28
Okt 2008

Klatsch me if you can

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

intouch Am Flughafen im Zeitschriftenladen, im Flieger rechts neben der Stewardess, am Pool, im Restaurant, am Strand – beim Urlaub unter südlicher Sonne ist es praktisch unmöglich, den Paparazzi-Postillen auszuweichen: „OK!“, „Life & Style“, „InStyle“, „InTouch“, oder einfach nur „In“ – sie sind überall. Und während die Freundin kurz den Bikini an die Leine hängen geht, lässt man sich verführen, auch mal drin zu blättern. Dabei fiel mir auf, wie wenig diese Hefte mit der klassischen Yellow Press zu tun haben. Und es wurden viele Erinnerungen wach.

Flashback in die späten 80er: Ich bereitete mich in Düsseldorf auf mein Abitur vor, und jeder Schüler unserer Gesamtschule bekam das Angebot, mittels eines zweiwöchigen Praktikums mal in einen „richtigen“ Betrieb reinzuschnüffeln. Bei meinen Neigungen fiel die Entscheidung leicht: Ich ging zu einem Gazetten-Verlag, der bis heute mehrere preiswerte Frauenzeitschriften herausgibt. Der Einblick war faszinierend: Ich bekam das erste Mal ein Foto-Archiv zu Gesicht, nahm an Redaktionskonferenzen teil, telefonierte mit der Managerin von Otto Waalkes, und bewunderte die Fähigkeit des Jungredakteurs (erklärtes Lebensziel: Porsche fahren), Leute am Telefon zur Herausgabe vertraulicher Informationen zu überreden.

Ich lernte aber auch schnell die eher unangenehmen Seiten der Branche kennen: Geschichten wurden nicht bloss an den Haaren herbei gezogen – sie wurden schlichtweg erfunden. Eine Gerücht, die Schlagzeile einer Tageszeitung, ein beliebiges Foto, wirklich alles konnte zur Basis einer hanebüchenen Titelstory werden (man bedenke, dass es zu diesem Zeitpunkt noch nicht das „Caroline-Urteil“ gab, welches den Klatschschreibern gewisse Grenzen auferlegt). Damals noch extrem teure Grafiksoftware half fleißig mit: Prince Charles verließ plötzlich nicht mehr einen Marine-Kreuzer, sondern kam mit seiner Carmilla aus einem Zirkuszelt – was natürlich zu der legitimen Frage führen musste: was hat der verheiratete Charles („Die arme Diana!“) mit Carmilla im Zirkus zu suchen!? ZACK – Titelstory.

Goldene BlattNächstes Beispiel: Frank Elstner hatte sich einen neuen, kürzeren Haarschnitt zugelegt, und es gab ein Pressefoto vom ZDF dazu, aber keine Geschichte. Man trug mir auf, das knackig auf 15 Zeilen abzufeiern. Ich war ein wenig verdattert, denn „Frank Elstner war beim Friseur“ schien mir wenig berichtenswert. Ein älterer Redakteur half aus: War „Wetten dass…?“ nicht kurz vorher mal in China gewesen? Da hatte der Elstner doch sicher in einem Hotel übernachtet. Und man weiß ja, dass Hotelfriseure in Hintertuckistan nur einheimisch sprechen. Demnach ist es legitim zu behaupten, Elstner seien von einem sprachunkundigen chinesischen Hotelfriseur „aus Versehen“ die Haare weggeraspelt worden. Knapp, witzig, menschlich, und die gängigen Klischees werden auch noch bedient. Ist doch ganz einfach! Nicht wahr, aber ganz einfach…

Dezent widerlich der Umgang mit der angeblich respektierten Leserschaft: Es gab in den Heften eine Kontaktseite im klassischen „Einsame Herzen“-Stil. Naturgemäß versuchten viele Strafgefangene, hier eine Frau für den Neustart ins bürgerliche Leben zu finden. Deren Briefe wurden allerdings gleich aussortiert – es gab einen eigenen roten Stempel „Knacki!“, der satt auf die Umschläge geknallt wurde.

Und damit das endlich auch mal offen gesagt wird: Lebensberatung und Horoskop werden in solchen Magazinen nach Lust und Laune erfunden. Zumeist hat der zuständige Redakteur (als solcher ganz unten in der Hackordnung) eine prima Idee für eine Antwort, und schreibt einer „Rita W. aus M.“ die passende Frage ins Seitenlayout.

Es gibt eigentlich nur drei Sorten Redakteure, die solche Jobs machen können: Durchreisende (der oben erwähnte Jungredakteur arbeitet heute erfolgreich als „People-Reporter“ auf dem TV-Boulevard), Selbstverleugner („Das ist völlig legitim, was wir hier machen“), und die irgendwann und unbemerkt innerlich Verstorbenen („Wen schert’s? Außerdem will meine Tochter ein Pony“).

Die Erfahrungen im Praktikum schreckten mich nicht ab. Ich wollte weiterhin Journalist werden. Aber ich wusste auch, dass dieses Blendwerk, welches sich als Berichterstattung ausgab, keine Heimat sein konnte. Ich formulierte für mich eine der wenigen Leitlinien, die ich künftig niemals verlassen wollte (und nie verlassen habe): Fakt und Fiktion sind zwei paar Schuhe. Beides ist okay, solange dem Konsument der Unterschied klargemacht wird. Ein Spielfilm ist Fiktion, eine Dokumentation ist (im gesetzten Rahmen) Fakt. Ein Roman ist Fiktion, eine Zeitschrift Fakt. Schnittmengen dürfen nicht verschleiert werden. Das klingt banal, hat sich aber als Leitlinie schon mehrfach bewährt, weil es z.B. ausschließt, dass ich jemals für Formate wie „Das Geständnis“ auf ProSieben schreiben würde, in denen gescriptete Konflikte als das wahre Leben verkauft werden. Aus diesem Grund mag ich auch kein Wrestling.

Doch die Klatschpresse ließ mich damals nicht so einfach los, wie ich gehofft hatte.

die2Die erste Hälfte der 90er verbrachte ich beim GONG-Verlag, der mit „die aktuelle“ und „die2“ ebenfalls Klatsch-Magazine klassischen Zuschnitts mit immer gleicher Mischung auf den Markt wirft: Adel, deutsche Stars, Reisetipps, Diät und Rätsel. Zielgruppe: Frauen ab 40 aufwärts. Immer wieder kamen Themen auf, bei denen die Chefredaktion mir anbot, statt bei „Gong“ oder der „TV Serien“ auch mal bei den Kollegen der Promi-Fraktion einzusteigen. Das habe ich konsequent abgelehnt, und mir damit nicht nur Freunde gemacht. Klatschschreiber mögen es nämlich gar nicht, wenn man ihr Selbstverständnis durch die Erwähnung von „Anstand“ oder „Berufsethos“ in Frage stellt. Da nennen sich professionelle Lügner „Journalisten“, wie sich billige Nutten gerne „Escorts“ nennen. Beide Berufsgruppen scheuen die Wahrheit, und schießen gerne auf den Überbringer der schlechten Nachricht. Ich erinnere mich gut an das alkoholgeschwängerte Gespräch mit einem (in der Branche immer noch extrem erfolgreichen) Kollegen, der mir zu erklären versuchte, die ganze Erfinderei sei in Ordnung, weil der Leser selbstverständlich wisse, dass man nicht jedes Wort in den Klatsch-Gazetten auf die Goldwaage legen dürfe. Es gäbe eine unausgesprochene Komplizenschaft zwischen Produzent und Konsument. Nudge nudge, wink wink – wir verstehen uns. Ich wusste es besser, hatte ich als Zivi doch zwei Dutzend ältere Damen betreut, die wirklich jede Zeile in „Bella“, „Tina“ und „Lisa“ glaubten (es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, warum oft ein halbes Dutzend gleichartiger Hefte gekauft werden musste). Also fragte ich den missmutigen Kollegen, warum er dann aus der unausgesprochenen Komplizenschaft nicht eine ausgesprochene Komplizenschaft mache – ich hätte kein Problem mit einem Hefttitel wie „Die Goldene Post – erfundene Geschichten aus Adel und Gesellschaft“. Wenn es doch sowieso klar ist… Besoffen knickte der Kollegen weit nach Mitternacht schließlich ein: Stimmt, zu rechtfertigen sei der ganze Kram natürlich nicht. Und es habe auch nichts mit Journalismus zu tun. Aber seine Tochter hätte so gerne ein Pony…

(Aus Gründen der journalistischen Integrität sei darauf hingewiesen, dass der letzte Satz niemals gefallen ist – aber wäre es nicht schön gewesen?)

Mit meinem Wechsel vom GONG-Verlag zu ProSieben endete auch meine Assoziation mit der Yellow Press. Promi-Klatsch finde ich weiterhin auf eine trashige Art unterhaltsam, versorge mich zu dem Thema aber aus dem Internet. Wenn nach irgendwelchen VOX-Auwandererdokus noch „Prominent!“ kommt, lasse ich um der Freundin willen den Fernseher laufen, auch wenn ich die albern gestellten Sequenzen der anspruchsvoll dreinschauenden „Society-Expertin“ Constanze Rick nur schwer ertragen kann.

bunteUnd nun sind wir endlich in der Gegenwart angekommen, und damit auch wieder beim Thema: Die aktuelle Flut an Klatschzeitschriften. Wertiger, jünger, aktueller wollen sie sein – im Zeitalter des Blattsterbens und der Internet-Instant-Kultur eher Notwendigkeit als Konzept. Ausklammern möchte ich bei den folgenden Betrachtungen explizit „Gala“ und „Bunte“ – beide Hefte sind eher Magazine im klassischen Sinne, die durchaus versuchen, mit eigenen Recherchen und ausgebildeten Journalisten Profil zu wahren. Und Herrgottchen, im Sinne der „full disclosure“: Ich habe seinerzeit beim GONG-Verlag u.a. für Patricia Riekel geschrieben, die aktuelle „Bunte“-Chefredakteurin. Sie besaß damals den coolsten Mops aller Zeiten, der eine erschreckende Ähnlichkeit zu Herbert Wehner aufwies (auch wenn sein Name Churchill war).

Wir halten fest: Die aktuellen Klatschblättchen berichten nicht mehr. Es gibt keine Storys, mit denen das Heft gefüllt wird. 90 Prozent der Texte sind nur Begleitrauschen, eine vage Zuordnung der Paparazzi-Bilder in Zeit und Raum. Seiten über Seiten von Promis und Pseudos beim Einsteigen in Autos, am Kleiderständer in der Nobelboutique, rein und raus aus angesagten Clubs, gerne mit Kinderwagen und Starbucks-Becher. Immer die gleichen leeren Gesichter: Posh, Paris, la Lohan. Der Star wird nicht mehr fotografiert, er wird „abgeschossen“, den direkten Blick in die Kamera gibt es kaum noch. Die digitalen Momentaufnahmen ohne Kontext werden in Sekundenschnelle von der Speicherkarte der Kamera an die Agentur übertragen, und dann per Internet weltweit zu Exklusiv-Preisen angeboten: je frischer, je teurer. Verfallsdatum: Im Netz 48 Stunden, gedruckt eine Woche, maximal.

In den Redaktionen sitzen keine Texter mehr, denn es gibt keine Geschichten zu erzählen. Es gibt nur noch Kontexter (googeln zwecklos, ich habe den Begriff gerade erfunden). Ein Bild muss im Heft verankert werden, es muss der Anschein erweckt werden, als habe es dort etwas zu sagen. Hat die junge Mutter eine Zigarette in der Hand? „Was tut sie sich an – und ihrem Kind?“. Ist der Ehemann nicht im Bild? „Böse Gerüchte – ist die große Liebe schon gestorben?“. Quillt der Hintern nicht mehr aus der Jeans? „Schock-Bilder! Hungert sie sich zu Tode?“. Die Frage-Form ist wichtig – man will ja nichts konkret behaupten, sondern nur besorgt unterstellen. Geht gar nichts mehr, sucht man Bilder von anderen Promis aus, die Klamotten in vergleichbarer Farbe oder Form tragen, und macht einen Trend draus: „Hollywood Fashion – die Saison ist rot!“. Oder man setzt ein paar alte Fotos dazu, um den Verfall, die Wiedergeburt, den wechselnden Modestil, oder die geschmacklichen Verirrungen des Friseurs durch die Jahre zur dokumentieren.

instyleNatürlich stehen die Texte emotional immer auf der Seite der Promis: Furchtbar, wie Amy Winehouse an ihrer Drogensucht leidet! Findet Pamela Anderson denn nie den Richtigen? Prima, dass Lindsay Lohan zu ihrer lesbischen Liebe steht! Das Problem dabei: Wären die Stars so glücklich und zufrieden, wie ihnen die Glitzer-Gazetten das angeblich wünschen, wären genau jene Gazetten pleite, denn sie leben vom Exzess, von der Niederlage, vom Scheitern, von der heimlichen Schadenfreude. Natürlich ist man empört, dass Britneys Ex-Lover Adnan angeblich ein Sex-Video des Popstars verhökern will – empört genug, um detailliert zu beschrieben, was darauf zu sehen sein soll. Heuchelei? Nie im Leben – es ist doch nur normal, dass der Leser am Leben seiner Stars teilhaben möchte! Inklusive Nahaufnahme der Geschlechtsteile.

So sind die „neuen“ Klatsch-Zeitschriften gar keine Magazine mehr, es sind gedruckte Schnappschuss-Galerien mit mehr oder weniger hanebüchenen Bildunterschriften, so eine Art Promi-Flickr zwischen zwei Heftklammern. Es gibt eigentlich keine Narrative, nur noch Momentaufnahmen. Der Rest wird deshalb herbeigeredet, bis irgendwann so eine Art Soap mit ganz eigener Dramaturgie draus wird: Wenn ich in Heft 1 zu einem beliebigen Foto der lächelnden Keira Knightley schreibe „Endlich glücklich!“, und in der Woche drauf ein Foto auf meinem Schreibtisch landet, in dem sie auch nur annähernd frustriert aussieht, greife ich meine eigene Storyline in Heft 2 wieder auf: „Ist das kurze Glück schon wieder erloschen – wer steht ihr nun zur Seite?“. Story 2 bezieht die Legitimierung aus Story 1, und spätestens bei Story 23 ist die Frage, ob jemals irgendwas dran war, endgültig hinfällig. Der Unterschied zu den „klassischen“ Klatschzeitschriften liegt in der völligen dramaturgischen Freiheit: Statt einzelne Geschichten aus aktuellem Anlass zu stricken, wird die wöchentliche Flut an immer gleichen Aufnahmen mit den immer gleichen Protagonisten in die Endlos-Schleife eingespeist.

Man sucht keine Fotos mehr zur gewünschten Geschichte – das Foto selbst bestimmt und bestätigt (scheinbar) die Geschichte für die neuste Episode der Soap-Saga „Hollywood“.

inHollywood ist eine perfekte Soap, weil es die besten Darsteller an den mondänsten Locations sammelt, weil hier alle Storylines zuerst durchgespielt werden, und weil es in Massen gibt, was die Zielgruppe will: Sex, Drogen, Schönheit, Film, Musik, Betrug, Tod, Eifersucht, Geld, Luxus. Die Verwertungskette ist lückenlos – Promis, die in die Medien wollen, Medien, die bei Fuß stehen, und Zuschauer, die die Medien konsumieren. Und weil keiner einen Schaden hat, ist die Frage nach der Authentizität irrelevant. Paris, Kim, Naddel – man kann problemlos berühmt sein, ohne für etwas berühmt zu sein.

Ich könnte damit leben. Klatschzeitschriften schreiben Klatsch. Und wenn sie ein Foto haben, den Klatsch zu belegen – umso besser. Aber hier kommt wieder die Unaufrichtigkeit ins Spiel, das Element, das sich scheinbar niemals ändert: Um der Exklusivität willen wird eine Nähe zu den Stars geheuchelt, die dann eben doch wieder eine banale Lüge ist. Wenn von der bloßen Abbildung einer Szene auf die Vorgänge „hinter den Kulissen“ geschlossen wird, verwandelt sich Fakt heimlich und schleichend in Fiktion, ohne dass der Leser davon etwas mitbekommt. Wo man früher „Erfundene Geschichten aus Adel und Gesellschaft“ zum Untertitel hätte machen sollen, würde heute „Haltlose Mutmaßungen auf der Basis verwackelter Paparazzi-Fotos“ passen.

Hat der Kontexter erst mal die Story zum Bild… ich würde gerne “erfunden” sagen, aber aus Angst vor der Gerichtsbarkeit nenne ich es mal “recherchiert”…, dann muss sie noch “verortet” werden. Denn man kann die “recherchierte” Geschichte ja nicht einfach aufschreiben. Sie muss einen Ursprung haben, der hoffentlich außerhalb der redaktionellen Kaffeeküche liegt. Die “Recherche” muss belegt werden, schließlich war der Kontexter praktisch knallhart vor Ort, stand fast direkt daneben, hatte quasi das Ohr am Puls der Promi-Schlagader. Kurzum: Er hat mit dem Mikro oder dem Notizbuch ein paar O-Töne eingesammelt, die ihm Recht geben.

Man muss dazu wissen, dass es rechtlich gefährlich ist, einem Promi eine Aussage in den Mund zu legen. Will ich z.B. behaupten, dass Paris Hilton Angst hat, von ihrem Vater enterbt zu werden, lifestylekann ich nicht einfach schreiben: „Paris Hilton fragt sich: ‘Was mache ich, wenn Daddy mich enterbt?’“. Ebenso wenig kann ich als Kontexter selbst die Behauptung aufstellen: „Paris’ Vater denkt nun darüber nach, seine Tochter zu enterben“. Das alles wäre vor Gericht anfechtbar – und im Zweifel echt teuer. Aber für diesen Fall hat die Klatschpresse den „guten Freund“ erfunden, der all das sagen darf, was laut Kontexter gesagt werden muss – und der leider zu fiktiv ist, um ihn dafür zu belangen: „Ein guter Freund weiß: ‘Paris hat furchtbare Angst, von ihrem Vater enterbt zu werden’!’“

In der Welt der Klatschpostillen gibt es mehr imaginäre Freunde als in einem Hort voller hyperaktiver Vierjähriger.

In keinem Heft fand ich das so schön belegt wie in einer aktuellen Ausgabe von „Life & Style“, die sich in einem Maße des Kaffeesatzes bedient, dass es die Grenze zur Realsatire weit überschreitet. Gehen wir nur mal die 15 Seiten durch, die sich mit den internationalen Stars beschäftigen. Ich zitiere die Zitatverweise:

  • … denkt sich wohl Golden Retriever Oliver.
  • Ein Partygast erzählt…
  • … schwärmt ein Mitglied der Filmcrew
  • … sagt ein Freund
  • … sagt ein Freund
  • … sagt eine Freundin
  • … verraten enge Freunde
  • … sagen Freunde
  • … sagen Gäste
  • … sagen Fans
  • … sagt ein Freund
  • … sagt ein Insider
  • … sagt ein Bekannter
  • … sagt ein Freund
  • … verrät ein Freund
  • … sagt ein Freund
  • … warnt ein Freund
  • … sagt ein Urlauber
  • … sagt ein Beobachter
  • … berichtet ein Hotelgast
  • … verrät ein Bekannter
  • … verrät ein Mitarbeiter
  • … sagt ein Freund
  • … sagt ein Freund
  • … sagt ein Verkäufer
  • … berichtet ein Gast
  • Ein Freund verriet jetzt…
  • … sagt ein Freund
  • … verrät ein Bekannter
  • … sagt ein Szenekenner
  • … verrät ein Kenner

Der letztgenannte „Kenner“ beschreibt übrigens detailliert das Sex-Video von Britney Spears, welches es nach neusten Erkenntnissen gar nicht gibt.

In den Overdrive geht dann aber nochmal die Titelgeschichte „Victoria Beckham: Sie ist total unglücklich“, die auf nur fünf Seiten (inklusive des unvermeidlichen Frisurenvergleichs zwecks Psychofernanalyse) gleich 15 zuverlässige Quellen zitiert:

  • … sagt ein Freund
  • … sagte eine Freundin
  • … sagt ein Insider
  • Freunde sorgen sich…
  • … sagt ein Insider
  • … weiß eine Freundin
  • … sagt ein Freund
  • … sagt ein Freund
  • … lästert ein Insider
  • … sagt ein Freund
  • … lästern Insider
  • … sagt ein Bekannter
  • … sagt ein Bekannter
  • … weiß ein Vertrauter
  • … weiß eine Freundin

Zwei Wochen später (Rückflug) der nächste Rekord: Eine einzige Textseite über Lindsay Lohan mit 7 (sieben!) Varianten der Floskel “sagt ein Freund”…

So wird aus einer Dutzendpackung unzusammenhängender Paparazzi-Aufnahmen eine Narrative um eine Hauptdarstellerin gestrickt, die selber nur über Bande zu Wort kommt, und belegt wird das Ganze mit vagen Kommentaren aus dem Hintergrund, die Mitleid heucheln, während sie den Voyeurismus kitzeln.

okIch bin froh, seit meiner Rückkehr in München nicht mehr von diesen Heften umgeben zu sein. Ich bin froh, solche Geschichten nicht schreiben zu müssen. Ich bin froh, auf Betriebsfesten keinem schnöseligen Jungredakteur erklären zu müssen, dass das alles okay ist, weil ja irgendwie alle wissen, wie der Hase läuft, und weil meine Tochter doch ein Pony will…

Aber jetzt muss ich los – ich bin mit Nicole Kidman zu einem heimlichen romantischen Stelldichein im City Hilton verabredet! Hinter dem Rücken ihres Ehemanns Keith Urban! Ist die Ehe am Ende? Was wird nun aus der süßen Tochter Sunday Rose? Droht der schmutzige Scheidungs-Krieg?

Fragt nicht mich – fragt einen guten Freund von mir…



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Myself
Myself
28. Oktober, 2008 14:16

Warum verschlinge ich eigentlich so gerne deine Beiträge? Natürlich, es geht um Voyeurismus. Um möglichst intime Einblicke in eine Branche, der jeder denkende Mensch nicht über den Weg traut und bei der jeder an Seilschaften, Unwahrheiten und Verschwörungen denkt.

Die Einblicke, sei es bei Lotta oder bei dem von dir ausfühlich beschriebenen, nie produzierten SciFi Film, die du uns Lesern gewährst, sind wirklich klasse. Uneitel, ohne erhobenen Zeigefinger und gerade deshalb entlavend.

Danke

PabloD
PabloD
28. Oktober, 2008 14:23

Mein Traum: Frauke Ludowig liest diesen Artikel ohne Vorankündigung um 18:30Uhr auf RTL. Aber vermutlich würde die Zielgruppe ihn gar nicht verstehen wollen.

Dr. Acula
28. Oktober, 2008 16:26

Blogeintrag des Monats (inkl. Niggemeier :-)).

Wortvogel
Wortvogel
28. Oktober, 2008 16:41

Danke für das Lob – erstaunlich genug, weil ich eigentlich nur einen Kurzeintrag zum Thema “inflationärer Gebrauch imaginärer Freunde” hatte schreiben wollen, aber das Thema irgendwie außer Kontrolle geriet. Ich habe oben noch zwei Absätze eingefügt, die die ganze Polemik noch etwas flüssiger machen.

Stephan
Stephan
28. Oktober, 2008 16:56

Damit Du vor lauter Lob nicht überschwänglich wirst, sei angemerkt, daß es selbstverständlich sehr verwerflich ist, “irgendwelche VOX-Auwandererdokus” anzuschauen.

Wortvogel
Wortvogel
28. Oktober, 2008 17:07

Leck mich anne Füße, Stephan – meine Freundin mag’s, und ich finde das auch irgendwie spannend 😉

Stephan
Stephan
28. Oktober, 2008 17:24

Ich fürchte, da bekomm ich Sodbrennen von…

Peroy
Peroy
28. Oktober, 2008 17:27

“Zielgruppe: Frauen ab 40 aufwärts.”

Weiber…

zu-schauer-lich
28. Oktober, 2008 17:29

mmh, “imaginäre freunde”…mmmh…

wie aus gut unterrichteten kreisen verlautbart wurde, leidet eine vielzahl von klatschreportern unter psychosen, die einhergehen mit halluzinationen. wie ein kenner des goldenen blattes sagte, sei der inhalt komplett halluziniert. der goldfisch des chefredakteurs fragt sich: wird es jemals wieder besser werden? ein insider meint: nein. die haare werden ja auch immer kürzer.

Daniel
Daniel
28. Oktober, 2008 18:03

Sehr unterhaltsam – bin wirklich froh diesen Blog gefunden zu haben.

Lite
Lite
28. Oktober, 2008 21:00

Auf jeden, ausgezeichneter Artikel. Wortvogel.
Also, in genau dieser Länge bitte mehr Artikel und ja, ich lese schon einige Zeit deinen Blog, hast ne coole Schreibe; in Ruhe ne lustige Zigarette rauchen und deine Einträge lesen ist ne wunderbare Kombination, wie ich finde.

Helmut
Helmut
28. Oktober, 2008 21:23

Hallo Torsten,

du hast es geschafft das ethische Problem rauszuschälen ohne dich auf das Niveau dieser Blätter zu begeben.

Dankeschön.

Jim
Jim
28. Oktober, 2008 22:00

@ Wortvogel
Den Verdacht, dass das alles nicht mit rechten Dingen zugeht in dieser Branche, hatte ich schon immer, danke für diesen netten Blogartikel (wie auch immer man das nennt).
Doch was hast du für Erfahrungen mit Prominenten wie, nur als völlig freies Beispiel, Heidi Klum, die einfach überhaupt nicht in solchen Schmierblättern auftauchen möchte und die sich, je mehr sie sich weigert “mitzuarbeiten” für die Stories, noch weiter in den Schmutz gezogen wird? Im Gegenzug, was ist mit B-, C- oder gar D-Promis wie einer Frau Naddel, die um solche kleinen Stelldicheins mit dieser Presse vielleicht gar nicht verlegen ist, nur um nicht völlig in Vergessenheit zu geraten? Gibt es dort unterschiedliche Muster, nach denen Promis abgehandelt werden?
Gruß aus Berlin
Jim

Wortvogel
Wortvogel
28. Oktober, 2008 22:05

@ Jim: Natürlich gibt es Unterschiede, je nachdem, wie zugänglich der Promi ist. Wenn man die Blätter analysiert, kann man auch sehr gut sehen, dass die meisten Artikel über A-Stars eher “aus der Ferne” gemacht werden (Paparazzi-Shots, Fern-Analysen, allgemeines Geblubber), während B- und C-Promis mit Homestorys und “exklusiven” Storys gefeiert werden – weil sie diese oft selber anbieten. Manche gehen sogar einen Schritt weiter und “entwerfen” einen Skandal zusammen mit einem Journalisten, der ihn dann “aufdeckt”. No news is bad news…

Wie sich manche Promis verhalten, kannst du durch einen Klick auf den Button “off the record” in der Seitenleiste nachlesen. Ansonsten bin ich ja auch schon sehr lange aus diesem Teil der Branche raus.

Heidi Klum ist mir sympathisch, aber zu omnipräsent (wie auch Barbara Schöneberger und derzeit Geiger David Garrett).

Dieter
Dieter
28. Oktober, 2008 23:18

Ich würde Dich gerne auf dem gleichen sprachlichen Niveau loben können, das Du mit diesem Artikel wieder an den Tag gelegt hast. Das ist ein Lesefest. So: Ich werde Hope gucken und mir die Nibelungen kaufen. Steht jetzt fest!

Hirngabel
28. Oktober, 2008 23:31

Ich möchte auch kurz ein Häufchen Lob hinterlassen. Obwohl… nein… einen großen Haufen.

Wieder ein großartiger Beitrag. Danke.

Wortvogel
Wortvogel
28. Oktober, 2008 23:38

Ich werde euch nie verstehen – manchmal glaube ich, einen Knaller-Beitrag geschrieben zu haben, und kaum einen interessiert’s. Und dann denke ich wieder “Das ist jetzt eher Nischengefasel für ein paar hartnäckige Allesleser”, und ihr springt voll drauf an.

Egal – so bleibt es auch für mich spannend. Und nochmals danke.

Modelverhunzer
Modelverhunzer
29. Oktober, 2008 09:46

Ich hab entgegen den ausdrücklichen Rat “Kontexter” gegoogelt. Du Lügerer! Haste gar nicht erfunden. 😛

Den Artikel drumherum fand ich (als hartnäckiger Allesleser) aber ziemlich großartig.

Reptile
Reptile
29. Oktober, 2008 10:47

Genialer Artikel, vielen Dank dafür. Wirklich super geschrieben und auf den Punkt gebracht. Das Thema macht mich wieder nachdenklich.
Ich weiss noch wie ich vor ein paar Jahren mit meinem damaligen Chef in der TV Abteilung des Elektroladens stand. Es war nichts zu tun und wir starrten auf die Fernsehwand. Es lief grade “Das Geständnis”. Mein Chef schüttelte den Kopf und meinte: ” Nein, dieser Mistkerl!Was tut er der Frau nur an”. Ich blickte ihn ungläubig an und fragte ihn ob ihm schon klar ist das dies natürlich eine Fake Sendung ist. Er brachte nur einen fragenden Blick hervor. Ich fragte ob er wirklich meinte das die Kamera in der Wohnung dabei war als der Mann grade seine Freundinn betrog. Man sah ja grade eine dramatische Rückblende. Daraufhin ging er nur wortlos weg….
Tja, wie man sagt man so schön: Unser Verstand erzeugt unsere Realität

Soederberg
Soederberg
29. Oktober, 2008 13:09

“während B- und C-Promis mit Homestorys und “exklusiven” Storys gefeiert werden – weil sie diese oft selber anbieten.”

Dann ist es ja nur noch eine Frage der Zeit bis Michael Ballack in der Gala auftaucht. Wahrscheinlich spätestens dann, wenn es der FAZ zu bunt wird.

Tinitus
29. Oktober, 2008 13:22

Hab auch gegoogelt.

“Kontexter sitzt an der Schnittstelle zwischen Medientechnologie und Inhaltskompetenz und bietet dort Services die Sinn machen. ”

Wäre also gar nich so schlimm, wenn die d sitzen würden.

Tinitus
29. Oktober, 2008 13:22

Ich kaufe ein “a”

Tornhill
29. Oktober, 2008 19:49

Schließe ich mich mal an – schöner Artikel (es sind halt immer die Überraschungstexte, die am besten ankommen)!

Dass es ungefähr so ähnlich abläuft, hat man natürlich auch schon vorher gemutmaßt, aber so lange war es halt nur Verdacht, nun hat man einen Augenzeugen.

– Der sich noch dazu gegen Wrestling ausspricht. Sehr gut! 8)

Ist aber wirklich schockierend, wie eine neue Generation billigen Unterhaltungszeugs nun WIRKLICH die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt, wie es seit jeher immer wieder jedem neuen Medium vorgeworfen wird. Diese Kallwasse, Saleschs usw. sind ja tatsächlich echt, was sie scheinen, doch der Kontext ist es nicht – und wie Reptile schon erzählt hat, immer mehr Leute werden nichtmal mehr misstrauisch, wenn es Rückblenden oder andere Unmöglichkeiten gibt.
Als ich Menges “Millionenspiel” sah, war ich enttäuscht, weil doch jeder hätte merken müssen, dass die Kamera unmöglich hätte dabei sein können und dass es keine vorherigen Sendungen gab – aber anscheinend ist dieser Mindestsatz des Hinterfragens seit dem noch immer nicht unbedingt verbreiteter, wie ich eigentlich gedacht hätte.

mibu
mibu
30. Oktober, 2008 00:46

Du und die Klatschreporter, Ihr habt vielleicht beide Recht: In der Tat glauben viele Leser jeden Satz in diesen bunten Blättern oder Nachmittags-TV-Sendungen. Aber ebenso wahr ist es, dass das Publikum diese Art der Unterhaltung schätzt und gar nicht würde wissen wollen, dass alles frei erfunden ist.

Ein kleines Gleichnis: Wir schenkten meiner Oma einen Heimtrainer und sie strampelte täglich darauf, weil sie irrtümlich glaubte, dass die automatisch startende Stoppuhr eine Anzeige der verbrauchten Kalorien sei. Nachdem ich ihr einmal die Wahrheit sagte, steht das Ding nun ungenutzt in der Ecke.

Natürlich ich könnte Deinen Blogeintrag ausdrucken und meiner Oma vorhalten: “Siehst Du, ich habe es ja immer gesagt, alles erlogen!” Aber warum soll man Ihr die Freude an diesen Heften nehmen?

Die eigentlich leidtragenden sind meiner Ansicht nach nicht die “verarschten” Leser, denn die lassen sich gerne etwas vormachen, sondern eher die Prominenten, die wohl oftmals gar nicht wissen, warum sie mal wieder auf der Straße von einer älteren Dame beschimpft wurden. Es muss übel sein, wenn jeder glaubt, alles von einem zu wissen, aber die scheinbaren Infos nur Hirngespinste von Reportern sind. Andererseits ist dies die Schattenseite, die ein Leben in Ruhm und Luxus mit sich bringt.

Gefährlicher finde ich es da schon, wenn dieser Pseudojournalismus bei politischen und wirtschaftlichen Themen angewandt wird, wie oft in der Bild, oder gegenüber Durchschnittsbürgern, die sich nicht wehren können und keine Vorteile davon ziehen.

Peroy
Peroy
30. Oktober, 2008 15:44

“Natürlich ich könnte Deinen Blogeintrag ausdrucken und meiner Oma vorhalten: “Siehst Du, ich habe es ja immer gesagt, alles erlogen!” Aber warum soll man Ihr die Freude an diesen Heften nehmen? – Die eigentlich leidtragenden sind meiner Ansicht nach nicht die “verarschten” Leser, denn die lassen sich gerne etwas vormachen, sondern eher die Prominenten, die wohl oftmals gar nicht wissen, warum sie mal wieder auf der Straße von einer älteren Dame beschimpft wurden. Es muss übel sein, wenn jeder glaubt, alles von einem zu wissen, aber die scheinbaren Infos nur Hirngespinste von Reportern sind.”

Die Frage selbst beantwortet, schön…

” Andererseits ist dies die Schattenseite, die ein Leben in Ruhm und Luxus mit sich bringt.”

Na dann isses ja okay…

logo
logo
23. November, 2010 16:20

Na, Herr Dewi, nichts zu tun, ausser die eigenen Meinungen hier selbst zu schreiben….

Auch Ihre Blahs gähnen ab….

Lukas
23. November, 2010 16:31

Da weiß jemand nicht, wie Pingbacks funktionieren.

Dr. Acula
23. November, 2010 16:33

Warum sollten Trolle das auch kapieren? 😉

tutNixZurSache
tutNixZurSache
4. Januar, 2011 19:32

Danke für den gelungenen Text.

Tim Melcher
Tim Melcher
5. Januar, 2011 13:48

Du arbeitest bei ProSieben und wetterst über die Klatschpresse?
Ein Insider hat verlauten lassen, dass Kohlberg Kravis & Roberts schon vor Jahren das journalistische Qualitätsbewusstein in der PS1 Media AG aus dem Fenster werfen ließ um internationale Investoren anzulocken.
Auch die extrem einseitige politische Orientierung der zum Konzern gehörigen Medienanstalten ist seither eindeutig ausgerichtet und spiegelt sich in der gesamten Berichterstattung wider.
Glashaus, wah? 😉

Wortvogel
Wortvogel
5. Januar, 2011 14:06

@ Tim Melcher: Ich arbeite nicht bei ProSieben. Blöd, wah? 😉

FrauAntje
FrauAntje
5. Januar, 2011 22:54

Sehr guter Artikel!
Ich habe mich auch eine Weile mit diesen Heften amüsiert, aber irgendwann wird es dann doch langweilig. Und die Art des Schreibens empfand ich dann genau so wie oben beschrieben. Sehr interessant auch mal Inside news zu erhalten.

Jorange
Jorange
9. Januar, 2011 15:30

Hieraus könnte man auch ein Berufsverständnis von Klatschreportern ableiten: http://www.ruthe.de/index.php?pic=1194&sort=datum&order=DESC

Saippuakivikauppias
Saippuakivikauppias
11. September, 2013 18:19

Danke, Herr Wortvogel für diesen Beitrag. Mir wurde einiges klarer was ich vorher nur diffus angedacht habe.
So möchte ich mir bei allen Verhaltensweisen, die mir seltsam/unverständlich/gedankenlos vorkommen ihre schöne Begründung dazudenken:
Der/Die/Das tut etwas, weil “die Tochter ein Pony will”.
Das macht vieles für mich plötzlich plausibel. Danke. Sehr versöhnlich formuliert!

Zum Anderen frage ich mich, was ein versöhnlicher und nachvollziehbarer Grund dafür ist, solche Zeitschriftenprodukte kaufen zu wollen?
Dazu fiel mir ein:
Nehmen wir mal an, jemand sitzt in einem stickiger Zimmer und mag die Fenster nicht öffnen, weil dann jemand herausfinden könnte, dass es dort stickig geworden istt.
Herr/Frau Jemand kann sich einen Ventilator besorgen und ihn anschalten. Dann kommt Luftbewegung in den Raum.
Wenn dann die Nachbarin ins Zimmer kommt, kann problemlos gesagt werden: Das müffelige menschliche Gerüchlein kommt aus dem Ventilator!
Das bin nicht ich, sondern der Ventilator.

Die meisten Menschen, die ich kenne (mich eingeschlossen), möchten nicht so gerne über ihre eigenen Gefühle reden. Das ist oft viel zu riskant!
Also braucht es einen Umweg, um sich über eigene Schicksalsschläge auszutauschen. Das ist ein Grund dafür, warum sich praktisch nur die Namen der Promis ändern, nicht aber die Inhalte der Heftchen.
Und beim Gespräch mit der Nachbarin ist es viel unriskanter über die gescheiterte Ehe von Promi A oder Prinzessin B zu reden, als über die eigene Geschichte und die eigenen Deppertheiten.
Hier sehe ich eine persönliche Schutzfunktion, die diese Hefte erfüllen können. Offiziell andere Namen für die eigenen Probleme.
Und deshalb werden jede Woche dieselben Inhalte mit anderen Aufklebern gekauft. Wer solche Verhaltensweisen irre findet, fasse sich bitte kurz selbst an die eigene Nase! (Und genau das tue ich jetzt 🙂 )

Wie mag es sich als echter z.B. Prinz Charles anfühlen, wenn man ein Leben unter ständiger Angst vor Beobachtung führt? Ich popel in der Nase und morgen haben Millionen Menschen das Bild von mir davon zum Frühstück vor sich.
Ich bin so froh, dass ich nicht Prinz Charles geworden bin!!!

Inspektor Columbo wurde mal gefragt, wen er hasst, und er (glaub ich) antwortete: “Albaner. Die sind so weit weg, dass es sie nicht stört, dass man sie hasst!”
Ich halte das für genial und wünsche mir, dass in diesen Ventilatorheftchen nur noch Leute namentlich benannt werden, denen es egal ist.
Irgendwer aus Trinitongo und Towalulu, der kein Bock auf Massenmedien hat und angenehm mit sich selbst beschäftigt ist. Oder irgendwer aus einer zu erfindenden Paralellgalaxis oder Freiwillige!

Ja genau: Freiwillige zum Photogeshopt-werden vor!!!

Soweit von hier und schöne Grüße!

Saippuakivikauppias

comicfreak
comicfreak
8. November, 2019 15:26
Wortvogel
Wortvogel
8. November, 2019 18:10
Reply to  comicfreak

Coole Sache!

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[…] erinnere: Wortvogel-Retrospektive – dieser Beitrag über die aktuelle Klatschpresse hat 2008 beträchtlichen Wirbel […]