31
Dez 2007

2008 – immer noch keine fliegenden Autos

Themen: Neues |

FeuerwerkAls ich aufwuchs, in den 70er Jahren, war der Deal eigentlich klar: Spätestens zum Jahr 2001 treffen wir Aliens, können unsere Autos fliegen, leben wir in Unterwasserstädten, und ganz Manhattan ist ein Gefängnis.

Morgen ist 2008. Nix is.

Die einzig nennenswerten technologischen Fortentwicklungen der letzten 30 Jahre wurden auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie gemacht: Internet, Handys, Notebooks. Es regiert nicht etwa der postapokalyptische Ur-Mann mit Schrotflinte und den Zugangscodes zu den letzten Atomraketen, sondern der Nerd mit den Administrator-Rechten im Netzwerk.

Wieder nicht passiert:

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Schöne Scheiße.

Trotzdem: Es ist nicht alles schlecht, und ich ergreife die Gelegenheit beim Schopf, auf das Jahr 2007 zurück zu blicken.

Beruflich ist alles ganz brauchbar gelaufen: Ich habe einen fetten Roman beendet, die Drehbücher für einen aufwändigen Zweiteiler geschrieben, der Verfilmung meiner „Märchenstunde“ beigewohnt, zwei Episoden einer neuen Krimiserie verfasst, ungefähr 20 Konzepte für neue Projekte recherchiert und ausformuliert, an die 100 Seiten mit Kinokritiken für TV-Zeitschriften ausgestoßen, und über den Daumen gepeilt 270 Beiträge für dieses Weblog verfasst.

Die Schreiberei brachte auch Ergebnisse: Meine „Märchenstunde“ lief gut, mein „Apokalypse Eis“ überzeugte auch in der vierten Ausstrahlung, und mein Blog-Mehrteiler über „Lotta in Love“ schaffte es sogar in die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Außerdem tröpfeln immer wieder Tantiemen und Wiederholungshonorare ins Haus, was wie eine Art Überraschungsgeschenk wirkt. Outlook vermeldet 3566 verschickte Emails im Jahr 2007, das ist guter Durchschnitt. Besonders erfreulich: Einige bereits abgeschlossene Verträge garantieren Vollbeschäftigung bis weit ins nächste Jahr, und ein paar spannende neue Projekte könnten den Sprung von der Bremse auf das Gaspedal schaffen.

Am meisten überrascht hat mich allerdings der Erfolg dieses Blogs, das eigentlich nur als Spielerei für Freunde und Verwandte gedacht war, die wissen wollen, was der Wortvogel gerade ausbrütet. Überraschend deshalb, weil ich festgestellt habe, dass es mir einen Heidenspaß macht zu bloggen – und dass es eine erkleckliche Anzahl von Leuten gibt, die das lesen wollen. Mich erstaunt jeder Link, der von einer anderen Webseite auf mich verweist, jedes Lob für die Themen, die Schreibe, den Look. Ich gestehe hiermit: es macht süchtig. Und darum könnt ihr besonders für die nächsten Wochen mit ein paar “ganz dicken Dingern” rechnen…

Finanziell war es eher schwierig: An „Lotta“ hatte ich 2006 sehr gut verdient, und weil der Zweiteiler für das ZDF nicht signifikant (will sagen: ins Grünlicht) voran kam, zogen sich die Überweisungen teilweise gefährlich hin, bis am Ende des Jahres endlich der Knoten platzte. Geschenke für die Familie waren also doch noch drin – bei den Preisen für Celine Dion-Karten hätte ich mich sonst ruiniert. Die Lehre, die zu ziehen ist: Konsequenter auf die Honorar-Staffelung achten, Zahlungen rechtzeitiger einfordern, weniger spaßige, aber geldfreie Heiopei-Projekte durchfüttern. Da helfen mir netterweise auch meine Agenten bei.

Es lässt sich auf jeden Fall schon sagen, dass 2008 auch wieder ein Jahr der Veränderungen sein wird. Während der grundsätzlich berufliche Weg stimmig und sonnig ist, möchte ich meine Ziele doch teilweise neu ausrichten. Es gibt noch zu viele Produktionsfirmen, mit denen ich mal arbeiten möchte, und zu viele Sender, die noch keine Konzepte von mir gekauft haben. Außerdem habe ich das Gefühl, dass sich etwas im Bereich der Produktion neuer, revolutionärer Video-Formate etwas tun könnte. Ich fühle mich berufen…

Durch die Erkenntnis, dass ich im Urlaub sehr gut konzentriert arbeiten kann, habe ich diese Jahre mehr Ausland gesehen als üblich: Über den Jahreswechsel auf Ibiza, dann in Prag bei Dreharbeiten, schließlich zur Luxus-Faulenzerei in die Türkei, und dann vier Tage extrem edel in der Toskana, inklusive Sienna, Florenz, und Venedig (und von dieser Stelle aus geht mein Dank noch mal an Oliver, Hubert, und die anderen, die diesen Kurztrip zu einem Vergnügen gemacht haben). London hätte ich noch auf der Liste gehabt, allein – die Zeit reichte nicht.

Das soll 2008 aber anders werden. Ibiza steht genauso wie die Türkei wieder auf dem Programm, London auch – und wenn der Dollar weiter so günstig steht, erwartet euch die gigantomane Reisereportage einer groß angelegten Amerika-Tour. Ich habe mir schon den Trackstick zugelegt, der es euch erlauben wird, wie in diesem Beispiel an meinen Etappen teilzunehmen:

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Wer weiß: Vielleicht schaffe ich es 2008 ja auch endlich mal nach Australien und Neuseeland. Kreuzfahrt wäre meinen kreativen Säften sicher auch sehr dienlich…

Gekauft habe ich heuer viel: Fast zwei Dutzend Original-Filmgemälde, eine Original-Partitur aus einem Filmsoundtrack, zwei Original-Kostüme für einen wohltätigen Zweck (Bericht dazu folgt nächste Woche), zwei neue Bücherregale, einen neuen MP3-Player (den ich seit gestern mit einem Open Source-Betriebssystem versehen habe – er kann DOOM!), Dutzende von Büchern, etc. pp. 2008 steht eventuell doch noch ein neuer Wagen an, oder die Renovierung meines Dachgeschosses, oder die Beteiligung an einem Startup – das werden die Zeit und mein Konto zeigen…

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In jedem Jahr sterben auch Prominente, die wie Verwandte und Freunde waren, weil man sie ein Leben lang “dabei” hatte, weil sie ein Teil waren. 2007 waren das leider sehr viele, bei denen es mir einen Stich im Herzen gab: Herbert Reinecker (mit dem ich im Vorjahr noch telefoniert hatte), Evelyn Hamann (hat jetzt was Eigenes), Ingmar Bergman (Filme aus der Seele), Michelangelo Antonioni (Filme aus dem Pinsel), Anna Nicole Smith (blonder Traum im Alptraum), Boris Jelzin (ein letzter Wodka geht noch), Tom Snyder (talk ohne show), Kurt Vonnegut (viel Spaß auf Talfamadore), Marcel Marceau (;-o), Lois Maxwell (we have all the time in the world, Miss Moneypenny), Norman Mailer (tough guys don’t die), Lothar-Günther Buchheim (auf Schleichfahrt).

Auch privat: Menschen sind gekommen, Menschen sind gegangen. Mein soziales Netz, es fluktuiert, einzelne Fäden reißen, andere werden neu gesponnen. Menschen sind nicht zu ersetzen, auch nicht durch andere Menschen.

Grundsätzlich bleibt die Erkenntnis: Mein Leben ist ganz prima, und ich wache morgens immer noch mit dem Gedanken auf, dass es viel besser kaum noch werden kann – ich aber durchaus bereit bin, es drauf ankommen zu lassen. Und aus genau diesem Grund entlasse ich euch in das neue Jahr mit den weisen Worten des nicht minder weisen Hasen Bugs Bunny:

„Jubel, Trubel, Heiterkeit. Seid zur Heiterkeit bereit! Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid.“

Ansonsten:

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Marko
31. Dezember, 2007 18:13

Danke für die Bilanz — dann mal guten Rutsch. 🙂

Gruß,
Marko

Peroy
Peroy
31. Dezember, 2007 18:44

Bah, “Das Ende der Welt”… Scheissfilm, trotz Christopher Lee…

Guten Rutsch wohin auch immer…

Joe
Joe
1. Januar, 2008 10:59

Ich präsentierte neulich Schülern Texte aus einem meiner alten Schulbücher (Auflage ca. 1978), die sich spekulativ mit dem Thema “The world in the year 2000” auseinandersetzen, und ließ die Textinhalte mit der heutigen Realität vergleichen. Tja, das mit dem Unterwasserwohnungsbau war wohl (noch?) nichts, aber die alten Vorhersagen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie fielen verblüffend exakt aus.
Frohes Neues Jahr allerseits.

Wortvogel
Wortvogel
1. Januar, 2008 12:18

Mit dem Thema beschäftige ich mich in der Tat sehr gerne – vor ein paar Jahren (2000) wollte ich unbedingt ein Filmfestival unter dem Motto “Die Vergangenheit der Zukunft” auf die Beine stellen – um mal zu zeigen, wie man sich unsere Gegenwart früher vorstellte.

Und es gibt auch ein paar sehr interessante Bücher dazu: Die alte Omni-Kompilation “Was kommen wird” ist eine ganz besonders faszinierende Lektüre, denn die Autoren liegen zwar vielfach daneben (das Ende des Individualverkehrs bis 2000), aber sie prophezeien nicht nur das Internet und Email, sondern auch Spam als massives Problem der E-Post.

Tornhill
Tornhill
1. Januar, 2008 13:50

Ja, das denke ich auch regelmäßig: Die SF hat uns alle reingelegt! – Hat uns soviel schräges Zeug versprochen und dann gibt es nur lauter Kommunikationszeug.
Okay, das ist auch schön (allein, dass ich hier schreibe belegt ja meine Zuneigung zu den neuen Medien), aber so ein biiiisschen Teleporter und Laser wären doch auch schick gewesen.

Na ja, ein frohes Neues, jedenfalls und Hail King Cobra!

Marko
1. Januar, 2008 14:45

Kennt jemand das Lied “Wir sind zwanzig im Jahr 2002”? Ich habe davon nur eine verrauschte Tape-Aufnahme — ein Kinderchor mit irgendeinem Sänger besang darin aus Sicht der kleinen Kinder der 80er, wie die Welt aussieht, wenn sie zwanzig Jahre alt sind. “Wir bauen Städte ins Meer und Brücken aus Licht” und sowas.

Btw, von dem Lied hätte ich, nostalgisch begründet, gern eine gute Version, weiss aber leider weder, von wem es ist, noch wer es seinerzeit auf den Markt gebracht hat. Wenn mir da also jemand einen Namen geben kann …

Gruß,
Marko

Oliver
Oliver
1. Januar, 2008 20:15

Hallo Torsten, ich wünsche Dir auch “Alles Gute für das neue Jahr!!!”
Es ist immer gut, wenn man über ein Jahr eine positive Bilanz ziehen kann. Und besonders gut ist es, wenn man das auch erkennt und tut!
Naja, vieleicht waren die Ziele der 70er doch etwas zu fiktiv und zu hoch gegriffen, aber so weit sind wir davon auch wieder nicht weg. Wurde in Dubai nicht gerade eine ganze Unterwasser-Hotel- oder Wohnanlage geplant und der Bau beschlossen? Fliegende Autos? Da kann (zumindest konnte) man in den USA ein Auto kaufen, das zumindest den Ground Effect zum “fliegen” in bis zu 3 Meter Höhe nutzte. Den Link finde ich leider nicht mehr, aber den Link zu einem solchen WIG Hovercraft habe ich noch:
http://www.hovercraft.com/content/index.php?main_page=index&cPath=53

Aliens will ich eigentlich auch keine hier auf unserem Planeten haben – man weiß ja nie!

Und ist Manhattan nicht schon so eine Art Gefängnis? – Gut nicht nur für die Kriminellen… *lach*

So, dann hoffen wir mal, daß wie uns (und vieles weitere) in 2008 noch steigern können.

Gruß,
Oliver

Julian
1. Januar, 2008 20:20

Hi Torsten,

Dir auch ein gutes Neues Jahr – ich denke, Du hast genug Eisen im Feuer, um nicht der Privatinsolvenz anheim zu fallen. Ein schöner, naturgemäß stark subjektiv geprägter Rückblick, doch eines hast Du nicht mitbekommen: Die Autos fliegen doch!

http://de.sevenload.com/videos/82DYMYh/Truck-Air-Race-Action

Auf bald,

Julian

Wortvogel
Wortvogel
1. Januar, 2008 20:28

Nein nein, Julian – technische Möglichkeiten zählen nicht. ICH habe kein fliegendes Auto – nur das ist wichtig. Und ICH lebe auch nicht in einer Unterwasserstadt. Und deshalb fühle ICH mich von der Science Fiction betrogen…

Peter Krause
Peter Krause
1. Januar, 2008 22:44

Die haben damals dabei einfach nur vergessen zu erwähnen, daß all die tollen Sachen leider nur per 3D-Grafikkarten Teil unseres Lebens werden.

Frohes Neues!

André
André
2. Januar, 2008 13:59

Hey!
Bin über google auf der Suche nach Erfahrungen zum Trackstick hierher gekommen. Kannst du mir etwas dazu sagen? Welchen Trackstick hast du, den Super Trackstick oder den Trackstick II? Und wie gut funktionieren die, wie ist der Empfang und die Genauigkeit?
Überlege halt auch, mir so ein Ding zuzulegen und wäre für Infos dankbar.
Viele Grüße,
André

Wortvogel
Wortvogel
2. Januar, 2008 14:05

@ André: Kann noch nicht viel sagen, weil das Teil noch ungetestet ist. Habe den Trackstick 2. Vorab soviel: In den USA bestellen ist ERHEBLICH billiger (z.B. Amazon USA), nur die Portokosten sind unverschämt. Da lohnt es sich, den Stick zu einem Kontakt in den USA schicken zu lassen, der ihn auf normalen Wege weiterleitet. Das rechnet sich. Sobald ich den Stick getestet habe, mache ich einen Beitrag drüber.

Thorsten
2. Januar, 2008 18:04

Also, ich persönlich bin manchmal ganz froh, dass wir nicht das erleben, was Science Fiction so vorhersagt. Ginge es nach der ach so friedlichen Serie “Star Trek”, dann würden wir derzeit den 3. Weltkrieg erleben, in dem die genetischen Supermänner um Khan um die Vormacht auf der Erde streiten, bevor man sie überwältigt und in einem Raumschiff ins All schießt, damit sie pünktlich zur Classic-Episode “Space Seed” Kirk & Co auf der Enterprise Schwierigkeiten machen können.
Dann fahre ich mit meinem Auto doch lieber auf der Straße und wohne in meiner Altbauwohnung im 3. Stock.

Wortvogel
Wortvogel
2. Januar, 2008 19:33

@ Thorsten: So kann man das natürlich sehen – die vertraute Gegenwart ist allemal komfortabler als die wilde Vision. Aber statt der Enterprise-Zukunft haben wir vielleicht eine der diversen anderen Zukünfte verpasst, die erheblich positiver ausgefallen wären. Eine Welt ohne Krieg und Hunger, mit dem Blick zu den Sternen. Eine neo-altgriechische Mußezeit, die Sklaven ersetzt durch Roboter, jeder Mensch ein Vollbürger, die Tage im freundlichen Diskurs verbringend.

Peter Krause
Peter Krause
2. Januar, 2008 21:12

Jau, diese Story kenne ich. Herrlich verschroben. Hieß “Kommunistisches Manifest”, oder so ähnlich …

Wortvogel
Wortvogel
2. Januar, 2008 21:20

Jetzt kommt’s raus – der Vogel ist Salon-Kommunist!

QFT
QFT
12. August, 2010 22:22

“Wir sind zwanzig im Jahr 2002″

Auch ich suche seit Jahren erfolglos dieses Lieg, dessen Refrain von einem Kinderchor gesungen wird: “Wir sind zwanzig im Jahr 2002″?

@Marco:
Ich hätte davon wenigstens gerne eine Kopie Deiner “verrauschten Tape-Aufnahme”.

@alle:
Wer weiß, von wem das Lied ist bzw. eine gute Tonaufnahme davon hat (MC, LP, Single): bitte unbedingt melden!

Habe das Lied im Juni 1986 zum ersten und letzten Mal gehört – will es wieder hören können…
Danke!

– QFT –

Marko
28. Oktober, 2015 21:27

Hallo QFT,

keine Ahnung, ob Du hier noch mitliest, aber wenn: Schreib mich einfach mal an.