07
Mai 2007

R.I.S. – Die Sprache der Quoten

Themen: Film, TV & Presse |

Deutsche Serien haben es schwer – alles, was in den letzten Monaten auf Sendung gegangen ist, wurde vom Publikum mit Indifferenz bestraft: meine eigene Serie “Lotta in Love”, “Bis in die Spitzen”, “Verrückt nach Clara”, “GSG9”, “Mitten im Leben”, “Schmetterlinge im Bauch”, “Ahornallee”.

SAT.1 hat es besonders stark getroffen, denn der Berliner Sender hatte einst ein Paket veritabler Dauerläufer im Programm, die man auf der Suche nach jüngeren Zuschauern aus dem Programm gekegelt hat: “Kommissar Rex”, “Wolfs Revier”, “Der Bergdoktor”. Leider konnte sich keiner der Nachfolger etablieren.

In den letzten Wochen hat es “Allein unter Bauern” und “R.I.S. – die Sprache der Toten” erwischt. In die Nachfolgeserie von “Edel & Starck” und den deutschen CSI-Abklatsch hatte SAT.1 große Hoffnungen gesetzt. Leider blieben beide Serien sowohl gesamt als auch bei der werberelevanten Zielgruppe deutlich unter 10 Prozent. Das sind Flops, die auch eine gute Pressesprecherin nicht schönreden kann.

Was macht man mit erfolglosen Serien? Man stellt sie ein.

“Allein unter Bauern” wurde eingestellt.

Alle anderen oben genannten Serien auch.

“R.I.S.” wird jedoch auf 22 Folgen verlängert.

“Es ist ja kein Geheimnis, dass Serien dieser Machart eine lange Etablierungsphase benötigen. Diese gestehen wir «R.I.S.» auch zu,“ erklärte Sendersprecherin Kristina Faßler dem Online-Fernsehmagazin Quotenmeter.de.

Was hat “R.I.S.”, was die anderen Serien nicht haben? Quoten können es nicht sein. Prestige wie im Fall von “Stromberg” oder “Ladyland” wohl auch nicht.

Vielleicht liegt es daran, dass die Produktionsfirma von “R.I.S.”, Producers at Work, der Senderfamilie SAT.1/ProSieben gehört?

Vielleicht liegt es daran, dass der Entwickler von “R.I.S.” seit 1. April 2007 Chef der Serienabteilung von SAT.1 ist?

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Man gestatte aber die Bemerkung: Auffällig ist es schon.



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H. Unterberger
H. Unterberger
7. Mai, 2007 17:54

Gut beobachtet! Mehr solcher Kommentare, bitte! Sowas fehlt in unserer Zuschauerrepublik…

Peroy
Peroy
7. Mai, 2007 18:06

“Auf mein Team verlass’ ich mich 1000%ig !” Ja, danke auch, lieber “R.I.S.”-Teaser, gut zu wissen. Und gut, dass ich bei dem Scheiss jetzt nicht einschalten muss. Typisch deutsches Problem, im Kino wie im TV. Alles wird halbherzig von den Amis abgekupfert, aber ohne Sinn und Verstand. Das blosse kopieren reicht nicht. Auf der großen Leinwand war es “Antikörper”, der bestenfalls als Bauerntampel-Version von “Das Schweigen der Lämmer” durchging, in der Flimmerkiste gibt es nun “C.S.I.” für Arme, bzw. Tatort-Gucker. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass William Petersen, David Caruso oder Gary Sinise einen Dialog-Satz wie den obigen loslassen würden…

P. R. G.
P. R. G.
13. Mai, 2007 01:30

Genau wie Peroy sehe ich das auch! Nicht die Tatsache, dass es deutsche Produktionen sind, ist das Problem, sondern dass man meint, alles von den amerikanische Produktionen abkupfern zu müssen und es dabei bisweilen so halbherzig und gekünstelt wirkt, dass es peinlich ist.

Ich persönlich finde die meisten amerikanischen Serienproduktionen nicht so toll und auch viele amerikanische (Action-)Filme, abgesehen von einigen Klassikern, haben doch irgendwo stets den gleichen, immer weniger fesselnden Plot.
Interessant ist doch auch, dass hierzulande häufig solche Filme und Serien einen “Überraschungserfolg” verbuchen können, die sich bewusst gegen den amerikanischen und möchtegern-amerikanischen Einheitsbrei wenden. Als Beispiel seien nur “Der Bulle von Tölz” und “Wer früher stirbt ist länger tot” genannt.

Und warum waren das eigentlich “Überraschungs”erfolge? Ohne amerikanisches Vorbild und trotzdem erfolgreich? Sind wir schon so weit?
Vielleicht sollten sich die Film- und Serienmacher einfach mal darauf besinnen, dass von den USA lernen nicht immer siegen lernen heißt.

Thomas
Thomas
17. Juli, 2007 15:15

Stimmt. Auffällig ist das schon. Auch das immer noch zusätzliche Aufträge an Producers At Work gehen.
Aber einer der wichtigsten Aspekte wurde nicht erwähnt:
Die Serie ist im Gegensatz zu Allein unter Bauern eine nahezu reine Studioproduktion (industriell gefertigte Serie), die wenigen Außenaufnahmen wurden entweder nachts (billiger wegen Absperrdienst) oder fast ausschließlich auf stillgelegten Fabrikgeländen gedreht während Allein unter Bauern am Originalschauplatz entstand und deshalb wesentlich teurer gewesen sein muss.
Auch die Anzahl der Drehtage war deshalb viel geringer.
Als jemand der das italienische Original gesehen hat muss ich sagen es ist eine Schande was Sat.1 daraus gemacht hat.