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Mrz 2008

Keine voreiligen Glückwunsche

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BluRay LogoOkay, der sogenannte Format-Krieg ist rum: HD DVD ist tot, BluRay hat gewonnen. Schade für Microsoft, wo man bei der XBOX 360 mal wieder aufs falsche Pferd gesetzt hat (gell, Bill, und dieses komische “Internet” ist ja auch keine Konkurrenz zu Multimedia-Enzyklopädien auf CD-Rom).

Allenthalben herrscht nun Freude, weil ein Konflikt zu Ende geht, der eigentlich nie hätte aufkommen dürfen. Die Tatsache, dass die Industrie weder aus dem VHS/Betamax/Video 2000-Debakel, noch aus dem Triumphzug der DVD als Monopol-Format gelernt hat, spricht für sich. Die Auguren versprechen nun aber den Durchbruch der hochauflösenden Silberscheibe auf breiter Front. Mittelfristig soll BluRay nicht nur der Nummer 1-Träger von Filmen werden, sondern auch Datenspeicher.

Ich glaube nicht dran.

Einige Skeptiker meinen, physische Speichermedien seien sowieso tot, die Zukunft liege eindeutig im Online-Speicher, also der Internet-Videothek, der Set Top Box, und dem iTunes-Abo. Filme besitzt man demnach nicht mehr, sondern bekommt sie für die Ansicht kurzfristig zur Verfügung gestellt, und zahlt eine Gebühr.

Falsch. “Haben wollen” ist ein Urtrieb des Jägers und Sammlers. Kein Mensch, der Briefmarken sammelt, wird sich mit Scans derselben zufrieden geben. “Kauf” impliziert für uns immer noch “Besitz”, und ich glaube es bedarf noch einiger gesellschaftlicher Umwälzungen, bis sich das ändert. Außerdem fehlt bei Online-Angeboten immer noch die permanente Verfügbarkeit – solange ich nicht überall und zu jeder Zeit mit Breitband- Geschwindigkeit online bin, packe ich lieber eine DVD zu meinem Notebook in den Rucksack.

Andere Skeptiker meinen, die komplette Umstellung der Hardware würde viele User (auch finanziell) überfordern. Kein Wunder – um BluRay-Filme richtig zu genießen, braucht man einen “full HD”-kompatiblen Fernseher, ein entsprechendes Abspielgerät, neue Kabel, etc. Und die verschiedenen “Zwischenformate” machen es dem 0815-Konsumenten praktisch unmöglich, eine kompetente Kaufentscheidung zu treffen.

Falsch. Die Industrie wird die Hardware durchsetzen, in dem sie einfach das Angebot an “prä-HDTV” ausdünnt. Die Umstellung auf Digital-TV in den USA beweist, dass auch die Politik sofort Gewehr bei Fuß steht, wenn es darum geht, dem Kunden eine Technologie aufzudrängen, um die er nicht gebeten hat. Und es ist ja nicht so, dass der Konsument besonders kritisch ist: Seit Jahren kaufen die Leute Flachbild-Fernseher, die bei normalem Betrieb mit Analog-Signal ein deutlich schlechteres Bild zeigen als die herkömmlichen Röhrengeräte. Als ich kürzlich bei meinen Eltern war, haute es mich fast um: Seitwärts scrollende Nachspänne sind auf deren Edelgerät praktisch gar nicht zu entziffern. Aber Hauptsache schön flach.

Ich glaube aus zwei ganz anderen Gründen nicht, dass sich BluRay in gleichem Maße durchsetzen wird wie die DVD:

1) Die Darstellungsqualität (richtige Hardware vorausgesetzt) mag der DVD zwar überlegen sein – aber wer will alle 11 Staffeln von “Frasier” NOCHMAL kaufen, um auch Niles’ Nasenhaare zählen zu können? Eine große Menge des Profits auf DVD wurde mit alten TV-Shows gemacht – hier ist das Feld abgegrast, und der Anreiz zum Neukauf geht gegen null. Natürlich werden die Trekker auch diesmal die neuen Enterprise-Box Sets absurd überteuert kaufen, aber das sind Nischen-Zielgruppen. Die breite Masse profitiert von der Abwärtskompatibilität des BluRay, und bleibt bei den alten Scheiben. Damit kommt der ganze Markt der “Klassiker” für dieses Medium nicht in Gang. Wie schon bei MP3 pro und JPG 2000 hat die Industrie die Schlüsselfrage vergessen: Wann ist “gut” dem Kunden “gut genug”? Ab wann ist die Qualitätssteigerung so schwierig wahrnehmbar, dass der Kunde lieber doch bei den bequemen und vertrauten Formaten bleibt? Ist die Qualität von DVD und MP3 wirklich so gering, dass ich dem Kunden einen kompletten Systemwechsel aufschwatzen kann? Ich habe da meine Zweifel.

2) Was sich nicht raubkopieren lässt, taugt nichts. Einige der wichtigsten Entwicklungen der letzten 20 Jahre (MP3, Divx, Bit Torrent) verdanken ihren Erfolg praktisch zu 100 Prozent der Tatsache, dass sie den freien Tausch ermöglichen. Breitband hin, Breitband her: Selbst wenn die BluRay-Scheiben geknackt werden – die zu übertragenden Datenmengen sind zu exorbitant, um sich durchzusetzen. 700 MB für ein Divx des neusten Lundgren-Heulers mag man durchgehen lassen – 20 GB überschreiten für Otto Normaluser die Schmerzgrenze. Die kritische Freak-Masse wird so nicht überschritten, und damit schwappt die BluRay-Welle auch nicht in die Konsumenten- Haushalte.

Nochmal: BluRay WIRD sich durchsetzen – das ist von Industrie und Politik gewollt. Und ein Technologiewechsel ist in der Tat fällig, schließlich haben die Röhrenfernseher seit 40 Jahren kaum was dazugelernt. Aber BluRay wird im Gegensatz zur DVD nicht das allgegenwärtige Universalmedium sein – Film, Spieleträger, Rohling, etc. Es ist nur ein “mehr” in vergleichbarer Verpackung, ohne den entsprechenden “Mehrwert”. Der Paradigmenwechsel (von analog auf digital) ist längst schon durch.



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Andreas
Andreas
29. März, 2008 17:53

Du sprichts mir da aus der Seele. Der Knackpunkt ist halt das man nicht nur einen neuen Player braucht sondern ein ganzes Wonhzimmer.
Und dann dieser ganze on-demand Hype. Ich liebte es durch die Videothek zu stöbern. Ich will die Sachen eben auch anfassen können. Ebooks z.B. sind schrecklich. Amazon hat grade so einen hippen Ebook Reader rausgebracht. Ich will ein Buch anfassen, darin blättern und es mir auf den Nachttisch legen können.

Achim
Achim
29. März, 2008 19:18

“Set-Top-Box” heißt nichts anderes als “Draufstellkiste”, und das ist ein schwachsinniger Begriff, im Übrigen auch auf Englisch, und auf flache Fernseher kann man schwerlich ne Kiste drauf stellen!

Lars
Lars
29. März, 2008 19:29

Was Video-On-Demand angeht: 100% ACK. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass die nächste Generation nicht mehr “Scheiben”- sondern Flash-basiert sein wird, allerdings denke ich auch, dass ein entsprechendes Format eine hohe Hürde überwinden muss, da die Geräte nicht mehr mit CD- DVD und Blu-Ray komptaibel sein dürften, da die Lesetechnik eine andere ist.

Bei mir kann ich übrigens sagen: Kopierschutz ist mir egal (habe eh nur Originale und kein Verlangen diese zu kopieren), allerdings werde ich sicher nicht meine komplette DVD-Sammlung auf Blu-Ray umstellen. Dies wird bei mir nur bei einigen Lieblingsfilmen (z.B. Star Wars, Indiana Jones, etc.) und -serien (z.B. Friends; da ist auch die DVD-Qualität absolut beschissen) der Fall sein. Neuerscheinungen werde ich wohl ebenfalls auf Blu-Ray kaufen, da der Preis einer Blu-Ray bei Erscheinen in der Regel auf dem Niveau der DVD liegt. Bei der Preisgestaltung könnte aber in Deutschland insgesamt noch etwas Begwegung einkehren, da die Preise – insbesondere im Vergleich zu den USA – einfach nur überzogen sind.

Wortvogel
Wortvogel
29. März, 2008 19:56

@ Lars: Ganz genau. Welcher Normaluser, der in den letzten 10 Jahren 200 DVDs gekauft hat, kauft den Kram denn jetzt nochmal in BluRay nach, von ein paar echten Leckerchen abgesehen?! Ich habe z.B. auch die DVD Boxen von “Kalkofes Mattscheibe” – der Grund, die auch auf BluRay haben zu wollen, muss wohl noch erfunden werden.

jo
jo
29. März, 2008 20:22

Einspruch, was die Größe der zu kopierenden Datenmengen betrifft.

Als Napster kurz vor der Jahrtausendwende populär wurde, waren Flatrates und DSL-Anbindungen in Deutschland noch eine echte Seltenheit. Man war mit Modem oder iSDN unterwegs und bezahlte schmerzhaft teure Minutengebühren.

Um via ISDN ein komplettes Album als mp3 herunterzuladen, brauchte man damals mehrere Stunden. Sofern brauchbare Quellen zur Verfügung standen. Das rechnete sich nur bedingt und meist gar nicht. Resultat war, dass vor allem einzelne Tracks getauscht wurden.

Wer nicht selber nachrechnen möchte: Hier gibt es die Folien eines alten Vortrags von mir zum Thema.

Als Flatrates (zunächst für Analog/ISDN) bezahlbar wurden und T-DSL auch ausserhalb des Testbetriebs angeboten wurde, konnten plötzlich ganze Alben und wenig später auch die ersten Filme/Video-CDs getauscht werden (Firmen-/ Uni-Netzwerke, wo dies schon früher möglich war, mal aussen vor).

Inzwischen, wo 16Mbit/s Downstream in der Zielgruppe fast schon Standard sind, gehen in wenigen Stunden ganze DVDs, Serien am Stück oder Discographien über die Leitung (Rein rechnerisch braucht man mit T-DSL 16000 für ein Linux-ISO mit 4.5GB weniger als 40 Minuten. In der Praxis ist in der Regel in einer Stunde komplett.)

Das alles ist nun in einem Zeitraum von weniger als zehn Jahren passiert. Warum sollte es in 2 oder 3 Jahren nicht möglich sein, 20 GB oder mehr in erträglich kurzer Zeit über einen Privatanschluss zu bewegen?

the Geek
the Geek
29. März, 2008 20:25

Ich frage mich sowiso, was das soll. Ich habe nicht den Anspruch mir einen Riesenfernseher (d.h. 1 Meter Breit) in mein Zimmer zu stellen und ohne den werde ich niemals den “Mehrwert” einer Bluray DVD nutzen können.
Mal abgesehen von der Frage, ob man sich eine gekaufte DVD Serie auf Bluray nochmal kauft, ist für mich die Frage, ob das überhaupt in technischer Hinsicht Sinn macht. Kann eine “Friends” Folge von 1994 überhaupt die Ansprüche stellen, die eine Bluray rechtfertigen? Ich denke nein, weil “Friends” hat das alte 4:3 Format, also bliebe auf einem HD Flachbildschirm links und rechts ein riesiger Platz schwarz. Die frühen “Friends” Folgen (1994) wirken von DVD auf einem 21 Zoll Breitbild TFT schon etwas unscharf, wie würde das auf einem Breitbild HD TV wirken? Außerdem hat eine “Friends” Folge wohl auch nicht die Super Spezial Effekte oder den super Sound (Stichwort: Laugh Track).

Im Prinzip sehe ich die Sache also gleich. Wenn ich Bluray kaufe, dann nur, weil ich nicht anders kann. Also wenn meine Lieblingsserie erst gar nicht mehr auf DVD erscheint.

Aber ich werde keine Bluray Aufnahmerekorder kaufen, da setze ich lieber auf einen Festplattenrekorder.

Wortvogel
Wortvogel
29. März, 2008 20:26

Ich glaube einfach nicht dran, Jo. Schon den Sprung zur DVD-Größe hat ja kaum einer mitgemacht: Die meisten Filme werden immer noch als Divx mit 700mb raubkopiert (also CD-Größe), und nicht auf 4,5 GB. Es bräuchte eine Verzehnfachung der Übertragungsgeschwindigkeit AUF BREITER FRONT, um die schnelle Verbreitung von BluRay-Rohdaten zu erlauben. Und DANN brauchen alle Leute noch das Equipment, die BluRay-Daten wirklich zu nutzen. Das sehe ich nicht.

jo
jo
29. März, 2008 20:45

Wortvogel: Schon, aber schau dir doch mal die Entwicklung bei den US-Serien via Bittorrent an. Täuscht es mich, oder haben die HD+AC3-Releases mit 1GB pro Folge da in den letzten Monaten massiv zugenommen? Meinte zumindest ein Bekannter letztens, der meine Folien von damals als Grundlage für ein eigenes Referat benutzte.

Anderes Beispeil, das sogar selbst beobachtet: Das “Polar-Special” von “Top Gear” letztes Jahr.Full-HD in H.264, knapp 9GB. Schien der Verbreitung nicht wirklich abträglich gewesen zu sein. Stunden nach der Ankündigung begann das Sabbern in den einschlägigen TG-Foren ,)

Das mögen noch Ausnahmen sein, aber die Entwicklung scheint mir offensichtlich.

Wortvogel
Wortvogel
29. März, 2008 20:53

Niemand bestreitet eine Zunahme von HD-Inhalten im Verteilernetz. Und so mancher mag sich die neuen Lost-Episoden mit 1 GB ziehen – bei 16Mbit reden wir da ja auch nur von einer halben Stunde (Schätzwert). Aber unkomprimierte BluRay-Rohdaten sind doch ein anderes Kaliber. Das wird Freak-Terrain bleiben. Aber ich mag mich irren. Wer weiß? Die Zeit wird es zeigen.

Robert
Robert
29. März, 2008 21:23

Der eigentlich Grund, warum die CD so relevant war, ist offensichtlich, dass sie es erlaubt, Daten in digitaler Form – und somit verlustfrei – zu speichern. Mit der DVD traf das ganze dann auch auf Filme zu (zu dem Zeitpunkt hatte man ja nicht genug Rechenleistung, um wirklich stark zu komprimieren). Da dieser Schritt aber nun schon gegangen ist, kann ein neues Format, dass außer der Kapazität nicht viel ändert, natürlich nicht noch einmal den gleiche technische Revolution bedeuten. Insofern ist es für mich als Anwender auch Reichlich egal, welches sich nun durchsetzt, erst recht, wenn es neue Unannehmlichkeiten, wie Verschlüsselung, mit sich bringt.
Ich frage mich, warum man, statt leistungsfähigeren Kompressionsformaten (XviD und Konsorten), lieber größere Medien herausbringt.
Die Antwort liegt aber eigentlich auf der Hand: Ohne neue, inkompatible Formate geht der Absatz in die Knie.

Wortvogel
Wortvogel
29. März, 2008 21:27

Ganz genau, Robert. Wir erleben gerade eine unerhörte konzertierte Aktion von Industrie und Politik, deren Ziel es ist, den Konsumenten zu einer völlig neuen Hardware-Ausstattung zu nötigen. Haben z.B. die öffentlich-rechtlichen Sender, die VON UNSEREN GEBÜHREN finanziert werden, jemals nachgefragt, ob wir überhaupt die massenhafte Umstellung auf 16:9 wollen? Nein, denn hier läuft ein Kuhhandel: Schwarze Balken sollen “old school viewer” daran erinnern, dass es nun Zeit für einen 16:9-Fernseher ist. Das Problem: Es gibt keine Lobby für “alte” (durchaus auch bewährte) Technologie.

Achim
Achim
30. März, 2008 00:32

Meine Eltern haben letztes oder vorletztes Jahr noch ne 4:3-Kiste gekauft, jep, die Dinger gibts afaik auch nur als Röhre, keiner ist unzufrieden!

Jack Crow
Jack Crow
30. März, 2008 00:42

Tja, vereinzelt merkt man den widerspenstigen Konsumenten bei solchen Sachen ja (die Leute sind nicht wirklich in die Geschäfte geströmt um digitale Radios zu kaufen, und Handy-TV ist auch nicht der Mega-Seller), aber klar ist das natürlich eine Frage der Zeit.
Ich denke daß die Übergangszeit durchaus kritisch wird: Bei mir z.B. flimmert seit einigen Tagen mein guter alter Röhrenfernseher beim einschalten bedenklich. Wenn der, sagen wir mal, noch ein Jahr hält, dan sind vernünftige Flachbildfernseher für mich immer noch unerschwinglich, und selbst “günstige” – auf denen man dann aber nicht Fußball schauen sollte – wären schon eine erhebliche Investition. Was mache ich dann also – kauf ich nochmal nen Röhrenfernseher? Und muss ich dann trotzdem daran einen teuren BluRay-Player anschließen um teure BluRays zu schauen, bei denen ich den Unterschied zur DVD gar nicht feststellen kann? Wahrscheinlich ja – scheiße ist das trotzdem.

Lukas
30. März, 2008 00:58

Ich gucke meine DVDs im Moment über einen mindestens 20 Jahre alten Sony-Fernseher, dessen Mono-Lautsprecher unter der Oberseite des Gerätes sitzt. Wenn ich auf dem Bett liege, beschallt das Teil also hauptsächlich den Raum oberhalb der Kiste.

Für mich würde schon der Umstieg auf einen 200-Euro-Aldi-Fernseher eine solche Qualitätssteigerung darstellen, da brauche ich gar kein Blu-Ray.

Wortvogel
Wortvogel
30. März, 2008 01:11

Mir geht es nicht viel anders – ich habe einen No Name Röhrenfernseher (Centrum vom leider entschwundenen Versender NetonNet), der neu genug ist, um die aktuelle Runde an Flachflundern zu überspringen, bis in fünf oder sechs Jahren Technologie und Preis mein Wohlwollen finden. Die Lautsprecher sind allemal laut genug, ich käme nie auf die Idee, da noch irgendwelche Extraboxen im Raum zu verteilen.

Christoph
Christoph
30. März, 2008 01:41

Ich sehe in letzter zeit ein beängstigende Tendenz, dass die Hersteller und Vertreiber die Kontrolle über unsere Geräte übernehmen wollen. Stichworte gibt es genügende (DRM, Palladium, Starforce) Und jedes einzelne lässt einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen. Da sich die Benutzer aber anscheinend nicht von plumpen Beteuerungen und Scheinargumenten einlullen lassen, müssen die “Sicherheitssystene” (“Sicherheit” bezieht sich hier aber eindeutig auf die Sicherheit der Konzerne vor dem Kunden) entweder heimlich still und leise mit eingeschleppt (DRM in Vista), oder durch neue “verbesserte” Formate wie BlueRay erzwungen werden.
Und es ist beinahe pervers, wie die PR-Abteilungen dieser Firmen den umsichgreifenden Kontrollwahn auch noch als Fürsorglichkeit und Kundenfreundlichkeit verkaufen wollen.

Baikinman
Baikinman
30. März, 2008 10:48

Bin zwar entsprechend ausgestattet ( Plasma + PS3 ), werde aber trotzdem nicht meine DVD-Sammlung aufloesen und alles neu kaufen. Ich werde auch weiterhin DVD kaufen, solange sie guenstiger sind als BluRay-Disk.

Bluescreen
Bluescreen
30. März, 2008 19:36

Grösser, schärfer, bunter. Wir werden es eh alle bald haben. Sicher nicht jetzt wo es masslos überteuert ist, aber in vielleicht drei bis fünf Jahren… wenn die neue Technik als “Dritteweltschrott” zum billigen Wegwerfstandard geworden ist. Wie heute die DVD-Technik.
Die liebgewonnene DVD-Sammlung wird sich sicher von den neuen Playern abnudeln lassen. Alle Filme neukaufen muss niemand. Ich bezweifle auch, dass mehr als 60% des Rohmaterials dazu geeignet sind dem Blue Ray Standart zu entsprechen. Schlimm genug eine DVD einzulegen und schwammige VHS-Qualität zu sehen.
Wozu sich aufregen? Nur weil man wieder etwas erfunden hat was einfach machbar war? Der Sinn ist eh nicht zu sehen… mehr Auflösung und Brillianz (auf meinem 22-Zoll-TFT), mehr Tonspuren (die ich mir eh nicht anhöre), mehr Extras und Making-Offs (die mich schon als zusätzliche DVD meist nicht interessieren).

Oh… und als Speichermedium für meinen Rechner lohnt sich das auch nicht. Solange man Festplatten mittlerweile für den Preis von alten Socken kaufen kann…

Jack Crow
Jack Crow
31. März, 2008 00:08

Ein Punkt der allerdings wieder für die Verbreitung der BluRay spricht: Computerspiele – da wird das bestimmt genutzt. Ich erinnere mich noch wie damals gesagt wurde, niemand würde je die riesge Kapazität der CD-ROM ausnutzen können (außer mit Filmen – Chris Roberts hat das bekanntermaßen zur Meisterschaft gebracht…) – schließlich sei das größer als jede Festplatte… Heute brauchen manche Spiele mehr als eine DVD, und Videos sind da nciht mehr drauf. Das dauert sicher nicht lange und BluRays werden gefüllt – und das Kopie-Argument spielt keine Rolle weil eh alles auf die noch viel größeren Platten kopiert und gecrackt wird. Der Punkt: Das trägt zur Verbreitung von BluRay-Laufwerken und konsequenterweise Brennern bei. Die Zielgruppe hat also über kurz oder lang ein Laufwerk im Rechner und einen Player am TV – und die Zielgruppe mit Geld kauft sich dann aus Bequemlichkeit auch gleich den Flachbildfernseher noch dazu.

Lite
Lite
31. März, 2008 14:46

Guter Artikel, Torsten!
Stimme Jack voll zu, schon heute kommen viele Spiele auf Doublelayer-DVD ´raus, Sobald die 10Gig Marke bei Spilen geknackt ist, ist das Medium auch für Spieleentwickler interessant. Kaufen werde ich BD erst, wenn die Brenner dafür DVD-Brenner-Preise haben und (gute) Flachbild-TV´s nicht ein halbes Monatsgehalt kosten.

nameless
nameless
1. April, 2008 00:55

“Bei mir kann ich übrigens sagen: Kopierschutz ist mir egal (habe eh nur Originale und kein Verlangen diese zu kopieren)”

sehr kurzsichtig. speicherplatz wird immer günstiger. wer sagt, dass du dir deine DVDs in naher zukunft nicht auf einen festplattenplayer kopieren willst, erstens als sicherung, zweitens um sie immer sofort abrufbereit zu haben, etc.
zudem setzen einige labels auf immer aggressivere, nicht DVD standardkonforme, kopierschutzsysteme, wodurch der kopierschutz eher zum abspielschutz mutiert… ähnlich siehts bei games aus (ins system eingreifende kopierschutztreiber…) warum macht hier eigentlich niemand nen aufstand, die musikindustrie ist damit doch auch nicht durchgekommen…

Hirngabel
1. April, 2008 15:56

Abgesehen davon, dass ich den Text an sich gut finde (und auch die anschließende Diskussion sehr interessant fand), finde ich bei solchen Unterhaltungen Sätze wie

“Die Entwicklung ist doch quasi zu Ende. Was soll da jetzt noch kommen?” (oder ähnlich formuliert)

immer wieder sehr erquickend.

Klar, derzeit kann ich mir auch nicht großartig was vorstellen, was außer noch größeren Silberscheiben mittelfristig noch kommen soll.

Aber so ging es doch vor 20 Jahren Leuten wie uns vermutlich ebenfalls, die gedacht haben: “Okay, nach der Schallplatte und dem Tonband kam die Kassette – aber danach ist das Thema im Grunde auch durch.”

Ist doch das Schöne am Fortschritt, dass irgendwann, ein, zwei Leutchen sich etwas vorstellen können (und dies auch umsetzen), was der Rest der Welt sich bislang nicht wirklich vorstellen konnte.

Äh ja, soviel zum Sonntag. =)

Marko
1. April, 2008 18:02

Spätestens mit der Einführung von holographischen Filmen wird die BluRay aussterben, weil sie viel zu wenig Speicherplatz bietet …

Gruß,
Marko

Lars
Lars
1. April, 2008 20:22

@nameless: Ich sammle jetzt seit ca. 7 Jahren DVDs und ich hatte bis jetzt noch nie das Verlangen meine DVDs auf eine Festplatte zu überspielen. Warum auch? Alle Fernseher sind mit DVD Player ausgestattet, alle Rechner hier im Haus haben DVD Laufwerke eingebaut und der Zugriff auf eine DVD geschieht innerhalb von ein paar Sekunden, indem ich ins Regal greife.
Dazu sind 10 Terrabyte (die ich momentan grob bräuchte) noch nicht wirklich im Bereich von “kann man sich mal eben kaufen”, vom Zeitaufwand für die Kopierei mal abgesehen.

Was bei dieser Diskussion aber irgendwie übersehen wird: Irgendwann wird auch der letzte Fernseher durch ein neues Modell ersetzt und wenn es nichts anderes als HD-Flatscreens gibt (so wie es momentan ja fast schon ist), werden auch immer mehr Leute entsprechende Geräte haben, so dass langsam ein Markt wächst. Der Umstieg wird nicht in den nächsten zwei Jahren geschehen, aber langsam aber sicher wird der Marktanteil steigen.

@wortvogel: Ich hätte bei dir eher erwartet, dass du eine höherwertige TV Anlage hättest. So kann man sich täuschen.

Robert
Robert
2. April, 2008 03:26

Es ist doch trotzdem so, dass der “Kopierschutz” letzten Endes die Raubkopie nicht effektiv verhindern kann. Als ehrlicher Kunde wird man aber mit einem schlecht funktionierenden, häufig invasiven und unbequemen System abgestraft, während der Raubkopierer sich über ein einwandfreies Exemplar freut, dass er auch noch so oft Sichern und kopieren kann, wie es ihm passt. Zudem frisst es noch einen nicht unerheblichen Teil des Produktionsbudgets, was der Qualität des Produkts sicher nicht zu Gute kommt.

Zum Anderen ist technischer Fortschritt sicher eine interessante Sache, und größere Speichermedien mittelfristig so wie so notwenig. Aber nicht um jeden Preis. So lange der vorhandene Platz so ineffizient genutzt wird, wie das momentan der Fall ist – man könnte beinahe unterstellen die Hersteller von Filmen und Computerspielen verschwenden die Resourcen ihrer Abnehmer absichtlich – zeugt es jedenfalls nicht von Kunden- und Umweltfreundlichkeit, dem Konsumenten schon wieder ein neues Hardwaresystem aufzunötigen.

Haarspalter
Haarspalter
2. April, 2008 10:29

Was die Technik angeht, die nächste Generation ist schon in Sicht:
http://www.heise.de/newsticker/suche/ergebnis?rm=result;q=Holografie;url=/newsticker/meldung/59307/;words=Holografie
http://www.macwelt.de/news/346996/
http://www.mediauser.de/goodbye-blu-ray-teradisk-und-hvd-im-anmarsch/

Sogar an blue-ray selbst wird gebastelt um es zu erweitern (finde den link grade nicht).

Insoweit kann ich Wortvogel nur zustimmen. Es wird zu einer Diversifikation der Systeme bei Konsumenten kommen, die schlimmer ist als alles was sich die Industrie bisher unter “Formatkrieg” vorgestellt hat.

Was mich wundert ist das Festhalten an der Scheibe (nun ja, für Terabytes ..). USB-Sticks mit mehrern Gigabyte sind mittlerweile für ein Schnäppchen zu haben. Ich sehe aber nirgends eine Entwicklung, die unhandlichen Silberscheiben abzulösen.

Haarspalter
Haarspalter
2. April, 2008 10:41
Lars
Lars
2. April, 2008 14:28

Also nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Kopierschutzfreie Medien wären mir auch lieber, allerdings bin ich nicht so blauäugig zu erwarten, dass dieses in naher Zukunft Realität wird. Was den AACS-Kopierschutz angeht muss ich als Informatiker aber sagen: Wenn man die Ausgangsbasis betrachtet und hier vor allem das Problem berücksichtigt, dass der Schlüssel zum Entschlüsseln komplett beim Kunden sein muss, haben die sich ein durchaus elegantes System ausgedacht, welches bis jetzt ja auch noch nicht gebrochen wurde (die derzeitigen Umgehungen basieren ja auf Schwächen in der Implementation des Verfahres in einigen Softwareplayern).

@Robert: Inwiefern wird der vorhandene Platz nicht effizient genutzt? Auf die DVD passen keine hochauflösende Filme (bzw. die Systeme bräuchten so oder so neue Player, da HD-Formate im DVD Standard nicht vorgesehen sind) und die Blu-Ray und die HD-DVD sind Speicherformate, die genau dieses Problem angegangen sind.

Mencken
Mencken
4. April, 2008 11:20

Guter Artikel, aber um mal eine Lanze für die derzeit erhältlichen Flachbildfernseher zu brechen: Akzeptable Geräte gibt es mittlerweile schon für ca. € 500.- und Fussball kann man beispielsweise problemlos sehen. Eine Bildverbesserung gegenüber den alten Fernsehern ist zwar nicht unbedingt gegeben, aber zumindest in meinem Fall war der Zugewinn an Platz bereits ein ausreichendes Argument für einen Kauf.
Was die Debatte um Raubkopien, Onlinedinste, etc. angeht – hier sind bereits jetzt oftmals Kapazitäten beinahe voll ausgeschöpft, insbesondere was die Verbindungen zwischen Kontinenten angeht.
Mittelfristig sehe ich hier einen ernsthaften Konflikt zwischen PPV / Downloads und Blu-Ray (sofern sich das Format überhaupt durchsetzt) und denke, allein deshalb wird sich ein neuer Standard nicht ohne Weiteres durchsetzen lassen. Gleiches gilt auch für den DVD-Verkauf – für die Industrie in ihrer Gesamtheit wäre eine Einstellung oder Verknappung der DVD-Produktion der beste und naheliegendste Ansatzpunkt, für eine einzelne Firma innerhalb der Industrie jedoch nicht. Hier zeigen selbst simpelste Spieltheorie-Ansätze (etwa das Prisoner’s Dilemma oder die Tragedy of the commons) bereits, daß ein Wechsel von DVD zu Blu-Ray oder einer anderen Technologie so (simpel) nicht durchzusetzen sein wird. Wirtschaftswissenschaftlich hoch interessant – der Formatstreit könnte als Beispiel für das Versagen althergebrachter neo-klassischer Wirtschaftspolitik und -strategie durchaus Geschichte machen – aber als Konsument würde ich mich zur Zeit sehr bedeckt halten und als Produzent vermutlich ebenso.

Thorben
9. April, 2008 08:54

Hui, ein Thema das polarisiert und die Massen bewegt. Ich bin ein Video-Freak. Ich liebe mein Heimkino mit Beamer und 5.1 Boxen im Raum. Und dennoch habe ich noch keinen BR-Player und auch keinen Flachen TV. Auch ich sehe die Vorteile als so gering an, dass sich kein neuer Kauf lohnt. Kaufe ich mir einen BD-Player brauche ich auch einen neuen TV/Beamer. Kaufe ich mir einen Tollen Flachbild-TV und füttere ihn mit PAL-Tv – tolle Wurst. Also ist das Problem, für wenig echten Mehrwert locker 2000€ zu investieren – und das sehe ich auch nicht ein. Und ich würde auf keinen Fall Scheiben kaufen, die ich bereits als DVD habe. Mit Upscaling reicht mir die Qualität locker aus.

Wortvogel
Wortvogel
9. April, 2008 10:31

Schön, dass das auch mal ein Videophiler sagt…