06
Okt 2008
Irgendwann nenne ich mich Bollvogel…
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Sorry, aber ich bin ausgelaugt, Ende der Woche geht es zwei Wochen nach Ibiza, und die Worte, sie fließen nicht mehr so flüssig wie einst.
Leser Alexander machte mich auf eine faszinierende Kritik zu "Far Cry" in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" aufmerksam:
Da sage einer, der deutsche Blätterwald jenseits der BILD sei nicht mehr zu Realsatire fähig. Und dabei meine ich nicht einmal die Frage, was wohl mit dem "Striemengucken" gemeint ist…
Online findet man den Artikel bei der NOZ übrigens nicht – eine Suche auf der Webseite führt zu einer erheblich stimmigeren Kritik im Veranstaltungskalender "Toaster".
Jemand müsste mal ein Bullshit-Bingo für Kritiken in Lokalblättern erstellen. Wörter wie Wagner, wagneresk, und "gut aufgelegt" sind sichere Treffer.
Man kann auch Scheiße für ihre Konsistenz und das bräunliche Farbspiel loben. Das kommt dabei heraus, wenn Leute wie diese Vera Geisler Wortgeklingel mit substantieller Auseinandersetzung verwechseln. (Absicht oder Unvermögen?)
Und den Satz, dass Boll "mit seiner KG an der Börse notiert" sei, kapiere ich nicht. Wenn ich in Wirtschaftskunde nicht ganz versagt habe, dann glaube ich mich erinnern zu können, dass KGs nicht an der Börse notiert sein können. Und Anzeichen für eine AG habe ich nicht gefunden, im Gegenteil, auf seinen Webseiten ist nur von KG und "Kommanditisten" die Rede.
Was ist das für ein Geschäftsmodell?
Thorsten: Ich empfehle http://de.wikipedia.org/wiki/Kommanditgesellschaft
Torsten: Sehr schön, sehr schön. Schön, wenn sich auch kleine Zeitungen großartiges Feuilleton leisten.
Es ist doch immer wieder schön in der Ferne aus der Heimat zu hören. Vielleicht sollte ich die NOZ mal wieder abonnieren, bzw. die geniale Lokal-Ausgabe "Wittlager Kreisblatt". Der alten Zeiten wegen.
..o-m-g!
Das kommt davon, wenn man von sich selbst Feuilletonistin denkt und davon ausgeht, dass jeder studierte Doktor automatisch höheres im Sinn hat..
*bitterlich_wein*
Vielleicht ist der Film ja auch wirklich so, wie Frau Geisler ihn beschreibt.
Möglich natürlich auch, daß das Schicksal sich genötigt sah hier korrigierend einzugreifen, um nach Natalia Avelons recht eignewilliger Interpretation von Promotion wieder ein harmonisches Gleichgewicht herzustellen.
In der aktuellen Gamestar ist auch ein Bericht über FarCry ("dämlich"). Außerdem wurden je 5 Fragen an Boll und Schweiger gestellt. Die schönste Antwort von Boll war die auf die Frage, ob er den Film denn nicht lieber im Dschungel(-setting) gedreht hätte: "Aber auf den Inseln vor Kanada GIBT es doch Urwald!"
Interessant auch Schweigers Hinweis, er hätte schon Produktionen gehabt, die nicht so toll liefern (FarCry und Boll sind natürlich super). Auf die Nachfrage nach Beispielen macht Till den umgekehrten Avelon: "Verrate ich nicht, das ist unfair gegenüber den Kollegen".
@ Will: Das ist auch so eine Masche von Boll – immer so tun, als seien seine Billig-Varianten genauso gut wie das Original. Hatte er ja sinngemäß auch schon im Chat gesagt – Wald ist Wald. Der würde "Der weiße Hai 5" wahrscheinlich auch in einem Swimming Pool drehen und sagen: "Wasser ist Wasser".
Mal ganz abseits von Dingen wie Vorlagentreue, Fanboy-Geheule und vergewaltigten Kindheiten… macht es WIRKLICH so einen bedeutenden Unterschied, ob "FarCry" jetzt auf irgendeiner Südsee-Insel oder im kanadischen Urwald spielt ? Ist das tatsächlich so wichtig ? Oder ist es (meine Vermutung) nicht in Wahrheit doch völlig hunzbummskreuzscheissegal, solange es ordentlich knallt… ?
Oh Peroy …
Abonniere die ,,Neue Osnabrücker Zeitung". Die haben da eine wunderbare Kritikerin für herausragende Filmproduktionen.
Oh Dieter…
Gib mir ’ne ordentliche Antwort oder sei ruhig…
@Peroy:
Nun ja…
Als "Far Cry" (das Spiel) erschienen ist, war das besondere an dem Spiel weder das Gamplay noch die Story, sondern das Setting. "Far Cry" definierte sich über seinen Look: das Wasser, die Inseln, der Dschungel. Wirft man einem halbwegs versierten oder informierten Gamer das Wort "Südseeshooter" entgegen, assoziiert er dies in wohl 90 % der Fälle mit "Far Cry". (So wie Far Cry 2 seinen Reiz aus dem Afrika-Setting zieht)
Um also deine Frage kurz zu beantworten: Eine "Far Cry" Verfilmung nicht in einer tropischen Insellandschaft anzulegen, ist ungefähr so intelligent und erfolgsversprechend wie der Versuch, eine Neuverfilmung von "Dune" in der Fußgängerzone von Bottrop zu drehen.
"Um also deine Frage kurz zu beantworten: Eine “Far Cry” Verfilmung nicht in einer tropischen Insellandschaft anzulegen, ist ungefähr so intelligent und erfolgsversprechend wie der Versuch, eine Neuverfilmung von “Dune” in der Fußgängerzone von Bottrop zu drehen."
Auch die kann nur besser werden als der Lynch-Murks…
Kann ja kein besonders tolles Spiel gewesen sein, wenn alles, was einem dazu einfällt, die hübsche Tropen-Kulisse ist… dann passt der Film doch…
Mir als eingefleischtem Nicht-Spieler ist völlig wurscht, wo der Streifen spielt, aber die Nerd-Entrüstung trägt bei jedem neuen Boll-Film nicht unerheblich zu meinem Amüsement bei… 8)
"Kann ja kein besonders tolles Spiel gewesen sein, wenn alles, was einem dazu einfällt, die hübsche Tropen-Kulisse ist… dann passt der Film doch…"
Sieh’s eher so: "Tomb Raider 1" war auch ein großartiges Spiel, aber primär ging es in der Rezeption um die Hupen von Ms. Croft.
Würd ich das Spiel nicht kennen, wärs mir auch wurscht. Wenn der Name aber schon draufpappt, sollte man das Charakteristische auch wiedererkennen. Zielgruppe von Boll sind doch die Spieler und die wollen ihr Spiel wiedererkennen. Dem Rest kanns in der Tat scheißegal sein – für die kann sich Boll die Filmlizenz aber auch sparen.
(Ist jetzt nicht so, als hätte Boll eine oscarwürdige Vorlage verhunzt. Aus FarCry kann man meiner Meinung nach gar keinen Klasse-Film machen. Die Story des Spiels ist voll auf B-Movie getrimmt, da kann nur ein spaßiger kurzweiliger Actionreißer draus werden. Die Hauptbasis des Bösewichts liegt unter einem Vulkan, im Film in einer Holzfabrik… im Spiel hat Carver einen Hinweisgeber der sich später als Verräter entpuppt – im Film ist daraus ein fetter Pizzabote geworden, der ständig über Rückenschmerzen klagt.)
"Zielgruppe von Boll sind doch die Spieler und die wollen ihr Spiel wiedererkennen."
Ein Irrglaube. Wären die die Zielgruppe, würde Boll sich mehr Mühe geben und die Dinger originalgetreuer adaptieren. Das hat man doch wunderbar an "Silent Hill" gesehen. Das war ein unglaublich beschissener Haufen Horror-Rotz ohne Sinn und Verstand, der wesentlich schlechter war als alles, was Boll je rausgehauen hat, aber die Gamer finden den wohl überwiegend toll, weil "Wow, das ist alles so wie im Spiel" (was dann für solche unglaublichen Szenen wie diejenige gesorgt hat, in der sich die Hauptdarstellerin minutenlang eine Gebäudekarte einprägen muss, um durch irgendein Labyrinth zu finden… geht’s noch ?!?). Das spricht schon mal von vornherein gegen die Zielgruppe, für die würde ich auch nicht produzieren wollen…
Nein, die Leute, die Boll anvisiert, sind diejenigen, die sich schon in den 80ern jeden Schrott mit "Ninja", "Fighter", "Cyber" oder "Massacre" im Titel mit Bier und Pizza auf Video gegeben haben. Den "bekannten" Spielnamen braucht der Uwe nur, weil er auf die Art vielleicht noch den einen oder anderen Game-Nerd oder einen völlig Unwissenden, der den Titel schon mal irgendwo gehört hat, mit abgreifen kann…
Den Super Mario Brothers Film würd ich auch gern mal wieder sehen…
Lieber Peroy, irgendwie finde ich Dich ja niedlich: Ignoranz mit Coolness verwechseln. Boll würde sich also mehr Mühe geben, wenn er das ursprüngliche Spiel verfilmen wollte. Ja, das macht er doch aber. Er behauptet ja, das sei FarCry der Film. Aber dreht das nicht in den Tropen, sondern im kanadischen Wald. Kinofassung ,,Magnum". Würde er in den Harz verlegen, wenn sich das gut finanzieren lässt. 1. ist er als Regisseur talentfrei, was noch kein besonders schwerer Vorwurf sein soll. 2. aber ist ihm offenbar das Publikum egal, bzw. hält er nicht viel von seinen Ansprüchen. Und wenn dann Kritik kommt, spielt er den unverstandenen Künstler.
In der völligen Zuversicht, dass diese ,,ordentliche Antwort" auf Deine durchdachte rhetorische Frage, es sei doch alles hunzbumskreuzscheißegal solange es nur ordentlich knalle im Film, an Deiner ,,Coolness" nicht rütteln wird, und Du noch weitere schlagende Argumente im Köcher hast wie etwa, Boll brauche die Titel nur, um den einen oder anderen Game-Nerd oder völlig unwissende, die den Titel schon mal irgendwo gehört haben (Ja, wie machen das denn die, diese völlig Unwissenden, wenn sie doch völlig unwissend sind?), an das heranzuführen, wovon er selbst doch einen hohen künstlerischen Anspruch vorgaukelt (Wagner), schließe ich meine kurze Meinungsäußerung mit der Festsellung: Mir fällt da nicht viel mehr ein als ,,Oh Peroy".
Besorg' dir Traubenzucker, vielleicht hilft’s…
Imperativ ohne Apostroph, Peroy. Ansonsten setzt bei mir jetzt die welpenschutzbedingte Beißhemmung ein.
Ja, aber erstens ist mir das wurscht und zweitens mag keiner Grammatik-Nazis…
Jaaa! Godwin’s Law!
1. Dem Konstrukt "Godwin’s Law" verschreibe ich mich nicht, weil ich erstens seine Gültigkeit nicht annerkenne und zweitens irgendein Blödhammel immer mit einem triumphierenden "Jaaa! Godwin’s Law" angaloppiert kommt, als ob er damit den Schlussstrich unter alles gezogen hätte…
2. Nur arme Hurzelmännchen setzen die Grammatik-Nazis mit den echten Nazis gleich und glauben, den doofen Godwin bemühen zu müssen..
Ich will es mal so sagen: Was Wortvogel hier einstellt, ist für mich tägliches Pflichtprogramm geworden. Seine argumentative Klarheit, Schärfe und der Sprachwitz sind großartig. Die Bandbreite und vor allem die intellektuelle Qualität der Diskussionen, mir fällt da sofort OnkelFilmis dezidierte Abhandlung zum Islam oder auch die weitreichende Behandlung der linken und rechten Gewalt ein, sind überraschend und haben mir ehrlich neue Sichtweisen eröffnet. Nathan warf einen umwerfend komischen Blick in die Gedankenwelt Batmans. Onkel Filmi berichtete von terroristischen Mietern. Wortvogel handelte unter anderem die Astro-Sage wunderbar ab und klärte über das Apothekensterben auf. Und so vieles mehr. Ich finde es einfach klasse hier. Richtig großartig. Aber so richtig großartig!
Wir beide, Peroy, Du und ich, wir beide also werden mit unserem lächerlichen Scharmützel diese hohe Messlatte nicht reißen können. Unter anderen Umständen würde ich darauf hinweisen, dass ich nicht gerne als Nazionalsozialist der Grammatik bezeichnet werde. Wer würde das schon, das weißt Du, deshalb machst Du das ja. Und ich würde der Meinung Ausdruck verleihen, dass dies an beleidigend dummer Widerwärtigkeit schwer zu übertreffen ist. Dann nämlich würde ich das tun, wenn ich zum Beispiel dächte, dass beim Gegenüber Sachargumente schwerer wiegen als ,,das ist mir hunzbumskreuzscheißegal". Unter diesen Umständen erkläre ich aber lieber, dass Du den Wettbewerb im Anpinkeln gewonnen hast. Herzlichen Glückwunsch! Pell´ Dir ein Ei drauf (Peroy-Apostroph zur Freundschaft). Ich genieße weiter die interessanteren Beiträge, entschuldige mich für die meinen an dieser Stelle bei Torsten Dewi und nehme für den echten Genuss dieser Seite Deine Schreiereien in Kauf; es bleibt ja keine Wahl.
National … natürlich. Dummer Schreibfehler
Eigentlich ist es leicht zu übertreffen…
…
http://www.mundmische.de/entry/show/6064-Grammatiknazi
Eigentlich ist es gar nicht dumm und widerwärtig… eher clever und passend. Die haben’s raus, die Engländer… 8)
..mmh, damit ist die Bezeichnung schon fast T-Shirt-tauglich..
:))
Nö, ich wollte keinen Schlussstrich ziehen. Ich hab mich nur gefreut, dass ich mal live dabei bin 🙂
Ich setz den Link mal hier rein, weil es der letzte Beitrag zu Boll war. Falls Du selbst noch nicht drauf gestoßen bist: Uwe Boll wegen Beleidigung verurteilt
Und nachdem ich dem Link im Artikel gefolgt bin, finde ich die Überschrift von Golem irreführend. Es geht hauptsächlich um Vertragsstreitigkeiten bei Filmrechten, wenn ich das richtig verstanden habe.