16
Okt 2006

Warum Photoshop der Teufel ist…

Themen: Film, TV & Presse |

Als ich Kind war, da waren Filmplakate mit wenigen Ausnahmen noch gemalt. Und schon an der Qualität der "Gemälde" konnte man ungefähr absehen, wie hochwertig die Filme waren. Das verwässerte ein wenig in der Video-Ära, weil es da plötzlich viele talentierte "No Name"-Zeichner gab, und mitunter Motive anderer Streifen wiederverwertet wurden.

Seit Anfang der 90er gibt es kaum noch gemalte Postermotive. Es ist einfacher, ein paar Fotos der Darsteller, verbunden mit ein paar Actionszenen, am Computer zu einer Collage zu montieren, und dann per Farbfilter und Verfremdungseffekt auf "schick" zu trimmen. Das ist erheblich billiger, und auch variabler, weil man ein Motiv immer wieder neu für DVD-Cover, Anzeigen, Plakate etc. zusammenstellen kann. Das Geld für "Maler" gibt heute keiner mehr aus. Mediendesigner regieren dieses Feld, die auch noch jeden No Name-Slasher mit ein paar Tricks aus der Grafik-Kiste wie die Fortsetzung zu "7even" aussehen lassen.

Und heute kam mir ein Beispiel unter die Augen, das sehr schön aufzeigt, WARUM mich das stört…

Hier ist das Cover der DVD von "Bestie Krieg", einem Antikriegsfilm aus dem Jahr 1988:

Und hier ist eines der Kinoplakate zum gleichen Film aus dem Jahr 1988:

Wo genau liegt das Problem? Ganz einfach: Die Photoshop-Collage illustriert den Film, das Poster interpretiert ihn. Der Versuch der Postermaler, Inhalte und Stimmungen in ein einziges Motiv zu übertragen, ist und war eine Kunstform in sich.

Natürlich ist "Bestie Krieg" ein sehr drastisches Beispiel, weil das DVD-Cover wirklich scheußlich ist. Ich will gar nicht unterstellen, dass die Photoshop-Generation nicht auch ihre Vorzüge und Talente hat. Aber die begleitende Kunst der Postermalerei ist, so scheint’s, verloren.

Und ich finde das schade.



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dr. acula
16. Oktober, 2006 06:24

A-MEN!

Tornhill
16. Oktober, 2006 07:25

Oh ja – ein wirklich schönes Beispiel für verlorene Künste!
Generell freut es mich ja, dass es dank Photoshop für jeden möglich wird, seine Cover ansehbar aussehen zu lassen, aber wie schon in den Filmen selber CGI-Effekte (billig ausgeführt) ein furchtbarer Rückschritt von Stop Motion & Animatronik waren, so wird jetzt auch auf den Hüllen meist nur noch irgendwas zusammengeschleudert.
Achtet denn keiner Sau mehr drauf, dass am Ende ein richtiges, ganzes Bild stehen sollte und nicht nur ein paar Schauspielergesichter und irgendeine Explosion?
Wirklich schade.

xenoforge.
xenoforge.
16. Oktober, 2006 07:36

Verallgemeinern lässt sich das allerdings nicht. photoshop ist
auch nur ein tool. war das nicht bei der airbrush-manie der
80er genauso ? Es kommt immer auf den Grafiker an, ob das
Ergebnis hochwertig ist oder nicht. Viele Cover aus den 80er Jahren sahen auch traditionell gemacht,grauenhaft aus. Fürchterliche Airbrush wie beim Proll-Autotuner um die Ecke, und
null Ahnung von Komposition. Beim gezeigten Beispiel mag das stimmen (auch z.B.bei den DVD Veröffentlichungen von Star Wars), aber die meisten Geschmacklosigkeiten aus dieser Zeit (Chrom-Schriftzüge mit Blitzsternchen) wünsche ich mir nicht zurück. Aber trotzdem ein wertvoller Gedankenansatz, da sieht man heute wirklich häufig derbe Gestaltungsverbrechen in den Videotheken.