02
Sep 2007

Ich bin der Meinung “Das war – SPITZE!” 4

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

RisikoHINWEIS: ZUERST DIE VORHERIGEN TEILE LESEN!

Okay, die Antwort war also raus, sie war falsch, und ich hatte mich gerade zum Deppen vom Dienst gemacht. Der einzige Gedanke, der mich auf den Beinen hielt, war der: Das ist bloß eine Aufzeich- nung, bis zur Ausstrahlung vergehen noch ein paar Monate. Vielleicht gibt es einen Atomkrieg. Oder Stromausfall. Oder das ZDF wird von albanischen Terroristen gesprengt.

Nein, so schlimm war es gar nicht. Man spürt eine gewisse Leere, die Beine werden ein wenig schwerer, und im Magen zieht es sich zusammen. Das nennt man im Volksmund schlicht und ergreifend „Enttäuschung“. Man hat von Karma einen Korb bekommen.

Kai Böcking dramatisierte ein „Schaaade!!!“, und versprach mir für meine Mühen das „Brockhaus Multimedia Lexikon“. Hurra.

Ich werde mich jetzt mal ganz schlecht aussehen lassen – neidisch, kleingeistig und fies. Ist mir egal. Ich möchte es einfach loswerden. In unserer Gruppe hatte es noch einen Halbwüchsigen gegeben, der mit dem schon erwähnten Thema „Falco“ angetreten war. Es war überdeutlich, dass die Produktion an ihm einen Narren gefressen hat, weil kindliche Besserwisser doch deutlich sympathischer sind als erwachsene Besserwisser. Ich wüsste gerne, in welchem Alter man den Sprung vom lobenden „Was der alles weiß!“ zum abschätzigen „Der weiß auch jeden Scheiß!“ macht. Ich hatte ihn gemacht – der andere Kandidat noch nicht. Es wurde allgemein so getan, als wäre er eine Geistesgröße, während ich eher an seinem Musikgeschmack zweifelte.

Wie dem auch – Tim (so nenne ich ihn einfach mal – den Namen weiß ich nicht mehr) kam ins Finale mit Fragen, die ich ausnahmslos auch hätte beantworten können. Schlimmer noch – ich wusste auch die Antwort auf die Finalfrage, die da lautete: „Das Video zu Falcos Song ‚Vienna Calling’ wurde kurioserweise NICHT in Wien gedreht – sondern wo?“.

München. Café Reitschule. Das weiß man, wenn man da jedes Jahr anlässlich der Medientage zum Brunch hingeht. Dort habe ich schon Eva Habermann getroffen, Milos Forman, Horst Wendlandt, etc. Ein ansonsten unerträglich blasierter Ort.

Tim wusste es nicht.

Und was nun kam, machte mich fassungslos – Kai führte Tim mit geradezu absurden Assoziationsspielchen zur Antwort hin. Das lief ungefähr so ab:

„Es wurde in einer anderen großen alten Stadt gedreht, fängt mit M an, hört mit –nchen auf. München? Richtig! Es war in einer Location, die wie was klingt, was man trinkt. Nicht Tee. Nicht Saft. Kaffee, richtig! Ein Café! Und in was gehst du denn gerade noch? Nein, nicht aufs Gymnasium – allgemeiner! Schule, richtig! Also haben wir schon Café und Schule. Und was macht man denn mit einem Pferd? Reiten, genau. Also ergibt das zusammen – nein, nicht Reitercafé. Auch nicht schulreiten. Café und dann die beiden anderen Wörter zusammen. Was? Café Reitschule? Richtig! Du hast gewonnen!“

Das ist nicht der Wortlaut, aber ziemlich nahe dran. Tim gewann seine 15.000 Mark dadurch, dass er drei vorgegebene Worte in die richtige Reihenfolge brachte, und dafür beliebig viele Versuche hatte.

DAS war der Punkt, an dem ich dann doch sauer wurde. Vielleicht ist es unfair, denn Kai hatte ja auch mir einen subtilen Tipp gegeben. Andererseits: Ich hatte mich nicht bei der Finalfrage befunden. Da sollten doch Mindestmaßstäbe gelten, oder wie sehe ich das?

So blöd und albern das klingt: Ich habe an der Bevorzugung Tims mehr gekaut als an meiner eigenen Niederlage. Und vielleicht macht mich das zu einem schlechten Menschen. Aber ich wollte es einfach mal erzählt haben.

Weiter im Text.

Wenn ich mich recht erinnere, sollten die Folgen irgendwann im Oktober ausgestrahlt werden. Man hatte mir die Termine in den Notizblock diktiert. Immerhin hatte ich es ja in drei Folgen geschafft, die wollte ich dann schon auf Video aufnehmen. Eignet sich gut für Partys, wenn alle Gäste müde in den Seilen hängen, und der Alkohol keine brauchbaren Gespräche mehr zulässt.

Ende September telefonierte ich mit einem alten Kumpel im Rheinland, der im Nebensatz sagte: „Ich habe dich übrigens letzte Woche in dieser Gameshow im Fernsehen gesehen – das war ja abgefahren!“.

Das ZDF hatte „meine“ Folgen vorgezogen, ohne mich zu informieren.

Bis heute habe ich die „Risiko“-Episoden, in denen ich Kandidat bin, nicht gesehen. Ich müsste mich mal an das ZDF wenden, ob die vielleicht bereit sind, einen Abzug aus dem Archiv zu schicken. Ich wäre in dieser Angelegenheit motivierter, wenn ich seinerzeit gewonnen hätte.

Wie um mich zu ärgern zog die Show bald darauf übrigens für ihre letzte Saison um – nach München. Da hätte ich den ganzen Aufwand doch deutlich reduzieren können. Aber nein, ich musste ja zwei Tage in der Kölner Pampa hocken. Wäre ich damals schon etwas besser „connected“ gewesen, hätte ich nebenan mal die Leute von „Alarm für Cobra11“ besucht. Vielleicht wäre ein Helikopterflug dabei rausgesprungen. Herrmann Joha macht das gerne, habe ich gehört.

Verblüfft hat mich aber noch, dass anscheinend mehr Leute die Show gesehen haben, als ich dachte. Zuerst einmal kam mir zu Ohren, dass halb ProSieben stillstand, weil irgendjemand durch die Flure gerufen hatte: „Der Dewi ist auf dem ZDF im Fernsehen!“. Da haben wohl viele alte Kollegen die Mittagspause ausfallen lassen. Und der Sohn eines dieser Kollegen hat, als er mich im Jahr darauf kennenlernte, gesagt: „Bist du nicht der Typ, der in der Gameshow mitgemacht hat?“. Unglaublich, aber wahr.

Wie dem auch sei, ich verbuche das ganze Erlebnis unter dem Satz aus Indiana Jones und der letzte Kreuzzug: „Du kannst nicht immer gewinnen – aber das braucht dir ja nicht zu gefallen.“

Es hat mir gar nicht gefallen. Ich gewinne dann doch lieber.

Damit ihr euch aber mal ungefähr vorstellen könnt, wie so eine Sendung ablief – diesen Link habe ich von einer Seite, die netterweise auf diese Artikelreihe hingewiesen hat:

http://www.youtube.com/watch?v=cm98r6JcMkU



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Peroy
Peroy
2. September, 2007 21:59

Jetzt bin ich auch wütend auf Tim… der kleine Drecksack… >:(

Peter Krause
Peter Krause
2. September, 2007 22:57

Wieso auf Tim?
Auf Kai … die Pflaume.

Wortvogel
Wortvogel
2. September, 2007 22:59

Ich stimme zu. Tim kann nichts dafür – allerdings mag er Falco, da ist jede Häme erlaubt. Man muss sich ja auch klar machen, dass der die “Hoch-Zeit” von Falco gar nicht selber erlebt hat. Der ist Nostalgiker, ohne die Wurzel der Nostalgie zu haben…

Peter Krause
Peter Krause
2. September, 2007 23:16

Nana, nix gegen Falco. Der hat schon sein Handwerk beherrscht. Ein paar seiner Sachen hab ich gern gehört.
Allerdings ist Häme erlaubt bei jedem, der auf eine einzelne Person spezialisiert ist. Und Mitleid.

Wortvogel
Wortvogel
2. September, 2007 23:19

So meinte ich das ja auch. Ich selber kann ein paar Falco-Sachen auch ganz gut ab, aber der Typ war mir dann doch immer ein wenig zu schmierig. Ist aber wenigstens standesgemäß abgetreten, bevor es in die SAT.1-Oldieparade ging…

Tornhill
Tornhill
2. September, 2007 23:21

Mich hätte fremde Bevorzugung auch mehr gestört, als eigene Niederlage. Diese Kinderliebe in Gameshows geht mir eh unglaublich auf den Senkel.
Aber dann auch noch die Ausstrahlung nicht zu sehen, weil die Schurken vorziehen…das ist zuviel der Härte!

Ging mir auch so, als ich meinen einzigen kleinen Kurzfilm zu einem klitzekleinen Filmfestivalabend in einer Kneipe einreichte und man mir ein falsches Datum sagte, so dass ich einen Abend zu spät auf der Matte stand…
Hab also nie erfahren, ob er angekommen ist…

Joe
Joe
3. September, 2007 10:04

Nun, was die Wurzel der Nostalgie angeht: Wir hielten es damals ja auch mit den Beatles – in den frühen Achtzigern, als die Band längst Geschichte und John Lennon bereits tot war. Nicht mit “spezialisierter” Hingabe (wozu gab’s schließlich Queen? Die waren damals aktuell. *g*), aber bei mir reichte es immerhin zu einem Referat im Musikunterricht.
🙂

Armin
Armin
3. September, 2007 11:02

“weil kindliche Besserwisser doch deutlich sympathischer sind als erwachsene Besserwisser.”
Ich hab Wesley Crusher immer gehaßt 😉

DerTim
3. September, 2007 13:23

Warum gerade Tim? 🙁

Ansonste stimme ich Tornhill zu, was das hofieren von Kindern angeht; außerdem verstehe ich nicht, warum man ihn zusammen mit den Erwachsenen getan hat.

Christian H.
Christian H.
3. September, 2007 13:56

Hat zwar gerade nichts mit dem eigentlichen Blog-Eintrag zu tun, aber hat zumindest auch mit Fremd-Bevorzugung zu tun: Als ich mal bei ner Zeitung gearbeitet habe und den (Drecks)Job hatte den 50.000 Loskäufer der Stadttombola zusammen mit dem Bürgermeister zu fotografieren passierte es, dass ich den Herrn Bürgermeister traf, man unterhielt sich kurz und dann sagte er: “Da kommt gerade eine Mutter mit ihrem kleinen Kind, das ist ein tolles Motiv, die nehmen wir!”. Sprachs und schon hatten diejenigen einen Einkaufsgutschein im Wert von 500 EUR bekommen. Mehr als die Tatsache, dass nicht wirklich der 50.000. Loskäufer ausgezeichnet wurde ärgerte mich der Umstand, dass ich keine Chance auf den Preis gehabt hätte 😉 Denn ich habe kein niedliches Kind…

Tornhill
Tornhill
3. September, 2007 15:04

Nächste Runde: Ein Freund von mir nahm an einem Zeichenwettbewerb teil – da aber überraschend viele Einsendungen von Kindern waren, änderte man es mittendrin von “Wettbewerb” (=beste Zeichnung gewinnt) zu “Verlosung zwischen allen Einsendern”.
Tz!

Peroy
Peroy
3. September, 2007 18:14

Mein Hund kriegt immer ‘ne dickere Wurscht als ich !!! >:(

Daniel
Daniel
4. September, 2007 07:28

“Ich müsste mich mal an das ZDF wenden, ob die vielleicht bereit sind, einen Abzug aus dem Archiv zu schicken. ”
Für was denn, wo´s doch jetzt die ZDF Mediathek gibt?
Höhö 😉

Wortvogel
Wortvogel
4. September, 2007 12:22

Wenn sowas in der Mediathek zu finden wäre – ich wäre dankbar! Aber bis dahin ist es wohl noch lange…

Olsen
Olsen
8. September, 2007 18:42

Diese Bevorzugung hätte mir auch nicht gefallen, klare Sache. Aber als Fernsehzuschauer gönnt man die Kohle eher einem Jugendlichen als jemand anderen, ist doch nachvollziehbar.

Wortvogel
Wortvogel
8. September, 2007 19:08

Aber doch nicht, wenn der Jugendliche eindeutig keine vergleichbare Leistung erbringt. Hätte “Tim” alle Fragen souverän gemeistert, wäre auch nichts zu bemäkeln gewesen.