02
Dez 2008

TV-Pflichtveranstaltung: “Dr. House”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

houseIch gebe für gewöhnlich keine TV-Tipps ab, weil ich relativ wenig Fernsehen auf die traditionelle Weise (also nach Programm) schaue. Schon gar nicht US-Serien, weil ich nicht abwarten will, bis sich ein deutscher Sender zur Ausstrahlung bequemt, und weil ich über die Jahre eine Aversion gegen deutsche Synchronisationen entwickelt habe.

“Dr. House” ist ein Paradebeispiel. Die heute bei RTL geplante Folge habe ich schon am 20. Mai im Original gesehen. Und an die Cowboy-Synchronstimme von Hugh Laurie werde ich mich nie gewöhnen.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass “Im Kopf von House” eines der TV-Highlights der Saison ist, das man nicht verpassen darf. Gerade bei einer Serie, die seit fünf Jahren gewollt schematisch aufgebaut ist, schlägt so eine Episode ein wie eine Blendgranate. Zusammen mit dem Finale der zweiten Staffel gehört IKvH locker in die Top 100 der besten TV-Folgen aller Zeiten. Und das sage ich nicht leichtfertig.

Regisseur Yaitanes hat schon mit “Children of Dune” bewiesen, dass er im engen Rahmen des Fernsehens Erstaunliches leisten kann. Ich schrieb damals über ihn: “Greg Yaitanes hat ein Auge für Größe, Komposition, und echtes Drama. Er führt seine durchweg hervorragenden Schauspieler sicher und eindringlich. Sein besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Körperlichkeit”. Das trifft auch hier zu.

Für Neueinsteiger ist IKvH nur bedingt zu empfehlen – man braucht schon den Background von Wilson, und Kenntnisse über Ambers ambivalente Beziehung zu ihm und House, damit man die volle Wucht der Ereignisse nachvollziehen kann. Aber WENN – DANN…

Leider wird wie beim zweiten Staffelfinale die zweite Folge den Erwartungen nicht gerecht. Das ist eine grundsätzliche Krankheit bei Fernsehserien, weil es einerseits immer leichter ist, eine spannende Frage zu stellen, als eine ebenso spannende Antwort zu finden. “Bones” hat mich da ebenso enttäuscht wie seinerzeit die “Star Trek: TNG”-Episode “Best of both worlds II”. Ich könnte Dutzende weiterer Beispiele nennen.

Aber auch dramaturgisch ist das einfach zu erklären: man will am Ende der Staffel alles umschmeißen, um den Zuschauer zu verunsichern. Er soll sich ganz entgegen der Serien-Gewohnheiten wirklich Sorgen um die Hauptfiguren machen. So überbrückt man den Sommer, damit das Publikum im Herbst gespannt wieder einschaltet, um zu sehen, wie es weitergeht. Aber genau dann kommt das Problem auf: non-serielle Formate (also solche, in denen fortlaufende Handlungsstränge nicht im Vordergrund stehen) leben davon, ein vertrautes Konzept immer wieder durchzuspielen. Die Produzenten müssen also vom Chaos des Cliffhangers wieder in einen normalen Ablauf zurückfinden. Und darum darf der Held doch nicht sterben, die Heldin doch kein Vampir werden, und die Enterprise doch nicht explodieren. Das Versprechen der ersten Folge (“things will never be the same!”) wird in der zweiten Folge gewöhnlich nicht eingelöst.

Aber bei IKvH ist das ein wenig anders, weil der Zweiteiler (wegen des Autorenstreiks) bereits in der vierten Staffel komplett ausgestrahlt wurde. Ich sehe die Probleme des zweiten Teils eher darin begründet, dass Yaitanes nicht mehr Regie geführt hat. In dieser Beziehung ist der Zweiteiler auch ein schönes Beispiel, welchen Spielraum Regisseure auch im engen TV-Korsett noch haben können.

Wie dem auch sei: ANSCHAUEN!



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iggypop
iggypop
2. Dezember, 2008 13:53

Normalerweise halte ich es ähnlich mit US-Serien.. mit Ausnahme von Dr.House, die ich als einzige in Deutsch verfolge. Dabei gab es bisher zahlreiche Gründe RTL den Rücken zu kehren, so die monatelangen Pausen mitten in der Staffel u.ä.
Es ist aber einfach diese Fülle von medizinischen Fachbegriffen, bei denen man sich selbst im Deutschen nicht sicher ist was sie bedeuten (sich aber mit ihnen angefreundet hat), im Englischen sind sie jedoch selten bekannt und rauben einem zum großen Teil das Vergnügen an der Serie.

SPOILER

Ich fand den ersten Teil des Staffelfinales auch besser als die “Im Herzen von Willson” Folge. Ohne jetzt zu viel über die Handlung zu verraten, aber z.B. die plötzliche Wandlung von “13” zu einem Nervenbündel geschah mir zu schnell und ohne nachvollziehbare Gründe und die Verabschiedungsszene am Ende wirkte zu kitschig.. auch der wahrscheinliche Cliffhanger mit dem Ende der Freundschaft von Willson und House wirkte irgendwie aufgesetzt, ich meine House riskiert sein Leben als W dies fordert, und dann wendet dieser sich von ihm ab, und dass wo es beiden so miserabel geht..irgendwie nicht ausgereift

Just_Jack
Just_Jack
2. Dezember, 2008 14:50

ich finde diese beiden folgen sind (mit) die besten in der gesamten serie. sie sind der höhepunkt einer staffel, in der erfolgreich versucht wurde, neue charaktere einzuarbeiten, um die serie, welche an sich ja schon ein pro folge relativ gleiches strickmuster aufweist, frisch zu halten.
was die synchronstimmen angeht: es ist einfach zum verzweifeln! im englischen klingen die darsteller, wie normale leute, aber die deutschen counterparts…so redet doch keiner! dr. taub geht mir da am meisten auf die ketten. kann einfach nicht zuhören!
aber zurück zum finale: medizinisch sind die folgen ein totaler witz, aber dramaturgisch einfach nur genial. wer die folge heut abend schaut, wird sich bis zur nächsten woche wahrscheinlich die fingerkuppen blutig genagt haben. allerdings hab ich keine ahnung, wie das problem (ACHTUNG, SPOILER!) mit der sprachlichen übertragung von “amber zu amber” von statten gehen soll.
SPOILER ENDE!
die enden beider folgen sind spitze. fand auch 13s storyline annehmbar.
hätte nicht gedacht, dass nach dem eher enttäuschenden 3. staffelfinale noch so ein knaller gezündet wird!

Peroy
Peroy
2. Dezember, 2008 14:54

“Psych” ist besser…

Dr. Acula
2. Dezember, 2008 15:06

@Peroy

Ja, ungefähr so wie ein Full House besser ist als ein direkter Freistoß.

(Stichwort Äpfel, Birnen usw.).

Peroy
Peroy
2. Dezember, 2008 15:08

Beides Serien…

Dr. Acula
2. Dezember, 2008 15:14

Eins ne Comedy-Serie, eins ein Drama…

Peroy
Peroy
2. Dezember, 2008 15:22

So dramatisch ist “Psych” jetzt auch nicht…

Marko
2. Dezember, 2008 15:22

Weia, hier darf ich nicht mitlesen, ich bin “neue” House-Fan und bin erst am Anfang der zweiten Staffel. Super-Serie!

Und weg. 😉

Gruß,
Marko

Marko
2. Dezember, 2008 15:23

+r

Lite
Lite
2. Dezember, 2008 16:22

Dank Bram Cohen (Bittorrent) und gewisser Seiten mit Subtitles zu US-Serien ist man heutzutage zum Glück nicht mehr auf RTL angewiesen, ich hätte auch gar kein Bock ewig und 3 Tage auf ne vernünftige Synchro zu warten. falls denn überhaupt eine kommt. Staffel 5 von House ist bisher ganz OK; der Typ mit der Gun in der 10.Episode kommt mir bekannt vor. Jemand ne Idee, in welcher Serie oder Film er bisher gespielt hat?

Just_Jack
Just_Jack
2. Dezember, 2008 16:33

@Lite: du meinst wahrscheinlich die 9. folge der 5 staffel (lief letzte woche). Zeljko Ivanek heißt der herr.
check ihn doch mal auf imdb.
man, könnte ewig über house reden quatschen!

Jeff Kelly
Jeff Kelly
2. Dezember, 2008 17:14

Das schlimme an der Synchronisierung sind ja nicht zwangsläufig die unterschiedlichen Stimmen, daran gewöhnt man sich. (Zum Beispiel habe ich lange CSI lieber auf Deutsch gesehen, da William Petersen eine wirklich markante Synchronstimme hat)

Außerdem sind es gerade dann wenn man sich nicht sklavisch an die Klangfarbe der Stimme hält manchmal echte Perlen (siehe z.B. die deutsche Stimme von Gillian Anderson, auf die sogar GA selbst neidisch ist)

Das schlimme ist, wie hingeschludert Synchronisationen heute sind und das aufgrund des Kostendrucks teilweise noch nicht mal mehr ausgebildete Synchronsprecher/Schauspieler zum Einsatz kommen.

Absolutes Negativbeispiel: Battlestar Galactica deutsch. 1. passen die Stimmen Null zu den Schauspielern, 2. synchronisieren die Sprecher völlig ohne schauspielerischen Ausdruck, das wirkt so – verzeiht den Ausdruck – hingerotzt, das ich es keine halbe Folge ertragen habe.

Außerdem ersaufen in den meisten Synchronisationen die Hintergrundgeräusche komplett, so dass ein großer Teil der Atmosphäre verloren geht.

Dazu kommt dann noch dazu, dass die heutigen Übersetzer oft keinen blassen Schimmer von der Sprache haben, die sie da übersetzen sollen. Wenn selbst einfachste Idiome und Slang-Ausdrücke fehlübersetzt werden dann frage ich mich ob da jeder Depp heutzutage Übersetzer spielen darf.

Bersonderes Negativbeispiel war da natürlich Ivar der Schreckliche Combrinck, der von den Simpsons bis zu Cheers (sorry: Prost Helmut!) zahlreiche Serienübersetzungen und Synchronisationen verhunzen durfte. Er stellt aber beileibe keinen Einzelfall dar.

Hirngabel
2. Dezember, 2008 17:15

Zeljko Ivanek war zuletzt recht prominent in der ebenfalls großartigen Serie “Damages” platziert, als Ray Fisk, Anwalt von Ted Dansons Figur.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
2. Dezember, 2008 18:08

@Jeff:

Nein, BSG ist nicht das absolute Negativbeispiel für schludrige Synchronisation, diese “Ehre” gebührt der deutschen Fassung von “The Shield”. Heidewitzka, noch fehlbesetzter ging es nicht. JEDE, aber auch jede Stimme war zu jung. Vic Mackey (Michael Chiklis) klang als wäre er grade aus dem Stimmbruch gekommen…

Jeff Kelly
Jeff Kelly
2. Dezember, 2008 18:41

The Shield lief mal irgendwo im deutschen ‘Free’-TV?

Da siehst mal ist mir gar nicht aufgefallen. Das Ende der Serie ist übrigens grandios

Christian H.
Christian H.
2. Dezember, 2008 18:51

Spoiler:

Ich kenne die Folge (bzw. sogar die Serie) nur im Original, lasse mich aber von der Euphorie anstecken und schaue sie mir dann nachher noch mal an. Und die erste Frage, die ich mir stelle hat auch gleich mit dem Übersetzen zu tun: Schließlich realisiert House aufgrund einer Bernstein-Halskette, dass es sich um Amber handelt. Wie man das jetzt für den Zuschauer schlüssig umsetzt, interessiert mich. Außer Amber heißt in der deutschen Version schon die ganze Zeit “Bernstein”…

Manuel
2. Dezember, 2008 19:10

Gut, dass ich das hier jetzt noch lese, denn ich wollte House schon aufgeben, nachdem mich die 4. Staffel bis jetzt immer mehr restlos enttäuscht hat (die Vermutung, dass es Lupus ist – ist das ein running gag?).

Dann bin ich mal echt gespannt.

Und irgendwann geb ich mir auch die von RTL verschluckte 3. Staffel.

Lindwurm
2. Dezember, 2008 20:43

Wer jemals “Katharina und ihre wilden Hengste” in der russischen “Synchronisation” gesehen hat, wird NIE wieder was gegen deutsche Synchros sagen. :-))

Wortvogel
Wortvogel
2. Dezember, 2008 20:50

Ich habe Star Trek III in der spanischen Synchro gesehen, mir tut gar nichts mehr weh…

Vincent
Vincent
2. Dezember, 2008 21:05

Das muss kein Running Gag sein, da die Rate der Neuerkrankungen bei Systemischem Lupus erythematodes in den USA wesentlich höher ist als in anderen Ländern, gerade bei Frauen. Die Erkrankung zählt zu den sogennanten Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen). Bindegewebe hat der Mensch nunmal überall. Das heißt das so ziemlich jedes Symptom auch auf Lupus hinweisen könnte.
Ich kenne mich damit ein wenig aus, weil bei mir lange Zeit auch der Verdacht bestand.

Christian H.
Christian H.
2. Dezember, 2008 21:42

Was mich jetzt als “normalen” Zuschauer schon wieder in Rage versetzt hätte: Im EPG wird der WTF?!-Moment der Episode verraten. Wie ich es hasse gespoilert zu werden…

Wortvogel
Wortvogel
2. Dezember, 2008 21:45

Das ist mir heute morgen im EPG auch aufgefallen. In der zweiten Folge erzählen sie eigentlich alles bis zum Ende durch. Stinker.

Christian H.
Christian H.
2. Dezember, 2008 22:20

So, nochmal danke für den Tip. Wieder absolutes Gänsehautgefühl mit leichtem Schüttelfrost (kann aber auch daran liegen, dass ich die Heizung nicht angemacht habe und es durch die Fenster zieht). Beim “Bernstein/Amber”-Dilemma wurde gar nicht erst versucht es vernünftig zu übersetzen, da kann ich dann zumindest nicht vorwerfen dass es schlecht geworden ist.
Und als seltener RTL-Zuschauer musste ich mir dann auch einen Trailer von “Alarm für Cobra 11” anschauen. Ich habe mal mit einem Mädel nach drei Wochen Schluss gemacht, als ich ihre “Cobra 11” DVD-Sammlung im Regal entdeckt habe. Geht gar nicht… (okay, war nicht der einzige Grund 😉 )

iggypop
iggypop
2. Dezember, 2008 22:58

“die Vermutung, dass es Lupus ist – ist das ein running gag?”

Ja, es ist auch eine Art runnig gag, gut zu sehen in der ersten Folge der vierten Staffel, als der Hausmeister Dr. House assistiert.

Birne
Birne
2. Dezember, 2008 23:20

Auf ORF1 kommt Dr. House jeden Donnerstag 20:15 (außer wenn Fußball ist). Dabei wird die Folge am Donnerstag 5 Tage vor der RTL Folge ausgestrahlt.

Für alle die nicht bis nächsten Dienstag warten können und ORF1 empfangen sicherlich interessant.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
2. Dezember, 2008 23:36

@Jeff: “The Shield” lief vor 3 oder 4 Jahren für einige Wochen abends gegen 23 Uhr auf Pro 7. Als Shield-Fan war ich neugierig wie die Serie auf deutsch wirken würde (und ob sie wohl was schneiden würden), aber das, was da dann über die Mattscheibe flimmerte, übertraf meine schlimmsten Erwartungen bei weitem.

@Lindwurm: Die russischen bzw polnischen Lektor-Übersetzungen sind grausam, stimmt (man hört ja im Hintergrund den eigentlichen O-Ton), aber sind nunmal nicht direkt Synchros. Schlimm finde ich ja auch spanische und italienische Synchronisationen. Im Gegensatz zu uns, die dazu neigen “denglisch” zu sprechen, haben unsere südlichen Freunde kein Problem damit, sogar Namen einzuspanische/italienischen (mir fällt grade nicht das passende Wort ein). Da wird dann George zu Jorge, New York zu Nueva York usw. Man stelle sich mal vor, wir würden das so handhaben…

“Die Strassen von Sankt Franziskus”…
“Der Prinz von Gute Luft”…
“Harald und Meta”…

Uiuiuiuiui….

PAL
PAL
3. Dezember, 2008 11:47

Diese Geschichte mit “Aus was besteht mein Anhänger?” konnte man echt nur verstehen, wenn man die korrekte Übersetzung kannte oder Lippenlesen in Fremdsprache beherrscht, oder gespoilert wurde (schreibt man das so?) Andererseits, wie hätten die das denn hinkriegen können? DAS ist doch mal ne nette Idee zum Drüberdiskutieren….

Wortvogel
Wortvogel
3. Dezember, 2008 11:55

@ PAL: Die Diskussion wird geführt – oft und an verschiedenen Stellen. Fans (die sich über Synchros per se aufregen) verstehen nicht, was für eine Arbeit dahinter steckt, gerade wenn es um Wortspiele oder kulturelle Verweise geht (tödlich wird es, wenn der unübersetzbare Gegenstand auch noch im Bild ist, man sich also nicht mit einer deutschen Analogie behelfen kann). Sitcoms sind die Pest.

Keiner bestreitet, dass viele Synchronisationen nichts taugen. Aber “House” z.B. ist mit großer Sorgfalt bearbeitet worden.

Was die Stimmen angeht: Wir sind einfach eine andere Generation – wir KENNEN meistens schon die Originale, wenn die deutsche Synchro kommt. Das ist einfach ungewohnt, und wird vielfach genau deshalb abgelehnt. Niemand hätte in den 80ern bei “Dallas” gesagt: “Die Stimme von J.R.” passt total nicht!”

Aber schaut euch das hier mal an: http://de.youtube.com/watch?v=Q1n1gvhaU_c

Vincent
Vincent
3. Dezember, 2008 12:16

Also wenn ihr mal ne richtig schlechte Synchro bewundern wollt, dann solltet ihr euch Family Guy auf Deutsch ansehen. Absolut grausam und noch dazu teilweise sowas von falsch übersetzt. Da geht der ganze Witz verloren.

Christian H.
Christian H.
3. Dezember, 2008 12:24

Das “Amber/Bernstein”-Problem ist in der Tat für mich nicht übersetzbar. Deswegen war ich so gespannt… Man hätte als Synonym für Bernstein noch “Ambre” nehmen können. Aber da weiß ja kein Mensch was gemeint ist… Wie man es macht, ist es also verkehrt.
Wie Torsten schrieb sind gerade Wortspiele oftmals unmöglich zu übersetzen. Zum Beispiel eine meiner Lieblingsserien, Arrested Development: “Are you forgetting that I was a professional twice over – an analyst and a therapist. The world’s first analrapist. Did not look good on my business card, though.”
Ich habe Tränen gelacht.
Dann kam die Folge irgendwann mal auf “Comedy Central” und der Witz ging (wie 50 Prozent der AD-Witze) nach der Übersetzung total unter. Da kann man den Leuten auch keinen Vorwurf machen…
Ich habe mal vor Ewigkeiten einen Fan-Subtitle für eine Folge von “The Office” geschrieben. Es war die Hölle… denn da stand ich oft von genau dem Problem. Und dabei musste ich noch nicht einmal darauf achten, dass es lippensynchon ist…

HomiSite
3. Dezember, 2008 13:38

Ich fand die House-Folge auch gelungen, eben weil sie mal aus dem doch sehr engen Serienkonzept ausbrach. Vielleicht wurde etwas mit den steten Erinnerungs-Flashs übertrieben, aber es wirkte.

Die Übersetzung von Bernstein/Amber wurde doch so aufgelöst, wie es immer gemacht wird, wenn’s um konkrete engl. Bedeutungen geht: Man sagt das dt. und engl. Wort hintereinander.

Peroy
Peroy
3. Dezember, 2008 13:59

“Also wenn ihr mal ne richtig schlechte Synchro bewundern wollt, dann solltet ihr euch Family Guy auf Deutsch ansehen. Absolut grausam und noch dazu teilweise sowas von falsch übersetzt. Da geht der ganze Witz verloren.”

Richtig schlechte Synchro für ‘ne richtig schlechte Sendung. Passt.

Jeff Kelly
Jeff Kelly
3. Dezember, 2008 15:41

Das Argument “aber, aber es ist echt schwierig und so” lass ich jetzt mal überhaupt nicht gelten.

Genau dafür werden diese Leute bezahlt. Dass man dabei nicht jeden Wortwitz zu 100% übersetzen kann liegt in der Natur der Sache.

Bei den meisten Übersetzern scheitert es aber ja nicht erst an der Kür sondern schon an der Pflicht. Wenn aus Second-Hand Smoke nicht Passivrauchen sondern “Rauchen aus zweiter Hand” wird, wenn man nicht mal weiß das Radio sowohl Radio als auch Funkgerät bedeuten kann, wenn man nicht mal weiß das “He was shot” eigentlich erst mal nur “Auf ihn wurde geschossen (und er wurde getroffen)” heisst und nicht “Er wurde erschossen” (das wäre “he was shot to death”) dann kann man natürlich auch geistreiche Wortspiele nicht wirklich gut übertragen. Das o.g. sind übrigens typische Vertreter die in jeder zweiten Synchronfassung so oder so ähnlich auftauchen.

Das es anders geht zeigen alte Synchronfassungen die noch ZDF und ARD gemacht haben, von Vox in Auftrag gegebene Synchronfassungen sind in der Regel auch besser als die von RTL2 (CSI oder Boston Legal sind gute Beispiele).

Das man auch Slang, Wortspiele und kulturelles gut übertragen kann zeigt z.B. Scrubs.

Man kann Qualität kaufen, die Privatsender tun es nur in der Regel nicht. Leute wie Combrinck (der übrigens Simpsons, Futurama und Family Guy gemacht hat) werden ja nicht beauftragt weil sie gut sind, sondern weil sie billig sind.

Die BART und BENDER Projekte der Simpsons und Futurama-Fans beispielsweise zeigen übrigens dass eine gewisse Qualität möglich ist. Niemand erwartet 110% Arbeit aber das es schwer ist ist kein Argument für Mittelmässigkeit.

Wortvogel
Wortvogel
3. Dezember, 2008 15:53

@ Jeff Kelly: Jetzt komm erstmal wieder runter – niemand hier hat schlechte oder mittelmäßige Synchros verteidigt, sie wurden sogar explizit beklagt.

Wende dich mit der Tirade an Leute, die es angeht.

Fakt: Ivar Combrinck war schweineteuer. Die Gründe, warum er so gut beschäftigt war, liegen woanders, und sind dir offensichtlich unbekannt.

Fakt: Es gibt eine limitierte Menge guter Synchro-Redakteure, die neben dem Sprachgefühl auch eine brutale Menge an Fachwissen und kulturellem Feingefühl mitbringen. Es ist eben nicht nur eine Frage des Geldes. Genauso könnte man behaupten, es läge nur am Geld, dass nicht 2000 Sprinter die 100 Meter unter 9,8 schaffen.

Fakt: Die Synchros waren früher nur deshalb (und auch nur marginal) besser, weil sich die Öffentlich-Rechtlichen ewig Zeit gelassen haben. Dafür wurden Serien brutal gekürzt, und der Sender hat gerne mal Folgen ausfallen lassen, die er für “ungeeignet” hielt (“Dallas”, “Die Profis”, “Enterprise”, etc.).

Fakt: Es sind u.a. die Fans, die immer schnellere Ausstrahlungen im deutschen TV verlangen, weil sie sonst aus den USA die DVDs kaufen. Und dann passiert was? Der Sender muss überhastet die Folgen durch die Synchro prügeln.

Fakt: Kein Synchronstudio leistet gerne schlechte Arbeit.

Man kann hier gerne über die Schwächen deutscher Synchronisationen diskutieren (die immer noch zu den besten der Welt gehören, btw), aber diese undifferenzierten Vorwürfe an die falschen Adressaten helfen überhaupt nicht weiter. Haben sie nie, werden sie nie.

Tornhill
Tornhill
3. Dezember, 2008 19:38

Hab’s gestern geguckt und hat mir wirklich sehr gefallen – ich mag Filme, die in jemandes Psyche spielen (nein, “The Cell” war trotzdem nicht gut). Danke für den Tipp.

Da ich “House” nie im Original gesehen habe (und auch nie werde, da mir der medizinische Kram schon in meiner Muttersprache kompliziert genug ist (), fehlt mir natürlich der Vergleich, aber als Fassung “an sich” scheint es mir doch enorm gelungen.
Überhaupt gibt es doch reeelativ selten absolut schlimme Ausrutscher und es dürfte kein Zufall sein, dass alle von Jeff Kelly beklagten Beispiele (wenn mich nicht alles täuscht) von den legendär schlecht übersetzten “Simpsons” stammen. – DIE wurden in der Tat unverzeihlich, luschig und missraten übersetzt (und auch Homers deutsche Stimme mag ich nicht mehr, seit ich hörte, in welch andere Richtung die Originalstimme ging), aber das kann man nun nicht verallgemeinern.

“South Park” hingegen (um ein ähnliches Beispiel zu nehmen, bei dem ich meist deutsche wie Originalfassung kenne) hat zwar zu wenig (und vor allem zu wenig GUTE) Sprecher (zu oft setzte man auf überflüssige Prominente und wechselt die Sprecher zu oft), die Übersetzung ist aber meist recht gelungen. Ist schwer und manche Wortspiele LASSEN sich einfach nicht übersetzen (da mit “ist deren Job!” zu kommen ist, wie von einem Richter Allwissenheit zu verlangen) und KÖNNEN, wenn sie zu handlungszentral sind, auch nicht durch Alternativen ersetzt werden.
Was soll man da anderes machen, als es kurz zu sagen und zu übersetzen?

Peroy
Peroy
3. Dezember, 2008 20:30

“The Cell” ist wohl gut…

Will Tippin
Will Tippin
3. Dezember, 2008 23:34

Meine Lieblingshorrorstelle bei Family Guy ist, als Peter Griffin in der Kantine nach seinem Namen gefragt wird und er versucht sich schnell einen Fantasienamen auszudenken…
Er sieht eine Erbse auf dem Nachbarteller “Ähm… Pea…”, der Nachbarin läuft eine Träne runter “…tear…” und ein Greif fliegt durchs Bild: “Griffin. Yeah, Peatear Griffin. Aw Crap.”
Viel Spaß beim übersetzen. Im Deutschen wurde daraus: “Erbse………Griffin. Ja, Peter Griffin. Ach Mist.”

Schlimm ist es immer, wenn man merkt dass da was nicht stimmt, auch wenn man das Original nicht kennt. Heute bei den Simpsons war von “einer Träne im Raum-Zeit-Gefüge” die Rede…

Dieter
Dieter
4. Dezember, 2008 09:17

,,Peatear Griffin” ist genial komisch!

Das ist ein Nebengleis, ich weiß, aber mir fallen viele Synchrostimmen ein, die für mich untrennbar mit dem Charakter verbunden sind: Spock, Columbo (von Schwarzkopf, die anderen gefielen mir nicht), JR (kaum gesehen aber nie vergessen), Will Grissom, Scully und Mulder, und, ja, Dr. House. Mir gefällt diese rauhe, verlebte Stimme. Passt zum Äußeren.

Tornhill
Tornhill
4. Dezember, 2008 11:34

@Will Tippin:

Ja, das war wirklich traurig – aber eben ein Musterbeispiel für einen Fall, wo der Übersetzer einfach nichts machen KANN.
Hier hat man es ja noch relativ gut gelöst, indem man es einfach zu einer Reihe verwirrender Eindrücke gefolgt von simpler Kapitulation geändert hat, also eine zumindest in sich stimmige Alternative geschaffen.

Siegrid
Siegrid
10. Dezember, 2008 13:40

Beim Amber-Bernstein-Problem wäre vielleicht ein bloßer Untertitel (“Bernstein engl. = Amber”) sinnvoller gewesen, dann wäre auch das tolle Timing vom Original nicht so zerstört worden.

Wortvogel
Wortvogel
10. Dezember, 2008 13:54

@ Siegrid: Da wäre ich aus grundsätzlichen Erwägungen gegen – wenn das einmal einreißt, dann haben wir künftig in jeder Wortgag-lastigen Sitcom ein Gewusel von Untertiteln, obwohl die Folge eigentlich deutsch ist. Und wie soll das in diesem konkreten Fall gehen? House spricht deutsch, sagt aber auf englisch “amber”? Sorry, aber dann ist mir die gegenwärtige Lösung lieber – Synchro so gut es geht, und für die Hardcore-Fans DVD mit Originalton.

Siegrid
Siegrid
10. Dezember, 2008 17:52

Nein, House sagt nur “Amber” (das kann er ja auch in deutsch, weil Amber nun mal Amber heißt) und zeitgleich erscheint der Untertitel “Amber = engl. für Bernstein”. Ich sah das Original mit deutschen Untertiteln und da wurde es so gehandhabt – funktionierte, meiner Meinung nach, sehr gut und es gab einen “Aha”-Effekt, falls man nicht schon vorher wusste, das Amber Bernstein heißt. Leider geht in der deutschen Version, wie gesagt, das tolle Timing verloren und wenn man nicht weiß, dass Amber Bernstein heißt, fragt mich sich nur “Häää? >Amber, wie Bernstein?< hääää? Versteh ick nich, wat hat Amber mit Bernstein zu tun?”

Martin
14. Dezember, 2008 07:47

Wo wir grad’ so schön beim Thema der schlechten Übersetzungen sind – absolut tödlich finde ich das Eindeutschen von Namen.

Kennt jemand “Dead Like Me”? *schwärm*

“Delores Herbig” – mit dem Wortspiel “as in her-big brown eyes – wird im deutschen zu “Delores Dimit” – die-mit den großen brauen Augen.

Aus dem Hund der Familie Lass – J.D. für “Just Dog” wird im deutschen G.H. für “Großer Hund”.

Sowas geht ja nunmal gar nicht!

Wobei ich hier finde, daß die deutsche Synchronstimme von Ellen Muth erheblich schöner klingt, als ihre Originalstimme. Wenn ich vom deutschen in die Originalversion wechsele, erschreck’ ich mich jedes Mal über die Reibeisenstimme…

Wortvogel
Wortvogel
14. Dezember, 2008 11:18

@ Martin: Was wäre dann DEINE Lösung für “Just Dog” und “Delores Herbig” gewesen?

In “Top Secret!” wurde ein Charakter “Waldemar” genannt – “weil es im Walde war” 🙂

Martin
14. Dezember, 2008 19:40

Gute Frage – ich bin halt Konsument und kein Übersetzer. Wenn mir in einer Szene auffällt, daß das Licht scheiße ist, weiß ich ja auch nicht auf Anhieb, welche Scheinwerfer man besser hätte wo aufstellen sollen. 😉

Ist die Frage wichtig, wie alt die Zielgruppe ist (für die Synchro)? Meiner Meinung nach dürfte so ziemlich jeder, der DLM guckt, des englischen mächtig sein. Mit “Just Dog” hat wohl niemand Probleme, “Herbig – as in her big brown eyes” ist vermutlich schon schwieriger.
Und darf (sollte?) man die Menschen ausklammern, die nicht englisch können?

Ist es legitim, bzw. Usus, in solchen Momenten die Akteure auch etwas ganz anderes sagen zu lassen? Vielleicht hätte man Delores Herbig ihren Nachnamen auch lassen sollen. Oh, Moment, mir fällt da grad was ein: “Ich heiße Delores Herbig – wie in Bully Herbig!” 😀

Peroy
Peroy
9. Februar, 2012 16:08

Endlich…

Dietmar
Dietmar
9. Februar, 2012 16:11

*wimmer*

Wortvogel
Wortvogel
9. Februar, 2012 16:39

Ich sehe “House” ähnlich wie “Buffy”, “X-Files” und “Frasier”: nach ungefähr fünf Seasons war die Luft raus, dann begann es komisch zu riechen. Die letzten zwei Staffeln von “House” fand ich schon eher mau. Die Serie wusste nicht, wohin, wechselte immer mal wieder die Richtung, und der Weggang von Cuddy hat auch nicht gut getan. Es ist Zeit, in Würde abzutreten.