12
Jan 2008

Darf ich bekannt machen? Wortvogel – Internet. Internet – Wortvogel

Themen: Neues |

Bevor ich mich nächste Woche an eine Reihe von ausufernden Texten und Reportagen für dieses Blog begebe, möchte ich heute mal ein wenig anekdoteln. Dabei geht es um meine erste Begegnung mit dem Internet.

C64In den 80ern war ich schon fleißig mit Computern unterwegs (C64), aber seien wir ehrlich – wie 99 Prozent meiner Altersgenossen spielte ich damit rum, was der Competition Pro Joystick hergab. Hausaufgaben? Dazu hätte ich einen Drucker gebraucht. Lernprogramme? Wie öde. Die einzige kreative Arbeit, bei der mir mein Brotkasten zur Seite stand, war die Gestaltung des Horror-Fanzines “Dark Palace” (darüber eines Tages mehr).

PowerplayWas ich an Informationen aus der Branche brauchte, bekam ich von der “Happy Computer”, der “Powerplay” und ein paar völlig überteuerten Ausgaben der britischen “C+VG” am Hauptbahnhof. Dort blätterte ich auch manchmal in den ausliegenden Heften der CHIP, verstand aber (der Location angemessen) nur Bahnhof. Zumindest bekam ich mit, dass man mit Akustikkopplern irgendwie Daten über die Telefonleitung verschicken konnte. Warum und wozu, erschloss sich mir nicht. Das klang alles arg nach KGB und NASA.

Ende der 80er wurde es eher schlimmer als besser: Zum Umzug nach München wurde der C64 eingemottet, und nicht wieder hervorgeholt, bis ich ihn 1999 samt und sonders dem Gamebase-Projekt spendete (ein paar Disketten-Boxen hatten mir mittlerweile den Plumpser in das Schildkrötenbecken übel genommen). Ich war also für mehr als zwei Jahre “computerfrei”.

Ich wurde bekanntermaßen Redakteur beim GONG, wo man “schon” 1991 von Schreibmaschine auf Textverarbeitung umgestiegen war. Das lief entsprechend erbärmlich “old school”: Texte unter DOS in Word 5.5 (glaube ich) tippen, am Gemeinschaftsdrucker ausdrucken, in den Satz geben, dort eintippen lassen, den Ausdruck korrigieren, etc. Die “Druckerschlange” waren damals nicht etwa die im Druckerpuffer wartenden Druckaufträge, sondern die genervten Redakteure mir Kaffeetassen und Zigaretten, die darum beteten, nicht durch einen Papierstau von der weiteren Arbeit abgehalten zu werden. Wenigstens war es der Firmenkultur dienlich – man kam ins Gespräch…

msw_55.jpg

Selbst heute weiß ich noch, mit welcher Fingerfertigkeit man nach einiger Zeit die notwendigen Routinekommandos per Tastatur-Kürzel in die Textverarbeitung reinhackte (Datei – Übertragen – Speichern – Alles).

Irgendwann wurde mir klar, dass ich viel Zeit sparen konnte, wenn ich die Programmspalten von SAT.1, die ich damals betreute (der Glamour!), zu Hause in Ruhe in die Tasten haute, und auf Diskette mit in die Redaktion nahm. Ein “Schlepptop” musste her. Und den Spitznamen trug mein Vobis Highscreen nicht ohne Grund: 20MB Festplatte, halbhoher CGA-Bildschirm, Diskettenlaufwerk, ausklappbarer Handgriff wie bei einer Reise-Schreibmaschine, und solide 4,9 Kilogramm Lebendgewicht. Wenigstens war BTX vorinstalliert – was mir nicht weiterhalf, weil ich keine Ahnung hatte, was ich damit sollte. Aber es war mir über 4000 DM wert.

Das Schlepptop begleitete mich brav durch die nächsten zwei Jahre, und im Gegensatz zu den aktuellen Multimedia-Monstern versuchte es niemals, mich durch Internet, MP3, Spiele, oder Pornos von der Arbeit abzulenken. Dafür danke ich ihm noch heute. Erst vor drei Monaten habe ich das (noch bedingt lauffähige) Wrack zum Wertstoffhof gebracht.

Wortvogel in USA (re.)

Für die “TV Serien” war ich dann 1994 in Amerika – ein paar Leser hatten bei einem Star Trek-Wettbewerb eine Reise gewonnen, die u.a. ins National Air and Space Museum nach Washington führte. Einer der Gewinner schaute sich im Geschenke-Shop die ausgestellten Waren zwar genau an, stellte sie aber immer wieder mit den Worten zurück ins Regal: “Kaufe ich übers Netz – ist einfacher”. So erfuhr ich vom Internet, in dem man also offenbar prima Sachen einkaufen konnte.

Nochmal: Die bis dahin verbreitete Mailbox- und BBS-Kultur war an mir total vorbeigegangen. Das war nicht meine Baustelle. Computer waren isolierte und glorifizierte Schreibmaschinen.

Aber der Hinweis des Trekkers hatte mich angespitzt, und wieder daheim bestellte ich mir das Buch “In acht Sekunden um die Welt”. Leider stellte sich schnell heraus, dass ohne einen PC mit funktionierendem Modem die Materie praktisch nicht zu verstehen war. Und über das WWW stand da auch kaum was drin – es ging zumeist noch um mühselige Einwählereien in Datenbanken und Mailboxen. Das schien mir sehr “geeky”, und ich verstand nicht genau, welchen Vorteil das haben sollte.

Ungefähr zu dieser Zeit begannen auch Mainstream-Medien, über dieses “weltweite Datennetz” zu berichten. Das klang schon recht spannend. Und ein Leser, mit dem ich im regen Kontakt stand, erzählte mir, dass man im Netz Nacktfotos von Kelly Bundy finden konnte. Nackfotos! Von Kelly Bundy!

Nun wollte ich doch mal wissen, was es damit auf sich hatte!


Ich verschaffte mir Zugang zum “Porsche” – das war der damals schnellste in der Redaktion verfügbare Rechner (386er Prozessor), und der hatte eines dieser “Modems”. Es dauerte einen ganzen Nachmittag, bis ich sowas wie eine Datenverbindung auf die Beine bekam (ich bin ein Nutzer, kein Tüftler), und weil ich keine Ahnung hatte, wie das alles gehen sollte, schaute ich mal auf der Seite von Bayern3 vorbei (heute vermute ich, dass es sich dabei doch wieder um eine Mailbox handelte). Großartig – Moderatorenporträts. Und Autogrammkarten konnte man dort bestellen. Nicht etwa direkt – aber es stand da die Adresse, an die man schreiben sollte. Das einzige angebliche Nacktfoto von Kelly Bundy, welches ich finden konnte, kam nur bis zum Haaransatz auf den Bildschirm – die Übertragungsraten betrugen gefühlte 2 Bit pro Stunde.

Scharch. Und DAS sollte die Weltrevolution sein?

Ein paar Wochen später verließ ich den GONG, um bei ProSieben zu arbeiten. Als mich mein Chef beim Einführungsgespräch fragte, was ich denn so zur Arbeit alles bräuchte, dachte ich mir: “Versuchen kann man es ja mal”. Also lehnte ich mich zurück, setzte einen kompetenten Gesichtsausdruck auf, und sagte: “Internet muss natürlich sein”. Und siehe da – der Chef zuckte nicht, sondern nickte bloss: “Ist sowieso auf jedem Rechner hier. Du musst nur auf das Netscape-Symbol klicken”.

Eine halbe Stunde später ging ich erstmals wirklich online.

Und mein Leben sollte nie wieder das Gleiche sein.

Ich kann nicht sagen, ob andere Leute auch so etwas wie eine religiöse Erleuchtung hatten, als sie das erste Mal gesurft sind (würde es aber gerne wissen – Kommentare, Kommentare!). Ich brauchte fünf Minuten, um das Prinzip von Hyperlinks und URLs zu verstehen – und dann ging die Post ab (E-Post auch – im Netscape Navigator war Email und Newsgroups ja integriert).

Nach zwei Stunden auf dem flammneuen Datenhighway war mir klar: Ich hatte das Licht gesehen! Die Zukunft! Science Fiction im hier und jetzt! Captain Kirk, suck my dick!

Wohlgemerkt – der Netscape Navigator sah damals so aus:

Netscape Navigator 1995

Und mein erster Buch-Kauf bei Amazon hatte dieses freundliche Interface:

Amazon 1995

Das Internet war beileibe noch kein Massenmedium, mehr eine krude Sammlung von Datenbanken, Foren, wissenschaftlichen Aufsätzen, und Pornographie. Erst langsam kamen Medien wie Spiegel und Bild darauf, dass man dort präsent sein sollte.

Google gab es nicht, ebensowenig Ebay, iTunes, Ain’t it cool news, oder Wikipedia. Die IMDB war nur mager mit Film-Infos bestückt, und wenn man mit einem Kauf bei Amazon Probleme hatte, dann gab es noch persönliche Beratung (ich erinnere mich gerne an Shirley). Zu Weihnachten bekam man sogar ein Geschenk von Amazon – das Groucho Marx-Mauspad habe ich heute noch (“Outside of a dog, a book is a man’s best friend – inside of a dog, it’s too dark to read”).

Alles egal: Ich war begeistert. Das Internet war toll, dufte, spannend, bunt (na ja… haupsächlich grau und blau), und ich konnte tatsächlich mal technischer Vorreiter sein. Early adopter. Ist mir seither nie mehr gelungen.

Ich habe auch nie wieder so kristallklar die Zukunft erkannt, als sie vor mir stand. Nach zwei Stunden mit dem Netscape Navigator schwirrte mir der Kopf, weil er die vielen Gedanken nicht in den Griff bekam. Ich hatte die Vision einer voll vernetzten Informations- und Dienstleistungsgesellschaft, rudimentäre Vorstellungen eines “long tail”, Ideen vom “globalen Dorf”, digitaler Demokratie, Wissengemeinschaften. Dieses neue Weltbild musste sich nicht formen – es kam ausgewachsen auf die Welt, als ich erstmals online ging.

Das Babylon 5-UniversumDas Internet veränderte meine Art zu arbeiten radikal, und das war manchmal auch mit Frustration verbunden: 1994 hatte ich dem Heyne-Verlag meine Idee für ein Buch zur Serie “Babylon 5” verkauft. Mein Wissen über die Episoden bezog ich aus den Videos, und aus hunderten von Artikeln (Starlog, TV Zone, Cinefantastique), die ich mir mühsam zusammenkopiert hatte. Was das allein an Geld gekostet hat. Und nun kam das Internet – und mit ihm eine gigantische Datensammlung im Netz namens “Lurker’s Guide to Babylon 5”, die auf Knopfdruck 1000 mal mehr Informationen ausspuckte, als ich mir in Fleißarbeit händisch angeschafft hatte. Die ersten 100 schon geschriebenen Seiten des Buches konnte ich gleich wieder in die Tonne treten. Es war das erste Mal, dass ich mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass die Informationsverfügbarkeit im Netz theoretisch jeden zum Experten machte, und man sich als Schreiber künftig deutlich mehr anstrengen musste…

Ich surfte und saugte die folgenden fünf Jahre, was das Zeug hielt. Manchmal fuhr ich am Wochenende in den Sender, um in Ruhe Unanständiges und Irrelevantes aus dem Netz zu ziehen. Es sollte noch bis 2000 dauern, bevor ich mir privat einen Internet-Anschluss legen ließ. Warum? Weil ProSieben in den 90ern das Paradies für Surfer war. Man legte dort großen Wert auf technologischen Vorsprung, und bereits 1996 schaffte ich an meinem Schreibtisch 2Mbit im Download. Da waren auch Spiele-Demos von 100Mbyte kein Problem. Einwahl war nicht nötig – wir waren “always online”. Außerdem konnte ich die heruntergeladenen Dateien auf eine eigene Netzwerk-Festplatte schaufeln, von der aus die IT-Knechte des Senders sie auf die ersten verfügbaren CD-Rohlinge brannten. Das alles zu einer Zeit, als man privat schon als fortschrittlich galt, wenn man ISDN und CD-Laufwerk im Gehäuse des Rechners hatte.

Außerdem erlaubte die Verweigerung eines privaten Internet- Zugangs die strikte Trennung von Arbeit und Privatleben – was mir spätestens seit der Einführung von DSL nie wieder gelungen ist. Ich war bei ProSieben 1997 vom Surfkomfort her schon da, wo Otto Normaluser erst 2005 ankommen sollte. Es gab keinen Grund, mich daheim mit “surf by call” und überlasteten Leitungen rumzuärgern – das kam erst, als ich ProSieben verließ.

Seither sind die wichtigsten Wünsche, die ich an das Netz hatte, wahr geworden – ratzeflinke Übertragungsraten, Flatrates, Wlan. Zu meinem Glück fehlt nur noch das Notebook mit dem 30 Stunden-Akku, und ein globales Wlan, damit man immer und überall online sein kann. Aber auch das wird wohl nicht mehr lange dauern.

Wenn ich heute so zurückblicke, dann frage ich mich manchmal, wie mein Leben eigentlich ohne das Internet gelaufen ist. Passiver, soviel ist klar – ich habe viel mehr Fernsehen und Videos konsumiert, und mir mein Expertenhütchen durch das Beschaffen teurer ausländischer Magazine erarbeitet. Aber ich kann das GEFÜHL der Vor-Internet-Ära nicht mehr nachvollziehen.

Wie war das, als man eine Frage nicht sofort durch Wikipedia oder Google beantwortet bekam?

Als man ein Buch nicht binnen zehn Sekunden bei Amazon bestellen konnte?

Als man seine Reisen noch im Reisebüro buchen musste?

Als man morgens noch nicht anhand der Einschaltquoten wußte, ob die neue SAT.1-Comedy vom Vorabend gefloppt ist?

Als man Weihnachten noch genau überlegte, wer eine Karte wert ist – statt einfach ein Massenmailing rauszuschicken?

Als alter Kram noch auf dem Sperrmüll, und nicht bei Ebay landete?

Als Manuskripte noch ausgedruckt und an den Verlag geschickt werden mussten?

Als ich meine faden Geschichten noch dem Barkeeper, und nicht meinen Blog-Lesern erzählte?

Ich muss es wohl zugeben – vielleicht KÖNNTE ich mir ein Leben ohne das Internet vorstellen. Aber ich will nicht.

Wie war es bei euch?

P.S.: Echte Nackfotos von Kelly Bundy habe ich bis heute nicht gefunden. C’est la vie.



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Martin
12. Januar, 2008 18:59

Wunderschön zusammengefaßt und erinnert mich mit einem Hauch von Sehnsucht an mein “Erwachen”.

Anfang der 90er illegal im Rechenzentrum der Uni Oldenburg (dort gab es einen Hack, um sich anonym Zugang zu verschaffen. Zwar nur mit 16 Farben und die Graphiken sahen irgendwie komisch aus, aber immerhin kostenlos und mit 2Mbit), später dann zu Hause mit 14,4er Modem via “Metronet”. Irgendwie bin ich in der Zeit wohl zum Nachtmenschen geworden, denn vor 3 Uhr morgens war an reibungsloses Surfen überhaupt nicht zu denken.

In der ersten Zeit bestand das Internet für mich nur aus Usenet und Porn, erst später erkannte ich den wahren Wert als unerschöpliche Wissens- und Kommunikationsquelle.

Ach ja, damals hatte das Internet und das WWW noch einen Hauch von Pioniergeist und man war schon Geek, wenn man überhaupt wußte, was Mosaik war… klar, es war eine aufregende Zeit und manchmal denke ich, daß wir die Downloadraten von heute als viel zu selbstverständlich hinnehmen. Dennoch möchte ich nie wieder die Bits einzeln aus der Leitung kratzen…

Und Nacktbilder von Kelly Bundy sind mir auch nicht untergekommen, aber das mag daran liegen, daß sich Christina Applegate niemals für die Kamera ausgezogen hat. 😉

Peroy
Peroy
12. Januar, 2008 20:04

Ich weiß gar nix mehr…

Usenet ? Wasndatt ?

manhunter
12. Januar, 2008 21:08

Meinen ersten Kontakt mit dem Internet hatte ich am Gymnasium – da gab’s einen Computerarbeitsraum (Zuhause hatten wir noch länger keine dieser Zauberkisten). Hab diese Möglichkeit abseits der Informatik-Lektionen aber nur sehr selten genutzt und auch nicht wirklich gewusst, was ich damit anfangen sollte.

Irgendwann kauften wir dann einen gebrauchten Computer mit einem schildkrötengleich schleichenden Internetzugang übers Telefonnetz. So richtig ging es für mich dann erst los, als ich mir für die Uni einen brandneuen Laptop besorgte und dort auch das erste Mal DSL zur Verfügung hatte. Spätestens mit der Entdeckung des Badmovies.de-Forums mutierte ich dann zum Internet-Junkie und heute kann ich mir kaum noch vorstellen, dass ich einst fast meine gesamte Freizeit mit Filmen und Büchern und nicht vor dem Computerbildschirm zubrachte.

Florian
Florian
12. Januar, 2008 21:33

Mein erster Kontakt mit dem Internet war in doppeltem Sinne in Der Sendung mit der Maus.
So gab es dort einmal einen erklärenden Beitrag mit komischen Menschen die durch Gänge rannten und Daten transportierten.
Kurz darauf beschloss die Obrigkeit auch endlich einen PC anzuschaffen und wenn schon Investiert wird dann Richtig also auch noch ne ISDN Leitung ins Haus geholt.
Das müsste so 1998 gewesen seien und den ersten Internetauftritt den ich als Motivierter 3. Klässler an surfte war der von Der Sendung mit der Maus. Damals war das Vergnügen immer nur kurzer Dauer da meine Eltern die Internetzeit leider streng reglementierten.
Der Schock kam dann mit der ersten Rechnung die unerklärlicherweise im oberen Dreistelligen Bereich lag, so war ich Kurz davor die neugewonnene Freiheit wieder zu verlieren, bis sich herausstellte das uns Einheiten Berechnet wurden welche vom Vorbesitzer stammten.
Und wie das mit strengen Limitationen so ist werden sie mit der Zeit immer mehr ausgeweitet und lockerer so das der Weg geebnet war.
Interessanter weiße waren wir die ersten in meiner Klasse mit einem ISDN-Anschluss und eine der ersten mit überhaupt einen Internetanschluss.

Peter Krause
12. Januar, 2008 23:39

Ich kannte DFÜ nur vonne Arbeit, um irgendwelche Treiber oder neue BIOS-Versionen runterzuladen (im Service-Bereich eines Computergroßhandels). Als mir dann irgendwann Freunde ganz stolz ihren Internetanschluß zeigten, konnte ich absolut nichts damit anfangen. Ich brauchte halt grad keinen Treiber, und was ich zu sehen bekam wirkte auf mich wie eine riesige Zeitschrift voller Themen, die mich grad nicht interessierten. Ich hatte einfach keine Frage, die ich dem Internet stellen wollte.
Meine Einstiegsdroge waren dann irgendwelche Chats, später Browsergames. Beruflich habe ich es zu der Zeit nur benutzt, um technische Informationen zu Prozessoren und anderen Bauteilen zu bekommen (inzwischen bei einer anderen Firma in der Entwicklungsabteilung). Oder lang gesuchte Songs zu leachen. Auch meine Bücher habe ich mir lieber gemütlich im Buchladen ausgesucht.
Die Browsergames waren schuld, daß ich dann irgendwann eine Flatrate zu Hause hatte, mittlerweile gab es Google und bald danach Wikipedia, und erst jetzt wurde das Web für mich zur universalen Wissensquelle. Dieses Potential hatte ich bisher völlig übersehen. Plötzlich konnte ich, wann immer ich etwas wissen wollte, danach googeln.
Das Schlüsselerlebnis war, als in einem Buch über Kryptographie das Voynichmanuskript erwähnt wurde, und ich daraufhin im Internet genug Stoff fand, um eine Woche darin zu versinken.
Seitdem denke ich mit Schrecken an die Zeit zurück, als ich mir noch Notizen machte, welche Themen ich bei Gelegenheit mal in der Bücherei recherchieren wollte.

Wortvogel
Wortvogel
12. Januar, 2008 23:49

@ Peter: Du sprichst gleich drei sehr gute Punkte an: Allein die Tatsache, dass man heutzutage Treiber aus dem Internet ziehen kann, macht die Sache praktisch. Was war das früher für eine Scheiße, wenn der Drucker nicht wollte, und man manchmal wochenlang darauf hoffen musste, dass der Hersteller einem eine Diskette zuschickte – die dann gerne mal nicht ging.

Und der Song “Waiting for another chance” von den Endgames hat mich überzeugt, dass das Internet eine glorreiche Musikquelle sein kann – den hatte ich jahrelang vergeblich gesucht. Ich brauchte fünf Tage mit Napster, um ihn zu ziehen – und durch einen Napster-Chat erfuhr ich, dass der Bassist der Band ihn selber online gestellt hatte.

Letztlich: Meine Freundin und ich kommen manchmal beim fernsehen (“Woher kenne ich den Schauspieler eigentlich?”), beim einkaufen (“Woran erkennt man nun denn, ob eine Ananas reif ist?”), oder bei irgendwas (“Wie ist derzeit eigentlich das Wetter auf Ibiza?”) auf Fragen, die wir nun sofort beantwortet bekommen. Dieses “instant feedback” ist eine tolle Sache.

deflow
13. Januar, 2008 01:56

*g* ich hatte mein großes AHA Erlebnis als ich amazon entdeckte… und wußte dass ich nie wieder 20 Minuten zum Buchladen laufen mußte um das Veröffentlichungsdatum eines Buches zu erfahren. Über einen gehackten Uni-Remote Login, weil damals eine Stunde surfen gefühlte 100 Mark kostete, insofern man nicht eine der 1000 AOL Disketten anbrach welche man regelmäßig im Briefkasten hatte.
Und der Lurkers Guide. Und AICN. Yahoo! Suchmaschinen haben mich auch “instant” beeindruckt. Ich habe anfangs die Anzahl der Seiten auf yahoo (lange vor google) fast nicht geglaubt.

MP3s waren in meinem Bekanntenkreis schon verbreitet lange bevor es Napster gab (Basket Case von Green Day war die Einstiegsdroge), aber damals konnte man nur davon träumen diese in erträglicher Zeit zu übertragen.

Napster war ein paar Jahre später ebenfalls ein Wow-Erlebnis (was leider wohl unwiderbringlich verloren ist), aber ohne Sucherei den Bootleg des Pearl Jam Konzerts von “vor 2 Jahren” zu bekommen war eine echte Revolution. Napster ist wohl leider für immer weg, das wird auch ein ITunes nie ersetzen können.

Hendrik
13. Januar, 2008 10:15

Lang, lang ist’s her… natürlich auf Grund meines Alters nicht so lange wie beim Wortvogel, aber trotzdem fühlt es sich weit weg an.
Es war bei mir ähnlich wie bei manhunter: Zuhause hatten wir nur einen 386er mit CD-ROM-Laufwerk und Soundkarte, das war immerhin schon mal ganz spaßig. 1999 bekam ich dann meinen ersten eigenen Multimedia-Rechner zur Konfirmation (ja, noch einer dieser Komplettfertigrechner bei MediaMarkt), aber immer noch ohne Internet. Trotzdem kannte ich das Internet seit ca. 1998, weil damals in den Computerräumen unserer Schule zweimal wöchentlich ein Internet-Café veranstaltet wurde.
Ich entwickelte damals gerade mein Interesse für Synchron, weil mir aufgefallen war, dass Captain Kirk, James Bond, Old Shatterhand und John Steed alle die gleiche deutsche Stimme hatten. Einen Namen wusste ich natürlich nicht, den bekam ich dann beim Surfen in der Schule heraus, als ich auf den ersten Synchron-Webseiten im Internet stöberte. Und da war’s um mich geschehen, was man alles über das Internet herausfinden konnte – Wahnsinn! Das erste eigene USB-56K-Modem kam dann im Herbst 2000. Damals wurde man mit Gratis-Internetzugang-CDRoms im Briefkasten nur so zugemüllt und überall prankte Boris Becker mit seinem “Bin ich schon drin? – Das war ja einfach!”. Im Kino lief EMAIL FÜR DICH mit Tom Hanks und Meg Ryan und machte das Chatten und Emailen nun auch für Otto-Normal-Verbraucher erstmals richtig “hip”. Und so ging ich dann auch erstmals online, “googlete” über MetaGer und Fireball. Mit der Folge, dass ich in meinem Freundeskreis der Erste mit Internet-Zugang war. Das zog nach sich, dass sich die Anderen auch alle ein 56K-Modem kauften.
Damals waren wir fast alle via CompuServe und anderen zu jeweiligen Zeiten günstigen by-call-Providern online. Und so fingen wir dann auch erstmals an zu mailen und zu chatten. Das war alles schon supertoll… Über Audiogalaxy lud man sich Songs runter, Hammer.
Doch der ganz große Einstieg kam tatsächlich erst Ende 2003, als ich meine Mutter dazu überreden konnte, einen DSL-Zugang samt Flatrate zu ordern. Ein Online-Freund erzählte mir damals, dass er die gerade erst gestartete Serie TRU CALLING mit Eliza Dushku quasi zeitnah an der US-Ausstrahlung in erstklassiger Qualität sehen konnte… über irgendwas namens Torrent. Ich verstand nur Bahnhof, aber es war alles ‘ne ziemliche Offenbarung. Nicht mehr nur Pornofilmchen, sondern richtige Serien online. Unglaublich.

Jens
Jens
13. Januar, 2008 10:54

1993 oder so kaufte ich mir mein erstes Modem, das ich an den elterlichen PC anschloss. Ein Schulkamerad hatte mir das Fidonet nahegebracht – so mache ich meien ersten Online-Schritte via SmalltownBBS in Haren (wurde leider vom Sysop schon 1995 vom Netz genommen 🙁 ) Mein Interesse galt damals gar nicht Porno (muss mir das peinlich sein?) sondern all den spannenden FAQs und sonstigen Texten, auf die man plötzlich Zugriff hatte. Meine erste WWW-Erfahrung mache ich 1994 auf Kursfahrt in London: Mit einem Kumpel ging ich ins Cyberia Café, eines der ersten Internet-Cafés (wenn nicht sogar das erste). Das war noch ein echtes Café – wir tranken also unseren Tee und staunten, wals uns klar wurde, dass allein dadurch, dass wir einen Link anklickten, irgendwo tausende Kilometer entfernt ein Rechner Daten an uns schickte. Natürlich schickte ich auch noch einen Gruß an die heimischen Mailbox-Nutzer (die Box hatte einen Mail-Gateway zum Internet), der die wiederum sehr amüsierte: Es war ein absurdes Konzept, zu verreisen, nur um dann ins Netz zu gehen und den Leuten zu schreiben, denen man sonst schon immer schrieb.

Wortvogel
Wortvogel
13. Januar, 2008 11:06

@ letzten drei Kommentare….

Ahhh ja… die AOL CDs. Habe ich immer die Finger von gelassen. Fand ich schon damals faschistisch, mir von einem Provider auf das Internet ein “Ober-System” aufsetzen zu lassen. Und ich stimme zu: Die Flatrate ist ein wichtiges psychologisches Element – erst durch sie verliert man jede Hemmung, auf Teufel komm raus zu surfen. Man hat nicht ständig eine tickende Eieruhr im Kopf.

Audiogalaxy – richtig! War das geil. Ich habe es nur noch vier oder fünf Monate erlebt, aber was ich in der Zeit an extrem seltenen Songs in die MP3-Ära retten konnte, geht auf keine Kuhhaut.

Wer sich für BBS interessiert, sollte sich das hier mal ansehen: http://www.bbsdocumentary.com/. Fand ich super faszinierend, als ich es vor einem Jahr gesehen habe.

spaulding
spaulding
13. Januar, 2008 11:33

Oh man, am Brotkasten habe ich die halbe Jugend verbracht. Hach, war das eine schöne Zeit.

Bei mir wurde relativ wenig gezockt aber dafür programmiert. Erst Basic, dann Simons Basic (Grafikerweiterung) und zuletzt Assembler (der Maschinencode dafür wurd im Team mit drei Leuten abgetippt aus der “64er”). In dem Zusammenhang wurde dann vier grandiose Bücher von Rodnay Zacks (“Mein erster Computer”, “6502 Programmierung”, “Fortgeschrittene 6502 Programmierung”, “Chip und System”) und einige von Data Becker studiert. Ich kann mich daran entsinnen, ein simples Lottoprogramm geschrieben zu haben, wovon die Eltern dank der künstlichen “Intelligenz” kurz der Meinung waren, vortan ein sorgenfreies Leben führen zu können.

Irgendwann hatte ich alle Geräte mit Commodore 1541 Farbmonitor und Datasette verkauft. Das erwies sich als Fehler. Vor einem Jahr zumindest habe ich von einem Forenbuddy den Brotkasten nebst Floppylaufwerk wieder nachgekauft. Und das tut nach wie vor und scheint unverwüstlich zu sein. Die Programmierskills wurde aber bis jetzt noch nicht reaktiviert obwohl schon ein Projekt in der Richtung angedacht war.

Nunja, das könnte ich jetzt noch viel zu schreiben, aber wurscht…

Wortvogel
Wortvogel
13. Januar, 2008 11:45

@ Spaulding. Ja, ein wenig gefummelt habe ich auch. Ein paar Demos programmiert, wenn auch meistens mit Code aus anderen Demos. SMon war ja damals Standard, den hatte unser Informatiklehrer in wochenlanger Kleinarbeit abgetippt. Mein Bruder arbeitete seinerzeit in den Ferien immer bei Data Becker, deshalb besaß ich Dutzende Bücher, die alle nur kleine Fehler hatten (falscher Aufdruck auf dem Cover). Und schon in den 80ern war mein Naturell nicht zu verleugnen – ich schickte DB ein Konzept für ein Spiele-Jahrbuch. Wollten sie aber nicht haben. Pöh.

Den C64 brauche ich nicht mehr, weil ich jeden Anflug von Nostalgie mit den bekannten Emulatoren befriedigen kann – wobei ich es heute lustiger finde, an MAME alte Arcade-Automaten zu zocken. Da war der Entertainment-Wert der Spiele (und meistens auch die Steuerung) besser austariert. Beim C64 war doch vieles Schrott.

Farbmonitor hätte ich mir nie leisten können – auch das Laufwerk kam erst nach zwei Jahren dazu. Was aber sein musste (auch hier keine Überraschung): SpeedDos, um die Funktionstasten zu belegen, und das lahme Laufwerk auf Trab zu bringen. Und natürlich ein anständiger Reset-Taster.

Wer mal in den alten Heftchen stöbern will: http://www.kultpower.de/

Martin
13. Januar, 2008 19:49

@Peroy: http://de.wikipedia.org/wiki/Usenet

Gut, daß es das Internet zum Recherchieren gibt 😉

Wortvogel
Wortvogel
13. Januar, 2008 20:30

Macht der nicht, der faule Sack….

Tornhill
Tornhill
13. Januar, 2008 23:08

Ich hab das Web erstmals bei einem Freund gesehen und war absolut begeistert, ohne es richtig erfassen zu können: Ich drängte ihn dazu, jedes Scheiß08/15-Filmbild u.ä. auszudrucken, weil ich es einfach nicht gewohnt war, Daten verfügbar, aber nicht im Haus zu haben.
Ging auch noch so, als meine Eltern auch einen Anschluss besorgten. Da gab ich dann bei Lycos (ich stieg erst später auf Google um) den Titel eines Films, der mich interessierte ein und ging nach und nach jeden einzelnen Treffer durch, in der Erwartung, lauter wesentliche Dinge zu finden.

Tja, Schritt 2 war dann auch bei mir Badmovies (ich wette, die Seite hab ich auch über irgendeinen kruden Suchbegriff gefunden) und dann irgendwann die wunderbare Welt der Webcomics. Zuerst den (inzwischen eingestellten) “Hackles”, dann den (auch eingestellten und eigentlich nicht wirklich guten, aber ich kannte halt sonst nichts) “Queen of Wands” über den ich dann zu “Something Positive” und so in die RICHTIGE Szene kam.

Andreas
Andreas
13. Januar, 2008 23:30

Ein wirklich toller Bericht! Da musst auch ich zurückdenken an die gute Zeit mit den ersten Gehversuchen im Web.
Mein erster PC war 286, abr noch ohne Web.
Dann kam ein 120MHZ PC ins Haus mit gigantischer 1 GB Festplatte, ich nahm an diese niemals voll zu bekommen.

Von einem Freund aus der Berufschule kaufte ich ein 14.4 Modem und machte einen T-online Vertrag. Damals verdienten ich als Azubi 730,- DM. Meine erste Internertrechnung nach einem Monat surfen betrug stolze 450,- DM! Tja, das hat reingehauen. Es sollte ja Pornos und allerlei anderes Zeug in Massen geben. Damals bin ich natürlich auch noch auf jeden Webfake reingefallen.

Die Möglichkeiten erschienen mir unbegrenzt. Wild West stimmung machte sich breit. Neuland, hier könnte sicher jeder Millionär werden. Ich leider nicht!:-)

spaulding
spaulding
14. Januar, 2008 10:32

@64er / Internetzeitalter:
Oh wei, jetzt packt mich der 64er Virus ganz.

Floppylaufwerk hatte ich damals nicht (ich weiß noch, wie ich mir immer wieder am Quellekatalog die Nase nach dem Gerät platt gedrückt hatte) sondern nur das zwingend notwendige. Die Hardware war damals sündhaft teuer und wurde von Eltern, Großeltern und ähm meinem Taschengeld bestritten.

Mich hat mit dem Rückkauf ganz klar die Nostalgie gepackt, endlich das Floppylaufwerk in Händen zu halten als auch wieder der Ehrgeiz, noch mal real life Assembler drauf zu programmieren. Dann soll das Kasterl noch ans Internet angeschlossen werden – das geht. *aus Vorfreude in die Luft spring*

the Geek
the Geek
14. Januar, 2008 23:48

Gerne würde ich jetzt schreiben, dass ich die Nacktfotos von Kelly Bundy für dich gefunden habe, aber ich bin dann auch wieder zu Faul dutzende Seiten mit Fotos von Christina Applegate bei Google zu durchsuchen. – Das ist nämlich die andere Seite der Medaille des Informationszeitalters.
Mehr Informationen als mir lieb sind. Da suche ich extra für Dich nach “Christina Applegate naked”, bekomme aber dutzende Seiten Applegate Fotos und davon zumindest auf den ersten beiden nicht eines davon naked.

Und was meine ersten Erfahrungen mit dem Internet angeht. Das ist wie mit Computer Erfahrungen. Meine Mutter hatte Computer und irgendwann auch Internet an der Arbeit. Wozu sowas teures privat kaufen, wenn man es dort nicht braucht? Alles was wir hatten waren die alten Rechner, die man an der Arbeit nicht mehr wollte.

Meine ersten Erfahrungen mit dem Internet machte ich wahrscheinlich 1997 noch auf der Gesamtschule. In der neunten Klasse habe ich im Rahmen des Wahlpflichtangebots zusammen mit anderen ein Netzwerk innerhalb des PC-Raums aufgebaut. Das war damals ziemlich ambitioniert mit Windows 3.11. Der Lehrer Rechner diente als Schnittstelle zum Internet – für Schulen damals kostenlos (Stichwort: Schulen ans Netz).
Nachdem die Arbeit getan war durften wir 5 Minuten im Netz surfen. Natürlich grotten schlechte Qualität und die langsame Geschwindigkeit auch noch aufgeteilt auf alle 15 Rechner im Netz. Um uns zu ärgern oder damit die Ladezeit nicht das Netz blockiert, hatte der Lehrer natürlich die Anzeige von Bildern abgeschaltet.

1999 kam das Internet mit T-Online und später AOL zu mir nach Hause.

Thomas B.
Thomas B.
15. Januar, 2008 01:03

“Erst vor drei Monaten habe ich das (noch bedingt lauffähige) Wrack zum Wertstoffhof gebracht.”

Bis dahin habe ich gelesen. Ich gehe jetzt schlafen. Vieleicht habe ich diesen traumatische Reaktionen verursachenden Satz in einigen Wochen verarbeitet und es geht mir dann wieder besser. Dann lese ich den Rest. Versprochen. Trotzdem.

lindwurm
15. Januar, 2008 14:45

Erste Interneterfahrungen: 1996 in der Redaktion (email war ne Offenbarung)
Erster privater Anschluss: 1997 (und zwar schon recht flott und luxuriös mit Telekabel-Standleitung)
Erste Aktion im Netz: Bob Dylan-Texte gesucht und gefunden.

Stefan Kroll
Stefan Kroll
15. Januar, 2008 15:50

Mein erster Computer war ein Laser 310 von Vtech mit Kassettenrekorder als Datenspeicher. Software gab es in gedruckter Form von BASIC-Listings aus der Zeitschrift “HomeComputer” abzutippen. Ein 31 cm SW-Fernseher diente als Monitor. Im Fernsehen war damals “Trio mit vier Fäusten” Kult bei Computerfans weil Computer-Freak Dr. Murray „Boz“ Bozinsky eine tragende Rolle spielte. Konnte ich nur im Regionalprogramm des hr empfangen wenn ich meine Zimmerantenne mühsam ausrichtete.

Danach kam ein Atari 800 XL mit Diskettenlaufwerk 1050. Disketten waren damals 5,25 ” groß und man musste einen Diskettenlocher haben, wenn man sie beidseitig verwenden wollte. Ein exotischer General Electric TXP 1000 konnte mittels eines kleinen Kästchens von Centronics auf Atari umgerüstet werden und druckte dann leise und flott im Thermoverfahren auf Faxpapierrollen oder mittels unbezahlbarer Transferbänder sogar auf Normalpapier. Eine Höllenmaschine, die es damals bei Allkauf im Sonderangebot gab.

Vom ersten selbst verdienten Geld kam ein Commodore PC 10-II mit gleich zwei doppelseitigen 5,25 ” Diskettenlaufwerken und einer unglaublichen Speichererweiterung auf 640 KB. Die Grafikkarte beherrschte nicht nur CGA sondern auch Herkules – was für ein Wahnsinnsgerät! Der Bildschirm hatte 12 Zoll und war grünschwarz. Ein Citizen 120 D ratterte mit neun Nadeln auf Endlospapier

Mit dem AMD 386DX40 kamen dann Modem, BTX und Mailbox. Seitdem zähle ich meine PCs nicht mehr. Ist alles nur neuer, größer, schneller aber keine wirkliche Revolution mehr wie damals. Schade …

Stefan Kroll
Stefan Kroll
15. Januar, 2008 15:53

PS: Christina Applegate hat furchtbare Hängetitten!

Peroy
Peroy
15. Januar, 2008 16:11

Aber doch nicht vor 20 Jahren… 8)

Bluescreen
Bluescreen
16. Januar, 2008 01:07

Oh shit. Ich halt mich besser zurück. Was hab ich (im Nachhinein betrachtet) echt triviale Erinnerungen an die “alte Zeit”… Dinge, die heute einfach nicht mehr gehen.

– Bei Karstadt zu Zweit in der Schulpause Spritedemos auffm C=64 zu programmieren (Einer tippt, der Andere berechnet aussm Kopf die Binärwerte). Versuch mal einer heute noch bei Media Markt Grafiken am PC zu malen…

– dem Info-Lehrer “Elite” auf einem Apple II zu zeigen und zu hören “Donnerwetter, beeindruckend!”. Obwohl selbiger Lehrer einem damals Turbo-Pascal auf diesen Maschinen beibringen sollte. Der Mann hat auch Fachbücher zum Thema geschrieben und war echt klasse (alter Sack, etwa 50, aber coole Sau). Unser Trio hat dann immer die zweite Hälfte der Unterrichtszeit mit Groschenwerfen auf dem Flur verbracht… 🙂

– Die ersten kleinen Jobs bei einem Ableger von Ariola. Grafiken konvertieren. “Tolteka” vom C=64 zu Amiga und Atari ST. Dafür gab es einen Amiga 500 als Honorar.
Die eigene Softwareschmiede, die dann baden ging.

– Dem Kumpel mit dem Amiga-Tick Anfang der 90er gelobpreist, dass der PC dem Amiga als Spielecomputer den Rang ablaufen muss… geht nicht anders. S-VGA und Sound-Blaster sind klare Ansagen. “Nö, dazu ist der Amiga zu weit verbreitet”. 😀

Und dann gings los und der Spass wurde zum Beruf und alles verlor über die Jahre seinen Reiz. Technik ohne Ende, man hat alles gesehen, wenn nicht, wird noch kommen, und sollte es soweit kommen: es ist auch nur extrapolierter Krempel. Arrogant? Sicher. Aber es überrascht einfach nicht mehr. Die “Neuzeit” ist nicht mehr.

Somit auch die ganze DFÜ-Geschichte: als das mit den Akkustikopplern anfing (Anfang der 80er, seht euch “WarGames” an) war das noch anklingende Zukunftsmusik mit dem “World at your Fingertips”.

Zur Info: Ein Akkustikoppler brachte damals etwa 35 Zeichen/Bytes pro Sekunde.
ISDN schafft 8000/16000 Bytes.
Die übliche T-Online2000-DSL Verbindung macht 256000 Peitschen…

Trotzdem war der Gedanke Computer zu vernetzen sicher nicht nur der Wunschgedanke des Drehbuchschreibers, sondern ein Traumziel. Und das rückte für mich Mitte der 90er näher als ich mein erstes Modem hatte. 9600 Baud, später 14400, und in manchen Mailboxen unterwegs. An dieser Stelle einen Tribut an SysOp “Michel”. 🙂
Da lernte ich im Vier-Leute-Chat (<- [!]) erstmals die freie Netzwelt kennen. Zwar nur für ca. eine Stunde am Abend (kostete ja auch Telefongebühren) kannen, aber immerhin. Dann kam ISDN und DSL und währenddessen wuchs das Internet. Zwei Drittel Grafikdemo, ein Drittel Infos, oft auch sinnlos, sicher so eine Adventure-Sache.

Leben ohne Internet? Das geht. Solange man sich die Lebensmittel noch beim Kaufmann besorgen kann, die Miete noch persönlich abgibt, Rechnungen noch überweist, selber rausgeht um Dinge zu regeln (und, es darf nicht fehlen, auch mal Kartenspiele mit Leuten zockt) kann man damit klarkommen.

Aber Arbeit ohne Internet wär mein Tod. Dann wär ich vom Markt…

… oh…

Bluescreen
Bluescreen
16. Januar, 2008 22:09

Und hab ich schon gesagt, dass UMTS und Internet übers Handy eigendlich meine Erfindung sind? So ca. 1992 dachte ich mir, dass, wenn Rechner per Telefonleitung zusammengeschaltet werden können, dann braucht man nur den Klingeldraht gegen das Funknetz ersetzen.

*schmoll*

Amodolaadvods
Amodolaadvods
11. Juni, 2012 13:38

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