02
Jun 2016

Comics: Dummes Zeug

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Nein, nicht wie ihr denkt. Comics sind kein dummes Zeug, aber über Comics wird gern dummes Zeug geredet. Besonders von Journalisten, die aus dem Elfenbeinturm mal in den Bodensatz steigen und dann gönnerhaft verkünden: “Schau an, ist ja gar nicht alles Scheiße hier.”

Die Überheblichkeit der Journaille gegenüber den Bildheftchen – selbst dann, wenn es vorgeblich um ein Lob geht – ist selten besser illustriert worden als mit diesem Anreißer einer Story im European Journalism Observatory zum Thema politische und sozialkritische Graphic Novels:

“Comics können mehr als Ächz, Bumm und Würg. Bootsflüchtlinge, die ihre Rettung in einer Fahrt übers Mittelmeer suchen, Sportlerinnen in Somalia, die von der Terrormiliz drangsaliert werden oder die Nazi-Szene – zunehmend werden ernsthafte Geschichten über Kriege, Flucht und soziale Missstände im Format der Comic-Reportage erzählt. Doch ist das wirklich Journalismus?”

Die letzte Frage möchte ich gleich an die Autorin zurück geben. Und es erschüttert mich, dass ich ohne Autorenzeile wusste, dass dieser Text von einer Frau stammt.



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HERDIR
HERDIR
2. Juni, 2016 10:39

Bemitleidenswerte Menschen …

Comics können alles und müssen nichts … anders bei solchen journalistischen Texten die wollen und können nichts …

intellektuelle Ignoranz …

Andererseits besteht vielleicht die Hoffnung, dass zumindest die Autorin etwas gelernt hat und die Welt der Comics sich für sich selbst erschließt …

Thorben
Thorben
2. Juni, 2016 11:06

Comics = Journalismus? Habe ich was verpasst?

Matz
Matz
2. Juni, 2016 11:29

Hallo,

vielleicht ist das was für dich/euch:

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/suedlicht/suedlicht-102.html

Die BR Sendung SÜDLICHT besuchte ebenfalls den Comic Salon. Würde ich jetzt nicht unbedingt weiter empfehlen, vor allem weil ich es gestern nur teilweise gesehen habe. Aber da das Thema hier gerade zirkuliert, besteht ja eventuell Interesse.

Cheers!

Moss the TeXie
Moss the TeXie
2. Juni, 2016 12:17

@Thorben/2:
Comics ∈ Medien;
Journalismus ∈ Inhalte.

Jetzt klarer?

DMJ
DMJ
2. Juni, 2016 12:50

In der Comicszene ist es inzwischen Tradition, einen Artikel mit Lautworten und der Frage oder Behauptung ob/das Comics mehr können am Anfang gleich gar nicht zu lesen.
Das ist so UNFASSBAR verbreitet, das glaubt man gar nicht. – Dass da Geschlechterunterschiede bei den Schreiberlingen sind, kann ich allerdings nicht bestätigen.

Wortvogel
Wortvogel
2. Juni, 2016 13:35

@ DMJ: Ich habe auch nicht pauschalisiert im Sinne von “so einen Dummfug kann nur Weibsvolk schreiben” – der Stil und die Herangehensweise legten für mich nur instinktiv nahe, dass hier eine Frau außerhalb ihrer Expertise geschrieben hat.

Peroy
Peroy
2. Juni, 2016 16:46

Comics SIND aber dummes Zeug… :/

Wortvogel
Wortvogel
2. Juni, 2016 18:18

@ Peroy: Du bist dummes Zeug.

Peroy
Peroy
2. Juni, 2016 20:12

DU bist dummes Zeug!

sergej
sergej
2. Juni, 2016 20:40

@Peroy:
Dann lies hat Graphic Novels, du Dummerle.

Peroy
Peroy
2. Juni, 2016 21:16

Du meinst dicke Comics…?

Chabneruk
Chabneruk
5. Juni, 2016 09:45

Zum Thema Comics & Journalismus: Correctiv (eine Investigativ-Plattform, die dank Spenden mehr oder weniger unabhängig ist), hat z.B. ihre Reportage über die Nazi-Szene in Dortmund (in Zusammenhang mit dem NSU-Prozess) in Comic-Form verfasst. Comic ist im Artikel auch verlinkt:

http://weisse-woelfe-comic.de/

Man kann über die Qualität des Comics sicher diskutieren, aber hier ist tatsächlich versucht worden, journalistische Recherche in das Comic-Format einzubringen.

Wortvogel
Wortvogel
5. Juni, 2016 15:10

@ Chabneruk: Es hat niemand bestritten, dass Comics Journalismus sein KÖNNEN – sondern dass sie es sein SOLLTEN. Was “Weiße Wölfe” angeht – ich tue mich mit dem Begriff “Comic” schwer, wenn einfach nur Fotos durchgepaust werden. Dafür gibt es sogar mittlerweile Photoshop-Filter.

Sigur Ros
Sigur Ros
6. Juni, 2016 20:44

Mal wieder sehr treffend geschrieben, Torsten. Manchmal reicht wirklich ein Satz aus, um die ganze latente Borniertheit und Arroganz des Autors gegenüber dem Thema zu enttarnen. Dass Comics sehr wohl Journalismus sein können, weiß die Welt spätestens seit Joe Sacco. Dass Comics deshalb Journalismus sind, hat keiner behauptet, weshalb diese rhetorische Frage nur ein plumpes Strohmannargument ist.
Aber das Problem, das dahinter steckt, liegt viel tiefer und zeigt eben auch den im Vergleich zu zahlreichen anderen Ländern immer noch schändlich geringen Stellenwert von Comics in Deutschland. In den USA, Frankreich, Belgien, Japan, etc., käme niemand auf die Idee, so eine dumme Frage zu stellen, da Comics dort seit bald hundert Jahren als Medium und Kunstform etabliert sind, während sie hierzulande immer noch als Kinder- und Jugendunterhaltung abgetan werden und allenfalls mal in den Feuilletons lobend erwähnt werden, und dabei handelt es sich dann i.d.R. um Feuilleton-kompatible Sachen wie Art Spiegelmann. Aber was halt fehlt, sind Comics, die die (erwachsene) breite Masse ansprechen.

Chabneruk
Chabneruk
8. Juni, 2016 09:35

Das war ja auch gar nicht an dich gerichtet, sondern an die doofe rhetorische Frage aus dem Text.

Ich für meinen Teil mag meine Comics auch lieber un-journalistisch. Lese gerade wieder die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen 🙂

Sarah
8. Juni, 2016 15:01

Möchte diesem Artikel mit meinem Comic beipflichten: http://sarahburrini.com/wordpress/comic/krach-bumm-peng/

Einzig den letzten Satz aus Deinem Post finde ich unnötig. Ich hab schon soooo viele ähnliche Artikel von Männern geschrieben gelesen, das Geschlecht macht da echt keinen Unterschied.

Wortvogel
Wortvogel
8. Juni, 2016 15:23

@ Sarah: Bitte nicht missverstehen – ich will damit weiblichen Journalisten nicht an den Karren fahren. Es wundert mich ja selbst, dass die ganze Herangehensweise so instinktiv als weiblich identifiziert werden kann.

Baumi
Baumi
9. Juni, 2016 15:11

@Wortvogel:

Kann das nicht auch Zufall sein? Du hast beim Lesen gedacht “War bestimmt eine Frau”, und die Autorenzeile hat dann deine Theorie bestätigt. Lt. Wikipedia lag der Frauenanteil im Journalismus vor 10 Jahren bei 37%, und dürfte meinem Bauchgefühl nach inzwischen leicht angestiegen sein, insofern ist der Einzelfall hier wenig aussagekräftig.

Ich hab’ beim Lesen eigentlich nur gedacht, da schreibt jemand, der/die sich vor diesem Artikel so gut wie nie mit der Materie auseinandergesetzt hat und hauptsächlich frisch zusammengesuchtes Halbwissen wiedergibt. (Was “dank” der aktuellen Arbeitsbedingungen im Journalismus ja leider keine Seltenheit mehr ist.) Eine spezifisch “weibliche” oder “männliche” Herangehensweise konnte ich dabei nicht entdecken.

Wortvogel
Wortvogel
9. Juni, 2016 16:58

@ Baumi: Ich kann mich nur wiederholen – es war ein Bauchgefühl. Wie soll ich das statistisch untermauern oder rechtfertigen?

Peroy
Peroy
9. Juni, 2016 19:16

Weibschreib…