist, da er vorhersehbar ist. Aber warum denkt er, der Film wäre mit besonderem Fokus auf die Finanzkrise gedreht worden? Ich bin eigentlich weniger an Sex & The City als an Teufel trägt Prada erinnert worden, aber nunja, jedem das Seine.

@Sheera: Irgendwie decken sich die Tatsache nicht ganz, dass du Hellboy II gut fandest, die meisten Filme für dich allerdings nur Anreihung von Computergrafik ist … Ich hatte ausgerechnet bei diesem Film genau das Gefühl.

In meinen Augen ist Shopaholic die klassische leichte Unterhaltung. Das Weiße Rössl, nur ohne Peter Alexander. Sicherlich kein Film für meine DVD-Sammlung, aber ich bin auch nicht aus dem Kino geflüchtet wie Herr Haas es scheinbar getan hat.

Realismus? Wer darauf steht, kann sich ja gern Dokumentationen anschauen.

Sheera
Sheera
11. März, 2009 21:08

Eeeh, ja. Stimmt. ^^;

Ich glaube, was ich sagen wollte ist: WENN es Frauenfilme gibt (also die, die in der Werbung so aufgezogen werden), warum sprechen die mich als Frau Null an? Bei solchen Filmen fühle ich mich als Frau echt degradiert. oO

Back to Thema: Warscheinlich hat der Herr Haas sich nur das Kinoplakat angesehen und grob auf eine Filmbeschreibung geschaut. Den Film hat er sich warscheinlich gespart, ansonsten könnte er detaillierter auf dem Film herumhacken.

So, wie das da steht könnte er das wohl beliebig zu jedem Tussenfilm schreiben.

@Lutz: Ja, daran kann es liegen.

Wortvogel
Wortvogel
11. März, 2009 21:09

@ andreas: Natürlich ist der Ansatz “Der Film zur Krise” auch Kappes – “Shopaholic” wurde geschrieben, da ahnte noch niemand was von dem Drama. Und als der Film gedreht wurde, gab es Bear Stearns noch. Aber über sowas kann man wenigstens diskutieren. Mich nerven die brutal offensichtlichen Schlampereien, die einfach nicht passieren dürfen, wenn man für so eine Arbeit Geld bekommt.

Sheera
Sheera
11. März, 2009 21:10

@Andreas: Ja, klar war er das. Aber meine Kritik an aktuellen Filmen ist hauptsächlich, dass sie *nichts anderes* als CGI anzubieten haben. Hellboy II war eine angenehme Überraschung, weil er eine gute Geschichte erzählt hat. War eine ganz angenehme Fantasygeschichte (mMn).

Claudia
11. März, 2009 22:08

“Zusammengeschlampter Artikel” scheint es ja ziemlich gut zu treffen. Der Prinzessin-Leia-Faux-Pas ist insbesondere für einen Filmkritiker ein Armutszeugnis. Nebenbei weiß ich nicht, weshalb er “Sex and the City – Der Film”, “Mamma Mia!” und “Twilight” zusammenmischt und daraus ein Phänomen kreiert. “Sex and the City” funktionierte deshalb als Kinofilm, weil die Serie jahrelange (und brilliante) Vorarbeit geleistet hat. “Mamma Mia” ist einfach ein Abba-Musical, “Twilight” ein verfilmter Bestseller, dessen Zielgruppe eher Teenager sind – ich weiß wirklich nicht, wo er da den typischen Frauenfilm sieht.

Stephan
Stephan
11. März, 2009 23:36

Das ist doch ein typischer Spiegel-(Online)-Artikel (von den Fehlern abgesehen). Ein bißchen links-liberales Dahergewasche über die Schlechtigkeit der männlich dominierten (Finanz)Welt, die das arme Wesen Frau diskriminiert – und auch noch darüber lacht. Und Tante Sozialpädagogin ist pikiert und fragt sich, wofür sie mal ihren BH verbrannt hat. Total schlimm. Echt jetzt.

Tornhill
12. März, 2009 12:17

“Der SPIEGEL schreibt seit jeher gerne mal kompletten Unfug, wenn es um Popkultur geht”

Wenige Sätze würde ich mehr unterschreiben, als diesen hier!
So viel interessantes Zeug in Sachen Geschichte und Politik man im SPIEGEL immer wieder findet, so löblich es ist, dass dort auch mal das moderne, einförmige Regietheater kritisiert wird…im popkulturen Bereich ist das Blatt ein absoluter Versager.

Wird ein Artikel über eine/n Schauspieler/in geschrieben, so stets von einem fanatischen Fan, der jeden Augenaufschlag seines Idols für Weltgeschichte hält und dabei gerne schlimmste Hirnlosigkeit an den Tag legt (ich hab keine Ahnung, wie selbstbewusst oder schlagfertig Eva Mendez ist…aber mit Zitaten von ihr gespielter Filmfiguren lässt sich das kaum belegen…Gibt auch so etwas wie Autoren, denke ich…).
Meine Lieblingsbeispiele bleiben jedoch die Artikel zum ersten “Lord of the Rings” (welcher es für erwiesen betrachtete, dass dieser Film niemanden interessieren und Jacksons Karriere zerstören wird) und “300” (welcher logisch darlegte, dass er ein Flop würde: Denn da er so blutig ist würden ihn nur dumme männliche Jugendliche gucken und die würden sich von der vielen nackten Männlichkeit abgestoßen fühlen, da sie allesamt Schwulenhasser sind).

Baumi
12. März, 2009 12:58

Mein Problem mit SpOn (neben den nervigen Versuchen, die Leute auf “einestages.de” zu locken und den regelmäßigen Artikel von Henryk M. Broder): Es gibt zwei Bereiche, in denen ich mehr Ahnung habe als der Durchschnittsbürger: Computertechnik und Popkultur. Und in beiden Bereichen stoßen mir in SpOn-Artikeln immer wieder Fehler von der Sorte auf, die Journalisten bei ordentlicher Recherche nicht passieren sollten. Meine Mutter ist Ärztin, der geht es bei den Medizin-Artikeln genauso. Das untergräbt irgendwann das Vertrauen, in Artikel über Themengebiete, bei denen man so wenig weiß, dass man nicht beurteilen kann, wie viel Mist der Autor zusammenschreibt. Kann natürlich sein, dass das selektive Wahrnehmung ist, aber es fühlt sich schon so an, als verleite der Spiegel-interne Drang, jeden Artikel mit einer Meinungsmache-Soße zu übergießen, dazu, es mit lästigen Dingen wie Fakten oder Recherche nicht mehr so genau zu nehmen.

Aber es stimmt schon: Übersichtlichkeit und Navigation sind bei SpOn besser gelöst als bei Süddeutsche, Zeit, taz, FAZ und Co.

Wortvogel
Wortvogel
12. März, 2009 13:20

@ Tornhill: Witzig, dass du das erwähnst – ich hatte auch schwer drüber nachgedacht, den Mendes-Artikel zu zerpflücken. Der war GANZ peinlich – die Frau mag vieles sein, aber sicher keine emanzipierte Vorkämpferin für ein neues Frauenbild.

@ Baumi: Diese Sorge treibt mich natürlich auch um – dass der SPIEGEL in Bereichen, in denen ich es nicht besser weiß, ebenso schlampt.

Sebastian
12. März, 2009 17:07

Ein Klassiker ist auch die Kritik zu Catwoman, in der der Film als ganz großes Werk gefeiert wird. Matussek entblödet sich in diesem Machwerk nicht, den Verriss zum Beispiel der Washington Post darauf zurückzuführen, dass der Regisseur Franzose ist und hält die strunzlangweilige Basketballszene für “knisternd choreographiert”, als ob es White men can’t jump nie gegeben hätte. Letztendlich hielt er den Film für einen der größten Blockbuster des Kinosommers.

Spätestens da hatte ich aufgehört, die Kritiken dort ernstzunehmen (hab bis dahin aber auch nicht so oft dort gelesen).

Sebastian
12. März, 2009 17:08

Ach ja, und selbstverständlich wurde in das sexy Auftreten der Berry ein emanzipiertes Frauenbild hineininterpretiert 🙂

Wortvogel
Wortvogel
12. März, 2009 18:15

@ Sebastian: Matussek denkt zu oft mit den Eiern, das ist bekannt. Was mich aber überrascht hat: er wusste, dass der Film gefloppt war, er konnte mit de Lobeshymne demnach keinen Blumentopf gewinnen. Und er tut, was Verteidiger von nicht zu verteidigendem Mist gerne tun:er zieht sich auf die Camp-Ebene zurück, und wirft den anderen Kritikern vor, unangemessene Ansprüche an den Film zu haben. Ist doch nur Spaß! Als hätten nicht genügend gelungene Superheldenfilme gezeigt, dass Entertainment Qualität und Sorgfalt nicht auschließt.

Catwoman ist und bleibt ein Desaster – da hätte nicht mal eine Hardcore-Lesbenszene von Halle Berry und Sharon Stone geholfen.

Sebastian
12. März, 2009 21:26

Och…