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Aug 2016

Fantasy Filmfest 2016: Mojin – The Lost Legend

Themen: Fantasy Filmf. 16, Film, TV & Presse, Neues |

Mojin – The Lost Legend

mujin poster China 2015. Regie: Wuershan. Darsteller: Chen Kun, Huang Bo, Shu Qi, Angelababy, Xia Yu, Liu Xiaoqing

Offizielle Synopsis: Hu, Wang und Shirley waren einst berühmte Grabforscher – die sogenannten Mojin. Nun hat sich das Trio in New York zur Ruhe gesetzt und hegt eigentlich keinerlei weitergehende Ambitionen. Bis ein mysteriöser Auftrag sie doch noch einmal an den Ort ihres früheren Wirkens lockt. Irgendwo in der Inneren Mongolei, versteckt im antiken Grab einer khitanischen Prinzessin, soll die Equinox Flower liegen – ein Stein, dessen magische Kraft angeblich die Toten zum Leben erweckt. Dass ein derartiges Artefakt natürlich nicht ungesichert hinterlassen wird, dürfte nachvollziehbar sein. Und so bekommen es unsere Helden bald mit Dämonen, Ghulen, Mumien und anderen Scheußlichkeiten zu tun, die sich den Forschern rachsüchtig in den Weg werfen. Wenn die Mojin dies hier überleben wollen, müssen sie kämpfen wie nie zuvor.

Kritik: Ich habe mir den chinesischen Film über die Jahre abgewöhnt – zu lautes Schwertgeklapper, zu viele schwer durchschaubare Konflikte kaum unterscheidbarer Armeen in vage definierten Dynastien. Da fehlt mir der Zugang, da scheinen die Chinesen auch erstmal dringend ein paar Sachen aus ihrem System spülen zu müssen.

Allerdings habe ich mir ja vorgenommen, diesmal wirklich alle Filme zu sehen, also durften auch Vorspänne voller Wangs, Chens und Lings mich nicht schrecken. Erfreulicherweise verrieten schon Cover und Besetzung, dass „Mojin – The Lost Legend“ eher in den Bereich Fantasy als in den Bereich Historiendrama fällt.

Und tatsächlich: „Mojin“ ist eine ganz große Packung Entertainment, allemal Langnasen-tauglich und mit beeindruckenden Schauwerten aufgeladen. Das „tomb raiding“ ist hier Programm – 80 Prozent der Laufzeit bestehen aus actionreichen Höhlenabenteuern, bei denen eigentlich dauernd was explodiert, zusammenstürzt oder sonst wie das Leben unserer Protagonisten in Gefahr bringt. Der kulturelle Einschlag erinnert auch ein wenig an den verunglückten dritten „The Mummy“-Film.

Dass die Effekte bombastisch und in leinwandsprengendem 3D inszeniert sind, wundert nicht. Es erstaunt aber die Lernkurve der chinesischen Filmemacher – über weite Strecken ist nicht zu erkennen, was physisches Set und was CGI ist. Die Tricks sind hier wirklich allererste Güte, eine gewisse artifizielle Atmosphäre ist nicht der mangelnden Expertise geschuldet, sondern stilistisch gewünscht. Als Fantasy-Action-Achterbahn ist „Mojin“ damit schon mal auf der sicheren Seite und verdammt nah an Hollywood dran.

Mujin

Nun ist asiatische Fantasy Geschmackssache. Die Macher von „Mojin“ haben aber augenscheinlich auch beim Skript und den Protagonisten auf den internationalen Markt geschielt und ihren ganzen Plot nach westlichen Mustern gebaut. So wird das Grabräuber-Trio ordentlich eingeführt, wir bekommen Backstorys zu sehen, es gibt Liebeleien und Freundschaften – so dass uns die Figuren wirklich ans Herz gewachsen sind, wenn es ihnen ans Leder geht. Der Mythos um die Equinox-Blüte ist ebenso nachvollziehbar wie die Motivation der Schurken.

Besonderer Bonus sind Rückblicke in die Zeit der Kulturrevolution, als alle Chinesen begeistert dem großen Mao Heldenlieder sangen und Kultstätten mit proletarischem Eifer vernichteten. Das wird so hinreißend propagandös dargestellt, dass man aus dem Grinsen kaum noch herauskommt.

Auch die Darsteller sind nicht so austauschbar, wie man das manchmal bei Asia-Produktionen reklamiert – ganz besonders Shu Qui hat hier einen „star turn“, begeistert als chinesische Lara Croft im Format von Kylie Minogue. Das Ex-Nackmodell und Eye Candy aus Filmen wie Jackie Chans „Gorgeous“ ist zu einer überzeugenden Darstellerin gereift. Sie gibt dem Film Herz und Humor.

gruen Fazit: Effektgeladenes, aber nicht überladenes Fantasy-Spektakel in bester „Tomb Raider“-Manier, das in seiner Figurenkonstellation erfreulich westlich orientiert und damit auch für ein non-asiatisches Publikum über die reinen Schauwerte hinaus funktioniert. Der Wortvogel würde sich über weitere Abenteuer des sympathischen Trios freuen.

Philipp meint: Spannend, mit guten Effekten, plausiblen Charakteren und wunderbarer Einbindung der Mao-Zeit und kultureller Besonderheiten in den Rätseln. Ok, der nerv-Sidekick nervt. Aber das gehört halt so.

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2 Kommentare
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Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
22. August, 2016 13:08

Na klar, läuft natürlich, wenn ich ihm Urlaub bin 🙁

Marcus
Marcus
13. September, 2016 10:17

Das ist glaub ich der “westlichste” Asienfilm, den ich je gesehen habe. Und als Popcornkino funktioniert der prächtig. 8/10.