22
Jun 2016

Watching (11): Preacher, Powers, Save the Supers

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Preacher

Es ist fast zum Reflex geworden, den neuen Schwung an aufwändigen, brutalen und auf anspruchsvollen Comic-Vorlagen beruhenden TV-Serien zu loben, sie auf Sänften durch das Geekdom zu tragen, ihnen im Streaming zu huldigen und im DVD-Regal einen Schrein zu errichten. Wir haben so lange auf die Umsetzung „Preacher“ gewartet, die Trailer waren so schön düster – wie könnten wir nicht begeistert sein von dem, was AMC abliefert? So sind die meisten Reaktionen, die ich auf Facebook lese, ein gepflegtes „whoa“.

Ich kann dem leider vorerst nicht zustimmen. Die Serie ist sicher exzellent gecastet und gedreht, schön lakonisch, den Splatter der Vorlage nicht aussparend – aber sie müht sich in den ersten Folgen überhaupt nicht, ihre Mythologie zu erklären oder wenigstens eine nennenswerte Handlung zu erzählen. Da sind vage Figuren, die umeinander kreisen, es wird gerne bedeutungsschwanger geschwiegen, es regieren Hoffnungslosigkeit und kaum unterdrückte Wut. Aber der Plot fehlt, der Zusammenhang, die Entwicklung. Die einzelnen Elemente bedingen sich nicht, schaukeln sich nicht auf.

Trotzdem bleibe ich erstmal dran. Wegen des Charismas von Dominic Cooper und der schönen „southern gothic“-Atmosphäre. Vielleicht wird das ja noch.

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AMC hieß übrigens mal „American Movie Classics“ – aber wie MTV und History Channel hat man auf der Jagd nach Zielgruppen jeden Fokus auf die eigene Nische aufgegeben.

Powers Staffel 2

Wer sich an meinen Review zur ersten Staffel erinnert, der erinnert sich auch an meine ambivalente Meinung dazu. Obwohl die Serie teilweise deutliche Schwächen hat, konnte sie mich restlos begeistern – und der Epilog der ersten Staffel hat mich ins Kissen beißen lassen, weil er geil war, aber bei einer Einstellung der Serie auch folgenlos geblieben wäre.

Zu meiner Überraschung hat das Sony Playstation Network allerdings tatsächlich eine zweite Staffel produzieren lassen – und was noch erstaunlicher ist: aus den Fehlern der ersten Staffel gelernt. Mehr noch: Vieles, was in der ersten Staffel halbgar und inkonsequent wirkte, entpuppt sich jetzt als notwendiges Vorspiel, als Ankochen von Figuren und Plots, die nun zu brodeln beginnen. Die ersten fünf Episoden der neuen Staffel rocken massiv die Hütte, führen die Konflikte im Rahmen einer neueren, größeren Geschichte fort. Zu den bekannten Helden gesellen sich nicht nur neue Powers, sondern auch neue Fraktionen wie die Hacks und die Quantums. Das Blickfeld der Narrative öffnet sich und es sieht so aus, als ob die Serie es in diesem Jahr auf einen großen Knall hinaus laufen lassen will. Die neuen Figuren (punktgenau gespielt u.a. von Tricia Helfer, Michael Madsen, Wil Wheaton und Enrico Colantoni) sind dabei perfekte Katalysatoren für den etablierten Cast.

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Ja, die Effekte sind immer noch nicht der Knaller und manchmal ist es fast drollig, auf welche standardisierten emotionalen Hebel „Powers“ setzt (männliche Verzweiflung bedeutet, betrunken eine Flasche gegen die Wand zu werfen und dann heulend auf den Boden zu sinken). Aber das ist mir wurscht, weil – beste Superheldenserie aller Zeiten. Deal with it.

Save the Supers

Eine Webserie von 2012, die völlig an mit vorbei gegangen ist und scheinbar aus dem Umfeld von Erfolgen wie „The Guild“ stammt. Die Idee ist beschränkt: Ein Team aus Superhelden diskutiert im Hauptquartier, wie mit dem angedrohten Entzug der staatlichen Unterstützung umgegangen werden soll. Natürlich ist der Superman-Verschnitt ein großmäuliger Idiot, der Batman-Klon ein gestörter Fetischist und der Aquaman-Abklatsch vergleichsweise unnütz. Das ist launig, aber die Gags entlarven nichts über die inhärente Absurdität des Superhelden-Konzepts, das wir nicht schon vielfach anderswo gesehen hätten. Erwartungsgemäß sind die Effekte und die Action beschränkt, die paar Minuten und die paar Folgen bauen auch keinen größeren Plot. Natürlich hat die in dieser Sphäre unvermeidliche Felicia Day einen Gastauftritt.

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Nicht nötig, aber nett – und auf YouTube ratzfatz weg geschaut.



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Andy
Andy
22. Juni, 2016 12:27

Ich dachte schon ich stehe mit Preacher allein!?
Mühe mich durch die Folgen immer mit dem Gedanken ”es wird schon besser”. Aber bisher Fehlanzeige,anscheinend kommt Sie sonst gut an? Sonst hätte ich eher gedacht da kommt keine zweite Staffel!
Powers gefällt mir auch ganz gut…..könnte vielleicht etwas mehr Geld gebrauchen für die Produktion (Effekte)?

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
23. Juni, 2016 10:09

Mh, dann sind deine Facebook-Kontakte wohlwollender als die hiesige Forenwelt. Da haben die meisten Leute “Preacher” nach Episode 3 oder 4 bereits wieder fallengelassen, weil einfach nix passiert. Ich bin noch tapfer, weil mir die Figuren gefallen, aber so langsam muss die Serie mal zu Potte kommen…

Wo kann man denn “Powers” (abseits des PSN mit Plusmitgliedschaft) schauen? Liest sich wirklich interessant!

dermax
dermax
23. Juni, 2016 10:15

Ich guck “Powers” grad per SkyGo, kann alles unterschreiben, was der Hausherr bisher sagte, wobei ich erst Mitte Staffel 1 angekommen bin, der Sommer und Fussball-EM bremsen grad massiv.

heino
heino
4. August, 2016 14:39

Ich habe von der erste Powers-Staffel 8 Folgen gesehen und mich lässt das bisher total kalt. Da können sich die Schauspieler noch so sehr abmühen, es scheitert für mich schon daran, dass da keine einzige sympathische Figur bei ist. Und dass die Serie eingestellt wurde und mit einem Cliffhanger endet, steigert meine Lust darauf, den Rest zu sehen, auch nicht unbedingt

Dirk
Dirk
4. August, 2016 19:26

Da biste falsch informiert, die Serie hat eine 2. Staffel, die auch schon raus ist. =)

heino
heino
5. August, 2016 13:46

Da bin ich nicht falsch informiert, weil die zweite Staffel die letzte ist und mit einem Cliffhanger endet

Dirk
Dirk
5. August, 2016 14:48

Oh, okay, mea culpa. Das ist dann doof…