23
Aug 2016

Fantasy Filmfest 2016: I had a bloody good time at House Harker

Themen: Fantasy Filmf. 16, Film, TV & Presse, Neues |

I had a bloody good time at House Harker

house harker poster USA 2016. Regie: Clayton Cogswell. Darsteller: Jacob Givens, Derek Haugen, Noel Carroll, Whitney Moore, Arlan Godthaab, Nathan Lorch

Offizielle Synopsis: Stammbaum verpflichtet! Zumindest lässt sich damit ordentlich Asche machen. Soweit der Gedanke von Gerry und Charlie, Nachkommen von Mina und Jonathan Harker. Bram Stoker zufolge haben diese einst Vampirfürst Dracula vernichtet. Doch das eigens auf die Familienhistorie ausgerichtete Selbstbeweihräucherungs-Theaterstück im baufälligen Hobbykeller macht den Stammhaltern weniger die Taschen voll als sie vielmehr zum Gespött der Kleinstadt. Also gaukeln Gerry und Charlie den Angriff eines vermeintlich echten Blutsaugers vor. Wer anders als die beiden Experten könnte in einem solchen Notfall schließlich die Bevölkerung retten?

Kritik: Es gibt so Tage, da braucht man zur Mitternacht ein wenig pubertären Unfug, weil man nach “Kidnap Capital”, “Here alone”, “Devil’s Candy” und “Imperium” dringend die Laune verbessern muss. Das heutige Programm lief ja schon fast unter Depri Filmfestival 2016. Wo sind die Filme mit Biss? An solchen Tagen kommt so etwas wie “Suck” oder “Vamps” gerade recht.

Leider ist “House Harker” weder “Suck” noch “Vamps”, sondern schlicht eine Frechheit – und für mich wieder einmal ein Beweis, dass die Fähigkeit, einen Film traditionell finanzieren zu können, eine Grundvoraussetzung sein sollte, ihn machen zu dürfen. Ihr ahnt es: Wir haben es hier mit einem Crowdfunding-Projekt zu tun, bei dem hoffnungsvolle Geeks weltweit ihr Taschengeld hergegeben haben, damit ein paar andere Geeks sich ihren Traum von Hollywood erfüllen können.

Nur läuft das meistens nicht so – und hier schon gar nicht.

“House Harker” ist auf jeder Ebene misslungen, seine Macher verheddern sich selbst bei den einfachsten Aufgaben und kommen beim Sprung von Fan zum Filmemacher nicht mal aus der Hocke hoch. Ich habe kein Problem damit, dass die Crowdfunder sich über die DVD freuen (und ihn in der IMDB auf lachhafte 8,8 hochwerten) – aber damit, dass ich Geld bezahlt habe, um mich im Kino davon langweilen zu lassen.

Hier schreiben Autoren, die den Horrorfilm nicht verstanden haben, für Darsteller, die nicht schauspielern können – und das wird inszeniert von einem Regisseur, der keine Ahnung von Dramaturgie hat. Ein “perfect storm” der Inkompetenz, der selbst Szenen vergeigt, die eigentlich Selbstläufer sein sollten.

Ich weiß durchaus, dass man so mager budgetierte Amateurproduktionen nicht so harsch angehen sollte – aber es bringt eben nichts, wenn man das, was man zeigen will, nicht zeigen kann. Hier ist alles schlampenbillig, man sieht die Statisten (Freunde und Verwandte, I’m sure) kichern und die Jahreszeiten im Verlauf einer Nacht wechseln.

house harker

Letzten Endes ist es egal, woran es liegt – an der Unerfahrenheit, an der Ignoranz, der Arroganz, den vielen Köchen? Als Zuschauer müsst ihr nur wissen: “House Harker” ist “toxic”, aggressiv unkomisch und zumindest meiner Meinung nach auch nach diversen Bieren nicht erträglicher.

“I had a bloody good time at House Harker”? Leider nein.

Wenn ich etwas Positives finden müsste: Der Totalausfall bietet der netten Whitney Moore aus “Birdemic” endlich mal eine “richtige” Rolle – und in der Tat ist sie das einzige echte Talent in Sichtweite.

Nach dem hier und “Zombie Hunter” wäre ich dankbar, wenn die Macher des Festivals für Crowdfunding-Filme wenigstens eine minimale Qualitätskontrolle einführen würden. So etwas gehört auf YouTube, nicht ins Kino.

rot Fazit: Ein mit Crowdfunding-Geldern finanzierter semi-professioneller Rohrkrepierer, dessen weitgehend minder talentierte Macher keine Ahnung von den Mechanismen sowohl des Humors als auch des Horrors haben – aber sehr offensichtlich und nervig davon überzeugt sind, hier das ganz große Kultrad zu drehen.

Philipp meint: Niveauloser Klamauk, bei dem kaum ein Gag sitzt. Wahrscheinlich nach ein paar Bier ganz brauchbar.

Der Film wäre ganz gut gewesen, wenn er sich strikter an das hier im Trailer präsentierte Konstrukt gehalten hätte:

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3 Kommentare
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Peroy
Peroy
23. August, 2016 17:01

“Hier ist alles schlampenbillig, man sieht die Statisten (Freunde und Verwandte, I’m sure) kichern und die Jahreszeiten im Verlauf einer Nacht wechseln.”

Haha… wart’ mal ab, bis meiner fertig ist (uiuiui!) 😀

Marcus
Marcus
13. September, 2016 10:02

Actually, I DID have an at least mildly amusing time at House Harker.

Rumpelig zusammengedübelte, aber (nicht nur für mich, sondern für meine komplette Kölner FFF-Crew) ausreichend launige Horrorklamotte. Erwarten se nix und lassen se sich positiv überraschen, dann kommen immerhin noch 7/10 dabei raus.

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[…] so sympathisch zu sein, dass man nicht über ihn, sondern mit ihm lacht. Hier gelingt, was z.B. bei I HAD A BLOODY GOOD TIME AT HOUSE HARKER […]