25
Feb 2016

Are you not entertained? Die Zukunft der westlichen Welt als Circus Maximus

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Ich halte mich aus politischen Debatten üblicherweise raus, aber heute gönne ich mir mal den Drahtseilakt einer Prognose.

Angesichts des Ergebnisses von Nevada müssen wir nach “Trumps Bewerbung ist ein Witz” noch eine zweite These in den Mülleimer für gescheiterte Polit-Prognosen werfen: “Trump wird niemals Präsidentschaftskandidat der Republikaner.”

Das Partei-Establishment wird jeden sauberen und schmutzigen Trick anwenden, um es zu verhindern, aber aktuell sieht es für die Wahl im November so aus:

trumpclinton

Ntürlich ist letzten Endes auch der Super Tuesday nächste Woche entscheidend, aber angesichts der brachialen Gewalt, mit der Trump alle Umfragen gewinnt, kann man doch mal ein paar Gedankenspiele anstellen.

How the fuck did this happen?!

Ich gehöre zu den vielen, die davon ausgingen, dass es auf Bush vs. Clinton hinaus laufen würde – was ja auch ein symbolisch unheimlich aufgeladenes Duell geworden wäre. Ein Traum für Historiker, Analysten, Soziologen. Eine Urabstimmung der Amerikaner.

Trump ist wie ein Elephant in den Wahlkampf eingezogen und hat jegliches politisches Porzellan zerschlagen, das er finden konnte. Und zumindest ein mir sehr unangenehmes Segment der amerikanischen Bevölkerung ist davon begeistert – weil es ignorant, frustriert und kurzsichtig generell “gegen die Politiker” ist und allen Ernstes denkt, ein egomaner Milliardär mit Silberlöffel im Arsch und keinerlei Impulskontrolle würde sich ausgerechnet um ihre Angelegenheiten scheren.

Was mich an Trump entsetzt: Er mach salonfähig, was bisher nur in einzelnen Ausfällen zu beobachten war – Politik ohne Konsequenz. Er sagt heute dies, morgen das. Wird er bei einer Lüge erwischt, bestreitet er sie, auch wenn man ihm die entsprechenden Videos vorspielt. Trump kultiviert dumpfste Vorurteile und jeder Gegner ist vogelfrei. Das naive “Er sagt halt, was er denkt!” ersetzt das wertvollere “Was sagt er denn?”. Ich bin sehr vorsichtig mit solchen Vergleichen, aber Trump ist in der Tat aus dem Material, aus dem faschistische Diktatoren gestrickt sind.

Was mir an Trump gefällt: Er zerschlägt in seinem Irrsinn auch republikanische Mythen. Ihm ist das Wohlergehen der konservativen Partei ebenso scheißegal wie das Wohlergehen der Demokraten, weil es ihm ausschließlich um das eigene Abschneiden geht. Und darum hat er dieses sakrosankte Märchen von seiner Agenda gestrichen, Bush habe Amerika sicher gemacht. Er hat Jeb Bush, als dieser schon längst am Boden lag, klar ins Gesicht gesagt, dass sein Bruder kurz vor 9/11 geschlafen und dann so ziemlich alle falschen Entscheidungen getroffen hat. Dass Trump selber damals für den Krieg war und heute behauptet, er sei immer dagegen gewesen? Details…

Trump ist auch nicht unternehmerfreundlich, was im ersten Moment widersinnig klingt, hat er als Unternehmer doch oft genug von staatlicher Unterstützung auf finanzieller und politischer Ebene profitiert. Aber dabei ging es nur um ihn selbst. Alle anderen Unternehmen sind Gegner, Feinde, Konkurrenten. Auch wenn er verspricht, die Wirtschaft Amerikas wieder aufzubauen – er hat kein Interesse, dieser Wirtschaft den Arsch nachzutragen.

Diese beiden Punkte sollten allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass ich Trump mittlerweile nicht mehr für einen Witz, auch nicht mehr für einen Clown halte – der Mann ist brandgefährlich. Und nichts ist gefährlicher, als ihn hochmütig zu unterschätzen und mit einem „Wer wird den am Ende schon wählen?“ abzutun.

Nun kann Trump soviel Vorwahlen gewinnen, wie er will – das macht ihn nicht zum Kandidaten. Und auch wenn er Kandidat wird – das macht ihn nicht zum Präsidenten. Das gesamte republikanische Establishment steht gegen Trump, weil er alles verhöhnt, für was sie stehen: Die Netzwerke, den Lobbyismus, die Hinterzimmer. Wenn republikanische Politik auch ohne republikanische Politiker gemacht wird, stellt es das gesamte System in Frage. Es stellt ihre Unersetzlichkeit in Frage.

Wichtiger noch: Trump hat auch großte Teile der konservativen und rechtspopulistischen Medien gegen sich. Fox-Chef Roger Ailes kann ihn nicht leiden, Verschwörungsguru Alex Jones stand für Rand Paul, Glenn Beck sieht in der Wahl von Ted Cruz die Erfüllung einer biblischen Prophezeiung – und Radio-Hetzer wie Rush Limbaugh verachten offensichtlich die eigene Hörerschaft dafür, diesem orangegoldenen Kalb nachzulaufen.

Das mag sich ändern. Gerade Fox hat oft genug bewiesen, dass die rechtskonservative America first-Agenda flexibel ist, wenn sich die Vorzeichen ändern. Vor allem aber: Sollte Trump Kandidat werden, wird Fox keinen demokratischen Gegner stützen. Man wird sich mit dem Tycoon arrangieren.

Das wirft natürlich die Frage auf: WARUM wehren sich die Republikaner so verzweifelt gegen einen Kandidaten, der Begeisterung hervor ruft wie kein anderer seit Ronald Reagan. Kann es nicht egal sein, ob es Trump oder ein besoffenes Känguru – solange der Weg ins Weiße Haus führt?

Tjahaa, und das ist die Krux – nach aktuellem Verständnis des amerikanischen Wahlvolkes führt der Weg Trumps eben nicht ins Weiße Haus. Die Begeisterung der tumben Massen ist nämlich trügerisch. Es brüllt der Mob laut, aber nicht in der Mehrheit. Hier mag jeder seine Pegida-Verbindung herstellen.

Jeder Kandidat der Republikaner im 21. Jahrhundert verliert die Wahl, auch wenn ALLE weißen heterosexuellen Männer ihn wählen. Weil mittlerweile die Minderheiten die Wahl entscheiden und der künftige Präsident nicht nur das Vertrauen der weißen Mittelschicht, sondern auch der Frauen, Schwarzen, Schwulen und Hispanics braucht. Ein Präsident des 21. Jahrhunderts muss ein Konsens-Kandidat sein. Darum war der Plan auch immer, einen mit kernigen Sprüchen auftretenden Politprofi zu nominieren, der dann im Verlauf des Wahlkampfs seine Aussagen immer weiter verwässert, um für alle Zweifler auf Demokratenseite wählbar zu werden. Weil ein Präsident Politik für ALLE Amerikaner machen muss und deswegen eine breitest mögliche Basis braucht.

Und genau das kann und WILL Trump nicht. Er glaubt, nicht seine Zugeständnisse, sondern seine Strahlkraft würde Menschen aus allen Schichten für ihn stimmen lassen. Und diesen Größenwahn teilt niemand. Die Basis für Trump ist innerhalb des republikanischen Wählerblocks phänomenal und unerwartet, außerhalb allerdings praktisch null.

Aber wie ich ein paar Absätze weiter oben schrieb: „… nichts ist gefährlicher, als ihn hochmütig zu unterschätzen und mit einem „Wer wird den am Ende schon wählen?“ abzutun.“

Nach aktuellem Stand (der morgen veraltet sein kann) wäre Trump als Präsidentschaftskandidat gescheitert, bevor er antritt. Die nächsten acht Jahre demokratischer Herrschaft wären ausgemachte Sache. Und genau deshalb muss die eigene Partei Trump stoppen.

Was uns zu den Demokraten bringt.

Hier war das Rennen noch ausgemachter als bei Jeb Bush: Die Ex-Außenministerin wird Kandidatin und dann Präsidentin. Ein, zwei alternde Demokraten werden sich als Proforma-Gegner aufstellen und besiegen lassen, damit die Kür eine demokratische Legitimation hat.

Leider spielte einer der alternden Demokraten das Spiel nicht mit. Bernie Sanders ist ein Haudegen, der Amerika tatsächlich verändern will – und der tatsächlich nicht primär das eigene Wohl oder das Wohl der 1 Prozent im Auge hat, sondern das des gesamten Volkes. Ein gewiefter Hund, der letztlich wie Trump vor allem von den Politbots ermüdete Frustwähler anspricht – die sich als erheblich größere Zielgruppe erwiesen, als man erwartet hatte. Zeitweise kam Sanders Clinton gefährlich nahe, auch wenn es mittlerweile wieder so aussieht, als werde er sich mit einem unerwartet starken zweiten Platz zufrieden geben müssen. Mir persönlich würde ein Clinton/Sanders-Ticket 2016 gefallen, aber das dürfte auszuschließen sein. Sanders verschreckt Wähler, die Clinton braucht.

Also: Trump vs. Clinton ist eine reale Möglichkeit. Noch keine Sicherheit, aber eine Möglichkeit. Und nach konventionellem Wissen müsste Clinton mit Trump den Boden wischen. Trumps Rechtspopulismus erlaubt Clinton, wieder nach links zu rücken, offensiver für Frauen- und Arbeiterrechte einzutreten, als das gegen einen gemäßigten Republikaner möglich gewesen wäre. So lange der Plan aufgeht, dass die Amerikaner Clinton am Ende auch wählen werden, dient die Bewerbung Trumps durch Polarisierung sogar der liberalen Agenda.

Die Option, das Trump als freier Kandidat antritt, wenn die Republikaner ihn ausbooten, sollte nicht ausgeschlossen werden. Das wäre primär für die Republikaner eine Katastrophe, die dann wirklich gar keine Chance mehr hätte, einen Konsenskandidaten zu finden.

Warum der amerikanische Wahlkampf diesmal auf allen Fronten so schrill, irrational und gnadenlos geführt wird? Weil es um mehr als die Präsidentschaft geht. Die sich verändernden Wählerstrukturen könnten das Ende einer republikanischen Partei einläuten, die selbst im besten Fall nicht mehr genug Wähler mobilisieren kann. Es ist nicht EIN Kampf ums Weiße Haus, es ist der vielleicht letzte der aktuellen republikanischen Generation, bevor sie sich völlig neu erfinden muss, wenn sie nicht untergehen will. Und Trump ist ein Versuch der Neuerfindung – ein schrecklicher, grausamer und gänzlich unkomischer Versuch.

Aber wie gesagt: Viele als gesichert geltende Erkenntnisse sind “dank” Trump hinfällig, und wer nach “Bewerbung” auch “Kandidatur” denkt, muss zumindest mal die Möglichkeit “Präsidentschaft” in Betracht ziehen. Würde dieses worst case scenario eintreten, müssten sich auch die Liberalen und die Medien an die eigene Nase fassen: Die faschistische Gefahr zu unterschätzen und dem Kandidaten wegen seiner Clownereien noch eine Bühne zu bieten, ist de facto Steigbügelhalterei. Ich sehe zwar nur einen begrenzten persönlichen Vergleich zwischen den Personen, aber es gehörte zur Arroganz der Intelligenzija, Hitler zu lange für einen kontrollierbaren nützlichen Idioten gehalten zu haben. Wer lacht, leistet keinen Widerstand.

Bush war schon eine Katastrophe – ein Präsident Trump brächte Niedertracht, Skrupellosigkeit und Egomanie mit ins Weiße Haus. Nichts, aber auch gar nichts wäre dann mehr auszuschließen.

So sehe ich das. Und ihr?



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Lothar
Lothar
25. Februar, 2016 10:58

Zum Thema “wie konnte das passieren” empfehle ich Scot Adams’ Blogeintrag zu dem Thema: http://blog.dilbert.com/post/126589300371/clown-genius. Ist schon über ein halbes Jahr her, inhaltlich ist das aber weiterhin aktuell

comicfreak
comicfreak
25. Februar, 2016 11:08

..leider ähnlich 🙁

Arthur Pym
Arthur Pym
25. Februar, 2016 11:13

Die Karten könnten auch noch mal neu gemischt werden, wenn ein großer unabhängiger Kandidat wie Bloomberg ins Rennen einsteigen sollte.

reptile
reptile
25. Februar, 2016 11:14

Ja es macht mir schon Angst alles. Momentan ist alles im Aufruhr und mit einem Trump als “Führer (!!) des Westens” kann man sich undenkbares ausmalen. Ich kann mir vorstellen, wie er da steht und “Wollt ihr den totalen Krieg?” ruft und die Menge begeistert ist. Von daher finde ich den Hitler Vergleich nicht so abwegig.

Christian Siegel
25. Februar, 2016 11:53

Sehr gute und treffende Analyse. Aber eine Frage dazu: “Trumps Rechtspopulismus erlaubt Clinton, wieder nach links zu rücken, offensiver für Frauen- und Arbeiterrechte einzutreten, als das gegen einen gemäßigten Republikaner möglich gewesen wäre.” Ist es nicht vielmehr so, dass sich Clinton, je weiter rechts der Kandidat steht gegen den sie antritt, desto mittiger platzieren kann? Und je mittiger der Republikaner, desto linker muss sie agieren? Weil ansonsten verschreckt sie just jene Wähler, denen Trump zu rechts und Sanders zu links ist.

Mencken
Mencken
25. Februar, 2016 12:07

Trump vs. Clinton ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Beide halte ich allerdings nicht für sonderlich gefährlich, Hitler-Vergleiche u.ä. scheinen mir da doch arg überzogen.
Letztendlich ist das auch Sache der Amerikaner, wenn Trump ihnen am besten gefällt, dann ist das eben so. Hatte ich bei Bush auch kein Problem mit (den ich auch nicht für schlechter als Obama halte), problematisch wird es immer nur dann, wenn der Rest der Welt sich weigert, im Zweifelsfall entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

Wortvogel
Wortvogel
25. Februar, 2016 12:20

@ Christian Siegel: Das wäre die traditionelle Lesart. Ich denke aber, dass Trump generell die Arena für extreme Positionen geöffnet hat – Clinton kann linker sein, weil die Mitte sie mangels Alternative trotzdem wählen wird.

flippah
flippah
25. Februar, 2016 13:09

Was allerdings auch ein durchaus realistisches Szenario ist, ist Trump gegen Sanders.

Das dürfte dann dazu führen, dass eventuell ein mittiger unabhängiger Kandidate (Bloomberg) eine realistische Chance hätte, wodurch das 2-Parteien-System der USA sich aufweichen könnte.

Wortvogel
Wortvogel
25. Februar, 2016 13:21

@ flippah: Ersteres halte ich für fast unmöglich, letzteres sogar für unvorstellbar.

Steffen
Steffen
25. Februar, 2016 13:47

Ich drücke ja nachwievor die Daumen, dass es Sanders statt der falschen Schlange Clinton wird, sehe da aber auch eher schwarz.

Wenn Trump allerdings wirklich Präsident werden sollte, dann halte ich auch einen dritten Weltkrieg in den kommenden Jahren für nicht unrealistisch :-/

Exverlobter
Exverlobter
25. Februar, 2016 14:26

Wenn Trump eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen will, heißt das nicht automatisch, dass er sämtliche Latinos gegen sich aubringt. Weil die selber oftmals die illegale Migration als Konkurrenz für ihre eigene Position sehen. Ich hatte vor ein paar Tagen ein Gespräch mit meinem türkischen! Nachbarn, der sich beschwert, dass “zu viele Muslime ins Land strömen”. Welche Ironie.
Übertrage das einfach nur auf die Situation in den USA.
Trump sollte aus seiner Sicht aber vorsichtig sein mit faschistoiden Sprüchen a’la: “Ich schmeiße alle Latinos aus dem Land”. Denn dann wird er bei denen tatsächlich keine Anhänger finden.

Mencken
Mencken
25. Februar, 2016 15:31

Die Republikaner haben natürlich auch das Problem, dass Trump auch als unabhängiger Kandidat weitermachen könnte, wenn er nicht nominiert wird. Gegen Clinton räume ich ihm sogar ganz gute Chancen ein, problematisch ist, dass eine derartige Wahl die Spannungen zwischen Konservativen und Liberalen in den USA nochmals kräftig verstärken würde.

Martin Däniken
Martin Däniken
25. Februar, 2016 15:52

Trump hat ein Buch geschrieben..”The art of deal”
-für mich läuft es einen Mindfunk der Spitzenklasse hinaus.
Je extremer sich Trump gibt desto mehr kann er opfern wenn es ernst wird
-und er wird es gut oder garnicht erklären-
“He is the Donald!”

DMJ
DMJ
25. Februar, 2016 16:30

So in etwa sehe ich das auch. Ich mag die Clinton nicht sonderlich, aber ich brauche keine Nanosekunde überlegen, wenn ich mich zwischen ihr und Trump entscheiden müsste.
Sanders wäre wirklich toll, aber darauf braucht man wohl gar nicht zu hoffen… Daher finde ich mich ab, dass mir das geringere Übel hier recht gute Chancen zu haben scheint.

Peroy
Peroy
25. Februar, 2016 17:06

Donald Trump wird der beste Präsident, den Amerika je hatte! Und der letzte.

perseus
perseus
25. Februar, 2016 19:16

Trump könnte natürlich auch, wenn er als republikanischer Kandidat gesetzt ist und einen klugen Wahlkampfberater hat und auch auf ihn hört, sich dann seriöser geben, entsprechend durch eine breiten Riege Vizepräsidentenkandidaten und Schattenminister die Partei wieder einbinden. Seine Vugläranhängerschaft wird ihm schon bis zur Wahl trotzdem treu bleiben.

Martin Däniken
Martin Däniken
25. Februar, 2016 20:41

Trotzdem irgend wie denke ich bei Trump an die Präsidenten aus den Snake Plissken-Filmen! Spukt bei mir im Hinterkopf herum,speziell der Cliff Robertson-Typ…nicht das Trump eine religöse Autokratie aus den USA machen will oder wird-aber wahrscheinlich sein Nachfolger!

Robert
Robert
25. Februar, 2016 20:55

Clinton ist eine alte Schreckschraube, die weder ihr Email Konto noch ihren Ehemann unter Kontrolle hat(te). Sie kann mit ihrem Publikum keine connection herstellen und die Vorstellung von einem Fernsehduell mit Trump treibt ihren Wahlkampfberatern den Angstschweiß auf die Stirn. Ihr Eintreten für “Feminismus” Marke USA mit den “safe spaces” der Unis ist nichts, was für Mary-Ann Doe irgendwie attraktiv wäre. Es wird schwer, jemanden zu finden, der so “korruptes Washingtoner Establishment” schreit wie sie.

Gut das ist jetzt polemischer als des WVs Artikel, aber Trump hat durchaus das Zeug, sie zu schlagen.

Andreas Hirsch
Andreas Hirsch
25. Februar, 2016 21:42

Warum sollte Trump, wenn er denn Präsident würde, einen Weltkrieg auslösen und hitlergleich Amerika in die Diktatur führen? Das ist selbst dann unmöglich, wenn man ihm den Willen dazu unterstellte. Denn er ist, wie im Text richtig festgestellt, in den wichtigen, die USA eigentlich regierenden Netzwerken zu wenig. Und zu Clinton: Sie wäre aus europäischer Sicht die mit Abstand schlechteste Wahl. Sie würde den Krieg im Nahen Osten anheizen ohne Rücksicht auf die Interessen der Europäer UND Russen. Pure Machtpolitik würde Europa ihre Knute spüren lassen. Bei allem Bullshit, den Trump raushaut, ist er viel mehr Realpolitiker, als Clinton. Dieser mediale Weichzeichner auf dieser Frau ist ehrlich gesagt ziemlich propagandistisch (genauso wie es die Trump-Schelte ist). Der einzige Kandidat, dem man aus unserer Perspektive den Sieg wünschen sollte, ist Sanders, derzeit leider mit wenig Aussichten, denn er würde es ernstmeinen mit der Reform der USA, also zuallererst innere Probleme angehen, und die katastrophale, expansive Außenpolitik, die Europa mit einem gefährlichen, real existierenden Feuergürtel von der Ukraine bis Libyen umschlossen hat, endlich auf moderate Machtpolitik zurückfahren, Fehler der Vergangenheit zugeben und beenden und damit einen Neuanfang in Nordafrika, im Nahen Osten und in der Ukraine unter Berücksichtigung der Russen und Europäer ermöglichen.

Christian Siegel
25. Februar, 2016 22:42

@Wortvogel: Leuchtet ein, danke für die Klarstellung 🙂

earonn
earonn
26. Februar, 2016 11:20

Leider ist die Ähnlichkeit zu Hitlers Aufstieg auch das, was mir am meisten ins Auge springt.
Klar, so wie die Lage (Verbindungen, Gesetze) jetzt sind, könnte auch Präsident Trump nicht einfach so alle roten Knöpfe drücken, wie Andreas ja bemerkte.
Nur: Gesetze können geändert werden, und viele Menschen würden sich doch nur zu gerne an den Präsidenten ranwanzen.

Schockiert mich auch, dass insbesondere der Mangel jedweden Arguments so einfach ignoriert wird.

Über Hillary bin ich noch gespaltener Meinung. Ihr allerdings das Fremdgehen Ihres Ehemannes vorzuwerfen (“hat keine Kontrolle über ihn”) ist natürlich idiotisch. Niemand ist “einfach so” für die Taten seines Ehepartners verantwortlich.
Das zeigt höchstens, wie schwach die Argumente gegen sie sind. Wenn solche Geschichten zum Auffüllen der Liste benötigt werden…

jimmy1138
jimmy1138
26. Februar, 2016 11:27

Was “Trump hat alle gegen sich” betrifft ist das in meinen Augen doch ein wenig komplexer: Cruz ist v.a. bei Talk Radio mMn sicherlich der präferierte Kandidat, aber z.B. auch ein Limbaugh wird sich nicht mit großen Teilen seiner Hörerschaft anlegen. Das ist schlecht fürs Geschäft – und vielen von diesen Leuten geht es zu einem großen Teil vorrangig ums Geschäft.
Was Fox News angeht: Da ist das in meinen Augen nicht so eindeutig. Ich denke, keinem der wichtigen Hosts wird eine Meinung vorgeschrieben. Soweit ich das mitverfolgt habe ist Megyn Kelly (recht logsich) klar gegen Trump, O’Reilly recht neutal, van Susteren und Hannity pro Trump.
Auch das Establishment (das mMn Cruz viel mehr haßt) hat schon Signale ausgesendet, daß man damit rechnet, mit Trump arbeiten zu können. Am Ende ist die Partei selbst bzw sind auch die Mitkonkurrenten selbst schuld, daß Trump dort ist, wo er ist. Die Kandidaten wollten ihn nicht ernsthaft angreifen, weil sie darauf hofften, seien Wähler zu erben (das trifft insbesondere auf Cruz zu), die Medien haben nix gemacht, weil er ihnen Quoten gebracht hat und das Establishment hat ihn die letzten Jahre – trotz der peinlichen Birther-Affäre – als relevante politische Stimme zugelassen.
Wobei der Grund in meinen Augen sicherlich auch in Amerikas “Celebrity Obsession” zu suchen ist, wo die Republikaner eben auch den Nachteil haben, daß die meisten Prominenten eher die Demokraten unterstützen. Da bleiben statt Beyoncé, Clooney & Co. eben nur Trump, Clint Eastwood, Ted Nugent und die Duck-Dynasty-Fritzen, die dann eben alle ein stärkeres Gewicht haben.
Was Trump selbst als Präsidenten angeht: Klar gehen seine Ansagen in Richtung Faschismus – ein starker Präsident der alles im Alleingang oder eng Hand in Hand mit den Großunternehmen löst. Wenn’s ein Problem mitm Internet gibt, ruft er Bill Gates an, wenn das FBI ein iPhone knacken muß, ruft er Tim Cook zum Rapport. Dazu noch mit Abstand die autoritärsten Tendenzen aller Kandidaten. Dagegen steht er von den Positionen her im Schnitt aber noch am nähesten zur Mitte und kann eigentlich beliebig seine Meinung ändern, ohne Konsequenzen zu fürchten. Und klar ist es außenpolitisch gefährlich, einen derart dünnhäutigen Präsidenten zu haben (obwohl das auch stark vermindert auch auf Obama zutrifft), aber insgesamt sehe ich Trump in der Außenpolitik als komplette Wundertüte. Und spätestens seit Bush, der 2000 als Isolationist angetreten ist, ist es eigentlich sinnlos hinsichtlich Außenpolitik Prognosen zu machen.

Martin Däniken
Martin Däniken
26. Februar, 2016 13:32

Hat so ein US-Presi denn wirklich was zu entscheiden…
Ja,er ist der Kopf der prächtigsten Nation unter Gott.
(Nicht vergessen Gott ist Amerikaner und kein Ureinwohner!)
Aber POTUS hat Leute,die ihm Papiere vorbereiten,
er kann sich selbst kein Bild machen wie Harun al-Rashid usw!
Der POTUS ist eigentlich ne arme Sau-ne Runde Mitleid.
Danke! 😉

HERDIR
HERDIR
26. Februar, 2016 16:36

Hitler hat doch nach seinem gescheiterten Putsch Experiment den demokratischen Weg gewählt … die Konservativen wollten ihn bei Zeiten an die Wand drücken “bis er quiekt” … mit Notstandsgesetzen nach dem Reichtagsbrand (und einem schwachen Reichspräsidenten) war es dann ein leichtes die Machtbefugnisse gebündelt auf ihn zu übertragen … ich glaube schon, dass wenn man will und die Gelegenheiten und Verbündete und Verbindungen stark genug sind jederzeit auch eine “gefestigte” Demokratie aufsprengen kann … ob das jetzt im Sinne eines Trumps ist mal dahingestellt … aber ich halte ihn auch für einen Menschen, der eine sehr kurze Reißleine hat und keinerlei Interessen außer seinen eigenen …

schmand
27. Februar, 2016 01:25

Donald Trump als Präsident wäre so, wie die Präsidenten in ESCAPE FROM NEW YORK/ L.A.

robert
robert
27. Februar, 2016 11:13

@ earonn: ich werfe ihr das nicht vor, aber geschickt eingesetzt ist es eine Waffe für ihren Gegner. Oder willst du etwa behaupten, alle wären super aufgeklärt und nichts würde an ihr hängen bleiben?
Ihr größter Fallstrick werden aber trotzdem die Emails sein. Das haben die Demokraten jetzt nicht gegen sie eingesetzt um, weil es die Partei im allgemeinen schwächt. Aber afaik läuft der Untersuchungsausschuss noch. Ein Schelm, wer denkt, dass genau zur Hochphase des Wahlkampfes da mehr Details auftauchen werden.

Wortvogel
Wortvogel
27. Februar, 2016 13:14

@ robert: Die Emails sind wieder mal ein Blindgänger, ein verzweifelter Versuch, RHC IRGENDWAS anzuhängen – die Behauptung, darin werde IRGENDWAS zu finden sein, ist ungefähr so potent wie die jämmerliche Suche nach einer Verantwortlichkeit für die Toten von Benghazi.

Martin Däniken
Martin Däniken
27. Februar, 2016 15:06

Bezug nehmend auf den Titel “Circus maximus” sind alle Beteiligten Vollprofis(sichtbare wie unsichtbare),die den Zufall wenn irgenswie geht möglichst ausschalten”wollen”.
Denn es hat sich alles “eingespielt” harhar.
Aber ich hoffe das es irgendetwas gibt das zum durchschlagenden unerwarteten Selbstläufer wird…
Man wird ja noch hoffen dürfen 😉

robert
robert
27. Februar, 2016 21:01

@ WV: Die Frau hat den gesamten Email Verkehr ihrer Amtszeit über ihren privaten Email Server laufen lassen. Wenn da keine geheimen Informationen dabei waren, hat sie ihren Job nicht gemacht!
Und ich halte die Chinesen durchaus für fähig, einen privaten Server, der teilweise nicht mal von einem IT Experten betreut wurde, zu knacken.
Ist eigentlich schon raus, wer das gesamte deutsche Bundestagsnetz geknackt hat? Bei Merkel’s Handy weiß man’s wenigstens.

Das an Benghazi festmachen zu wollen war der erste misslungene Versuch, das abstrakte Thema “Email Sicherheit” an einem plakativen Beispiel festzumachen.
Trump ist da hoffentlich geschickter.

Wortvogel
Wortvogel
28. Februar, 2016 10:27

@ robert: Ich weiß nicht, bei welchen rechtslastigen Verschwörugsseiten du dich informierst, aber das ist auf breiter Front schlicht falsch. Clinton hat nicht den gesamten Email-Verkehr ihrer Amtszeit über private Server laufen lassen, sondern nur Bruchstücke davon. Es gibt keinerlei Hinweis, dass da irgendwas geknackt wurde – es geht um die Frage, ob mit den privaten Servern amtsschädigendes Verhalten vertuscht werden sollte.

Es ist auch längst öffentlich, dass viele Präsidenten, Minister und andere Top-Politiker so verfahren, oft sogar auf Anraten ihrer Sicherheitsexperten, die private Server für sicherer halten als Regierungssysteme. HRC hat nichts getan, was nicht gang und gebe wäre.

Und schließlich – selbst WENN das alles wahr wäre, wäre es immer noch kein Beweis für schädigendes Verhalten von HRC. “Da steckt doch garantiert eine Schweinerei drin!” ist bestenfalls eine haltlose Behauptung.

robert
robert
28. Februar, 2016 13:10

Hillary Rodham Clinton exclusively used a personal email account to conduct government business as secretary of state, State Department officials said, […]

http://www.nytimes.com/2015/03/03/us/politics/hillary-clintons-use-of-private-email-at-state-department-raises-flags.html?smid=tw-bna&_r=3

und dass “viele Präsidenten, Minister [..] so verfahren”, macht es keinen Deut besser. Dass Merkels Handy abgehört wurde, hat man nur durch Snowden erfahren. Da wurde jahrelang ihr Handy abgehört, und keiner hat’s gemerkt.
Wenn man es geschickt anstellt, dann ist es möglicherweise eine Verbesserung, aber sich auf security through obscurity alleine zu verlassen ist ne schlechte idee.
Und Clinton hat sich generell nicht sehr geschickt angestellt:

http://www.wired.com/2015/03/clintons-email-server-vulnerable/

Dass die Regierungssysteme so “schlecht” sind, liegt übrigens nicht an den IT Experten der Regierungen, sondern dass sich die Abgeordneten nichts sagen lassen, sondern einfachste Sicherheitsrichtlinien einfach nicht einhalten wollen.

Aber ich find deinen letzten Absatz besonders . . . interessant. Selbst wenn sie ihre Top Secret Emails auf einem miserabel eingerichteten privaten Servern hatte, ist noch immer nichts bewiesen. Klar, die Außenministerin der USA, die Aussichten und Ambitionen auf das Präsidentenamt hat ist niemals nicht auf gar keinen Fall Ziel für ausländische Geheimdiente. Und selbst wenn, dann sind sie so inkompetent, dass sie keine Zeitungen lesen, in denen stand, wie ihre domain heißt, weil ein hacker einen Freund von ihr hat hochgehen lassen. ja ne, is klar.

Martin Däniken
Martin Däniken
28. Februar, 2016 16:59

Es ist wie immer eine Frage der Interpretation und welche Ziele mit der Freigabe von”Informationen” verfolgt werden…Wenn US-Demokraten z.B. “geholfen” haben,die Hintergründe von privaten E-Mails-Accounts aufzudecken,dann evtll nicht weil sie an der Aufdeckung von Juristisch relevanten Fehlverhalten interessiert wären,sondern weil ihnen HRC nicht passt…Eigennutz ist eigentlich nicht schädlich,kommt sie aber in Form von”Backstabbing” daher,entlarvt es eher die Entlarver und deren Einstellung,oder.
Mal einfach die Frage nach der Motivation stellen-dann brauchts auch keine VT 😉

Wortvogel
Wortvogel
29. Februar, 2016 09:07

@ robert: In der Tat, die Tatsache, dass HRC ausschließlich einen privaten Server verwendet hat, war mir unbekannt. Ist auch unschön, keine Frage. Nachdem ich mich allerdings durch den monströsen Wikipedia-Eintrag gekämpft habe, steht meine originale Aussage: Es scheint weder beispiellos noch illegal. Und dass der Account Schweinereien enthält oder gehackt wurde, ist weiterhin nur eine Unterstellung. So there.

Goran
Goran
29. Februar, 2016 12:58

Wir vergessen hier immer, wie anders die Mentalität in Amerika doch ist.

Auch wenn wir oberflächlich genauso von ähnlichen Eigenschaften mitgerissen werden, so hat ein Nymbus des “self made” dort eine noch viel unglaublichere Zugkraft.

Wenn man sich die Befragungen von Trumpanhängern so ansieht, so hört man andauernd, dass er ja so ein Vermögen aufgebaut hat, der wird diesen Erfolg schon auch im Land umsetzen.

Wieviele Projekte Trump in den Sand gesetzt hat, wie oft er betrügerisch gehandelt hat, ist vielen weder bekannt, noch wichtig.
In deren Augen ist er jetzt reich und erfolgreich, da zählt kein kleinkarriertes Federlesen in der Vergangenheit.

Martin Däniken
Martin Däniken
1. März, 2016 09:22

“When it is stupid and it works,it is not stupid!” Amerikanische Volksweisheit 😉
Bei imgur gibt es da ein “nettes” Foto (Fahrrad mit Vorbau)und aufschlussreiche Kommentare…,die man auch nahtlos auf “the Donald” anwenden kann!

Andy Simon
24. Oktober, 2016 13:24

“@ robert: Die Emails sind wieder mal ein Blindgänger, ein verzweifelter Versuch, RHC IRGENDWAS anzuhängen – die Behauptung, darin werde IRGENDWAS zu finden sein, ist ungefähr so potent wie die jämmerliche Suche nach einer Verantwortlichkeit für die Toten von Benghazi.”

Torsten: Ich glaube, da ist es inzwischen an der Zeit für eine Richtigstellung. Der Grad, in dem sich in den Emails auf Wikileaks Beweise für Korruption, Manipulation, Amtsmissbrauch und Wählertäuschungen finden lassen, ist erschreckend. Das sind keine Einzelfälle, sondern System. Dass HRC Trump verhindert, scheint jetzt sehr wahrscheinlich. Dass Clinton, wenn sie einmal Präsidentin ist, auch nur ein Jota von ihrer “quid pro quo”-Politik abweichen wird, ist auszuschließen. Mir graut es vor den nächsten vier Jahren.

Wortvogel
Wortvogel
25. Oktober, 2016 15:52

@ Andy Simon: Mitnichten. Hillary Clinton ist genau die Insiderin mit den Seilschaften, als die ich sie immer gesehen habe – und die Wikileaks-Emails (von denen viele offensichtlich manipuliert sind) beweisen nur, wie das System funktioniert. Ich bin überzeugt, dass Hillary einige fischige Sachen machen musste, um so weit zu kommen. Für mich zählt, was sie als Präsidentin tut – gerade angesichts der Tatsache, dass mittlerweile selbst Greg Stillson Trump für einen Psychopathen halten würde. Wenn Hillary scheitert, scheitert sie an der fortwährenden Blockadepolitik der Republikaner, die schon Obama bei jeder Gelegenheit haben auflaufen lassen. Wie ich anderswo schrieb: Das System ist kaputt. Und 2024 setze ich auf Michelle Obama. Go girl!

Robert
Robert
26. Oktober, 2016 22:01

@Andy Simon: Manipulation und Wählertäuschung, gut. Da hat auch der Alphonso gerade was lustige geschrieben:
http://blogs.faz.net/deus/2016/10/25/nasty-women-clintons-handlanger-machen-trump-great-again-3801/
Aber hast du auch was für den Amtsmissbrauch?
@WV: allein schon für die politische Hygiene kann man sich drei demokratische Präsidenten hintereinander eigentlich nicht wünschen. 4-8 Jahre sollten doch genug Zeit sein, um sich neu aufzustellen.

Exverlobter
Exverlobter
10. November, 2016 15:03

“Jeder Kandidat der Republikaner im 21. Jahrhundert verliert die Wahl, auch wenn ALLE weißen heterosexuellen Männer ihn wählen. Weil mittlerweile die Minderheiten die Wahl entscheiden und der künftige Präsident nicht nur das Vertrauen der weißen Mittelschicht, sondern auch der Frauen, Schwarzen, Schwulen und Hispanics braucht. Ein Präsident des 21. Jahrhunderts muss ein Konsens-Kandidat sein”

Oooops, soviel zu den Demoskopen.