28
Dez 2016

Ariana Grande: Weil sowas von sowas kommt…

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich kenne Ariana Grande, die steckengroße neuste “Kinderstar wird Popstern”-Version, nur aus Saturday Night Live-Sketchen und Auftritten in Late Night Shows, wo sie erstaunliche stimmliche Bandbreite beweist:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Nun beschwert sich die junge Dame auf Social Media-Kanälen, dass Fans sie wohl massiv sexuell objektifizieren würden – und SPon ist das auch gleich einen Artikel wert. 

Das wäre mir kein Posting wert – hätte ich nicht kürzlich bei meinem türkischen Hausfriseur aus dem Augenwinkel ein Musikvideo der jungen Dame gesehen:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Fan hat sie objektifiziert? Nein, das tut ihre Plattenfirma, ihr Management, letztlich auch sie selbst. Der Fan hat lediglich das genau geplante und gewollte Image der sexuellen Verfügbarkeit angenommen. Denn eins ist klar: die Erregung, die Sehnsucht, das Verlangen der großteils pubertären und post-pubertären Zielgruppe – die sind kommerziell nützlich und für Frau Grande extrem lukrativ. Sie verkauft ja weit mehr als ihre Stimme.

Ariana Grande nennt das natürlich nicht “objektifizieren”. Sie nennt das “weibliche Sexualität ausdrücken” – was augenscheinlich nur geht, in dem man sich in Reizwäsche vier Minuten lang räkelt, im Schummerlicht Schmollmund und Popo in die Kamera dreht. Diese “weibliche Sexualität” scheint mir verdächtig männlich definiert. Letztlich möchte/muss Ariana geil gefunden werden – nur nicht in ihrem Beisein. Da hat man sie höflich und respektvoll zu behandeln.

Das erinnert mich ein wenig an den Reality-Star Farrah Abraham, die keine Gelegenheit ausläßt, sich zu prostituieren, sogar Pornofilme mit professioneller Unterstützung dreht und diese “aus Versehen” als angebliche Privataufnahmen an die Medien weitergibt, um in den Schlagzeilen zu bleiben. Sagt man ihr allerdings im freundlichen Gespräch, sie sei deswegen Porno-Aktrice, beginnt sie zu heulen und besteht darauf, eine anständige junge Frau zu sein. Der Disconnect zwischen Handeln und Verantwortung ist erstaunlich.

Asking for it? Natürlich nicht. Aber vielleicht “playing with fire”?! Und dafür habe ich vergleichsweise wenig Verständnis. 



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

56 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Dietmar
28. Dezember, 2016 15:31

Spannendes Thema! Vor allem, weil ich gar keinen Widerspruch darin sehe, dass Frauen sexuell attraktiv sind, sein wollen und mit ihren Reizen nicht geizen (wuahaha) und trotzdem zu respektieren sind. Ariana Grande kenne ich nicht und kann sie nach dem Video eigentlich nur niedlich finden. Ein Kind, das verruchte Erwachsene spielt. Ich verstehe ihr Problem nicht. Wenn man solche Bilder produziert, dann will man doch eine sexuelle Wirkung erreichen. Hat sie wohl geschafft. Würde ich in ihrer Stelle als Kompliment sehen. Aber es geht ihr wohl eher darum sich als Opfer darzustellen und zusätzlich eine Mitleidstour zu fahren. Und damit ist sie auch nicht mehr niedlich sondern eine blöde Göre. Bei allem Respekt.

Es gibt Frauen, die ihre Attraktivität viel gekonnter, souveräner inszenieren. Beispielsweise Regina Halmich. Warum sollten Frauen das nicht tun und warum sollte man sie nicht respektieren, wenn sie das getan haben. Ich habe öfter schon mal attraktive Frauen unbekleidet gesehen und kein Problem damit sie zu respektieren. Eigenartig.

Dietmar
28. Dezember, 2016 15:32

Farrah Abraham! WAAAHHH! Gruselig! Kannte ich noch nicht. *schüttel*

Wortvogel
Wortvogel
28. Dezember, 2016 15:43

@ Dietmar: Mir geht es mehr darum, dass man sich nicht selbst aggressiv sexualisieren und DANN beschweren sollte, dass man genau so wahrgenommen wird. Madonna und Kylie Minogue haben sich meiner Erinnerung nach auch nie beschwert, dass Männer in ihrer Gegenwart die Contenance verlieren.

Proesterchen
Proesterchen
28. Dezember, 2016 16:24

Ich kann die Gedanken am konkreten Beispiel nachvollziehen, aber die Konsequenz wäre eine Welt, in der man die eigene Außendarstellung am kleinsten gemeinsamen Nenner aller möglichen Rezipienten (inkl. der Fraktionen ‘erloschenes Teelicht’ und ‘sozial bedingt interaktiv’) ausrichten muss, um nicht irgendwie durch die Hintertür an der eigenen Belästigung Mitschuld zu tragen.

Für mich bleiben die Handelnden auch verantwortlich für ihre Taten. (jedenfalls so lang eine nicht-deterministische Realität die Basis alle Wertung ist)

PS: Der Publizist, der das Whitney-Houston-Cover zu verantworten hat, wurde hoffentlich gefeuert. Wer lässt denn sowas zu? Nenene.

Wortvogel
Wortvogel
28. Dezember, 2016 16:34

@ Proesterchen: Ich kann das nicht so binär sehen – entweder keine Verantwortung oder totale Verantwortung. Es gibt ja noch den breiten Korridor der Vernunft.

Proesterchen
Proesterchen
28. Dezember, 2016 18:00

Liegt es nicht in der Natur der Vernunft, dass es so viele Interpretationen des Begriffes gibt wie Leute, die man danach fragt? An wessen Vernunft orientieren wir uns dann, und wer entscheidet das?

Peroy
Peroy
28. Dezember, 2016 18:08

Alles Schlampen außer Mutti…

Wortvogel
Wortvogel
28. Dezember, 2016 19:01

@ Proesterchen: Was ich meinte – die Alternative zur totalen Sexualisierung ist ja nicht der Gang in Sack und Asche. Es gibt breite Ausdrucksformen des weiblichen Körpergefühls, die sich nicht so aggressiv und anbiedernd den kommerziellen Anforderungen unterwerfen.

Dietmar
28. Dezember, 2016 23:03

@Wortvogel: Ja, das war mir klar. Ist unwidersprochen.

Proesterchen
Proesterchen
29. Dezember, 2016 12:43

Du magst nicht den Gang in Sack und Asche verlangen, aber mit dieser Position stärkst Du Elementen der Bevölkerung dieses Planeten den Rücken, die nichts weniger als die tatsächliche, komplette Verhüllung der Mehrheit eben dieser Weltbevölkerung als vernünftig erachten.

Da ist für mich die Alternative (verkürzt “Täter verantworten ihre Taten.”) ungleich einfacher zu ertragen und der einzig grundsätzlich gangbare Weg.

Wortvogel
Wortvogel
29. Dezember, 2016 13:25

@ Proesterchen: “die nichts weniger als die tatsächliche, komplette Verhüllung der Mehrheit eben dieser Weltbevölkerung als vernünftig erachten.” – aber sonst geht’s dir gut, soweit? Blutzucker, Promille, Astralpräsenz? Alles im Lot?

Peroy
Peroy
29. Dezember, 2016 14:48

“Titten raus, sonst gewinnen die Terroristen!!!” 😀

Proesterchen
Proesterchen
29. Dezember, 2016 19:12

Ja klar, wird schon irgendetwas organisch nicht mit mir stimmen, wenn ich es vorziehe, dass Menschen sich nach eigenen Gutdünken kleiden und verhalten können. Und das am Ende immer noch Menschen für ihr Verhalten verantwortlich sind, die andere objektivieren, und nicht etwa die unwilligen Rezipienten.

Nix ‘playing with fire,’ nix ‘der/die wollte es ja so,’ nix ‘sowas kommt von sowas.’

Keine Ausreden, persönliche Verantwortlichkeit. Wenn jemand sich nicht im Griff hat, ist das sein/ihr Problem.

@Peroy

Ja, gerne. Oder auch nicht. Mach wie Du willst. Und wenn Dich jemand ungefragt betatscht oder doof anmacht schiebe ich Dir nicht mal ein klitzekleines Bisschen Mitschuld in die Schuhe, weil Du nicht keusch oder freizügig genug warst. (Novel idea, I know.)

Peroy
Peroy
29. Dezember, 2016 19:55

Sätze, die ich nach dreimaligem Lesen noch nicht verstanden habe, werden zukünftig ignoriert.

Sigur Ros
Sigur Ros
30. Dezember, 2016 12:31

@Proesterchen(ein Wort, dass du in den letzten Tagen wohl etwas zu oft gesagt hast…): Du hast den Schuss immer noch nicht gehört. Es geht darum, dass es ein Wenig lächerlich und hypokratisch wirkt, sich als attraktive junge Frau über Sexualisierung zu beschweren, wenn man sich gleichzeitig in seinem Musikvideo derart aufdringlich als pures Sexobjekt darstellt. Wie unterstützt jemand, der das so sieht, Leute, die totale Verhüllung wollen (sofern das deine Aussage ist, was bei deinen satzbautechnisch wie inhaltlich extrem wirren Gedankengängen leider schwer nachvollziehbar ist)? Es gibt gottseidank auch Menschen, die im Gegensatz zu dir die Welt nicht nur schwarz-weiß, sondern farbig sehen können.

Der Sperling
Der Sperling
30. Dezember, 2016 12:53

“Asking for it” Nein, aber “playing with fire” Ja? Bullshit.
“Ich hasse Leute, die sagen ‘Es war nicht alles schlecht im Osten’. Aber es gab auch Dinge, die gut waren” pflegt ein Kollege von mir zu sagen.

Proesterchen mag etwas hysterisch über das Ziel hinaus schießen, aber im Kern bleibt dieser Beitrag problematisch.

Farrah Abraham leidet entweder an einem Disconnect zur Realität oder, ebenso wahrscheinlich, das “Heulen” gehört mit zur Selbstvermarktung und ist Teil ihrer Bemühungen, im Rampenlicht zu bleiben und Geld zu verdienen. Das entbindet andere Menschen aber nicht davon, ihr mit einem Mindestmaß an Höflichkeit zu begegnen. Was ich von ihr weiß, macht sie mit äußerst unsympathisch, dennoch bewahre ich mir einen gewissen Grundrespekt vor dem Menschen dahinter.

Ariana Grande nutzt körperliche Reize und ein ausgelutschtes MV-Konzept, um Plattenverkäufe anzukurbeln, was scheinbar auch gelingt (was mehr über Konsumenten als Künstler aussagt). Auch hier: Entbindet niemanden davon, ihr gegenüber höflich aufzutreten.
Zudem ist es ihre Sache, wie sie ihre eigene “weibliche Sexualität” auslegt und auslebt. Ihr das mit dem Verweis auf “verdächtig männlich definiert” abzusprechen ist auch wieder nur eine Form der Bevormundung vom Typ “Eine Frau hat dies zu sein, das zu tun, sich so zu kleiden”, nur aus der anderen Richtung. Du kannst natürlich annehmen, dass das Video nicht wirklich ein Ausdruck ihrer Sexualität ist, sondern nur der eigenen Vermarktung dient und das von dir beschriebene Image erzeugen soll, aber es bleibt dies: Eine Annahme. (Ich würde auch vermuten, dass es für sie absolut okay ist, wenn man sie in ihrem Beisein geil findet und dass sie sich lediglich an einem Mangel an Höflichkeit und Respekt stören würde – ist aber auch nur eine Annahme.)

Wirklich kritikwürdig ist der Umgang unserer Gesellschaft mit Geschlechterrollen und Sexualität, die diese Objektifizierung mit Geld und Aufmerksamkeit honorieren. Dabei ist es nicht hilfreich, wenn immer wieder einzelne Personen mit “Asking for it”/”Playing with fire” herausgestellt werden – sie sind nicht das Problem, eher ein Symptom. Kritisieren könnte man allenfalls, dass diese Personen es in Kauf nehmen, diese sexistischen Systeme zu stärken, in dem sie diese mit kühler Berechnung zur persönlichen Bereicherung nutzen.

Was du so schreibst klingt nach “würd’ mich nicht wundern, wenn die mal von irgendwem in’s Gebüsch gezerrt wird. Wer mit dem Feuer spielt, muss sich nicht wundern, wenn er sich verbrennt.”, was nur die konsequente Weiterführung des Gedanken “Selbst schuld, dass sie objektifiziert wird, wenn sie sich als sexuelle Person präsentiert” darstellt. Der gewünschte Zustand sollte doch sein, Sexualität nicht mehr zwischen den Extremen “objektifizierend-degradierend” und “prüde bis ins Mark” pendeln zu lassen, sondern Sexualität als integralen Bestandteil einer Person zu begreifen – und nicht nur als Lippenbekenntnis “Jaja, jeder hat Sex, ist das normalste der Welt… …. Wie ist das Wetter so?” und den Rest mit “Mir egal, was ihr macht, nur macht es hinter verschlossenen Türen und lasst es niemanden hören” aus den Augen, aus dem Sinn zu schieben.

Zum Schluss: Man kann jemanden geil finden UND ihn höflich und respektvoll behandeln.

Sigur Ros
Sigur Ros
30. Dezember, 2016 13:43

@Der Sperling: Auch du scheinst den Kern der Kritik des Beitrags nicht wirklich verstanden zu haben. Hat Torsten eine Großteil von dem, was du ihm da vorhältst, geschrieben oder ist das ein reiner Strohmann, den du hier abfackelst? Niemand zwingt die Dame, sich in ihren Videos derart freizügig und an der Grenze zur Nuttigkeit zu präsentieren. Wenn dieselbe Frau sich dann gleichzeitig über Sexismus und -ualisierung beschwert, besteht eine offensichtliche Fallhöhe, bei der sie sich nicht wundern darf, wenn ihr diese zum Verhängnis wird.

Peroy
Peroy
30. Dezember, 2016 13:45

“Farrah Abraham leidet entweder an einem Disconnect zur Realität oder, ebenso wahrscheinlich, das “Heulen” gehört mit zur Selbstvermarktung und ist Teil ihrer Bemühungen, im Rampenlicht zu bleiben und Geld zu verdienen. Das entbindet andere Menschen aber nicht davon, ihr mit einem Mindestmaß an Höflichkeit zu begegnen. Was ich von ihr weiß, macht sie mit äußerst unsympathisch, dennoch bewahre ich mir einen gewissen Grundrespekt vor dem Menschen dahinter.”

Nichts, was ich von dieser Frau gesehen oder gehört habe, verdient Respekt. Nichts. Und wenn die “Höflichkeit” bedingt, dass man die Realität verleugnet, dann auch diese nicht.

Sigur Ros
Sigur Ros
30. Dezember, 2016 14:04

@Peroy: Mit Höflichkeit würde ich solche Menschen zwar sicher schon behandeln, Respekt muss man sich hingegen verdienen. Aber grundsätzlich stimme ich dir zu – Diese Aussage von Sperling zeugt auch nur davon, dass er Torstens Kritik in keinster Weise verstanden hat. Die Forderung nach Respekt kommt doch von den Damen Abraham und Grande selbst – was halt lächerlich wirkt, wenn man sich einerseits der Welt als Sexobjekt präsentiert, aber gleichzeitig fordert, dass Männer sich im persönlichen Umgang mit ihnen wie Gentlemen zu verhalten und nicht über ihren Sexappeal zu reden haben. Das ist es doch, worum es Torsten im Kern ging.

Peroy
Peroy
30. Dezember, 2016 16:33

Ich würde ihre Existenz höflich ignorieren, zählt das auch…?

Proesterchen
Proesterchen
30. Dezember, 2016 18:09

Ah, wunderbar, bald haben wir das ganze Arsenal durch. Körperliche Gebrechen? Check. Angriff auf den Namen? Check. Trunkenheit? Doppelcheck. Probleme mit der Grammatik? Check. Check. Check.

Und das alles von Leuten, deren Denke scheinbar tief in einer Zeit vor ihrer Geburt verwurzelt ist, in der man krude Thesen vom Opfer, das durch sein Verhalten den Täter und die Tat zumindest mitzuverantworten hat, auf jeden Fall ‘noch mal sagen durfte.’

Und von Leuten die scheinbar glauben, dass es normal und angemessen ist, als Antwort auf die Handlungen eines Täters dem Opfer Vorschriften für das künftige Verhalten mit auf den Weg zu geben.

Ich finde das ganze, wie schon geschrieben, mindestens nicht zu Ende gedacht, eher ganz grundsätzlich fehlgeleitet.

Sigur Ros
Sigur Ros
30. Dezember, 2016 18:25

@Proesterchen: Und du hast bald das gesamte Troll-Arsenal durch: Andere Diskutanten als dumm und zurückgeblieben beleidigen? Check. Argumente ignorieren oder völlig missverstehen? Check. Völlig aus der Luft gegriffene Strohmann-Behauptungen? Check. Check. Check.

Peroy
Peroy
30. Dezember, 2016 18:30

Prost.

Wortvogel
Wortvogel
30. Dezember, 2016 20:21

@ Sperling/Proesterchen: Na komm, sag’ es. Los. Rape Culture. Du willst es doch auch.

Kastanie
Kastanie
30. Dezember, 2016 20:38

Geile Scheiße, Proesterchen ist auf irgendwas voll drauf.

Der Sperling
Der Sperling
31. Dezember, 2016 07:59

@Wortvogel: Hut ab. Den Gesprächspartner zu disqualifizieren, indem man ihm präventiv vorwirft, gleich einen Hitler-Vergleich zu bringen und nicht mal Hitler bemühen – schöner Kunstgriff.

Dann eben der Kern des ganzen:
“Played with fire” ist nur eine der vielen Geschmacksrichtungen der widerlichen “Kurzer Rock”-Argumentation, “Asking for it? Natürlich nicht. Aber vielleicht “playing with fire”?!” ein schön getarnter “Ich bin ja kein …. aber …. – das wird man ja wohl noch mal sagen dürfen!”-Satz.
Auch ist dein Vorwurf des Disconnect zwischen Handlung und Verantwortung einfach geschmacklos und falsch. Abraham kann dies ja noch vorgeworfen werden, da sie ja nur in einem freundlichen Gespräch dazu befragt und niemand körperlich oder verbal übergriffig wurde.
Da du aber eine Parallele zu Grande ziehst, verschiebst du die Verantwortung für das dem Ganzen zugrunde liegende Ereignis von dem “Fan” auf Grande – “selber Schuld, bei so einem Video, sie hat halt mit dem Feuer gespielt und förmlich drum gebeten, da muss man sich nicht wundern und brauch sich dann auch nicht darüber beschweren”.

Jörsch
Jörsch
31. Dezember, 2016 10:52

Na dann…holt alle eure Titten und Schwänze raus, am Sonntag morgen ab in die Kirche. PRIMA!
@wortvogel: Ich kann dein Sabatical immer mehr nachvollziehen! Es macht einfach keinen Spaß mehr. Weder seine Gedanken aufzuschreiben noch argumentativ nachzulegen. Es ist ermüdend! DANKE für eine schöne Zeit in diesem Blog.

Jörsch
Jörsch
31. Dezember, 2016 10:54

Ach und wenn ich es mir gerade überlege…den ersten Satz hätte ich mir sparen können, so what…

Sigur Ros
Sigur Ros
31. Dezember, 2016 11:30

@Jörsch: Dein erster Satz passt schon – denn im gelinde gesagt übersichtlichen Weltbild von Proesterchen und Sperling MUSS eine Frau sich ja offenbar als Lolita und Sexobjekt präsentieren, da jeder, der das kritisch sieht, ein voll böser Verhüllungs-Befürworter und Opfer-zum-Täter-Macher ist. So schade auch ich Torstens Sabattical finde, so sehr kann ich es allmählich nachvollziehen, dass man sicher irgendwann keinen Bock mehr hat, sich mit solchen Trollen rumzuärgern.

Der Sperling
Der Sperling
31. Dezember, 2016 11:38

Na kommt, sagt es. Los. Feminazi. Ihr wollt es doch auch.

Der Sperling
Der Sperling
31. Dezember, 2016 11:46

Mir ist vollkommen egal, wie die Leute sich Kleiden. Auch mache ich davon selten abhängig, wie ich mit jemandem umgehe.

Jörsch
Jörsch
31. Dezember, 2016 11:54

@der sperling: ich sage eher: Clown

Sigur Ros
Sigur Ros
31. Dezember, 2016 12:08

@Der Sperling: Nö, die Bezeichnung wäre zu viel der Ehre – für mich bist du einfach nur ein Troll.

Wortvogel
Wortvogel
31. Dezember, 2016 12:22

Es ist eigentlich einen eigenen Artikel wert, aber angesichts von Silvester und Sabbatical fasse ich meine Position noch mal kurz zusammen – weil es erschreckenderweise nötig ist und alle Gegendiskutanten kleine Mäusepimmel haben.

Jeder Mensch lebt in einem sozialen Kontext. Nicht jeder Mensch ist in der Lage, den sozialen Kontext des anderen zu erkennen und zu respektieren. Es ist daher eine eigentlich sehr banale Frage des Selbstschutzes, das eigene Auftreten und Verhalten der jeweiligen Situation anzupassen. Ich gehe nicht nackt in die Kirche, ich spaziere auch nicht mit raus hängenden Geldbündeln und Rolex durch soziale Brennpunkte. “Angemessen” ist ein Maßstab, der überall gilt. Die exakte Bandbreite von “angemessen” ist fluide und wird gerne diskutiert.

Das erstmal sacken lassen. Nicken. Einsehen. Ist ja auch schwer zu widersprechen.

Und nun die Ausnahme: Frauen sollen sich zu jeder Zeit an jedem Ort in jeder Weise kleiden dürfen, ohne auch nur falsch angesehen oder gar beurteilt zu werden. Die Frau geht im durchsichtigen Cellophan-Mini in die asige Dorf-Disse und steckt jedem Idioten für eine Whisky-Cola ihre Zunge ins Ohr? Daraus darf man doch nicht auf sexuelle Verfügbarkeit schließen, pfui! Wo ist denn der Respekt vor der Unantastbarkeit ihrer Würde? Ich verweise in dem Kontext mal auf den Fall Gina Lisa Lohfink.

Wir haben Frauen jede Verantwortung nicht nur genommen – wir sprechen sie ihnen sogar ab. De facto haben wir Frauen entmündigt. Was immer ihnen passiert, es ist nicht ihre Verantwortung und schon gar nicht ihre Schuld.

Woher das kommt? Nachvollziehbar. Frauen wurden über Jahrhunderte vergewaltigt, gedemütigt, sexuell entmachtet. Weil die Männer weder vernünftige Argumente noch gesunden Menschenverstand annehmen wollten und IMMER einen (fadenscheinigen) Grund fanden, “die wollte das doch!” zu argumentieren, wurde ein klarer Schnitt notwendig: aus Auftreten und Verhalten auf sexuelle Verfügbarkeit zu schließen, geht gar nicht, auch wenn das naheliegend scheint (Kleidung und Auftreten sind ja üblicherweise Signalsysteme). Das Rechtfertigungstürchen wurde geschlossen. Und das ist nur richtig so.

Allerdings wurde daraus der falsche Schluss gezogen, Frauen hätten damit keine Verantwortung mehr. Wenn der Mann aus keinem Auftreten und keinem Verhalten mehr Verfügbarkeit schließen darf, kann ich mich ja wohl anziehen und benehmen, wie ich will, oder? Und genau da winke ich ab: Weil es immer noch genügend Männer gibt, die Signale mißverstehen oder schlicht ignorieren. Nur weil 99 Prozent der Männer sich an die soziale Vereinbarung halten, ist es nicht unvernünftig, wegen der 1 Prozent mein Verhalten zumindest rudimentär unter Kontrolle zu halten.

Um noch mal auf das obige Beispiel zu verweisen: Ein fettes Bündel Geldscheine aus der Brusttasche flattern zu lassen, ist “not asking for robbery”. Da ist man sich einig, da gibt es Gesetze. Trotzdem würde ich so nicht durchs Bahnhofsviertel gehen und mich hinterher beschweren, des Geldes entledigt mit Platzwunde hinter einer Mülltonne zu landen. Man würde mir Leichtsinn vorwerfen und ja – Mitverantwortung. Was biste auch so blöd gewesen?

Der gesellschaftliche Konsens entbindet nicht von der eigenen Verantwortung. Und in meinen Augen gilt das auch und besonders im Miteinander der Geschlechter, weil die GEWOLLTE sexuelle Verfügbarkeit oft genug auf die gleichen Zeichen und Rituale setzt wie die ungewollte. Weil viele Frauen sich sexy anziehen und schminken BECAUSE they are asking for it (“it” in diesem Fall die Wahrnehmung und Einladung zur sexuell fokussierten Kontaktaufnahme).

Würde ich akzeptieren, dass Frauen mit ihrem Aussehen und ihrem Auftreten keinerlei interpretierbare Signale aussenden, würde ich das menschliche Miteinander wegwischen, das aus einer Unzahl von Signalen besteht, eine unglaubliche Menge davon sexueller Natur. Dann kommt eine Welt heraus, in der Weihnachtslieder wie “Baby it’s cold outside” von Hipster-Duos umgetextet werden, um sie “sexuell weniger aggressiv” zu machen. Als wäre Sexualität frei von (positiver) Aggression möglich, als wäre sie kein Tanz von Verführung und Zurückweisung, von Eroberung und Hingabe.

Zusammengefasst: Kein Mann hat das Recht, eine Frau sexuell zu missachten oder zu missbrauchen – keine Frau ist von ihrer Verantwortung entbunden, sich die möglichen Folgen ihres Auftretens und ihrer Erscheinung klarzumachen. Es gilt für beide Geschlechter: proceed with caution.

Und um noch mal zu zeigen, wie dünn die argumentative Decke der hier auftretenden Frauenversteher ist: asking for it ≠ playing with fire. Am Beispiel der Geldbündel und des Bahnhofsviertels. Ich will nicht ausgeraubt werden, aber mein Verhalten ist ein Spiel mit dem Feuer. asking for it ≠ playing with fire.

Ich kann niemanden ernst nehmen, der das anders sieht.

Der Sperling
Der Sperling
31. Dezember, 2016 14:06

@Jörsch: Vor diesen beinahe omnipotenten rhetorischen Fähigkeiten bleibt mir wohl nichts als die Waffen zu strecken.

@Sigur Ros: NUR ein Troll? Weißt du denn nicht, wieviel Arbeit hinter einem Dasein als Troll steckt? Natürlich, du siehst nur ein paar Beiträge, die nicht deiner Meinung entsprechen und schlussfolgerst messerscharf, dass sich da wohl ein Troll einen Spaß mit dir erlaubt. Doch die Arbeit dahinter, die siehst du natürlich nicht! Das endlose durchstreifen des Netzes auf der Suche nach Beute. Das Tagelange formulieren, verwerfen, korrigieren von als Meinung getarnter Angriffe auf die Person. Die bangen Stunden der Ungewissheit: Akzeptiert er mich als seinen Troll? Lässt er sich auf mein Spiel ein? Gibt er mir neues Futter? Oder zieht ein Trolljäger vorbei und bringt das Opfer mit einem in den Raum geschmetterten “Don’t feed the Troll!” zur Vernunft und macht alle Mühen vergeblich?
Und was bekommt man dafür? Anerkennung? Dankbarkeit? Mitnichten! Stattdessen wird die viele harte Arbeit mit einem unbedachten NUR herabgewürdigt… Es gibt einfach keine Gerechtigkeit mehr in der Welt…

@Wortvogel: Angriffe unter die Gürtellinie kannst du dir an den entsprechenden Ort ebenda schieben (wobei ich deinen Hand zu solchen schon irgendwie putzig finde).

Ich stimme dir bei allen Punkten zu, außer eben, speziell bei diesem Thema, Playing with Fire ungleich Asking for it – denn, auch ganz einfach: Einer aufreizend gekleideten Frau, die am Bahnhof vorbei geht und dort vergewaltigt wird, würdest du dennoch nicht “Playing with Fire” vorwerfen (und wenn doch erübrigt sich ja eigentlich jede Diskussion).

Gerade in dieser Themak – Sexismus, etc. – drücken beide Sätze die selbe Position aus, selbst wenn sie ohne diesen Kontext und rein sprachlich natürlich Unterschiedliches ausdrücken. Du hast aber selbst darauf hingewiesen, dass man Verantwortung übernehmen soll und das nicht jeder den sozialen Kontext seines Gegenüber erkennt und respektiert. Dem müsstest du also auch Rechnung tragen, in dem du bei so empflindlichen Themen entsprechend vorsichtig oder präzise formulierst, um nicht dem Teufel Tür und Tor zu öffnen.

“Sie hat es ja so gewollt, bei diesem kurzen Rock”, “Sie hat ja förmlich darum gebeten”, “Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich halt” sind nämlich in eben genau und speziell dieser Thematik nichts weiter als Schuldzuweisungen an das Opfer: “Selber Schuld”. Diese simple Tatsache kann sich auch jeder erschließen, der sich zumindest schonmal oberflächlich mit dem Thema befasst hat; die Verwendung des tollen Begriffs “Rape Culture” legt dies bei dir nahe.

Jetzt magst du wieder eine Trennlinie zwischen Wort und Tat ziehen, aber ich halte das für unzulässig. Akzeptierten Handlungen gehen akzeptierte Denkmuster vorraus, die sich in akzeptierten Aussagen manifestieren. Wie leicht das eskalieren kann lässt sich leicht auch in anderen Bereichen beobachten. Ein weiterer Grund, bei explosiven Themen bei der Wortwahl entsprechend Vorsicht walten zu lassen.

Richtig ist, dass sich jeder bestimmten Gefahren bewusst sein muss und man entsprechend Verantwortungsbewusst handeln sollte. Richtig ist auch, dass es falsch ist, Frauen die Verantwortung für bestimmte Verhaltensmuster einfach abzusprechen, sie dadurch sowohl zu entschuldigen als auch zu entmündigen. Richtig ist aber auch, dass Kritik präzise sein und an den richtigen Adressaten gerichtet sein muss.

Du aber wirfst einfach zwei Dinge in einen Topf, die nicht zusammen gehören:
Auf der einen Seite Abraham, die sich scheinbar wörtlich prostituiert und anschließend offenbar lügt und hach… Ich wüsste garnicht, wo ich da anfangen sollte.

Auf der anderen Seite Grande, die für Plattenverkäufe mit ihrem Körper in einem Video rumwackelt und sich anschließend beschwert, weil ein Fan sich in ihr Auto drängt und sie sich durch diese Begebenheit (oder vielleicht auch nur einen Satz) belästigt fühlt.
Ich behaupte, dass das eigene Auto wie auch die eigenen vier Wände von ihr als privater Raum gesehen und von anderen leicht als solcher identifiziert werden kann, in dem man sich einigermaßen sicher fühlen darf (absolute Sicherheit gibt es natürlich nicht, um diese wahre Floskel gleich aus dem Spiel zu nehmen).
Ähnliche Äußerungen von Fans über offizielle Kanäle (Twitter, Facebook, eben alles “Offizielle”) bin ich eher bereit als Ergebnis der Bemühungen, die Marke “Ariana Grande” als sexualisiertes Objekt zu etablieren, zu sehen. Es ist gewollt und soll Platten verkaufen.
Daran beteiligen würde ich mich nicht und wenn ich etwas zu dem Thema sagen wollte, dann in Richtung Industrie. Mich an einer emotionalen Reaktion auf einen Vorfall, der scheinbar jemanden tatsächlich getroffen hat, aufzuhängen liegt mir dagegen weniger.

Wortvogel
Wortvogel
31. Dezember, 2016 14:06
Wortvogel
Wortvogel
31. Dezember, 2016 14:31

@ Sperling: Mit dir ist nicht zu diskutieren, weil du deine gesamte Argumentation auf Aussagen baust, die ich gar nicht gemacht habe, sondern die du mir unterschieben willst oder an den Haaren herbei ziehst. Mach mal den Selbstversuch und lies deine beiden langen Kommentare nach konkret als Zitat gekennzeichneten Aussagen durch, die ich nie gemacht habe, die du mir aber bequemerweise unterstellst, weil sie deine Sicht stärken. Ich drücke mich extrem präzise aus – du bist es, der keinen Absatz schreiben kann, ohne bewusst zu verdrehen oder ins Groteske zu überspitzen.

——-
“Sie hat es ja so gewollt, bei diesem kurzen Rock”, “Sie hat ja förmlich darum gebeten”, “Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich halt” sind nämlich in eben genau und speziell dieser Thematik nichts weiter als Schuldzuweisungen an das Opfer: “Selber Schuld”. Diese simple Tatsache kann sich auch jeder erschließen, der sich zumindest schonmal oberflächlich mit dem Thema befasst hat; die Verwendung des tollen Begriffs “Rape Culture” legt dies bei dir nahe.
——-

Keiner dieser Sätze ist in dieser Diskussion gefallen. Und darum ist auch jede Folgerung daraus barer Unfug.

Dazu passt, dass du nicht mal erkannt hast, dass die “kleinen Mäusepimmel” ein Verweis auf das Comic von Walter Moers sind, in dem es um haltlose Behauptungen geht. Den bringe ich öfter:
https://wortvogel.de/2016/08/fantasy-filmfest-2016-my-big-night/

Der Sperling
Der Sperling
31. Dezember, 2016 15:36

@Wortvogel: “[…]” als Hinweis auf wörtliche (in diesem Fall: Fiktive, nicht ausgeführte) Rede. Missverständlich formatiert, angelehnt an dein Original “Playing with fire”. Mi scusi.

Ich erkenne deine argumentative Linie, kann sie aber nicht unterstützen (im ursprünglichen Beitrag; deine ausführliche Antwort findet meine fast vollständige Zustimmung, abgesehen eben von meiner Empfindlichkeit bei dieser Phrase). Die Frage, ob meine Erkennbar war, erübrigt sich dann ja, wäre aber bei anderer Antwort meine Abschlussfrage gewesen.

Und selbstverständlich erkenne ich Nichts, das ich nicht kenne. Ich merke mir ja nicht jede Randbemerkung in deinen Beiträgen.
(Die Kritik zu My Big Night ist mir tatsächlich bisher entgangen, klingt aber sehenswert. Auch wenn die Verlinkung anders gemeint war: Danke für den Hinweis!)

Wortvogel
Wortvogel
31. Dezember, 2016 15:46

@ Sperling: Es ist völlig egal, ob du fiktive, für deine Argumentation bequeme Aussagen konkret mir unterschiebst oder nicht. Sie haben in einer Diskussion nichts verloren.

“abgesehen eben von meiner Empfindlichkeit bei dieser Phrase” – und genau das ist es. Eine Empfindlichkeit. Weil du mit Logik nämlich auf die Schnauze fällst. Es braucht schon sehr arge PC-Prägung, um “es auf etwas anlegen” und “das Risiko von etwas eingehen” gleichzusetzen, das aber nur in einem singulären Kontext, nämlich der Außenwirkung weiblicher Sexualität. Das wird niemals ein Schuh draus.

Der Sperling
Der Sperling
31. Dezember, 2016 16:15

Empfindlichkeit, Sensibilität, Vorsicht – mir fällt kein Wort ein, dass es Präzise ausdrückt. Dir zu versichern, dass niemand auf die Idee kommen würde, mich mit Emotionalität und einen Mangel an Logik in Verbindung zu bringen, hilft wahrscheinlich nicht.

Ich kann es nur wiederholen: Deinem ursprünglichen Beitrag kann ich nichts abgewinnen, deine sonstige Position teile ich, “das Risiko von etwas eingehen” war nicht deine Aussage (“Playing with fire” steht, wenn man es sinngemäß übersetzt, “es darauf anlegen” näher als “das Risiko von etwas eingehen”).

PC-Prägung?

Wortvogel
Wortvogel
31. Dezember, 2016 18:51

@ Sperling: “Playing with fire” steht, wenn man es sinngemäß übersetzt, “es darauf anlegen” näher als “das Risiko von etwas eingehen” – auch wenn es deiner Argumentation dient: das ist schlicht falsch.

Peroy
Peroy
31. Dezember, 2016 20:28

Konfuzius says: “This sparrow’s shit is hard to swallow…”… haha, get it?!?

Howie Munson
Howie Munson
1. Januar, 2017 18:14

Früher waren die trolle lustiger….
https://www.youtube.com/watch?v=PHTf73YI_o0

Earonn
Earonn
1. Januar, 2017 20:26

Mit dem “playing with fire”-Argument hab ich auch so meine Probleme.

Ist jetzt ein “knallharter” Action-Schauspieler auch nicht mehr berechtigt, sich darüber zu beschweren, wenn Müllköppe ihn in der Kneipe zu einer Schlägerei herausfordern? Oder ihn gar direkt angreifen?

Und mit Verlaub: gerade bei einem so sensiblen Thema sind aggressive Sprüche überhaupt nicht angemessen.

Ansonsten: egal wie jemand sich beruflich produziert, hat wohl jeder Mensch das Recht auf ein grundlegendes Maß von Respekt bzw. Höflichkeit. Männer, Frauen und “every variation thereof”. Wüsste nicht, dass das durch irgend etwas eingeschränkt würde.

Earonn
Earonn
1. Januar, 2017 20:42

Nachtrag:
“Wir haben Frauen jede Verantwortung nicht nur genommen – wir sprechen sie ihnen sogar ab. De facto haben wir Frauen entmündigt. Was immer ihnen passiert, es ist nicht ihre Verantwortung und schon gar nicht ihre Schuld.”
Wortvogel, das Argument könnte man auch umdrehen:
Männer werden entmündigt, indem man sie als triebgesteuerte Automaten darstellt, die durch den bloßen Anblick sexueller Reize zu bloßen Tieren werden, die nicht mehr zwischen ihren sexuellen Wünschen und einer angemessenen Verhaltensweise entscheiden können.

Seid ihr das? IMHO nein.

Der Unterschied liegt m.E. zwischen Denken und Handeln. Viele Männer würden vielleicht “sexuell verfügbar” DENKEN, aber sie würden niemals unhöflich, respektlos oder anzüglich HANDELN.

Ich glaube es war das vielen hier so verhasste Proesterchen, das nicht zu Unrecht meinte, ob man sich denn dann in allen Handlungen dem niedrigsten Denkniveau anpassen müsse.
Denn wo wollt ihr die Rechtfertigungsgrenze ziehen? Sich lasziv in einem Video produzieren spricht also jemandem das Recht ab, sich über Belästiger zu beschweren. Okay, nehmen wir das mal hin.
Ab wann genau wäre es denn dann “erlaubt”? Was genau muss eine Frau – oder gerne auch ein Mann tun – damit Du seine (bleiben wir bei euch Männern, weil das Thema so oft sexuelle Belästigung von Männern ignoriert) Beschwerde nicht mit einem Beitrag wie dem obigen quittierst?

Wortvogel
Wortvogel
1. Januar, 2017 22:06

@ Earonn: Ich denke, die meisten deiner Kritikpunkte habe ich in den Kommentaren schon angesprochen, auch die Tatsache, dass kein Verhalten körperliche Übergriffe rechtfertigt.

“egal wie jemand sich beruflich produziert, hat wohl jeder Mensch das Recht auf ein grundlegendes Maß von Respekt bzw. Höflichkeit.” – da bin ich allerdings anderer Meinung. Respekt ist eine Reflektion, bzw. eine Reaktion. Um es mal ganz krass zu sagen: Auch KZ-Wächter haben sich “beruflich produziert”.

Earonn
Earonn
2. Januar, 2017 09:47

@Wortvogel
Und weil ich wusste, dass jemand mit “Respekt muss sich verdient werden” ankommen würde, habe ich “bzw. Höflichkeit” hinzugefügt.

Ich kann jemanden nicht respektieren und trotzdem den grundlegenden Respekt, der dieser Person schlichtweg auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur Gattung Homo Sapiens zusteht, erweisen.

Nebenfrage: kommt mir das so vor, oder tendieren immer mehr Fragen in die Richtung “hat der das überhaupt *verdient*?”. Fällt mir schon bei allen Themen zur Wohlfahrt und Gesundheit vermehrt auf?

Wortvogel
Wortvogel
2. Januar, 2017 10:56

@ Earonn: “Und weil ich wusste, dass jemand mit “Respekt muss sich verdient werden” ankommen würde, habe ich “bzw. Höflichkeit” hinzugefügt.” – das ändert nichts. Muss ich z.B. brutalen Zuhältern höflich entgegen treten?

“Ich kann jemanden nicht respektieren und trotzdem den grundlegenden Respekt, der dieser Person schlichtweg auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur Gattung Homo Sapiens zusteht, erweisen.” – und das ist in der Tat eine Frage, an der sich die Geister scheiden. Gibt es so etwas wie unverdienten oder inhärenten Respekt? Vielleicht liegen wir da gar nicht so weit auseinander und es hängt von der Definition der Begriffe ab. Ich nehme da eher eine “default”-Position ein, nach der ich Personen, die sich Respekt weder verdient noch verloren haben, nicht mit Respektlosigkeit begegnet. Damit ist allerdings die Abwesenheit von Disrespekt gemeint, NICHT die Anwesenheit von Respekt. Ich verhalte mich neutral. Alles darüber hinaus muss erarbeitet/verdient werden.

“Nebenfrage: kommt mir das so vor, oder tendieren immer mehr Fragen in die Richtung “hat der das überhaupt *verdient*?”. Fällt mir schon bei allen Themen zur Wohlfahrt und Gesundheit vermehrt auf?” – nicht bei mir. Ich halte es für zynisch und des sozialen Zusammenlebens für schädlich, Menschen nach Verdienst zu unterteilen. Aber das hat auch wieder eine Kehrseite: ich sehe durchaus die Verantwortung der Menschen, sich die soziale Anteilnahme zu verdienen. Wer vom System nur nehmen und nicht geben will, hat das Recht dazu. Meinen Respekt hat er nicht.

Proesterchen
Proesterchen
2. Januar, 2017 11:04

Prost Neujahr!

@Sigur Ros #29

“im gelinde gesagt übersichtlichen Weltbild von Proesterchen und Sperling MUSS eine Frau sich ja offenbar als Lolita und Sexobjekt präsentieren, da jeder, der das kritisch sieht, ein voll böser Verhüllungs-Befürworter und Opfer-zum-Täter-Macher ist.”

In meinem Weltbild darf sich jeder Mensch in jeder ihm/ihr gewogenen Form ausdrücken oder präsentieren, ohne dadurch Verantwortung für die Handlungen dritter auf sich zu ziehen.

@Der Sperling #31

+1

@Wortvogel #34

Wenn Dir Geldbündel oder Uhr unfreiwillig entwendet werden, liegt die Schuld beim Täter. Wenn eine Person anderen (mit deren Zustimmung) die Zunge ins Ohr steckt, ist das kein Freibrief für Verhalten darüber hinaus oder unter Beteiligung weiterer Personen. Wenn Gina-Lisa Lohfink lügt, ist Gina-Lisa Lohfink dafür verantwortlich. Wenn Personen unaufgefordert körperliche Nähe aufdrängen, ist das ihre Schuld.

Unsere Gesellschaft basiert nicht darauf, dass das schuldhafte Verhalten einiger die Freiheiten aller potentielle Opfer derart einschränkt, dass sie unter einem angenommenen Anstoßlevel bleiben und besagte potentielle Täter vor sich selbst schützen.

Der Wortvogel würde Blingbling-Wortvogel Mitverantwortung zuschieben und ihn trotz Platzwunde als blöd beschimpfen. Für mich wäre(n) der/die Täter Schuld, und Blingbling-Wortvogel sollte sich vor allem auskurieren.

Es ein simples Prinzip, dass das Auftreten einer Person und ihre Intention pro/kontra körperliche Nähe orthogonal sind. Nix ‘asking for it,’ nix ‘playing with fire.’

“Kein Mann hat das Recht, eine Frau sexuell zu missachten oder zu missbrauchen”

Selbstverständlichkeit, die im Übrigen völlig unabhängig des Geschlechts zutrifft.

“keine Frau ist von ihrer Verantwortung entbunden, sich die möglichen Folgen ihres Auftretens und ihrer Erscheinung klarzumachen.”

Niemand verliert Rechte durch die Wahl seiner Kleidung oder das Tragen von Makeup. Wer sich nicht an den einfachen Grundsatz von oben halten kann, ist für seine Taten selbst verantwortlich.

“Ich kann niemanden ernst nehmen, der das anders sieht.”

Das steht Dir natürlich frei. Wunderbar, dieser Liberalismus, oder? 🙂

Ich mach hier erst mal eine Pause, und les nachher zu Ende.

Wortvogel
Wortvogel
2. Januar, 2017 15:37

@ Proesterchen: “Prost Neujahr!” – gleichfalls.

“In meinem Weltbild darf sich jeder Mensch in jeder ihm/ihr gewogenen Form ausdrücken oder präsentieren, ohne dadurch Verantwortung für die Handlungen dritter auf sich zu ziehen.” – du lebst in einer binären Welt, die nur Verantwortung und Nicht-Verantwortung akzeptiert. Ich spreche von Mit-Verantwortung – ein Prinzip, das im gesellschaftlichen Miteinander völlig normal und allgegenwärtig ist. Mit der schon erklärten Ausnahme.

“Wenn Dir Geldbündel oder Uhr unfreiwillig entwendet werden, liegt die Schuld beim Täter.” – richtig. Und die Mitverantwortung bei mir, wenn ich damit protzend durch ein Problemviertel gelatscht bin. Dir scheint es unerklärlich, dass beide gleichzeitig gelten kann.

“Wenn eine Person anderen (mit deren Zustimmung) die Zunge ins Ohr steckt, ist das kein Freibrief für Verhalten darüber hinaus oder unter Beteiligung weiterer Personen.” – kein Freibrief, aber es lässt Rückschlüsse auf die persönlichen Grenzen und die Interessen der Person zu. Wenn diese Person A will, aber massiv B signalisiert, muss sie an ihrer Außenwirkung arbeiten. Um nichts anderes geht es in dieser Diskussion.

“Wenn Gina-Lisa Lohfink lügt, ist Gina-Lisa Lohfink dafür verantwortlich.” – das ist aber schwer nachweisbar. Sie hat die Vergewaltigungskeule sehr zielgerichtet geschwungen und wäre fast damit durchgekommen.

“Wenn Personen unaufgefordert körperliche Nähe aufdrängen, ist das ihre Schuld.” – hat niemand bestritten.

“Unsere Gesellschaft basiert nicht darauf, dass das schuldhafte Verhalten einiger die Freiheiten aller potentielle Opfer derart einschränkt, dass sie unter einem angenommenen Anstoßlevel bleiben und besagte potentielle Täter vor sich selbst schützen.” – niemand redet davon, Täter vor sich selbst zu schützen. Die Opfer sollen sich schützen. Weil man Tätern per Definition nicht trauen kann. Wer danach lebt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, dürfte sich regelmäßig an der Realität eine blutige Nase holen.

“Der Wortvogel würde Blingbling-Wortvogel Mitverantwortung zuschieben und ihn trotz Platzwunde als blöd beschimpfen. Für mich wäre(n) der/die Täter Schuld, und Blingbling-Wortvogel sollte sich vor allem auskurieren.” – für mich wäre auch der Täter schuld, das habe ich wahrlich oft genug dargelegt. Allerdings würde das Opfer von mir (nach ärztlicher Behandlung) den Rat bekommen, sich künftig vorher zu überlegen, wie man in bestimmten Situationen auftritt.

“Es ein simples Prinzip, dass das Auftreten einer Person und ihre Intention pro/kontra körperliche Nähe orthogonal sind. Nix ‘asking for it,’ nix ‘playing with fire.'” – diese Aussage halte ich nicht bloß für falsch, ich halte sie für abstrus. Zu unterstellen, z.B. sexuell suggestive Kleidung stünde nicht im Interesse des Aussendens sexueller Signale, macht weder biologisch noch sozial irgendeinen Sinn.

“Niemand verliert Rechte durch die Wahl seiner Kleidung oder das Tragen von Makeup. Wer sich nicht an den einfachen Grundsatz von oben halten kann, ist für seine Taten selbst verantwortlich.” – seufz. Ich kann es wohl hundertmal sagen, ohne dass du es einmal hörst, oder? Natürlich ist der Täter für seine Taten verantwortlich. Das entbindet das Opfer aber nicht von angemessenem Verhalten.

Ich werde müde. Die immer gleichen Behauptungen, längst widerlegt, sowohl argumentativ wie logisch, die immer gleichen Vorwürfe, die jemanden treffen sollen, der definitiv nicht ich bin.

Ich richte die Frage gerne mal an Proesterchen und Sperling. Arbeitsthese: eine Kollegin/Bekannte sagt nach dem gemeinsamen Bier, sie gehe nun nach Hause. Es ist sehr spät, ihr Weg führt durch eine extrem schlecht beleumundete Gegend aus Bordellen und halbseidenen Kneipen. Sie ist durchaus aufreizend gekleidet, hat sichtbar teuren Schmuck dabei. Sie zu begleiten ist keine Option, sie will auch partout kein Taxi nehmen. Ihr ratet ihr demnach NICHT, vorsichtig zu sein? Weil ja kein Mann sie überfallen und berauben und/oder belästigen DARF? “Nein nein, geh ruhig los, du darfst dir dein Verhalten ja nicht vom Bahnhofsghetto diktieren lassen”. Ehrlich jetzt?

Mencken
Mencken
2. Januar, 2017 15:50

Ich sehe die Empörung eigentlich nur als Fortführung der medialen Inszenierung, nur eben mit anderen Mitteln.
Ein “playing with fire” ist es daher (in diesem Sinne) nicht, da letztendlich genau diese Reaktion samt entsprechender Gegenreaktion (verknüpft mit medialer Aufmerksamkeit) gewollt, bzw. notwendig ist.

Peroy
Peroy
2. Januar, 2017 22:04

“Ariana Grande” ist irgendwie voll der Pornoschlampen-Name…

DJ Doena
6. Januar, 2017 18:21

Bin zufällig* über dieses Video gestolpert (interessante Stelle ab 8:20):

https://www.youtube.com/watch?v=s3iStgVzOz0#t=8m20s

wo zumindest behauptet wird, dass ihr dieses “sexy” mehr oder weniger übergeholfen wurde und nicht wirklich ihr Ding war.

Von daher kann ich ihre gedankliche Haltung doch etwas eher nachvollziehen.

*ja wirklich zufällig, ich gucke regelmäßig irgendwelche Top-10-Listen und drifte dann von Thema zu Thema.

Dietmar
23. Mai, 2017 06:56

Ohne Worte, was jetzt in Manchester passierte.