22
Aug 2008

Nützlich, aber illegal

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

MygazinesAus aktuellem Anlass: Es gibt ein neues, oberflächlich sehr interessantes Angebot im Internet – Mygazines. Ich werde nicht direkt verlinken, weil das Projekt rechtlich auf sehr fragwürdigen Beinen steht. Näheres dazu kann man in einem Artikel bei Heise nachlesen.

Einfach gesagt kann man bei Mygazines komplette Publikationen bequem am Bildschirm lesen, darunter auch aktuelle Ausgaben diverser Hochglanzmagazine (z.B. “People”, “US”). Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein lizensiertes Angebot, sondern um digitale “Raubdrucke”. Dass das den Rechteinhabern nicht passt, dürfte klar sein.

Ich möchte gar nicht so sehr auf Mygazines eingehen, denn ich halte die Aufregung für einen Sturm im Wasserglas: Das Angebot ist ein so offensichtlicher Verstoß gegen Copyright und Urheberrecht, dass die Anwälte der Großverlage relativ fix mit einer Einstweiligen Verfügung auf der Matte stehen werden, sobald die Macher der Webseite identifiziert sind.

Aber Mygazines trifft einen Punkt, der mich schon länger umtreibt. Ich bin nämlich in der Tat der Meinung, dass die aktuellen Copyright-Bestimmungen dem Weltwissen abträglich sind. Natürlich geht es nicht, dass Schlaumeier Sonntag nacht den aktuellen SPIEGEL als PDF ins Netz stellen, und das mit “öffentlichem Interesse” rechtfertigen. Der Verlag muss ja auch leben. Mitarbeiter wollen bezahlt werden. Und Druckmaschinen laufen auch nicht umsonst. Kurzum: Es geht mir nicht so sehr um aktuelle Publikationen.

Aber was ist mit den tausenden von Zeitschriften, die nur noch antiquarischen oder nostalgischen Wert haben? Deren mangelnde Aktualität eine Neuauflage ausschließt, und deren kommerzielles Potential deswegen praktisch gegen null geht? Für viele dieser Publikationen gäbe es weltweit sicher eine solide Nische, eine Zielgruppe innerhalb verschiedener Kreise. Die legendäre erste deutsche Videospiel-Zeitschrift “TeleMatch”, die Comic-Zeitung “Spass”, das Genre-Magazin “Phantastische Zeiten” (von “Vampir” gar nicht zu sprechen). Das geht auch international: “Famous Monsters of Filmland”, “Brill’s Content”, “Skeptical Inquirer”, “Video Watchdog”, “Cahiers du Cinema”.

Ich selber besitze praktisch komplette Archive von “Splatting Image”, “Skeptical Inquirer”, und “Titanic”. Ich wäre bereit, diese nach vorgegebenen Parametern (Größe, Format, Auflösung, Farbe) einzuscannen, und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Ein paar hundert andere Leute weltweit, die das auch so sehen – und schon käme ein phantastisches Online-Archiv seltener Magazine und Zeitschriften zusammen. Das hat ja nicht nur Unterhaltungs-, sondern auch Bildungswert. Es bräuchte nur ein kleines Netzwerk an Freiwilligen, um eine große Menge an Information bereitzustellen. Der Ansporn ist ja offensichtlich: Ich scanne drei meiner Heftsammlungen ein, und bekomme dafür Zugriff auf 300 weitere. Ein Medien-Archiv für das Wiki-Zeitalter.

Leider wird das nicht gehen, weil es illegal ist. Oft nicht einmal, weil große Verlage sich querstellen, sondern weil die Rechteinhaber einfach nicht mehr eindeutig zu ermitteln sind. Und das Risiko, einfach mal loszulegen, um sich hinterher eine fette Klage einzufangen, möchte wohl niemand eingehen.

Es ist kurios, dass im Comic-Bereich kaum solche Skrupel bestehen: So ziemlich jedes Comic seit der Erfindung des Buchdrucks wurde bereits eingescannt, und ist über entsprechende Quellen zu laden. Nur eben weder offiziell, noch legal.

Zusätzlich zur konkreten Bereitstellung von Lesematerial hätte ein solches System auch noch einen weiteren Nutzen: Es rettet möglicherweise Publikationen ins digitale Zeitalter, die sonst irgendwann endgültig nicht mehr verfügbar wären. Banales Beispiel: Von meinem Fanzine “Dark Palace” gibt es vielleicht noch ein Dutzend Exemplare in Zirkulation. Seit ich die Hefte gescannt und zur Verfügung gestellt habe, kann es unendlich viele digitale Kopien geben. Auf diese Weise wird der Palace niemals “sterben”.

Es ist zu schade, dass restriktive und nicht mehr zeitgemäße Gesetze einem solchen Vorhaben, bei dem der technische Aufwand mittlerweile in keinem Verhältnis zum globalen Nutzen steht, einen Riegel vorschiebt.

Was wären die Zeitschriften und Publikationen, die ihr gerne komplett online sehen würdet?



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comicfreak
22. August, 2008 11:47

..es gab mal ´ne herrliche Serie von Disney, in der die großen Zeichner detailliert porträitiert wurden, angereichert mit Unmengen amüsant-nutzlosem Wissen, das das Ganze erst interessant macht..

🙂

Marko
22. August, 2008 12:36

Ich habe fast alle Ausgaben der ASM (“Aktueller Softwaremarkt”) im Keller. Mit den ersten Ausgaben verbinde ich wohlige Erinnerungen an meine ersten Spieleabende mit dem c64. Alle diese Ausgaben als PDFs auf einer DVD, dafür würde ich schon was geben.

Gruß,
Marko

Christian H.
Christian H.
22. August, 2008 12:37

Danke für den Tip! Mir war langweilig und beinahe hätte ich was nützliches mit meiner Zeit angefangen 😉

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2008 12:47

@ Marko: ASM fand ich immer scheiße – billig gelayoutet, schlecht geschrieben, und die haben brutal aus englischen Heften abgeschrieben (das habe ich denen auch in einem Leserbrief nachgewiesen, den sie überraschenderweise nicht abgedruckt haben). Den Chefred fand ich immer besonders zwielichtig.

Ich selber habe damals englische Magazine gelesen, hauptsächlich “C&VG” und “Zapp!”, sowie “Happy Computer” und “Powerplay”.

Zu blöd, dass ich meine alten Ausgaben “TeleMatch” nicht mehr habe – die sind heute echt was wert.

Guter Ausgangspunkt: http://www.kultboy.com/

Good times.

Mathias
Mathias
22. August, 2008 13:00

Faszinierende Idee. Wie ist das denn mit dem Copyright erstmal ein paar Jahre alt ist und unentgeltlich ins Netz gestellt wird? Trotzdem verboten, oder?

Wirklich schade, bei so einer Idee wäre ich auch dabei.

Marko
22. August, 2008 13:05

@Wortvogel: kultboy.com kenne ich natürlich.

Ich mochte die ASM, aber das ist bei mir – wie vieles anderes – mal wieder auf nostalgische Verklärung zurückzuführen.

Gruß,
Marko

STU
STU
22. August, 2008 13:16

Ja, mich ärgert dass bei Zeitschriften, die sich ums Musikmachen drehen. Die kann man oft nur teuer als “Hardware” nachbestellen. Vor allem muss man das ganze Heft kaufen, wenn man auch nur einen bestimmten Artikel lesen will. Viele Hefte sind auch gänzlich vergriffen.
Für ein online-Archiv, wo ich nach Artikeln suchen kann (z.B. ein Test eines bestimmten Instrumentes) würde ich töten (sogar zahlen!). Thomann.de hat sowas in klein, dort kann man zu vielen angebotenen Produkten Artikel aus entsprechenden Zeitschriften gratis lesen.

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2008 13:19

@ Mathias: Es gibt immer wieder Bestrebungen, Abandonware (also Material, dessen Rechteinhaber nicht mehr zu ermitteln ist) in den Status von “public domain” zu heben. Aber das ist schwierig, und widerspricht dem Interesse der Industrie, sich eigentlich alle Rechte sicherheitshalber ad infinitum zu krallen. Ist in der Musikbranche gerade sehr aktuell, das Thema – Paul McCartney z.B. geht es gegen den Strich, dass seine frühen Kompositionen nach aktuellem Recht in ein paar Jahren “frei” werden. Klar, der darbt ja auch furchtbar.

Bei großen Firmen, die ihr Material selber noch vermarkten können und wollen (siehe SPIEGEL-Archiv), sehe ich das ja alles ein. Aber wenn es keine klar definierten Regeln für obskure Altware gibt, kann die nicht verwertet werden, und droht irgendwann im Nebel der Zeit zu verschwinden.

Was würde ich darum geben, amerikanische und deutsche Filmzeitschriften aus den 20er Jahren lesen zu können.

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2008 13:25

@ STU: Es gibt solche Angebote im kommerziellen Bereich – Lexis-Nexis und Genios, z.B. Aber die sind für einen privaten Kunden kaum bezahlbar.

Jens
Jens
22. August, 2008 13:51

Ich reihe mich mal in ide Gruppe der ASM-Nostalgiker ein. Klar, ich war jung (gerade mal 11 oder 12 Jahre alt) und kannte nicht viel Anderes. 64er und Happy Computer waren nett, aber für mich zum Teil zu professionell gemacht – die ASM hatte in den frühen Jahren fast schon Fanzine-Charakter – das war sympathisch für einen Jungen aus der emsländischen Provinz. Dazu passte auch das wirklich verboten aussehende Porträt des Chefredakteurs in jedem Editorial.

Als die ASM dann später versuchte, sich als “PC-Spiel” einen seriöseren Anstrich zu geben, ging sie verdientermaßen im Meer der austauschbaren PC-Titel unter – wobei sie allerdings schon in den Jahren davor merklich Schieflage bekommen hatte.

Siga
Siga
22. August, 2008 13:51

Solche Ideen habe ich schon länger und speziell die Erwähnung bei heise ergänzte meine Kreativität um folgendes (bei golem/heise braucht man über sowas nicht zu diskutieren).

Legale Idee: tauschticket(gut)/hitflip(kommerziell) aber speziell für Zeitschriften/TagesZeitungen.
Der Versand macht es uninteressant auch wenn Büchersendung faire Preise sind. Die Stadtbüchereien müssten das Anbieten und könnten z.B. 10 cent pro Stück an Provision nehmen. Man liefert eine Tageszeitung und sucht sich eine andere TagesZeitung aus. Gleiches für WochenZeitungen/Zeitschriften/… .
Wer nix findet, kriegt wie bei tauschticket/hitflip “tickets”. Bei der “Währung” und Preisbildung kann man aber vieles besser machen als bei tauschticket/hitflip (zehntel-Tickets wäre m.E. sinnvoll). Evtl kann man Zwanzigstel-Tickets zur Reservierung nutzen um die Zeitschrift schneller zu kriegen, wenn man sie garantiert wieder zurückgibt (ohne zurückgeben wäre es nur eine Auktion).

Noch eine Idee: Ein ZeitschriftenStand (so wie in den USA SCNR) wo man Zeitschriften abgibt die der Harz4-Empfänger dann verkauft (und per Internet die Interessenten informiert, z.B. RSS-Feed oder Reservierung). So ähnlich wie “Brot von Gestern zum Halben Preis”. Man könnte gezielt ankaufen oder halt auf Spenden hoffen. Gute Zeitungen/Zeitschriften wegwerfen finde ich einfach nur doof, auch wenn ich nicht nach dem Krieg oder MangelWirtschaft aufgewachsen bin.

Wegen SammelTiteln: Ich habe viel auf Papier, fände elektronisch aber besser/handlicher. Die ct werfe ich z.B. weg, wenn ich die halbjahres-DVD habe. Manche Zeitschriften würde ich gerne wie rss-feeds am rechner lesen und dann “merken” bzw. “löschen” “gelesen markieren”.

Zeitschriften sollten nach dem Verwertungsende (also i.d.R. wenn die neue Zeitschrift verfügbar ist oder etwas später z.b. 3-12 Monate) frei verfügbar sein. Von den Umsätzen im Web damit oder Druckereien wo ich mir die Comics dann drucke kriegen die dann gezielt 10% (keine Flatrates o.ä. wo willkürliche Verteilungsschlüssel stattfinden/drohen). Dann wäre es legal und es könnten sich Archive dafür bilden.
DRM wäre schlecht, aber den Namen des Käufers reinschreiben (auch steganografisch) damit er es nicht weitergibt, sollte klar sein.

Die vollkommen überzogenen RechteVorstellungen vermasseln das aber. Im Prinzip bliebe erst einmal nur die “Rache” per tauschticket/hitflip-“Clone” für Zeitungen/Zeitschriften.

Bei der digitalfernsehen war diese Ausgabe iirc eine DVD/CD mit den 6 Ausgaben als PDF darauf. Ich habs nicht gekauft aber kleine Zeitschriften welche die Mehrheit stellen (die meisten Zeitschriften gibts nur im Abo, schaut euch mal dieses ZeitschriftenVerzeichnisBuch an) wären meine Ideen aber fairer.

Peroy
Peroy
22. August, 2008 14:06

Komplette digitale Archive von “Video Games”, “Gamers” und “Total” wären super, da würd’ ich beim Lesen in meiner Wohung verrecken, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme wären dann zweitrangig… 8)

Ansonsten hat der Wortvogel Recht, “ASM” war die totale Kacke, dann lieber “Power Play” oder “Joker”…

Donalbain
Donalbain
22. August, 2008 14:15

@Wortvogel:

Sowas wünsche ich mir auch schon lange, aber leider kann ich nichtmal die gestrige Ausgabe meiner regionalesn Tageszeitung online KAUFEN, gerade mal die aktuelle und die sogar nur Seitenweise als PDF. Solange Print sich so an seine toten Bäume kettet, wird es weiter untergehen.

Was anderes: Wie sieht das eigentlich mit beispielsweise den Fotos älterer (aber nicht gemeinfreier) Zeitschriften aus? Ich meine, dass ein Fotograf eine Lizenz für den *Druck* verkauft. Damit wäre eine spätere freie Online-Veröffentlichung ja nicht eingeschlossen. Oder denke ich da flasch?

Donalbain

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2008 14:43

@ Siga: Nette Ideen. Die “Zeitungsstand”-Idee könnte man auch einfacher machen: Man gibt alte Zeitungen und Magazine einfach wieder beim Händler ab, der sie dann nochmal verkaufen kann. Beispiel: Ich kaufe den SPIEGEL für 5 Euro, kann ihn gelesen binnen der Woche für 2 Euro zurückgeben, der Händler verkauft ihn “second hand” für 3 weiter. Ein super System. Leider werden die Verlage nicht mitmachen, weil sie an den Weiterverkäufen nicht verdienen, und dieses Prinzip sogar ihre Erstverkäufe bedrohen könnte.

@ Donalbain: Als digitaler Reprint im Gesamtkontext eines Heftes müsste das mit den Fotos gerade noch gehen. Ist aber sicher eine Grauzone, in der ich mich auch nicht so gut auskenne. Aber das geht ja noch wilder: TV-Sender geben Bilder zu Sendungen (auch für Spielfilme und Serien) begrenzt frei (für die Dauer der Ausstrahlung, also bis nach derselbigen). Demnach ist die TV-Zeitschrift von vor einem Monat voll von Fotos, die nicht mehr verwendet werden dürfen. Bei Filmfotos in Kinozeitschriften gilt das auch.

Grundsätzlich könnte man die Aktion auch Guerrilla-Style fahren: Menschen scannen ihre Zeitschriften einfach nach Vorgabe, speisen sie dann als Pakete anonym in die Bittorrent-Netze, und nach einem Monat ist die Verbreitung nicht mehr aufzuhalten. Es wäre mir halt nur LIEBER, wenn man es offiziell machen könnte.

the Geek
the Geek
22. August, 2008 15:24

Ich glaube die “digitale Zeitschrift” ist in ihrer Entwicklung noch ganz am Anfang und lange nicht dort, wo sie (aus technischer Sicht) sein könnte. Solange wir es nicht einmal schaffen alle aktuellen Zeitschriften-Ausgaben auch digital zu verbreiten, dann können wir ganze Archive mit digitalen Ausgaben komplett vergessen.

Das ist einfach eine Frage der Einstellung der Verlage zum digitalen Medium.

Ideal wäre es natürlich, wenn es im Bereich der digitalen Zeitschriften etwas mit iTunes vergleichbares gäbe. Man könnte dort alle aktuellen Zeitschriften digital zu einem günstigeren Preis erwerben, abonnieren und ganze Archive zu einem günstigen Paketpreis einkaufen. Und wenn die iTunes-ähnliche Software dann auch noch die digitalen Zeitschriften durchsuchen könnte, dann wäre das sogar für die Recherche brauchbar.

Lexis-Nexis und Genios kenne ich von meiner Hochschule, aber da gibt es leider auch nicht alles. Wenn ich zum Beispiel zu einem aktuellen Web 2.0-Thema oder Techniken wie “Symfony” recherchieren muss, dann helfen diese Quellen meistens nicht weiter und Quellen im Internet (allen voran Wikipedia) werden meist nicht gern in Arbeiten gesehen, daher helfen nur Fachzeitschriften und Fachbücher.

STU
STU
22. August, 2008 15:34

@ Wortvogel: ja, Datenbanken für wissenschaftliche Publikationen kenne ich, aber Datenbanken für Hobbyzeitschriften gibts nicht, oder? Wäre aber mal interessant zu schauen, zu welchen Datenbanken universitäre Einrichtungen aus dem Bereich Musik Zugang haben.

OnkelFilmi
22. August, 2008 15:39

Hooray for Manni Kleimann! Und Baller-Otti! ASM war besser als PowerPlay. Die ASM hatte immer was von einer Chaotentruppe, besonders in den ersten Jahren bis 89/90, während die PowerPlay immer recht geleckt daher kam, quasi die BWL-Version der ASMler. Die ASMs habe ich auch immer noch alle auf dem Dachboden, von der ersten bis zur letzten Ausgabe, die PowerPlay dagegen jedoch nur noch unvollständig. Die “dürre” PP (damals noch als Beilage der Happy Computer) habe ich schon anfang der 90er entsorgt, nur die Spieletips sind immer noch in mehreren Ordnern vorhanden. Von dem ganzen Mitt-90er PC Geschreibsel habe ich mich anfang des Jahres getrennt (Hallo, Altpapier!). Zu Gesichtslos und öde, auch wenn in einigen Zeitschriften ab und an ein bekanntes PP oder ASM-Gesicht auftauchte (Apropos, Sandra Alter, ASM’s einstige Quotenfrau, ist heute Teil der Audio-Video-Foto Bild Redaktion).

Meine 64er Magazin Disketten funktionieren übrigens immer noch – was man von meinen ersten CD-R’s nicht behaupten kann, die schlafen schon seit Jahren bei den Fischen.

Und die Tauschidee ist uralt – been there, done that. Als ich noch ein kleiner Junge war, bin ich oft mit Muttern in einem Laden gewesen, in dem man Bücher, Comics, Zeitschriften und Romanhefte gegen andere tauschen konnte. Kein Wunder, daß mein Hirn heute bis in die kleinste Synapsenwindung mit wirrem Zeug aus Doktor Morton, Silber Grusel Krimi, Butler Parker und Co. vollgestopft ist…

comicfreak
22. August, 2008 15:43

..hey, melden wir uns alle beim “Lesezirkel” und bookcrossing.com an..

😉

Siga
Siga
22. August, 2008 15:48

@Wortvogel: Es gibt auch diese Zeitschriftenclubs/Lesezirkel die vielleicht nicht teuer und sogar mehr von PrivatLeuten als von ÄrzteWartezimmern genutzt werden.
Die Verlage werden das nicht wollen und wie Du schon schriebst, bedroht das die Erstverkäufe. Effektiv gibt es das ja schon für Bücher wenn man mal auf den Flohmarkt geht und/oder tauschticket/hitflip oder Buch-Antiquariate voller MainstreamBücher wo das Geschäftsmodell aber im Prinzip auch nicht stimmt (Bei Todesfall billig abgreifen und dann teuer anbieten damit gelegentlich mal eines verkauft wird und die anderen 99% weiter herumgammeln) weshalb gemeinnützige/harz4/bibliotheken o.ä. n.E. eher in Frage kommen. Oder tauschticket/hitflip bieten ein neues Feature “lokalisierung”/within-city-trade/abhol-Angebote an, wo man die Zeitschriften die man hat anklickt und vor Ort abgeholt wird. Bei 99 Cent für Hitflip aber “teuer”. Ebay ist auch zu teuer. Bleiben kostenlose Kleinanzeigenmärkte. Ich habe schon lange vor, GoogleBase (base.google.DE base.google.com base.google.co.uk ) für TV-Empfehlungen zu benutzen. Dafür (Gebraucht-Zeitschriftenverkauf) wäre es auch etwas wenn man ein nettes Hilfstool dafür hätte. tauschticket selber proggen für Zeitschriften habe ich keine Lust (ginge zwar recht einfach für mich, aber Abmahnismus und Schikanen will ich mir sparen).

Das mit dem Scannen ist extrem problematisch, wie man an MP3-Abmahnungen u.ä. sieht. Dann lieber legale Wege um das System zu “untergraben”. Dementsprechende Interessentengruppen sind aber nicht organisiert und viele Vereine im Laufe der Geschichte oft auch nicht immer unfragwürdig.

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2008 15:49

@ Filmi: Ich hatte schon damals einen journalistischen Anspruch – meine Gamer-Mags sollten gefälligst professionell gemacht sein, und nicht einfach Bilder und Texte aus englischen Vorlagen klauen (manchmal konnte man bei den Screenshots sogar noch Reste britischer Textzeilen reinragen sehen!). Fanzine kann ich selber.

Meine gesamte C64-Sammlung habe ich vor ein paar Jahren dem Gamebase-Projekt gestiftet, die haben sich gefreut. Bis auf eine Schachtel Disketten, die ins Krötenbecken gefallen war, lief auch noch alles.

@ Geek: Die Frage, wie man aktuelle Zeitschriften besser digital aufbereiten kann, ist eine ganze andere. Mir geht es einfach darum, altes Material zu archivieren, und zur Verfügung zu stellen. Ohne Schnickschnack.

Ich denke mal, aus den Archiven von Kai Meyer, Harald Dolezal, Onkel Filmi, und Jens Schröder könnte man schon ganze Bibliotheken bestücken. Das alles digital auf der Festplatte, und ich würde die nächsten drei Jahre nicht mehr aus dem Haus gehen…

OnkelFilmi
22. August, 2008 16:18

Naja, ich war damals noch jung, unwissend, Revoluzzer, GEGEN DAS SYSTEM!, viva el Fanzine usw, da machte mir das also nicht allzuviel aus. Und englische Computerspielmagazine habe ich damals auch nirgends bekommen können, ich war froh wenigstens Fangoria und Starlog als Import zu haben.

Mein Brotkasten läuft immer noch, genauso alle Peripheriegeräte und Medien. “Europa Computerclub – TKKG: Das leere Grab im Moor” Textadventure… oder die ganzen 5-10 Mark Spiele von Codemasters. Hach ja, good times.

Mein erster PC (386er, 2MB Speicher, 50 MB Festplatte und CD-Laufwerk mit Cartridge!), den ich damals zusammen mit dem PC eingemottet und eingelagert habe, läuft übrigens nicht mehr. Als ich den aufgeschraubt habe, guckte mich da mehr Rost an, als unter meinem ersten Auto geklebt hat…

Marko
22. August, 2008 16:25

@Wortvogel: Das Gamebase-Projekt ist super! Ich verfolge es seit Jahren. Für v4 hatte ich denen mal – nicht uneigennützig – ein Cover erstellt: http://www.markoheisig.de/dvd/gb64b.jpg

Und ohne Vice-Emulator hätte meine PSP nur halb soviel zu tun. 😉

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2008 16:31

@ Marko: Super schick! Mannometer!

Ich wollte jetzt noch was zu der Quali der C64-Spiele schreiben, aber da mache ich in zwei Wochen lieber einen eigenen Beitrag draus…

@ Onkel Filmi: Ich hatte es an anderer Stelle schon mal erwähnt: Meinen ersten “PC” (ein Vobis Schlepptop mit halbhohem CGA Bildschirm) habe ich erst vor einem halben Jahr entsorgt. Und das Ding lief immer noch anständig. Nur der Akku hatte einen Wackelkontakt. Und meine Mama benutzt meine PC-Ausstattung (samt ehemals teurem Vobis-Flachbildschirm) von vor 6 Jahren ohne Probleme. Ich selber arbeite ja nur noch auf Notebooks (und Ende des Jahres kommt sicher ein Netbook dazu).

Marko
22. August, 2008 16:36

Danke! 🙂

A propos Notebook: Tablet-PCs eignen sich super zum E-Books lesen. Für A4 habe ich das Asus R1E, für Bücher ein FlyBook: http://www.markoheisig.de/comics.jpg

Für mich der einzig bequeme Weg, E-Books zu lesen (ich hasse es, sowas am normalen Monitor zu lesen).

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2008 18:25

Relativ gut gemacht finde ich das E-Zine-System hier:
http://www.digi-zines.com/

Auf einem ausreichend großen portablen Reader ist es bestimmt völlig okay, schnickschnackige Hochglanzmagazine digital zu konsumieren.

Stony
Stony
22. August, 2008 19:22

Ich würde echt was dafür geben die “Neue Spezial” komplett wieder in Händen zu halten! Diese deutsche Ausgabe der niederländischen “De Nieuwe” war zu meinen Schulzeiten eine herrliche Auflockerung des teils tristen Unterrichts und sorgte immer für unglaubliches Gelächter!

Mit ‘wissenschaftlichen’ Erkenntnissen wie ‘33% der Deutschen täuschen den Orgasmus beim Onanieren nur vor und 38% aller Österreicher sind zu stolz zum onanieren!’ und ähnlichem war mein Tag bei Erscheinen ‘gerettet’ und ich beiß mir immer noch in den Arsch, daß ich die mal in einem nicht näher zu erläuterndem Rauschzustand in meiner 2. oder 3. Studentenbude als Tapete zur Verfügung stellte und somit der Vernichtung anheim gab…^^

Es gibt zwar ein Buch mit den ‘Best of’, aber das ist einfach nicht das selbe wie das Zeitungsformat!

Julian
22. August, 2008 22:18

Ich bin für die Totalumstellung auf Online, und das langfristige Einstellen aller Printzeitschriften. Das ist doch nur Papierverschwendung. Buchdruck muss bleiben, aber Glitzergeschichten, Fernsehprogramme und ähnlich vergängliches kostet nur Papier, und damit Wald. Wenn irgendwer endlich irgendein akzeptables Bezahlsystem erfinden würde, mit dem man nicht jeden Scheiß im Netz einzeln abrechnen muss, wäre das doch sicher ein Gewinn für alle.

Sebastian
23. August, 2008 01:38

Für mich als Verleger stellt sich das Problem an ganz anderer Stelle das. In der Tat haben wir früher Texte und Bilder für die – teilweise sogar nur einmalige – Print-Verwertung gekauft. Wenn ich nun diese Ausgaben online stelle, habe ich im Zweifel ein Problem mit hunderten Rechte-Inhabern.

Ich gebe ja zu, dass die Zeitschriftenbranche nicht das Zentrum der digitalen Revolution ist. Aber viel Zögern beruht genau auf solchen Risiken. Und so leicht sind die nicht lösbar.

Denn natürlich geht ein Aufschrei los, wenn ich von meinen Autoren und Fotografen plötzlich viel mehr Rechte für’s gleiche Geld möchte. Die wollen dann natürlich mehr Geld. Nur verdiene ich mit kostenfreien Online-Archiven ja nichts. Im Gegenteil. Und an zahlende Kunden für derlei glaubt niemand mehr.

Kurzum: Es sind nicht nur Lethargie und Profitgier, die sowas verhindern, sondern durchaus vielschichtige Probleme im Umgang mit Rechten.

Interessant finde ich hier die Erwähnung eines “iTunes für Zeitschriften”. Ich habe letzte Woche die Beta-Version für einen solchen Shop gesehen und war ziemlich begeistert. Das Ding startet dieser Tage und wird im nächsten Jahr sicher ein nennenswertes Volumen erreicht haben. Also: Da kommt was.

OnkelFilmi
23. August, 2008 03:25

“Ich selber arbeite ja nur noch auf Notebooks (und Ende des Jahres kommt sicher ein Netbook dazu).”

Das muss doch tierisch ins Geld gehen. Ich mein ja nur, die gehen doch bestimmt schnell kaputt, wenn da ein Wortvogel drauf steht… o.O

😛

Thorsten
23. August, 2008 09:23

>> Paul McCartney z.B. geht es gegen den Strich, dass seine frühen Kompositionen nach aktuellem Recht in ein paar Jahren “frei” werden.

Bin ich da falsch informiert? Ich dachte, das Urheberrecht endet erst 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers?

Wortvogel
Wortvogel
23. August, 2008 11:05

@ Thorsten: Bei Musik ist das etwas ander: http://www.irights.info/index.php?id=305

Aktuell geht es z.B. darum, dass die frühen Beatles-Aufnahmen bald frei werden, was Sir Paul nicht passt.

@ Sebastian: Das verstehe ich schon, und mich ärgert eher die Gesetzgebung, weniger das Verhalten der Verleger. Das ist übrigens in der TV-Branche nicht anders: Die DVD ist ein super Markt – aber weil die Branche dieses Medium nicht vorhergesehen hat, gibt es brutale Probleme mit der DVD-Auswertung verschiedener Programme. So wurden die “Northern Exposure”-DVDs für exorbitante Summen verkauft, weil die Musikrechte nachverhandelt werden mussten. Und bei “Auf der Flucht” (wenn ich mich recht erinnerte) wurden Stücke ersetzt. Leo Kirch z.B. hat sich damals in Grund und Boden geärgert, dass er eines der größten Filmarchive der Welt besitzt, aber in vielen Fällen nicht die Pay TV- und DVD-Rechte.

@ Filmi: Das geht schon – das Notebook, auf dem ich arbeite, muss ja nicht funktionieren. Nur das, MIT dem ich arbeite 🙂

Siga
Siga
23. August, 2008 12:47

Kindle gibts ja auch noch. Ist leider noch etwas teuer und teilweise schlecht auf Deutschland/Europa übertragbar, aber im Vorbeigehen per BluTooth die abonnierte Zeitung auf das Handy/Kindle ziehen o.ä. oder 50 Cent reinwerfen und dann runterladen, wären schon interessante Projekte.
Apples IPhone-Software-Shop: Progger kriegt 70%, Apple behält 30%. Dasselbe für Zeitschriften, HobbyAutoren,… wäre auch interessant. Und HP hat so Spezial-Drucker und zugehörige Projekte um Zeitschriften iirc on-Demand zu drucken. lulu gibt es auch noch. Da sind überall mehr oder weniger kleine Keime für alle möglichen Medienprodukte, die aber bisher den Durchbruch nicht schaffen. Mit ein Grund dürften die Rechte der Musik-And-Films-Industry-Associations haben, die nur ihre VerwerterProfite zum Nachteil von Urhebern und Kunden schützen wollen.

Reptile
Reptile
23. August, 2008 16:04

Habe hier auch noch einige “Schätze” liegen. Eine “Filmtips” von Januar 1993. Die Filmstarts: Eine Frage der Ehre, Candymans Fluch ect. Ausserdem noch einige “Videogames” von 93. Eine “Play Time” von 1992.

Lite
Lite
24. August, 2008 01:50

Also Leute, das keiner auf die alten MAD-Hefte mit Feuerstein und Klaus Recht-Bashing gekommen ist, mutet seltsam am.
Diese Perlen müssen dringend digitalisiert werden, bevor das Altpapier, auf dem sämtliche Mad-Hefte gedruckt wurden, zerfällt. Dann isses vorbei mit Lechz und Fröhn!

Lari
Lari
24. August, 2008 03:04

“Zu blöd, dass ich meine alten Ausgaben “TeleMatch” nicht mehr habe – die sind heute echt was wert.”

Hey, davon hab ich hier eine fast komplette Sammlung! Großartiges Magazin! Den Kultboys hab ich vor einiger Zeit einen Batzen Scans angeboten, die checken wohl diesbezüglich noch die Copyright-Lage – da läuft nämlich, anders als bei diesem Mygazingedöns, rechtlich alles einwandfrei ab (und gerade hab ich mal nachgesehen: Auf Kultboy.com bin ich, trotz mittlerweile über einjähriger Abstinenz, immer noch unter den 10 fleißigsten Kommentareschreibern xD).

Wortvogel
Wortvogel
24. August, 2008 09:49

@ Lite: Ich habe eine CD-Box (fünf Stück) mit allen amerikanischen MAD-Heften und Specials (sogar Aufnahmen der albernen Platten sind drauf). Gab es vor ca. 10 Jahren mal zu kaufen. Ginge heute sicherlich eleganter, aber immerhin…

OnkelFilmi
24. August, 2008 13:07

“Also Leute, das keiner auf die alten MAD-Hefte mit Feuerstein und Klaus Recht-Bashing gekommen ist, mutet seltsam an…”

MAD ist ja auch etwas, das man als Original haben MUSS.
Und zur Feier des Tages lege ich jetzt noch schnell “MAD – Wie es tönt und stöhnt!” auf den Plattenteller…

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[…] genommen muss ich auf diesen Artikel von 2008 (!) verweisen. Damals schrieb ich über ein kurzlebiges Portal namens Mygazines, auf dem […]