03
Jul 2007

Lieber Oliver Pocher…

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Sie haben viel einstecken müssen. Der unnötige und unpassende Vergleich mit Harald Schmidt lässt Sie schlechter aussehen, als Sie vermutlich sind. Vermutlich – weil ich mir nie eine Ihrer Sendungen angesehen habe. Bei Ihrem Auftritt auf dem Tollwood-Festival habe ich auch nicht im Publikum gesessen. Was ich von Ihnen weiß, stammt aus penetrant oft wiederholten Trailern auf SAT.1 Comedy, und ein paar Beiträgen in Zeitungen und Zeitschriften.

Nun stelle ich mich vielleicht gegen Trend und Mehrheit, wenn ich sage – ich finde Sie gar nicht so schlecht. Sie besitzen anscheinend jene unprätentiöse Kamerageilheit, die von Talent getragen wird, und ich muss mich wohl dafür entschuldigen, Sie gedanklich in einen Topf mit Leuten wie Tobi Schlegel geworfen zu haben. Es mag an Ihrem jungenhaften Aussehen gelegen haben, das so gar keine humoristische Authorität ausstrahlt.

Die Sache mit der Pornotante? Sowas kann passieren. Ich könnte auch nicht für jede meiner Ex-Freundinnen die Hand ins Feuer legen.

Ich gehe einen Schritt weiter: Monica Ivancan passt zu Ihnen. Kein besonderes Talent, aber immer irgendwie mit modeln, schauspielern, moderieren, und öffentlich zeigen beschäftigt. Die Amerikaner nennen das “arm candy”. Muss man ja nicht heiraten.

Aber hier ist mein Problem. Lesen Sie mal.

Niggemeier hat Recht. Ich arbeite (gerne) für den Sender, aber diese Show ist in meinen Augen menschenverachtend.

Soll ich Monica Ivancan böse sein, weil sie die Chance ergriffen hat, sich in einer Primetime-Show als helfende Prinzessin zu gerieren? Unfug. Sie braucht das, und sie weiß es vermutlich auch nicht besser.

Aber Sie, Herr Pocher, und damit kommen wir zum Thema, wissen es doch sicherlich besser. Sie sind doch einer von der hippen, sanft zynischen, alles-geht-meta-postironisch- personality-Generation im deutschen Fernsehen. So wie der Schmidt, der Raab, der Dittrich.

Haben Sie Ihrer Freundin da nicht abgeraten? Was sagen Sie, wenn Monica abends beim Italiener fragt: “Wie fandst du meine neue Sendung?”. Müssen Sie nicht fürchten, als künftiger Kompagnon von Schmidt über genau diese Form von Fernsehen unerbittlich richten zu müssen?

Wird im eigenen Umfeld ein anderer Maßstab angelegt? Ich sehe das Dilemma ein bisschen wie bei dem Pastor, dessen Frau sich für den Playboy auszieht. Meßwein predigen, aber Wodka Red Bull trinken?

Oder steht man da drüber? Gehört das zur endlosen Kette von Selbstinszenierungen und medienwirksamen Widersprüchen, aus denen man seine Popularität speist? Sind Sie der fettleibige Unternehmer, der seiner Frau gönnerhaft die alberne Boutique finanziert, damit sie sagen kann, sie wäre auch Geschäftsfrau?

Ich mein’ ja bloß zum Denkanstoß…

Ihr Torsten Dewi



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peroy
peroy
4. Juli, 2007 03:56

Wieso steht in der Titel-Zeile “Lieber Oliver Pocher…”, wenn du doch eindeutig nur über seine Schnalle herziehst? Müsste da nicht stehen “Monica Ivancan, du bist ‘ne dumme Kuh”… ?

Wortvogel
Wortvogel
4. Juli, 2007 10:29

Peroy, nicht nur mitlesen, sondern auch mitdenken! Das moralische Problem habe ich mit Pocher, nicht mit seiner Freundin. Das ist wie mit Kampfhunden – das Herrchen ist das Problem.

comicfreak
comicfreak
4. Juli, 2007 13:00

..Pocher weißt ja immer wieder auf seine Vergangenheit als wachturmverteilender Zeuge Jehovas hin, und dass er aufgrund dessen schon gewohnheitsmäßig über jeglicher Kritik stehe..

;o)

Peroy
Peroy
4. Juli, 2007 16:48

“Peroy, nicht nur mitlesen, sondern auch mitdenken! Das moralische Problem habe ich mit Pocher, nicht mit seiner Freundin. Das ist wie mit Kampfhunden – das Herrchen ist das Problem.”

Da freut sich die Emanzipation, wenn sie das liest… 😕

Bad Man
Bad Man
4. Juli, 2007 20:59

Ich denke das der jungen Dame hier vermutlich eher Opferrolle zusteht, denn wenn es so ist wie ich das verstanden habe, (ich habe die Sendung noch nicht gesehen), dann werden Models dort als hohle Körper dargestellt, was ein gängiges Vorurteil ist, aber wohl nicht die Realität widerspiegeln dürfte. Es ist also nicht nur Menschenverachtend für die sogenannten Freaks sondern auch für die sogenannten Models, wobei die Tatsache ob die Dame sich dessen bewusst ist, schon eine nicht unwichtige Rolle spielt. Zu Herrn Pocher kann ich nur sagen: dekadentes, arrogantes A…och, das war er aber wohl auch schon bevor er erfolgreich war. Wer bei J. Kerner auf die Frage nach dem Punktesystem in Flensburg antwortet: “Ja, das finde ich total dumm, ich bin viel mit dem Auto unterwegs und da sammle ich zwangsweise Punkte. Da könnten die sich mal was anderes einfallen lassen.” so jemand hat den Knall nicht gehört, und witzig finde ich den Herrn, wenn überhaupt, nur bedingt.

Peter Krause
5. Juli, 2007 02:17

Was ist eigentlich aus dem ersten Kommentar geworden, der hier auftauchte (ein gewisser o.po.)?

Wortvogel
Wortvogel
5. Juli, 2007 09:58

Der kam von meinem Haustroll Christian Benduhn, und wurde dementsprechend zeitnah gelöscht.

TimeTourist
TimeTourist
9. Januar, 2013 09:59

“Das ist wie mit Kampfhunden – das Herrchen ist das Problem” ….herrlich!