16
Sep 2016

Wortvogels Wochenspiegel (1)

Themen: Film, TV & Presse |

Ich denke: Bautzen sollte sich schämen. Die freie Markt der Fernbusse bröselt zu schnell. Auch ein Sieg Hillary Clintons bei der Präsidentschaftswahl wird nichts daran ändern, dass nicht nur das politische System, sondern auch der gesellschaftliche Entwurf der USA fundamental zerbrochen ist.

Ich fühle: Unruhe. Die massive Reduktion meiner üblichen Online-Aktivitäten schlägt erwartungsgemäß nicht augenblicklich in massiven kreativen Output um. Das sorgt für mentale Durchhänger und Leerstellen.

Ich lese: “Harry Alan Towers: The Transnational Career of a Cinematic Contrarian” – eine zu teure, extrem trockene und akademische Analyse des Towers’schen Geschäftsmodells. Keine leichte Lektüre, aber man kann sehr viel über internationale Filmproduktionen und den oft inhärenten Rassismus und Chauvinismus der Branche lernen. Ein paar Informationen bezüglich “Sumuru” und “High Explosive” sind allerdings nicht korrekt, das muss ich dem Autor noch mitteilen.

Ich schaue: „Hard Target 2“ – ein mit erstaunlichem Aufwand an Locations und Stunts von Sequel-Meister Roel Reiné inszeniertes Double (kein Remake, keine Fortsetzung) von John Woo’s US-Debüt, diesmal mit Scott Adkins statt Jean Claude van Damme. Leider kann aller Eifer der Beteiligten das strunzdumme, banale und eierlose Skript nicht wettmachen. Das ist “Cannon lite”, ähnlich wie Adkins “Ninja“. Wenn Adkins den Durchbruch als Actionstar in die Oberliga noch schaffen will, wird es Zeit – nach mittlerweile zehn Jahren solider Mittelklasse tickt die biologische Uhr. Immerhin ist “Hard Target 2” besser als “Kindergarten Cop 2” vom gleichen Label, aber was heißt das schon? Lieber noch mal die “Undisputed”-Sequels gucken. So geht’s.

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Ich schaffe: Eine beschauliche Weihnachtsgeschichte mit Schnee und Christbaumkugeln – bei 30 Grad unter strahlend blauem Himmel. Und an die 20 Ideen für Kurzgeschichten habe ich gesammelt, die primär zur Erprobung verschiedener Schreibstile und Genres dienen sollen.

Ich empfehle: Bernhard Torschs Textanalyse eines ZEIT-Artikels über den IKEA-Katalog, die von mir hätte sein können.

Ich erinnere: Wortvogel-Retrospektive – dieser Beitrag über die aktuelle Klatschpresse hat 2008 beträchtlichen Wirbel verursacht.

Ich preise: Die Dokumentation “Out of the Ashes: Captain Power and the Soldiers of the Future” – eigentlich ein spielfilmlanges DVD-Extra vom Box Set zur kultigen SF-Actionserie der 80er. Könnte bald von YouTube gelöscht werden:

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Und hier noch ein Shoutout an Dietmar – Gratulation!

ds

Ich esse: Eisbecher “thai style” im Goldzünglein in Karlsruhe – leider ist das Ecklädchen nicht sehr einladend, die durchweg weiblichen Aushilfen (von den durchweg männlichen Gründern des Geschäfts keine Spur) tun sich sehr schwer, das Eis kompakt und appetitlich zu rollen. Konzeptionell interessant, massive Probleme in der Umsetzung. Und nein, auch für ein “kostenloses Extratopping” bekommt ihr kein Like auf Facebook von mir.

Ich wiege: 103 Kilo. Seufz.

Die Katzen:

Kreisel



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Tim
Tim
16. September, 2016 13:29

Ich finde auch, dass der US-Wahlkampf nicht gerade demokratische Glanzpunkten setzt. Aber dass
“… der gesellschaftliche Entwurf der USA fundamental zerbrochen ist.”
ist eine heftige These.
Kannst du sie näher bestimmten, bzw. unterfüttern?
Vielen Dank ansonsten für die übliche Meinungsstärke!

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2016 15:34

Tim: Ich halte mich kurz, weil Sabbatical: Auch wenn Trump ein paar Punkte hinter Clinton bleibt, steht die Tatsache, dass eine große Zahl der Amerikaner diesen Mann nicht nur für vertrauenswürdig, sondern auch für befähigt halten, sie zu regieren. Das zeugt von einer grotesken Unmündigkeit, die sich durch alle Schichten zieht. Und dass die christlichen Schichten (vom einfachen Kirchgänger bis zum TV-Evangelikalen) hinter ihm stehen, verrät eine bizarre Fixierung auf Machterhalt und eine totale Betriebsblindheit in Sachen tatsächliche christliche Werte. Und all das verschwindet nicht, wenn Trump verliert. Die Ungleichheit von Arm und Reich verhärtet sich nicht nur, sie wird von den Medien, der Politik und der Wirtschaft als notwendig im Unterbewusstsein der Bevölkerung verankert, während Bildung und Infrastruktur zerbröseln. Begriffe wie Liberalität und Menschenrechte sind erfolgreich zu Schimpfwörtern umdefiniert worden. Ein normaler Diskurs ist nicht mehr möglich und wird von den Medien auch nicht mehr versucht. In Kongress und Senat finden selbst einfachste und selbstverständlichste Maßnahmen keine Mehrheiten mehr. Die Politik und die Medien sind endgültig zu Schlachtfeldern verkommen.

Darum: “… der gesellschaftliche Entwurf der USA fundamental zerbrochen ist.”

Peroy
Peroy
16. September, 2016 16:26

“103 Kilo”

Das kommt davon, wenn man sich die feste Nahrung abgewöhnen will…

Marcus
Marcus
16. September, 2016 18:58

“ie massive Reduktion meiner üblichen Online-Aktivitäten schlägt erwartungsgemäß nicht augenblicklich in massiven kreativen Output um. Das sorgt für mentale Durchhänger und Leerstellen.”

Er vermisst uns! *schnüff* 😀

Dietmar
16. September, 2016 23:30

@Wortvogel: Danke!

Und ja, die USA erschrecken gerade sehr und ich habe den traurigen Eindruck, dass das gesellschaftliche Pendel global gerade wieder in Richtung Nationalismen ausschlägt.

Ookami
Ookami
17. September, 2016 10:15

“Ich wiege: 103 Kilo. Seufz.”

Ich habe am 30. April dieses Jahres noch 108 kg gewogen.
Heute früh lag mein Gewicht bei 78,5 kg.

Geholfen hat mir dieses Buch, das – auch wenn es pathetisch klingt – mein Leben verändert hat:

https://www.amazon.de/Fettlogik-überwinden-Nadja-Hermann-ebook/dp/B00X01CRY8/

(Sollte der Amazon-Link nicht erlaubt sein, dann: sorry – bitte löschen)

Die Rezensionen sprechen imho eine deutliche Sprache.
Das ist nicht “noch ein Diätratgeber”, wie man zuerst denken könnte.
Die Autorin Nadja Hermann setzt sich darin mit den diversen Mythen über das Abnehmen (z. B. der vielbeschworene “Hungermodus” oder “mein Stoffwechsel ist zu langsam” und und und – alles Bullsh** ) fundiert anhand von vielen Studien auseinander und weist nach, dass dies alles Diätlügen und “Fettlogiken” sind.
Sie kann darüber aus ersten Hand berichten, weil sie selbst gut dokumentiert von 150 kg auf 63 kg abgenommen hat.

Schau auch mal in ihr Blog hinein:

https://fettlogik.wordpress.com/

Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich soviel Gewicht verlieren kann.
Try it.

earonn
earonn
19. September, 2016 13:40

@Ookami
Ich hab mir die Rezensionen mal angeschaut.
Empfiehlt die Autorin wirklich 500 cal/Tag?
Die letzte Fachauskunft, die ich dazu erhalten habe, riet dringend von weniger als 800 cal ab, solange man nicht in einer Klinik sei.

Davon ab, wer soll den Hunger auf Dauer aushalten? Oder hat Zeit für so viel Ausgleichssport? 500 cal hab ich zu meinen besten Zeiten – mit Training für einen Marathon und Salat/kohlehydratarmer Ernährung – nicht hingekriegt.

Und da mein Gewicht sich bei ca. 1300 cal/ Tag gerade so halt (bei gut 100kg Lebendgewicht) zweifele ich auch an einem durchschlagenden Erfolg bei mir, selbst wenn ich das hinbekäme. Ist halt doch nicht jeder Metabolismus gleich.

Aber dennoch: Glückwunsch und alles Gute furs zukünftige Gewichthalten

und @Wortvogel
Das ist schade, aber komm, das kriegst Du noch mal runter!
(Mein Tipp momentan: das abgepackte Schwarzbrot aus dem Lidl -> toasten – > abkühlen lassen -> nochmal toasten -> dünn mit salziger Butter = 1 Scheibe reicht (bei mir, s.o.) bis zum Abendbrot. )

Marko
20. September, 2016 11:06

@ Ookami

Hast Du das Buch vor einiger Zeit dem Wortvogel auch bei Facebook mal empfohlen? Falls ja – herzlichen Dank. Ich hab das Buch aufgrund der damaligen Empfehlung gelesen und fand es tatsächlich auch sehr augenöffnend. Das meiste ist zwar nichts neues, aber das konsequente Aufräumen einiger Diätmythen hat mir geholfen, mich auf das wesentliche zu konzentrieren (“Nimm weniger kcal zu Dir als Du verbrauchst”). Das war vor zwei Monaten, und ich habe seitdem 9kg abgenommen.

Ich bin sehr erfreut und, wie gesagt, demjenigen, der das Buch damals bei Facebook empfahl, sehr dankbar. 🙂

@ earonn:

Die 500kcal hat sie nicht wirklich empfohlen, sondern gesagt, dass sie selbst so abnehmen konnte. Für mich wäre das auch zu wenig, ich komme in der Regel auf etwa 60-70% meines Tagesbedarfs von 1774kcal, und damit nehme ich etwa 1kg ab in der Woche. Übrigens trotzdem mit Bier, Chips und Schokolade – alles genau abgewogen.

Marko
22. September, 2016 09:27

Nachtrag, gerade gesehen – auf ihrem Blog schreibt Nadja Hermann, dass die 500kcal den damaligen Umständen geschuldet waren und sie aus gesundheitlichen Gründen schnell abnehmen MUSSTE. Wer die Hintergründe nachlesen möchte:

https://fettlogik.wordpress.com/2015/08/20/500-kcal/